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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 29 Den Reichen muss das Fegefeuer weichen.

"Denn wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."

30 Den Reichen muss Recht und Wahrheit weichen.

31 Den Reichen zu betrügen ist vielen ein Vergnügen.

Die Russen: Wenn der Reiche schlechtes (wohlfeiles) Tuch kaufen will, so vertheuere es ihm. (Altmann V, 76.)

32 Den Reiken werd ehulpen un de Arme werd tau Grunne 'drücket. - Schambach, II, 88.

Dem Reichen wird geholfen und der Arme zu Grunde gedrückt (unterdrückt).

33 Der Reich ein grosser bube ist, der arme leut betreugt mit list.

Lat.: Est scelus immensum, si diues fallit egenum. (Loci comm., 45.)

34 Der Reiche bedarf der armen Leut'; es sei früh oder spat, nah oder weit.

Dän.: Den rige har den fattige fornöden. (Prov. dan., 477.)

Frz.: Soit tot ou tard, ou pres ou loin, le riche a du pauvre besoin. (Kritzinger, 615.)

35 Der Reiche bleibt auf dem Kissen. - Murner, Nb., 75.

"Was man solt den armen geben, das gibt man da kein not nit ist, damit dem armen vil gebrist, so der reich bleibt auff dem küssen." (Kloster, IV, 828.) Die Finnen: Der Reiche spricht sitzend. (Bertram, 56.) In angesehener, geachteter, behaglicher Stellung.

36 Der Reiche darff des Armen so wol als der Arme des Reichen. - Henisch, 652, 66; Petri, II, 104.

37 Der Reiche frisst den Armen, und der Teufel holt die Reichen, um es auszugleichen.

Holl.: De rijken vreten de armen en de duivel vreet de rijken, zoo worden allen gevreten. (Bohn I, 306.)

38 Der Reiche frist den Armen, das ist leider zu erbarmen. - Lehmann, 912, 5.

It.: La gallina e del povero, e il ricco se la mangia.

39 Der Reiche füllet nur die Augen und nicht den Bauch. - Pauli, Postilla, 366b.

40 Der Reiche geht nichts um. - Tendlau, 792.

Mag er seinen Weg noch so weit greifen, er macht nie einen Umweg, aber der Arme muss stets den kürzesten Weg zum Ziele einschlagen.

41 Der Reiche gibt mehr Schulgeld für seinen Hund als der Arme für seine Kinder.

Böhm.: Lepe bohaty psa cvici, nezli chudy syna. (Celakovsky, 406.)

Poln.: Lepiej bogaty psa cwiczy, niz ubogi syna. (Celakovsky, 406.)

42 Der Reiche hat auch seine Sorgen.

Böhm.: Bohatym byti pracno, ale sytym netezko. (Celakovsky, 169.)

43 Der Reiche hat das Wort.

Schwed.: Den rijke förer altijd ordet. (Grubb, 282.)

44 Der Reiche hat in einem Winkel mehr als der Arme im ganzen Haus.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Wus bei an Ojscher (Reichen) verwalgert sich (sich versteckt), hot kein urm Mann nit in Vermögen.

45 Der Reiche hat schon recht, bevor er sich vertheidigt.

46 Der Reiche hat seinen Gott im Kasten.

It.: Piu tosto all' or ch' al ciel riguarda il ricco. (Pazzaglia, 322, 16.)

47 Der Reiche hat wol weiche Betten (Kissen), aber oft keinen Schlaf.

Schwed.: Den rijke är ofta sömnlös. (Grubb, 128.)

48 Der Reiche hat Zeit, die Gemeinde zu verlassen, wenn der Arme Dorfrichter wird. (Tat.)

49 Der Reiche helt hauss, der Arm kommt auch aus. - Lehmann, 365, 17.

50 Der Reiche isst, wenn er will, der Arme, wenn er was hat. - Winckler, XIX, 57.

51 Der Reiche ist ein Schelm oder eines Schelmen Erbe. - Eiselein, 524.

"Es ist ein alt wort, der Reiche ist entweder ein vngerechter oder eines ungerechten Erbe." (Heshusius, CCXCVIb.)

