Sigismundus Freyberger [i. e. Wartmann, Sigismund Friedrich]: Germania Pertubata et Restaurata: Das ist [...] Theologo-Historica Politische Discursus, Vom Zustand deß gantzen Römischen Reichs. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1650.GERMANIAE PERTVRBATAE vnd Panormitanus für jhm erwiesen. Wie auch Nicolaus deClemangis in seinem Büchlein von dem verderbten Zustand der Kirchen. Dann etliche Concilien thun die Bilder gantz ab/ vnd stossen sie auß der Kirchen; andere aber richten sie wider auff/ vnd setzen sie/ als nöhtig wider ein. Etliche Concilien geben den Prie- stern jhre Weiber/ vnd lassen sie freyen; andere lassen solches zwar geschehen/ doch/ daß sie/ bey Verlierung jhres Ampts/ nicht bey- schlaffen/ noch Kinder aufferziehen; andere nehmen jhnen die Wei- ber gar/ vnd verpflichten sie zu ewiger Keuschheit. Etliche thun die Ketzer weiter nicht/ als in den Bann/ vnd meiden sie; andere nehmen jhnen das Leben gar. Etliche vermaledeyen alle/ die da anderst/ als nach der Einsatzung Christi/ das Sacrament in beyderley Gestalt empfahen; andere setzen Schnurstracks das Gegentheil/ vnd ver- bannen alle/ die für Ketzer/ so nach der alten Concilien vnd Bäpsten Decreten beyde Gestalten begehren. Etliche machen den Bapst zu Rom zum Haupt deß Concilii, also daß kein Concilium gül- tig sey/ wann es der Bapst nicht bestättige vnd gut heisse; andere vnterwerffen den Bapst dem Concilio, als welches Macht habe/ jhn gar vom Stul zustossen. Etliche machen die Römische Kirch zu einer Funrstin vnd Regentin aller anderer Kirchen/ vnd geben jhr den Bapst zum Haupt der gantzen Christenheit; andere widerfech- tens zum hefftigsten. Anno Christi 263. wurde zu Antiochia Pauli deß Bischoffs Was nun mehr vor Concilien fürgiengen/ die setzten Maß wie
GERMANIÆ PERTVRBATÆ vnd Panormitanus fuͤr jhm erwieſen. Wie auch Nicolaus deClemangis in ſeinem Buͤchlein von dem verderbten Zuſtand der Kirchen. Dann etliche Concilien thun die Bilder gantz ab/ vnd ſtoſſen ſie auß der Kirchen; andere aber richten ſie wider auff/ vnd ſetzen ſie/ als noͤhtig wider ein. Etliche Concilien geben den Prie- ſtern jhre Weiber/ vnd laſſen ſie freyen; andere laſſen ſolches zwar geſchehen/ doch/ daß ſie/ bey Verlierung jhres Ampts/ nicht bey- ſchlaffen/ noch Kinder aufferziehen; andere nehmen jhnen die Wei- ber gar/ vnd verpflichten ſie zu ewiger Keuſchheit. Etliche thun die Ketzer weiter nicht/ als in den Bann/ vnd meiden ſie; andere nehmen jhnen das Leben gar. Etliche vermaledeyen alle/ die da anderſt/ als nach der Einſatzung Chriſti/ das Sacrament in beyderley Geſtalt empfahen; andere ſetzen Schnurſtracks das Gegentheil/ vnd ver- bannen alle/ die fuͤr Ketzer/ ſo nach der alten Concilien vnd Baͤpſten Decreten beyde Geſtalten begehren. Etliche machen den Bapſt zu Rom zum Haupt deß Concilii, alſo daß kein Concilium guͤl- tig ſey/ wann es der Bapſt nicht beſtaͤttige vnd gut heiſſe; andere vnterwerffen den Bapſt dem Concilio, als welches Macht habe/ jhn gar vom Stul zuſtoſſen. Etliche machen die Roͤmiſche Kirch zu einer Fũrſtin vnd Regentin aller anderer Kirchen/ vnd geben jhr den Bapſt zum Haupt der gantzen Chriſtenheit; andere widerfech- tens zum hefftigſten. Anno Chriſti 263. wurde zu Antiochia Pauli deß Biſchoffs Was nun mehr vor Concilien fuͤrgiengen/ die ſetzten Maß wie
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GERMANIÆ PERTVRBATÆ
vnd Panormitanus fuͤr jhm erwieſen. Wie auch Nicolaus de
Clemangis in ſeinem Buͤchlein von dem verderbten Zuſtand der
Kirchen. Dann etliche Concilien thun die Bilder gantz ab/ vnd
ſtoſſen ſie auß der Kirchen; andere aber richten ſie wider auff/ vnd
ſetzen ſie/ als noͤhtig wider ein. Etliche Concilien geben den Prie-
ſtern jhre Weiber/ vnd laſſen ſie freyen; andere laſſen ſolches zwar
geſchehen/ doch/ daß ſie/ bey Verlierung jhres Ampts/ nicht bey-
ſchlaffen/ noch Kinder aufferziehen; andere nehmen jhnen die Wei-
ber gar/ vnd verpflichten ſie zu ewiger Keuſchheit. Etliche thun die
Ketzer weiter nicht/ als in den Bann/ vnd meiden ſie; andere nehmen
jhnen das Leben gar. Etliche vermaledeyen alle/ die da anderſt/ als
nach der Einſatzung Chriſti/ das Sacrament in beyderley Geſtalt
empfahen; andere ſetzen Schnurſtracks das Gegentheil/ vnd ver-
bannen alle/ die fuͤr Ketzer/ ſo nach der alten Concilien vnd Baͤpſten
Decreten beyde Geſtalten begehren. Etliche machen den Bapſt
zu Rom zum Haupt deß Concilii, alſo daß kein Concilium guͤl-
tig ſey/ wann es der Bapſt nicht beſtaͤttige vnd gut heiſſe; andere
vnterwerffen den Bapſt dem Concilio, als welches Macht habe/
jhn gar vom Stul zuſtoſſen. Etliche machen die Roͤmiſche Kirch
zu einer Fũrſtin vnd Regentin aller anderer Kirchen/ vnd geben jhr
den Bapſt zum Haupt der gantzen Chriſtenheit; andere widerfech-
tens zum hefftigſten.
Anno Chriſti 263. wurde zu Antiochia Pauli deß Biſchoffs
Meynung/ daß die Jungfraw Maria nach Chriſto/ mehr Kinder
gebohren/ verworffen: Vmb dieſe Zeit zweyten ſich die Africaner
mit den Roͤmern/ ob man die von Ketzern getauffte Chriſten wider
tauffen ſolte. Ob gleich Anno 365. Arij Ketzerey zu Nicea ver-
dampt worden/ blieben doch jhr viel Biſchoffe in demſelbigen Jrꝛ-
thumb/ die hielten vnderſchiedliche Concilien/ zu Meyland/ zu Ari-
min/ in Thracien vnd Macedonien/ vnd brachten die Keyſer offt-
mals auff jhre Seiten.
Was nun mehr vor Concilien fuͤrgiengen/ die ſetzten Maß
vnnd Ordnung/ welcher Biſchoff allen andern fuͤrgehen/ vnnd
wie
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