Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] Ritter, Herr von Rauber, der zugleich Hofkriegsrath war. Der Spanier, ein schöner Mann von grosser Körperkraft, hatte den Wunsch geäussert, mit dem Nebenbuhler um den Besitz des Fräuleins kämpfen zu wollen. Er hatte zwar manche Probe von Tapferkeit abgelegt, war aber lange nicht so stark als Rauber, der ein Hufeisen zerbrechen konnte. Der Kaiser beschloss, die Stärke beider Nebenbuhler in einem originellen Zweikampf auf die Probe zu stellen. Dem Sieger sollte die Hand der Dame und eine bedeutende Mitgift zufallen. Als die Ritter auf den Kampfplatz traten, waren sie äusserst erstaunt zu sehen, wie jedem von ihnen ein Sack von der Grösse seines Gegners, gereicht wurde, wobei der Kaiser sagen liess, er werde denjenigen für den Sieger erkennen, dem es gelänge, seinen Widerpart in den Sack zu stecken. Kaiser und Hof waren gegenwärtig, als der Kampf begann, und dieser war sehr hartnäckig. Endlich unterlag der Spanier und im Nu hatte ihm Rauber den Sack über den Kopf gezogen. Daher die obige Redensart. Rauber, 6 Fuss gross und Hofkriegsrath Maximilian's II., hatte wol den längsten Bart. Derselbe reichte in zwei Flechten bis auf die Erde und noch zurück bis an den Gürtel. (Illustrirte Zeitung vom 7. Nov. 1857; Austria, österr. Universalkalender für 1845, S. 5; Ufer, Volksfreund in den Sudeten, Hirschberg 1828, Nr. 13, S. 119.) C. von Wurzbach bestreitet, dass dieser Vorfall mit Rauber die Redensart veranlasst habe, weil sich bereits bei Agricola (1528) das Sprichwort finde: "Wer Meister wird, steckt den andern in den Sack." Wie es scheint, hat sich Wurzbach auf Eiselein (537) gestützt, der es in dieser Form dem Agricola zuschreibt. Nun ist aber Eiselein in der Unzuverlässigkeit seiner Schreibung wie seiner Allegate classisch, eine Erfahrung, die ich mit schweren Zeitopfern erkauft habe. Er hat gewisse Schriftsteller, auf die er verweist; meist sucht man aber das betreffende Sprichwort bei ihnen vergeblich. Eiselein'sche Citate muss ich so lange, bis Wurzbach die Seite nachgewiesen hat, auf welcher sich das erwähnte Sprichwort findet, bezweifeln. Unter den Sprichwörtern des Agricola selbst ist das obige: "Wer Meister wird, steckt den andern in den Sack", gewiss nicht, weder unter den 750, noch unter den 500; es könnte sich also nur in einer Stelle des Textes finden, wo es mir entgangen wäre. Diese Stelle müsste aber erst nachgewiesen werden. - Noch ehe der Bogen unter die Presse geht, ist es gelungen, die Stelle zu entdecken. Fr. Hasenow hat für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon den Text der beiden Sammlungen des Agricola genau durchgesehen. Das Sprichwort kommt wirklich, wenn auch nicht in der Eiselein'schen Form, bei Agricola vor, und zwar in der Sammlung der 750, wo es in der von mir benutzten ältesten Ausgabe von 1528, S. 11b in der Erklärung des Sprichworts Nr. 5: "Gott hilft dem sterckisten", heisst: "Gross gewalt kan Gott nicht erleiden, dass sie lang stehen solle. Die welt aber sagt also: Gott hyn, Gott her, ich sihe wol, wer den andern vermag, der steckt den andern ynn sack." Das Sprichwort ist also älter, als der obige Vorgang, der unter die Regierung Maximilian's II. (1527-76) fällt. Eher wäre anzunehmen, dass der Kaiser durch das Sprichwort zu dem eigenthümlichen Wettkampf veranlasst worden sein könnte. *250 Einen in den Sack und wieder heraus disputiren. - Schuppius. *251 En sack vul holten lepels unde sleve1. - Lübben. 