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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876.

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[Spaltenumbruch] *151 Lat man sitten, ik wet, wat darünner stikt. (Hamburg.) - Schütze, IV, 98.

Scherzhaft zu jemand, der den Hut abziehen will; auch wol mit dem Nebengedanken: Ich weiss doch, dass es mit deiner Höflichkeit nicht weit her ist.

*152 Man sitt hier as inn Nothstall. - Eichwald, 1611.

*153 Oben an sittest diu, dat beste frittest diu, nicks gist diu, dat grösste Miul häst diu. (Sauerland.)

*154 Se sitt as en Brud, de nüms halen will. - Schütze, I, 166.

Von einem verlassenen oder vergessenen Mädchen, das auf Hoffnung, ohne Hoffnung sitzt, z. B. nicht zum Tanz aufgefordert wird.

*155 Se sitt as wenn se mit'r Brut kam'n is. - Eichwald, 212.

*156 Se will dat nich up sik sitten laten. - Dähnert, 424b.

Sie will sich wegen eines Vorwurfs oder einer Beschuldigung rechtfertigen.

*157 Sie sitzen beieinander wie im nassen Jahrgange. (Schweiz.) - Kirchhofer, 83.

Rathpflegend, was in dieser Lage zu machen sei. Aus dem Jahre 1759, in welchem es während der Ernte vier Wochen ununterbrochen regnete und die Landleute traurig beisammensassen und auf bessere Witterung harrten.

*158 Sie sitzen dabei wie zwei Hunde, von denen jeder den Wolf an einem Ohr gepackt hat.

Holl.: Ze zitten ermee als twee honden, die den wolf elk bij een oor hebben gepakt. (Harrebomee, II, 478a.)

*159 Sie sitzet auf enand, wie d' Häsläus. (Ulm.)

*160 Sie sitzt wie ein Scheit Holz.

Frz.: Elle grouille aussi peu qu'une piece de bois. (Kritzinger, 362a.)

*161 Sitt up em, he is vun Ulm. - Eichwald, 1971.

*162 Sitzen bleiben, bis die Hühner Zähne kriegen. - Riehl, Novellen, 393.

*163 Sitzen wie der Hase im Kraut.

Von denen, die gute Tage und vollauf haben.

*164 Sitzen wir doch im Trockenen und jagt uns niemand.

*165 So lang sött de Baur nich op sinen Arw (Erbe), denn öss hei all lang pankrut. - Frischbier2, 3509 u. 3521.

Wenn jemand lange an einem Orte, auch bei Befriedigung eines Bedürfnisses verweilt.

*166 So sitzen die Spatzen unters Dach. (Nürtingen.)

Bei dieser Redensart bohrt man der angeredeten Person mit den Fingernägeln unter die seinigen.

*167 So sitzen einem d' Rabben (Raben) auf dem Kopf. (Nürtingen.)

Bei dieser Redensart fährt man dem Spielgenossen u. s. w. ins Haar. In Rottenburg sagt man Krabben.

*168 Vom Sitzen herkommen, wie die Schneider sprechen.

*169 Was da ok nich hinger wäm a sösse, a werd's wul bleiben lussen. - Frommann, III, 249, 290.

*170 Wenn du sittst, denn wöllst. - Frischbier2, 3474.

Meist zu Kindern, die ihre Esslust nicht beherrschen können.

*171 Wir sitzen im Trockenen.

*172 Wir sitzen wie Narren hier.

Muss sich auf eine unbekannte Anekdote eines Schnürmachers beziehen, der so sass und den Reisbrei verfehlte.


Sitzer.

1 Der Sitzer kennt des Gehers Widerwärtigkeiten nicht. (Surinam.)

Wer es nicht selbst erfahren hat, kann nicht urtheilen. Der Satte (Reiche) weiss nicht, wie dem Hungrigen (Armen) zu Muthe ist.

*2 Einem eins auf den Sitzer geben.

