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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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Wehemutter.

Wenn die Wehemutter mehr Erbarmen (mit dem Kinde) hat, als die Mutter, so ist das ein nutzloses Erbarmen. - Burckhardt, 42.

Die Menschlichkeit der untern Beamten hilft nicht viel, wenn der Sinn der Regierung grausam ist.


Wehen (Subst.).

1 Die heftigen Wehen der Mutter lassen die Geburt eines Knaben erwarten. - Burckhardt, 54.

Was man wünscht, erwartet man; und im Morgenlande wünscht man sich viel lieber Söhne als Töchter.

2 Die rechten Wehen kommen erst, wenn die Kinder gross sind. - Tendlau, 726.

Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares but uncertain comforts.


Wehen (Verb.).

1 Es weht nicht immer Ein Wind. - Sailer, 210.

2 Hat weit an hat sneit, an hat Skap hat dreit; ik wul dat ik bi Mam wiar, an wul wel Ragmels Pankauken idj. (Amrum.) - Haupt, VIII, 371, 338.

Es weht und schneit, und das Schiff es dreht sich, ich wollte, dass ich bei der Mutter wäre und wollte wol Roggenmehlpfannkuchen essen.

3 Hat weit dat sööwen Prestern (Skrundern) kön ian Kualwskan eg hual. (Amrum.) - Haupt, VIII, 356, 93.

Es weht, dass sieben Priester (Schneider) ein Kalbfell nicht halten können.

*4 Er weht mit allen Winden.

*5 Es weht ein anderer Wind.


Wehes.

Wer etwas wehes hat, der greifft darnach. - Henisch, 1738, 4; Petri, II, 776.


Wehestand.

Seinen Wehestand zu bergen, wohnet nicht bei schwachen Zwergen. - Hlawatsch, 217.


Wehetag.

Wehetag lest sich nicht bergen. - Petri, II, 414; Henisch, 290, 23.


Wehethun.

1 Es thut niemand wehe, wann sich einer stosst, als der den Stoss getan. - Lehmann, 520, 11.

2 Es thut wehe, wenn einer mit seinem eignen fett betreuffelt wird. - Petri, II, 301; Henisch, 1078, 44.

3 Es thut wehe, wenn man auff dem Schienbein scherffet. - Petri, II, 301.

4 Es thut wehe, wenn man einem den Schwären aufsticht. - Petri, II, 301.

5 Thät es wehe, die Meidlin liessen die Knaben gehe. - Fischart.

6 Was einem wehe thut, gedenkt man am längsten (meisten).

Lat.: Beneficia, qui dare nescit, injuste petit. - Inimica tenacius haerent. (Sutor, 305; Philippi, II, 198; Seybold, 244.)

7 Was einem wehe thut, hat man auch im Munde. - Eiselein, 477.

Nämlich die Zunge, die einem am meisten wehe thut.

8 Was wehe thut, das lehrt. - Simrock, 11268.

9 Was wehe thut, währt eine kleine Zeit, was wohl thut, währt in Ewigkeit. - Chaos, 1092.

10 Wem es nicht wehe thut, der jammert nicht.

11 Wenn es dem einen nicht wehe thäte, würde es dem andern nicht wohlthun.

12 Wo es einem wehe thut, dahin greift man sich oft (oder: ohne daran zu denken). - Simrock, 11267.

Böhm.: Kde milost tu oci, kde bolest' tu ruka, a (dle Pisma). - Kde poklud tu ordce. - Ruka kde boli, oko kde voli. (Celakovsky, 237.)

It.: La lingua batte, dove il dente duole. - L'uomo mette la mano dove sente il dolore. (Gaal, 1672.)

Lat.: Ubi dolor, ibi manus. (Gaal, 1672.)

Poln.: Gdzie milo tam oczy, gdzie boli tam rece. - Reka gdzie boli, oko gdzie gwoli. (Celakovsky, 237.)

Ung.: A' kinek hol faj, ott tapogattya. (Gaal, 1672.)

