Behufe werden zuvörderst die äußeren Streifen nach dem Lothe genau aufgetragen, alsdann mit dem Richtscheit die dazwischen liegenden gerichtet und die Zwischenfelder beworfen und mittelst des Richt- scheits abgeglichen. Hiernach ebnet der Maurer mit dem kleinen Reibe- brette alles sauber und bespritzt gleichzeitig diejenigen Strecken, die zu stark getrocknet waren, immer wieder mit dem Maurerpinsel (den er mit der linken Hand regiert), um sie mit dem Reibebrette nochmals überreiben zu können.
Die Putzflächen, welche sehr sauber sein sollen, werden nachträglich nochmals "gefilzt", d. h. mittelst Reibebrettern, welche mit Filz be- nagelt sind, sorgfältig nachgeputzt. Zu dem letzteren Anwurf dieses Filzputzes nimmt der Maurer am liebsten sehr feinen Sand und einen Gypszusatz, etwa so viel wie zu dem Deckenputz. Der Filzputz wird neuerdings vielfach ausgeführt.
Bei untergeordneten Räumen, z. B. Dachböden, Dachkammern, Schornsteinwandungen im Dachraume, sowie in landwirthschaftlichen Gebäuden aller Art, begnügt man sich damit, den Kalkanwurf bloß mit der Kelle glatt zu streichen und nicht weiter mit dem Reibebrette zu ebenen; dieses Verfahren heißt: berappen oder verbrähmen. Die Wände erhalten hierdurch eine rauhe Oberfläche und eignen sich daher nicht für Wohn- und bessere Räume.
Der Facadenputz besteht häufig aus einem etwa 2--3zm starken Rappputz, der sogleich nach dem Auftragen des Mörtels mit einem stumpfen Besen gleichmäßig betupft wird; es entstehen dadurch kleine Vertiefungen, welche das Ansehen haben, als wären sie durch starkes Anspritzen mit Wasser entstanden, woher man diese Art des Putzes auch Spritzwerk oder Spritzputz nennt.
Falls vorspringende Bossen und Quaderungen herzustellen sind, so ist es nothwendig, zuvor die Vertiefungen im rauhen Mauerwerk auszusparen und zwar soweit, daß der Putz allenthalben nur unge- fähr 2--3zm aufgetragen zu werden braucht. Die Art eines solchen Putzes geben die Figuren 192 A--C zu erkennen. Um hierbei die Nuthen genau und scharf, parallel und lothrecht anbringen zu können, befestigt man an den Grenzen derselben zwei Putzlatten 11 (Fig. 192 D) von 2--3zm Dicke und 5--6zm Breite, an welchen eine, aus Eisen- blech gefeilte und an einem hölzernen Schlitten befestigte, Schablone hin und her gezogen wird; der Maurer wirft so lange Mörtel (der an Feinheit zunimmt) in die Vertiefung, bis das Profil sauber
Erſtes Kapitel.
Behufe werden zuvörderſt die äußeren Streifen nach dem Lothe genau aufgetragen, alsdann mit dem Richtſcheit die dazwiſchen liegenden gerichtet und die Zwiſchenfelder beworfen und mittelſt des Richt- ſcheits abgeglichen. Hiernach ebnet der Maurer mit dem kleinen Reibe- brette alles ſauber und beſpritzt gleichzeitig diejenigen Strecken, die zu ſtark getrocknet waren, immer wieder mit dem Maurerpinſel (den er mit der linken Hand regiert), um ſie mit dem Reibebrette nochmals überreiben zu können.
Die Putzflächen, welche ſehr ſauber ſein ſollen, werden nachträglich nochmals „gefilzt“, d. h. mittelſt Reibebrettern, welche mit Filz be- nagelt ſind, ſorgfältig nachgeputzt. Zu dem letzteren Anwurf dieſes Filzputzes nimmt der Maurer am liebſten ſehr feinen Sand und einen Gypszuſatz, etwa ſo viel wie zu dem Deckenputz. Der Filzputz wird neuerdings vielfach ausgeführt.
Bei untergeordneten Räumen, z. B. Dachböden, Dachkammern, Schornſteinwandungen im Dachraume, ſowie in landwirthſchaftlichen Gebäuden aller Art, begnügt man ſich damit, den Kalkanwurf bloß mit der Kelle glatt zu ſtreichen und nicht weiter mit dem Reibebrette zu ebenen; dieſes Verfahren heißt: berappen oder verbrähmen. Die Wände erhalten hierdurch eine rauhe Oberfläche und eignen ſich daher nicht für Wohn- und beſſere Räume.
