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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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78 Ein Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Bettler ohne Läuse, ein altes Haus ohne Mäuse, ein Ziegenbock ohne Bart sind wider ihre Art.

Holl.: Zelden eene schoone maagd sonder geliefde. (Harrebomee, II, 45a.)

79 Ein (reifes) Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Jude der nicht spart, ein Geisbock ohne Bart, ein Kornhaus ohne Mäuse, ein Russe (Kosack) ohne Läuse, eine Nonne die nicht singe, sind sieben seltne Dinge.

Dän.: En jomfrue uden kierlighed, et marked uden tyvenled, en laaden paels foruden luus, et gammelt huus foruden muus, en buk foruden skieget stridt nep findes; spörg kun bredt og vidt. (Prov. dan., 166.)

80 Ein Mädchen ohne Scham und ein Baum ohne Blüte sind von gleicher Güte.

Holl.: Mist een maagd haar eerbar rood, dan is zij al levend dood. (Harrebomee, II, 45a.)

81 Ein Mädchen, reif zur Eh', macht zu bewachen Sorg' und Weh.

82 Ein Mädchen, so will ehrbar sein, muss sich stets der Arbeit freun.

83 Ein Mädchen soll sich die Hand, die man ihm geben will, erst ansehen.

Die Finnen empfehlen: Die Mädchen müssen sich umsehen rechts und links, ehe sie den Ring annehmen. (Bertram, 64.)

84 Ein Mädchen soll von Herrn sich klüglich halten fern.

Die Finnen sagen: Ein Mädchen hüte sich, mit Herren Beeren zu pflücken. (Bertram, 41.)

85 Ein Mädchen und ein Weinberg, ein Obstgarten und ein Bohnenfeld sind schwer zu bewachen.

86 Ein Mädchen unter zwanzig Jahren muss einen ältern, eins von dreissig einen ebenso alten Mann heirathen; ist sie vierzig und drüber, so nehme sie, was kommt.

Dän.: Pige under tyve aar, skal tage högere mand; under tredive aar liige mand, under fyrgetyve og siden, hvo der kommer. (Prov. dan., 454.)

87 Ein Mädchen verputzt, ein Bursche verspielt und ein Greis vertrinkt sein Geld.

Frz.: Fille a se parer, jeune a jouer et banqueter et vieillard a boire despendent leur abvoir. (Leroux, I, 153.)

88 Ein Mädchen, wohl geschmückt, trifft bald auf einen, der sich (vor ihr) bückt.

89 Ein Mädchen zieht mehr als ein Schiffstau.

Span.: Mas tira moza que soga. (Bohn I, 231.)

90 Ein Mädchen zu närren ist keine Kunst und - keine Ehre.

Lat.: Fallere credentem non est operosa puellam gloria. (Ovid.) (Binder II, 1082.)

91 Ein mannbar Mädchen ist schwer zu hüten.

Dän.: Mandvoxen möer ondt at vogte. (Prov. dan., 418.)

92 Ein schön Mädchen gefällt, aber wer will sie ohne Geld?

93 Ein schönes Mädchen findet bald einen Mann.

In der Lombardei: Guten Advocaten fehlt's nicht an Processen, schönen Mädchen nicht an Männern. In Bergamo: Ein schönes Mädchen wird verheirathet (oder als Dame) geboren. (Reinsberg I, 52.) Die Spanier sagen: Nur kein hässliches Mädchen und keine grobe Goldarbeit. Die Italiener dagegen: Ein schönes Mädchen ohne Geld sehen alle an, aber keiner will sie. (Reinsberg I, 109 u. 111.)

94 Ein schönes Mädchen trägt sein Heirathsgut im Gesicht (S. Jungfrau 85.)

Bei Schopenhauer findet sich die Begründung des Wortes. Er sagt: "Mit den Mädchen hat es die Natur auf das, was man im dramatischen Sinne einen Knalleffect nennt, abgesehen, indem sie dieselben auf wenige Jahre mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattete, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre der Phantasie, eines Mannes sich in dem Masse bemächtigen könnten, dass er hingerissen wird, die Sorge für sie auf zeitlebens in irgendeiner Form ehrlich zu übernehmen, zu welchem Schritte ihn zu vermögen die blosse vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur Sicherung seines Daseins bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf, wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist." (Parerga, II, 496.)

Dän.: En deylig baer med giften i ansigtet. (Prov. dan., 507.)


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95 Ein schönes Mädchen und ein zerrissen Kleid bleiben überall hängen.

Frz.: Bella fille et mechante robe trouve toujours qui les acroche. (Leroux, I, 152; Bohn I, 8.)

96 Ein schwangeres Mädchen muss nicht ins Bad gehen, wenn man sie Jungfrau nennen soll. - Altmann VI, 420.

97 Ein springend Mädchen und ein fliegend Huhn sind bald gefangen.

Frz.: Fille qui trotte et geline qui vole de legier sont adirees (sont facilement enlevees). (Leroux, I, 153.)

98 Einem Mädchen an die Brüste fühlen, heisst der F ... einen guten Morgen bieten. (Westf.)

99 Einem Mädchen steht schweigen wohl an.

Von deutschen Mädchen behaupten die Russen, sie könnten nicht sprechen, verständen aber alles. (Reinsberg V, 14.) Die Finnen: Für ein Mädchen schickt es sich besser, still zu sein. (Bertram, 55.)

100 Em sal det Medche nid af de Jormert fären. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 341c.

Bezieht sich auf eine bekannte bei Städtern (Siebenbürgen) herrschende Sitte, ihre Töchter, besonders für die Faschingszeit, in andere Städte zu schicken, um sie an den Mann zu bringen.

101 Em sal nit mät Medchere Jormert ban. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 341b.

102 En jung Mäken mot na einer Feder ower seben Tüne springen. - Schambach, II, 151.

103 En jung Mäken un en Zwetschenbam, dei sint met enander in der range. - Schambach, II, 147.

Die Blüte eines Mädchens und die Zeit, in der ein Zwetschenbaum in voller Kraft und Tragfähigkeit dasteht, dauern ungefähr zehn bis zwölf Jahre; insofern stehen beide in gleichem Range.

104 En Mäken mot lopen, dat et de Federn tohope krigt. - Schambach, II, 151.

105 En Meaken op allen Kearmissen un en Dauk bii jieder Wäske, da hält me nicks von. (Westf.)

106 Es bleibt kein Mädchen sitzen, wenn sie nur zuzulangen weiss.

Aber darin liegt wol gerade die Schwierigkeit. In Mailand sagt man: Jedes Mädchen, es sei hübsch oder hässlich, findet einen Mann. Und: Es bleibt kein Fleisch in der Fleischhalle. Oder: Wie traurig es auch sei, bleibt doch das Fleisch nie ungegessen in der Fleischhalle. In Venetien: Es gibt kein Fleisch in den Fleischbänken, welches ein Hund oder Kater nicht wegschnappte. In Toscana: Es gibt Fleisch für jede Schneide und für jedes Messer; die Häuslichen werden geheirathet gleich den Schönen. Der Engländer behauptet: Alles Fleisch soll gegessen, alle Mädchen sollen geheirathet werden. (Reinsberg I, 86.)

107 Es hat noch nie ein Mädchen gelacht, die nicht dem Spiegel Grimassen (Gesichter) gemacht.

108 Es ist kein Mädchen, es hätte gern einen Mann.

Dän.: Alle smukke piger vil gierne have mand, saa vil og den grimme, om hun den fange kand. (Prov. dan., 455.)

109 Es ist kein Mädchen so gut, es fehlt ihm zum Klatschen nicht der Muth.

In China: Das schüchternste Mädchen hat den Muth zum Verleumden. (Reinsberg I, 14.)