1) Slev oder Sleef ist ein grosser hölzerner Küchenlöffel. Weil nun dergleichen Löffel von den Bauern nicht aufs feinste und zierlichste gearbeitet zu werden pflegen, so nennt man auch einen groben, dummen und ungehobelten Menschen einen Sleef. (Richey, 260.) *252 Er bekommt den Sack mit dem Bande. Holl.: Hij krijgt den zak met de banden erbij. (Harrebomee, II, 489b.) *253 Er gibt (nimmt) alles aus dem grossen Sack. - Henisch, 1379, 3. Ist sehr freigebig. Holl.: Hij geeft al uit den grooten zak. (Harrebomee, II, 489a.) *254 Er hat den ledernen Sack verdient. (Altröm.) Von einem höchst ruchlosen Menschen. Man bestrafte so die Aelternmörder. Der Verbrecher wurde in einen ledernen Schlauch genäht und ihm zugleich eine Natter, nebst einem Affen und einem Haushahn beigegeben und so in den Fluss geworfen. *255 Er hat etwas im Sack. Vermag etwas zu leisten. *256 Er hat seinen Sack ausgeleert. Seine Künste gezeigt, seine Beschwerden vorgebracht. Frz.: Etre au bout de son latin. (Kritzinger, 413.) *257 Er hats hier mit Sack und Pack. - Chaos, 306. *258 Er het au eis mit dem Sack übercho wo-n er bi der Lölismüli dure-n ist. - Sutermeister, 90. Er gehört zu den Leuten, die das Schiesspulver nicht erfunden haben. [Spaltenumbruch] *259 Er het den Sack am Bängel. (Solothurn.) - Schild, 90, 372; Sutermeister, 80. Er versteht seinen Vortheil. Hat die Sache in seiner Gewalt. *260 Er ist ein löcheriger Sack. Ein Mensch, der das Seine nicht zusammenhält, der alles vergeudet, verschwendet, verspielt. Frz.: C'est un panier perce. (Kritzinger, 503b.) *261 Er ist für schi Sack. (Wallis.) - Sutermeister, 67. Vom Geizigen. *262 Er ist in Sack geschoben. - Schottel, 1113a. *263 Er ist mit dem Sack g'schlagn. (Luzern.) - Pestalozzi, XII, 72. Holl.: Hij is met een' natten zak om de ooren gesmeten. (Harrebomee, II, 488b.) *264 Er ist um Sack und Bändel cho. - Sutermeister, 96. Von jemand, der grosse Verluste gehabt, in seinen Vermögensverhältnissen zurückgekommen, in Noth und Armuth gerathen ist, hat man in der Schweiz eine Menge Redensarten, die a. a. O., neben der obigen aufgeführt sind, als: 'S ist hei wie's Jude Seel. 'S ist g'wedelet und putzt. Es ist übere mit Landau. (S. Laus 128.) *265 Er könnte sie alle in einen Sack stecken. *266 Er lässt sich nicht in den Sack schieben. - Frischbier2, 3186. *267 Er möchte des Sacks allzeit vier Zipfel haben. D. h. er möchte von vier Seiten zugleich einsacken können. Vom Geizigen gesagt: "Will alles zu sich scharren und schaben; des sacks allzeit vier Zipfel haben." (Waldis, II, 24, 27.) *268 Er muss allweg der erste im Sack seyn. - Aventin, LVI, a. Er muss der Sündenbock sein, Haare lassen. *269 Er schlägt auf den Sack und meint den Esel. - Simrock, 2154. Frz.: Il bat le chien devant le lion. It.: Chi non puo batter il cavallo batte la sella. (Pazzaglia, 28.) *270 Er schwatzt sich selber in den Sack. Wer sich in seinen eigenen Worten verstrickt. *271 Er steckt sie alle in den Sack. Holl.: Hij steekt ze allen in den zak. (Harrebomee, II, 489b.) *272 Er trägt alle Säcke. Von jemand, der überall seine Dienste anbietet. Mathesy (259a) sagt von einem solchen: "Er stellt sich dienstlich vnd tregt alle Säcke vnd holet alle Pöltzlein vnd gibt geschmierete vnd friste wort." Dann spricht er (260a) vom "Junkern, Schlenckern, Klinckenschlagern". *273 Er trüg jm noch wol ein weil den sack nach. - Franck, II, 59b. *274 Er weiss sich seinen Sack nicht anzuhängen. (Meiningen.) Ist verlegen, weiss sich keinen Rath. *275 Er wil alles in seinen Sack haben. "Vnd gönnt niemand etwas neben sich." (Mathesy, 206a.) *276 Er wil stetigs des sacks fünff zipffel haben. - Mathesy, 84b. *277 Er will andern die Säcke flicken und die eigenen lässt er die Mäuse fressen. - Frost, 203. *278 Es füllet nicht den sack. (S. Nutzen 39.) - Lehmann, 834, 3. Von etwas, das keinen Vortheil gewährt. *279 Es gibt vom grossen Sack. In Bezug auf Aufschneiderei und Grossprecherei im Sinne des grossen Löffels. Lat.: Plena manu. (Seybold, 444.) *280 Es ist ein Sack ohne Boden, es geht oben und unten aus. - Eiselein, 537. *281 Es ist ein zugebundener Sack. Man weiss nicht, wie die Sache ausfallen wird. *282 Es ist zeit, das man den Sack zubindt. - Lehmann, 173, 23. *283 Es steht noch in weiten Säcken. (Eifel.) Ist noch ungewiss, noch weit herzuholen, noch in weitem Felde. *284 Et kit vom Sack odder vom Bengel (Bändel). (Bedburg.) Verschiedenheit der Mittel. *285 Etwas im Sack haben. *286 Etwas im Sacke kaufen. Frz.: Acheter chat en poche.
[Spaltenumbruch] Ritter, Herr von Rauber, der zugleich Hofkriegsrath war. Der Spanier, ein schöner Mann von grosser Körperkraft, hatte den Wunsch geäussert, mit dem Nebenbuhler um den Besitz des Fräuleins kämpfen zu wollen. Er hatte zwar manche Probe von Tapferkeit abgelegt, war aber lange nicht so stark als Rauber, der ein Hufeisen zerbrechen konnte. Der Kaiser beschloss, die Stärke beider Nebenbuhler in einem originellen Zweikampf auf die Probe zu stellen. Dem Sieger sollte die Hand der Dame und eine bedeutende Mitgift zufallen. Als die Ritter auf den Kampfplatz traten, waren sie äusserst erstaunt zu sehen, wie jedem von ihnen ein Sack von der Grösse seines Gegners, gereicht wurde, wobei der Kaiser sagen liess, er werde denjenigen für den Sieger erkennen, dem es gelänge, seinen Widerpart in den Sack zu stecken. Kaiser und Hof waren gegenwärtig, als der Kampf begann, und dieser war sehr hartnäckig. Endlich unterlag der Spanier und im Nu hatte ihm Rauber den Sack über den Kopf gezogen. Daher die obige Redensart. Rauber, 6 Fuss gross und Hofkriegsrath Maximilian's II., hatte wol den längsten Bart. Derselbe reichte in zwei Flechten bis auf die Erde und noch zurück bis an den Gürtel. (Illustrirte Zeitung vom 7. Nov. 1857; Austria, österr. Universalkalender für 1845, S. 5; Ufer, Volksfreund in den Sudeten, Hirschberg 1828, Nr. 13, S. 119.) C. von Wurzbach bestreitet, dass dieser Vorfall mit Rauber die Redensart veranlasst habe, weil sich bereits bei Agricola (1528) das Sprichwort finde: „Wer Meister wird, steckt den andern in den Sack.