Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] 84 Es sind nur die kleinen Sünden, die man beichtet. Die Russen: Hätte man nur die Sünden, die man bekennt, die Menschen wären allzumal Heilige. (Altmann VI, 447.) 85 Für fremde Sünden haben wir Luchsaugen, für die eigenen sehen wir wie Maulwürfe. Böhm.: K cicim hrichum ostrovidove oci mame, ale na sve jako krtkove pohlidame. (Celakovsky, 25.) 86 Gebeichte vnd versünte sünd ist keine sünd. - Henisch, 256, 14. 87 Gegen Sünd vnd Laster muss man defensive vnnd offensive streiten. - Lehmann, 741, 37. 88 Geheime Sünde ist halb verziehen. Solche, die kein öffentliches Aergerniss gibt. Frz.: Peche cache est a demi pardonne. (Lendroy, 1149.) It.: Peccato celato, mezzo perdonato. 89 Gleiche Sünd, gleiche Straffe. - Henisch, 1645, 23; Lehmann, 742, 53; Simrock, 10019; Körte, 5799; Graf, 313, 196; Braun, I, 4351. Gleichheit vor dem Gesetz. Engl.: Like punishment and equal pain, both key and key-hole do maintain. (Gaal, 1485.) 90 Grosse Sünde bleibt nicht verborgen. Dän.: Stor synd aaben bares omsider. (Prov. dan., 540.) Frz.: Grand peche ne demeure point cache. (Kritzinger, 520a.) It.: Grand peccato non puo star celato. 91 Grosse Sünde, schwere Strafe. Schwed.: Grof synd groft straf. - Stor synd, stort straff. (Grubb, 277 u. 762.) 92 Heimliche Sünde soll man heimlich büssen. - Graf, 549, 100. Sie wurden in der Beichte gerügt und mit geistlichen Bussen belegt. Mhd.: Heymlich sünde die sol man heymlich büssen. (Senckenberg, 381, 3.) 93 In sünd vnd lastern erhält die flucht den sieg. - Lehmann, 739, 14. 94 In Sünde fallen ist menschlich, in Sünde verharren teuflisch. Lat.: Peccare humanum, perseverare diabolicum. (Chaos, 749.) 95 Je grösser die Sünd ist, je begieriger Gott, den Bussfertigen zu helffen. - Henisch, 1073, 57; Petri, III, 18. 96 Je grösser Sünde, je grösser Busse. Lat.: Crescentibus delictis, crescunt poenae. (Frisius, 326.) 97 Je mehr Sünde, je schärfer Strafe. Lat.: Crescentibus delictis exasperandae sunt poenae. (Seybold, 95.) 98 Jede Sünde hat ihre Busse. - Eiselein, 584. 99 Jede Sünde hat ihren eigenen Stachel. - Sprichwörtergarten, 400. "Kein Sünde jemals ward verbracht, ihr wird für Gottes gericht gedacht." Lat.: Ante Dei uultum, nihil unquam restat in ultum. (Loci comm., 40.) 100 Jede Sünde trägt ihre Strafe auf dem Rücken. Engl.: Every sin brings its punishment along with it. Lat.: Nemesis in does. (Seybold, 337.) 101 Jeder meint, er sei frei von Sünde, weil er nicht die seiner Nachbarn hat. It.: Ognuno si crede senza vizio, perche non ha gualli degli altri. (Bohn I, 117.) 102 Keine Sünde lässt sich gern blos sehen. 103 Keine Sünde ohne Strafe. Lat.: Ubi culpa, ibi poena. (Seybold, 619.) 104 Keine Sünde sie hat ihren Vormund. 105 Kleine Sünden kaut man, grosse verschluckt man ganz. (S. Mücke 144.) Böhm.: Male hrichy hryzeme, velke oblo polykame. (Celakovsky, 24.) Poln.: Male winy gryziemy, wielkie calkiem polykamy. (Celakovsky, 25.) 106 Man fällt von einer Sünde in die andere. Lat.: Abyssus abyssum invocat. (Chaos, 754.) 107 Man kann die Sünde, ohne sie zu nennen, oft an der Strafe schon erkennen. Engl.: Many times we may read the sin in the punishment. 108 Man kann keinen von Sünden lösen, er gäbe denn zurück das gestohlene Wesen. - Parömiakon, 411. Lat.: Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum. (Chaos, 312.) [Spaltenumbruch] 109 Man kann sich von der Sünde trennen, aber die Erinnerung bleibt. Aehnlich russisch Altmann VI, 429. 