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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] 449 Wenn man den Wolf nicht von den Schafen thut, so frisst er sie. - Klosterspiegel, 64, 20.

450 Wenn man den Wolf ruft, so kommt er.

Die Bulgaren behaupten sogar, es komme eine ganze Herde herbeigerannt, wenn man auch nur einen rufe. (Altmann IV.)

451 Wenn man den Wolf schon sieht, braucht man nicht auf seine Fährte Acht zu geben. - Winckler, VII, 39.

452 Wenn man den Wolf sieht, braucht man seine Spur nicht zu suchen.

Holl.: Als gij den wolf ziet, zoek niet meer naar zijne voetstappen. (Harrebomee, II, 476b.)

453 Wenn man den Wolf zu treffen sicher ist, fürchtet man sich nicht vor ihm.

454 Wenn man den Wolf zum Schafhirten macht, ist die Heerde in Gefahr.

Holl.: Als man den wolf tot schaapherder maakt, is de kudde in groot gevaar. (Harrebomee, II, 476b.)

455 Wenn man den Wulf bei'm Name nennt, kömmt hei stracks im Galopp gerennt. - Frischbier, II, 2952.

456 Wenn man des Wolfes Ohren sieht, ist er selber nicht mehr weit.

Dän.: Naar man seer örene af ulven, er han ei selft langt borte. (Prov. dan., 448 u. 565.)

457 Wenn man die alten Wölfe tödtet, so kommen keine jungen. - Törning, 137.

458 Wenn man ein Wolff fängt, so will er beissen oder scheissen. - Lehmann, 905, 20; II, 869, 135; Gruter, III, 103; Eiselein, 647.

459 Wenn man einen jungen Wolff an ein alt Schaf hengt, so frist er endlich seine Nehrerin. - Petri, II, 665.

460 Wenn man vom Wolfe redet, so guckt (sitzt) er über die (auf der) Hecke. - Petri, II, 669; Simrock, 11805; Haupt, XII, 214.

461 Wenn man vom Wolfe redet, so sieht man seinen Schwanz. - Simrock, 11805a.

Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Cahier, 986.)

462 Wenn man vom Wolfe spricht, so ist er nicht weit (oder: so ist er vor der Thür.) - Petri, II, 669; Ramann, Samml., IV, 3; Lohrengel, I, 773; Blum, 364; Simrock, 11804; Gaal, 1737.

In Ostpreussen: Wenn man e Wulf denkt, öss hei da (oder: öss hei nich wet). (Frischbier, 4110.) Wie interessant es ist, die Anschauungs- und Denkungsweise der verschiedenen Völker in ihren Sprichwörtern zu vergleichen, zeigt sich auch hier. Während der Deutsche den Wolf blos in der Ferne vermuthet, sieht der lebhafte Franzose bereits den Schwanz desselben. (Vgl. darüber: Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter von Venedey und Parallele deutscher und französischer Sprichwörter im Freimüthigen, Berlin 1822, Nr. 31.)

Engl.: Talk of the devil and his imp appears.

Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Gaal, 1737; Lendroy, 927; Masson, 384.)

It.: Chi ha il lupo in bocca l' ha su la coppa. - Cosa ragionata per via va. - Il lupo nella favola.

Lat.: Atque eccum tibi lupus in sermone praesens esuriens adest. (Plautus.) - Cura facit canos, homo quamvis non habet annos. (Sutor, 167.) - Etiam si lupi meminisses. (Philippi, I, 140; Tappius, 96a.)

Poln.: Kiedy a wilku mowa, wilk przychodzi. (Lompa, 16.)

Ung.: Farkast emlegetnek, a' kert alatt kullog. (Gaal, 1737.)

463 Wenn man von 'n Wulwe sprecket, sau sit he hindern Busche. - Schambach, I, 380.

464 Wenn man Wolf schreit, dann ist er nicht weit.

An den meisten Gerüchten ist wenigstens etwas Wahres.

