Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweites Kapitel.

Bezüglich der Entfernung der Balken (von Mitte zu Mitte)
gilt der Erfahrungssatz, daß bei gesundem Bauholze und nicht größerer
Tiefe der Räume als höchstens 5,5--7m, sowie bei einer Balkenhöhe
von 26--30zm und einer Breite von 21--25zm die mittlere Balken-
entfernung nicht über 1--1,1m betragen darf; hierbei ist die gewöhn-
liche Zimmerbelastung durch Mobilien und Menschen, sowie eine
Dielung von 4zm Stärke vorgesehen.

Bei geringer Belastung und kleiner Zimmertiefe wäre unter
Umständen eine Entfernung von 1,25m ebenfalls zulässig; doch dürfte
anzurathen sein, für Etagenbalkenlagen durchschnittlich 1m ein-
zuhalten. Im Allgemeinen ist es immer besser, die Balken eher enger als
weiter auseinander zu legen, weil die öfters vorkommenden Balken-
schließen das Mauerwerk mehr zusammenhalten und die Erschütterungen
gleichmäßiger auf die Mauern übertragen. Je näher die Balken zu-
sammenrücken, desto schwächer können ihre Querschnittsdimensionen,
besonders in der Breite, werden.

Dieses Prinzip haben die Engländer und Amerikaner schon lange
anerkannt, und nach der weiter unten stehenden Weise in ihren Wohn-
häusern praktisch befolgt (Fig. 129).

Bei schwerbelasteten Gebälken, z. B. Magazinen u. dgl. beträgt
die Entfernung der Balken von Mitte zu Mitte vielfach nur 80,
höchstens 90zm. Auch solche Balkenlagen, welche, wie bei Tanz-,
Fecht-, Turnsälen, Schulen u. s. w., heftige Erschütterungen auszu-
halten haben, dürfen keine größeren Entfernungen erhalten. Die
Stärke solcher Balken muß immer statisch berechnet werden, wie weiter
unten dargestellt wird.

Das Auflager der Balken spielt eine bedeutende Rolle; stets
muß es groß genug sein, damit erstens die Balkenköpfe nicht ab-
rutschen, zweitens der Druck auf eine möglichst große Mauer-
fläche übertragen werde und drittens die etwa beschädigten
Balkenköpfe noch einen genügenden Halt finden. Im Allgemeinen
nimmt man an, daß der Balken mindestens ebensoviel aufliegt,
als er selbst hoch ist, wobei man aber die Ziegelmaße und vor-
handene Mauerstärke berücksichtigen muß. In der Regel bekom-
men kurze und schwachbelastete Balken eine Ziegelbreite, lange und
starkbelastete eine Ziegellänge als Auflager; ein größeres Maß ist
nicht erforderlich und würde nur für schwere Träger (Haupttramen)
erwünscht sein.

Zweites Kapitel.

Bezüglich der Entfernung der Balken (von Mitte zu Mitte)
gilt der Erfahrungsſatz, daß bei geſundem Bauholze und nicht größerer
Tiefe der Räume als höchſtens 5,5—7m, ſowie bei einer Balkenhöhe
von 26—30zm und einer Breite von 21—25zm die mittlere Balken-
entfernung nicht über 1—1,1m betragen darf; hierbei iſt die gewöhn-
liche Zimmerbelaſtung durch Mobilien und Menſchen, ſowie eine
Dielung von 4zm Stärke vorgeſehen.

Bei geringer Belaſtung und kleiner Zimmertiefe wäre unter
Umſtänden eine Entfernung von 1,25m ebenfalls zuläſſig; doch dürfte
anzurathen ſein, für Etagenbalkenlagen durchſchnittlich 1m ein-
zuhalten. Im Allgemeinen iſt es immer beſſer, die Balken eher enger als
weiter auseinander zu legen, weil die öfters vorkommenden Balken-
ſchließen das Mauerwerk mehr zuſammenhalten und die Erſchütterungen
gleichmäßiger auf die Mauern übertragen. Je näher die Balken zu-
ſammenrücken, deſto ſchwächer können ihre Querſchnittsdimenſionen,
beſonders in der Breite, werden.

Dieſes Prinzip haben die Engländer und Amerikaner ſchon lange
anerkannt, und nach der weiter unten ſtehenden Weiſe in ihren Wohn-
häuſern praktiſch befolgt (Fig. 129).

Bei ſchwerbelaſteten Gebälken, z. B. Magazinen u. dgl. beträgt
die Entfernung der Balken von Mitte zu Mitte vielfach nur 80,
höchſtens 90zm. Auch ſolche Balkenlagen, welche, wie bei Tanz-,
Fecht-, Turnſälen, Schulen u. ſ. w., heftige Erſchütterungen auszu-
halten haben, dürfen keine größeren Entfernungen erhalten. Die
Stärke ſolcher Balken muß immer ſtatiſch berechnet werden, wie weiter
unten dargeſtellt wird.

Das Auflager der Balken ſpielt eine bedeutende Rolle; ſtets
muß es groß genug ſein, damit erſtens die Balkenköpfe nicht ab-
rutſchen, zweitens der Druck auf eine möglichſt große Mauer-
fläche übertragen werde und drittens die etwa beſchädigten
Balkenköpfe noch einen genügenden Halt finden. Im Allgemeinen
nimmt man an, daß der Balken mindeſtens ebenſoviel aufliegt,
als er ſelbſt hoch iſt, wobei man aber die Ziegelmaße und vor-
handene Mauerſtärke berückſichtigen muß. In der Regel bekom-
men kurze und ſchwachbelaſtete Balken eine Ziegelbreite, lange und
ſtarkbelaſtete eine Ziegellänge als Auflager; ein größeres Maß iſt
nicht erforderlich und würde nur für ſchwere Träger (Haupttramen)
erwünſcht ſein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0066" n="54"/>
            <fw place="top" type="header">Zweites Kapitel.</fw><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Bezüglich der Entfernung</hi> der Balken (von Mitte zu Mitte)<lb/>
gilt der Erfahrungs&#x017F;atz, daß bei ge&#x017F;undem Bauholze und nicht größerer<lb/>
Tiefe der Räume als höch&#x017F;tens 5,5&#x2014;7<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi>, &#x017F;owie bei einer Balkenhöhe<lb/>
von 26&#x2014;30<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> und einer Breite von 21&#x2014;25<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> die mittlere Balken-<lb/>
entfernung nicht über 1&#x2014;1,1<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> betragen darf; hierbei i&#x017F;t die gewöhn-<lb/>
liche Zimmerbela&#x017F;tung durch Mobilien und Men&#x017F;chen, &#x017F;owie eine<lb/>
Dielung von 4<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi> Stärke vorge&#x017F;ehen.</p><lb/>
            <p>Bei geringer Bela&#x017F;tung und kleiner Zimmertiefe wäre unter<lb/>
Um&#x017F;tänden eine Entfernung von 1,25<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> ebenfalls zulä&#x017F;&#x017F;ig; doch dürfte<lb/>
anzurathen &#x017F;ein, für <hi rendition="#g">Etagenbalkenlagen</hi> durch&#x017F;chnittlich 1<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">m</hi></hi> ein-<lb/>
zuhalten. Im Allgemeinen i&#x017F;t es immer be&#x017F;&#x017F;er, die Balken eher enger als<lb/>
weiter auseinander zu legen, weil die öfters vorkommenden Balken-<lb/>
&#x017F;chließen das Mauerwerk mehr zu&#x017F;ammenhalten und die Er&#x017F;chütterungen<lb/>
gleichmäßiger auf die Mauern übertragen. Je näher die Balken zu-<lb/>
&#x017F;ammenrücken, de&#x017F;to &#x017F;chwächer können ihre Quer&#x017F;chnittsdimen&#x017F;ionen,<lb/>
be&#x017F;onders in der Breite, werden.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Prinzip haben die Engländer und Amerikaner &#x017F;chon lange<lb/>
anerkannt, und nach der weiter unten &#x017F;tehenden Wei&#x017F;e in ihren Wohn-<lb/>
häu&#x017F;ern prakti&#x017F;ch befolgt (Fig. 129).</p><lb/>
            <p>Bei &#x017F;chwerbela&#x017F;teten Gebälken, z. B. Magazinen u. dgl. beträgt<lb/>
die Entfernung der Balken von Mitte zu Mitte vielfach nur 80,<lb/>
höch&#x017F;tens 90<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">zm</hi></hi>. Auch &#x017F;olche Balkenlagen, welche, wie bei Tanz-,<lb/>
Fecht-, Turn&#x017F;älen, Schulen u. &#x017F;. w., heftige Er&#x017F;chütterungen auszu-<lb/>
halten haben, dürfen keine größeren Entfernungen erhalten. Die<lb/>