Lat.: Dives aut iniquus est, aut iniqui heres. (Gaal, 1311; Eiselein, 525; Faselius, 66; Seybold, 131.)

52 Der Reiche ist entweder selb nicht from oder eins solchen erb. - Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 113.

[Spaltenumbruch] 53 Der Reiche ist klug, sagt der Jude. - Frischbier2, 3107.

54 Der Reiche ist oft ärmer als ein Bettelmann.

It.: Piu manca al ricco grande che al gran povero. (Pazzaglia, 322, 15.)

55 Der Reiche ist sehr arm, der alles hat und doch nichts hat. - Sutor, 31.

56 Der Reiche ist überall zu Hause.

Schwed.: Den rijka är allestädes hemma. (Grubb, 146.)

57 Der Reiche kann auch nur mit Einem Munde essen.

Böhm.: Take bohac jen dve dirky v nose ma, jako chudobny. (Celakovsky, 169.)

58 Der Reiche kann Kuchen essen, wenn der Arme kein Brot hat.

Die Russen: Für den Reichen ist der Kuchen billiger als das Brot. (Altmann VI, 404.)

59 Der Reiche kann nicht begreifen, warum der, dem Brot fehlt, keinen Kuchen isst.

Böhm.: Bohatec se divi, cim chudy se zivi: chudy ach a uch! ale pri nem buh. (Celakovsky, 168.)

It.: S'il ricco sapesse la condizione del povero, gli farebbe piu bene che non fa. (Pazzaglia, 300, 15.)

Poln.: Bogaty sie dziwi, czym sie chudzina zywi. (Celakovsky, 168.)

60 Der Reiche kommt davon mit seinem Gelde, der Arme mit seiner Rückenhaut. (Finn.)

61 Der Reiche macht sich seine Gesetze selber. - Langbein, Werke, XXVII.

62 Der reiche muss das bad ausstragen, darzu auch leib vnd leben wagen. - Henisch, 169, 53; Petri, II, 105.

Lat.: Tibicen vapulat si quid peccet coquus, canis peccata nisus dependit. (Henisch, 169, 55.)

63 Der Reiche redet eitel centnerwort. - Henisch, 595, 14; Petri, II, 105; Sailer, 200; Simrock, 8369.

Die Türken: Reichthum gibt das Recht zu sprechen. (Cahier, 2737.)

Holl.: Is iemand rijk, zijn woord wordt gehoord. (Harrebomee, II, 221b.)

64 Der Reiche reit, der Arme leid. - Närrin, II.

Lat.: Formica camelus.

65 Der Reiche stiehlt, und der Arme wird gehängt.

Böhm.: Snadno bohatemu krasti, a staremu lhati. (Celakovsky, 167.)

Span.: Traspasa el rico las leyes, y es castigado el pobre. (Bohn I, 259; Cahier, 3493.)

66 Der Reiche thut vnrecht vnd trotzt noch dazu, der arme muss leiden vnd dazu dancken. - Petri, II, 105.

67 Der Reiche weiss heute nicht, in wessen Hand sein Gut morgen sein wird.

Böhm.: Bohati ne vzdycky vedi, kdo po nich dedi. (Celakovsky, 61.)

68 Der Reiche weiss nicht, wie dem Armen zu Muthe ist. - Klix, 76.

Die Russen: Wenn der Reiche den Pelz um die Schultern hat, begreift er nicht, wie dem Nackten die Zähne klappern können. (Altmann VI, 483.)

Jüd.-deutsch: Der Reiche waoss nit, wie den Dalfen zu Muthe is. (Tendlau, 791.)

It.: Il satollo non crede al digiuno.

Schwed.: Fetta soon weet intet huru den swullna lijkar. (Grubb, 208.)

69 Der Reiche weiss nicht, wie der Arme sich nährt.

It.: Corpo pieno non crede all' affamato. (Biber Ms.)

