Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.Vorrede. Nach einer unausgesetzten, äusserst anstrengenden Arbeit von nahe drei Jahren bin ich zu meiner Genugthuung in der Lage, wieder einen Band des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, den dritten, aus dem Buchstaben L bis in das S führenden, mit einigen Worten schliessend zu begleiten. Die Fortführung ist, der Aufgabe entsprechend, welche das Werk zu lösen sich gestellt hat, erfolgt. Die Jahre, in denen ich stehe, legen mir einerseits den Wunsch sehr nahe, das Werk sobald wie möglich zu beenden. Auf der andern Seite fordert die Gewissenhaftigkeit, jede Erscheinung auf dem entsprechenden Literaturgebiet zu beachten, das geeignete Material, welches im Volksmunde, wie in Schriften zerstreut, noch vorhanden ist, zu sammeln und im Deutschen Sprichwörter-Lexikon, als dem Mittelpunkte dieser Literatur, niederzulegen. Um nun weder auf der einen Seite die Vollständigkeit zu beeinträchtigen, noch auf der andern dem ohnehin umfangreichen Werke eine ungerechtfertigte Ausdehnung zu geben, habe ich, um einen Masstab zu haben und mir Zaum und Zügel anzulegen, vom Beginn des Drucks an die Sprichwörter jeder Spalte gezählt und in mein Handexemplar das Verhältniss der deutschen zu den sinnverwandten fremden durch Zahlen angemerkt. Dies Verhältniss ist im ganzen festgehalten worden. Jeder der beiden ersten Bände enthält in runder Zahl 45000 deutsche Sprichwörter und 15000 sinnverwandte fremde. Trotz der grossen Anzahl von Sprichwörtern, die im dritten Bande mit einer Erklärung zu begleiten waren, trotzdem auch die Einführung mittelhochdeutscher Lesarten eine häufigere ist, ward dies Verhältniss erhalten; auch er enthält, wie jeder der beiden vorhergehenden Bände, in runder Zahl wieder 45000 deutsche und gegen 15000 sinnverwandte fremde, sodass die bisjetzt erschienenen drei Bände gegen 135000 deutsche und 45000 fremde, also in runder Summe einen wohlgeordneten Sprichwörterschatz von nahe 180000 enthalten. Diejenigen, welche damals, als ich in der Einladung zur Unterzeichnung auf das Werk 80000 Sprichwörter in Aussicht stellte, meinten, es möchte etwas Uebertreibung dabei sein, werden sich wol längst überzeugt haben, dass mehr geleistet als versprochen worden ist, selbst dann, wenn einige Tausend auf Wiederholungen und ähnliche Mängel, die bei solchem Umfange für eine einzelne Arbeitskraft kaum vermeidlich sind, abgezogen werden. Und ich will von dem Grundsatz, der mir durch mein ganzes Leben zur Richtschnur gedient hat, nicht erst am Abend desselben abweichen; auch was die Anordnung und Behandlung des gesammelten Stoffs, die gesammten Arbeiten der Herausgabe betrifft, will ich es nicht. Als Aufgabe gilt, das unter den gegebenen Verhältnissen Erreichbare zu leisten. Ich trage nicht das mindeste Bedenken, den Schmeissfliegen gegenüber, die darauf herumkriechen, mir dies Zeugniss selbst auszustellen; aber ich fühle mich auch verpflichtet, hinzuzufügen, dass alle bei der Herausgabe betheiligten Factoren von demselben Streben erfüllt sind; obenan die Verlagshandlung, welche für gute und correcte Ausstattung alle Einrichtungen getroffen hat und dafür Sorge trägt, die Correctoren, welche den möglich fehlerfreien Druck überwachen, und der wackere Setzer, der vom Anbeginn an aus persönlichem Interesse an dem Werke auch seine Musse dem durch die fortlaufenden Eintragungen für einen gewöhnlichen Schriftsetzer gar nicht zu bewältigenden Manuscripte widmet. Ohne dies Zusammenwirken der Kräfte war die Herausgabe in dieser Weise, soviel sie für den einen oder andern noch zu wünschen lassen mag, geradezu unmöglich. Ich werde unten auf diesen Punkt zu sprechen kommen. Hieran knüpfe ich meinen Dank für die fortgesetzte Unterstützung von Beiträgen zur Bereicherung unsers Sprichwörterschatzes. Nichts ist irriger als die Annahme, dass nichts mehr zu sammeln sei. Abgesehen davon, dass der Volkswitz unausgesetzt Neues schafft, sind an jedem Orte noch Sprichwörter in Umlauf, die noch nie in Schrift gefasst worden sind. Es fehlt nur an den meisten Orten an einem Ohr, das sie auffasst, wie an einer Feder, die sie festhält. Und in tausend Büchern und Schriften sind noch Tausende vergraben. Noch hat man kaum mit einer planmässigen sprichwörtlichen Ausbeutung der Literatur begonnen; es sind nicht einmal unsere Classiker in dieser Hinsicht gelesen; wir haben noch nicht einmal eine vollständige Sammlung der Sprichwörter Luther's, Fischart's, Brant's u. s. w. aus ihren Schriften. Einen zur Nachfolge auffordernden Anfang hat Hr. Dr. Cholevius (s. Quellenverzeichniss) gemacht. Es ist zu bedauern, dass sich unter den vielen Zeitschriften Deutschlands nicht eine einzige findet oder dass nicht eine gegründet wird, welche sich die Aufgabe stellt, die Ausbeute der geeignetsten Schriften zu veranlassen, die Ergebnisse abzudrucken, der Besprechung alles auf das Sprichwort sich Beziehenden zu dienen und alles darauf Bezügliche zu sammeln. Ich habe im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (Gotha 1836, Nr. 15) diesen Gedanken angeregt. Im folgenden Jahre ging ich noch einen Schritt weiter; ich lud zur Unterzeichnung auf eine Vierteljahrschrift unter dem Titel ein: Der Sprichwörterfreund, Sprechsaal für alles in das Bereich des Sprichworts Gehörende und Stoffmagazin für künftige Sprichwörterbearbeiter. Vorrede. Nach einer unausgesetzten, äusserst anstrengenden Arbeit von nahe drei Jahren bin ich zu meiner Genugthuung in der Lage, wieder einen Band des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, den dritten, aus dem Buchstaben L bis in das S führenden, mit einigen Worten schliessend zu begleiten. Die Fortführung ist, der Aufgabe entsprechend, welche das Werk zu lösen sich gestellt hat, erfolgt. Die Jahre, in denen ich stehe, legen mir einerseits den Wunsch sehr nahe, das Werk sobald wie möglich zu beenden. Auf der andern Seite fordert die Gewissenhaftigkeit, jede Erscheinung auf dem entsprechenden Literaturgebiet zu beachten, das geeignete Material, welches im Volksmunde, wie in Schriften zerstreut, noch vorhanden ist, zu sammeln und im Deutschen Sprichwörter-Lexikon, als dem Mittelpunkte dieser Literatur, niederzulegen. Um nun weder auf der einen Seite die Vollständigkeit zu beeinträchtigen, noch auf der andern dem ohnehin umfangreichen Werke eine ungerechtfertigte Ausdehnung zu geben, habe ich, um einen Masstab zu haben und mir Zaum und Zügel anzulegen, vom Beginn des Drucks an die Sprichwörter jeder Spalte gezählt und in mein Handexemplar das Verhältniss der deutschen zu den sinnverwandten fremden durch Zahlen angemerkt. Dies Verhältniss ist im ganzen festgehalten worden. Jeder der beiden ersten Bände enthält in runder Zahl 45000 deutsche Sprichwörter und 15000 sinnverwandte fremde. Trotz der grossen Anzahl von Sprichwörtern, die im dritten Bande mit einer Erklärung zu begleiten waren, trotzdem auch die Einführung mittelhochdeutscher Lesarten eine häufigere ist, ward dies Verhältniss erhalten; auch er enthält, wie jeder der beiden vorhergehenden Bände, in runder Zahl wieder 45000 deutsche und gegen 15000 sinnverwandte fremde, sodass die bisjetzt erschienenen drei Bände gegen 135000 deutsche und 45000 fremde, also in runder Summe einen wohlgeordneten Sprichwörterschatz von nahe 180000 enthalten. Diejenigen, welche damals, als ich in der Einladung zur Unterzeichnung auf das Werk 80000 Sprichwörter in Aussicht stellte, meinten, es möchte etwas Uebertreibung dabei sein, werden sich wol längst überzeugt haben, dass mehr geleistet als versprochen worden ist, selbst dann, wenn einige Tausend auf Wiederholungen und ähnliche Mängel, die bei solchem Umfange für eine einzelne Arbeitskraft kaum vermeidlich sind, abgezogen werden. Und ich will von dem Grundsatz, der mir durch mein ganzes Leben zur Richtschnur gedient hat, nicht erst am Abend desselben abweichen; auch was die Anordnung und Behandlung des gesammelten Stoffs, die gesammten Arbeiten der Herausgabe betrifft, will ich es nicht. Als Aufgabe gilt, das unter den gegebenen Verhältnissen Erreichbare zu leisten. Ich trage nicht das mindeste Bedenken, den Schmeissfliegen gegenüber, die darauf herumkriechen, mir dies Zeugniss selbst auszustellen; aber ich fühle mich auch verpflichtet, hinzuzufügen, dass alle bei der Herausgabe betheiligten Factoren von demselben Streben erfüllt sind; obenan die Verlagshandlung, welche für gute und correcte Ausstattung alle Einrichtungen getroffen hat und dafür Sorge trägt, die Correctoren, welche den möglich fehlerfreien Druck überwachen, und der wackere Setzer, der vom Anbeginn an aus persönlichem Interesse an dem Werke auch seine Musse dem durch die fortlaufenden Eintragungen für einen gewöhnlichen Schriftsetzer gar nicht zu bewältigenden Manuscripte widmet. Ohne dies Zusammenwirken der Kräfte war die Herausgabe in dieser Weise, soviel sie für den einen oder andern noch zu wünschen lassen mag, geradezu unmöglich. Ich werde unten auf diesen Punkt zu sprechen kommen. Hieran knüpfe ich meinen Dank für die fortgesetzte Unterstützung von Beiträgen zur Bereicherung unsers Sprichwörterschatzes. Nichts ist irriger als die Annahme, dass nichts mehr zu sammeln sei. Abgesehen davon, dass der Volkswitz unausgesetzt Neues schafft, sind an jedem Orte noch Sprichwörter in Umlauf, die noch nie in Schrift gefasst worden sind. Es fehlt nur an den meisten Orten an einem Ohr, das sie auffasst, wie an einer Feder, die sie festhält. Und in tausend Büchern und Schriften sind noch Tausende vergraben. Noch hat man kaum mit einer planmässigen sprichwörtlichen Ausbeutung der Literatur begonnen; es sind nicht einmal unsere Classiker in dieser Hinsicht gelesen; wir haben noch nicht einmal eine vollständige Sammlung der Sprichwörter Luther's, Fischart's, Brant's u. s. w. aus ihren Schriften. Einen zur Nachfolge auffordernden Anfang hat Hr. Dr. Cholevius (s. Quellenverzeichniss) gemacht. Es ist zu bedauern, dass sich unter den vielen Zeitschriften Deutschlands nicht eine einzige findet oder dass nicht eine gegründet wird, welche sich die Aufgabe stellt, die Ausbeute der geeignetsten Schriften zu veranlassen, die Ergebnisse abzudrucken, der Besprechung alles auf das Sprichwort sich Beziehenden zu dienen und alles darauf Bezügliche zu sammeln. Ich habe im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (Gotha 1836, Nr. 15) diesen Gedanken angeregt. Im folgenden Jahre ging ich noch einen Schritt weiter; ich lud zur Unterzeichnung auf eine Vierteljahrschrift unter dem Titel ein: Der Sprichwörterfreund, Sprechsaal für alles in das Bereich des Sprichworts Gehörende und Stoffmagazin für künftige Sprichwörterbearbeiter. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0003" n="[V]"/> <div type="preface" n="1"> <head>Vorrede.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Nach einer unausgesetzten, äusserst anstrengenden Arbeit von nahe drei Jahren bin ich zu meiner Genugthuung in der Lage, wieder einen Band des <hi rendition="#i">Deutschen Sprichwörter-Lexikon,</hi> den dritten, aus dem Buchstaben L bis in das S führenden, mit einigen Worten schliessend zu begleiten.</p><lb/> <p>Die Fortführung ist, der Aufgabe entsprechend, welche das Werk zu lösen sich gestellt hat, erfolgt. Die Jahre, in denen ich stehe, legen mir einerseits den Wunsch sehr nahe, das Werk sobald wie möglich zu beenden. 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Trotz der grossen Anzahl von Sprichwörtern, die im dritten Bande mit einer Erklärung zu begleiten waren, trotzdem auch die Einführung mittelhochdeutscher Lesarten eine häufigere ist, ward dies Verhältniss erhalten; auch er enthält, wie jeder der beiden vorhergehenden Bände, in runder Zahl wieder 45000 deutsche und gegen 15000 sinnverwandte fremde, sodass die bisjetzt erschienenen drei Bände gegen 135000 deutsche und 45000 fremde, also in runder Summe einen wohlgeordneten Sprichwörterschatz von nahe 180000 enthalten. Diejenigen, welche damals, als ich in der Einladung zur Unterzeichnung auf das Werk 80000 Sprichwörter in Aussicht stellte, meinten, es möchte etwas Uebertreibung dabei sein, werden sich wol längst überzeugt haben, dass mehr geleistet als versprochen worden ist, selbst dann, wenn einige Tausend auf Wiederholungen und ähnliche Mängel, die bei solchem Umfange für eine einzelne Arbeitskraft kaum vermeidlich sind, abgezogen werden. Und ich will von dem Grundsatz, der mir durch mein ganzes Leben zur Richtschnur gedient hat, nicht erst am Abend desselben abweichen; auch was die Anordnung und Behandlung des gesammelten Stoffs, die gesammten Arbeiten der Herausgabe betrifft, will ich es nicht. Als Aufgabe gilt, das unter den gegebenen Verhältnissen Erreichbare zu leisten. Ich trage nicht das mindeste Bedenken, den Schmeissfliegen gegenüber, die darauf herumkriechen, mir dies Zeugniss selbst auszustellen; aber ich fühle mich auch verpflichtet, hinzuzufügen, dass alle bei der Herausgabe betheiligten Factoren von demselben Streben erfüllt sind; obenan die Verlagshandlung, welche für gute und correcte Ausstattung alle Einrichtungen getroffen hat und dafür Sorge trägt, die Correctoren, welche den möglich fehlerfreien Druck überwachen, und der wackere Setzer, der vom Anbeginn an aus persönlichem Interesse an dem Werke auch seine Musse dem durch die fortlaufenden Eintragungen für einen gewöhnlichen Schriftsetzer gar nicht zu bewältigenden Manuscripte widmet. Ohne dies Zusammenwirken der Kräfte war die Herausgabe in dieser Weise, soviel sie für den einen oder andern noch zu wünschen lassen mag, geradezu unmöglich. 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Dr. <hi rendition="#i">Cholevius</hi> (s. <hi rendition="#i">Quellenverzeichniss</hi>) gemacht. Es ist zu bedauern, dass sich unter den vielen Zeitschriften Deutschlands nicht eine einzige findet oder dass nicht eine gegründet wird, welche sich die Aufgabe stellt, die Ausbeute der geeignetsten Schriften zu veranlassen, die Ergebnisse abzudrucken, der Besprechung alles auf das Sprichwort sich Beziehenden zu dienen und alles darauf Bezügliche zu sammeln. Ich habe im <hi rendition="#i">Allgemeinen Anzeiger der Deutschen</hi> (Gotha 1836, Nr. 15) diesen Gedanken angeregt. Im folgenden Jahre ging ich noch einen Schritt weiter; ich lud zur Unterzeichnung auf eine Vierteljahrschrift unter dem Titel ein: <hi rendition="#i">Der Sprichwörterfreund, Sprechsaal für alles in das Bereich des Sprichworts Gehörende und Stoffmagazin für künftige Sprichwörterbearbeiter.</hi> </p> </div> </front> </text> </TEI> [[V]/0003]
Vorrede.
Nach einer unausgesetzten, äusserst anstrengenden Arbeit von nahe drei Jahren bin ich zu meiner Genugthuung in der Lage, wieder einen Band des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, den dritten, aus dem Buchstaben L bis in das S führenden, mit einigen Worten schliessend zu begleiten.