110 Man muss die Sünde im Ei tödten und nicht erst ausbrüten lassen. Holl.: Het zonde-kieken moet in den dop gedood worden eer de schaal doorgepikt is. (Harrebomee, II, 508a.) 111 Man verlässt die Sünde nicht, aber die Sünde verlässt uns. - Lehmann, II, 739, 7. 112 Neue Sünde, neue Busse (Schande). - Eiselein, 584; Braun, I, 4354. Holl.: Nieuwe zonde, nieuwe boete. (Harrebomee, II, 508b.) Span.: A pecado nuevo, penitencia nueva. ( Don Quixote.) 113 Neue Sünde schärft die Strafe. Schwed.: Ofta bryta (synda) ökar straffet. (Grubb, 607; Wensell, 61.) 114 Offenbar sünde, offenbar bann. - Wicelius, Dialog. 115 Offenbare Sünde, offenbare Busse. - Graf, 459, 99. Wer öffentlich Aergerniss gab, wurde mit öffentlicher Kirchenstrafe belegt. In Hamburg: Apenbare sunde, apenbare bothe. (Lappenberg, 201, 14.) Dän.: Offentlig forseelse bör ei hemmelig straf. (Prov. dan., 183.) 116 Ohne Sünde ist niemand. Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Seybold, 340.) 117 'S ist einerlei Sünde', dem, der's nicht braucht gewähren, und dem, der's braucht, den Rücken kehren. 118 So man umb sünden traget leid, das ist ein gut traurigkeit. Lat.: Peccatum uere, faciat te saepe tolere. (Loci comm., 170.) 119 Soll die Sünde scheiden, muss man Schmerzen leiden. - Parömiakon, 2032. 120 Sünd büsst sich selbs. - Franck, I, 72a; Simrock, 10017; Körte, 5801; Körte2, 7258; Braun, I, 4352. 121 Sünd für Sünd, Schand für Schand. - Henisch, 828, 59; Graf, 337, 314. Gleiches für Gleiches. (S. Haupt 20.) 122 Sünd gehen mit lachen ein vnd mit weinen wider auss. - Lehmann, 739, 6; Sailer, 239; Simrock, 10022; Körte, 5805; Körte2, 7263; Schuppius, Schr., I, 344. Böhm.: Mile sleho pocatky, lec konec zaloslny. (Celakovsky, 25.) 123 Sünd ist jr selbs straff. - Franck, I, 72a. Lat.: Nequitia ipsa poena sui est. (Franck, I, 72a.) 124 Sünd' meiden ist ein Schrein, Geduld in Leiden leg' darein, Gutes für Arges thu dazu, fröhlich in Armuth: nun schliess' zu. 125 Sünd', Nagel und Haar wachsen immerdar. Mhd.: An mir wahset al daz jar sünde, nagel unde har. (Freidank.) - Die sunde, nagel und das har wachst an dem menschen jerlich fuort. (Wolkenstein.) (Zingerle, 144.) Böhm.: Hrichove po lidech jako dym po hlavni se vlekou a tahnou. (Celakovsky, 24.) 126 Sünd' ohne Scham ist des Teufels Kram. "Sünd ane scham ist langez leit, list list hedarf, ob sei sol sein betrogen." (H. v. Meissen, Leiche, 269, 5.) 127 Sünd und Schand' treibt manche (viele) aus dem Land. - Schmitz, 199, 227; Schulfreund, 89, 195. 128 Sünde aus Trunkenheit ist doppelt Sünde. Dän.: Synd i drükkenskab, er dobbelt synd. (Prov. dan., 540.) 129 Sünde erwacht im Menschen so leicht, wie ein Hund vor der Thür. 130 Sünde gut, Schande gut. 131 Sünde hat kein Recht empfangen, weil sie von vielen wird begangen. Lat.: Facit consuetudinem peccandi multitudo peccantium. (Seneca.) (Seybold, 169.) 132 Sünde ist dess gewissens gröste straff. - Lehmann, 739, 18. Böhm.: Hrich vice trapi dusi nez nemoc telo. - Vice muk na dusi nez na telo. (Celakovsky, 26.) Poln.: Bole duszne wieksze, niz cielesne. - Grzech barziej trapi dusze niz choroba cialo. (Celakovsky, 26.) 133 Sünde ist die Mutter aller Uebel. Lat.: Nullum malum, nisi peccatum. (Chaos, 750.) 134 Sünde kann man nicht besser meiden, als mit weit davon. - Lehmann, 739, 5. D. i. "wenn man der gelegenheit ab den weg gehet".