465 Wenn nicht allein die Wölff, sondern auch die Schäfferhundt die Schaff verreissen, muss eine ganze herd gar leicht vergehen. - Lehmann, 842, 15.

466 Wenn nicht blos der Wolf, sondern auch der Hund die Schafe frisst, wird's mit der Heerde bald zu Ende sein.

Dän.: Naar ei allene ulven men end og hunden aeder faarene, bliver hiorden til intet. (Prov. dan., 292.)

467 Wenn Wolf den Wolf soll beissen, so muss es grosser Hunger heissen.

[Spaltenumbruch] 468 Wenn Wolf und Hirt in Ein Horn blasen, so ist's um die Schafe geschehen.

Schwed.: Nar ulfen och herden blasa i ett horn (sjungnett) sa garet över faren ut. (Grubb, 578.) - Nar ulfen och heerden qväda ett, sa gjälleret färepalzen. (Grubb, 593.)

469 Wenn Wolf und Hirte sich verbünden, dann einer leicht die Heerde schinden. - Reuterdahl, 386.

470 Wenn Wölfe sich woll'n mit der Heerde bewirthen, so verleumden sie die Schafe bei ihrem Hirten.

471 Wer bei den wölffen ist (isst, speist), der muss mit jnen heulen. - Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 78; Latendorf II, 30; Parömiakon, 3092; Mayer, II, 177; für Osnabrück: Lyra, 41.

Schwed.: Aeta med ulfen, och tjuta med ulfen. (Grubb, 905.)

472 Wer beim Wolf zu Gevattern stehen will, muss einen Hund unterm Mantel haben. - Simrock, 11797; Winckler, VII, 38; Körte, 6940.

Auch die Türken sagen: Wer beim Wolf zu Gevatter steht, halte die Hunde nicht fern.

Frz.: Qui a le loup pour compagnon, porte le chien sous le hoqueton. - Qui de matin fait son compere, avec soi baton doit porter. (Masson, 383.)

It.: Chi ha il lupo per compare, porti il cane sotto il mantello. (Masson, 383.)

473 Wer bey wölffen wil wohnen, sol auch mit jhnen gonen.

Lat.: Consonans esto lupis, cum quibus esse cupis. (Loci comm., 184.)

474 Wer dem Wolf entkommen ist, hüte sich vor des Fuchses List.

Dän.: Naar da flyer for ulvens tuden, vaer dig, du ei falder i raevens grav. (Prov. dan., 171.)

475 Wer den Wolf als Geissel hat, muss einen guten Hund zur Seite haben.

Holl.: Die den wolf tot gezel heeft, drage den hond onder zijnen mantel. (Harrebomee, II, 477a.)

476 Wer den Wolf einladen will, der muss den Hund mitnehmen.

Dän.: Hvo som vil beede ulven, skal tage hund til hielp. (Prov. dan., 58.)

477 Wer den Wolf ins Haus lud ein, der mag sich seines Schadens freun.

Mhd.: Ledestau den wolf heim ze haus, er enkommet nit an schaden darauz. (Morolf.) - Swer den wolf ze hause ladet, der merke daz ez ime schadet. (Liedersaal.) - Swer den wolf ze hause ladet, der nimt sin schaden. (Spervogel.) (Zingerle, 177.)

478 Wer den Wolf nicht fürchtet um Lichtmess, die Bauern um Fastnacht und die Pfaffen in der Fasten, der ist ein verwegener Kriegsmann. - Körte, 6952; Blum, 296.

Um Lichtmess trifft die Begattungszeit der Wölfe; diese, sowie die oft noch eintretende Kälte macht sie besonders gefährlich. Der katholische Bauer ist in den Fastnachten voll und toll; auch die gebildeten Katholiken erlauben sich in der Zeit des Carnevals mancherlei Ausschweifungen, welche sie ihren Priester in den Fasten für Geld u. dgl. abbüssen lassen. "Es ist ein sprichwort, wer zu der lichtmess nit ein wolf förcht, und zu der fastnacht ein bauren und in der faste ein pfaffen, da man beichten sol, der ist ein gehertzt man." (Geiler von Kaisersberg, Emeis (1516), Bl. 43.)