“ Wie es scheint, hat sich Wurzbach auf Eiselein (537) gestützt, der es in dieser Form dem Agricola zuschreibt. Nun ist aber Eiselein in der Unzuverlässigkeit seiner Schreibung wie seiner Allegate classisch, eine Erfahrung, die ich mit schweren Zeitopfern erkauft habe. 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Das Sprichwort kommt wirklich, wenn auch nicht in der Eiselein'schen Form, bei Agricola vor, und zwar in der Sammlung der 750, wo es in der von mir benutzten ältesten Ausgabe von 1528, S. 11b in der Erklärung des Sprichworts Nr. 5: „Gott hilft dem sterckisten“, heisst: „Gross gewalt kan Gott nicht erleiden, dass sie lang stehen solle. Die welt aber sagt also: Gott hyn, Gott her, ich sihe wol, wer den andern vermag, der steckt den andern ynn sack.“ Das Sprichwort ist also älter, als der obige Vorgang, der unter die Regierung Maximilian's II. (1527-76) fällt. Eher wäre anzunehmen, dass der Kaiser durch das Sprichwort zu dem eigenthümlichen Wettkampf veranlasst worden sein könnte. *250 Einen in den Sack und wieder heraus disputiren. – Schuppius. *251 En sack vul holten lepels unde sleve1. – Lübben. 1) Slêv oder Sleef ist ein grosser hölzerner Küchenlöffel. 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Ritter, Herr von Rauber, der zugleich Hofkriegsrath war. Der Spanier, ein schöner Mann von grosser Körperkraft, hatte den Wunsch geäussert, mit dem Nebenbuhler um den Besitz des Fräuleins kämpfen zu wollen. Er hatte zwar manche Probe von Tapferkeit abgelegt, war aber lange nicht so stark als Rauber, der ein Hufeisen zerbrechen konnte. Der Kaiser beschloss, die Stärke beider Nebenbuhler in einem originellen Zweikampf auf die Probe zu stellen. Dem Sieger sollte die Hand der Dame und eine bedeutende Mitgift zufallen. Als die Ritter auf den Kampfplatz traten, waren sie äusserst erstaunt zu sehen, wie jedem von ihnen ein Sack von der Grösse seines Gegners, gereicht wurde, wobei der Kaiser sagen liess, er werde denjenigen für den Sieger erkennen, dem es gelänge, seinen Widerpart in den Sack zu stecken. Kaiser und Hof waren gegenwärtig, als der Kampf begann, und dieser war sehr hartnäckig. Endlich unterlag der Spanier und im Nu hatte ihm Rauber den Sack über den Kopf gezogen. Daher die obige Redensart. Rauber, 6 Fuss gross und Hofkriegsrath Maximilian's II., hatte wol den längsten Bart. Derselbe reichte in zwei Flechten bis auf die Erde und noch zurück bis an den Gürtel. (Illustrirte Zeitung vom 7. Nov. 1857; Austria, österr. Universalkalender für 1845, S. 5; Ufer, Volksfreund in den Sudeten, Hirschberg 1828, Nr. 13, S. 119.) C. von Wurzbach bestreitet, dass dieser Vorfall mit Rauber die Redensart veranlasst habe, weil sich bereits bei Agricola (1528) das Sprichwort finde: „Wer Meister wird, steckt den andern in den Sack.“ Wie es scheint, hat sich Wurzbach auf Eiselein (537) gestützt, der es in dieser Form dem Agricola zuschreibt. Nun ist aber Eiselein in der Unzuverlässigkeit seiner Schreibung wie seiner Allegate classisch, eine Erfahrung, die ich mit schweren Zeitopfern erkauft habe. Er hat gewisse Schriftsteller, auf die er verweist; meist sucht man aber das betreffende Sprichwort bei ihnen vergeblich. Eiselein'sche Citate muss ich so lange, bis Wurzbach die Seite nachgewiesen hat, auf welcher sich das erwähnte Sprichwort findet, bezweifeln. Unter den Sprichwörtern des Agricola selbst ist das obige: „Wer Meister wird, steckt den andern in den Sack“, gewiss nicht, weder unter den 750, noch unter den 500; es könnte sich also nur in einer Stelle des Textes finden, wo es mir entgangen wäre. Diese Stelle müsste aber erst nachgewiesen werden. – Noch ehe der Bogen unter die Presse geht, ist es gelungen, die Stelle zu entdecken. Fr. Hasenow hat für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon den Text der beiden Sammlungen des Agricola genau durchgesehen. Das Sprichwort kommt wirklich, wenn auch nicht in der Eiselein'schen Form, bei Agricola vor, und zwar in der Sammlung der 750, wo es in der von mir benutzten ältesten Ausgabe von 1528, S. 11b in der Erklärung des Sprichworts Nr. 5: „Gott hilft dem sterckisten“, heisst: „Gross gewalt kan Gott nicht erleiden, dass sie lang stehen solle. Die welt aber sagt also: Gott hyn, Gott her, ich sihe wol, wer den andern vermag, der steckt den andern ynn sack.“ Das Sprichwort ist also älter, als der obige Vorgang, der unter die Regierung Maximilian's II. (1527-76) fällt. Eher wäre anzunehmen, dass der Kaiser durch das Sprichwort zu dem eigenthümlichen Wettkampf veranlasst worden sein könnte.
*250 Einen in den Sack und wieder heraus disputiren. – Schuppius.
*251 En sack vul holten lepels unde sleve1. – Lübben.
1) Slêv oder Sleef ist ein grosser hölzerner Küchenlöffel. Weil nun dergleichen Löffel von den Bauern nicht aufs feinste und zierlichste gearbeitet zu werden pflegen, so nennt man auch einen groben, dummen und ungehobelten Menschen einen Sleef. (Richey, 260.)
*252 Er bekommt den Sack mit dem Bande.
Holl.: Hij krijgt den zak met de banden erbij. (Harrebomée, II, 489b.)
*253 Er gibt (nimmt) alles aus dem grossen Sack. – Henisch, 1379, 3.
Ist sehr freigebig.
Holl.: Hij geeft al uit den grooten zak. (Harrebomée, II, 489a.)
*254 Er hat den ledernen Sack verdient. (Altröm.)
Von einem höchst ruchlosen Menschen. Man bestrafte so die Aelternmörder. Der Verbrecher wurde in einen ledernen Schlauch genäht und ihm zugleich eine Natter, nebst einem Affen und einem Haushahn beigegeben und so in den Fluss geworfen.
*255 Er hat etwas im Sack.
Vermag etwas zu leisten.
*256 Er hat seinen Sack ausgeleert.
Seine Künste gezeigt, seine Beschwerden vorgebracht.
Frz.: Être au bout de son latin. (Kritzinger, 413.)
*257 Er hats hier mit Sack und Pack. – Chaos, 306.
*258 Er het au eis mit dem Sack übercho wo-n er bi der Lölismüli dure-n ist. – Sutermeister, 90.
Er gehört zu den Leuten, die das Schiesspulver nicht erfunden haben.
*259 Er het den Sack am Bängel. (Solothurn.) – Schild, 90, 372; Sutermeister, 80.
Er versteht seinen Vortheil. Hat die Sache in seiner Gewalt.
*260 Er ist ein löcheriger Sack.
Ein Mensch, der das Seine nicht zusammenhält, der alles vergeudet, verschwendet, verspielt.
Frz.: C'est un panier percé. (Kritzinger, 503b.)
*261 Er ist für schi Sack. (Wallis.) – Sutermeister, 67.
Vom Geizigen.
*262 Er ist in Sack geschoben. – Schottel, 1113a.
*263 Er ist mit dem Sack g'schlagn. (Luzern.) – Pestalozzi, XII, 72.
Holl.: Hij is met een' natten zak om de ooren gesmeten. (Harrebomée, II, 488b.)
*264 Er ist um Sack und Bändel cho. – Sutermeister, 96.
Von jemand, der grosse Verluste gehabt, in seinen Vermögensverhältnissen zurückgekommen, in Noth und Armuth gerathen ist, hat man in der Schweiz eine Menge Redensarten, die a. a. O., neben der obigen aufgeführt sind, als: 'S ist hî wie's Jude Seel. 'S ist g'wedelet und putzt. Es ist übere mit Landau. (S. Laus 128.)
*265 Er könnte sie alle in einen Sack stecken.
*266 Er lässt sich nicht in den Sack schieben. – Frischbier2, 3186.
*267 Er möchte des Sacks allzeit vier Zipfel haben.
D. h. er möchte von vier Seiten zugleich einsacken können. Vom Geizigen gesagt: „Will alles zu sich scharren und schaben; des sacks allzeit vier Zipfel haben.“ (Waldis, II, 24, 27.)
*268 Er muss allweg der erste im Sack seyn. – Aventin, LVI, a.
Er muss der Sündenbock sein, Haare lassen.
*269 Er schlägt auf den Sack und meint den Esel. – Simrock, 2154.
Frz.: Il bat le chien devant le lion.
It.: Chi non può batter il cavallo batte la sella. (Pazzaglia, 28.)
*270 Er schwatzt sich selber in den Sack.
Wer sich in seinen eigenen Worten verstrickt.
*271 Er steckt sie alle in den Sack.
Holl.: Hij steekt ze allen in den zak. (Harrebomée, II, 489b.)
*272 Er trägt alle Säcke.
Von jemand, der überall seine Dienste anbietet. Mathesy (259a) sagt von einem solchen: „Er stellt sich dienstlich vnd tregt alle Säcke vnd holet alle Pöltzlein vnd gibt geschmierete vnd friste wort.“ Dann spricht er (260a) vom „Junkern, Schlenckern, Klinckenschlagern“.
*273 Er trüg jm noch wol ein weil den sack nach. – Franck, II, 59b.
*274 Er weiss sich seinen Sack nicht anzuhängen. (Meiningen.)
Ist verlegen, weiss sich keinen Rath.
*275 Er wil alles in seinen Sack haben.
„Vnd gönnt niemand etwas neben sich.“ (Mathesy, 206a.)
*276 Er wil stetigs des sacks fünff zipffel haben. – Mathesy, 84b.
*277 Er will andern die Säcke flicken und die eigenen lässt er die Mäuse fressen. – Frost, 203.
*278 Es füllet nicht den sack. (S. Nutzen 39.) – Lehmann, 834, 3.
Von etwas, das keinen Vortheil gewährt.
*279 Es gibt vom grossen Sack.
In Bezug auf Aufschneiderei und Grossprecherei im Sinne des grossen Löffels.
Lat.: Plena manu. (Seybold, 444.)
*280 Es ist ein Sack ohne Boden, es geht oben und unten aus. – Eiselein, 537.
*281 Es ist ein zugebundener Sack.
Man weiss nicht, wie die Sache ausfallen wird.
*282 Es ist zeit, das man den Sack zubindt. – Lehmann, 173, 23.
*283 Es steht noch in weiten Säcken. (Eifel.)
Ist noch ungewiss, noch weit herzuholen, noch in weitem Felde.
*284 Et kit vom Sack odder vom Bengel (Bändel). (Bedburg.)
Verschiedenheit der Mittel.
*285 Etwas im Sack haben.
*286 Etwas im Sacke kaufen.
Frz.: Acheter chat en poche.
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