Unsere Sprache drückt sehr häufig den Begriff des Schlagens durch das Wort geben und einer Verbindung damit aus (s. Wams), wie die obige Redensart zeigt. Man sagt entweder allgemein: Einem eins oder etwas geben, einem was drauf geben, einem etwas auf die Arme, die Backen, das Dach, auf den Dussel, auf das Fell, up de Fidipse, up de Flötz, auf die Fresse, Vörtgatt, ins Genick, auf den Grind, auf die Gusche, aufs Haupt, auf den Hintern, auf den Hirnkasten, auf die Hucke, Jacke, Kappe, up de Kek, aufs Koller (Collet), an, auf den Kopf, auf die Krone, auf die Lappen, aufs Leder, aufs Maul, auf den Mund, in den Nacken, auf die Nase, auf den Nischel, aufs oder hinters Ohr, auf den Pansen, auf den Pelz, auf die Plauze, aufs Rae, auf den Ränzel, Ranzen, aufs Reff, auf den Riecher, auf den Rüssel, auf den Schmecker, Sitzer, Tappert, [Spaltenumbruch] auf die Wampe, auf den Wanst u. s. w. geben. Einem seinen Lohn, seinen Theil geben. Ferner: Einem die Knute, die Ruthe, den Stock geben oder zu kosten, zu schmecken geben. Einem einen Drucks, Ducks geben. Fitsch, fatsch (Schläge mit der Ruthe) geben, einen Lachs, Mirks (niederdeutsch: Audi) Nicksfang, Pliten, einen Polaken (Plätzer), eine Prügelsuppe, Risse, einen Schilling, Schmauche (Schmoche, Schmauks) geben, einen braunen und blauen Nadrup geven, Sohlhiebe (Bastonnade), Stockfisch, Stösse, eine Tasche, eine Tast, Tatze (Dotze), Tätzle, einen Träbs, Treff, ein Zäckchen geben. (Braunschweig. Magazin, 1813, S. 193.) (S. Schlagen 71.)


Sitzfleisch.

1 Ich habe kein Sitzfleisch, sagte Hans Bote, als er ins Loch sollte.

*2 Er (sie) hat kein Sitzfleisch. - Braun, I, 4114.

In Pommern: He hett nen Sitzflesch. (Dähnert, 425.) Er hat wenig Neigung zu Arbeiten und Geschäften, die sitzend ausgeführt werden müssen.

Lat.: Avium more sedem ex sede mutat. (Philippi, I, 54.)

*3 Er hot Sitzfleisch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. er ist fleissig, ausdauernd im Arbeiten und Studiren.


Sitzleder.

*1 Ea hod kuan Sitzleda. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 117.

Es fehlt ihm an Ausdauer im Arbeiten.

*2 Ein gut Sitzleder haben. - Eiselein, 570.

*3 Er hat kein (gutes) Sitzleder. - Eiselein, 570; Braun, I, 4114.


Sitzung.

Wenn die Sitzung aus, gehen die Rathsherren klüger nach Haus.

Böhm.: Po rade byvaji pane obycejne moudrejsi. (Rybicka, 760.)


Sixt.

* Es ist ein blinder Sixt. (Nürnberg.) - Frommann, III, 355.

Von jemand, der nicht sieht, was offen vor Augen liegt und gleichsam darüber stolpert. Ob vielleicht, von: Blinder, sieh's, sicks? (S. Jobst und Jost 1.)


Sjürt.

De Sjürt es neier üs de Knappe sii. (Sylt.)

Das Hemd ist näher als das Futterhemd.


Skai.

* Hi hau a skai apstedt. (Amrum.) - Haupt, VIII, 360, 157.

Er hat den Löffel (s. d. 89) aufgesteckt.


Skan.

*1 At Skan bat ham. (Amrum.) - Haupt, VIII, 361, 166.

*2 Ham as't Skan auer a Uaren tanj. (Amrum.) - Haupt, VIII, 360, 156.

Ihm ist das Fell über die Ohren gezogen.


Skandalien.

Aus Skandalien kommt man leicht nach Fatalien.


Sklave.

