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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] 143 Man muss die Sonne benutzen, wenn sie scheint.

Dän.: Man skal nytte den soll, som da skin. (Prov. dan., 518.)

144 Man muss (soll) nicht wider die Sonne reden. - Lehmann, 580, 11.

D. h. gegen das, "was offenbar vnnd am tag ist." Die Ataranten Herodot's verwünschten die aufsteigende Sonne und stiessen gegen diese eine Menge Lästerungen aus, weil sie meinten, durch deren Hitze zu Grunde gerichtet zu werden. Diese Menschen sind das wahre Vorbild eines Völkchens, welches sich unter uns herumtreibt und jeden Morgen das Licht der Aufklärung verwünscht.

145 Man muss sich an der Sonne wärmen, so lange sie scheint.

Dän.: Man skal bruge den sol som nu skinner. (Bohn I, 388.)

146 Man muss von der Sonne nicht verlangen, dass sie flimmere, und von den Sternen, dass sie strahlen.

147 Man sol die Sonne lassen scheinen, wenns Zeit ist. - Petri, II, 466.

148 Man soll die Sonne nicht lassen über seinem Zorn untergehen. beruht auf Ephes. 4, 26

Schwed.: Man bör intet lata solen nederga öfver sin vrede. (Törning, 106.)

149 Mancher meint sich in der Sonne zu wärmen und seine Zähne klappern vor Frost.

Böhm.: Odkud jsen se nadal, ze mne slunce ohreje, odtud na mne mrazy biji. (Celakovsky, 183.)

150 Mät der San schlofe gon, mät der San afschton. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 421a.

151 Mit der Sonne (allein) kann man nicht wirthschaften.

152 Mit der Sonne kommt der Tag.

Die Russen: Wollte die Sonne nicht aufgehen, es würde nicht Tag werden. (Altmann VI, 456.)

153 Muess es doch die Sonne leiden, von dem Wolckchen vudertrückht; ey, wie solt dan ich vermeiden, dass der Neyd mich nit berückt. - Keil, 23.

154 O wie wird dich nach der Sonne frieren!

"Lautet der alte teutsche Sprichwort!" (Coler, I, 113, 2.)

155 Rede nicht wider die Sonne. - Körte, 5572.

Die Araber: Wirf deinen Speer nicht nach einem eisernen Götzen.

156 Scheint die Sonn' am Christtag hell und klar, so hofft man ein fruchtbar Jahr. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 54.

157 Scheint die Sonn' am Fastweihnachtstag auf den Tisch, so bringt das nächste Jahr viel Aepfel. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 54.

158 Scheint die Sonn' am Jakobitag, so führt man Kälte halber grosse Klag'. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 50.

159 Scheint die Sonn' auch in den Koth, sie leidet dabei keine Noth.

Aehnlich die Russen Altmann VI, 444. Sie verliert dadurch nichts an ihrer Reinheit.

160 Scheint die Sonn' auch noch so schön, endlich muss sie untergehn. - Gaal, 5. ist aus Raimund's: "Der Bauer als Millionär" und zwar aus V, 1 des Liedes: "Brüderlein fein". Heinr. Heine im Buch der Lieder, Vorrede zur 2. Aufl., auf dieser Stelle.

161 Schient de Sun uppen natten Schten, jift et gleik noch werra en. (Ukermark.) - Engelien, 215, 12.

Wenn die Sonne so schnell scheint, während die Steine noch nass sind, folgt bald wieder Regen.

162 Schöpfft die Sonn' heut' Wasser, so geust sie morgen dass Bad auss. - Lehmann, 717, 12; Fischart, Prakt.

163 So lange als einem die Sonne scheinet, kann man der Stern wol entrathen. - Wirth, I, 101, 454.

Die Russen: So lange die Sonne scheint, fragt man nicht nach dem Monde. (Altmann VI, 430.)

164 So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt. - Graf, 82.

Zur Strafe für säumige Zinszahler wurde durch den Rutschzins der rückständige Zins mit jedem Tage verdoppelt. (S. Zins.)

165 Sonn vnd Regen gehören zu einem guten Jahr. - Petri, II, 537.

166 Sonne gilt im Sommer, Tag im Winter. - Graf, 404, 22.

Bei den alten Deutschen wurden Gerichtssitzungen [Spaltenumbruch] nur bei Tage, nie bei künstlichem Lichte abgehalten. (S. Sonne 260.)

