Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] Acharemooth und Kedooschim sind Anfänger und daher auch die Namen zweier sich folgenden Abschnitte aus den wöchentlichen Vorlesungen des Pentateuchs (4 Mos. 16, 1 u. 19.) Dän.: Bedre at vaere braende paa glöde end at lyve paa den döde. - Om den fravaerende og döde tael intet uden godt. (Prov. dan., 88 u. 193.) - Tael ei paa den döde og fravaerende. (Prov. dan., 113.) Engl.: Speak well af the dead. (Bohn II, 84; Gaal, 1540.) Frz.: Au mort et a l'absent injure ni tourment. (Masson, 333.) - Il faut laisser les morts en paix. - Il ne faut pas parler mal des morts. Holl.: Van de dooden niets dan goed. (Harrebomee, I, 147a.) It.: All' assente e al morte non si dee far torto. - De' morti o parlar bene a taci. (Gaal, 1540.) - De' grandi e de' morti o parla bene, a taci. (Masson, 333.) Lat.: De mortuis nil nisi bene. (Binder I, 297; II, 710; Eiselein, 599; Egeria, 44; Faselius, 60; Seybold, 118; Gaal, 1540; Philippi, I, 115; Wiegand, 833; Schamelius, I, 7.) - Ein Todtengräber, der dem fremden Besucher seines Leichenhofs auch das dabei befindliche Leichenhaus zeigte, welches das vorstehende lateinische Sprichwort zur Aufschrift hatte, verdeutschte diese dahin: "Hier von den Todten nichts als die Bene." (Witzfunken, Va, 124.) - Litis mortuae non sunt suscitandae. - Litis praeteritae noli maledictu referre. (Masson, 333.) Schwed.: Man bör inte tala illa om de döda. (Marin, 19.) - Om de franvaranda mä man tala hvad sand är, och om de döde hvad god är. (Törning, 119.) - Smad icke pa de döda. (Grubb.) 81 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie er mit seinem (geschlachteten) Schweine zufrieden sei. 82 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Fleischer. - Klix, 108. 83 Von einem todten soll man kein gespräch begeren vnd keine Wolthat von einem geitzigen. - Henisch, 1568, 32; Petri, II, 580. 84 Von Todten ist leicht lügen. Das grösste Glück der Geschichtsschreiber ist, dass die Todten nicht gegen ihre Ansichten protestiren können. 85 Wann me den Dauen1 annen grauten Tähen2 packt, ssio kümmet he nit wier. (Thüle.) - Firmenich, I, 361, 2. 1) Den Todten. 2) Grosse Zehe. 86 Was gehen mich die Todten an, ich halt's mit den Lebendigen. - Tendlau, 777. 87 Was von Todten kommt, riecht nicht nach Weihrauch. Holl.: Het stinkt al, wat van dooden komt. (Harrebomee, I, 146b.) 88 Wenn der Todte beklagt wird, müssen die Erben darauf antworten. - Graf, 221, 257. Wenn ein Gläubiger wegen einer Forderung an den Erblasser klagbar wird, so muss der Erbe, sobald er die Erbschaft ohne entsprechenden Vorbehalt angetreten hat, bezahlen oder sich gegen die Klage vertheidigen. Holl.: Hweer dij dada om byclaged wirth, deer moten, da eerffnamen ffoer anderda. (Hettema, Landrecht, I, 142.) 89 Wenn die Todten nicht beissen, so ist's Unrecht, wenn sie gebissen werden. 90 Wer auf eines Todten Schuhe wartet, mag lange barfuss gehen. Dän.: Den der venter paa död mands skoe, kommer laenge til at go long barefoot. (Bohn I, 352.) Holl.: Die op eens doeden schoenen hoopt, heeft nood dat hij lang bloots voets loopt. (Harrebomee, I, 146b.) 91 Wer der Todten Wort nicht achtet, ist selbst ein Todter. - Schlechta, 98. 92 Wozu der Todte Recht hatte, dazu hat auch der Erbe Recht. - Graf, 221, 254. Die vermögensrechtlichen Beziehungen erlöschen mit dem Tode des Erblassers nicht, der Erbe folgt vielmehr in dessen Recht, aber auch in dessen Pflicht bis zu einer gewissen Grenze. (S. Erbe 4, Gut 190, Mage 2 Schuld 33.) "Vorzu der todte Recht hatte, darzu hat auch der erve Recht." (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 5.) *93 A werd egen hoite veil taudte uferwecken. (Schles.) - Gomolcke, 271; Frommann, III, 408, 317. Um zu sagen, dass er den Tag nicht viel leisten werde. Man sagt jetzt aber mehr: A wird hoite ne vil Tute aufwecke. Das "egen" was bei Gomolcke wie in der Pfeifer'schen Sammlung (Frommann, III, 241 fg. u. 408 fg.) so häufig vorkommt, scheint in jener Verbindung, so weit ich die schlesischen Mundarten kenne, zurückgetreten zu sein. [Spaltenumbruch] *94 Da möchten die Todten über die Lebenden weinen. Dän.: Ofte graeder den döde over den levende. (Prov. dan., 113.) *95 Dei hewwt dem Dodge ömm Ohrsch gekrawwelt. (Ostpreuss.) Wenn jemand eine kalte Hand hat. *96 Den Doden sein Haut verteren. - Germania, XI, 3. Nach altdeutschem Rechtsverhältniss durfte der Ueberlebende so lange nicht sich in den Besitz der Erbschaft setzen, bis nicht Erbrecht und Erbtrunk (altnordisch Arföl, das Erbe Ale) feierlich abgehalten und damit des Verstorbenen Gedächtniss (minne) getrunken war. Der Brauch des Leichtrunks besteht in diesem rechtsgültigen Sinne des Erbbiers jetzt noch. Der Schleswig-Holsteiner umschreibt den Namen Grabbier mit der Redensart: den Doden sen haut verteren; denn