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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880.

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[Spaltenumbruch] *292 Den Wind in ein truhen sperren. - Eyering, I, 423.

*293 Den Wind in Garnen (Netzen) (fahen wollen). - Eiselein, 644.

Das machen die Aufpasser und Horcher.

Engl.: He catches the wind with a net. (Bohn II, 65.)

Holl.: Hij vangt den wind met het net. (Harrebomee, II, 471b.)

*294 Den wind verkauffen. (S. Eiter 2; Maul, 363.) - Franck, I, 51b; II, 11b; Eyering, I, 382; Sailer, 297.

*295 Den Winden ein Gebiss anlegen.

Von den Philosophen, welche die Begierden (Affecten) im Menschen ausrotten wollen.

*296 Der Wängd geit. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 326, 281.

Der Wind geht, d. i. es wird aufgeschnitten, gelogen.

*297 Der Wind bläst (geht, heult) heute (jetzt) aus einem andern Loche. - Frischbier, II, 2914; Mathesy, 353b.

Wenn jemand seine Meinung über eine Sache geändert hat.

*298 Der Wind geht, als wenn sich ein Paar gehängt hätten.

Im Volke herrscht der Glaube, dass sich ein starker Wind erhebt, wenn sich jemand hängt. Auch aus Tirol berichtet man: "Wenn der Wind recht anhaltend und heftig geht, sagt man: Jetzt haben sie gewiss irgendwo einen aufgehängt, weil der Wind gar nicht nachgeben will." (Morgenblatt der Bairischen Zeitung, 1865, S. 970.)

*299 Der Wind geht über die (Hafer-) Stoppeln.

Es fängt an kalt zu werden. Der Herbst ist da; es kann nicht anders sein.

*300 Der Wind hat jm die freud entführt. - Eyering, I, 603; II, 707.

*301 Der Wind ist (nicht) günstig. - Eiselein, 643.

Frz.: Le vent du bureau est bon. (Lendroy, 1517.)

*302 Der Wind lässt weder schiffen noch ruhen. - Eiselein, 644.

Lat.: Ventus neque manere sinit neque navigare. (Eiselein, 644.)

*303 Der Wind paustet (bläset) ihm durch die Backe. - Frischbier, 4056.

*304 Der Wind saust im Korn.

Schlägt Wellen.

*305 Der Wind stellte sich auf die Hinterbeine, drehte sich um sich selber und heulte wie ein Rudel von hundert Prairiewölfen.

In Nordamerika, um einen Wirbelwind zu schildern.

*306 Der Wind wehet nicht allzeit. - Eiselein, 643.

*307 Des Windes leben, wie der Müller.

*308 Die blasen kalten vnd warmen wind. - Henisch, 405, 37.

*309 Dieser Wind wäre besser zu verwenden.

In dem Sinne: es ist schade um die Worte, sie nützen nichts. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Freier: "Wendet solchen unnützen Wind an andern Orten an, hier fruchtet er nichts." (Köhler, 69, 10.) "Spare diesen Wind nur, mein lieber Pfaffe." (Rist, Das friedewünschende Teutschland, 59.)

*310 Dös is in Wind nei schwätzt. (S. Tag 577.) (Schwaben.)

*311 Einem den Wind aus den Segeln nehmen.

Seine Wirksamkeit lähmen, einen Strich durch seine Pläne machen. "Blaine wollte seine Rede, die ein ungeheurer Treffer sein sollte, schon im December halten, aber obgleich sie bereits gedruckt war, konnte er erst im nächsten Februar dazu kommen. Tarbox war im Besitz des gedruckten Manuscripts, las sie nach und nahm ihm allen Wind aus den Segeln." (Vereinigte Staaten-Zeitung v. 14. Juni 1876.) - "Indem Napoleon den Handelsvertrag mit dem Deutschen Zollverein aufhob, wollte er dem Schutzzöllner Thiers den Wind aus den Segeln nehmen." (Breslauer Zeitung, 1870, Nr. 389.)

*312 Einem Wind verkaufen (verzapfen). - Eiselein, 644.

*313 Er bekommt den Wind ins Gesicht.

