daß der Rauch durch enge Rohre weit schneller emporsteigt, als durch weite und somit der "Zug" ein besserer ist.
Damit die Rauchfangkehrer mit ihren Besen alle Schornsteine reinigen können, hat die Baupolizei in sämmtlichen Staaten die Weite der Röhren gesetzlich vorgeschrieben.
Die früher in Preußen üblichen Maße waren: 6/6"--6/8" und 8/8"; nach Einführung des Metermaßes beträgt die lichte Weite 15/15--15/21 oder 21/21zm. Dieselben Dimensionen gelten auch in Oesterreich, wo besonders die Steinbreite von 14zm die Anlage der russischen Röhren wesentlich erleichtert.
Die engen Schornsteine erhalten entweder einen viereckigen oder kreisförmigen Querschnitt; letzterer ist in Oesterreich und vielen Distrikten Deutschlands sehr gebräuchlich und heißen nach ihm die Schlotte dann "Cylinder". Die viereckigen Röhren haben den Vortheil, daß sie sich leichter herstellen lassen, die runden dagegen "ziehen" besser und gestatten eine gründliche Reinigung.
Die Aufmauerung der runden Röhren geschieht derart, daß man einen 0,5--1m langen Holzklotz vom Durchmesser der Röhre lose mit einmauert und, nachdem vier bis sechs Schaaren aufgeführt sind, in die Höhe zieht. Die Rauchfänge werden innerhalb mit Kalk- mörtel berappt (verbrämt); dasselbe geschieht auch an den Außenseiten der im Bodenraume freistehenden Schornsteinkasten. Jedoch das Schornsteinende, welches über das Dach hinaus ragt, bleibt stets ungeputzt und wird blos ausgefugt, da der äußere Putz wegen des bedeutenden Temperaturunterschiedes zwischen der äußeren Luft und der Gase innerhalb der Röhren, sowie wegen der beständigen Nässe durch Regen u. s. w., immer abfällt.
Die Wandstärke der engen Röhren beträgt bei Stuben- und Küchenfeuerungen stets 1/2 Ziegel, auch wenn mehrere Schornsteine nebeneinander stehen. Durchaus verwerflich ist es, die Scheide- wand zwischen zwei Schornsteinröhren, welche ebenfalls 1/2 Ziegel stark sein muß, aus hochkantig aufeinander gestellten Ziegeln zu machen. Solche "Zungen"-Wände sind nur bei "Dunströhren" gestattet, welche keiner Reinigung bedürfen.
Einzelne Röhren, die im Dachbodenraume sehr weit freistehen, erhalten an den beiden gegenüberstehenden Seiten Wangen von 1 Stein Stärke. Bilden mehrere enge Röhren zusammen einen "Schorn- steinkanen", so ist diese Verstärkung nicht erforderlich; auch die weiten
Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
daß der Rauch durch enge Rohre weit ſchneller emporſteigt, als durch weite und ſomit der „Zug“ ein beſſerer iſt.
Damit die Rauchfangkehrer mit ihren Beſen alle Schornſteine reinigen können, hat die Baupolizei in ſämmtlichen Staaten die Weite der Röhren geſetzlich vorgeſchrieben.
Die früher in Preußen üblichen Maße waren: 6/6″—6/8″ und 8/8″; nach Einführung des Metermaßes beträgt die lichte Weite 15/15—15/21 oder 21/21zm. Dieſelben Dimenſionen gelten auch in Oeſterreich, wo beſonders die Steinbreite von 14zm die Anlage der ruſſiſchen Röhren weſentlich erleichtert.
Die engen Schornſteine erhalten entweder einen viereckigen oder kreisförmigen Querſchnitt; letzterer iſt in Oeſterreich und vielen Diſtrikten Deutſchlands ſehr gebräuchlich und heißen nach ihm die Schlotte dann „Cylinder“. Die viereckigen Röhren haben den Vortheil, daß ſie ſich leichter herſtellen laſſen, die runden dagegen „ziehen“ beſſer und geſtatten eine gründliche Reinigung.
Die Aufmauerung der runden Röhren geſchieht derart, daß man einen 0,5—1m langen Holzklotz vom Durchmeſſer der Röhre loſe mit einmauert und, nachdem vier bis ſechs Schaaren aufgeführt ſind, in die Höhe zieht. Die Rauchfänge werden innerhalb mit Kalk- mörtel berappt (verbrämt); daſſelbe geſchieht auch an den Außenſeiten der im Bodenraume freiſtehenden Schornſteinkaſten. Jedoch das Schornſteinende, welches über das Dach hinaus ragt, bleibt ſtets ungeputzt und wird blos ausgefugt, da der äußere Putz wegen des bedeutenden Temperaturunterſchiedes zwiſchen der äußeren Luft und der Gaſe innerhalb der Röhren, ſowie wegen der beſtändigen Näſſe durch Regen u. ſ. w., immer abfällt.