eben die Haut und Bedeckung (Hut und Hütte) aus welcher der Todte gefahren ist, verbleibt nun seinen Erben. (Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 302.) *97 Den Todten im Hause haben und zu einer andern Leiche gehen. - Winckler, XVIII, 70. *98 Den Todten lügt er nach und die Lebendigen lästert er ins Gesicht. - Burckhardt, 757. *99 Den Todten Steuer abfordern. Lat.: A mortuis tributum exigit. (Junker und Pfaffen, 18, 142.) *100 Der wird nicht viel Todte auferwecken. - Klix, 108. "Ich denke, ein solcher wird in der Welt nicht viel Todte auferwecken." (Keller, 161a.) *101 Die Todten noch einmal tödten. Lat.: Mortus rursus occidere. (Eiselein, 590.) *102 Du kannst eher aus den Todten einen Schoass1 'rausnöthen als aus dem a Geld. (Rott-Thal.) 1) Einen Wind, in Franken mundartlich einen Schiess. *103 Einen Todten erdrosseln. Wenn jemand eine Meinung bekämpft, die längst verworfen ist, oder tadelt, was allgemein verworfen ist. Lat.: Jugulare mortuos. (Laertius.) (Erasm., 18.) *104 Einen Todten geisseln. - Schottel, 1123b. Etwas zu spät oder etwas Ueberflüssiges, Zweckloses thun, was wol auch die folgende lateinische Redensart sagen will. Die Russen: Einen Todten ermorden wollen. (Altmann VI, 512.) Engl.: He chastises the dead. (Bohn II, 65.) Lat.: Mortuum unguento perungis. (Erasm., 19.) *105 Einen Todten schlagen. Einen schlagen, der nichts drauf gibt. Lat.: Mortuum flagellare. (Seybold, 314.) *106 Er nehme es von den Todten. *107 Er sieht einem Todten ähnlicher als einem Lebendigen. *108 Es müssen jm auch die todten Tribut geben. - Eyering, II, 574. *109 Mit den todten fechten (kriegen). Hauer (Kiij) für: Cum larvis luctari. Lat.: Bellum gerere cum mortuo protogene. (Seybold, 52.) *110 Wer wird den Todten auf den Nachtstuhl setzen. "Es ist verlor'niu arbeit, iwer dem toten scheissen treit, auf den Nachtstuhl setzt." (Myller, Sammlung, 37, 280.) Bei Tunnicius (721): We vil den doden schyten dragen? (Excessum vita portabit nemo cacatum). Tödten. 1 Du sollst nicht tödten, sagte jener, und liess den Floh laufen, den er nicht kriegen konnte. Holl.: Nu zal ik een' doodslag begaan, zei Kagt, en zij stak een' paling onder de korte ribben. (Harrebomee, I, 146a.) 2 Ich tödte einen Bösewicht und bezwinge viele mit seinen Peinen. - Graf, 340, 331. Sagt, dass es zu den Zwecken der Strafe gehörte, andere durch die Scheu vor dem in denselben liegenden Uebel vom Verbrechen zurückzuschrecken. (S. Strafe.) Niederd.: Je dode enen bosen ende bedvinge menighen met sinen pinen Gott. (Sachsenspiegel, 25, 20.) 3 Tödten stehet keinem so frei als den Aertzten. - Petri, II, 547. 4 Wen man tödten soll, den soll niemand verurtheilen. - Graf, 314, 214. D. h. niemand soll verurtheilt werden, als durch eigene Missethat. "Niemand soll sterben", sagt das Kl. Kaiserrecht (I, 38), "seine That habe ihn denn verdammt zum Tode." Mhd.: Wen man dotin sal, den en darf nun nit urteiln. (Kl. Kaiserrecht, I, 10.) [Spaltenumbruch] Acharemooth und Kedooschim sind Anfänger und daher auch die Namen zweier sich folgenden Abschnitte aus den wöchentlichen Vorlesungen des Pentateuchs (4 Mos. 16, 1 u. 19.) Dän.: Bedre at være brænde paa gløde end at lyve paa den døde. – Om den fraværende og døde tael intet uden godt. (Prov. dan., 88 u. 193.) – Tæl ei paa den døde og fraværende. (Prov. dan., 113.) Engl.: Speak well af the dead. (Bohn II, 84; Gaal, 1540.) Frz.: Au mort et à l'absent injure ni tourment. (Masson, 333.) – Il faut laisser les morts en paix. – Il ne faut pas parler mal des morts. Holl.: Van de dooden niets dan goed. (Harrebomée, I, 147a.) It.: All' assente e al morte non si dee far torto. – De' morti o parlar bene a taci. (Gaal, 1540.) – De' grandi e de' morti o parla bene, a taci. (Masson, 333.) Lat.: De mortuis nil nisi bene. (Binder I, 297; II, 710; Eiselein, 599; Egeria, 44; Faselius, 60; Seybold, 118; Gaal, 1540; Philippi, I, 115; Wiegand, 833; Schamelius, I, 7.) – Ein Todtengräber, der dem fremden Besucher seines Leichenhofs auch das dabei befindliche Leichenhaus zeigte, welches das vorstehende lateinische Sprichwort zur Aufschrift hatte, verdeutschte diese dahin: „Hier von den Todten nichts als die Bêne.“ (Witzfunken, Va, 124.) – Litis mortuae non sunt suscitandae. – Litis praeteritae noli maledictu referre. (Masson, 333.) Schwed.: Mán bör inte tala illa om de döda. (Marin, 19.) – Om de frånvaranda mä man tala hvad sand är, och om de döde hvad god är. (Törning, 119.) – Småd icke på de döda. (Grubb.) 81 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie er mit seinem (geschlachteten) Schweine zufrieden sei. 82 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Fleischer. – Klix, 108. 83 Von einem todten soll man kein gespräch begeren vnd keine Wolthat von einem geitzigen. – Henisch, 1568, 32; Petri, II, 580. 