110 Et wart ok e mal an mine kame, säd jen Mäke, an Nabers Liese ehre öss et schon.

111 Faule Mädchen, lange Fädchen. - Simrock, 6722; Körte, 4007; Braun, I, 2460.

In Bergamo: Ist die Tochter gut erzogen, so spinnt sie auch gute Leinwand. (Reinsberg I, 84.)

112 Funfzig Mädchen, hundert Tüttlich. (Schwaben.)

113 Für ein bejahrtes Mädchen spinnt das Glück wol auch ein Fädchen.

In Brescia: Wird das Mädchen alt, wartet das Glück. In Venedig: Dem reifen Mädchen fehlt es nicht an Glück. (Reinsberg I, 131.)

114 Für Mädchen ist Eine Sprache schon zu viel. (Westf.)

An einem Mädchen liebt man Schweigsamkeit. Mädchen, sagen die Engländer, müssen gesehen und nicht gehört werden.

115 Goldene Mädchen, bleierne Weiber. - Frischbier2, 2497.

116 Hat ein Mädchen Dreier, so hat es auch Freier.

117 Ich nehme mir ein Mädchen, das mir gefällt, und hätt' es keinen Kreuzer Geld. (Posen.)


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78 Ein Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Bettler ohne Läuse, ein altes Haus ohne Mäuse, ein Ziegenbock ohne Bart sind wider ihre Art.

Holl.: Zelden eene schoone maagd sonder geliefde. (Harrebomée, II, 45a.)

79 Ein (reifes) Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Jude der nicht spart, ein Geisbock ohne Bart, ein Kornhaus ohne Mäuse, ein Russe (Kosack) ohne Läuse, eine Nonne die nicht singe, sind sieben seltne Dinge.

Dän.: En jomfrue uden kierlighed, et marked uden tyvenled, en laaden pæls foruden luus, et gammelt huus foruden muus, en buk foruden skieget stridt nep findes; spørg kun bredt og vidt. (Prov. dan., 166.)

80 Ein Mädchen ohne Scham und ein Baum ohne Blüte sind von gleicher Güte.

Holl.: Mist een maagd haar eerbar rood, dan is zij al levend dood. (Harrebomée, II, 45a.)

81 Ein Mädchen, reif zur Eh', macht zu bewachen Sorg' und Weh.

82 Ein Mädchen, so will ehrbar sein, muss sich stets der Arbeit freun.

83 Ein Mädchen soll sich die Hand, die man ihm geben will, erst ansehen.

Die Finnen empfehlen: Die Mädchen müssen sich umsehen rechts und links, ehe sie den Ring annehmen. (Bertram, 64.)

84 Ein Mädchen soll von Herrn sich klüglich halten fern.

Die Finnen sagen: Ein Mädchen hüte sich, mit Herren Beeren zu pflücken. (Bertram, 41.)

85 Ein Mädchen und ein Weinberg, ein Obstgarten und ein Bohnenfeld sind schwer zu bewachen.

86 Ein Mädchen unter zwanzig Jahren muss einen ältern, eins von dreissig einen ebenso alten Mann heirathen; ist sie vierzig und drüber, so nehme sie, was kommt.

Dän.: Pige under tyve aar, skal tage høgere mand; under tredive aar liige mand, under fyrgetyve og siden, hvo der kommer. (Prov. dan., 454.)

87 Ein Mädchen verputzt, ein Bursche verspielt und ein Greis vertrinkt sein Geld.

Frz.: Fille à se parer, jeune à jouer et banqueter et vieillard à boire despendent leur abvoir. (Leroux, I, 153.)

88 Ein Mädchen, wohl geschmückt, trifft bald auf einen, der sich (vor ihr) bückt.

89 Ein Mädchen zieht mehr als ein Schiffstau.

Span.: Mas tira moza que soga. (Bohn I, 231.)

90 Ein Mädchen zu närren ist keine Kunst und – keine Ehre.

Lat.: Fallere credentem non est operosa puellam gloria. (Ovid.) (Binder II, 1082.)