13 Wo man einem weh gethan, da fängt auch das Unrecht an.

14 Wo's eim weh thut, do het me si Hand. - Sutermeister, 143.

[Spaltenumbruch] *15 Das thut weher als auffm Schienbein schürffen. - Mathesy, 178b.

*16 Dat deit so wee, as wenn en Mann sin Fro afstarwt. (Hamburg.) - Schütze, II, 238.

Es ist zu überstehen.

*17 Es thut ihm schon lange kein Zahn mehr wehe.

Er ist schon lange todt.

*18 Es thut jhm nicht wehe, wann ein andrer sich stösst. - Lehmann, 721, 9.

Von einem Sorglosen, der sich um nichts graue Haare wachsen lässt. (S. Hund 1596.)

*19 Och wie wehe doit jm syn moit, der gerne bliff vnnd scheiden dhoit. - Weinsberg, 90.


Wehr.

* Ich wor ald fröhg an der Wäer1, et wor mer ganz benaut2 em Bätt. (Köln.) - Firmenich, I, 447, 276.

1) D. i. auf den Beinen, in den Kleidern.

2) Beengt, beklommen.


Wehr (das).

1 Das Wehr rechnet sich auch zu den Schleusen.

2 Wie man das Wehr öffnet, so stürzt das Wasser durch die Schleusen.


Wehr (die).

1 Die beste Wehr ist, nicht nöthig zu haben, sich zu wehren.

2 Eine Wehr hält die andere in der Scheide.

3 Find' ich ohne Wehr ein Land, das bezwing' ich mit Einer Hand. - Körte, 6551.

4 Mit scharpffen Wehren ist böss schimpffen.

5 Viel Wehr, viel Ehr'. - Körte, 6550; Simrock, 11273.

6 Wehr schützt vor Fähr.

Ein Schwert hält das andere in der Scheide. Wer den Frieden will erhalten, muss zu Schutz gerüstet sein.

Schwed.: Wäria bjuder landsfred. (Grubb, 882.)

7 Wehre und Beschirmung ist natürlich. - Graf, 442, 339.

Der Beklagte hat ein natürliches Recht, in seiner Vertheidigung nicht beeinträchtigt zu werden.

Altfries.: Dyo werre ende dyo by schyrmnisse natuarlick is. (Hettema, XIII, 12, 82.)

8 Wen man findet ohne Wehr, den überreit't ein krankes Heer. - Liedersaal.

9 Wer seine Wehr im Maule hat, dem muss man auf die Scheide klopfen. - Wirth, I, 579.

10 Wer zuerst zur Wehr greifft, der gibt vrsach, dass der ander muss sein Rüstung anziehen. - Lehmann, 436, 44.

*11 Wehre gebrauchen.

... "Es ist kein besser Raht, als das in solchen auffrührischen Fällen die Artznei principijs obsta, d. i. bald Wehre gebrauchet, dem blühenden Vbel weisslich vorgebawet vnd solchen verbottenen Conventiculis an allen örthern gleichsam Riegel vorgeschoben werden." (Friedeborn, II, 153.)


Wehren.

1 Da muss man zeitig wehren, wo man nicht soll (das Land) verheeren.

Lat.: Vir qui zelatur nec seuit tutor agatur. (Reuterdahl, 1054.)

Schwed.: Thaen skal waeria som ey wil haeria. (Reuterdahl, 1054.)

2 Dai sik wiärt, behält sin Piärt. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 80, 374.

3 Deu sick wiert (wehrt, hütet) vör de Dot (That), för 't Leugen es jümmer Roth (Rath). (Lippe.) - Firmenich, I, 269.

4 Erstlich söll man wehren, ehe dann das Wasser vber die Dämm abbrech vnd das fewer mit macht zu allen Gittern einschlag. - Henisch, 1613, 66.

5 Frühe wehre, weil noch zu wehren ist. - Petri, II, 319.

6 Je mehr man wehrt, je mehr man lehrt.

7 Jeder wehrt sich seiner Haut. - Klix, 122.

Lat.: Quod fecit quisque, tuetur opus. (Ovid.) (Binder I, 1509; II, 2873.)