84 Von Todten ist leicht lügen. Das grösste Glück der Geschichtsschreiber ist, dass die Todten nicht gegen ihre Ansichten protestiren können. 85 Wann me den Dauen1 annen grauten Tähen2 packt, ssiô kümmet he nit wiêr. (Thüle.) – Firmenich, I, 361, 2. 1) Den Todten. 2) Grosse Zehe. 86 Was gehen mich die Todten an, ich halt's mit den Lebendigen. – Tendlau, 777. 87 Was von Todten kommt, riecht nicht nach Weihrauch. Holl.: Het stinkt al, wat van dooden komt. (Harrebomée, I, 146b.) 88 Wenn der Todte beklagt wird, müssen die Erben darauf antworten. – Graf, 221, 257. Wenn ein Gläubiger wegen einer Forderung an den Erblasser klagbar wird, so muss der Erbe, sobald er die Erbschaft ohne entsprechenden Vorbehalt angetreten hat, bezahlen oder sich gegen die Klage vertheidigen. Holl.: Hweer dij dada om byclaged wirth, deer moten, da eerffnamen ffoer anderda. (Hettema, Landrecht, I, 142.) 89 Wenn die Todten nicht beissen, so ist's Unrecht, wenn sie gebissen werden. 90 Wer auf eines Todten Schuhe wartet, mag lange barfuss gehen. Dän.: Den der venter paa død mands skoe, kommer længe til at go long barefoot. (Bohn I, 352.) Holl.: Die op eens doeden schoenen hoopt, heeft nood dat hij lang bloots voets loopt. (Harrebomée, I, 146b.) 91 Wer der Todten Wort nicht achtet, ist selbst ein Todter. – Schlechta, 98. 92 Wozu der Todte Recht hatte, dazu hat auch der Erbe Recht. – Graf, 221, 254. Die vermögensrechtlichen Beziehungen erlöschen mit dem Tode des Erblassers nicht, der Erbe folgt vielmehr in dessen Recht, aber auch in dessen Pflicht bis zu einer gewissen Grenze. (S. Erbe 4, Gut 190, Mage 2 Schuld 33.) „Vorzu der todte Recht hatte, darzu hat auch der erve Recht.“ (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 5.) *93 A werd êgen hoite vîl tûdte uferwecken. (Schles.) – Gomolcke, 271; Frommann, III, 408, 317. Um zu sagen, dass er den Tag nicht viel leisten werde. Man sagt jetzt aber mehr: A wird hoite ne vil Tùte ûfwecke. Das „egen“ was bei Gomolcke wie in der Pfeifer'schen Sammlung (Frommann, III, 241 fg. u. 408 fg.) so häufig vorkommt, scheint in jener Verbindung, so weit ich die schlesischen Mundarten kenne, zurückgetreten zu sein. [Spaltenumbruch] *94 Da möchten die Todten über die Lebenden weinen. Dän.: Ofte græder den døde over den levende. (Prov. dan., 113.) *95 Dei hewwt dem Dodge ömm Ohrsch gekrawwelt. (Ostpreuss.) Wenn jemand eine kalte Hand hat. *96 Den Doden sîn Hût vertêren. – Germania, XI, 3. Nach altdeutschem Rechtsverhältniss durfte der Ueberlebende so lange nicht sich in den Besitz der Erbschaft setzen, bis nicht Erbrecht und Erbtrunk (altnordisch Arföl, das Erbe Ale) feierlich abgehalten und damit des Verstorbenen Gedächtniss (minne) getrunken war. Der Brauch des Leichtrunks besteht in diesem rechtsgültigen Sinne des Erbbiers jetzt noch. Der Schleswig-Holsteiner umschreibt den Namen Grabbier mit der Redensart: den Doden sên hût vertêren; denn eben die Haut und Bedeckung (Hut und Hütte) aus welcher der Todte gefahren ist, verbleibt nun seinen Erben. (Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 302.) *97 Den Todten im Hause haben und zu einer andern Leiche gehen. – Winckler, XVIII, 70. *98 Den Todten lügt er nach und die Lebendigen lästert er ins Gesicht. – Burckhardt, 757. *99 Den Todten Steuer abfordern. Lat.: A mortuis tributum exigit. (Junker und Pfaffen, 18, 142.) *100 Der wird nicht viel Todte auferwecken. – Klix, 108. „Ich denke, ein solcher wird in der Welt nicht viel Todte auferwecken.“ (Keller, 161a.) *101 Die Todten noch einmal tödten. Lat.: Mortus rursus occidere. (Eiselein, 590.) *102 Du kannst eher aus den Todten einen Schoass1 'rausnöthen als aus dem a Geld. (Rott-Thal.) 1) Einen Wind, in Franken mundartlich einen Schiess. *103 Einen Todten erdrosseln. Wenn jemand eine Meinung bekämpft, die längst verworfen ist, oder tadelt, was allgemein verworfen ist. Lat.: Jugulare mortuos. (Laertius.) (Erasm., 18.) *104 Einen Todten geisseln. – Schottel, 1123b. Etwas zu spät oder etwas Ueberflüssiges, Zweckloses thun, was wol auch die folgende lateinische Redensart sagen will. Die Russen: Einen Todten ermorden wollen. (Altmann VI, 512.) Engl.: He chastises the dead. (Bohn II, 65.) Lat.: Mortuum unguento perungis. (Erasm., 19.) *105 Einen Todten schlagen. Einen schlagen, der nichts drauf gibt. Lat.: Mortuum flagellare. (Seybold, 314.) *106 Er nehme es von den Todten. *107 Er sieht einem Todten ähnlicher als einem Lebendigen. *108 Es müssen jm auch die todten Tribut geben. – Eyering, II, 574. *109 Mit den todten fechten (kriegen). Hauer (Kiij) für: Cum larvis luctari. Lat.: Bellum gerere cum mortuo protogene. (Seybold, 52.) *110 Wer wird den Todten auf den Nachtstuhl setzen. „Es ist verlor'niu arbeit, iwer dem tôten schîssen treit, auf den Nachtstuhl setzt.