1 Auch der Sklave ist ein Mensch.

Ein afrikanischer Negerstamm hat, um den Gedanken auszudrücken: Ein Sklave ist kein Stück Holz, das Sprichwort: Sklaven wachsen nicht auf den Bäumen. Auch eine Sklavin hat ihr Kind lieb. Daher das Sprichwort: Wenn der Sklave stirbt, weint seine Mutter, denn auch der Sklave war ein Kind seiner Mutter Hause. Eine Sklavin und eine Eselin, lieben ihre Jungen am meisten.

2 Besser ein gesunder Sklav', denn ein kranker Graf.

Holl.: Beter slaaf dan graaf. (Harrebomee, II, 270a.)

3 Besser ein Sklave der schafft, als ein Freier, der gafft.

4 Dem Sklaven wird der Zucker zu Essig. - Sprichwörtergarten, 176.

5 Ein schlafender Sklave träumt von Freiheit.

Wie ein freigewordener Sklave noch von seinem frühern unfreien Zustande. So heisst es in Abyssinien: Auch wenn der Sklave frei geworden, träumt er noch davon, dass er zum Nil gehe, Wasser tragen. Auch in der Seele des Sklaven ist ein gewisser Adel. "Ich würde meinen Sohn sogleich ersticken, sagte jener Sklave, wenn ich argwöhnen könnte, dass er einen Augenblick meinem Herrn gleichen könnte." (Cibot, 165.)

Dän.: En sovende slave drömmer sig tidt en store herre. (Prov. dan., 512.)

6 Ein verständiger Sklave ist besser als ein dummer Fürst.

7 Einen Sklaven zu kaufen ist leichter als einen Sklaven zu erziehen.

Die Aegypter rathen daher in einem Sprichwort: Entweder nimm den ersten oder den letzten Sklaven.

[Spaltenumbruch] *151 Lât man sitten, ik wêt, wat darünner stikt. (Hamburg.) – Schütze, IV, 98.

Scherzhaft zu jemand, der den Hut abziehen will; auch wol mit dem Nebengedanken: Ich weiss doch, dass es mit deiner Höflichkeit nicht weit her ist.

*152 Man sitt hier as inn Nothstall.Eichwald, 1611.

*153 Oben an sittest diu, dat beste frittest diu, nicks gist diu, dat grösste Miul häst diu. (Sauerland.)

*154 Se sitt as en Brud, de nüms halen will.Schütze, I, 166.

Von einem verlassenen oder vergessenen Mädchen, das auf Hoffnung, ohne Hoffnung sitzt, z. B. nicht zum Tanz aufgefordert wird.

*155 Se sitt as wenn se mit'r Brut kam'n is.Eichwald, 212.

*156 Se will dat nich up sik sitten laten.Dähnert, 424b.

Sie will sich wegen eines Vorwurfs oder einer Beschuldigung rechtfertigen.

*157 Sie sitzen beieinander wie im nassen Jahrgange. (Schweiz.) – Kirchhofer, 83.

Rathpflegend, was in dieser Lage zu machen sei. Aus dem Jahre 1759, in welchem es während der Ernte vier Wochen ununterbrochen regnete und die Landleute traurig beisammensassen und auf bessere Witterung harrten.

*158 Sie sitzen dabei wie zwei Hunde, von denen jeder den Wolf an einem Ohr gepackt hat.

Holl.: Ze zitten ermêe als twee honden, die den wolf elk bij een oor hebben gepakt. (Harrebomée, II, 478a.)

*159 Sie sitzet auf enand, wie d' Häsläus. (Ulm.)

*160 Sie sitzt wie ein Scheit Holz.

Frz.: Elle grouille aussi peu qu'une pièce de bois. (Kritzinger, 362a.)

*161 Sitt up em, he is vun Ulm.Eichwald, 1971.

*162 Sitzen bleiben, bis die Hühner Zähne kriegen.Riehl, Novellen, 393.

*163 Sitzen wie der Hase im Kraut.

Von denen, die gute Tage und vollauf haben.

*164 Sitzen wir doch im Trockenen und jagt uns niemand.

*165 So lang sött de Bûr nich op sinen Arw (Erbe), denn öss hei all lang pankrut.Frischbier2, 3509 u. 3521.

Wenn jemand lange an einem Orte, auch bei Befriedigung eines Bedürfnisses verweilt.

*166 So sitzen die Spatzen unters Dach. (Nürtingen.)

Bei dieser Redensart bohrt man der angeredeten Person mit den Fingernägeln unter die seinigen.

*167 So sitzen einem d' Rabben (Raben) auf dem Kopf. (Nürtingen.)

Bei dieser Redensart fährt man dem Spielgenossen u. s. w. ins Haar. In Rottenburg sagt man Krabben.

*168 Vom Sitzen herkommen, wie die Schneider sprechen.

*169 Was da ok nich hinger wäm a sösse, a werd's wul bleiben lussen.Frommann, III, 249, 290.

*170 Wenn du sittst, denn wöllst.Frischbier2, 3474.

Meist zu Kindern, die ihre Esslust nicht beherrschen können.

*171 Wir sitzen im Trockenen.

*172 Wir sitzen wie Narren hier.

Muss sich auf eine unbekannte Anekdote eines Schnürmachers beziehen, der so sass und den Reisbrei verfehlte.


Sitzer.

1 Der Sitzer kennt des Gehers Widerwärtigkeiten nicht. (Surinam.)

Wer es nicht selbst erfahren hat, kann nicht urtheilen. Der Satte (Reiche) weiss nicht, wie dem Hungrigen (Armen) zu Muthe ist.

*2 Einem eins auf den Sitzer geben.

Unsere Sprache drückt sehr häufig den Begriff des Schlagens durch das Wort geben und einer Verbindung damit aus (s. Wams), wie die obige Redensart zeigt. Man sagt entweder allgemein: Einem eins oder etwas geben, einem was drauf geben, einem etwas auf die Arme, die Backen, das Dach, auf den Dussel, auf das Fell, up de Fidipse, up de Flötz, auf die Fresse, Vörtgatt, ins Genick, auf den Grind, auf die Gusche, aufs Haupt, auf den Hintern, auf den Hirnkasten, auf die Hucke, Jacke, Kappe, up de Kêk, aufs Koller (Collet), an, auf den Kopf, auf die Krone, auf die Lappen, aufs Leder, aufs Maul, auf den Mund, in den Nacken, auf die Nase, auf den Nischel, aufs oder hinters Ohr, auf den Pansen, auf den Pelz, auf die Plauze, aufs Rae, auf den Ränzel, Ranzen, aufs Reff, auf den Riecher, auf den Rüssel, auf den Schmecker, Sitzer, Tappert, [Spaltenumbruch] auf die Wampe, auf den Wanst u. s. w. geben. Einem seinen Lohn, seinen Theil geben. Ferner: Einem die Knute, die Ruthe, den Stock geben oder zu kosten, zu schmecken geben. Einem einen Drucks, Ducks geben. Fitsch, fatsch (Schläge mit der Ruthe) geben, einen Lachs, Mirks (niederdeutsch: Audi) Nicksfang, Pliten, einen Polaken (Plätzer), eine Prügelsuppe, Risse, einen Schilling, Schmauche (Schmoche, Schmauks) geben, einen braunen und blauen Nadrup geven, Sohlhiebe (Bastonnade), Stockfisch, Stösse, eine Tasche, eine Tast, Tatze (Dotze), Tätzle, einen Träbs, Treff, ein Zäckchen geben. (Braunschweig. Magazin, 1813, S. 193.) (S. Schlagen 71.)


Sitzfleisch.

1 Ich habe kein Sitzfleisch, sagte Hans Bote, als er ins Loch sollte.

*2 Er (sie) hat kein Sitzfleisch.Braun, I, 4114.

In Pommern: He hett nên Sitzflêsch. (Dähnert, 425.) Er hat wenig Neigung zu Arbeiten und Geschäften, die sitzend ausgeführt werden müssen.

Lat.: Avium more sedem ex sede mutat. (Philippi, I, 54.)

*3 Er hot Sitzfleisch. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

D. h. er ist fleissig, ausdauernd im Arbeiten und Studiren.


Sitzleder.

*1 Ea hod kuan Sitzleda. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 117.

Es fehlt ihm an Ausdauer im Arbeiten.

*2 Ein gut Sitzleder haben.Eiselein, 570.

*3 Er hat kein (gutes) Sitzleder.Eiselein, 570; Braun, I, 4114.


Sitzung.

Wenn die Sitzung aus, gehen die Rathsherren klüger nach Haus.

Böhm.: Po radę bývají páne obyčejné moudřejší. (Rybicka, 760.)


Sixt.

* Es ist ein blinder Sixt. (Nürnberg.) – Frommann, III, 355.

Von jemand, der nicht sieht, was offen vor Augen liegt und gleichsam darüber stolpert. Ob vielleicht, von: Blinder, sieh's, sicks? (S. Jobst und Jost 1.)


Sjürt.

De Sjürt es neier üs de Knappe sii. (Sylt.)

Das Hemd ist näher als das Futterhemd.


Skai.

* Hi hû a skâi apstêdt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 157.

Er hat den Löffel (s. d. 89) aufgesteckt.


Skan.

*1 At Skan bat ham. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 166.

*2 Ham as't Skan auer a Uaren tanj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 156.

Ihm ist das Fell über die Ohren gezogen.


Skandalien.

Aus Skandalien kommt man leicht nach Fatalien.


Sklave.

1 Auch der Sklave ist ein Mensch.

Ein afrikanischer Negerstamm hat, um den Gedanken auszudrücken: Ein Sklave ist kein Stück Holz, das Sprichwort: Sklaven wachsen nicht auf den Bäumen. Auch eine Sklavin hat ihr Kind lieb. Daher das Sprichwort: Wenn der Sklave stirbt, weint seine Mutter, denn auch der Sklave war ein Kind seiner Mutter Hause. Eine Sklavin und eine Eselin, lieben ihre Jungen am meisten.

2 Besser ein gesunder Sklav', denn ein kranker Graf.

Holl.: Beter slaaf dan graaf. (Harrebomée, II, 270a.)

3 Besser ein Sklave der schafft, als ein Freier, der gafft.

4 Dem Sklaven wird der Zucker zu Essig.Sprichwörtergarten, 176.

5 Ein schlafender Sklave träumt von Freiheit.

Wie ein freigewordener Sklave noch von seinem frühern unfreien Zustande. So heisst es in Abyssinien: Auch wenn der Sklave frei geworden, träumt er noch davon, dass er zum Nil gehe, Wasser tragen. Auch in der Seele des Sklaven ist ein gewisser Adel. „Ich würde meinen Sohn sogleich ersticken, sagte jener Sklave, wenn ich argwöhnen könnte, dass er einen Augenblick meinem Herrn gleichen könnte.“ (Cibot, 165.)

Dän.: En sovende slave drømmer sig tidt en store herre. (Prov. dan., 512.)

6 Ein verständiger Sklave ist besser als ein dummer Fürst.

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[[293]/0299] *151 Lât man sitten, ik wêt, wat darünner stikt. (Hamburg.) – Schütze, IV, 98. Scherzhaft zu jemand, der den Hut abziehen will; auch wol mit dem Nebengedanken: Ich weiss doch, dass es mit deiner Höflichkeit nicht weit her ist. *152 Man sitt hier as inn Nothstall. – Eichwald, 1611. *153 Oben an sittest diu, dat beste frittest diu, nicks gist diu, dat grösste Miul häst diu. (Sauerland.) *154 Se sitt as en Brud, de nüms halen will. – Schütze, I, 166. Von einem verlassenen oder vergessenen Mädchen, das auf Hoffnung, ohne Hoffnung sitzt, z. B. nicht zum Tanz aufgefordert wird. *155 Se sitt as wenn se mit'r Brut kam'n is. – Eichwald, 212. *156 Se will dat nich up sik sitten laten. – Dähnert, 424b. Sie will sich wegen eines Vorwurfs oder einer Beschuldigung rechtfertigen. *157 Sie sitzen beieinander wie im nassen Jahrgange. (Schweiz.) – Kirchhofer, 83. Rathpflegend, was in dieser Lage zu machen sei. Aus dem Jahre 1759, in welchem es während der Ernte vier Wochen ununterbrochen regnete und die Landleute traurig beisammensassen und auf bessere Witterung harrten. *158 Sie sitzen dabei wie zwei Hunde, von denen jeder den Wolf an einem Ohr gepackt hat. Holl.: Ze zitten ermêe als twee honden, die den wolf elk bij een oor hebben gepakt. (Harrebomée, II, 478a.) *159 Sie sitzet auf enand, wie d' Häsläus. (Ulm.) *160 Sie sitzt wie ein Scheit Holz. Frz.: Elle grouille aussi peu qu'une pièce de bois. (Kritzinger, 362a.) *161 Sitt up em, he is vun Ulm. – Eichwald, 1971. *162 Sitzen bleiben, bis die Hühner Zähne kriegen. – Riehl, Novellen, 393. *163 Sitzen wie der Hase im Kraut. Von denen, die gute Tage und vollauf haben. *164 Sitzen wir doch im Trockenen und jagt uns niemand. *165 So lang sött de Bûr nich op sinen Arw (Erbe), denn öss hei all lang pankrut. – Frischbier2, 3509 u. 3521. Wenn jemand lange an einem Orte, auch bei Befriedigung eines Bedürfnisses verweilt. *166 So sitzen die Spatzen unters Dach. (Nürtingen.) Bei dieser Redensart bohrt man der angeredeten Person mit den Fingernägeln unter die seinigen. *167 So sitzen einem d' Rabben (Raben) auf dem Kopf. (Nürtingen.) Bei dieser Redensart fährt man dem Spielgenossen u. s. w. ins Haar. In Rottenburg sagt man Krabben. *168 Vom Sitzen herkommen, wie die Schneider sprechen. *169 Was da ok nich hinger wäm a sösse, a werd's wul bleiben lussen. – Frommann, III, 249, 290. *170 Wenn du sittst, denn wöllst. – Frischbier2, 3474. Meist zu Kindern, die ihre Esslust nicht beherrschen können. *171 Wir sitzen im Trockenen. *172 Wir sitzen wie Narren hier. Muss sich auf eine unbekannte Anekdote eines Schnürmachers beziehen, der so sass und den Reisbrei verfehlte. Sitzer. 1 Der Sitzer kennt des Gehers Widerwärtigkeiten nicht. (Surinam.) Wer es nicht selbst erfahren hat, kann nicht urtheilen. Der Satte (Reiche) weiss nicht, wie dem Hungrigen (Armen) zu Muthe ist. *2 Einem eins auf den Sitzer geben. Unsere Sprache drückt sehr häufig den Begriff des Schlagens durch das Wort geben und einer Verbindung damit aus (s. Wams), wie die obige Redensart zeigt. Man sagt entweder allgemein: Einem eins oder etwas geben, einem was drauf geben, einem etwas auf die Arme, die Backen, das Dach, auf den Dussel, auf das Fell, up de Fidipse, up de Flötz, auf die Fresse, Vörtgatt, ins Genick, auf den Grind, auf die Gusche, aufs Haupt, auf den Hintern, auf den Hirnkasten, auf die Hucke, Jacke, Kappe, up de Kêk, aufs Koller (Collet), an, auf den Kopf, auf die Krone, auf die Lappen, aufs Leder, aufs Maul, auf den Mund, in den Nacken, auf die Nase, auf den Nischel, aufs oder hinters Ohr, auf den Pansen, auf den Pelz, auf die Plauze, aufs Rae, auf den Ränzel, Ranzen, aufs Reff, auf den Riecher, auf den