Dän.: Sol scal um sumar roda um dagr um vetr. (Galath, 442.)

167 Sonne und Regen von Gottes wegen.

168 Sonne und Salz kann man nicht entbehren.

Lat.: Nihil utilius sole ac sole. (Seybold, 351.)

169 Sunne warm macht niemand arm. (Luzern.)

170 'T Sonneke scheint, 't Ponnke greint, de Polleke steiht up de Schildwache. (Jerentowitz.)

Wenn eine weibliche Person gegen die Schamhaftigkeit so verletzt, dass sie in Gegenwart einer männlichen ihr Wasser lässt. Ponnke = vulva, Polleke = penis.

171 Unter der Sonne ist nichts beständig.

Lat.: Ut sunt humana, nihil est perpetunm datum. (Plautus.) (Philippi, II, 240.)

172 Vor finstrer Sonne in der Blüte, der liebe Gott das Korn behüte. (Westpreuss.) - Boebel, 98.

173 Wan a San un 't Wast, san a Luien üüb't bast. (Amrum.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 45; Haupt, VIII, 351, 9.

Wenn die Sonne im West, sind die Faulen aufs Best', d. h. am fleissigsten, denn sie hoffen, dass das Werk nun bald vorbei.

174 Wann de Sonn' schengk un et rähnt, dann het de Düfel Kirmess. (Bedburg.)

175 Wann de Sunne schint op'n natten Twick (Zweig), dann reagen't alle Aeugenblick. (Westf.)

176 Wann die Sonn scheinet, so fragt man nichts nach den Sternen. - Lehmann, 717, 16.

177 Wann die Sonn scheint, so fragt man nicht nach dem Mond. - Lehmann, 944, 43.

178 Wann die Sonn vffgeht, so helff Gott dem reiffen am zaun. - Franck, II, 152a; Eyering, III, 394; Petri, II, 646; Gruter, I, 73; Fabricius, 73; Sailer, 103.

Wider die Bedenklichen, die immer eine Menge Wenn und Aber in Bereitschaft haben.

Lat.: Uncus generatio alterius corruptio. (Fabricius, 73.)

179 Was die Sonne thun kann, überlässt Gott nicht den Sternen.

180 Was in der Sonne steht, reift oder verdorrt.

Dän.: Naer ved solen bliver enten snart mood, eller braend. (Prov. dan., 518.)

181 Was in der Sonne steht, zeitigt viel eher. - Sailer, 330.

Von der Aufsicht des Regenten.

182 Was nahe bey der Sonnen ligt, dass wird bald zeitig. - Lehmann, 717, 9.

183 Wass kann die Sonne dafür, wenn sich einer die Augen zuhalten will. - Caspari, 14.

184 Wat helpt't et mi, dat de Sünn scheint, segt de anner, wenn mi nu dösten det?

185 Wem die Sonne auf den Rücken scheint, der friert nicht.

Die Kalmücken: In der Sonne wird der Mensch nicht frieren und bei einem guten Herrn nicht ohne Nahrung sein.

186 Wem die Sonne scheint, der fragt nicht nach den Sternen. - Wirth, I, 106, 401; Simrock, 9593; Gaal, 1409; Sailer, 165.

Böhm.: Komu slunce sviti, kiedy ksiezyc swieci. - Nedbame na mesic (ani na hvezdy) kelyz mi slunce sviti. (Celakovsky, 244.)

Dän.: Naar solen skinner skjötter mand ei om stjernerne. (Prov. dan., 518.)

Engl.: The moon's not seen where the sun shines. (Bohn II, 117.)

It.: Qando il sole luce non ti curar della luna. (Pazzaglia, 204, 1; Bohn I, 122.) - Se'l sol mi splende non curo la luna. (Bohn I, 125; Gaal, 1409.)

Lat.: Quid curo stellas, si mihi Phoebe, faves? (Gaal, 1409.)

Poln.: Nietrwam o gwiazdy, kiedy ksiezyc. (Celakovsky, 244.)

187 Wem die Sonne scheint ins Gesicht, der kommt zum Siege nicht.

Frz.: Soleil a la veue bataille perdue. (Leroux, II, 57.)