“ (Myller, Sammlung, 37, 280.) Bei Tunnicius (721): We vil den doden schyten dragen? (Excessum vita portabit nemo cacatum). Tödten. 1 Du sollst nicht tödten, sagte jener, und liess den Floh laufen, den er nicht kriegen konnte. Holl.: Nu zal ik een' doodslag begaan, zei Kagt, en zij stak een' paling onder de korte ribben. (Harrebomée, I, 146a.) 2 Ich tödte einen Bösewicht und bezwinge viele mit seinen Peinen. – Graf, 340, 331. Sagt, dass es zu den Zwecken der Strafe gehörte, andere durch die Scheu vor dem in denselben liegenden Uebel vom Verbrechen zurückzuschrecken. (S. Strafe.) Niederd.: Je dode enen bosen ende bedvinge menighen met sinen pinen Gott. (Sachsenspiegel, 25, 20.) 3 Tödten stehet keinem so frei als den Aertzten. – Petri, II, 547. 4 Wen man tödten soll, den soll niemand verurtheilen. – Graf, 314, 214. D. h. niemand soll verurtheilt werden, als durch eigene Missethat. „Niemand soll sterben“, sagt das Kl. Kaiserrecht (I, 38), „seine That habe ihn denn verdammt zum Tode.“ Mhd.: Wen man dotin sal, den en darf nun nit urteiln. (Kl. Kaiserrecht, I, 10.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><pb facs="#f0635" n="[629]"/><cb n="1257"/> Acharemooth und Kedooschim sind Anfänger und daher auch die Namen zweier sich folgenden Abschnitte aus den wöchentlichen Vorlesungen des <hi rendition="#i">Pentateuchs</hi> (<hi rendition="#i">4 Mos. 16, 1 u. 19.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre at være brænde paa gløde end at lyve paa den døde. – Om den fraværende og døde tael intet uden godt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 88 u. 193.</hi>) – Tæl ei paa den døde og fraværende. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 113.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Speak well af the dead. (<hi rendition="#i">Bohn II, 84; Gaal, 1540.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au mort et à l'absent injure ni tourment. (<hi rendition="#i">Masson, 333.</hi>) – Il faut laisser les morts en paix. – Il ne faut pas parler mal des morts.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Van de dooden niets dan goed. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 147<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: All' assente e al morte non si dee far torto. – De' morti o parlar bene a taci. (<hi rendition="#i">Gaal, 1540.</hi>) – De' grandi e de' morti o parla bene, a taci. (<hi rendition="#i">Masson, 333.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: De mortuis nil nisi bene. (<hi rendition="#i">Binder I, 297; II, 710; Eiselein, 599; Egeria, 44; Faselius, 60; Seybold, 118; Gaal, 1540; Philippi, I, 115; Wiegand, 833; Schamelius, I, 7.</hi>) – Ein Todtengräber, der dem fremden Besucher seines Leichenhofs auch das dabei befindliche Leichenhaus zeigte, welches das vorstehende lateinische Sprichwort zur Aufschrift hatte, verdeutschte diese dahin: „Hier von den Todten nichts als die Bêne.“ (<hi rendition="#i">Witzfunken, V<hi rendition="#sup">a</hi>, 124.</hi>) – Litis mortuae non sunt suscitandae. – Litis praeteritae noli maledictu referre. (<hi rendition="#i">Masson, 333.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Mán bör inte tala illa om de döda. (<hi rendition="#i">Marin, 19.</hi>) – Om de frånvaranda mä man tala hvad sand är, och om de döde hvad god är. (<hi rendition="#i">Törning, 119.</hi>) – Småd icke på de döda. (<hi rendition="#i">Grubb.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie er mit seinem (geschlachteten) Schweine zufrieden sei.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">82 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Fleischer.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 108.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">83 Von einem todten soll man kein gespräch begeren vnd keine Wolthat von einem geitzigen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1568, 32; Petri, II, 580.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">84 Von Todten ist leicht lügen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Das grösste Glück der Geschichtsschreiber ist, dass die Todten nicht gegen ihre Ansichten protestiren können.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">85 Wann me den Dauen<hi rendition="#sup">1</hi> annen grauten Tähen<hi rendition="#sup">2</hi> packt, ssiô kümmet he nit wiêr.</hi> (<hi rendition="#i">Thüle.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 361, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Den Todten.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Grosse Zehe.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">86 Was gehen mich die Todten an, ich halt's mit den Lebendigen.</hi> – <hi rendition="#i">Tendlau, 777.