8 Jeder wehrt sich, so gut er kann.

9 Man muss sich wehren, so lange man lebt; wenn man todt ist, hört's auf.

10 Sich wehren bringt zu Ehren.

[Spaltenumbruch]
Wehemutter.

Wenn die Wehemutter mehr Erbarmen (mit dem Kinde) hat, als die Mutter, so ist das ein nutzloses Erbarmen.Burckhardt, 42.

Die Menschlichkeit der untern Beamten hilft nicht viel, wenn der Sinn der Regierung grausam ist.


Wehen (Subst.).

1 Die heftigen Wehen der Mutter lassen die Geburt eines Knaben erwarten.Burckhardt, 54.

Was man wünscht, erwartet man; und im Morgenlande wünscht man sich viel lieber Söhne als Töchter.

2 Die rechten Wehen kommen erst, wenn die Kinder gross sind.Tendlau, 726.

Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares but uncertain comforts.


Wehen (Verb.).

1 Es weht nicht immer Ein Wind.Sailer, 210.

2 Hat weit an hat sneit, an hat Skap hat dreit; ik wul dat ik bi Mam wiar, an wul wel Râgmêls Pankûken idj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 371, 338.

Es weht und schneit, und das Schiff es dreht sich, ich wollte, dass ich bei der Mutter wäre und wollte wol Roggenmehlpfannkuchen essen.

3 Hat weit dat sööwen Prêstern (Skrundern) kön ian Kualwskan eg hual. (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 93.

Es weht, dass sieben Priester (Schneider) ein Kalbfell nicht halten können.

*4 Er weht mit allen Winden.

*5 Es weht ein anderer Wind.


Wehes.

Wer etwas wehes hat, der greifft darnach.Henisch, 1738, 4; Petri, II, 776.


Wehestand.

Seinen Wehestand zu bergen, wohnet nicht bei schwachen Zwergen.Hlawatsch, 217.


Wehetag.

Wehetag lest sich nicht bergen.Petri, II, 414; Henisch, 290, 23.


Wehethun.

1 Es thut niemand wehe, wann sich einer stosst, als der den Stoss getan.Lehmann, 520, 11.

2 Es thut wehe, wenn einer mit seinem eignen fett betreuffelt wird.Petri, II, 301; Henisch, 1078, 44.

3 Es thut wehe, wenn man auff dem Schienbein scherffet.Petri, II, 301.

4 Es thut wehe, wenn man einem den Schwären aufsticht.Petri, II, 301.

5 Thät es wehe, die Meidlin liessen die Knaben gehe.Fischart.

6 Was einem wehe thut, gedenkt man am längsten (meisten).

Lat.: Beneficia, qui dare nescit, injuste petit. – Inimica tenacius haerent. (Sutor, 305; Philippi, II, 198; Seybold, 244.)

7 Was einem wehe thut, hat man auch im Munde.Eiselein, 477.

Nämlich die Zunge, die einem am meisten wehe thut.

8 Was wehe thut, das lehrt.Simrock, 11268.

9 Was wehe thut, währt eine kleine Zeit, was wohl thut, währt in Ewigkeit.Chaos, 1092.

10 Wem es nicht wehe thut, der jammert nicht.

11 Wenn es dem einen nicht wehe thäte, würde es dem andern nicht wohlthun.

12 Wo es einem wehe thut, dahin greift man sich oft (oder: ohne daran zu denken).Simrock, 11267.

Böhm.: Kde milost tu oči, kde bolest' tu ruka, a (dle Pisma). – Kde poklud tu ordce. – Ruka kde bolí, oko kde volí. (Čelakovsky, 237.)

It.: La lingua batte, dove il dente duole. – L'uomo mette la mano dove sente il dolore. (Gaal, 1672.)

Lat.: Ubi dolor, ibi manus. (Gaal, 1672.)

Poln.: Gdzie miło tam oczy, gdzie boli tam ręce. – Ręka gdzie boli, oko gdzie gwoli. (Čelakovsky, 237.)

Ung.: A' kinek hol fáj, ott tapogattya. (Gaal, 1672.)