Wird in seinen Bestrebungen gehemmt, hat mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen.

Frz.: Vent au visage rend l'homme sage. (Leroux, I, 85.)

Holl.: Hij krijgt den wind van voren. (Harrebomee, II, 471a.)

*314 Er dreht sich nach jedem Winde.

Holl.: Hij draait met alle winden. ( Harrebomee, II, 470b.)

*315 Er geht (kämpft) gegen den Wind.

Holl.: Hij draait tegen den wind. (Harrebomee, II, 470b.)

*316 Er geht vor Wind und Flut.

[Spaltenumbruch] *317 Er hat den Wind verloren.

Es geht mit seinen Sachen nicht vorwärts, es gebricht ihm an Umsicht, Muth u. s. w.

*318 Er hat guten Wind.

Ist in Gunst, sitzt im Glücke.

Frz.: Il a le vent en poupe.

*319 Er hat sich keinen (manchen, viel) Wind um die Nase wehen lassen. (S. Schule 37.) - Frischbier, 4054; Masson, 73.

In Pommern: He mot sik noch vel Wind üm de Oren weijen laten. (Dähnert, 552a.) Er hat noch viel Erfahrungen zu machen.

*320 Er hat (wird) sich müssen manchen sauern Wind unter die Nase gehen lassen. - Klix, 122.

"Is sich noch a Greinschnobel und wird sich noch manchen sauern Wind müssen lussen unter de Noase gihn." (Keller, 176b.) Wird noch manche unangenehme Erfahrung machen müssen.

*321 Er hat viel Wind im Kopfe. - Frischbier, 4053.

Beschäftigt sich mit unnützen Sachen.

*322 Er hat Wind davon bekommen. - Eiselein, 643; Körte, 6861d.

Nachricht, Kunde. Von der Jagd entlehnt. Das Wild bekommt von der Gegenwart des Jägers Wind, wenn die Luftströmung vom Jäger auf das Wild zugeht. - " ... Weil mein Herr von meiner Einfalt Wind hatte." (Simplicius, 154.) In Bedburg: Hä hät Wenk dervan kregen. In Pommern: He hett Wind davon kregen. (Dähnert, 552a.) Er hat (geheime) Nachricht davon erhalten.

Mhd.: Dit quam Koningh Waldemar vnder den Wint. (Lappenberg, Hamburger Chronik, 200.)

Böhm.: Navetrel (srozumel, dopatral se toho). (Celakovsky, 518.)

Holl.: Hij heeft de lucht van zijn voorn anen kregen. - Hij krijgt er de lucht van in der neus. (Harrebomee, II, 39a.)

*323 Er hat Wind gespürt, weiss aber nicht, woher.

Böhm.: Ucitil vitr, ale nevi odkud. (Celakovsky, 567.)

Slov.: Pocul veter, ale nevie odkad'. (Celakovsky, 567.)

*324 Er hat Wind und Strömung für sich.

Er hat eine gute Fahrt; das Geschäft wird von allen Seiten begünstigt.

Holl.: Hij heeft wind en stroom mede. (Harrebomee, II, 470b.)

*325 Er ist in einen bösen Wind gekommen.

Frz.: Il est frappe d'un mauvais vent. (Leroux, I, 86.)

Holl.: Ik ben in een' slechten mousson. (Harrebomee, II, 106a.)

*326 Er ist in en böse Wind cho. - Sutermeister, 105.

*327 Er ist mit allen (den) Winden so vertraut, wie ein Wetterhahn auf dem Kirchthurm.

*328 Er ist mit halbem Winde gesegelt.

Die Sache ist nur matt betrieben worden oder nur halb gelungen.

*329 Er ist schon in andern (schlimmern, stärkern) Winden gewesen.

*330 Er lebt des Windes wie der Stör. - Körte, 6161b.

*331 Er macht viel Wind.

Holl.: Hij voerd mars boven mars. (Harrebomee, II, 67b.)

*332 Er mag ihn nicht über den Wind riechen.

*333 Er muss gegen den Wind segeln.

Mit Widerwärtigkeiten kämpfen.