Rüssel, auf den Schmecker, Sitzer, Tappert, auf die Wampe, auf den Wanst u. s. w. geben. Einem seinen Lohn, seinen Theil geben. Ferner: Einem die Knute, die Ruthe, den Stock geben oder zu kosten, zu schmecken geben. Einem einen Drucks, Ducks geben. Fitsch, fatsch (Schläge mit der Ruthe) geben, einen Lachs, Mirks (niederdeutsch: Audi) Nicksfang, Pliten, einen Polaken (Plätzer), eine Prügelsuppe, Risse, einen Schilling, Schmauche (Schmoche, Schmauks) geben, einen braunen und blauen Nadrup geven, Sohlhiebe (Bastonnade), Stockfisch, Stösse, eine Tasche, eine Tast, Tatze (Dotze), Tätzle, einen Träbs, Treff, ein Zäckchen geben. (Braunschweig. Magazin, 1813, S. 193.) (S. Schlagen 71.) Sitzfleisch. 1 Ich habe kein Sitzfleisch, sagte Hans Bote, als er ins Loch sollte. *2 Er (sie) hat kein Sitzfleisch. – Braun, I, 4114. In Pommern: He hett nên Sitzflêsch. (Dähnert, 425.) Er hat wenig Neigung zu Arbeiten und Geschäften, die sitzend ausgeführt werden müssen. Lat.: Avium more sedem ex sede mutat. (Philippi, I, 54.) *3 Er hot Sitzfleisch. (Jüd.-deutsch. Warschau.) D. h. er ist fleissig, ausdauernd im Arbeiten und Studiren. Sitzleder. *1 Ea hod kuan Sitzleda. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 117. Es fehlt ihm an Ausdauer im Arbeiten. *2 Ein gut Sitzleder haben. – Eiselein, 570. *3 Er hat kein (gutes) Sitzleder. – Eiselein, 570; Braun, I, 4114. Sitzung. Wenn die Sitzung aus, gehen die Rathsherren klüger nach Haus. Böhm.: Po radę bývají páne obyčejné moudřejší. (Rybicka, 760.) Sixt. * Es ist ein blinder Sixt. (Nürnberg.) – Frommann, III, 355. Von jemand, der nicht sieht, was offen vor Augen liegt und gleichsam darüber stolpert. Ob vielleicht, von: Blinder, sieh's, sicks? (S. Jobst und Jost 1.) Sjürt. De Sjürt es neier üs de Knappe sii. (Sylt.) Das Hemd ist näher als das Futterhemd. Skai. * Hi hû a skâi apstêdt. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 157. Er hat den Löffel (s. d. 89) aufgesteckt. Skan. *1 At Skan bat ham. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 166. *2 Ham as't Skan auer a Uaren tanj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360, 156. Ihm ist das Fell über die Ohren gezogen. Skandalien. Aus Skandalien kommt man leicht nach Fatalien. Sklave. 1 Auch der Sklave ist ein Mensch. Ein afrikanischer Negerstamm hat, um den Gedanken auszudrücken: Ein Sklave ist kein Stück Holz, das Sprichwort: Sklaven wachsen nicht auf den Bäumen. Auch eine Sklavin hat ihr Kind lieb. Daher das Sprichwort: Wenn der Sklave stirbt, weint seine Mutter, denn auch der Sklave war ein Kind seiner Mutter Hause. Eine Sklavin und eine Eselin, lieben ihre Jungen am meisten. 2 Besser ein gesunder Sklav', denn ein kranker Graf. Holl.: Beter slaaf dan graaf. (Harrebomée, II, 270a.) 3 Besser ein Sklave der schafft, als ein Freier, der gafft. 4 Dem Sklaven wird der Zucker zu Essig. – Sprichwörtergarten, 176. 5 Ein schlafender Sklave träumt von Freiheit. Wie ein freigewordener Sklave noch von seinem frühern unfreien Zustande. So heisst es in Abyssinien: Auch wenn der Sklave frei geworden, träumt er noch davon, dass er zum Nil gehe, Wasser tragen. Auch in der Seele des Sklaven ist ein gewisser Adel. „Ich würde meinen Sohn sogleich ersticken, sagte jener Sklave, wenn ich argwöhnen könnte, dass er einen Augenblick meinem Herrn gleichen könnte.“ (Cibot, 165.) Dän.: En sovende slave drømmer sig tidt en store herre. (Prov. dan., 512.) 6 Ein verständiger Sklave ist besser als ein dummer Fürst. 7 Einen Sklaven zu kaufen ist leichter als einen Sklaven zu erziehen. Die Aegypter rathen daher in einem Sprichwort: Entweder nimm den ersten oder den letzten Sklaven.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 4. Leipzig, 1876, S. [293]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon04_1876/299>, abgerufen am 25.11.2024.