13 Wo man einem weh gethan, da fängt auch das Unrecht an.

14 Wo's eim weh thut, do het me si Hand.Sutermeister, 143.

[Spaltenumbruch] *15 Das thut weher als auffm Schienbein schürffen.Mathesy, 178b.

*16 Dat deit so wee, as wenn en Mann sin Fro afstarwt. (Hamburg.) – Schütze, II, 238.

Es ist zu überstehen.

*17 Es thut ihm schon lange kein Zahn mehr wehe.

Er ist schon lange todt.

*18 Es thut jhm nicht wehe, wann ein andrer sich stösst.Lehmann, 721, 9.

Von einem Sorglosen, der sich um nichts graue Haare wachsen lässt. (S. Hund 1596.)

*19 Och wie wehe doit jm syn moit, der gerne bliff vnnd scheiden dhoit.Weinsberg, 90.


Wehr.

* Ich wor ald fröhg an der Wäer1, et wor mêr ganz benaut2 em Bätt. (Köln.) – Firmenich, I, 447, 276.

1) D. i. auf den Beinen, in den Kleidern.

2) Beengt, beklommen.


Wehr (das).

1 Das Wehr rechnet sich auch zu den Schleusen.

2 Wie man das Wehr öffnet, so stürzt das Wasser durch die Schleusen.


Wehr (die).

1 Die beste Wehr ist, nicht nöthig zu haben, sich zu wehren.

2 Eine Wehr hält die andere in der Scheide.

3 Find' ich ohne Wehr ein Land, das bezwing' ich mit Einer Hand.Körte, 6551.

4 Mit scharpffen Wehren ist böss schimpffen.

5 Viel Wehr, viel Ehr'.Körte, 6550; Simrock, 11273.

6 Wehr schützt vor Fähr.

Ein Schwert hält das andere in der Scheide. Wer den Frieden will erhalten, muss zu Schutz gerüstet sein.

Schwed.: Wäria bjuder landsfred. (Grubb, 882.)

7 Wehre und Beschirmung ist natürlich.Graf, 442, 339.

Der Beklagte hat ein natürliches Recht, in seiner Vertheidigung nicht beeinträchtigt zu werden.

Altfries.: Dyo werre ende dyo by schyrmnisse natuarlick is. (Hettema, XIII, 12, 82.)

8 Wen man findet ohne Wehr, den überreit't ein krankes Heer.Liedersaal.

9 Wer seine Wehr im Maule hat, dem muss man auf die Scheide klopfen.Wirth, I, 579.

10 Wer zuerst zur Wehr greifft, der gibt vrsach, dass der ander muss sein Rüstung anziehen.Lehmann, 436, 44.

*11 Wehre gebrauchen.

... „Es ist kein besser Raht, als das in solchen auffrührischen Fällen die Artznei principijs obsta, d. i. bald Wehre gebrauchet, dem blühenden Vbel weisslich vorgebawet vnd solchen verbottenen Conventiculis an allen örthern gleichsam Riegel vorgeschoben werden.“ (Friedeborn, II, 153.)


Wehren.

1 Da muss man zeitig wehren, wo man nicht soll (das Land) verheeren.

Lat.: Vir qui zelatur nec seuit tutor agatur. (Reuterdahl, 1054.)

Schwed.: Thaen skal waeria som ey wil haeria. (Reuterdahl, 1054.)

2 Dai sik wiärt, behält sin Piärt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 374.

3 Deu sick wiert (wehrt, hütet) vör de Dot (That), för 't Leugen es jümmer Roth (Rath). (Lippe.) – Firmenich, I, 269.

4 Erstlich söll man wehren, ehe dann das Wasser vber die Dämm abbrech vnd das fewer mit macht zu allen Gittern einschlag.Henisch, 1613, 66.

5 Frühe wehre, weil noch zu wehren ist.Petri, II, 319.

6 Je mehr man wehrt, je mehr man lehrt.

7 Jeder wehrt sich seiner Haut.Klix, 122.

Lat.: Quod fecit quisque, tuetur opus. (Ovid.) (Binder I, 1509; II, 2873.)

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10 Sich wehren bringt zu Ehren.