188 Wem die Sonne will gnädig sein, der fragt nicht nach dem Mondenschein (oder: der acht' nicht viel der Sternen Schein). - Chaos, 298.

189 Wen die Sonne durchscheint, der kann mit keinem (fetten) Dachse um die Wette hungern.

190 Wenn de Sonne scheint unn't regnet, dann krigt de Düwel Affkaten in de Hölle. - Goldschmidt, 58.

191 Wenn de Sünn scheint un 't regent, backen die Hexen Pankok. - Kern, 1253.

[Spaltenumbruch] 143 Man muss die Sonne benutzen, wenn sie scheint.

Dän.: Man skal nytte den soll, som da skin. (Prov. dan., 518.)

144 Man muss (soll) nicht wider die Sonne reden.Lehmann, 580, 11.

D. h. gegen das, „was offenbar vnnd am tag ist.“ Die Ataranten Herodot's verwünschten die aufsteigende Sonne und stiessen gegen diese eine Menge Lästerungen aus, weil sie meinten, durch deren Hitze zu Grunde gerichtet zu werden. Diese Menschen sind das wahre Vorbild eines Völkchens, welches sich unter uns herumtreibt und jeden Morgen das Licht der Aufklärung verwünscht.

145 Man muss sich an der Sonne wärmen, so lange sie scheint.

Dän.: Man skal bruge den sol som nu skinner. (Bohn I, 388.)

146 Man muss von der Sonne nicht verlangen, dass sie flimmere, und von den Sternen, dass sie strahlen.

147 Man sol die Sonne lassen scheinen, wenns Zeit ist.Petri, II, 466.

148 Man soll die Sonne nicht lassen über seinem Zorn untergehen. beruht auf Ephes. 4, 26

Schwed.: Man bör intet låta solen nedergå öfver sin vrede. (Törning, 106.)

149 Mancher meint sich in der Sonne zu wärmen und seine Zähne klappern vor Frost.

Böhm.: Odkud jsen se nadál, ze mne slunce ohřeje, odtud na mne mrazy bijí. (Čelakovsky, 183.)

150 Mät der San schlôfe gôn, mät der San afschtôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 421a.

151 Mit der Sonne (allein) kann man nicht wirthschaften.

152 Mit der Sonne kommt der Tag.

Die Russen: Wollte die Sonne nicht aufgehen, es würde nicht Tag werden. (Altmann VI, 456.)

153 Muess es doch die Sonne leiden, von dem Wolckchen vudertrückht; ey, wie solt dan ich vermeiden, dass der Neyd mich nit berückt.Keil, 23.

154 O wie wird dich nach der Sonne frieren!

„Lautet der alte teutsche Sprichwort!“ (Coler, I, 113, 2.)

155 Rede nicht wider die Sonne.Körte, 5572.

Die Araber: Wirf deinen Speer nicht nach einem eisernen Götzen.

156 Scheint die Sonn' am Christtag hell und klar, so hofft man ein fruchtbar Jahr. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 54.

157 Scheint die Sonn' am Fastweihnachtstag auf den Tisch, so bringt das nächste Jahr viel Aepfel. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 54.

158 Scheint die Sonn' am Jakobitag, so führt man Kälte halber grosse Klag'. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 50.

159 Scheint die Sonn' auch in den Koth, sie leidet dabei keine Noth.

Aehnlich die Russen Altmann VI, 444. Sie verliert dadurch nichts an ihrer Reinheit.

160 Scheint die Sonn' auch noch so schön, endlich muss sie untergehn.Gaal, 5. ist aus Raimund's: „Der Bauer als Millionär“ und zwar aus V, 1 des Liedes: „Brüderlein fein“. Heinr. Heine im Buch der Lieder, Vorrede zur 2. Aufl., auf dieser Stelle.

161 Schient de Sun uppen natten Schtên, jift et glîk noch werra ên. (Ukermark.) – Engelien, 215, 12.

Wenn die Sonne so schnell scheint, während die Steine noch nass sind, folgt bald wieder Regen.

162 Schöpfft die Sonn' heut' Wasser, so geust sie morgen dass Bad auss.Lehmann, 717, 12; Fischart, Prakt.

163 So lange als einem die Sonne scheinet, kann man der Stern wol entrathen.Wirth, I, 101, 454.

Die Russen: So lange die Sonne scheint, fragt man nicht nach dem Monde. (Altmann VI, 430.)

164 So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt.Graf, 82.

Zur Strafe für säumige Zinszahler wurde durch den Rutschzins der rückständige Zins mit jedem Tage verdoppelt. (S. Zins.)

165 Sonn vnd Regen gehören zu einem guten Jahr.Petri, II, 537.

166 Sonne gilt im Sommer, Tag im Winter.Graf, 404, 22.

Bei den alten Deutschen wurden Gerichtssitzungen [Spaltenumbruch] nur bei Tage, nie bei künstlichem Lichte abgehalten. (S. Sonne 260.)

Dän.: Sol scal um sumar roda um dagr um vetr. (Galath, 442.)

167 Sonne und Regen von Gottes wegen.

168 Sonne und Salz kann man nicht entbehren.

Lat.: Nihil utilius sole ac sole. (Seybold, 351.)

169 Sunne warm macht niemand arm. (Luzern.)

170 'T Sonneke schînt, 't Ponnke grînt, de Polleke steiht up de Schildwache. (Jerentowitz.)

Wenn eine weibliche Person gegen die Schamhaftigkeit so verletzt, dass sie in Gegenwart einer männlichen ihr Wasser lässt. Ponnke = vulva, Polleke = penis.

171 Unter der Sonne ist nichts beständig.

Lat.: Ut sunt humana, nihil est perpetunm datum. (Plautus.) (Philippi, II, 240.)

172 Vor finstrer Sonne in der Blüte, der liebe Gott das Korn behüte. (Westpreuss.) – Boebel, 98.

173 Wan a San un 't Wâst, san a Luien üüb't bâst. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 45; Haupt, VIII, 351, 9.

Wenn die Sonne im West, sind die Faulen aufs Best', d. h. am fleissigsten, denn sie hoffen, dass das Werk nun bald vorbei.

174 Wann de Sonn' schengk un et rähnt, dann het de Düfel Kirmess. (Bedburg.)

175 Wann de Sunne schint op'n natten Twick (Zweig), dann reagen't alle Aeugenblick. (Westf.)

176 Wann die Sonn scheinet, so fragt man nichts nach den Sternen.Lehmann, 717, 16.

177 Wann die Sonn scheint, so fragt man nicht nach dem Mond.Lehmann, 944, 43.

178 Wann die Sonn vffgeht, so helff Gott dem reiffen am zaun.Franck, II, 152a; Eyering, III, 394; Petri, II, 646; Gruter, I, 73; Fabricius, 73; Sailer, 103.

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Lat.: Uncus generatio alterius corruptio. (Fabricius, 73.)

179 Was die Sonne thun kann, überlässt Gott nicht den Sternen.

180 Was in der Sonne steht, reift oder verdorrt.

Dän.: Nær ved solen bliver enten snart mood, eller brænd. (Prov. dan., 518.)

181 Was in der Sonne steht, zeitigt viel eher.Sailer, 330.

Von der Aufsicht des Regenten.

182 Was nahe bey der Sonnen ligt, dass wird bald zeitig.Lehmann, 717, 9.

183 Wass kann die Sonne dafür, wenn sich einer die Augen zuhalten will.Caspari, 14.

184 Wat helpt't et mi, dat de Sünn schînt, segt de anner, wenn mi nu dösten dêt?

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Die Kalmücken: In der Sonne wird der Mensch nicht frieren und bei einem guten Herrn nicht ohne Nahrung sein.

186 Wem die Sonne scheint, der fragt nicht nach den Sternen.Wirth, I, 106, 401; Simrock, 9593; Gaal, 1409; Sailer, 165.

Böhm.: Komu slunce svítí, kiedy ksiežyc swieci. – Nedbáme na mĕsic (ani na hvezdy) kelyž mi slunce svítí. (Čelakovsky, 244.)

Dän.: Naar solen skinner skjøtter mand ei om stjernerne. (Prov. dan., 518.)

Engl.: The moon's not seen where the sun shines. (Bohn II, 117.)

It.: Qando il sole luce non ti curar della luna. (Pazzaglia, 204, 1; Bohn I, 122.) – Se'l sol mi splende non curo la luna. (Bohn I, 125; Gaal, 1409.)

Lat.: Quid curo stellas, si mihi Phoebe, faves? (Gaal, 1409.)

Poln.: Nietrwam o gwiazdy, kiedy księżyc. (Čelakovsky, 244.)

187 Wem die Sonne scheint ins Gesicht, der kommt zum Siege nicht.

Frz.: Soleil à la veue bataille perdue. (Leroux, II, 57.)

188 Wem die Sonne will gnädig sein, der fragt nicht nach dem Mondenschein (oder: der acht' nicht viel der Sternen Schein).Chaos, 298.

189 Wen die Sonne durchscheint, der kann mit keinem (fetten) Dachse um die Wette hungern.

190 Wenn de Sonne schînt unn't regnet, dann krigt de Düwel Affkaten in de Hölle.Goldschmidt, 58.

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[[309]/0315] 143 Man muss die Sonne benutzen, wenn sie scheint. Dän.: Man skal nytte den soll, som da skin. (Prov. dan., 518.) 144 Man muss (soll) nicht wider die Sonne reden. – Lehmann, 580, 11. D. h. gegen das, „was offenbar vnnd am tag ist.“ Die Ataranten Herodot's verwünschten die aufsteigende Sonne und stiessen gegen diese eine Menge Lästerungen aus, weil sie meinten, durch deren Hitze zu Grunde gerichtet zu werden. Diese Menschen sind das wahre Vorbild eines Völkchens, welches sich unter uns herumtreibt und jeden Morgen das Licht der Aufklärung verwünscht. 145 Man muss sich an der Sonne wärmen, so lange sie scheint. Dän.: Man skal bruge den sol som nu skinner. (Bohn I, 388.) 146 Man muss von der Sonne nicht verlangen, dass sie flimmere, und von den Sternen, dass sie strahlen. 147 Man sol die Sonne lassen scheinen, wenns Zeit ist. – Petri, II, 466. 148 Man soll die Sonne nicht lassen über seinem Zorn untergehen. beruht auf Ephes. 4, 26 Schwed.: Man bör intet låta solen nedergå öfver sin vrede. (Törning, 106.) 149 Mancher meint sich in der Sonne zu wärmen und seine Zähne klappern vor Frost. Böhm.: Odkud jsen se nadál, ze mne slunce ohřeje, odtud na mne mrazy bijí. (Čelakovsky, 183.) 150 Mät der San schlôfe gôn, mät der San afschtôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 421a. 151 Mit der Sonne (allein) kann man nicht wirthschaften. 152 Mit der Sonne kommt der Tag. Die Russen: Wollte die Sonne nicht aufgehen, es würde nicht Tag werden. (Altmann VI, 456.) 153 Muess es doch die Sonne leiden, von dem Wolckchen vudertrückht; ey, wie solt dan ich vermeiden, dass der Neyd mich nit berückt. – Keil, 23. 154 O wie wird dich nach der Sonne frieren! „Lautet der alte teutsche Sprichwort!“ (Coler, I, 113, 2.) 155 Rede nicht wider die Sonne. – Körte, 5572. Die Araber: Wirf deinen Speer nicht nach einem eisernen Götzen. 156 Scheint die Sonn' am Christtag hell und klar, so hofft man ein fruchtbar Jahr. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 54. 157 Scheint die Sonn' am Fastweihnachtstag auf den Tisch, so bringt das nächste Jahr viel Aepfel. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 54. 158 Scheint die Sonn' am Jakobitag, so führt man Kälte halber grosse Klag'. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 50. 159 Scheint die Sonn' auch in den Koth, sie leidet dabei keine Noth. Aehnlich die Russen Altmann VI, 444. Sie verliert dadurch nichts an ihrer Reinheit. 160 Scheint die Sonn' auch noch so schön, endlich muss sie untergehn. – Gaal, 5. ist aus Raimund's: „Der Bauer als Millionär“ und zwar aus V, 1 des Liedes: „Brüderlein fein“. Heinr. Heine im Buch der Lieder, Vorrede zur 2. Aufl., auf dieser Stelle. 161 Schient de Sun uppen natten Schtên, jift et glîk noch werra ên. (Ukermark.) – Engelien, 215, 12. Wenn die Sonne so schnell scheint, während die Steine noch nass sind, folgt bald wieder Regen. 