Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.[Spaltenumbruch] *42 Einem den Stuhl zucken. Einem drohen, das mit ihm eingegangene Vertragsverhältniss aufzulösen. Frz.: Mettre le marche a la main de quelqu'un. (Kritzinger, 439b; Lendroy, 900.) *43 Einem einen Stuhl setzen. Holl.: Iemand een' stoel zetten. (Harrebomee, II, 307a.) *44 Einem etwas unter den Stuhl stecken. "So muss ich dir die wahrheit sagen, will dirs auch vndern stuhl nit stecken." (Waldis, IV, 75, 85.) *45 Einem Stuel und Rocken geben. - Luther's Tischreden, 421b. Haus, Hof und Nahrung. *46 Emm en Stol setten. (Rendsburg.) *47 En den Stohl vör de Döre sett'n. - Eichwald, 1850. *48 En en weke Stohl setten. - Eichwald, 1849. *49 Enem de Steal räcken. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 326, 279. Einem den Stuhl rücken, seine Stellung gefährden. *50 Er chond ab bem Stuel aba. - Tobler, 417. Er verliert das Landesamt. *51 Er chond of de Stuel. - Tobler, 417. Er bekommt ein Landesamt. *52 Er hat elf Stühle und zwölf Mäuler, jetzt kann eins nicht sitzen und muss grabbeln. (Nürtingen.) *53 Er isch zwische Stühl und Bänk abigheit. - Schweiz, I, 144, 60. *54 Er ist zwischen zwei Stühlen niedergesessen. Mayer, I, 218; Fischer, Psalter, 301, 3. *55 Er passt (nüd) of de Stuel. - Tobler, 417. Er eignet sich (nicht) für ein Landesamt. *56 Er setzt sich (sitzt) zwischen zwei Stühlen im Dreck. (Eifel.) - Für Franken: Frommann, IV, 325, 375. Lat.: Feli crocoton addere. (Binder II, 1108; Lang, 61; Hanzely, 18.) *57 Er wollte sich damit einen Stuhl im Himmel verdienen. Holl.: Hij meende daardoor eenen stoel in den hemel te verdienen. (Harrebomee; II, 317a.) *58 Gute Nacht, Stohl, gröss den Emmer. (Tilsit.) - Frischbier2, 3571. Wenn es abwärts mit einem geht. *59 Ich muss 'mal den Stuhl umdrehen. Sagt der nicht glückliche Spieler, weil er glaubt, dass der Platz an seinem Misgeschick schuld sei. *60 Ich will ihm einen Stuhl im Paradiese setzen lassen. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 484. *61 Me würd der denn grad uf em Stüeli sitze. - Sutermeister, 22. Du darfst blos sagen Teller (s. d.), so wird's darauf liegen. *62 Sich neben dem Stuhl niedersetzen. "Dem gschichts, dass er sich selber schmitzt, vnd bei dem stul darnieder sitzt." (Waldis, III, 93, 234.) *63 Sich zwischen zwei Stühle niedersetzen. - Volkmar, 107; Bücking, 261; Braun, I, 4341; Lohrengel, II, 460. Von zwei Dingen, die man haben könnte, keins bekommen. Er setzt seine Hoffnungen auf zwei Sachen oder Personen, die beide fehlschlagen. "Heiliger leichnam, vnd bocksdarm, ich meint gar offt, ich sesse warm, vnd hett jm bad gar gute hitzen, da must ich schendlich nidersitzen zwischen zweien kleinen stülen, da mer schelmen nider fielen."(Murner, Schelm., 21, in Kloster, I, 853.) - "Ich möchte gern ehrlich mit dir sein, ohne dass wir uns entzweiten; das geht aber nicht, du benimmst dich falsch und setzest dich zwischen zwei Stühle. Anhänger gewinnst du nicht und verlierst deine Freunde." (Vgl. Loeper, Goethe's Sprüche, 225.) In Ostfriesland: He sitt tüsken twee Stohlen in de Ask. (Kern, 1135.) Schleiermacher wollte mit seinem Ideal von Christus die beiden Ansichten von ihm, ebionitische, die nur das Menschliche, wie die doketische, die einseitig das Göttliche in Jesus betonen, vermieden haben. In Wahrheit hatte er sich damit zwischen zwei Stühle niedergelassen, zwischen dem Jesus der Geschichte und dem Christus der Kirche. (Vgl. Fr. Strauss, Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte, Berlin, 1865; Grenzboten, 1865, I, 441 fg.) Dän.: Mellem to skamle falder arts i aske. (Prov. dan., 413.) *64 Twusken twe Stohlen dalsitten. - Eichwald, 1851. Lat.: Geminis sellis sedere. (Binder II, 1234; Buchler, 106.) [Spaltenumbruch] *65 Vom Stuhl herabkommen. (Schweiz.) Das Amt verlieren. *66 Vor leeren Stühlen und Bänken predigen. Holl.: Hij preekt voor stoelen en banken. (Harrebomee, II, 307a.) *67 Zwischen Stuhl und Bank kommen. - Gotthelf, Uli, 233. Keins von beiden erhalten. *68 Zwischen zweien Stülen mit dem Hindern im Dreck sitzen. - Henisch, 745, 20; Grimm, II, 1356, 8. Die Redensart, sich zwischen zwei Stühlen niedersetzen, wird auf diejenigen angewandt, deren Verfahren darauf gerichtet ist, von zwei in Aussicht stehenden Vortheilen, wenn nicht beide zu erlangen wären, wenigstens einen derselben zu erlangen, was sehr häufig die Folge hat, dass sie beide verloren gehen. In einem österreichischen Kinderspiel wird diese Redensart dramatisch ausgeführt. (Vgl. Vernaleken und Branky, Spiel und Reime in Oesterreich, Wien 1873, S. 86.) Geiler (Alsatia, 1862-67, 425): - "Zwischen stülen nidersitzen." Frz.: Entre deux selles chiet en (dos) a terre. (Leroux, II, 130.) *69 Zwischen zweyen stulen niddsitzen. - Luther's Ms., 10; Nas, 461a; Waldis, IV, 39. Lat.: Ventus neque manere sinit, neque navigare. (Philippi, II, 244.) Schwed.: Sittju emellan twa stolar. (Grubb, 717.) *70 Zwoischwen zwein Stählen (zwei Stühlen) än de Mor (Moor, Koth) sätzen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 260. Holl.: Tusschen twee stoelen in de asch zitten. (Harrebomee, II, 307a.) Stühlchen. 1 Auff einem stülichen sitzen vnd die finger spitzen. - Mathesy, 41a. Faul und unthätig sein. *2 Man darff ihr ein Stühlchen auff der Gassen setzen. - Herberger, Hertzpostille, II, 284. Von einer Schwätzerin und Klätscherin. (S. Klapperbänklein.) *3 Sich auf ein anderes Stühlchen setzen. Eine andere Stellung einnehmen, sich auf einen andern Standpunkt stellen. Stuhlfelden. Stuhlfelden ist sich selbst gleich, Mittersill gar ein Königreich. - Staub, I, 212. Angeblich von den Pinzgauern erdichtet, aber nur um selber darüber zu lachen. Stuhlfelden und Mittersill sind Ortschaften in Salzburg; jenes ist ein drei Stunden von dem Flecken Mittersill, der schon 1207 zum Markt erhoben wurde, enfernt liegendes Dorf. Stuhlgang. * Einem den letzten Stuhlgang vermachen. (Breslau.) Stuhlräuber. Stuhlräuber und Schinder sind Geschwisterkinder. Und: "Ist doch fasst niemand in keinem Stand und Amt, er ist ein Schinder, ja öffentlicher Stul Reuber." "Ein Wucherer ist ein schöner Dieb, der billig sollt am Galgen hangen, aber unterdessen auf einem Stuhl sitzt, daher man sie Stuhlräuber heisst." (Luther's Werke, VII, 116 u. 402.) Stui. Stui, Marie, verschwadder nich de Flinse. - Frischbier2, 3672. Stultus. 1 Stultus kompt von Stoltz. - Willius, 155. Oder vielleicht umgekehrt. 2 Stultus und Stolz wachsen auf Einem Holz. - Chaos, 947; Gerlach, 88; Eiselein, 580; Simrock, 9924; Körte, 5748; Parömiakon, 2973; Braun, I, 4306. "Stultus und der Bauernstolz, wachsen auf demselben Holz." (Rochholz, 31; Grimm, Poetisches Lustwäldlein, Bern 1703, S. 166.) Stumm. 1 Besser stumm als reden dumm. It.: E meglio esser muto, che dir cose, che nessuno le intenda. (Pazzaglia, 237, 2.) 2 Besser stumm geboren, als im Eselsstall des Klosters I-a schreien. - Klosterspiegel, 44, 18. 3 Je stummer, je tummer. - Petri, II, 396. *4 Er ist so stumm wie ein Staatsgefangener. *5 Er ist stumm wie die Weltgeschichte. *6 Er ist stumm wie (stummer dann) eyn fisch. - Tappius 141b; Coler, 688a; Henisch, 1110, 3; Eyering, II, 365; Frischbier2, 3673. In Warschau jüdisch-deutsch: Stumm wie a Fisch.
[Spaltenumbruch] *42 Einem den Stuhl zucken. Einem drohen, das mit ihm eingegangene Vertragsverhältniss aufzulösen. Frz.: Mettre le marché à la main de quelqu'un. (Kritzinger, 439b; Lendroy, 900.) *43 Einem einen Stuhl setzen. Holl.: Iemand een' stoel zetten. (Harrebomée, II, 307a.) *44 Einem etwas unter den Stuhl stecken. „So muss ich dir die wahrheit sagen, will dirs auch vndern stuhl nit stecken.“ (Waldis, IV, 75, 85.) *45 Einem Stuel und Rocken geben. – Luther's Tischreden, 421b. Haus, Hof und Nahrung. *46 Emm en Stôl setten. (Rendsburg.) *47 Én den Stohl vör de Döre sett'n. – Eichwald, 1850. *48 Ên en wêke Stohl setten. – Eichwald, 1849. *49 Enem de Steâl räcken. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 279. Einem den Stuhl rücken, seine Stellung gefährden. *50 Er chond ab bem Stuel aba. – Tobler, 417. Er verliert das Landesamt. *51 Er chond of de Stuel. – Tobler, 417. 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*42 Einem den Stuhl zucken.
Einem drohen, das mit ihm eingegangene Vertragsverhältniss aufzulösen.
Frz.: Mettre le marché à la main de quelqu'un. (Kritzinger, 439b; Lendroy, 900.)
*43 Einem einen Stuhl setzen.
Holl.: Iemand een' stoel zetten. (Harrebomée, II, 307a.)
*44 Einem etwas unter den Stuhl stecken.
„So muss ich dir die wahrheit sagen, will dirs auch vndern stuhl nit stecken.“ (Waldis, IV, 75, 85.)
*45 Einem Stuel und Rocken geben. – Luther's Tischreden, 421b.
Haus, Hof und Nahrung.
*46 Emm en Stôl setten. (Rendsburg.)
*47 Én den Stohl vör de Döre sett'n. – Eichwald, 1850.
*48 Ên en wêke Stohl setten. – Eichwald, 1849.
*49 Enem de Steâl räcken. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 279.
Einem den Stuhl rücken, seine Stellung gefährden.
*50 Er chond ab bem Stuel aba. – Tobler, 417.
Er verliert das Landesamt.
*51 Er chond of de Stuel. – Tobler, 417.
Er bekommt ein Landesamt.
*52 Er hat elf Stühle und zwölf Mäuler, jetzt kann eins nicht sitzen und muss grabbeln. (Nürtingen.)
*53 Er isch zwische Stühl und Bänk abigheit. – Schweiz, I, 144, 60.
*54 Er ist zwischen zwei Stühlen niedergesessen. Mayer, I, 218; Fischer, Psalter, 301, 3.
*55 Er passt (nüd) of de Stuel. – Tobler, 417.
Er eignet sich (nicht) für ein Landesamt.
*56 Er setzt sich (sitzt) zwischen zwei Stühlen im Dreck. (Eifel.) – Für Franken: Frommann, IV, 325, 375.
Lat.: Feli crocoton addere. (Binder II, 1108; Lang, 61; Hanzely, 18.)
*57 Er wollte sich damit einen Stuhl im Himmel verdienen.
Holl.: Hij meende daardoor eenen stoel in den hemel te verdienen. (Harrebomée; II, 317a.)
*58 Gute Nacht, Stohl, gröss den Emmer. (Tilsit.) – Frischbier2, 3571.
Wenn es abwärts mit einem geht.
*59 Ich muss 'mal den Stuhl umdrehen.
Sagt der nicht glückliche Spieler, weil er glaubt, dass der Platz an seinem Misgeschick schuld sei.
*60 Ich will ihm einen Stuhl im Paradiese setzen lassen. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 484.
*61 Me würd der denn grad uf em Stüeli sitze. – Sutermeister, 22.
Du darfst blos sagen Teller (s. d.), so wird's darauf liegen.
*62 Sich neben dem Stuhl niedersetzen.
„Dem gschichts, dass er sich selber schmitzt, vnd bei dem stul darnieder sitzt.“ (Waldis, III, 93, 234.)
*63 Sich zwischen zwei Stühle niedersetzen. – Volkmar, 107; Bücking, 261; Braun, I, 4341; Lohrengel, II, 460.
Von zwei Dingen, die man haben könnte, keins bekommen. Er setzt seine Hoffnungen auf zwei Sachen oder Personen, die beide fehlschlagen. „Heiliger leichnam, vnd bocksdarm, ich meint gar offt, ich sesse warm, vnd hett jm bad gar gute hitzen, da must ich schendlich nidersitzen zwischen zweien kleinen stülen, da mer schelmen nider fielen.“(Murner, Schelm., 21, in Kloster, I, 853.) – „Ich möchte gern ehrlich mit dir sein, ohne dass wir uns entzweiten; das geht aber nicht, du benimmst dich falsch und setzest dich zwischen zwei Stühle. Anhänger gewinnst du nicht und verlierst deine Freunde.“ (Vgl. Loeper, Goethe's Sprüche, 225.) In Ostfriesland: He sitt tüsken twee Stohlen in de Ask. (Kern, 1135.) Schleiermacher wollte mit seinem Ideal von Christus die beiden Ansichten von ihm, ebionitische, die nur das Menschliche, wie die doketische, die einseitig das Göttliche in Jesus betonen, vermieden haben. In Wahrheit hatte er sich damit zwischen zwei Stühle niedergelassen, zwischen dem Jesus der Geschichte und dem Christus der Kirche. (Vgl. Fr. Strauss, Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte, Berlin, 1865; Grenzboten, 1865, I, 441 fg.)
Dän.: Mellem to skamle falder arts i aske. (Prov. dan., 413.)
*64 Twusken twê Stohlen dalsitten. – Eichwald, 1851.
Lat.: Geminis sellis sedere. (Binder II, 1234; Buchler, 106.)
*65 Vom Stuhl herabkommen. (Schweiz.)
Das Amt verlieren.
*66 Vor leeren Stühlen und Bänken predigen.
Holl.: Hij preekt voor stoelen en banken. (Harrebomée, II, 307a.)
*67 Zwischen Stuhl und Bank kommen. – Gotthelf, Uli, 233.
Keins von beiden erhalten.
*68 Zwischen zweien Stülen mit dem Hindern im Dreck sitzen. – Henisch, 745, 20; Grimm, II, 1356, 8.
Die Redensart, sich zwischen zwei Stühlen niedersetzen, wird auf diejenigen angewandt, deren Verfahren darauf gerichtet ist, von zwei in Aussicht stehenden Vortheilen, wenn nicht beide zu erlangen wären, wenigstens einen derselben zu erlangen, was sehr häufig die Folge hat, dass sie beide verloren gehen. In einem österreichischen Kinderspiel wird diese Redensart dramatisch ausgeführt. (Vgl. Vernaleken und Branky, Spiel und Reime in Oesterreich, Wien 1873, S. 86.) Geiler (Alsatia, 1862-67, 425): – „Zwischen stülen nidersitzen.“
Frz.: Entre deux selles chiet en (dos) à terre. (Leroux, II, 130.)
*69 Zwischen zweyen stulen niddsitzen. – Luther's Ms., 10; Nas, 461a; Waldis, IV, 39.
Lat.: Ventus neque manere sinit, neque navigare. (Philippi, II, 244.)
Schwed.: Sittju emellan twå stolar. (Grubb, 717.)
*70 Zwoischwen zwîn Stählen (zwei Stühlen) än de Môr (Moor, Koth) sätzen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 260.
Holl.: Tusschen twee stoelen in de asch zitten. (Harrebomée, II, 307a.)
Stühlchen.
1 Auff einem stülichen sitzen vnd die finger spitzen. – Mathesy, 41a.
Faul und unthätig sein.
*2 Man darff ihr ein Stühlchen auff der Gassen setzen. – Herberger, Hertzpostille, II, 284.
Von einer Schwätzerin und Klätscherin. (S. Klapperbänklein.)
*3 Sich auf ein anderes Stühlchen setzen.
Eine andere Stellung einnehmen, sich auf einen andern Standpunkt stellen.
Stuhlfelden.
Stuhlfelden ist sich selbst gleich, Mittersill gar ein Königreich. – Staub, I, 212.
Angeblich von den Pinzgauern erdichtet, aber nur um selber darüber zu lachen. Stuhlfelden und Mittersill sind Ortschaften in Salzburg; jenes ist ein drei Stunden von dem Flecken Mittersill, der schon 1207 zum Markt erhoben wurde, enfernt liegendes Dorf.
Stuhlgang.
* Einem den letzten Stuhlgang vermachen. (Breslau.)
Stuhlräuber.
Stuhlräuber und Schinder sind Geschwisterkinder.
Und: „Ist doch fasst niemand in keinem Stand und Amt, er ist ein Schinder, ja öffentlicher Stul Reuber.“ „Ein Wucherer ist ein schöner Dieb, der billig sollt am Galgen hangen, aber unterdessen auf einem Stuhl sitzt, daher man sie Stuhlräuber heisst.“ (Luther's Werke, VII, 116 u. 402.)
Stui.
Stui, Marie, verschwadder nich de Flinse. – Frischbier2, 3672.
Stultus.
1 Stultus kompt von Stoltz. – Willius, 155.
Oder vielleicht umgekehrt.
2 Stultus und Stolz wachsen auf Einem Holz. – Chaos, 947; Gerlach, 88; Eiselein, 580; Simrock, 9924; Körte, 5748; Parömiakon, 2973; Braun, I, 4306.
„Stultus und der Bauernstolz, wachsen auf demselben Holz.“ (Rochholz, 31; Grimm, Poetisches Lustwäldlein, Bern 1703, S. 166.)
Stumm.
1 Besser stumm als reden dumm.
It.: E meglio esser muto, che dir cose, che nessuno le intenda. (Pazzaglia, 237, 2.)
2 Besser stumm geboren, als im Eselsstall des Klosters I-a schreien. – Klosterspiegel, 44, 18.
3 Je stummer, je tummer. – Petri, II, 396.
*4 Er ist so stumm wie ein Staatsgefangener.
*5 Er ist stumm wie die Weltgeschichte.
*6 Er ist stumm wie (stummer dann) eyn fisch. – Tappius 141b; Coler, 688a; Henisch, 1110, 3; Eyering, II, 365; Frischbier2, 3673.
In Warschau jüdisch-deutsch: Stumm wie a Fisch.
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