70 Der Reiche wird nicht ärmer, wenn man auf das Geld schilt.

Aehnlich die Russen: ... wenn man ihn seines Geldes wegen schmäht. (Altmann VI, 449.)

Dän.: Den rige spör hvor den fattige sig föder. (Prov. dan., 477.)

71 Der Reichen Buckel drückt bis auf der Armen Knie. - Altmann V, 106.

72 Der Reichen Freund vnd Gesell wil jedermann seyn. - Henisch, 1233, 54; Petri, II, 105.

"Reiche Leut haben freunde viel, arme freundt niemand kennen will. Welcher reich ist, vnd geht jhm wol, derselb vor freundt nicht sorgen soll. Jeder der best will seyn im brett, dieweil es glücklich vmb jhm steht. Jeder acht sich dem nechsten freundt, dieweil die Sonn hell vmb jhn scheint; wanns aber trüb herein thut gahn, dass er nicht mehr aussgeben kan, so ist kein freundt mehr weit vnd breyt, nicht einer, dem sein vnfall leyt. Denn gute freundt in höchster noth gehn wol fünffzig auff ein loth; soll es ein harter stande seyn, gehn hundert vff ein quintelein." (Zinkgref, IV, 349.)

[Spaltenumbruch] 29 Den Reichen muss das Fegefeuer weichen.

„Denn wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“

30 Den Reichen muss Recht und Wahrheit weichen.

31 Den Reichen zu betrügen ist vielen ein Vergnügen.

Die Russen: Wenn der Reiche schlechtes (wohlfeiles) Tuch kaufen will, so vertheuere es ihm. (Altmann V, 76.)

32 Den Rîken werd ehulpen un de Arme werd tau Grunne 'drücket.Schambach, II, 88.

Dem Reichen wird geholfen und der Arme zu Grunde gedrückt (unterdrückt).

33 Der Reich ein grosser bube ist, der arme leut betreugt mit list.

Lat.: Est scelus immensum, si diues fallit egenum. (Loci comm., 45.)

34 Der Reiche bedarf der armen Leut'; es sei früh oder spat, nah oder weit.

Dän.: Den rige har den fattige fornøden. (Prov. dan., 477.)

Frz.: Soit tôt ou tard, ou près ou loin, le riche a du pauvre besoin. (Kritzinger, 615.)

35 Der Reiche bleibt auf dem Kissen.Murner, Nb., 75.

„Was man solt den armen geben, das gibt man da kein not nit ist, damit dem armen vil gebrist, so der reich bleibt auff dem küssen.“ (Kloster, IV, 828.) Die Finnen: Der Reiche spricht sitzend. (Bertram, 56.) In angesehener, geachteter, behaglicher Stellung.

36 Der Reiche darff des Armen so wol als der Arme des Reichen.Henisch, 652, 66; Petri, II, 104.

37 Der Reiche frisst den Armen, und der Teufel holt die Reichen, um es auszugleichen.

Holl.: De rijken vreten de armen en de duivel vreet de rijken, zoo worden allen gevreten. (Bohn I, 306.)

38 Der Reiche frist den Armen, das ist leider zu erbarmen.Lehmann, 912, 5.

It.: La gallina è del povero, e il ricco se la mangia.

39 Der Reiche füllet nur die Augen und nicht den Bauch.Pauli, Postilla, 366b.

40 Der Reiche geht nichts um.Tendlau, 792.

Mag er seinen Weg noch so weit greifen, er macht nie einen Umweg, aber der Arme muss stets den kürzesten Weg zum Ziele einschlagen.

41 Der Reiche gibt mehr Schulgeld für seinen Hund als der Arme für seine Kinder.

Böhm.: Lépe bohatý psa cvičí, nežli chudý syna. (Čelakovsky, 406.)

Poln.: Lepiéj bogaty psa ćwiczy, niž ubogi syna. (Čelakovsky, 406.)

42 Der Reiche hat auch seine Sorgen.

Böhm.: Bohatým býti pracno, ale sytým netĕžko. (Čelakovsky, 169.)

43 Der Reiche hat das Wort.

Schwed.: Den rijke förer altijd ordet. (Grubb, 282.)

44 Der Reiche hat in einem Winkel mehr als der Arme im ganzen Haus.

Jüdisch-deutsch in Warschau: Wus bei an Ojscher (Reichen) verwalgert sich (sich versteckt), hot kein urm Mann nit in Vermögen.

45 Der Reiche hat schon recht, bevor er sich vertheidigt.

46 Der Reiche hat seinen Gott im Kasten.

It.: Più tosto all' or ch' al ciel riguarda il ricco. (Pazzaglia, 322, 16.)

47 Der Reiche hat wol weiche Betten (Kissen), aber oft keinen Schlaf.

Schwed.: Den rijke är ofta sömnlös. (Grubb, 128.)

48 Der Reiche hat Zeit, die Gemeinde zu verlassen, wenn der Arme Dorfrichter wird. (Tat.)

49 Der Reiche helt hauss, der Arm kommt auch aus.Lehmann, 365, 17.

50 Der Reiche isst, wenn er will, der Arme, wenn er was hat.Winckler, XIX, 57.

51 Der Reiche ist ein Schelm oder eines Schelmen Erbe.Eiselein, 524.

„Es ist ein alt wort, der Reiche ist entweder ein vngerechter oder eines ungerechten Erbe.“ (Heshusius, CCXCVIb.)

Lat.: Dives aut iniquus est, aut iniqui heres. (Gaal, 1311; Eiselein, 525; Faselius, 66; Seybold, 131.)

52 Der Reiche ist entweder selb nicht from oder eins solchen erb.Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 113.

[Spaltenumbruch] 53 Der Reiche ist klug, sagt der Jude.Frischbier2, 3107.

54 Der Reiche ist oft ärmer als ein Bettelmann.

It.: Più manca al ricco grande che al gran povero. (Pazzaglia, 322, 15.)

55 Der Reiche ist sehr arm, der alles hat und doch nichts hat.Sutor, 31.

56 Der Reiche ist überall zu Hause.

Schwed.: Den rijka är allestädes hemma. (Grubb, 146.)

57 Der Reiche kann auch nur mit Einem Munde essen.

Böhm.: Také boháč jen dvĕ dírky v nose má, jako chudobný. (Čelakovsky, 169.)

58 Der Reiche kann Kuchen essen, wenn der Arme kein Brot hat.

Die Russen: Für den Reichen ist der Kuchen billiger als das Brot. (Altmann VI, 404.)

59 Der Reiche kann nicht begreifen, warum der, dem Brot fehlt, keinen Kuchen isst.

Böhm.: Bohatec se díví, čím chudý se živí: chudý ach a uch! ale při nĕm bůh. (Čelakovsky, 168.)

It.: S'il ricco sapesse la condizione del povero, gli farebbe più bene che non fà. (Pazzaglia, 300, 15.)

Poln.: Bogaty się dziwi, czym się chudzina žywi. (Čelakovsky, 168.)

60 Der Reiche kommt davon mit seinem Gelde, der Arme mit seiner Rückenhaut. (Finn.)

61 Der Reiche macht sich seine Gesetze selber.Langbein, Werke, XXVII.

62 Der reiche muss das bad ausstragen, darzu auch leib vnd leben wagen.Henisch, 169, 53; Petri, II, 105.

Lat.: Tibicen vapulat si quid peccet coquus, canis peccata nisus dependit. (Henisch, 169, 55.)

63 Der Reiche redet eitel centnerwort.Henisch, 595, 14; Petri, II, 105; Sailer, 200; Simrock, 8369.

Die Türken: Reichthum gibt das Recht zu sprechen. (Cahier, 2737.)

Holl.: Is iemand rijk, zijn woord wordt gehoord. (Harrebomée, II, 221b.)

64 Der Reiche reit, der Arme leid.Närrin, II.

Lat.: Formica camelus.

65 Der Reiche stiehlt, und der Arme wird gehängt.

Böhm.: Snadno bohatému krásti, a starému lháti. (Čelakovsky, 167.)

Span.: Traspasa el rico las leyes, y es castigado el pobre. (Bohn I, 259; Cahier, 3493.)

66 Der Reiche thut vnrecht vnd trotzt noch dazu, der arme muss leiden vnd dazu dancken.Petri, II, 105.

67 Der Reiche weiss heute nicht, in wessen Hand sein Gut morgen sein wird.

Böhm.: Bohatí ne vždycky vĕdí, kdo po nich dĕdí. (Čelakovsky, 61.)

68 Der Reiche weiss nicht, wie dem Armen zu Muthe ist.Klix, 76.

Die Russen: Wenn der Reiche den Pelz um die Schultern hat, begreift er nicht, wie dem Nackten die Zähne klappern können. (Altmann VI, 483.)

Jüd.-deutsch: Der Reiche waoss nit, wie den Dalfen zu Muthe is. (Tendlau, 791.)

It.: Il satollo non crede al digiuno.

Schwed.: Fetta soon weet intet huru den swullna lijkar. (Grubb, 208.)

69 Der Reiche weiss nicht, wie der Arme sich nährt.

It.: Corpo pieno non crede all' affamato. (Biber Ms.)

70 Der Reiche wird nicht ärmer, wenn man auf das Geld schilt.

Aehnlich die Russen: ... wenn man ihn seines Geldes wegen schmäht. (Altmann VI, 449.)

Dän.: Den rige spør hvor den fattige sig føder. (Prov. dan., 477.)

71 Der Reichen Buckel drückt bis auf der Armen Knie.Altmann V, 106.

72 Der Reichen Freund vnd Gesell wil jedermann seyn.Henisch, 1233, 54; Petri, II, 105.

„Reiche Leut haben freunde viel, arme freundt niemand kennen will. Welcher reich ist, vnd geht jhm wol, derselb vor freundt nicht sorgen soll. Jeder der best will seyn im brett, dieweil es glücklich vmb jhm steht. Jeder acht sich dem nechsten freundt, dieweil die Sonn hell vmb jhn scheint; wanns aber trüb herein thut gahn, dass er nicht mehr aussgeben kan, so ist kein freundt mehr weit vnd breyt, nicht einer, dem sein vnfall leyt. Denn gute freundt in höchster noth gehn wol fünffzig auff ein loth; soll es ein harter stande seyn, gehn hundert vff ein quintelein.“ (Zinkgref, IV, 349.)

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[[807]/0821] 29 Den Reichen muss das Fegefeuer weichen. „Denn wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“ 30 Den Reichen muss Recht und Wahrheit weichen. 31 Den Reichen zu betrügen ist vielen ein Vergnügen. Die Russen: Wenn der Reiche schlechtes (wohlfeiles) Tuch kaufen will, so vertheuere es ihm. (Altmann V, 76.) 32 Den Rîken werd ehulpen un de Arme werd tau Grunne 'drücket. – Schambach, II, 88. Dem Reichen wird geholfen und der Arme zu Grunde gedrückt (unterdrückt). 33 Der Reich ein grosser bube ist, der arme leut betreugt mit list. Lat.: Est scelus immensum, si diues fallit egenum. (Loci comm., 45.) 34 Der Reiche bedarf der armen Leut'; es sei früh oder spat, nah oder weit. Dän.: Den rige har den fattige fornøden. (Prov. dan., 477.) Frz.: Soit tôt ou tard, ou près ou loin, le riche a du pauvre besoin. (Kritzinger, 615.) 35 Der Reiche bleibt auf dem Kissen. – Murner, Nb., 75. „Was man solt den armen geben, das gibt man da kein not nit ist, damit dem armen vil gebrist, so der reich bleibt auff dem küssen.“ (Kloster, IV, 828.) Die Finnen: Der Reiche spricht sitzend. (Bertram, 56.) In angesehener, geachteter, behaglicher Stellung. 36 Der Reiche darff des Armen so wol als der Arme des Reichen. – Henisch, 652, 66; Petri, II, 104. 37 Der Reiche frisst den Armen, und der Teufel holt die Reichen, um es auszugleichen. Holl.: De rijken vreten de armen en de duivel vreet de rijken, zoo worden allen gevreten. (Bohn I, 306.) 38 Der Reiche frist den Armen, das ist leider zu erbarmen. – Lehmann, 912, 5. It.: La gallina è del povero, e il ricco se la mangia. 39 Der Reiche füllet nur die Augen und nicht den Bauch. – Pauli, Postilla, 366b. 40 Der Reiche geht nichts um. – Tendlau, 792. Mag er seinen Weg noch so weit greifen, er macht nie einen Umweg, aber der Arme muss stets den kürzesten Weg zum Ziele einschlagen. 41 Der Reiche gibt mehr Schulgeld für seinen Hund als der Arme für seine Kinder. Böhm.: Lépe bohatý psa cvičí, nežli chudý syna. (Čelakovsky, 406.) Poln.: Lepiéj bogaty psa ćwiczy, niž ubogi syna. (Čelakovsky, 406.) 42 Der Reiche hat auch seine Sorgen. Böhm.: Bohatým býti pracno, ale sytým netĕžko. (Čelakovsky, 169.) 43 Der Reiche hat das Wort. Schwed.: Den rijke förer altijd ordet. (Grubb, 282.) 44 Der Reiche hat in einem Winkel mehr als der Arme im ganzen Haus. Jüdisch-deutsch in Warschau: Wus bei an Ojscher (Reichen) verwalgert sich (sich versteckt), hot kein urm Mann nit in Vermögen. 45 Der Reiche hat schon recht, bevor er sich vertheidigt. 46 Der Reiche hat seinen Gott im Kasten. It.: Più tosto all' or ch' al ciel riguarda il ricco. (Pazzaglia, 322, 16.) 47 Der Reiche hat wol weiche Betten (Kissen), aber oft keinen Schlaf. Schwed.: Den rijke är ofta sömnlös. (Grubb, 128.) 48 Der Reiche hat Zeit, die Gemeinde zu verlassen, wenn der Arme Dorfrichter wird. (Tat.) 49 Der Reiche helt hauss, der Arm kommt auch aus. – Lehmann, 365, 17. 50 Der Reiche isst, wenn er will, der Arme, wenn er was hat. – Winckler, XIX, 57. 51 Der Reiche ist ein Schelm oder eines Schelmen Erbe. – Eiselein, 524. „Es ist ein alt wort, der Reiche ist entweder ein vngerechter oder eines ungerechten Erbe.“ (Heshusius, CCXCVIb.) Lat.: Dives aut iniquus est, aut iniqui heres. (Gaal, 1311; Eiselein, 525; Faselius, 66; Seybold, 131.) 52 Der Reiche ist entweder selb nicht from oder eins solchen erb. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 113. 53 Der Reiche ist klug, sagt der Jude. – Frischbier2, 3107. 54 Der Reiche ist oft ärmer als ein Bettelmann. It.: Più manca al ricco grande che al gran povero. (Pazzaglia, 322, 15.) 