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">87 Was von Todten kommt, riecht nicht nach Weihrauch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het stinkt al, wat van dooden komt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 146<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">88 Wenn der Todte beklagt wird, müssen die Erben darauf antworten.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 221, 257.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn ein Gläubiger wegen einer Forderung an den Erblasser klagbar wird, so muss der Erbe, sobald er die Erbschaft ohne entsprechenden Vorbehalt angetreten hat, bezahlen oder sich gegen die Klage vertheidigen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hweer dij dada om byclaged wirth, deer moten, da eerffnamen ffoer anderda. (<hi rendition="#i">Hettema, Landrecht, I, 142.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">89 Wenn die Todten nicht beissen, so ist's Unrecht, wenn sie gebissen werden.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">90 Wer auf eines Todten Schuhe wartet, mag lange barfuss gehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Dän.:</hi> Den der venter paa død mands skoe, kommer længe til at go long barefoot. (<hi rendition="#i">Bohn I, 352.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die op eens doeden schoenen hoopt, heeft nood dat hij lang bloots voets loopt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 146<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">91 Wer der Todten Wort nicht achtet, ist selbst ein Todter.</hi> – <hi rendition="#i">Schlechta, 98.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">92 Wozu der Todte Recht hatte, dazu hat auch der Erbe Recht.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 221, 254.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die vermögensrechtlichen Beziehungen erlöschen mit dem Tode des Erblassers nicht, der Erbe folgt vielmehr in dessen Recht, aber auch in dessen Pflicht bis zu einer gewissen Grenze. (S. Erbe 4, Gut 190, Mage 2 Schuld 33.) „Vorzu der todte Recht hatte, darzu hat auch der erve Recht.“ (<hi rendition="#i">Glosse zum Sachsenspiegel, I, 5.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*93 A werd êgen hoite vîl tûdte uferwecken.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) – <hi rendition="#i">Gomolcke, 271; Frommann, III, 408, 317.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um zu sagen, dass er den Tag nicht viel leisten werde. Man sagt jetzt aber mehr: A wird hoite ne vil Tùte ûfwecke. Das „egen“ was bei <hi rendition="#i">Gomolcke</hi> wie in der <hi rendition="#i">Pfeifer'</hi>schen Sammlung (<hi rendition="#i">Frommann, III, 241 fg. u. 408 fg.</hi>) so häufig vorkommt, scheint in jener Verbindung, so weit ich die schlesischen Mundarten kenne, zurückgetreten zu sein.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="1258"/> *94 Da möchten die Todten über die Lebenden weinen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ofte græder den døde over den levende. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 113.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*95 Dei hewwt dem Dodge ömm Ohrsch gekrawwelt.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand eine kalte Hand hat.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*96 Den Doden sîn Hût vertêren.</hi> – <hi rendition="#i">Germania, XI, 3.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Nach altdeutschem Rechtsverhältniss durfte der Ueberlebende so lange nicht sich in den Besitz der Erbschaft setzen, bis nicht Erbrecht und Erbtrunk (altnordisch Arföl, das Erbe Ale) feierlich abgehalten und damit des Verstorbenen Gedächtniss (minne) getrunken war. Der Brauch des Leichtrunks besteht in diesem rechtsgültigen Sinne des Erbbiers jetzt noch. Der Schleswig-Holsteiner umschreibt den Namen Grabbier mit der Redensart: den Doden sên hût vertêren; denn eben die Haut und Bedeckung (Hut und Hütte) aus welcher der Todte gefahren ist, verbleibt nun seinen Erben. (Vgl. <hi rendition="#i">Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 302.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*97 Den Todten im Hause haben und zu einer andern Leiche gehen.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, XVIII, 70.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*98 Den Todten lügt er nach und die Lebendigen lästert er ins Gesicht.</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt, 757.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*99 Den Todten Steuer abfordern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: A mortuis tributum exigit. (<hi rendition="#i">Junker und Pfaffen, 18, 142.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*100 Der wird nicht viel Todte auferwecken.</hi> – <hi rendition="#i">Klix, 108.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Ich denke, ein solcher wird in der Welt nicht viel Todte auferwecken.