Der Façadenputz beſteht häufig aus einem etwa 2—3zm ſtarken Rappputz, der ſogleich nach dem Auftragen des Mörtels mit einem ſtumpfen Beſen gleichmäßig betupft wird; es entſtehen dadurch kleine Vertiefungen, welche das Anſehen haben, als wären ſie durch ſtarkes Anſpritzen mit Waſſer entſtanden, woher man dieſe Art des Putzes auch Spritzwerk oder Spritzputz nennt.
Falls vorſpringende Boſſen und Quaderungen herzuſtellen ſind, ſo iſt es nothwendig, zuvor die Vertiefungen im rauhen Mauerwerk auszuſparen und zwar ſoweit, daß der Putz allenthalben nur unge- fähr 2—3zm aufgetragen zu werden braucht. Die Art eines ſolchen Putzes geben die Figuren 192 A—C zu erkennen. Um hierbei die Nuthen genau und ſcharf, parallel und lothrecht anbringen zu können, befeſtigt man an den Grenzen derſelben zwei Putzlatten 11 (Fig. 192 D) von 2—3zm Dicke und 5—6zm Breite, an welchen eine, aus Eiſen- blech gefeilte und an einem hölzernen Schlitten befeſtigte, Schablone hin und her gezogen wird; der Maurer wirft ſo lange Mörtel (der an Feinheit zunimmt) in die Vertiefung, bis das Profil ſauber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0224"n="208"/><fwplace="top"type="header">Erſtes Kapitel.</fw><lb/>
Behufe werden zuvörderſt die äußeren Streifen nach dem Lothe genau<lb/>
aufgetragen, alsdann mit dem Richtſcheit die dazwiſchen liegenden<lb/>
gerichtet und die Zwiſchenfelder beworfen und mittelſt des Richt-<lb/>ſcheits abgeglichen. Hiernach ebnet der Maurer mit dem kleinen Reibe-<lb/>
brette alles ſauber und beſpritzt gleichzeitig diejenigen Strecken, die<lb/>
zu ſtark getrocknet waren, immer wieder mit dem Maurerpinſel (den<lb/>
er mit der linken Hand regiert), um ſie mit dem Reibebrette nochmals<lb/>
überreiben zu können.</p><lb/><p>Die Putzflächen, welche ſehr ſauber ſein ſollen, werden nachträglich<lb/>
nochmals „<hirendition="#g">gefilzt</hi>“, d. h. mittelſt Reibebrettern, welche mit Filz be-<lb/>
nagelt ſind, ſorgfältig nachgeputzt. Zu dem letzteren Anwurf dieſes<lb/>
Filzputzes nimmt der Maurer am liebſten ſehr feinen Sand und einen<lb/>
Gypszuſatz, etwa ſo viel wie zu dem Deckenputz. Der <hirendition="#g">Filzputz</hi><lb/>
wird neuerdings vielfach ausgeführt.</p><lb/><p>Bei untergeordneten Räumen, z. B. Dachböden, Dachkammern,<lb/>
Schornſteinwandungen im Dachraume, ſowie in landwirthſchaftlichen<lb/>
Gebäuden aller Art, begnügt man ſich damit, den Kalkanwurf bloß<lb/>
mit der Kelle glatt zu ſtreichen und nicht weiter mit dem Reibebrette<lb/>
zu ebenen; dieſes Verfahren heißt: <hirendition="#g">berappen</hi> oder <hirendition="#g">verbrähmen</hi>.<lb/>
Die Wände erhalten hierdurch eine rauhe Oberfläche und eignen ſich<lb/>
daher nicht für Wohn- und beſſere Räume.</p><lb/><p>Der Fa<hirendition="#aq">ç</hi>adenputz beſteht häufig aus einem etwa 2—3<hirendition="#sup"><hirendition="#aq">zm</hi></hi>ſtarken<lb/>
Rappputz, der ſogleich nach dem Auftragen des Mörtels mit einem<lb/>ſtumpfen Beſen gleichmäßig betupft wird; es entſtehen dadurch kleine<lb/>
Vertiefungen, welche das Anſehen haben, als wären ſie durch ſtarkes<lb/>
Anſpritzen mit Waſſer entſtanden, woher man dieſe Art des Putzes<lb/>
auch <hirendition="#g">Spritzwerk</hi> oder <hirendition="#g">Spritzputz</hi> nennt.</p><lb/><p>Falls vorſpringende Boſſen und Quaderungen herzuſtellen ſind,<lb/>ſo iſt es nothwendig, zuvor die Vertiefungen im rauhen Mauerwerk<lb/>
auszuſparen und zwar ſoweit, daß der Putz allenthalben nur unge-<lb/>
fähr 2—3<hirendition="#sup"><hirendition="#aq">zm</hi></hi> aufgetragen zu werden braucht. Die Art eines ſolchen<lb/>
Putzes geben die Figuren 192 <hirendition="#aq">A—C</hi> zu erkennen. Um hierbei die<lb/>
Nuthen genau und ſcharf, parallel und lothrecht anbringen zu können,<lb/>
befeſtigt man an den Grenzen derſelben zwei Putzlatten 11 (Fig. 192 <hirendition="#aq">D</hi>)<lb/>
von 2—3<hirendition="#sup"><hirendition="#aq">zm</hi></hi> Dicke und 5—6<hirendition="#sup"><hirendition="#aq">zm</hi></hi> Breite, an welchen eine, aus Eiſen-<lb/>
blech gefeilte und an einem hölzernen Schlitten befeſtigte, Schablone<lb/>
hin und her gezogen wird; der Maurer wirft ſo lange Mörtel (der<lb/>
an Feinheit zunimmt) in die Vertiefung, bis das Profil ſauber<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[208/0224]
Erſtes Kapitel.
Behufe werden zuvörderſt die äußeren Streifen nach dem Lothe genau
aufgetragen, alsdann mit dem Richtſcheit die dazwiſchen liegenden
gerichtet und die Zwiſchenfelder beworfen und mittelſt des Richt-
ſcheits abgeglichen. Hiernach ebnet der Maurer mit dem kleinen Reibe-
brette alles ſauber und beſpritzt gleichzeitig diejenigen Strecken, die
zu ſtark getrocknet waren, immer wieder mit dem Maurerpinſel (den
er mit der linken Hand regiert), um ſie mit dem Reibebrette nochmals
überreiben zu können.
Die Putzflächen, welche ſehr ſauber ſein ſollen, werden nachträglich
nochmals „gefilzt“, d. h. mittelſt Reibebrettern, welche mit Filz be-
nagelt ſind, ſorgfältig nachgeputzt. Zu dem letzteren Anwurf dieſes
Filzputzes nimmt der Maurer am liebſten ſehr feinen Sand und einen
Gypszuſatz, etwa ſo viel wie zu dem Deckenputz. Der Filzputz
wird neuerdings vielfach ausgeführt.
Bei untergeordneten Räumen, z. B. Dachböden, Dachkammern,
Schornſteinwandungen im Dachraume, ſowie in landwirthſchaftlichen
Gebäuden aller Art, begnügt man ſich damit, den Kalkanwurf bloß
mit der Kelle glatt zu ſtreichen und nicht weiter mit dem Reibebrette
zu ebenen; dieſes Verfahren heißt: berappen oder verbrähmen.
Die Wände erhalten hierdurch eine rauhe Oberfläche und eignen ſich
daher nicht für Wohn- und beſſere Räume.
Der Façadenputz beſteht häufig aus einem etwa 2—3zm ſtarken
Rappputz, der ſogleich nach dem Auftragen des Mörtels mit einem
ſtumpfen Beſen gleichmäßig betupft wird; es entſtehen dadurch kleine
Vertiefungen, welche das Anſehen haben, als wären ſie durch ſtarkes
Anſpritzen mit Waſſer entſtanden, woher man dieſe Art des Putzes
auch Spritzwerk oder Spritzputz nennt.
Falls vorſpringende Boſſen und Quaderungen herzuſtellen ſind,
ſo iſt es nothwendig, zuvor die Vertiefungen im rauhen Mauerwerk
auszuſparen und zwar ſoweit, daß der Putz allenthalben nur unge-
fähr 2—3zm aufgetragen zu werden braucht. Die Art eines ſolchen
Putzes geben die Figuren 192 A—C zu erkennen. Um hierbei die
Nuthen genau und ſcharf, parallel und lothrecht anbringen zu können,
befeſtigt man an den Grenzen derſelben zwei Putzlatten 11 (Fig. 192 D)
von 2—3zm Dicke und 5—6zm Breite, an welchen eine, aus Eiſen-
blech gefeilte und an einem hölzernen Schlitten befeſtigte, Schablone
hin und her gezogen wird; der Maurer wirft ſo lange Mörtel (der
an Feinheit zunimmt) in die Vertiefung, bis das Profil ſauber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/224>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.