Die Fortführung ist, der Aufgabe entsprechend, welche das Werk zu lösen sich gestellt hat, erfolgt. Die Jahre, in denen ich stehe, legen mir einerseits den Wunsch sehr nahe, das Werk sobald wie möglich zu beenden. Auf der andern Seite fordert die Gewissenhaftigkeit, jede Erscheinung auf dem entsprechenden Literaturgebiet zu beachten, das geeignete Material, welches im Volksmunde, wie in Schriften zerstreut, noch vorhanden ist, zu sammeln und im Deutschen Sprichwörter-Lexikon, als dem Mittelpunkte dieser Literatur, niederzulegen. Um nun weder auf der einen Seite die Vollständigkeit zu beeinträchtigen, noch auf der andern dem ohnehin umfangreichen Werke eine ungerechtfertigte Ausdehnung zu geben, habe ich, um einen Masstab zu haben und mir Zaum und Zügel anzulegen, vom Beginn des Drucks an die Sprichwörter jeder Spalte gezählt und in mein Handexemplar das Verhältniss der deutschen zu den sinnverwandten fremden durch Zahlen angemerkt. Dies Verhältniss ist im ganzen festgehalten worden. Jeder der beiden ersten Bände enthält in runder Zahl 45000 deutsche Sprichwörter und 15000 sinnverwandte fremde. Trotz der grossen Anzahl von Sprichwörtern, die im dritten Bande mit einer Erklärung zu begleiten waren, trotzdem auch die Einführung mittelhochdeutscher Lesarten eine häufigere ist, ward dies Verhältniss erhalten; auch er enthält, wie jeder der beiden vorhergehenden Bände, in runder Zahl wieder 45000 deutsche und gegen 15000 sinnverwandte fremde, sodass die bisjetzt erschienenen drei Bände gegen 135000 deutsche und 45000 fremde, also in runder Summe einen wohlgeordneten Sprichwörterschatz von nahe 180000 enthalten. Diejenigen, welche damals, als ich in der Einladung zur Unterzeichnung auf das Werk 80000 Sprichwörter in Aussicht stellte, meinten, es möchte etwas Uebertreibung dabei sein, werden sich wol längst überzeugt haben, dass mehr geleistet als versprochen worden ist, selbst dann, wenn einige Tausend auf Wiederholungen und ähnliche Mängel, die bei solchem Umfange für eine einzelne Arbeitskraft kaum vermeidlich sind, abgezogen werden. Und ich will von dem Grundsatz, der mir durch mein ganzes Leben zur Richtschnur gedient hat, nicht erst am Abend desselben abweichen; auch was die Anordnung und Behandlung des gesammelten Stoffs, die gesammten Arbeiten der Herausgabe betrifft, will ich es nicht. Als Aufgabe gilt, das unter den gegebenen Verhältnissen Erreichbare zu leisten. Ich trage nicht das mindeste Bedenken, den Schmeissfliegen gegenüber, die darauf herumkriechen, mir dies Zeugniss selbst auszustellen; aber ich fühle mich auch verpflichtet, hinzuzufügen, dass alle bei der Herausgabe betheiligten Factoren von demselben Streben erfüllt sind; obenan die Verlagshandlung, welche für gute und correcte Ausstattung alle Einrichtungen getroffen hat und dafür Sorge trägt, die Correctoren, welche den möglich fehlerfreien Druck überwachen, und der wackere Setzer, der vom Anbeginn an aus persönlichem Interesse an dem Werke auch seine Musse dem durch die fortlaufenden Eintragungen für einen gewöhnlichen Schriftsetzer gar nicht zu bewältigenden Manuscripte widmet. Ohne dies Zusammenwirken der Kräfte war die Herausgabe in dieser Weise, soviel sie für den einen oder andern noch zu wünschen lassen mag, geradezu unmöglich. Ich werde unten auf diesen Punkt zu sprechen kommen.
Hieran knüpfe ich meinen Dank für die fortgesetzte Unterstützung von Beiträgen zur Bereicherung unsers Sprichwörterschatzes. Nichts ist irriger als die Annahme, dass nichts mehr zu sammeln sei. Abgesehen davon, dass der Volkswitz unausgesetzt Neues schafft, sind an jedem Orte noch Sprichwörter in Umlauf, die noch nie in Schrift gefasst worden sind. Es fehlt nur an den meisten Orten an einem Ohr, das sie auffasst, wie an einer Feder, die sie festhält. Und in tausend Büchern und Schriften sind noch Tausende vergraben. Noch hat man kaum mit einer planmässigen sprichwörtlichen Ausbeutung der Literatur begonnen; es sind nicht einmal unsere Classiker in dieser Hinsicht gelesen; wir haben noch nicht einmal eine vollständige Sammlung der Sprichwörter Luther's, Fischart's, Brant's u. s. w. aus ihren Schriften. Einen zur Nachfolge auffordernden Anfang hat Hr. Dr. Cholevius (s. Quellenverzeichniss) gemacht. Es ist zu bedauern, dass sich unter den vielen Zeitschriften Deutschlands nicht eine einzige findet oder dass nicht eine gegründet wird, welche sich die Aufgabe stellt, die Ausbeute der geeignetsten Schriften zu veranlassen, die Ergebnisse abzudrucken, der Besprechung alles auf das Sprichwort sich Beziehenden zu dienen und alles darauf Bezügliche zu sammeln. Ich habe im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen (Gotha 1836, Nr. 15) diesen Gedanken angeregt. Im folgenden Jahre ging ich noch einen Schritt weiter; ich lud zur Unterzeichnung auf eine Vierteljahrschrift unter dem Titel ein: Der Sprichwörterfreund, Sprechsaal für alles in das Bereich des Sprichworts Gehörende und Stoffmagazin für künftige Sprichwörterbearbeiter.
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