479 Wer den Wolf zu Hause ladet, der merk, dass es ihm schadet. - Eiselein, 647.

Mhd.: Wer den wolff ze huse ladet, der merk, das ez im schadet. (Lassberg, Liedersaal, II, CLXIII.)

480 Wer den Wolf zum Gefährten hat, muss sich auch mit einem guten Hunde versehen.

It.: Chi ha per compagno il lupo, porti il cane sotto 'l mantello. (Pazzaglia, 60.)

481 Wer den Wolf zum Wächter macht, hat den Schafstall schlecht bewacht.

482 Wer des Wolfes Pelz hat, der hat auch seine Haare. - Altmann V, 131.

483 Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe. - Simrock, 11782; Körte, 6944.

It.: Chi perdona al cattivo, offende il buono. (Masson, 48.)

484 Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe, und wer den Mönchen hofiret, verräth das Land. - Klosterspiegel, 21, 1.

485 Wer des Wolfes Zähne wetzt, verdient von ihm zerfleischt zu werden. - Altmann V, 121.

[Spaltenumbruch] 449 Wenn man den Wolf nicht von den Schafen thut, so frisst er sie.Klosterspiegel, 64, 20.

450 Wenn man den Wolf ruft, so kommt er.

Die Bulgaren behaupten sogar, es komme eine ganze Herde herbeigerannt, wenn man auch nur einen rufe. (Altmann IV.)

451 Wenn man den Wolf schon sieht, braucht man nicht auf seine Fährte Acht zu geben.Winckler, VII, 39.

452 Wenn man den Wolf sieht, braucht man seine Spur nicht zu suchen.

Holl.: Als gij den wolf ziet, zoek niet meer naar zijne voetstappen. (Harrebomée, II, 476b.)

453 Wenn man den Wolf zu treffen sicher ist, fürchtet man sich nicht vor ihm.

454 Wenn man den Wolf zum Schafhirten macht, ist die Heerde in Gefahr.

Holl.: Als man den wolf tot schaapherder maakt, is de kudde in groot gevaar. (Harrebomée, II, 476b.)

455 Wenn man den Wulf bî'm Name nennt, kömmt hei stracks im Galopp gerennt.Frischbier, II, 2952.

456 Wenn man des Wolfes Ohren sieht, ist er selber nicht mehr weit.

Dän.: Naar man seer ørene af ulven, er han ei selft langt borte. (Prov. dan., 448 u. 565.)

457 Wenn man die alten Wölfe tödtet, so kommen keine jungen.Törning, 137.

458 Wenn man ein Wolff fängt, so will er beissen oder scheissen.Lehmann, 905, 20; II, 869, 135; Gruter, III, 103; Eiselein, 647.

459 Wenn man einen jungen Wolff an ein alt Schaf hengt, so frist er endlich seine Nehrerin.Petri, II, 665.

460 Wenn man vom Wolfe redet, so guckt (sitzt) er über die (auf der) Hecke.Petri, II, 669; Simrock, 11805; Haupt, XII, 214.

461 Wenn man vom Wolfe redet, so sieht man seinen Schwanz.Simrock, 11805a.

Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Cahier, 986.)

462 Wenn man vom Wolfe spricht, so ist er nicht weit (oder: so ist er vor der Thür.)Petri, II, 669; Ramann, Samml., IV, 3; Lohrengel, I, 773; Blum, 364; Simrock, 11804; Gaal, 1737.

In Ostpreussen: Wenn man e Wulf denkt, öss hei da (oder: öss hei nich wêt). (Frischbier, 4110.) Wie interessant es ist, die Anschauungs- und Denkungsweise der verschiedenen Völker in ihren Sprichwörtern zu vergleichen, zeigt sich auch hier. Während der Deutsche den Wolf blos in der Ferne vermuthet, sieht der lebhafte Franzose bereits den Schwanz desselben. (Vgl. darüber: Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter von Venedey und Parallele deutscher und französischer Sprichwörter im Freimüthigen, Berlin 1822, Nr. 31.)

Engl.: Talk of the devil and his imp appears.

Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Gaal, 1737; Lendroy, 927; Masson, 384.)

It.: Chi ha il lupo in bocca l' ha su la coppa. – Cosa ragionata per via va. – Il lupo nella favola.

Lat.: Atque eccum tibi lupus in sermone praesens esuriens adest. (Plautus.) – Cura facit canos, homo quamvis non habet annos. (Sutor, 167.) – Etiam si lupi meminisses. (Philippi, I, 140; Tappius, 96a.)

Poln.: Kiedy a wilku mowa, wilk przychodzi. (Lompa, 16.)

Ung.: Farkast emlegetnek, a' kert alatt kullog. (Gaal, 1737.)

463 Wenn man von 'n Wulwe sprecket, sau sit he hindern Busche.Schambach, I, 380.

464 Wenn man Wolf schreit, dann ist er nicht weit.

An den meisten Gerüchten ist wenigstens etwas Wahres.

465 Wenn nicht allein die Wölff, sondern auch die Schäfferhundt die Schaff verreissen, muss eine ganze herd gar leicht vergehen.Lehmann, 842, 15.

466 Wenn nicht blos der Wolf, sondern auch der Hund die Schafe frisst, wird's mit der Heerde bald zu Ende sein.

Dän.: Naar ei allene ulven men end og hunden aeder faarene, bliver hiorden til intet. (Prov. dan., 292.)

467 Wenn Wolf den Wolf soll beissen, so muss es grosser Hunger heissen.

[Spaltenumbruch] 468 Wenn Wolf und Hirt in Ein Horn blasen, so ist's um die Schafe geschehen.

Schwed.: Når ulfen och herden blåsa i ett horn (sjungnett) så gåret över fåren ut. (Grubb, 578.) – Når ulfen och heerden qväda ett, så gjälleret färepalzen. (Grubb, 593.)

469 Wenn Wolf und Hirte sich verbünden, dann einer leicht die Heerde schinden.Reuterdahl, 386.

470 Wenn Wölfe sich woll'n mit der Heerde bewirthen, so verleumden sie die Schafe bei ihrem Hirten.

471 Wer bei den wölffen ist (isst, speist), der muss mit jnen heulen.Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 78; Latendorf II, 30; Parömiakon, 3092; Mayer, II, 177; für Osnabrück: Lyra, 41.

Schwed.: Aeta med ulfen, och tjuta med ulfen. (Grubb, 905.)

472 Wer beim Wolf zu Gevattern stehen will, muss einen Hund unterm Mantel haben.Simrock, 11797; Winckler, VII, 38; Körte, 6940.

Auch die Türken sagen: Wer beim Wolf zu Gevatter steht, halte die Hunde nicht fern.

Frz.: Qui a le loup pour compagnon, porte le chien sous le hoqueton. – Qui de mâtin fait son compère, avec soi bâton doit porter. (Masson, 383.)

It.: Chi ha il lupo per compare, porti il cane sotto il mantello. (Masson, 383.)

473 Wer bey wölffen wil wohnen, sol auch mit jhnen gonen.

Lat.: Consonans esto lupis, cum quibus esse cupis. (Loci comm., 184.)

474 Wer dem Wolf entkommen ist, hüte sich vor des Fuchses List.

Dän.: Naar da flyer for ulvens tuden, vær dig, du ei falder i rævens grav. (Prov. dan., 171.)

475 Wer den Wolf als Geissel hat, muss einen guten Hund zur Seite haben.

Holl.: Die den wolf tot gezel heeft, drage den hond onder zijnen mantel. (Harrebomée, II, 477a.)

476 Wer den Wolf einladen will, der muss den Hund mitnehmen.

Dän.: Hvo som vil beede ulven, skal tage hund til hielp. (Prov. dan., 58.)

477 Wer den Wolf ins Haus lud ein, der mag sich seines Schadens freun.

Mhd.: Ledestû den wolf heim ze hûs, er enkommet nit ân schaden darûz. (Morolf.) – Swer den wolf ze hûse ladet, der merke daz ez ime schadet. (Liedersaal.) – Swer den wolf ze hûse ladet, der nimt sin schaden. (Spervogel.) (Zingerle, 177.)

478 Wer den Wolf nicht fürchtet um Lichtmess, die Bauern um Fastnacht und die Pfaffen in der Fasten, der ist ein verwegener Kriegsmann.Körte, 6952; Blum, 296.

Um Lichtmess trifft die Begattungszeit der Wölfe; diese, sowie die oft noch eintretende Kälte macht sie besonders gefährlich. Der katholische Bauer ist in den Fastnachten voll und toll; auch die gebildeten Katholiken erlauben sich in der Zeit des Carnevals mancherlei Ausschweifungen, welche sie ihren Priester in den Fasten für Geld u. dgl. abbüssen lassen. „Es ist ein sprichwort, wer zu der lichtmess nit ein wolf förcht, und zu der fastnacht ein bauren und in der faste ein pfaffen, da man beichten sol, der ist ein gehertzt man.“ (Geiler von Kaisersberg, Emeis (1516), Bl. 43.)

479 Wer den Wolf zu Hause ladet, der merk, dass es ihm schadet.Eiselein, 647.

Mhd.: Wer den wolff ze huse ladet, der merk, das ez im schadet. (Lassberg, Liedersaal, II, CLXIII.)

480 Wer den Wolf zum Gefährten hat, muss sich auch mit einem guten Hunde versehen.

It.: Chi ha per compagno il lupo, porti il cane sotto 'l mantello. (Pazzaglia, 60.)

481 Wer den Wolf zum Wächter macht, hat den Schafstall schlecht bewacht.

482 Wer des Wolfes Pelz hat, der hat auch seine Haare.Altmann V, 131.

483 Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe.Simrock, 11782; Körte, 6944.

It.: Chi perdona al cattivo, offende il buono. (Masson, 48.)

484 Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe, und wer den Mönchen hofiret, verräth das Land.Klosterspiegel, 21, 1.

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[[186]/0198] 449 Wenn man den Wolf nicht von den Schafen thut, so frisst er sie. – Klosterspiegel, 64, 20. 450 Wenn man den Wolf ruft, so kommt er. Die Bulgaren behaupten sogar, es komme eine ganze Herde herbeigerannt, wenn man auch nur einen rufe. (Altmann IV.) 451 Wenn man den Wolf schon sieht, braucht man nicht auf seine Fährte Acht zu geben. – Winckler, VII, 39. 452 Wenn man den Wolf sieht, braucht man seine Spur nicht zu suchen. Holl.: Als gij den wolf ziet, zoek niet meer naar zijne voetstappen. (Harrebomée, II, 476b.) 453 Wenn man den Wolf zu treffen sicher ist, fürchtet man sich nicht vor ihm. 454 Wenn man den Wolf zum Schafhirten macht, ist die Heerde in Gefahr. Holl.: Als man den wolf tot schaapherder maakt, is de kudde in groot gevaar. (Harrebomée, II, 476b.) 455 Wenn man den Wulf bî'm Name nennt, kömmt hei stracks im Galopp gerennt. – Frischbier, II, 2952. 456 Wenn man des Wolfes Ohren sieht, ist er selber nicht mehr weit. Dän.: Naar man seer ørene af ulven, er han ei selft langt borte. (Prov. dan., 448 u. 565.) 457 Wenn man die alten Wölfe tödtet, so kommen keine jungen. – Törning, 137. 458 Wenn man ein Wolff fängt, so will er beissen oder scheissen. – Lehmann, 905, 20; II, 869, 135; Gruter, III, 103; Eiselein, 647. 459 Wenn man einen jungen Wolff an ein alt Schaf hengt, so frist er endlich seine Nehrerin. – Petri, II, 665. 460 Wenn man vom Wolfe redet, so guckt (sitzt) er über die (auf der) Hecke. – Petri, II, 669; Simrock, 11805; Haupt, XII, 214. 461 Wenn man vom Wolfe redet, so sieht man seinen Schwanz. – Simrock, 11805a. Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Cahier, 986.) 462 Wenn man vom Wolfe spricht, so ist er nicht weit (oder: so ist er vor der Thür.) – Petri, II, 669; Ramann, Samml., IV, 3; Lohrengel, I, 773; Blum, 364; Simrock, 11804; Gaal, 1737. In Ostpreussen: Wenn man e Wulf denkt, öss hei da (oder: öss hei nich wêt). (Frischbier, 4110.) Wie interessant es ist, die Anschauungs- und Denkungsweise der verschiedenen Völker in ihren Sprichwörtern zu vergleichen, zeigt sich auch hier. Während der Deutsche den Wolf blos in der Ferne vermuthet, sieht der lebhafte Franzose bereits den Schwanz desselben. (Vgl. darüber: Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter von Venedey und Parallele deutscher und französischer Sprichwörter im Freimüthigen, Berlin 1822, Nr. 31.) Engl.: Talk of the devil and his imp appears. Frz.: Quand on parle du loup, on en voit la queue. (Gaal, 1737; Lendroy, 927; Masson, 384.) It.: Chi ha il lupo in bocca l' ha su la coppa. – Cosa ragionata per via va. – Il lupo nella favola. Lat.: Atque eccum tibi lupus in sermone praesens esuriens adest. (Plautus.) – Cura facit canos, homo quamvis non habet annos. (Sutor, 167.) – Etiam si lupi meminisses. (Philippi, I, 140; Tappius, 96a.) Poln.: Kiedy a wilku mowa, wilk przychodzi. (Lompa, 16.) Ung.: Farkast emlegetnek, a' kert alatt kullog. (Gaal, 1737.) 463 Wenn man von 'n Wulwe sprecket, sau sit he hindern Busche. – Schambach, I, 380. 464 Wenn man Wolf schreit, dann ist er nicht weit. An den meisten Gerüchten ist wenigstens etwas Wahres. 465 Wenn nicht allein die Wölff, sondern auch die Schäfferhundt die Schaff verreissen, muss eine ganze herd gar leicht vergehen. – Lehmann, 842, 15. 466 Wenn nicht blos der Wolf, sondern auch der Hund die Schafe frisst, wird's mit der Heerde bald zu Ende sein. Dän.: Naar ei allene ulven men end og hunden aeder faarene, bliver hiorden til intet. (Prov. dan., 292.) 467 Wenn Wolf den Wolf soll beissen, so muss es grosser Hunger heissen. 468 Wenn Wolf und Hirt in Ein Horn blasen, so ist's um die Schafe geschehen. Schwed.: Når ulfen och herden blåsa i ett horn (sjungnett) så gåret över fåren ut. (Grubb, 578.) – Når ulfen och heerden qväda ett, så gjälleret färepalzen. (Grubb, 593.) 469 Wenn Wolf und Hirte sich verbünden, dann einer leicht die Heerde schinden. – Reuterdahl, 386. 470 Wenn Wölfe sich woll'n mit der Heerde bewirthen, so verleumden sie die Schafe bei ihrem Hirten. 471 Wer bei den wölffen ist (isst, speist), der muss mit jnen heulen. – Franck, II, 51b; Tappius, 49b; Gruter, I, 78; Latendorf II, 30; Parömiakon, 3092; Mayer, II, 177; für Osnabrück: Lyra, 41. Schwed.: Aeta med ulfen, och tjuta med ulfen. (Grubb, 905.) 472 Wer beim Wolf zu Gevattern stehen will, muss einen Hund unterm Mantel haben. – Simrock, 11797; Winckler, VII, 38; Körte, 6940. Auch die Türken sagen: Wer beim Wolf zu Gevatter steht, halte die Hunde nicht fern. Frz.: Qui a le loup pour compagnon, porte le chien sous le hoqueton. – Qui de mâtin fait son compère, avec soi bâton doit porter. (Masson, 383.) It.: Chi ha il lupo per compare, porti il cane sotto il mantello. (Masson, 383.) 473 Wer bey wölffen wil wohnen, sol auch mit jhnen gonen. Lat.: Consonans esto lupis, cum quibus esse cupis. (Loci comm., 184.) 474 Wer dem Wolf entkommen ist, hüte sich vor des Fuchses List. Dän.: Naar da flyer for ulvens tuden, vær dig, du ei falder i rævens grav. (Prov. dan., 171.) 475 Wer den Wolf als Geissel hat, muss einen guten Hund zur Seite haben. Holl.: Die den wolf tot gezel heeft, drage den hond onder zijnen mantel. (Harrebomée, II, 477a.) 476 Wer den Wolf einladen will, der muss den Hund mitnehmen. Dän.: Hvo som vil beede ulven, skal tage hund til hielp. (Prov. dan., 58.) 477 Wer den Wolf ins Haus lud ein, der mag sich seines Schadens freun. Mhd.: Ledestû den wolf heim ze hûs, er enkommet nit ân schaden darûz. (Morolf.) – Swer den wolf ze hûse ladet, der merke daz ez ime schadet. (Liedersaal.) – Swer den wolf ze hûse ladet, der nimt sin schaden. (Spervogel.) (Zingerle, 177.) 478 Wer den Wolf nicht fürchtet um Lichtmess, die Bauern um Fastnacht und die Pfaffen in der Fasten, der ist ein verwegener Kriegsmann. – Körte, 6952; Blum, 296. Um Lichtmess trifft die Begattungszeit der Wölfe; diese, sowie die oft noch eintretende Kälte macht sie besonders gefährlich. Der katholische Bauer ist in den Fastnachten voll und toll; auch die gebildeten Katholiken erlauben sich in der Zeit des Carnevals mancherlei Ausschweifungen, welche sie ihren Priester in den Fasten für Geld u. dgl. abbüssen lassen. „Es ist ein sprichwort, wer zu der lichtmess nit ein wolf förcht, und zu der fastnacht ein bauren und in der faste ein pfaffen, da man beichten sol, der ist ein gehertzt man.“ (Geiler von Kaisersberg, Emeis (1516), Bl. 43.) 479 Wer den Wolf zu Hause ladet, der merk, dass es ihm schadet. – Eiselein, 647. Mhd.: Wer den wolff ze huse ladet, der merk, das ez im schadet. (Lassberg, Liedersaal, II, CLXIII.) 480 Wer den Wolf zum Gefährten hat, muss sich auch mit einem guten Hunde versehen. It.: Chi ha per compagno il lupo, porti il cane sotto 'l mantello. (Pazzaglia, 60.) 481 Wer den Wolf zum Wächter macht, hat den Schafstall schlecht bewacht. 482 Wer des Wolfes Pelz hat, der hat auch seine Haare. – Altmann V, 131. 483 Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe. – Simrock, 11782; Körte, 6944. It.: Chi perdona al cattivo, offende il buono. (Masson, 48.) 484 Wer des Wolfes schont, der gefährdet die Schafe, und wer den Mönchen hofiret, verräth das Land. – Klosterspiegel, 21, 1. 485 Wer des Wolfes Zähne wetzt, verdient von ihm zerfleischt zu werden. – Altmann V, 121.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [186]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/198>, abgerufen am 24.11.2024.