[Spaltenumbruch] 84 Es sind nur die kleinen Sünden, die man beichtet. Die Russen: Hätte man nur die Sünden, die man bekennt, die Menschen wären allzumal Heilige. (Altmann VI, 447.) 85 Für fremde Sünden haben wir Luchsaugen, für die eigenen sehen wir wie Maulwürfe. Böhm.: K cicím hřichům ostrovidové oči máme, ale na své jako krtkové pohlídáme. (Čelakovsky, 25.) 86 Gebeichte vnd versünte sünd ist keine sünd. – Henisch, 256, 14. 87 Gegen Sünd vnd Laster muss man defensive vnnd offensive streiten. – Lehmann, 741, 37. 88 Geheime Sünde ist halb verziehen. Solche, die kein öffentliches Aergerniss gibt. Frz.: Péché caché est à demi pardonné. (Lendroy, 1149.) It.: Peccato celato, mezzo perdonato. 89 Gleiche Sünd, gleiche Straffe. – Henisch, 1645, 23; Lehmann, 742, 53; Simrock, 10019; Körte, 5799; Graf, 313, 196; Braun, I, 4351. Gleichheit vor dem Gesetz. Engl.: Like punishment and equal pain, both key and key-hole do maintain. (Gaal, 1485.) 90 Grosse Sünde bleibt nicht verborgen. Dän.: Stor synd aaben bares omsider. (Prov. dan., 540.) Frz.: Grand péché ne demeure point caché. (Kritzinger, 520a.) It.: Grand peccato non puo star celato. 91 Grosse Sünde, schwere Strafe. Schwed.: Grof synd groft straf. – Stor synd, stort straff. (Grubb, 277 u. 762.) 92 Heimliche Sünde soll man heimlich büssen. – Graf, 549, 100. Sie wurden in der Beichte gerügt und mit geistlichen Bussen belegt. Mhd.: Heymlich sünde die sol man heymlich büssen. (Senckenberg, 381, 3.) 93 In sünd vnd lastern erhält die flucht den sieg. – Lehmann, 739, 14. 94 In Sünde fallen ist menschlich, in Sünde verharren teuflisch. Lat.: Peccare humanum, perseverare diabolicum. (Chaos, 749.) 95 Je grösser die Sünd ist, je begieriger Gott, den Bussfertigen zu helffen. – Henisch, 1073, 57; Petri, III, 18. 96 Je grösser Sünde, je grösser Busse. Lat.: Crescentibus delictis, crescunt poenae. (Frisius, 326.) 97 Je mehr Sünde, je schärfer Strafe. Lat.: Crescentibus delictis exasperandae sunt poenae. (Seybold, 95.) 98 Jede Sünde hat ihre Busse. – Eiselein, 584. 99 Jede Sünde hat ihren eigenen Stachel. – Sprichwörtergarten, 400. „Kein Sünde jemals ward verbracht, ihr wird für Gottes gericht gedacht.“ Lat.: Ante Dei uultum, nihil unquam restat in ultum. (Loci comm., 40.) 100 Jede Sünde trägt ihre Strafe auf dem Rücken. Engl.: Every sin brings its punishment along with it. Lat.: Nemesis in does. (Seybold, 337.) 101 Jeder meint, er sei frei von Sünde, weil er nicht die seiner Nachbarn hat. It.: Ognuno si crede senza vizio, perchè non ha gualli degli altri. (Bohn I, 117.) 102 Keine Sünde lässt sich gern blos sehen. 103 Keine Sünde ohne Strafe. Lat.: Ubi culpa, ibi poena. (Seybold, 619.) 104 Keine Sünde sie hat ihren Vormund. 105 Kleine Sünden kaut man, grosse verschluckt man ganz. (S. Mücke 144.) Böhm.: Malé hřichy hryzeme, velké oblo polykáme. (Čelakovsky, 24.) Poln.: Małe winy gryziemy, wielkie całkiem połykamy. (Čelakovsky, 25.) 106 Man fällt von einer Sünde in die andere. Lat.: Abyssus abyssum invocat. (Chaos, 754.) 107 Man kann die Sünde, ohne sie zu nennen, oft an der Strafe schon erkennen. Engl.: Many times we may read the sin in the punishment. 108 Man kann keinen von Sünden lösen, er gäbe denn zurück das gestohlene Wesen. – Parömiakon, 411. Lat.: Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum. (Chaos, 312.) [Spaltenumbruch] 109 Man kann sich von der Sünde trennen, aber die Erinnerung bleibt. Aehnlich russisch Altmann VI, 429. 110 Man muss die Sünde im Ei tödten und nicht erst ausbrüten lassen. Holl.: Het zonde-kieken moet in den dop gedood worden eer de schaal doorgepikt is. (Harrebomée, II, 508a.) 111 Man verlässt die Sünde nicht, aber die Sünde verlässt uns. – Lehmann, II, 739, 7. 112 Neue Sünde, neue Busse (Schande). – Eiselein, 584; Braun, I, 4354. Holl.: Nieuwe zonde, nieuwe boete. (Harrebomée, II, 508b.) Span.: A pecado nuevo, penitencia nueva. ( Don Quixote.) 113 Neue Sünde schärft die Strafe. Schwed.: Ofta bryta (synda) ökar straffet. (Grubb, 607; Wensell, 61.) 114 Offenbar sünde, offenbar bann. – Wicelius, Dialog. 115 Offenbare Sünde, offenbare Busse. – Graf, 459, 99. Wer öffentlich Aergerniss gab, wurde mit öffentlicher Kirchenstrafe belegt. In Hamburg: Apenbare sunde, apenbare bothe. (Lappenberg, 201, 14.) Dän.: Offentlig forseelse bør ei hemmelig straf. (Prov. dan., 183.) 116 Ohne Sünde ist niemand. Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Seybold, 340.) 117 'S ist einerlei Sünde', dem, der's nicht braucht gewähren, und dem, der's braucht, den Rücken kehren. 118 So man umb sünden traget leid, das ist ein gut traurigkeit. Lat.: Peccatum uere, faciat te saepe tolere. (Loci comm., 170.) 119 Soll die Sünde scheiden, muss man Schmerzen leiden. – Parömiakon, 2032. 120 Sünd büsst sich selbs. – Franck, I, 72a; Simrock, 10017; Körte, 5801; Körte2, 7258; Braun, I, 4352. 121 Sünd für Sünd, Schand für Schand. – Henisch, 828, 59; Graf, 337, 314. Gleiches für Gleiches. (S. Haupt 20.) 122 Sünd gehen mit lachen ein vnd mit weinen wider auss. – Lehmann, 739, 6; Sailer, 239; Simrock, 10022; Körte, 5805; Körte2, 7263; Schuppius, Schr., I, 344. Böhm.: Mile slêho počátky, leč konec žaloslný. (Čelakovsky, 25.) 123 Sünd ist jr selbs straff. – Franck, I, 72a. Lat.: Nequitia ipsa poena sui est. (Franck, I, 72a.) 124 Sünd' meiden ist ein Schrein, Geduld in Leiden leg' darein, Gutes für Arges thu dazu, fröhlich in Armuth: nun schliess' zu. 125 Sünd', Nagel und Haar wachsen immerdar. Mhd.: An mir wahset al daz jâr sünde, nagel unde hâr. (Freidank.) – Die sunde, nagel und das hár wachst an dem menschen jêrlich fuort. (Wolkenstein.) (Zingerle, 144.) Böhm.: Hříchové po lidech jako dým po hlavni se vlekou a táhnou. (Čelakovsky, 24.) 126 Sünd' ohne Scham ist des Teufels Kram. „Sünd âne scham ist langez leit, list list hedarf, ob sî sol sîn betrogen.“ (H. v. Meissen, Leiche, 269, 5.) 127 Sünd und Schand' treibt manche (viele) aus dem Land. – Schmitz, 199, 227; Schulfreund, 89, 195. 128 Sünde aus Trunkenheit ist doppelt Sünde. Dän.: Synd i drükkenskab, er dobbelt synd. (Prov. dan., 540.) 129 Sünde erwacht im Menschen so leicht, wie ein Hund vor der Thür. 130 Sünde gut, Schande gut. 131 Sünde hat kein Recht empfangen, weil sie von vielen wird begangen. Lat.: Facit consuetudinem peccandi multitudo peccantium. (Seneca.) (Seybold, 169.) 132 Sünde ist dess gewissens gröste straff. – Lehmann, 739, 18. Böhm.: Hřích více trápí duši než nemoc tĕlo. – Více muk na duši než na tĕlo. (Čelakovsky, 26.) Poln.: Bole duszne większe, niż cielesne. – Grzech barziéj trapi duszę niż choroba ciało. (Čelakovsky, 26.) 133 Sünde ist die Mutter aller Uebel. Lat.: Nullum malum, nisi peccatum. (Chaos, 750.) 134 Sünde kann man nicht besser meiden, als mit weit davon. – Lehmann, 739, 5. D. i. „wenn man der gelegenheit ab den weg gehet“.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0488" n="[482]"/><cb n="963"/> 84 Es sind nur die kleinen Sünden, die man beichtet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen: Hätte man nur die Sünden, die man bekennt, die Menschen wären allzumal Heilige. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 447.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">85 Für fremde Sünden haben wir Luchsaugen, für die eigenen sehen wir wie Maulwürfe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: K cicím hřichům ostrovidové oči máme, ale na své jako krtkové pohlídáme. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 25.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">86 Gebeichte vnd versünte sünd ist keine sünd.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 256, 14.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">87 Gegen Sünd vnd Laster muss man defensive vnnd offensive streiten.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 741, 37.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">88 Geheime Sünde ist halb verziehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Solche, die kein öffentliches Aergerniss gibt.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Péché caché est à demi pardonné. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1149.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Peccato celato, mezzo perdonato.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">89 Gleiche Sünd, gleiche Straffe.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1645, 23; Lehmann, 742, 53; Simrock, 10019; Körte, 5799; Graf, 313, 196; Braun, I, 4351.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Gleichheit vor dem Gesetz.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Like punishment and equal pain, both key and key-hole do maintain. (<hi rendition="#i">Gaal, 1485.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">90 Grosse Sünde bleibt nicht verborgen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Stor synd aaben bares omsider. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 540.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Grand péché ne demeure point caché. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 520<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Grand peccato non puo star celato.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">91 Grosse Sünde, schwere Strafe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Grof synd groft straf. – Stor synd, stort straff. (<hi rendition="#i">Grubb, 277 u. 762.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">92 Heimliche Sünde soll man heimlich büssen.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 549, 100.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sie wurden in der Beichte gerügt und mit geistlichen Bussen belegt.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Heymlich sünde die sol man heymlich büssen. (<hi rendition="#i">Senckenberg, 381, 3.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 In sünd vnd lastern erhält die flucht den sieg.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 739, 14.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">94 In Sünde fallen ist menschlich, in Sünde verharren teuflisch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Peccare humanum, perseverare diabolicum. (<hi rendition="#i">Chaos, 749.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">95 Je grösser die Sünd ist, je begieriger Gott, den Bussfertigen zu helffen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1073, 57; Petri, III, 18.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">96 Je grösser Sünde, je grösser Busse.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Crescentibus delictis, crescunt poenae. (<hi rendition="#i">Frisius, 326.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">97 Je mehr Sünde, je schärfer Strafe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Crescentibus delictis exasperandae sunt poenae. (<hi rendition="#i">Seybold, 95.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">98 Jede Sünde hat ihre Busse.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 584.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">99 Jede Sünde hat ihren eigenen Stachel.</hi> – <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 400.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Kein Sünde jemals ward verbracht, ihr wird für Gottes gericht gedacht.“</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ante Dei uultum, nihil unquam restat in ultum. (<hi rendition="#i">Loci comm., 40.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">100 Jede Sünde trägt ihre Strafe auf dem Rücken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Every sin brings its punishment along with it.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemesis in does. (<hi rendition="#i">Seybold, 337.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">101 Jeder meint, er sei frei von Sünde, weil er nicht die seiner Nachbarn hat.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Ognuno si crede senza vizio, perchè non ha gualli degli altri. (<hi rendition="#i">Bohn I, 117.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">102 Keine Sünde lässt sich gern blos sehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">103 Keine Sünde ohne Strafe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ubi culpa, ibi poena. (<hi rendition="#i">Seybold, 619.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">104 Keine Sünde sie hat ihren Vormund.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">105 Kleine Sünden kaut man, grosse verschluckt man ganz.</hi> (S. Mücke 144.)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Malé hřichy hryzeme, velké oblo polykáme. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 24.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Małe winy gryziemy, wielkie całkiem połykamy. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 25.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">106 Man fällt von einer Sünde in die andere.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Abyssus abyssum invocat. (<hi rendition="#i">Chaos, 754.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">107 Man kann die Sünde, ohne sie zu nennen, oft an der Strafe schon erkennen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Many times we may read the sin in the punishment.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">108 Man kann keinen von Sünden lösen, er gäbe denn zurück das gestohlene Wesen.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 411.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum. (<hi rendition="#i">Chaos, 312.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="964"/> 109 Man kann sich von der Sünde trennen, aber die Erinnerung bleibt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Aehnlich russisch <hi rendition="#i">Altmann VI,</hi> 429.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">110 Man muss die Sünde im Ei tödten und nicht erst ausbrüten lassen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het zonde-kieken moet in den dop gedood worden eer de schaal doorgepikt is. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 508<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">111 Man verlässt die Sünde nicht, aber die Sünde verlässt uns.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 739, 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">112 Neue Sünde, neue Busse (Schande).</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 584; Braun, I, 4354.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Nieuwe zonde, nieuwe boete. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 508<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A pecado nuevo, penitencia nueva. ( <hi rendition="#i">Don Quixote.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">113 Neue Sünde schärft die Strafe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Ofta bryta (synda) ökar straffet. (<hi rendition="#i">Grubb, 607; Wensell, 61.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">114 Offenbar sünde, offenbar bann.</hi> – <hi rendition="#i">Wicelius, Dialog.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">115 Offenbare Sünde, offenbare Busse.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 459, 99.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wer öffentlich Aergerniss gab, wurde mit öffentlicher Kirchenstrafe belegt. In Hamburg: Apenbare sunde, apenbare bothe. (<hi rendition="#i">Lappenberg, 201, 14.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Offentlig forseelse bør ei hemmelig straf. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 183.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">116 Ohne Sünde ist niemand.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo sine crimine vivit. (<hi rendition="#i">Seybold, 340.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">117 'S ist einerlei Sünde', dem, der's nicht braucht gewähren, und dem, der's braucht, den Rücken kehren.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">118 So man umb sünden traget leid, das ist ein gut traurigkeit.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Peccatum uere, faciat te saepe tolere. (<hi rendition="#i">Loci comm., 170.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">119 Soll die Sünde scheiden, muss man Schmerzen leiden.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 2032.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">120 Sünd büsst sich selbs.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 72<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 10017; Körte, 5801; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7258; Braun, I, 4352.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Sünd für Sünd, Schand für Schand.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 828, 59; Graf, 337, 314.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Gleiches für Gleiches. (S. Haupt 20.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Sünd gehen mit lachen ein vnd mit weinen wider auss.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 739, 6; Sailer, 239; Simrock, 10022; Körte, 5805; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 7263; Schuppius, Schr., I, 344.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Mile slêho počátky, leč konec žaloslný. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 25.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">123 Sünd ist jr selbs straff.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 72<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nequitia ipsa poena sui est. (<hi rendition="#i">Franck, I, 72<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">124 Sünd' meiden ist ein Schrein, Geduld in Leiden leg' darein, Gutes für Arges thu dazu, fröhlich in Armuth: nun schliess' zu.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">125 Sünd', Nagel und Haar wachsen immerdar.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: An mir wahset al daz jâr sünde, nagel unde hâr. (<hi rendition="#i">Freidank.</hi>) – Die sunde, nagel und das hár wachst an dem menschen jêrlich fuort. (<hi rendition="#i">Wolkenstein.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 144.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Hříchové po lidech jako dým po hlavni se vlekou a táhnou. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 24.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">126 Sünd' ohne Scham ist des Teufels Kram.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Sünd âne scham ist langez leit, list list hedarf, ob sî sol sîn betrogen.“ (<hi rendition="#i">H. v. Meissen, Leiche, 269, 5.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">127 Sünd und Schand' treibt manche (viele) aus dem Land.</hi> – <hi rendition="#i">Schmitz, 199, 227; Schulfreund, 89, 195.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">128 Sünde aus Trunkenheit ist doppelt Sünde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Synd i drükkenskab, er dobbelt synd. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 540.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">129 Sünde erwacht im Menschen so leicht, wie ein Hund vor der Thür.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">130 Sünde gut, Schande gut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">131 Sünde hat kein Recht empfangen, weil sie von vielen wird begangen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Facit consuetudinem peccandi multitudo peccantium. (<hi rendition="#i">Seneca.</hi>) (<hi rendition="#i">Seybold, 169.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">132 Sünde ist dess gewissens gröste straff.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 739, 18.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Hřích více trápí duši než nemoc tĕlo. – Více muk na duši než na tĕlo. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 26.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Bole duszne większe, niż cielesne. – Grzech barziéj trapi duszę niż choroba ciało. (<hi rendition="#i">Čelakovsky, 26.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">133 Sünde ist die Mutter aller Uebel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nullum malum, nisi peccatum. (<hi rendition="#i">Chaos, 750.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">134 Sünde kann man nicht besser meiden, als mit weit davon.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 739, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">D. i. „wenn man der gelegenheit ab den weg gehet“.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[482]/0488]
84 Es sind nur die kleinen Sünden, die man beichtet.
Die Russen: Hätte man nur die Sünden, die man bekennt, die Menschen wären allzumal Heilige. (Altmann VI, 447.)
85 Für fremde Sünden haben wir Luchsaugen, für die eigenen sehen wir wie Maulwürfe.
Böhm.: K cicím hřichům ostrovidové oči máme, ale na své jako krtkové pohlídáme. (Čelakovsky, 25.)
86 Gebeichte vnd versünte sünd ist keine sünd. – Henisch, 256, 14.
87 Gegen Sünd vnd Laster muss man defensive vnnd offensive streiten. – Lehmann, 741, 37.
88 Geheime Sünde ist halb verziehen.
Solche, die kein öffentliches Aergerniss gibt.
Frz.: Péché caché est à demi pardonné. (Lendroy, 1149.)
It.: Peccato celato, mezzo perdonato.
89 Gleiche Sünd, gleiche Straffe. – Henisch, 1645, 23; Lehmann, 742, 53; Simrock, 10019; Körte, 5799; Graf, 313, 196; Braun, I, 4351.
Gleichheit vor dem Gesetz.
Engl.: Like punishment and equal pain, both key and key-hole do maintain. (Gaal, 1485.)
90 Grosse Sünde bleibt nicht verborgen.
Dän.: Stor synd aaben bares omsider. (Prov. dan., 540.)
Frz.: Grand péché ne demeure point caché. (Kritzinger, 520a.)
It.: Grand peccato non puo star celato.
91 Grosse Sünde, schwere Strafe.
Schwed.: Grof synd groft straf. – Stor synd, stort straff. (Grubb, 277 u. 762.)
92 Heimliche Sünde soll man heimlich büssen. – Graf, 549, 100.
Sie wurden in der Beichte gerügt und mit geistlichen Bussen belegt.
Mhd.: Heymlich sünde die sol man heymlich büssen. (Senckenberg, 381, 3.)
93 In sünd vnd lastern erhält die flucht den sieg. – Lehmann, 739, 14.
94 In Sünde fallen ist menschlich, in Sünde verharren teuflisch.
Lat.: Peccare humanum, perseverare diabolicum. (Chaos, 749.)
95 Je grösser die Sünd ist, je begieriger Gott, den Bussfertigen zu helffen. – Henisch, 1073, 57; Petri, III, 18.
96 Je grösser Sünde, je grösser Busse.
Lat.: Crescentibus delictis, crescunt poenae. (Frisius, 326.)
97 Je mehr Sünde, je schärfer Strafe.
Lat.: Crescentibus delictis exasperandae sunt poenae. (Seybold, 95.)
98 Jede Sünde hat ihre Busse. – Eiselein, 584.
99 Jede Sünde hat ihren eigenen Stachel. – Sprichwörtergarten, 400.
„Kein Sünde jemals ward verbracht, ihr wird für Gottes gericht gedacht.“
Lat.: Ante Dei uultum, nihil unquam restat in ultum. (Loci comm., 40.)
100 Jede Sünde trägt ihre Strafe auf dem Rücken.
Engl.: Every sin brings its punishment along with it.
Lat.: Nemesis in does. (Seybold, 337.)
101 Jeder meint, er sei frei von Sünde, weil er nicht die seiner Nachbarn hat.
It.: Ognuno si crede senza vizio, perchè non ha gualli degli altri. (Bohn I, 117.)
102 Keine Sünde lässt sich gern blos sehen.
103 Keine Sünde ohne Strafe.
Lat.: Ubi culpa, ibi poena. (Seybold, 619.)
104 Keine Sünde sie hat ihren Vormund.
105 Kleine Sünden kaut man, grosse verschluckt man ganz. (S. Mücke 144.)
Böhm.: Malé hřichy hryzeme, velké oblo polykáme. (Čelakovsky, 24.)
Poln.: Małe winy gryziemy, wielkie całkiem połykamy. (Čelakovsky, 25.)
106 Man fällt von einer Sünde in die andere.
Lat.: Abyssus abyssum invocat. (Chaos, 754.)
107 Man kann die Sünde, ohne sie zu nennen, oft an der Strafe schon erkennen.
Engl.: Many times we may read the sin in the punishment.
108 Man kann keinen von Sünden lösen, er gäbe denn zurück das gestohlene Wesen. – Parömiakon, 411.
Lat.: Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum. (Chaos, 312.)
109 Man kann sich von der Sünde trennen, aber die Erinnerung bleibt.
Aehnlich russisch Altmann VI, 429.
110 Man muss die Sünde im Ei tödten und nicht erst ausbrüten lassen.
Holl.: Het zonde-kieken moet in den dop gedood worden eer de schaal doorgepikt is. (Harrebomée, II, 508a.)
111 Man verlässt die Sünde nicht, aber die Sünde verlässt uns. – Lehmann, II, 739, 7.
112 Neue Sünde, neue Busse (Schande). – Eiselein, 584; Braun, I, 4354.
Holl.: Nieuwe zonde, nieuwe boete. (Harrebomée, II, 508b.)
Span.: A pecado nuevo, penitencia nueva. ( Don Quixote.)
113 Neue Sünde schärft die Strafe.
Schwed.: Ofta bryta (synda) ökar straffet. (Grubb, 607; Wensell, 61.)
114 Offenbar sünde, offenbar bann. – Wicelius, Dialog.
115 Offenbare Sünde, offenbare Busse. – Graf, 459, 99.
Wer öffentlich Aergerniss gab, wurde mit öffentlicher Kirchenstrafe belegt. In Hamburg: Apenbare sunde, apenbare bothe. (Lappenberg, 201, 14.)
Dän.: Offentlig forseelse bør ei hemmelig straf. (Prov. dan., 183.)
116 Ohne Sünde ist niemand.
Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Seybold, 340.)
117 'S ist einerlei Sünde', dem, der's nicht braucht gewähren, und dem, der's braucht, den Rücken kehren.
118 So man umb sünden traget leid, das ist ein gut traurigkeit.
Lat.: Peccatum uere, faciat te saepe tolere. (Loci comm., 170.)
119 Soll die Sünde scheiden, muss man Schmerzen leiden. – Parömiakon, 2032.
120 Sünd büsst sich selbs. – Franck, I, 72a; Simrock, 10017; Körte, 5801; Körte2, 7258; Braun, I, 4352.
121 Sünd für Sünd, Schand für Schand. – Henisch, 828, 59; Graf, 337, 314.
Gleiches für Gleiches. (S. Haupt 20.)
122 Sünd gehen mit lachen ein vnd mit weinen wider auss. – Lehmann, 739, 6; Sailer, 239; Simrock, 10022; Körte, 5805; Körte2, 7263; Schuppius, Schr., I, 344.
Böhm.: Mile slêho počátky, leč konec žaloslný. (Čelakovsky, 25.)
123 Sünd ist jr selbs straff. – Franck, I, 72a.
Lat.: Nequitia ipsa poena sui est. (Franck, I, 72a.)
124 Sünd' meiden ist ein Schrein, Geduld in Leiden leg' darein, Gutes für Arges thu dazu, fröhlich in Armuth: nun schliess' zu.
125 Sünd', Nagel und Haar wachsen immerdar.
Mhd.: An mir wahset al daz jâr sünde, nagel unde hâr. (Freidank.) – Die sunde, nagel und das hár wachst an dem menschen jêrlich fuort. (Wolkenstein.) (Zingerle, 144.)
Böhm.: Hříchové po lidech jako dým po hlavni se vlekou a táhnou. (Čelakovsky, 24.)
126 Sünd' ohne Scham ist des Teufels Kram.
„Sünd âne scham ist langez leit, list list hedarf, ob sî sol sîn betrogen.“ (H. v. Meissen, Leiche, 269, 5.)
127 Sünd und Schand' treibt manche (viele) aus dem Land. – Schmitz, 199, 227; Schulfreund, 89, 195.
128 Sünde aus Trunkenheit ist doppelt Sünde.
Dän.: Synd i drükkenskab, er dobbelt synd. (Prov. dan., 540.)
129 Sünde erwacht im Menschen so leicht, wie ein Hund vor der Thür.
130 Sünde gut, Schande gut.
131 Sünde hat kein Recht empfangen, weil sie von vielen wird begangen.
Lat.: Facit consuetudinem peccandi multitudo peccantium. (Seneca.) (Seybold, 169.)
132 Sünde ist dess gewissens gröste straff. – Lehmann, 739, 18.
Böhm.: Hřích více trápí duši než nemoc tĕlo. – Více muk na duši než na tĕlo. (Čelakovsky, 26.)
Poln.: Bole duszne większe, niż cielesne. – Grzech barziéj trapi duszę niż choroba ciało. (Čelakovsky, 26.)
133 Sünde ist die Mutter aller Uebel.
Lat.: Nullum malum, nisi peccatum. (Chaos, 750.)
134 Sünde kann man nicht besser meiden, als mit weit davon. – Lehmann, 739, 5.
D. i. „wenn man der gelegenheit ab den weg gehet“.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:39:19Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |