Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.[Spaltenumbruch] *376 Er het d' Sach unger 's Ysch brocht. (Solothurn.) - Schild, 90, 371. Er hat sein Vermögen durchgebracht. *377 Er het si Sach' verbrombeerlet. - Sutermeister, 62. Verschwendet. *378 Er het sy Sach' im Troch'ne. (Solothurn.) - Schild, 90, 370. Er ist reich. *379 Er ist der Sache gewachsen. Lat.: Nare sine cortice. (Seybold, 327.) *380 Er kennt die Sache so gut wie der Pfaffe sein Brevier. Holl.: Hij kent de zaken zoo goed als een pater zijn brevier. (Harrebomee, II, 486b.) *381 Er macht eine kleine Sache so gross wie die Nürnberger einen Dukaten schlagen. - Parömiakon, 419. Von unnöthigen Weitläufigkeiten, in die Länge ausgesponnenen Processen. *382 Er macht sich mit seinen sieben Sachen aus dem Staube. Frz.: Pousser son sac et ses quilles. (Lendroy, 1277.) *383 Er redt zü der Sach. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Zunächst um zu sagen: er redet was zu der betreffenden Angelegenheit gehört; dann aber auch spottweis von einer sehr kleinen Person, um auszudrücken, dass der Mund blos bis an den Schoss anderer reiche. *384 Er richt't die sach aus, dass die krücke im ofen bleibt. - Mathesius, Postilla, XXXIXb. D. h. schlecht. *385 Er trybt sy Sach' oben-n-i Arm. (Solothurn.) - Schild, 90, 369; Sutermeister, 93. Er überschätzt seine finanziellen Kräfte. *386 Er verschlängget si Sach'. - Sutermeister, 62. Vom Verschwender. *387 Er weiss alle Sachen wohl aufzuwärmen. Holl.: Hij weet de oude zaken wel op te warmen. (Harrebomee, II, 486b.) *388 Es ist eine abgekartete (angelegte) Sache. - Pauli, Schimpff, XLVb. Lat.: Res de compacto geritur. (Plautus.) (Philippi, II, 155.) *389 Es ist nicht Sache. Um Arbeit, Thätigkeit, Vermögen u. s. w. als unbedeutend zu bezeichnen. *390 Es sind Sachen, die keine grauen Haare machen. *391 Es wäre noch viel von der Sache zu reden. Lat.: Latus dicendi campus. (Chaos, 562.) *392 Hä heäd sine Saken stald (gestellt) as en Schärensleiper oann S'tein. (Grafschaft Mark.) - Frommann, V, 163, 153. *393 He hett sine Saken up't Dröge brogt. - Schütze, I, 257. Er hat das Seine verthan. Den Widerspruch zwischen 378 und 393 weiss ich nicht zu erklären. Sollte wirklich die Redensart in der Schweiz einen dem holsteinischen entgegengesetzten Sinn haben? *394 In einer Sache nicht Hott noch Schwade wissen. Sie in keiner Weise zu behandeln vermögen. *395 Jetzt hat d' Sach' e Heimat. *396 Jetzt hat d' Sach' erst e Schneid'. (Schwaben.) *397 Jetzt ist die Sache aus, todt und Amen. - Gotthelf, Käserei, 411. *398 Mir honn inse Sach'. (Schles.) Wir haben unsere Sache. Diese schlesische Redensart hat ihren Ursprung in den Vorgängen des Jahres 1848. Während die politische Bildung des Volks selbst in den Städten erst im Erwachen war, fehlte sie unter der ländlichen Bevölkerung so gut wie ganz. Sie litt am meisten unter dem Druck feudaler Zustände und Lasten, und ihr Streben ging ausschliesslich dahin, sich von den letztern zu befreien. Sie bestürmte daher die Gutsherren, um Beseitigung der feudalen Ansprüche; und als diese ihnen mündlich oder schriftlich versichert hatten, in Zukunft darauf zu verzichten, so waren sie befriedigt. Wurden sie nun von den Bürgern aufgefordert, sich an einem Bestreben zu betheiligen, damit das Verheissene gesetzlich festgestellt werde; so pflegten sie zu erwidern: "Mir honn inse Sache; wir haben erreicht, was wir wollten, und betheiligen uns weiter nicht!" So wurde die Zeit zu gesetzlichen Feststellungen versäumt. Inzwischen war die Rückbewegung erstarkt, die Gutsherren erklärten ihre Versprechungen für abgezwungen und nichtig; und so waren die Bauern auf dem alten Fleck. Die Redensart wird angewandt, um Selbstsucht, Kurzsichtigkeit und Täuschung zu bezeichnen. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 77, S. 423.) *399 Nei, was muess me für Sachen erlebe! *400 Nimm deine sieben Sachen zusammen. - Klix, 84. [Spaltenumbruch] *401 Noch G'stalt der Sacha. - Michel, 274; Nefflen, 464. *402 'S is 'ne Sache. (Schles.) D. h. es entspricht der Erwartung nicht; weder was Menge noch Güte betrifft. *403 Sein Sach' nöt verkaufen können. (Oberösterreich.) Das, was man kann oder weiss, nicht anzuwenden Gelegenheit finden oder nicht zu verwerthen wissen. Der Verkäufer einer Waare muss diese auch angemessen und wirksam zu empfehlen verstehen; dass die Waare gut ist, genügt allein nicht. *404 Sein sach stehet auff faulen gründen. - Mathesius, Sarepta, XXIb. *405 Seine Sach' ist ein Filtzhut. - Fischer, Psalter, 7c. D. i. sie steht schlecht. *406 Seine Sachen sind in der hebräischen Schule. Bei jüdischen Pfandleihern versetzt. *407 Seine sieben Sachen zusammenpacken. Sich wegbegeben, fortziehen. "Sieben Sachen." (Vgl. Frisch, II, 274b.) (S. Zwetschen.) *408 Si Sach' liit a der Fehlhalde. - Sutermeister, 92. *409 Sich in die sach schicken. - Franck, II, 113b. *410 Sich in die Sache legen. "Wolan sie ist hin, legt euch in die Sach mit den Elenbogen ins Kath." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.) *411 Spansche Saken. - Lauremberg, II, 6, 2. Nach Lappenberg soviel wie: böhmische Dörfer (s. d.). *412 Wir haben Sachen, als wenn wir erst geheirathet hätten. (Stockerau.) Unser Haus ist leer, wir haben nichts. Sache. * Enem nom1 Sache2 griweln3. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 173, 111. 1) Nach dem. 2) Pupille, Sache oder Säche = Sehchen von sehen? Frommann hält die Ableitung von dem Pronomen sa = sein für wahrscheinlicher. 3) Greifen. Sächlein. 1 Us dem Sächli wird ein Sach' und us dem Rünsli wird ein Bach. - Eiselein, 536; Demokritos, II, 231; Simrock, 679. Lat.: Maxima de nihilo nascitur historia. (Propert.) (Eiselein, 536.) *2 Aus einem Sächlein eine Sache machen. Sachse. 1 Der Sacks hat de Jude bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 117b. Wol ironisch wie: das Huhn hat den Fuchs gebissen (s. Kantor 2), und mag sich auf eine Anekdote oder ein Märchen beziehen. 2 Die Sachsen dulden kein Zeugniss. - Graf, 467, 574. Der Sachse gesteht und zahlt, oder leugnet und schwört, aber er widerstrebt dem Zeugenbeweise. In Hamburg: Dat de sassen nenen tugh dulden. (Lappenberg, 277, 190.) 3 Ein Sachs, der nicht Bier mit säufet, ein Hess, der nicht gern Beuten läufet; ein Böhme ohne Gepsphe karva matir, ein Schlesier, der nicht trenk Weizenbier; elsässer Bauern ohne Zwilch, ein Schweizer, der nicht gern isst Milch; Holländer, die keine Butter essen, Fläming, die Eierspeiss vergessen; ein Friess, der grünen Käs verschmäht, ein Dänemärker ohne Gammelmät; ein Baier, der nie ass ein Mus, Schwaben, die nicht lieben die Nuss; Westphäling, die vom Speck nichts halten, söster Bauern, die ihr Röck nicht falten; ein Thüring, der kein Weiskraut kennt, ohn Wurf und Spitzbanden ein Wend; ein Meisner, der kein Kranz gern trägt, ein Frank, der nicht gern Kanten fegt; ein junges Kind ohne Raud und Grinden, ein Arzt, der kein Ausweg kann finden; schneeweisser Mohr und schwarze Zähn auf Erden man wird nicht bald sehn. Diese Schilderung ist aus dem Jahre 1640. (Witzfunken, IVa, 706.) 4 Ein Sachs viel auf Schinken hält, dem Düringer sin hering gefelt. Lat.: Halec assatum Thuringis est bene gratum, de solo capite faciunt sibi fercula quinque. (Loci comm., 16 u. 80.) 5 Et wor noch nich e Sachs e Bädler. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1106. Schuster bemerkt: Dies Sprichwort ist fast buchstäblich wahr. Betteln, zum Theil auch Saufen, gilt überhaupt den Sachsen Siebenbürgens für Schande.
[Spaltenumbruch] *376 Er het d' Sach unger 's Ysch brocht. (Solothurn.) – Schild, 90, 371. Er hat sein Vermögen durchgebracht. *377 Er het si Sach' verbrombeerlet. – Sutermeister, 62. Verschwendet. *378 Er het sy Sach' im Troch'ne. (Solothurn.) – Schild, 90, 370. Er ist reich. *379 Er ist der Sache gewachsen. Lat.: Nare sine cortice. (Seybold, 327.) *380 Er kennt die Sache so gut wie der Pfaffe sein Brevier. Holl.: Hij kent de zaken zoo goed als een pater zijn brevier. (Harrebomée, II, 486b.) *381 Er macht eine kleine Sache so gross wie die Nürnberger einen Dukaten schlagen. – Parömiakon, 419. Von unnöthigen Weitläufigkeiten, in die Länge ausgesponnenen Processen. *382 Er macht sich mit seinen sieben Sachen aus dem Staube. Frz.: Pousser son sac et ses quilles. (Lendroy, 1277.) *383 Er redt zü der Sach. (Jüd.-deutsch. Warschau.) Zunächst um zu sagen: er redet was zu der betreffenden Angelegenheit gehört; dann aber auch spottweis von einer sehr kleinen Person, um auszudrücken, dass der Mund blos bis an den Schoss anderer reiche. *384 Er richt't die sach aus, dass die krücke im ofen bleibt. – Mathesius, Postilla, XXXIXb. D. h. schlecht. *385 Er trybt sy Sach' oben-n-i Arm. (Solothurn.) – Schild, 90, 369; Sutermeister, 93. Er überschätzt seine finanziellen Kräfte. *386 Er verschlängget si Sach'. – Sutermeister, 62. Vom Verschwender. *387 Er weiss alle Sachen wohl aufzuwärmen. Holl.: Hij weet de oude zaken wel op te warmen. (Harrebomée, II, 486b.) *388 Es ist eine abgekartete (angelegte) Sache. – Pauli, Schimpff, XLVb. Lat.: Res de compacto geritur. (Plautus.) (Philippi, II, 155.) *389 Es ist nicht Sache. Um Arbeit, Thätigkeit, Vermögen u. s. w. als unbedeutend zu bezeichnen. *390 Es sind Sachen, die keine grauen Haare machen. *391 Es wäre noch viel von der Sache zu reden. Lat.: Latus dicendi campus. 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Sie litt am meisten unter dem Druck feudaler Zustände und Lasten, und ihr Streben ging ausschliesslich dahin, sich von den letztern zu befreien. Sie bestürmte daher die Gutsherren, um Beseitigung der feudalen Ansprüche; und als diese ihnen mündlich oder schriftlich versichert hatten, in Zukunft darauf zu verzichten, so waren sie befriedigt. Wurden sie nun von den Bürgern aufgefordert, sich an einem Bestreben zu betheiligen, damit das Verheissene gesetzlich festgestellt werde; so pflegten sie zu erwidern: „Mir honn inse Sache; wir haben erreicht, was wir wollten, und betheiligen uns weiter nicht!“ So wurde die Zeit zu gesetzlichen Feststellungen versäumt. Inzwischen war die Rückbewegung erstarkt, die Gutsherren erklärten ihre Versprechungen für abgezwungen und nichtig; und so waren die Bauern auf dem alten Fleck. Die Redensart wird angewandt, um Selbstsucht, Kurzsichtigkeit und Täuschung zu bezeichnen. (Vgl. Bresl. 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*376 Er het d' Sach unger 's Ysch brocht. (Solothurn.) – Schild, 90, 371.
Er hat sein Vermögen durchgebracht.
*377 Er het si Sach' verbrombeerlet. – Sutermeister, 62.
Verschwendet.
*378 Er het sy Sach' im Troch'ne. (Solothurn.) – Schild, 90, 370.
Er ist reich.
*379 Er ist der Sache gewachsen.
Lat.: Nare sine cortice. (Seybold, 327.)
*380 Er kennt die Sache so gut wie der Pfaffe sein Brevier.
Holl.: Hij kent de zaken zoo goed als een pater zijn brevier. (Harrebomée, II, 486b.)
*381 Er macht eine kleine Sache so gross wie die Nürnberger einen Dukaten schlagen. – Parömiakon, 419.
Von unnöthigen Weitläufigkeiten, in die Länge ausgesponnenen Processen.
*382 Er macht sich mit seinen sieben Sachen aus dem Staube.
Frz.: Pousser son sac et ses quilles. (Lendroy, 1277.)
*383 Er redt zü der Sach. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Zunächst um zu sagen: er redet was zu der betreffenden Angelegenheit gehört; dann aber auch spottweis von einer sehr kleinen Person, um auszudrücken, dass der Mund blos bis an den Schoss anderer reiche.
*384 Er richt't die sach aus, dass die krücke im ofen bleibt. – Mathesius, Postilla, XXXIXb.
D. h. schlecht.
*385 Er trybt sy Sach' oben-n-i Arm. (Solothurn.) – Schild, 90, 369; Sutermeister, 93.
Er überschätzt seine finanziellen Kräfte.
*386 Er verschlängget si Sach'. – Sutermeister, 62.
Vom Verschwender.
*387 Er weiss alle Sachen wohl aufzuwärmen.
Holl.: Hij weet de oude zaken wel op te warmen. (Harrebomée, II, 486b.)
*388 Es ist eine abgekartete (angelegte) Sache. – Pauli, Schimpff, XLVb.
Lat.: Res de compacto geritur. (Plautus.) (Philippi, II, 155.)
*389 Es ist nicht Sache.
Um Arbeit, Thätigkeit, Vermögen u. s. w. als unbedeutend zu bezeichnen.
*390 Es sind Sachen, die keine grauen Haare machen.
*391 Es wäre noch viel von der Sache zu reden.
Lat.: Latus dicendi campus. (Chaos, 562.)
*392 Hä héäd sine Sâken stald (gestellt) as en Schärenslîper oann S'tein. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 163, 153.
*393 He hett sine Sâken up't Dröge brogt. – Schütze, I, 257.
Er hat das Seine verthan. Den Widerspruch zwischen 378 und 393 weiss ich nicht zu erklären. Sollte wirklich die Redensart in der Schweiz einen dem holsteinischen entgegengesetzten Sinn haben?
*394 In einer Sache nicht Hott noch Schwade wissen.
Sie in keiner Weise zu behandeln vermögen.
*395 Jetzt hat d' Sach' e Heimat.
*396 Jetzt hat d' Sach' erst e Schneid'. (Schwaben.)
*397 Jetzt ist die Sache aus, todt und Amen. – Gotthelf, Käserei, 411.
*398 Mir honn inse Sach'. (Schles.)
Wir haben unsere Sache. Diese schlesische Redensart hat ihren Ursprung in den Vorgängen des Jahres 1848. Während die politische Bildung des Volks selbst in den Städten erst im Erwachen war, fehlte sie unter der ländlichen Bevölkerung so gut wie ganz. Sie litt am meisten unter dem Druck feudaler Zustände und Lasten, und ihr Streben ging ausschliesslich dahin, sich von den letztern zu befreien. Sie bestürmte daher die Gutsherren, um Beseitigung der feudalen Ansprüche; und als diese ihnen mündlich oder schriftlich versichert hatten, in Zukunft darauf zu verzichten, so waren sie befriedigt. Wurden sie nun von den Bürgern aufgefordert, sich an einem Bestreben zu betheiligen, damit das Verheissene gesetzlich festgestellt werde; so pflegten sie zu erwidern: „Mir honn inse Sache; wir haben erreicht, was wir wollten, und betheiligen uns weiter nicht!“ So wurde die Zeit zu gesetzlichen Feststellungen versäumt. Inzwischen war die Rückbewegung erstarkt, die Gutsherren erklärten ihre Versprechungen für abgezwungen und nichtig; und so waren die Bauern auf dem alten Fleck. Die Redensart wird angewandt, um Selbstsucht, Kurzsichtigkeit und Täuschung zu bezeichnen. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1865, Nr. 77, S. 423.)
*399 Nei, was muess me für Sachen erlebe!
*400 Nimm deine sieben Sachen zusammen. – Klix, 84.
*401 Nôch G'stalt der Sacha. – Michel, 274; Nefflen, 464.
*402 'S is 'ne Sache. (Schles.)
D. h. es entspricht der Erwartung nicht; weder was Menge noch Güte betrifft.
*403 Sein Sach' nöt verkaufen können. (Oberösterreich.)
Das, was man kann oder weiss, nicht anzuwenden Gelegenheit finden oder nicht zu verwerthen wissen. Der Verkäufer einer Waare muss diese auch angemessen und wirksam zu empfehlen verstehen; dass die Waare gut ist, genügt allein nicht.
*404 Sein sach stehet auff faulen gründen. – Mathesius, Sarepta, XXIb.
*405 Seine Sach' ist ein Filtzhut. – Fischer, Psalter, 7c.
D. i. sie steht schlecht.
*406 Seine Sachen sind in der hebräischen Schule.
Bei jüdischen Pfandleihern versetzt.
*407 Seine sieben Sachen zusammenpacken.
Sich wegbegeben, fortziehen. „Sieben Sachen.“ (Vgl. Frisch, II, 274b.) (S. Zwetschen.)
*408 Si Sach' liit a der Fehlhalde. – Sutermeister, 92.
*409 Sich in die sach schicken. – Franck, II, 113b.
*410 Sich in die Sache legen.
„Wolan sie ist hin, legt euch in die Sach mit den Elenbogen ins Kath.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 165.)
*411 Spansche Saken. – Lauremberg, II, 6, 2.
Nach Lappenberg soviel wie: böhmische Dörfer (s. d.).
*412 Wir haben Sachen, als wenn wir erst geheirathet hätten. (Stockerau.)
Unser Haus ist leer, wir haben nichts.
Sâche.
* Enem nôm1 Sâche2 griweln3. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 111.
1) Nach dem.
2) Pupille, Sâche oder Säche = Sehchen von sehen? Frommann hält die Ableitung von dem Pronomen sa = sein für wahrscheinlicher.
3) Greifen.
Sächlein.
1 Us dem Sächli wird ein Sach' und us dem Rünsli wird ein Bach. – Eiselein, 536; Demokritos, II, 231; Simrock, 679.
Lat.: Maxima de nihilo nascitur historia. (Propert.) (Eiselein, 536.)
*2 Aus einem Sächlein eine Sache machen.
Sachse.
1 Der Sacks hat de Jude bedruegen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 117b.
Wol ironisch wie: das Huhn hat den Fuchs gebissen (s. Kantor 2), und mag sich auf eine Anekdote oder ein Märchen beziehen.
2 Die Sachsen dulden kein Zeugniss. – Graf, 467, 574.
Der Sachse gesteht und zahlt, oder leugnet und schwört, aber er widerstrebt dem Zeugenbeweise. In Hamburg: Dat de sassen nenen tugh dulden. (Lappenberg, 277, 190.)
3 Ein Sachs, der nicht Bier mit säufet, ein Hess, der nicht gern Beuten läufet; ein Böhme ohne Gepsphe karva matir, ein Schlesier, der nicht trenk Weizenbier; elsässer Bauern ohne Zwilch, ein Schweizer, der nicht gern isst Milch; Holländer, die keine Butter essen, Fläming, die Eierspeiss vergessen; ein Friess, der grünen Käs verschmäht, ein Dänemärker ohne Gammelmät; ein Baier, der nie ass ein Mus, Schwaben, die nicht lieben die Nuss; Westphäling, die vom Speck nichts halten, söster Bauern, die ihr Röck nicht falten; ein Thüring, der kein Weiskraut kennt, ohn Wurf und Spitzbanden ein Wend; ein Meisner, der kein Kranz gern trägt, ein Frank, der nicht gern Kanten fegt; ein junges Kind ohne Raud und Grinden, ein Arzt, der kein Ausweg kann finden; schneeweisser Mohr und schwarze Zähn auf Erden man wird nicht bald sehn.
Diese Schilderung ist aus dem Jahre 1640. (Witzfunken, IVa, 706.)
4 Ein Sachs viel auf Schinken hält, dem Düringer sin hering gefelt.
Lat.: Halec assatum Thuringis est bene gratum, de solo capite faciunt sibi fercula quinque. (Loci comm., 16 u. 80.)
5 Et wôr nôch nich e Sachs e Bädler. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1106.
Schuster bemerkt: Dies Sprichwort ist fast buchstäblich wahr. Betteln, zum Theil auch Saufen, gilt überhaupt den Sachsen Siebenbürgens für Schande.
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