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[[932]/0938] Wehemutter. Wenn die Wehemutter mehr Erbarmen (mit dem Kinde) hat, als die Mutter, so ist das ein nutzloses Erbarmen. – Burckhardt, 42. Die Menschlichkeit der untern Beamten hilft nicht viel, wenn der Sinn der Regierung grausam ist. Wehen (Subst.). 1 Die heftigen Wehen der Mutter lassen die Geburt eines Knaben erwarten. – Burckhardt, 54. Was man wünscht, erwartet man; und im Morgenlande wünscht man sich viel lieber Söhne als Töchter. 2 Die rechten Wehen kommen erst, wenn die Kinder gross sind. – Tendlau, 726. Engl.: Children are poor men's riches, are certain cares but uncertain comforts. Wehen (Verb.). 1 Es weht nicht immer Ein Wind. – Sailer, 210. 2 Hat weit an hat sneit, an hat Skap hat dreit; ik wul dat ik bi Mam wiar, an wul wel Râgmêls Pankûken idj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 371, 338. Es weht und schneit, und das Schiff es dreht sich, ich wollte, dass ich bei der Mutter wäre und wollte wol Roggenmehlpfannkuchen essen. 3 Hat weit dat sööwen Prêstern (Skrundern) kön ian Kualwskan eg hual. (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 93. Es weht, dass sieben Priester (Schneider) ein Kalbfell nicht halten können. *4 Er weht mit allen Winden. *5 Es weht ein anderer Wind. Wehes. Wer etwas wehes hat, der greifft darnach. – Henisch, 1738, 4; Petri, II, 776. Wehestand. Seinen Wehestand zu bergen, wohnet nicht bei schwachen Zwergen. – Hlawatsch, 217. Wehetag. Wehetag lest sich nicht bergen. – Petri, II, 414; Henisch, 290, 23. Wehethun. 1 Es thut niemand wehe, wann sich einer stosst, als der den Stoss getan. – Lehmann, 520, 11. 2 Es thut wehe, wenn einer mit seinem eignen fett betreuffelt wird. – Petri, II, 301; Henisch, 1078, 44. 3 Es thut wehe, wenn man auff dem Schienbein scherffet. – Petri, II, 301. 4 Es thut wehe, wenn man einem den Schwären aufsticht. – Petri, II, 301. 5 Thät es wehe, die Meidlin liessen die Knaben gehe. – Fischart. 6 Was einem wehe thut, gedenkt man am längsten (meisten). Lat.: Beneficia, qui dare nescit, injuste petit. – Inimica tenacius haerent. (Sutor, 305; Philippi, II, 198; Seybold, 244.) 7 Was einem wehe thut, hat man auch im Munde. – Eiselein, 477. Nämlich die Zunge, die einem am meisten wehe thut. 8 Was wehe thut, das lehrt. – Simrock, 11268. 9 Was wehe thut, währt eine kleine Zeit, was wohl thut, währt in Ewigkeit. – Chaos, 1092. 10 Wem es nicht wehe thut, der jammert nicht. 11 Wenn es dem einen nicht wehe thäte, würde es dem andern nicht wohlthun. 12 Wo es einem wehe thut, dahin greift man sich oft (oder: ohne daran zu denken). – Simrock, 11267. Böhm.: Kde milost tu oči, kde bolest' tu ruka, a (dle Pisma). – Kde poklud tu ordce. – Ruka kde bolí, oko kde volí. (Čelakovsky, 237.) It.: La lingua batte, dove il dente duole. – L'uomo mette la mano dove sente il dolore. (Gaal, 1672.) Lat.: Ubi dolor, ibi manus. (Gaal, 1672.) Poln.: Gdzie miło tam oczy, gdzie boli tam ręce. – Ręka gdzie boli, oko gdzie gwoli. (Čelakovsky, 237.) Ung.: A' kinek hol fáj, ott tapogattya. (Gaal, 1672.) 13 Wo man einem weh gethan, da fängt auch das Unrecht an. 14 Wo's eim weh thut, do het me si Hand. – Sutermeister, 143. *15 Das thut weher als auffm Schienbein schürffen. – Mathesy, 178b. *16 Dat deit so wee, as wenn en Mann sin Fro afstarwt. (Hamburg.) – Schütze, II, 238. Es ist zu überstehen. *17 Es thut ihm schon lange kein Zahn mehr wehe. Er ist schon lange todt. *18 Es thut jhm nicht wehe, wann ein andrer sich stösst. – Lehmann, 721, 9. Von einem Sorglosen, der sich um nichts graue Haare wachsen lässt. (S. Hund 1596.) *19 Och wie wehe doit jm syn moit, der gerne bliff vnnd scheiden dhoit. – Weinsberg, 90. Wehr. * Ich wor ald fröhg an der Wäer1, et wor mêr ganz benaut2 em Bätt. (Köln.) – Firmenich, I, 447, 276. 1) D. i. auf den Beinen, in den Kleidern. 2) Beengt, beklommen. Wehr (das). 1 Das Wehr rechnet sich auch zu den Schleusen. 2 Wie man das Wehr öffnet, so stürzt das Wasser durch die Schleusen. Wehr (die). 1 Die beste Wehr ist, nicht nöthig zu haben, sich zu wehren. 2 Eine Wehr hält die andere in der Scheide. 3 Find' ich ohne Wehr ein Land, das bezwing' ich mit Einer Hand. – Körte, 6551. 4 Mit scharpffen Wehren ist böss schimpffen. 5 Viel Wehr, viel Ehr'. – Körte, 6550; Simrock, 11273. 6 Wehr schützt vor Fähr. Ein Schwert hält das andere in der Scheide. Wer den Frieden will erhalten, muss zu Schutz gerüstet sein. Schwed.: Wäria bjuder landsfred. (Grubb, 882.) 7 Wehre und Beschirmung ist natürlich. – Graf, 442, 339. Der Beklagte hat ein natürliches Recht, in seiner Vertheidigung nicht beeinträchtigt zu werden. Altfries.: Dyo werre ende dyo by schyrmnisse natuarlick is. (Hettema, XIII, 12, 82.) 8 Wen man findet ohne Wehr, den überreit't ein krankes Heer. – Liedersaal. 9 Wer seine Wehr im Maule hat, dem muss man auf die Scheide klopfen. – Wirth, I, 579. 10 Wer zuerst zur Wehr greifft, der gibt vrsach, dass der ander muss sein Rüstung anziehen. – Lehmann, 436, 44. *11 Wehre gebrauchen. ... „Es ist kein besser Raht, als das in solchen auffrührischen Fällen die Artznei principijs obsta, d. i. bald Wehre gebrauchet, dem blühenden Vbel weisslich vorgebawet vnd solchen verbottenen Conventiculis an allen örthern gleichsam Riegel vorgeschoben werden.“ (Friedeborn, II, 153.) Wehren. 1 Da muss man zeitig wehren, wo man nicht soll (das Land) verheeren. Lat.: Vir qui zelatur nec seuit tutor agatur. (Reuterdahl, 1054.) Schwed.: Thaen skal waeria som ey wil haeria. (Reuterdahl, 1054.) 2 Dai sik wiärt, behält sin Piärt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 374. 3 Deu sick wiert (wehrt, hütet) vör de Dot (That), för 't Leugen es jümmer Roth (Rath). (Lippe.) – Firmenich, I, 269. 4 Erstlich söll man wehren, ehe dann das Wasser vber die Dämm abbrech vnd das fewer mit macht zu allen Gittern einschlag. – Henisch, 1613, 66. 5 Frühe wehre, weil noch zu wehren ist. – Petri, II, 319. 6 Je mehr man wehrt, je mehr man lehrt. 7 Jeder wehrt sich seiner Haut. – Klix, 122. Lat.: Quod fecit quisque, tuetur opus. (Ovid.) (Binder I, 1509; II, 2873.) 8 Jeder wehrt sich, so gut er kann. 9 Man muss sich wehren, so lange man lebt; wenn man todt ist, hört's auf. 10 Sich wehren bringt zu Ehren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [932]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/938>, abgerufen am 03.12.2024.