Stärke &#x017F;olcher Balken muß immer &#x017F;tati&#x017F;ch berechnet werden, wie weiter<lb/>
unten darge&#x017F;tellt wird.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Das Auflager der Balken</hi> &#x017F;pielt eine bedeutende Rolle; &#x017F;tets<lb/>
muß es groß genug &#x017F;ein, damit <hi rendition="#g">er&#x017F;tens</hi> die Balkenköpfe nicht ab-<lb/>
rut&#x017F;chen, <hi rendition="#g">zweitens</hi> der Druck auf eine möglich&#x017F;t große Mauer-<lb/>
fläche übertragen werde und <hi rendition="#g">drittens</hi> die etwa be&#x017F;chädigten<lb/>
Balkenköpfe noch einen genügenden Halt finden. Im Allgemeinen<lb/>
nimmt man an, daß der Balken minde&#x017F;tens eben&#x017F;oviel aufliegt,<lb/>
als er &#x017F;elb&#x017F;t hoch i&#x017F;t, wobei man aber die Ziegelmaße und vor-<lb/>
handene Mauer&#x017F;tärke berück&#x017F;ichtigen muß. In der Regel bekom-<lb/>
men kurze und &#x017F;chwachbela&#x017F;tete Balken eine Ziegelbreite, lange und<lb/>
&#x017F;tarkbela&#x017F;tete eine Ziegellänge als Auflager; ein größeres Maß i&#x017F;t<lb/>
nicht erforderlich und würde nur für &#x017F;chwere Träger (Haupttramen)<lb/>
erwün&#x017F;cht &#x017F;ein.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0066] Zweites Kapitel. Bezüglich der Entfernung der Balken (von Mitte zu Mitte) gilt der Erfahrungsſatz, daß bei geſundem Bauholze und nicht größerer Tiefe der Räume als höchſtens 5,5—7m, ſowie bei einer Balkenhöhe von 26—30zm und einer Breite von 21—25zm die mittlere Balken- entfernung nicht über 1—1,1m betragen darf; hierbei iſt die gewöhn- liche Zimmerbelaſtung durch Mobilien und Menſchen, ſowie eine Dielung von 4zm Stärke vorgeſehen. Bei geringer Belaſtung und kleiner Zimmertiefe wäre unter Umſtänden eine Entfernung von 1,25m ebenfalls zuläſſig; doch dürfte anzurathen ſein, für Etagenbalkenlagen durchſchnittlich 1m ein- zuhalten. Im Allgemeinen iſt es immer beſſer, die Balken eher enger als weiter auseinander zu legen, weil die öfters vorkommenden Balken- ſchließen das Mauerwerk mehr zuſammenhalten und die Erſchütterungen gleichmäßiger auf die Mauern übertragen. Je näher die Balken zu- ſammenrücken, deſto ſchwächer können ihre Querſchnittsdimenſionen, beſonders in der Breite, werden. Dieſes Prinzip haben die Engländer und Amerikaner ſchon lange anerkannt, und nach der weiter unten ſtehenden Weiſe in ihren Wohn- häuſern praktiſch befolgt (Fig. 129). Bei ſchwerbelaſteten Gebälken, z. B. Magazinen u. dgl. beträgt die Entfernung der Balken von Mitte zu Mitte vielfach nur 80, höchſtens 90zm. Auch ſolche Balkenlagen, welche, wie bei Tanz-, Fecht-, Turnſälen, Schulen u. ſ. w., heftige Erſchütterungen auszu- halten haben, dürfen keine größeren Entfernungen erhalten. Die Stärke ſolcher Balken muß immer ſtatiſch berechnet werden, wie weiter unten dargeſtellt wird. Das Auflager der Balken ſpielt eine bedeutende Rolle; ſtets muß es groß genug ſein, damit erſtens die Balkenköpfe nicht ab- rutſchen, zweitens der Druck auf eine möglichſt große Mauer- fläche übertragen werde und drittens die etwa beſchädigten Balkenköpfe noch einen genügenden Halt finden. Im Allgemeinen nimmt man an, daß der Balken mindeſtens ebenſoviel aufliegt, als er ſelbſt hoch iſt, wobei man aber die Ziegelmaße und vor- handene Mauerſtärke berückſichtigen muß. In der Regel bekom- men kurze und ſchwachbelaſtete Balken eine Ziegelbreite, lange und ſtarkbelaſtete eine Ziegellänge als Auflager; ein größeres Maß iſt nicht erforderlich und würde nur für ſchwere Träger (Haupttramen) erwünſcht ſein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/66
Zitationshilfe: Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 1. Die Constructionen in Holz. Halle (Saale), 1877, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre01_1877/66>, abgerufen am 24.11.2024.