*334 Er muss gegen Wind und Sturm rudern.

Hat Schwierigkeiten aller Art zu überwinden.

*335 Er nimmt ihm den Wind ab.

Beraubt ihn seiner Vortheile. Von Fahrzeugen entlehnt, die einem andern durch ihre Segelstellung den Wind entziehen.

*336 Er schlägt alles in den Wind. - Masson, 270.

Von einem leichtsinnigen Menschen. Zur Bezeichnung eines solchen sind a. a. O. noch folgende Redensarten beigefügt: Er lässt sich keinen Bart, keine grauen Haare darüber wachsen. Er fragt kein Haar danach. Er macht sich keinen Pfifferling daraus. Er nimmt alles auf die leichte Achsel. Er schüttelt es ab wie der Hund den Regen.

Poln.: Jak z kaczki woda spadlo to z niego. - Jakby groch na sciane miotal. (Masson, 270.)

*337 Er sieht den Wind auf der Gasse laufen. - Körte, 6861.

*338 Er sieht in den Wind.

Gibt acht, ob irgendeine Gefahr nahe.

*339 Er sieht, woher der Wind kommt.

Entweder von jemand, der müssig umhergafft, oder um zu sagen, dass sich einer bei seiner Unternehmung nach der Lage und den Umständen der Sache genau erkundige.

Frz.: Regarder de quel cote vient le vent. (Lendroy, 1493.)

[Spaltenumbruch] *292 Den Wind in ein truhen sperren.Eyering, I, 423.

*293 Den Wind in Garnen (Netzen) (fahen wollen).Eiselein, 644.

Das machen die Aufpasser und Horcher.

Engl.: He catches the wind with a net. (Bohn II, 65.)

Holl.: Hij vangt den wind met het net. (Harrebomée, II, 471b.)

*294 Den wind verkauffen. (S. Eiter 2; Maul, 363.) – Franck, I, 51b; II, 11b; Eyering, I, 382; Sailer, 297.

*295 Den Winden ein Gebiss anlegen.

Von den Philosophen, welche die Begierden (Affecten) im Menschen ausrotten wollen.

*296 Der Wängd gît. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 281.

Der Wind geht, d. i. es wird aufgeschnitten, gelogen.

*297 Der Wind bläst (geht, heult) heute (jetzt) aus einem andern Loche.Frischbier, II, 2914; Mathesy, 353b.

Wenn jemand seine Meinung über eine Sache geändert hat.

*298 Der Wind geht, als wenn sich ein Paar gehängt hätten.

Im Volke herrscht der Glaube, dass sich ein starker Wind erhebt, wenn sich jemand hängt. Auch aus Tirol berichtet man: „Wenn der Wind recht anhaltend und heftig geht, sagt man: Jetzt haben sie gewiss irgendwo einen aufgehängt, weil der Wind gar nicht nachgeben will.“ (Morgenblatt der Bairischen Zeitung, 1865, S. 970.)

*299 Der Wind geht über die (Hafer-) Stoppeln.

Es fängt an kalt zu werden. Der Herbst ist da; es kann nicht anders sein.

*300 Der Wind hat jm die freud entführt.Eyering, I, 603; II, 707.

*301 Der Wind ist (nicht) günstig.Eiselein, 643.

Frz.: Le vent du bureau est bon. (Lendroy, 1517.)

*302 Der Wind lässt weder schiffen noch ruhen.Eiselein, 644.

Lat.: Ventus neque manere sinit neque navigare. (Eiselein, 644.)

*303 Der Wind pûstet (bläset) ihm durch die Backe.Frischbier, 4056.

*304 Der Wind saust im Korn.

Schlägt Wellen.

*305 Der Wind stellte sich auf die Hinterbeine, drehte sich um sich selber und heulte wie ein Rudel von hundert Prairiewölfen.

In Nordamerika, um einen Wirbelwind zu schildern.

*306 Der Wind wehet nicht allzeit.Eiselein, 643.

*307 Des Windes leben, wie der Müller.

*308 Die blasen kalten vnd warmen wind.Henisch, 405, 37.

*309 Dieser Wind wäre besser zu verwenden.

In dem Sinne: es ist schade um die Worte, sie nützen nichts. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Freier: „Wendet solchen unnützen Wind an andern Orten an, hier fruchtet er nichts.“ (Köhler, 69, 10.) „Spare diesen Wind nur, mein lieber Pfaffe.“ (Rist, Das friedewünschende Teutschland, 59.)

*310 Dös is in Wind nei schwätzt. (S. Tag 577.) (Schwaben.)

*311 Einem den Wind aus den Segeln nehmen.

Seine Wirksamkeit lähmen, einen Strich durch seine Pläne machen. „Blaine wollte seine Rede, die ein ungeheurer Treffer sein sollte, schon im December halten, aber obgleich sie bereits gedruckt war, konnte er erst im nächsten Februar dazu kommen. Tarbox war im Besitz des gedruckten Manuscripts, las sie nach und nahm ihm allen Wind aus den Segeln.“ (Vereinigte Staaten-Zeitung v. 14. Juni 1876.) – „Indem Napoleon den Handelsvertrag mit dem Deutschen Zollverein aufhob, wollte er dem Schutzzöllner Thiers den Wind aus den Segeln nehmen.“ (Breslauer Zeitung, 1870, Nr. 389.)

*312 Einem Wind verkaufen (verzapfen).Eiselein, 644.

*313 Er bekommt den Wind ins Gesicht.

Wird in seinen Bestrebungen gehemmt, hat mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen.

Frz.: Vent au visage rend l'homme sage. (Leroux, I, 85.)

Holl.: Hij krijgt den wind van voren. (Harrebomée, II, 471a.)

*314 Er dreht sich nach jedem Winde.

Holl.: Hij draait met alle winden. ( Harrebomée, II, 470b.)

*315 Er geht (kämpft) gegen den Wind.

Holl.: Hij draait tegen den wind. (Harrebomée, II, 470b.)

*316 Er geht vor Wind und Flut.

[Spaltenumbruch] *317 Er hat den Wind verloren.

Es geht mit seinen Sachen nicht vorwärts, es gebricht ihm an Umsicht, Muth u. s. w.

*318 Er hat guten Wind.

Ist in Gunst, sitzt im Glücke.

Frz.: Il a le vent en poupe.

*319 Er hat sich keinen (manchen, viel) Wind um die Nase wehen lassen. (S. Schule 37.) – Frischbier, 4054; Masson, 73.

In Pommern: He môt sik noch vêl Wind üm de Oren weijen laten. (Dähnert, 552a.) Er hat noch viel Erfahrungen zu machen.

*320 Er hat (wird) sich müssen manchen sauern Wind unter die Nase gehen lassen.Klix, 122.

„Is sich noch a Grînschnobel und wird sich noch manchen sauern Wind müssen lussen unter de Noase gihn.“ (Keller, 176b.) Wird noch manche unangenehme Erfahrung machen müssen.

*321 Er hat viel Wind im Kopfe.Frischbier, 4053.

Beschäftigt sich mit unnützen Sachen.

*322 Er hat Wind davon bekommen.Eiselein, 643; Körte, 6861d.

Nachricht, Kunde. Von der Jagd entlehnt. Das Wild bekommt von der Gegenwart des Jägers Wind, wenn die Luftströmung vom Jäger auf das Wild zugeht. – „ ... Weil mein Herr von meiner Einfalt Wind hatte.“ (Simplicius, 154.) In Bedburg: Hä hät Wenk dervan kregen. In Pommern: He hett Wind davon kregen. (Dähnert, 552a.) Er hat (geheime) Nachricht davon erhalten.

Mhd.: Dit quam Koningh Waldemar vnder den Wint. (Lappenberg, Hamburger Chronik, 200.)

Böhm.: Navĕtřel (srozumĕl, dopátral se toho). (Čelakovsky, 518.)

Holl.: Hij heeft de lucht van zijn voorn anen kregen. – Hij krijgt er de lucht van in der neus. (Harrebomée, II, 39a.)

*323 Er hat Wind gespürt, weiss aber nicht, woher.

Böhm.: Učítil vítr, ale neví odkud. (Čelakovsky, 567.)

Slov.: Počul veter, ale nĕvie odkad'. (Čelakovsky, 567.)

*324 Er hat Wind und Strömung für sich.

Er hat eine gute Fahrt; das Geschäft wird von allen Seiten begünstigt.

Holl.: Hij heeft wind en stroom mede. (Harrebomée, II, 470b.)

*325 Er ist in einen bösen Wind gekommen.

Frz.: Il est frappé d'un mauvais vent. (Leroux, I, 86.)

Holl.: Ik ben in een' slechten mousson. (Harrebomée, II, 106a.)

*326 Er ist in en böse Wind cho.Sutermeister, 105.

*327 Er ist mit allen (den) Winden so vertraut, wie ein Wetterhahn auf dem Kirchthurm.

*328 Er ist mit halbem Winde gesegelt.

Die Sache ist nur matt betrieben worden oder nur halb gelungen.

*329 Er ist schon in andern (schlimmern, stärkern) Winden gewesen.

*330 Er lebt des Windes wie der Stör.Körte, 6161b.

*331 Er macht viel Wind.

Holl.: Hij voerd mars boven mars. (Harrebomée, II, 67b.)

*332 Er mag ihn nicht über den Wind riechen.

*333 Er muss gegen den Wind segeln.

Mit Widerwärtigkeiten kämpfen.

*334 Er muss gegen Wind und Sturm rudern.

Hat Schwierigkeiten aller Art zu überwinden.

*335 Er nimmt ihm den Wind ab.

Beraubt ihn seiner Vortheile. Von Fahrzeugen entlehnt, die einem andern durch ihre Segelstellung den Wind entziehen.

*336 Er schlägt alles in den Wind.Masson, 270.

Von einem leichtsinnigen Menschen. Zur Bezeichnung eines solchen sind a. a. O. noch folgende Redensarten beigefügt: Er lässt sich keinen Bart, keine grauen Haare darüber wachsen. Er fragt kein Haar danach. Er macht sich keinen Pfifferling daraus. Er nimmt alles auf die leichte Achsel. Er schüttelt es ab wie der Hund den Regen.

Poln.: Jak z kaczki woda spadło to z niego. – Jakby groch na ściane miotał. (Masson, 270.)

*337 Er sieht den Wind auf der Gasse laufen.Körte, 6861.

*338 Er sieht in den Wind.

Gibt acht, ob irgendeine Gefahr nahe.

*339 Er sieht, woher der Wind kommt.

Entweder von jemand, der müssig umhergafft, oder um zu sagen, dass sich einer bei seiner Unternehmung nach der Lage und den Umständen der Sache genau erkundige.

Frz.: Regarder de quel côté vient le vent. (Lendroy, 1493.)