“ (<hi rendition="#i">Keller, 161<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*101 Die Todten noch einmal tödten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mortus rursus occidere. (<hi rendition="#i">Eiselein, 590.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*102 Du kannst eher aus den Todten einen Schoass<hi rendition="#sup">1</hi> 'rausnöthen als aus dem a Geld.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Einen Wind, in Franken mundartlich einen Schiess.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*103 Einen Todten erdrosseln.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand eine Meinung bekämpft, die längst verworfen ist, oder tadelt, was allgemein verworfen ist.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Jugulare mortuos. (<hi rendition="#i">Laertius.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 18.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*104 Einen Todten geisseln.</hi> – <hi rendition="#i">Schottel, 1123<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Etwas zu spät oder etwas Ueberflüssiges, Zweckloses thun, was wol auch die folgende lateinische Redensart sagen will. Die Russen: Einen Todten ermorden wollen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 512.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: He chastises the dead. (<hi rendition="#i">Bohn II, 65.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mortuum unguento perungis. (<hi rendition="#i">Erasm., 19.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*105 Einen Todten schlagen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Einen schlagen, der nichts drauf gibt.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mortuum flagellare. (<hi rendition="#i">Seybold, 314.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*106 Er nehme es von den Todten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*107 Er sieht einem Todten ähnlicher als einem Lebendigen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*108 Es müssen jm auch die todten Tribut geben.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, II, 574.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*109 Mit den todten fechten (kriegen).</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Hauer</hi> (Kiij) für: Cum larvis luctari.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Bellum gerere cum mortuo protogene. (<hi rendition="#i">Seybold, 52.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*110 Wer wird den Todten auf den Nachtstuhl setzen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Es ist verlor'niu arbeit, iwer dem tôten schîssen treit, auf den Nachtstuhl setzt.“ (<hi rendition="#i">Myller, Sammlung, 37, 280.</hi>) Bei <hi rendition="#i">Tunnicius (721)</hi>: We vil den doden schyten dragen? (Excessum vita portabit nemo cacatum).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Tödten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Du sollst nicht tödten, sagte jener, und liess den Floh laufen, den er nicht kriegen konnte.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Nu zal ik een' doodslag begaan, zei Kagt, en zij stak een' paling onder de korte ribben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 146<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ich tödte einen Bösewicht und bezwinge viele mit seinen Peinen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 340, 331.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sagt, dass es zu den Zwecken der Strafe gehörte, andere durch die Scheu vor dem in denselben liegenden Uebel vom Verbrechen zurückzuschrecken. (S. Strafe.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Niederd.</hi>: Je dode enen bosen ende bedvinge menighen met sinen pinen Gott. (<hi rendition="#i">Sachsenspiegel, 25, 20.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Tödten stehet keinem so frei als den Aertzten.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 547.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wen man tödten soll, den soll niemand verurtheilen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 314, 214.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. h. niemand soll verurtheilt werden, als durch eigene Missethat. „Niemand soll sterben“, sagt das <hi rendition="#i">Kl. Kaiserrecht</hi> (I, 38), „seine That habe ihn denn verdammt zum Tode.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Wen man dotin sal, den en darf nun nit urteiln. (<hi rendition="#i">Kl. Kaiserrecht, I, 10.</hi>)</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[629]/0635]
Acharemooth und Kedooschim sind Anfänger und daher auch die Namen zweier sich folgenden Abschnitte aus den wöchentlichen Vorlesungen des Pentateuchs (4 Mos. 16, 1 u. 19.)