Die Wandſtärke der engen Röhren beträgt bei Stuben- und Küchenfeuerungen ſtets ½ Ziegel, auch wenn mehrere Schornſteine nebeneinander ſtehen. Durchaus verwerflich iſt es, die Scheide- wand zwiſchen zwei Schornſteinröhren, welche ebenfalls ½ Ziegel ſtark ſein muß, aus hochkantig aufeinander geſtellten Ziegeln zu machen. Solche „Zungen“-Wände ſind nur bei „Dunſtröhren“ geſtattet, welche keiner Reinigung bedürfen.
Einzelne Röhren, die im Dachbodenraume ſehr weit freiſtehen, erhalten an den beiden gegenüberſtehenden Seiten Wangen von 1 Stein Stärke. Bilden mehrere enge Röhren zuſammen einen „Schorn- ſteinkanen“, ſo iſt dieſe Verſtärkung nicht erforderlich; auch die weiten
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Erſtes Kapitel. Das Ziegelmauerwerk.
daß der Rauch durch enge Rohre weit ſchneller emporſteigt, als durch
weite und ſomit der „Zug“ ein beſſerer iſt.
Damit die Rauchfangkehrer mit ihren Beſen alle Schornſteine
reinigen können, hat die Baupolizei in ſämmtlichen Staaten die Weite
der Röhren geſetzlich vorgeſchrieben.
Die früher in Preußen üblichen Maße waren: 6/6″—6/8″ und
8/8″; nach Einführung des Metermaßes beträgt die lichte Weite
15/15—15/21 oder 21/21zm. Dieſelben Dimenſionen gelten auch in
Oeſterreich, wo beſonders die Steinbreite von 14zm die Anlage der
ruſſiſchen Röhren weſentlich erleichtert.
Die engen Schornſteine erhalten entweder einen viereckigen
oder kreisförmigen Querſchnitt; letzterer iſt in Oeſterreich und
vielen Diſtrikten Deutſchlands ſehr gebräuchlich und heißen nach ihm die
Schlotte dann „Cylinder“. Die viereckigen Röhren haben den Vortheil,
daß ſie ſich leichter herſtellen laſſen, die runden dagegen „ziehen“
beſſer und geſtatten eine gründliche Reinigung.
Die Aufmauerung der runden Röhren geſchieht derart, daß
man einen 0,5—1m langen Holzklotz vom Durchmeſſer der Röhre
loſe mit einmauert und, nachdem vier bis ſechs Schaaren aufgeführt
ſind, in die Höhe zieht. Die Rauchfänge werden innerhalb mit Kalk-
mörtel berappt (verbrämt); daſſelbe geſchieht auch an den Außenſeiten
der im Bodenraume freiſtehenden Schornſteinkaſten. Jedoch das
Schornſteinende, welches über das Dach hinaus ragt, bleibt ſtets
ungeputzt und wird blos ausgefugt, da der äußere Putz wegen des
bedeutenden Temperaturunterſchiedes zwiſchen der äußeren Luft und
der Gaſe innerhalb der Röhren, ſowie wegen der beſtändigen Näſſe
durch Regen u. ſ. w., immer abfällt.
Die Wandſtärke der engen Röhren beträgt bei Stuben- und
Küchenfeuerungen ſtets ½ Ziegel, auch wenn mehrere Schornſteine
nebeneinander ſtehen. Durchaus verwerflich iſt es, die Scheide-
wand zwiſchen zwei Schornſteinröhren, welche ebenfalls ½ Ziegel ſtark
ſein muß, aus hochkantig aufeinander geſtellten Ziegeln zu machen.
Solche „Zungen“-Wände ſind nur bei „Dunſtröhren“ geſtattet,
welche keiner Reinigung bedürfen.
Einzelne Röhren, die im Dachbodenraume ſehr weit freiſtehen,
erhalten an den beiden gegenüberſtehenden Seiten Wangen von
1 Stein Stärke. Bilden mehrere enge Röhren zuſammen einen „Schorn-
ſteinkanen“, ſo iſt dieſe Verſtärkung nicht erforderlich; auch die weiten
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/102>, abgerufen am 23.07.2024.
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