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[[130]/0142] *292 Den Wind in ein truhen sperren. – Eyering, I, 423. *293 Den Wind in Garnen (Netzen) (fahen wollen). – Eiselein, 644. Das machen die Aufpasser und Horcher. Engl.: He catches the wind with a net. (Bohn II, 65.) Holl.: Hij vangt den wind met het net. (Harrebomée, II, 471b.) *294 Den wind verkauffen. (S. Eiter 2; Maul, 363.) – Franck, I, 51b; II, 11b; Eyering, I, 382; Sailer, 297. *295 Den Winden ein Gebiss anlegen. Von den Philosophen, welche die Begierden (Affecten) im Menschen ausrotten wollen. *296 Der Wängd gît. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 281. Der Wind geht, d. i. es wird aufgeschnitten, gelogen. *297 Der Wind bläst (geht, heult) heute (jetzt) aus einem andern Loche. – Frischbier, II, 2914; Mathesy, 353b. Wenn jemand seine Meinung über eine Sache geändert hat. *298 Der Wind geht, als wenn sich ein Paar gehängt hätten. Im Volke herrscht der Glaube, dass sich ein starker Wind erhebt, wenn sich jemand hängt. Auch aus Tirol berichtet man: „Wenn der Wind recht anhaltend und heftig geht, sagt man: Jetzt haben sie gewiss irgendwo einen aufgehängt, weil der Wind gar nicht nachgeben will.“ (Morgenblatt der Bairischen Zeitung, 1865, S. 970.) *299 Der Wind geht über die (Hafer-) Stoppeln. Es fängt an kalt zu werden. Der Herbst ist da; es kann nicht anders sein. *300 Der Wind hat jm die freud entführt. – Eyering, I, 603; II, 707. *301 Der Wind ist (nicht) günstig. – Eiselein, 643. Frz.: Le vent du bureau est bon. (Lendroy, 1517.) *302 Der Wind lässt weder schiffen noch ruhen. – Eiselein, 644. Lat.: Ventus neque manere sinit neque navigare. (Eiselein, 644.) *303 Der Wind pûstet (bläset) ihm durch die Backe. – Frischbier, 4056. *304 Der Wind saust im Korn. Schlägt Wellen. *305 Der Wind stellte sich auf die Hinterbeine, drehte sich um sich selber und heulte wie ein Rudel von hundert Prairiewölfen. In Nordamerika, um einen Wirbelwind zu schildern. *306 Der Wind wehet nicht allzeit. – Eiselein, 643. *307 Des Windes leben, wie der Müller. *308 Die blasen kalten vnd warmen wind. – Henisch, 405, 37. *309 Dieser Wind wäre besser zu verwenden. In dem Sinne: es ist schade um die Worte, sie nützen nichts. In Kunst über alle Künste sagt die böse Katharina zu einem Freier: „Wendet solchen unnützen Wind an andern Orten an, hier fruchtet er nichts.“ (Köhler, 69, 10.) „Spare diesen Wind nur, mein lieber Pfaffe.“ (Rist, Das friedewünschende Teutschland, 59.) *310 Dös is in Wind nei schwätzt. (S. Tag 577.) (Schwaben.) *311 Einem den Wind aus den Segeln nehmen. Seine Wirksamkeit lähmen, einen Strich durch seine Pläne machen. „Blaine wollte seine Rede, die ein ungeheurer Treffer sein sollte, schon im December halten, aber obgleich sie bereits gedruckt war, konnte er erst im nächsten Februar dazu kommen. Tarbox war im Besitz des gedruckten Manuscripts, las sie nach und nahm ihm allen Wind aus den Segeln.“ (Vereinigte Staaten-Zeitung v. 14. Juni 1876.) – „Indem Napoleon den Handelsvertrag mit dem Deutschen Zollverein aufhob, wollte er dem Schutzzöllner Thiers den Wind aus den Segeln nehmen.“ (Breslauer Zeitung, 1870, Nr. 389.) *312 Einem Wind verkaufen (verzapfen). – Eiselein, 644. *313 Er bekommt den Wind ins Gesicht. Wird in seinen Bestrebungen gehemmt, hat mit Widerwärtigkeiten zu kämpfen. Frz.: Vent au visage rend l'homme sage. (Leroux, I, 85.) Holl.: Hij krijgt den wind van voren. (Harrebomée, II, 471a.) *314 Er dreht sich nach jedem Winde. Holl.: Hij draait met alle winden. ( Harrebomée, II, 470b.) *315 Er geht (kämpft) gegen den Wind. Holl.: Hij draait tegen den wind. (Harrebomée, II, 470b.) *316 Er geht vor Wind und Flut. *317 Er hat den Wind verloren. Es geht mit seinen Sachen nicht vorwärts, es gebricht ihm an Umsicht, Muth u. s. w. *318 Er hat guten Wind. Ist in Gunst, sitzt im Glücke. Frz.: Il a le vent en poupe. *319 Er hat sich keinen (manchen, viel) Wind um die Nase wehen lassen. (S. Schule 37.) – Frischbier, 4054; Masson, 73. In Pommern: He môt sik noch vêl Wind üm de Oren weijen laten. (Dähnert, 552a.) Er hat noch viel Erfahrungen zu machen. *320 Er hat (wird) sich müssen manchen sauern Wind unter die Nase gehen lassen. – Klix, 122. „Is sich noch a Grînschnobel und wird sich noch manchen sauern Wind müssen lussen unter de Noase gihn.“ (Keller, 176b.) Wird noch manche unangenehme Erfahrung machen müssen. *321 Er hat viel Wind im Kopfe. – Frischbier, 4053. Beschäftigt sich mit unnützen Sachen. *322 Er hat Wind davon bekommen. – Eiselein, 643; Körte, 6861d. Nachricht, Kunde. Von der Jagd entlehnt. Das Wild bekommt von der Gegenwart des Jägers Wind, wenn die Luftströmung vom Jäger auf das Wild zugeht. – „ ... Weil mein Herr von meiner Einfalt Wind hatte.“ (Simplicius, 154.) In Bedburg: Hä hät Wenk dervan kregen. In Pommern: He hett Wind davon kregen. (Dähnert, 552a.) Er hat (geheime) Nachricht davon erhalten. Mhd.: Dit quam Koningh Waldemar vnder den Wint. (Lappenberg, Hamburger Chronik, 200.) Böhm.: Navĕtřel (srozumĕl, dopátral se toho). (Čelakovsky, 518.) Holl.: Hij heeft de lucht van zijn voorn anen kregen. – Hij krijgt er de lucht van in der neus. (Harrebomée, II, 39a.) *323 Er hat Wind gespürt, weiss aber nicht, woher. Böhm.: Učítil vítr, ale neví odkud. (Čelakovsky, 567.) Slov.: Počul veter, ale nĕvie odkad'. (Čelakovsky, 567.) *324 Er hat Wind und Strömung für sich. Er hat eine gute Fahrt; das Geschäft wird von allen Seiten begünstigt. Holl.: Hij heeft wind en stroom mede. (Harrebomée, II, 470b.) *325 Er ist in einen bösen Wind gekommen. Frz.: Il est frappé d'un mauvais vent. (Leroux, I, 86.) Holl.: Ik ben in een' slechten mousson. (Harrebomée, II, 106a.) *326 Er ist in en böse Wind cho. – Sutermeister, 105. *327 Er ist mit allen (den) Winden so vertraut, wie ein Wetterhahn auf dem Kirchthurm. *328 Er ist mit halbem Winde gesegelt. Die Sache ist nur matt betrieben worden oder nur halb gelungen. *329 Er ist schon in andern (schlimmern, stärkern) Winden gewesen. *330 Er lebt des Windes wie der Stör. – Körte, 6161b. *331 Er macht viel Wind. Holl.: Hij voerd mars boven mars. (Harrebomée, II, 67b.) *332 Er mag ihn nicht über den Wind riechen. *333 Er muss gegen den Wind segeln. Mit Widerwärtigkeiten kämpfen. *334 Er muss gegen Wind und Sturm rudern. Hat Schwierigkeiten aller Art zu überwinden. *335 Er nimmt ihm den Wind ab. Beraubt ihn seiner Vortheile. Von Fahrzeugen entlehnt, die einem andern durch ihre Segelstellung den Wind entziehen. *336 Er schlägt alles in den Wind. – Masson, 270. Von einem leichtsinnigen Menschen. Zur Bezeichnung eines solchen sind a. a. O. noch folgende Redensarten beigefügt: Er lässt sich keinen Bart, keine grauen Haare darüber wachsen. Er fragt kein Haar danach. Er macht sich keinen Pfifferling daraus. Er nimmt alles auf die leichte Achsel. Er schüttelt es ab wie der Hund den Regen. Poln.: Jak z kaczki woda spadło to z niego. – Jakby groch na ściane miotał. (Masson, 270.) *337 Er sieht den Wind auf der Gasse laufen. – Körte, 6861. *338 Er sieht in den Wind. Gibt acht, ob irgendeine Gefahr nahe. *339 Er sieht, woher der Wind kommt. Entweder von jemand, der müssig umhergafft, oder um zu sagen, dass sich einer bei seiner Unternehmung nach der Lage und den Umständen der Sache genau erkundige. Frz.: Regarder de quel côté vient le vent. (Lendroy, 1493.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 5. Leipzig, 1880, S. [130]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon05_1880/142>, abgerufen am 25.11.2024.