Dän.: Bedre at være brænde paa gløde end at lyve paa den døde. – Om den fraværende og døde tael intet uden godt. (Prov. dan., 88 u. 193.) – Tæl ei paa den døde og fraværende. (Prov. dan., 113.)
Engl.: Speak well af the dead. (Bohn II, 84; Gaal, 1540.)
Frz.: Au mort et à l'absent injure ni tourment. (Masson, 333.) – Il faut laisser les morts en paix. – Il ne faut pas parler mal des morts.
Holl.: Van de dooden niets dan goed. (Harrebomée, I, 147a.)
It.: All' assente e al morte non si dee far torto. – De' morti o parlar bene a taci. (Gaal, 1540.) – De' grandi e de' morti o parla bene, a taci. (Masson, 333.)
Lat.: De mortuis nil nisi bene. (Binder I, 297; II, 710; Eiselein, 599; Egeria, 44; Faselius, 60; Seybold, 118; Gaal, 1540; Philippi, I, 115; Wiegand, 833; Schamelius, I, 7.) – Ein Todtengräber, der dem fremden Besucher seines Leichenhofs auch das dabei befindliche Leichenhaus zeigte, welches das vorstehende lateinische Sprichwort zur Aufschrift hatte, verdeutschte diese dahin: „Hier von den Todten nichts als die Bêne.“ (Witzfunken, Va, 124.) – Litis mortuae non sunt suscitandae. – Litis praeteritae noli maledictu referre. (Masson, 333.)
Schwed.: Mán bör inte tala illa om de döda. (Marin, 19.) – Om de frånvaranda mä man tala hvad sand är, och om de döde hvad god är. (Törning, 119.) – Småd icke på de döda. (Grubb.)
81 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Bauer, als man ihn fragte, wie er mit seinem (geschlachteten) Schweine zufrieden sei.
82 Von den Todten soll man nur Gutes reden, sagte der Fleischer. – Klix, 108.
83 Von einem todten soll man kein gespräch begeren vnd keine Wolthat von einem geitzigen. – Henisch, 1568, 32; Petri, II, 580.
84 Von Todten ist leicht lügen.
Das grösste Glück der Geschichtsschreiber ist, dass die Todten nicht gegen ihre Ansichten protestiren können.
85 Wann me den Dauen1 annen grauten Tähen2 packt, ssiô kümmet he nit wiêr. (Thüle.) – Firmenich, I, 361, 2.
1) Den Todten.
2) Grosse Zehe.
86 Was gehen mich die Todten an, ich halt's mit den Lebendigen. – Tendlau, 777.
87 Was von Todten kommt, riecht nicht nach Weihrauch.
Holl.: Het stinkt al, wat van dooden komt. (Harrebomée, I, 146b.)
88 Wenn der Todte beklagt wird, müssen die Erben darauf antworten. – Graf, 221, 257.
Wenn ein Gläubiger wegen einer Forderung an den Erblasser klagbar wird, so muss der Erbe, sobald er die Erbschaft ohne entsprechenden Vorbehalt angetreten hat, bezahlen oder sich gegen die Klage vertheidigen.
Holl.: Hweer dij dada om byclaged wirth, deer moten, da eerffnamen ffoer anderda. (Hettema, Landrecht, I, 142.)
89 Wenn die Todten nicht beissen, so ist's Unrecht, wenn sie gebissen werden.
90 Wer auf eines Todten Schuhe wartet, mag lange barfuss gehen.
Dän.: Den der venter paa død mands skoe, kommer længe til at go long barefoot. (Bohn I, 352.)
Holl.: Die op eens doeden schoenen hoopt, heeft nood dat hij lang bloots voets loopt. (Harrebomée, I, 146b.)
91 Wer der Todten Wort nicht achtet, ist selbst ein Todter. – Schlechta, 98.
92 Wozu der Todte Recht hatte, dazu hat auch der Erbe Recht. – Graf, 221, 254.
Die vermögensrechtlichen Beziehungen erlöschen mit dem Tode des Erblassers nicht, der Erbe folgt vielmehr in dessen Recht, aber auch in dessen Pflicht bis zu einer gewissen Grenze. (S. Erbe 4, Gut 190, Mage 2 Schuld 33.) „Vorzu der todte Recht hatte, darzu hat auch der erve Recht.“ (Glosse zum Sachsenspiegel, I, 5.)
*93 A werd êgen hoite vîl tûdte uferwecken. (Schles.) – Gomolcke, 271; Frommann, III, 408, 317.
Um zu sagen, dass er den Tag nicht viel leisten werde. Man sagt jetzt aber mehr: A wird hoite ne vil Tùte ûfwecke. Das „egen“ was bei Gomolcke wie in der Pfeifer'schen Sammlung (Frommann, III, 241 fg. u. 408 fg.) so häufig vorkommt, scheint in jener Verbindung, so weit ich die schlesischen Mundarten kenne, zurückgetreten zu sein.