91 Ein mannbar Mädchen ist schwer zu hüten.

Dän.: Mandvoxen møer ondt at vogte. (Prov. dan., 418.)

92 Ein schön Mädchen gefällt, aber wer will sie ohne Geld?

93 Ein schönes Mädchen findet bald einen Mann.

In der Lombardei: Guten Advocaten fehlt's nicht an Processen, schönen Mädchen nicht an Männern. In Bergamo: Ein schönes Mädchen wird verheirathet (oder als Dame) geboren. (Reinsberg I, 52.) Die Spanier sagen: Nur kein hässliches Mädchen und keine grobe Goldarbeit. Die Italiener dagegen: Ein schönes Mädchen ohne Geld sehen alle an, aber keiner will sie. (Reinsberg I, 109 u. 111.)

94 Ein schönes Mädchen trägt sein Heirathsgut im Gesicht (S. Jungfrau 85.)

Bei Schopenhauer findet sich die Begründung des Wortes. Er sagt: „Mit den Mädchen hat es die Natur auf das, was man im dramatischen Sinne einen Knalleffect nennt, abgesehen, indem sie dieselben auf wenige Jahre mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattete, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre der Phantasie, eines Mannes sich in dem Masse bemächtigen könnten, dass er hingerissen wird, die Sorge für sie auf zeitlebens in irgendeiner Form ehrlich zu übernehmen, zu welchem Schritte ihn zu vermögen die blosse vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur Sicherung seines Daseins bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf, wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist.“ (Parerga, II, 496.)

Dän.: En deylig bær med giften i ansigtet. (Prov. dan., 507.)


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95 Ein schönes Mädchen und ein zerrissen Kleid bleiben überall hängen.

Frz.: Bella fille et méchante robe trouve toujours qui les acroche. (Leroux, I, 152; Bohn I, 8.)

96 Ein schwangeres Mädchen muss nicht ins Bad gehen, wenn man sie Jungfrau nennen soll.Altmann VI, 420.

97 Ein springend Mädchen und ein fliegend Huhn sind bald gefangen.

Frz.: Fille qui trotte et géline qui vole de légier sont adirées (sont facilement enlevées). (Leroux, I, 153.)

98 Einem Mädchen an die Brüste fühlen, heisst der F ... einen guten Morgen bieten. (Westf.)

99 Einem Mädchen steht schweigen wohl an.

Von deutschen Mädchen behaupten die Russen, sie könnten nicht sprechen, verständen aber alles. (Reinsberg V, 14.) Die Finnen: Für ein Mädchen schickt es sich besser, still zu sein. (Bertram, 55.)

100 Em sâl det Medche nid af de Jôrmert fären. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 341c.

Bezieht sich auf eine bekannte bei Städtern (Siebenbürgen) herrschende Sitte, ihre Töchter, besonders für die Faschingszeit, in andere Städte zu schicken, um sie an den Mann zu bringen.

101 Em sâl nit mät Medchere Jôrmert bân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 341b.

102 En jung Mäken mot nâ einer Feder ower sêben Tüne springen.Schambach, II, 151.

103 En jung Mäken un en Zwetschenbâm, dei sint met enander in der range.Schambach, II, 147.

Die Blüte eines Mädchens und die Zeit, in der ein Zwetschenbaum in voller Kraft und Tragfähigkeit dasteht, dauern ungefähr zehn bis zwölf Jahre; insofern stehen beide in gleichem Range.

104 En Mäken mot lôpen, dat et de Federn tohope krigt.Schambach, II, 151.

105 En Meaken op allen Kearmissen un en Dauk bíi jiéder Wäske, da hält me nicks von. (Westf.)

106 Es bleibt kein Mädchen sitzen, wenn sie nur zuzulangen weiss.

Aber darin liegt wol gerade die Schwierigkeit. In Mailand sagt man: Jedes Mädchen, es sei hübsch oder hässlich, findet einen Mann. Und: Es bleibt kein Fleisch in der Fleischhalle. Oder: Wie traurig es auch sei, bleibt doch das Fleisch nie ungegessen in der Fleischhalle. In Venetien: Es gibt kein Fleisch in den Fleischbänken, welches ein Hund oder Kater nicht wegschnappte. In Toscana: Es gibt Fleisch für jede Schneide und für jedes Messer; die Häuslichen werden geheirathet gleich den Schönen. Der Engländer behauptet: Alles Fleisch soll gegessen, alle Mädchen sollen geheirathet werden. (Reinsberg I, 86.)

107 Es hat noch nie ein Mädchen gelacht, die nicht dem Spiegel Grimassen (Gesichter) gemacht.

108 Es ist kein Mädchen, es hätte gern einen Mann.

Dän.: Alle smukke piger vil gierne have mand, saa vil og den grimme, om hun den fange kand. (Prov. dan., 455.)

109 Es ist kein Mädchen so gut, es fehlt ihm zum Klatschen nicht der Muth.

In China: Das schüchternste Mädchen hat den Muth zum Verleumden. (Reinsberg I, 14.)

110 Et wart ok e mal an mine kame, säd jen Mäke, an Nabers Liese ehre öss et schon.

111 Faule Mädchen, lange Fädchen.Simrock, 6722; Körte, 4007; Braun, I, 2460.

In Bergamo: Ist die Tochter gut erzogen, so spinnt sie auch gute Leinwand. (Reinsberg I, 84.)

112 Funfzig Mädchen, hundert Tüttlich. (Schwaben.)

113 Für ein bejahrtes Mädchen spinnt das Glück wol auch ein Fädchen.

In Brescia: Wird das Mädchen alt, wartet das Glück. In Venedig: Dem reifen Mädchen fehlt es nicht an Glück. (Reinsberg I, 131.)

114 Für Mädchen ist Eine Sprache schon zu viel. (Westf.)

An einem Mädchen liebt man Schweigsamkeit. Mädchen, sagen die Engländer, müssen gesehen und nicht gehört werden.

115 Goldene Mädchen, bleierne Weiber.Frischbier2, 2497.

116 Hat ein Mädchen Dreier, so hat es auch Freier.

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[[157]/0171] 78 Ein Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Bettler ohne Läuse, ein altes Haus ohne Mäuse, ein Ziegenbock ohne Bart sind wider ihre Art. Holl.: Zelden eene schoone maagd sonder geliefde. (Harrebomée, II, 45a.) 79 Ein (reifes) Mädchen ohne Liebe, ein Jahrmarkt ohne Diebe, ein Jude der nicht spart, ein Geisbock ohne Bart, ein Kornhaus ohne Mäuse, ein Russe (Kosack) ohne Läuse, eine Nonne die nicht singe, sind sieben seltne Dinge. Dän.: En jomfrue uden kierlighed, et marked uden tyvenled, en laaden pæls foruden luus, et gammelt huus foruden muus, en buk foruden skieget stridt nep findes; spørg kun bredt og vidt. (Prov. dan., 166.) 80 Ein Mädchen ohne Scham und ein Baum ohne Blüte sind von gleicher Güte. Holl.: Mist een maagd haar eerbar rood, dan is zij al levend dood. (Harrebomée, II, 45a.) 81 Ein Mädchen, reif zur Eh', macht zu bewachen Sorg' und Weh. 82 Ein Mädchen, so will ehrbar sein, muss sich stets der Arbeit freun. 83 Ein Mädchen soll sich die Hand, die man ihm geben will, erst ansehen. Die Finnen empfehlen: Die Mädchen müssen sich umsehen rechts und links, ehe sie den Ring annehmen. (Bertram, 64.) 84 Ein Mädchen soll von Herrn sich klüglich halten fern. Die Finnen sagen: Ein Mädchen hüte sich, mit Herren Beeren zu pflücken. (Bertram, 41.) 85 Ein Mädchen und ein Weinberg, ein Obstgarten und ein Bohnenfeld sind schwer zu bewachen. 86 Ein Mädchen unter zwanzig Jahren muss einen ältern, eins von dreissig einen ebenso alten Mann heirathen; ist sie vierzig und drüber, so nehme sie, was kommt. Dän.: Pige under tyve aar, skal tage høgere mand; under tredive aar liige mand, under fyrgetyve og siden, hvo der kommer. (Prov. dan., 454.) 87 Ein Mädchen verputzt, ein Bursche verspielt und ein Greis vertrinkt sein Geld. Frz.: Fille à se parer, jeune à jouer et banqueter et vieillard à boire despendent leur abvoir. (Leroux, I, 153.) 88 Ein Mädchen, wohl geschmückt, trifft bald auf einen, der sich (vor ihr) bückt. 89 Ein Mädchen zieht mehr als ein Schiffstau. Span.: Mas tira moza que soga. (Bohn I, 231.) 90 Ein Mädchen zu närren ist keine Kunst und – keine Ehre. Lat.: Fallere credentem non est operosa puellam gloria. (Ovid.) (Binder II, 1082.) 91 Ein mannbar Mädchen ist schwer zu hüten. Dän.: Mandvoxen møer ondt at vogte. (Prov. dan., 418.) 92 Ein schön Mädchen gefällt, aber wer will sie ohne Geld? 93 Ein schönes Mädchen findet bald einen Mann. In der Lombardei: Guten Advocaten fehlt's nicht an Processen, schönen Mädchen nicht an Männern. In Bergamo: Ein schönes Mädchen wird verheirathet (oder als Dame) geboren. (Reinsberg I, 52.) Die Spanier sagen: Nur kein hässliches Mädchen und keine grobe Goldarbeit. Die Italiener dagegen: Ein schönes Mädchen ohne Geld sehen alle an, aber keiner will sie. (Reinsberg I, 109 u. 111.) 94 Ein schönes Mädchen trägt sein Heirathsgut im Gesicht (S. Jungfrau 85.) Bei Schopenhauer findet sich die Begründung des Wortes. Er sagt: „Mit den Mädchen hat es die Natur auf das, was man im dramatischen Sinne einen Knalleffect nennt, abgesehen, indem sie dieselben auf wenige Jahre mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausstattete, auf Kosten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit sie nämlich, während jener Jahre der Phantasie, eines Mannes sich in dem Masse bemächtigen könnten, dass er hingerissen wird, die Sorge für sie auf zeitlebens in irgendeiner Form ehrlich zu übernehmen, zu welchem Schritte ihn zu vermögen die blosse vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich sichere Bürgschaft zu geben schien. Sonach hat die Natur das Weib, eben wie jedes andere ihrer Geschöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen ausgerüstet, deren es zur Sicherung seines Daseins bedarf, und auf die Zeit, da es ihrer bedarf, wobei sie denn auch mit ihrer gewöhnlichen Sparsamkeit verfahren ist.“ (Parerga, II, 496.) Dän.: En deylig bær med giften i ansigtet. (Prov. dan., 507.) 95 Ein schönes Mädchen und ein zerrissen Kleid bleiben überall hängen. Frz.: Bella fille et méchante robe trouve toujours qui les acroche. (Leroux, I, 152; Bohn I, 8.) 96 Ein schwangeres Mädchen muss nicht ins Bad gehen, wenn man sie Jungfrau nennen soll. – Altmann VI, 420. 97 Ein springend Mädchen und ein fliegend Huhn sind bald gefangen. Frz.: Fille qui trotte et géline qui vole de légier sont adirées (sont facilement enlevées). (Leroux, I, 153.) 98 Einem Mädchen an die Brüste fühlen, heisst der F ... einen guten Morgen bieten. (Westf.) 99 Einem Mädchen steht schweigen wohl an. Von deutschen Mädchen behaupten die Russen, sie könnten nicht sprechen, verständen aber alles. (Reinsberg V, 14.) Die Finnen: Für ein Mädchen schickt es sich besser, still zu sein. (Bertram, 55.) 100 Em sâl det Medche nid af de Jôrmert fären. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 341c. Bezieht sich auf eine bekannte bei Städtern (Siebenbürgen) herrschende Sitte, ihre Töchter, besonders für die Faschingszeit, in andere Städte zu schicken, um sie an den Mann zu bringen. 101 Em sâl nit mät Medchere Jôrmert bân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 341b. 102 En jung Mäken mot nâ einer Feder ower sêben Tüne springen. – Schambach, II, 151. 103 En jung Mäken un en Zwetschenbâm, dei sint met enander in der range. – Schambach, II, 147. Die Blüte eines Mädchens und die Zeit, in der ein Zwetschenbaum in voller Kraft und Tragfähigkeit dasteht, dauern ungefähr zehn bis zwölf Jahre; insofern stehen beide in gleichem Range. 104 En Mäken mot lôpen, dat et de Federn tohope krigt. – Schambach, II, 151. 105 En Meaken op allen Kearmissen un en Dauk bíi jiéder Wäske, da hält me nicks von. (Westf.) 106 Es bleibt kein Mädchen sitzen, wenn sie nur zuzulangen weiss. Aber darin liegt wol gerade die Schwierigkeit. In Mailand sagt man: Jedes Mädchen, es sei hübsch oder hässlich, findet einen Mann. Und: Es bleibt kein Fleisch in der Fleischhalle. Oder: Wie traurig es auch sei, bleibt doch das Fleisch nie ungegessen in der Fleischhalle. In Venetien: Es gibt kein Fleisch in den Fleischbänken, welches ein Hund oder Kater nicht wegschnappte. In Toscana: Es gibt Fleisch für jede Schneide und für jedes Messer; die Häuslichen werden geheirathet gleich den Schönen. Der Engländer behauptet: Alles Fleisch soll gegessen, alle Mädchen sollen geheirathet werden. (Reinsberg I, 86.) 107 Es hat noch nie ein Mädchen gelacht, die nicht dem Spiegel Grimassen (Gesichter) gemacht. 108 Es ist kein Mädchen, es hätte gern einen Mann. Dän.: Alle smukke piger vil gierne have mand, saa vil og den grimme, om hun den fange kand. (Prov. dan., 455.) 109 Es ist kein Mädchen so gut, es fehlt ihm zum Klatschen nicht der Muth. In China: Das schüchternste Mädchen hat den Muth zum Verleumden. (Reinsberg I, 14.) 110 Et wart ok e mal an mine kame, säd jen Mäke, an Nabers Liese ehre öss et schon. 111 Faule Mädchen, lange Fädchen. – Simrock, 6722; Körte, 4007; Braun, I, 2460. In Bergamo: Ist die Tochter gut erzogen, so spinnt sie auch gute Leinwand. (Reinsberg I, 84.) 112 Funfzig Mädchen, hundert Tüttlich. (Schwaben.) 113 Für ein bejahrtes Mädchen spinnt das Glück wol auch ein Fädchen. In Brescia: Wird das Mädchen alt, wartet das Glück. In Venedig: Dem reifen Mädchen fehlt es nicht an Glück. (Reinsberg I, 131.) 114 Für Mädchen ist Eine Sprache schon zu viel. (Westf.) An einem Mädchen liebt man Schweigsamkeit. Mädchen, sagen die Engländer, müssen gesehen und nicht gehört werden. 115 Goldene Mädchen, bleierne Weiber. – Frischbier2, 2497. 116 Hat ein Mädchen Dreier, so hat es auch Freier. 117 Ich nehme mir ein Mädchen, das mir gefällt, und hätt' es keinen Kreuzer Geld. (Posen.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [157]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/171>, abgerufen am 25.11.2024.