55 Der Reiche ist sehr arm, der alles hat und doch nichts hat. – Sutor, 31. 56 Der Reiche ist überall zu Hause. Schwed.: Den rijka är allestädes hemma. (Grubb, 146.) 57 Der Reiche kann auch nur mit Einem Munde essen. Böhm.: Také boháč jen dvĕ dírky v nose má, jako chudobný. (Čelakovsky, 169.) 58 Der Reiche kann Kuchen essen, wenn der Arme kein Brot hat. Die Russen: Für den Reichen ist der Kuchen billiger als das Brot. (Altmann VI, 404.) 59 Der Reiche kann nicht begreifen, warum der, dem Brot fehlt, keinen Kuchen isst. Böhm.: Bohatec se díví, čím chudý se živí: chudý ach a uch! ale při nĕm bůh. (Čelakovsky, 168.) It.: S'il ricco sapesse la condizione del povero, gli farebbe più bene che non fà. (Pazzaglia, 300, 15.) Poln.: Bogaty się dziwi, czym się chudzina žywi. (Čelakovsky, 168.) 60 Der Reiche kommt davon mit seinem Gelde, der Arme mit seiner Rückenhaut. (Finn.) 61 Der Reiche macht sich seine Gesetze selber. – Langbein, Werke, XXVII. 62 Der reiche muss das bad ausstragen, darzu auch leib vnd leben wagen. – Henisch, 169, 53; Petri, II, 105. Lat.: Tibicen vapulat si quid peccet coquus, canis peccata nisus dependit. (Henisch, 169, 55.) 63 Der Reiche redet eitel centnerwort. – Henisch, 595, 14; Petri, II, 105; Sailer, 200; Simrock, 8369. Die Türken: Reichthum gibt das Recht zu sprechen. (Cahier, 2737.) Holl.: Is iemand rijk, zijn woord wordt gehoord. (Harrebomée, II, 221b.) 64 Der Reiche reit, der Arme leid. – Närrin, II. Lat.: Formica camelus. 65 Der Reiche stiehlt, und der Arme wird gehängt. Böhm.: Snadno bohatému krásti, a starému lháti. (Čelakovsky, 167.) Span.: Traspasa el rico las leyes, y es castigado el pobre. (Bohn I, 259; Cahier, 3493.) 66 Der Reiche thut vnrecht vnd trotzt noch dazu, der arme muss leiden vnd dazu dancken. – Petri, II, 105. 67 Der Reiche weiss heute nicht, in wessen Hand sein Gut morgen sein wird. Böhm.: Bohatí ne vždycky vĕdí, kdo po nich dĕdí. (Čelakovsky, 61.) 68 Der Reiche weiss nicht, wie dem Armen zu Muthe ist. – Klix, 76. Die Russen: Wenn der Reiche den Pelz um die Schultern hat, begreift er nicht, wie dem Nackten die Zähne klappern können. (Altmann VI, 483.) Jüd.-deutsch: Der Reiche waoss nit, wie den Dalfen zu Muthe is. (Tendlau, 791.) It.: Il satollo non crede al digiuno. Schwed.: Fetta soon weet intet huru den swullna lijkar. (Grubb, 208.) 69 Der Reiche weiss nicht, wie der Arme sich nährt. It.: Corpo pieno non crede all' affamato. (Biber Ms.) 70 Der Reiche wird nicht ärmer, wenn man auf das Geld schilt. Aehnlich die Russen: ... wenn man ihn seines Geldes wegen schmäht. (Altmann VI, 449.) Dän.: Den rige spør hvor den fattige sig føder. (Prov. dan., 477.) 71 Der Reichen Buckel drückt bis auf der Armen Knie. – Altmann V, 106. 72 Der Reichen Freund vnd Gesell wil jedermann seyn. – Henisch, 1233, 54; Petri, II, 105. „Reiche Leut haben freunde viel, arme freundt niemand kennen will. Welcher reich ist, vnd geht jhm wol, derselb vor freundt nicht sorgen soll. Jeder der best will seyn im brett, dieweil es glücklich vmb jhm steht. Jeder acht sich dem nechsten freundt, dieweil die Sonn hell vmb jhn scheint; wanns aber trüb herein thut gahn, dass er nicht mehr aussgeben kan, so ist kein freundt mehr weit vnd breyt, nicht einer, dem sein vnfall leyt. Denn gute freundt in höchster noth gehn wol fünffzig auff ein loth; soll es ein harter stande seyn, gehn hundert vff ein quintelein.“ (Zinkgref, IV, 349.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [807]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/821>, abgerufen am 23.11.2024.