162 Schöpfft die Sonn' heut' Wasser, so geust sie morgen dass Bad auss. – Lehmann, 717, 12; Fischart, Prakt. 163 So lange als einem die Sonne scheinet, kann man der Stern wol entrathen. – Wirth, I, 101, 454. Die Russen: So lange die Sonne scheint, fragt man nicht nach dem Monde. (Altmann VI, 430.) 164 So oft die Sonne auf- und niedergeht, der Schilling doppelt. – Graf, 82. Zur Strafe für säumige Zinszahler wurde durch den Rutschzins der rückständige Zins mit jedem Tage verdoppelt. (S. Zins.) 165 Sonn vnd Regen gehören zu einem guten Jahr. – Petri, II, 537. 166 Sonne gilt im Sommer, Tag im Winter. – Graf, 404, 22. Bei den alten Deutschen wurden Gerichtssitzungen nur bei Tage, nie bei künstlichem Lichte abgehalten. (S. Sonne 260.) Dän.: Sol scal um sumar roda um dagr um vetr. (Galath, 442.) 167 Sonne und Regen von Gottes wegen. 168 Sonne und Salz kann man nicht entbehren. Lat.: Nihil utilius sole ac sole. (Seybold, 351.) 169 Sunne warm macht niemand arm. (Luzern.) 170 'T Sonneke schînt, 't Ponnke grînt, de Polleke steiht up de Schildwache. (Jerentowitz.) Wenn eine weibliche Person gegen die Schamhaftigkeit so verletzt, dass sie in Gegenwart einer männlichen ihr Wasser lässt. Ponnke = vulva, Polleke = penis. 171 Unter der Sonne ist nichts beständig. Lat.: Ut sunt humana, nihil est perpetunm datum. (Plautus.) (Philippi, II, 240.) 172 Vor finstrer Sonne in der Blüte, der liebe Gott das Korn behüte. (Westpreuss.) – Boebel, 98. 173 Wan a San un 't Wâst, san a Luien üüb't bâst. (Amrum.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 45; Haupt, VIII, 351, 9. Wenn die Sonne im West, sind die Faulen aufs Best', d. h. am fleissigsten, denn sie hoffen, dass das Werk nun bald vorbei. 174 Wann de Sonn' schengk un et rähnt, dann het de Düfel Kirmess. (Bedburg.) 175 Wann de Sunne schint op'n natten Twick (Zweig), dann reagen't alle Aeugenblick. (Westf.) 176 Wann die Sonn scheinet, so fragt man nichts nach den Sternen. – Lehmann, 717, 16. 177 Wann die Sonn scheint, so fragt man nicht nach dem Mond. – Lehmann, 944, 43. 178 Wann die Sonn vffgeht, so helff Gott dem reiffen am zaun. – Franck, II, 152a; Eyering, III, 394; Petri, II, 646; Gruter, I, 73; Fabricius, 73; Sailer, 103. Wider die Bedenklichen, die immer eine Menge Wenn und Aber in Bereitschaft haben. Lat.: Uncus generatio alterius corruptio. (Fabricius, 73.) 179 Was die Sonne thun kann, überlässt Gott nicht den Sternen. 180 Was in der Sonne steht, reift oder verdorrt. Dän.: Nær ved solen bliver enten snart mood, eller brænd. (Prov. dan., 518.) 181 Was in der Sonne steht, zeitigt viel eher. – Sailer, 330. Von der Aufsicht des Regenten. 182 Was nahe bey der Sonnen ligt, dass wird bald zeitig. – Lehmann, 717, 9. 183 Wass kann die Sonne dafür, wenn sich einer die Augen zuhalten will. – Caspari, 14. 184 Wat helpt't et mi, dat de Sünn schînt, segt de anner, wenn mi nu dösten dêt? 185 Wem die Sonne auf den Rücken scheint, der friert nicht. Die Kalmücken: In der Sonne wird der Mensch nicht frieren und bei einem guten Herrn nicht ohne Nahrung sein. 186 Wem die Sonne scheint, der fragt nicht nach den Sternen. – Wirth, I, 106, 401; Simrock, 9593; Gaal, 1409; Sailer, 165. Böhm.: Komu slunce svítí, kiedy ksiežyc swieci. – Nedbáme na mĕsic (ani na hvezdy) kelyž mi slunce svítí. (Čelakovsky, 244.) 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [309]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/315>, abgerufen am 24.11.2024.