*94 Da möchten die Todten über die Lebenden weinen.
Dän.: Ofte græder den døde over den levende. (Prov. dan., 113.)
*95 Dei hewwt dem Dodge ömm Ohrsch gekrawwelt. (Ostpreuss.)
Wenn jemand eine kalte Hand hat.
*96 Den Doden sîn Hût vertêren. – Germania, XI, 3.
Nach altdeutschem Rechtsverhältniss durfte der Ueberlebende so lange nicht sich in den Besitz der Erbschaft setzen, bis nicht Erbrecht und Erbtrunk (altnordisch Arföl, das Erbe Ale) feierlich abgehalten und damit des Verstorbenen Gedächtniss (minne) getrunken war. Der Brauch des Leichtrunks besteht in diesem rechtsgültigen Sinne des Erbbiers jetzt noch. Der Schleswig-Holsteiner umschreibt den Namen Grabbier mit der Redensart: den Doden sên hût vertêren; denn eben die Haut und Bedeckung (Hut und Hütte) aus welcher der Todte gefahren ist, verbleibt nun seinen Erben. (Vgl. Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch, S. 302.)
*97 Den Todten im Hause haben und zu einer andern Leiche gehen. – Winckler, XVIII, 70.
*98 Den Todten lügt er nach und die Lebendigen lästert er ins Gesicht. – Burckhardt, 757.
*99 Den Todten Steuer abfordern.
Lat.: A mortuis tributum exigit. (Junker und Pfaffen, 18, 142.)
*100 Der wird nicht viel Todte auferwecken. – Klix, 108.
„Ich denke, ein solcher wird in der Welt nicht viel Todte auferwecken.“ (Keller, 161a.)
*101 Die Todten noch einmal tödten.
Lat.: Mortus rursus occidere. (Eiselein, 590.)
*102 Du kannst eher aus den Todten einen Schoass1 'rausnöthen als aus dem a Geld. (Rott-Thal.)
1) Einen Wind, in Franken mundartlich einen Schiess.
*103 Einen Todten erdrosseln.
Wenn jemand eine Meinung bekämpft, die längst verworfen ist, oder tadelt, was allgemein verworfen ist.
Lat.: Jugulare mortuos. (Laertius.) (Erasm., 18.)
*104 Einen Todten geisseln. – Schottel, 1123b.
Etwas zu spät oder etwas Ueberflüssiges, Zweckloses thun, was wol auch die folgende lateinische Redensart sagen will. Die Russen: Einen Todten ermorden wollen. (Altmann VI, 512.)
Engl.: He chastises the dead. (Bohn II, 65.)
Lat.: Mortuum unguento perungis. (Erasm., 19.)
*105 Einen Todten schlagen.
Einen schlagen, der nichts drauf gibt.
Lat.: Mortuum flagellare. (Seybold, 314.)
*106 Er nehme es von den Todten.
*107 Er sieht einem Todten ähnlicher als einem Lebendigen.
*108 Es müssen jm auch die todten Tribut geben. – Eyering, II, 574.
*109 Mit den todten fechten (kriegen).
Hauer (Kiij) für: Cum larvis luctari.
Lat.: Bellum gerere cum mortuo protogene. (Seybold, 52.)
*110 Wer wird den Todten auf den Nachtstuhl setzen.
„Es ist verlor'niu arbeit, iwer dem tôten schîssen treit, auf den Nachtstuhl setzt.“ (Myller, Sammlung, 37, 280.) Bei Tunnicius (721): We vil den doden schyten dragen? (Excessum vita portabit nemo cacatum).
Tödten.
1 Du sollst nicht tödten, sagte jener, und liess den Floh laufen, den er nicht kriegen konnte.
Holl.: Nu zal ik een' doodslag begaan, zei Kagt, en zij stak een' paling onder de korte ribben. (Harrebomée, I, 146a.)
2 Ich tödte einen Bösewicht und bezwinge viele mit seinen Peinen. – Graf, 340, 331.
Sagt, dass es zu den Zwecken der Strafe gehörte, andere durch die Scheu vor dem in denselben liegenden Uebel vom Verbrechen zurückzuschrecken. (S. Strafe.)
Niederd.: Je dode enen bosen ende bedvinge menighen met sinen pinen Gott. (Sachsenspiegel, 25, 20.)
3 Tödten stehet keinem so frei als den Aertzten. – Petri, II, 547.
4 Wen man tödten soll, den soll niemand verurtheilen. – Graf, 314, 214.
D. h. niemand soll verurtheilt werden, als durch eigene Missethat. „Niemand soll sterben“, sagt das Kl. Kaiserrecht (I, 38), „seine That habe ihn denn verdammt zum Tode.“
Mhd.: Wen man dotin sal, den en darf nun nit urteiln. (Kl. Kaiserrecht, I, 10.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |