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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Wiederholungen, keine Irrthümer und Druckfehler vorkommen, der macht Anforderungen, die theils nie, theils erst viel später am Orte sein werden. Wer sich z. B. daran stösst, dass zuweilen fremde Sprichwörter nicht als Belegstelle in Notenform, sondern mit fortlaufender Zahl im Text stehen, der beweist blos, dass er kein Verständniss für eine Arbeit wie diese und die Aufgabe hat, die sie sich gestellt.

Ich habe nun seit dem Anfange der dreissiger Jahre Sprichwörter gesammelt, sie später geordnet, seit dem Jahre 1862 hat der Druck begonnen, während dessen das Schöpfen aus den beiden Quellen von einer grossen Anzahl unterstützender Freunde, die auch etwas von Wissenschaft verstehen, fortgesetzt worden ist und fortgesetzt wird. Das allgemeine Urtheil, mit Ausnahme Einer Stimme1, war, von einzelnen Ausstellungen abgesehen, die meist begründet waren, ein anerkennendes, zum Theil freudige Ueberraschung ausdrückend.

Diese einzige Stimme ist der Freih. von Reinsberg-Düringsfeld, der sich mit seiner Feder auf das Sprichwörterfeld begeben hat und es dort nicht dem öffentlichen Urtheil überlässt, den Werth seiner Arbeit mit dem anderer zu vergleichen. Diesem Auftreten gegenüber wird es erlaubt sein, seine Leistungen näher anzusehen und seine Befähigung zu Arbeiten auf diesem Felde zu prüfen.

Freih. von Reinsberg betont bei jedem Anlass den Besitz seiner vielen Sprachen, den auch ich als ein vorzügliches Hülfsmittel zu Arbeiten auf diesem Gebiete erachte; doch reicht derselbe allein nicht aus. Nirgends thut es der Besitz eines Dinges an sich, sondern die richtige Anwendung desselben. Es kann jemand mit Einem Thaler mehr ausrichten als ein anderer mit zehn. Freih. von Reinsberg ist seit 1845 in der Welt umhergezogen, hat in Italien, in der Schweiz, in Dalmatien, Belgien, Frankreich, Böhmen und, wissen die Götter, wo sonst noch gelebt. (Vgl. Brockhaus' Conversations-Lexikon, 11. Aufl., V, 595.) Da hat er denn das Leben des Volks, seine Sitten und Gebräuche gesehen und mit Hülfe von Büchern, die er aus den Bibliotheken herausgelangt hat, beschrieben. Ich habe diese Arbeiten, wo ich sie gefunden, wie alles, was mir seit vierzig Jahren und länger auf meinem Felde begegnet ist, beachtet, und darauf, wo es mir geeignet schien, verwiesen, da ich das Verfahren der Biene befolge, welche sich aus allen Blumen das herauszieht, was sie für ihren Zweck bedarf, ungleich dem Freih. von Reinsberg, der aus dem "reichen Material", was mir für mein Werk zugegangen ist, für seinen Zweck nichts gebrauchen kann, womit er sich selbst, wie ich meine, kein geringes Armuthszeugniss ausstellt.

In den das Volksleben, Sitten und Gebräuche einzelner Gegenden und Landstrecken schildernden, zum Theil in Zeitschriften zerstreuten Aufsätzen, theils in besondern Schriften erschienenen Arbeiten ist die Feder des Freih. von Reinsberg an ihrem Platz. Ich habe schon früher bemerkt, dass es sich lohnen würde, die einzelnen Aufsätze gesammelt erscheinen zu lassen. Um das Jahr 1861 lebte er in Prag, wo die Idee seiner volksfasslichen Sprichwörterbücher in einer wahrscheinlich blos auf dem Wege des Spiritualismus zu erklärenden Ideenassociation entstanden zu sein scheint, über die man in Wurzbach's Glimpf und Schimpf (Wien 1864, S. 8 fg.) Andeutungen finden wird. Es erschienen nun kurz nacheinander eine Reihe von Sprichwörterbüchern, deren Titel im Quellenverzeichniss zum ersten Bande des Deutschen Sprichwörter-Lexikon (S. XLI) angegeben sind, das eine aus der männlichen, das andere aus der weiblichen Feder des Schriftstellerpaars, wenigstens auf dem Titel, wenn auch in der Bearbeitung eine Verschiedenheit durchaus nicht zu entdecken ist. Auch der Inhalt der einzelnen Bücher (Das Sprichwort als Philosoph, Das Sprichwort als Praktikus, Das Sprichwort als Humorist) ist schwer zu unterscheiden.2

Obgleich alle diese Bücher darin übereinkommen, dass sie keine Quelle für die Sprichwörter angeben, sondern sich darauf beschränken, am Ende eine Anzahl Schriften zu nennen, die der Verfasser benutzt zu haben versichert, und in denen man, wenn man neugierig ist, das betreffende Sprichwort heraussuchen, vielleicht auch, wenn man besonderes Glück hat, finden kann; so habe ich sie doch nicht nur in meinem Quellenverzeichniss aufgeführt, ich habe auch bei vielen Sprichwörtern darauf verwiesen, weil es sich für einen grossen Theil des Volks nicht sowol um Kenntniss der Quelle als darum handelt, die Theilnahme am Sprichwörtlichen anzuregen. Darin habe ich den Werth dieser Schriften, die ich als Volksbücher betrachte, erblickt.

Jetzt kam aber Freih. von Reinsberg auf den unglücklichen Gedanken, ein grosses Sprichwörterwerk zu schaffen, über das er sich gar nicht klar geworden zu sein scheint. Mag er sich nun dieselbe Aufgabe

1 "Nur Eine Stimme", sagt Dr. H. Schramm in Paul Lindau's Gegenwart (Berlin vom 19. Oct. 1872, Nr. 39), der durch seine vielseitige Bildung zu einem Urtheil um so eher berufene Herausgeber des Moniteur des Dates, als er mir ebenfalls völlig fremd das Deutsche Sprichwörter-Lexikon von seinem Erscheinen an kritisch und unterstützend begleitet hat, "ist mir allerdings begegnet, die sich entblödet, dem auf jeder Spalte das Gepräge einer vierzigjährigen mühevollen Arbeit, eine eisernen Fleisses tragenden Werke den wissenschaftlichen Werth abzusprechen. Hier sind nur zwei Fälle möglich: entweder ist die gesammte deutsche Kritik blind, oder diese einzige Stimme ist nicht sachlichen Motiven gefolgt."
2 Die Presse (Wien vom 11. Juli 1872, Beilage zu 188) sagt: "Mehrere dieser Bände weisen eine solche Aehnlichkeit miteinander auf, dass man sie blos als verschiedene Zubereitungsformen derselben Sache betrachten muss. Wer einmal einen Blick in ein Kochbuch gethan hat, weiss, in wie viel verschiedenen Formen z. B. Kartoffeln zubereitet werden können. Das Siamesenpaar hat eine allen Völkern der Erde angehörige Anzahl Sprichwörter in einen Kessel gethan, sie durcheinander gerüttelt, und es ist so das Sprichwort als Humorist herausgekommen. Während dieser Band gedruckt wurde, ward der Kessel aufs neue umgerührt, und es kam das Sprichwort als Praktikus heraus u. s. f.''

Wiederholungen, keine Irrthümer und Druckfehler vorkommen, der macht Anforderungen, die theils nie, theils erst viel später am Orte sein werden. Wer sich z. B. daran stösst, dass zuweilen fremde Sprichwörter nicht als Belegstelle in Notenform, sondern mit fortlaufender Zahl im Text stehen, der beweist blos, dass er kein Verständniss für eine Arbeit wie diese und die Aufgabe hat, die sie sich gestellt.

Ich habe nun seit dem Anfange der dreissiger Jahre Sprichwörter gesammelt, sie später geordnet, seit dem Jahre 1862 hat der Druck begonnen, während dessen das Schöpfen aus den beiden Quellen von einer grossen Anzahl unterstützender Freunde, die auch etwas von Wissenschaft verstehen, fortgesetzt worden ist und fortgesetzt wird. Das allgemeine Urtheil, mit Ausnahme Einer Stimme1, war, von einzelnen Ausstellungen abgesehen, die meist begründet waren, ein anerkennendes, zum Theil freudige Ueberraschung ausdrückend.

Diese einzige Stimme ist der Freih. von Reinsberg-Düringsfeld, der sich mit seiner Feder auf das Sprichwörterfeld begeben hat und es dort nicht dem öffentlichen Urtheil überlässt, den Werth seiner Arbeit mit dem anderer zu vergleichen. Diesem Auftreten gegenüber wird es erlaubt sein, seine Leistungen näher anzusehen und seine Befähigung zu Arbeiten auf diesem Felde zu prüfen.

Freih. von Reinsberg betont bei jedem Anlass den Besitz seiner vielen Sprachen, den auch ich als ein vorzügliches Hülfsmittel zu Arbeiten auf diesem Gebiete erachte; doch reicht derselbe allein nicht aus. Nirgends thut es der Besitz eines Dinges an sich, sondern die richtige Anwendung desselben. Es kann jemand mit Einem Thaler mehr ausrichten als ein anderer mit zehn. Freih. von Reinsberg ist seit 1845 in der Welt umhergezogen, hat in Italien, in der Schweiz, in Dalmatien, Belgien, Frankreich, Böhmen und, wissen die Götter, wo sonst noch gelebt. (Vgl. Brockhaus' Conversations-Lexikon, 11. Aufl., V, 595.) Da hat er denn das Leben des Volks, seine Sitten und Gebräuche gesehen und mit Hülfe von Büchern, die er aus den Bibliotheken herausgelangt hat, beschrieben. Ich habe diese Arbeiten, wo ich sie gefunden, wie alles, was mir seit vierzig Jahren und länger auf meinem Felde begegnet ist, beachtet, und darauf, wo es mir geeignet schien, verwiesen, da ich das Verfahren der Biene befolge, welche sich aus allen Blumen das herauszieht, was sie für ihren Zweck bedarf, ungleich dem Freih. von Reinsberg, der aus dem „reichen Material“, was mir für mein Werk zugegangen ist, für seinen Zweck nichts gebrauchen kann, womit er sich selbst, wie ich meine, kein geringes Armuthszeugniss ausstellt.

In den das Volksleben, Sitten und Gebräuche einzelner Gegenden und Landstrecken schildernden, zum Theil in Zeitschriften zerstreuten Aufsätzen, theils in besondern Schriften erschienenen Arbeiten ist die Feder des Freih. von Reinsberg an ihrem Platz. Ich habe schon früher bemerkt, dass es sich lohnen würde, die einzelnen Aufsätze gesammelt erscheinen zu lassen. Um das Jahr 1861 lebte er in Prag, wo die Idee seiner volksfasslichen Sprichwörterbücher in einer wahrscheinlich blos auf dem Wege des Spiritualismus zu erklärenden Ideenassociation entstanden zu sein scheint, über die man in Wurzbach's Glimpf und Schimpf (Wien 1864, S. 8 fg.) Andeutungen finden wird. Es erschienen nun kurz nacheinander eine Reihe von Sprichwörterbüchern, deren Titel im Quellenverzeichniss zum ersten Bande des Deutschen Sprichwörter-Lexikon (S. XLI) angegeben sind, das eine aus der männlichen, das andere aus der weiblichen Feder des Schriftstellerpaars, wenigstens auf dem Titel, wenn auch in der Bearbeitung eine Verschiedenheit durchaus nicht zu entdecken ist. Auch der Inhalt der einzelnen Bücher (Das Sprichwort als Philosoph, Das Sprichwort als Praktikus, Das Sprichwort als Humorist) ist schwer zu unterscheiden.2

Obgleich alle diese Bücher darin übereinkommen, dass sie keine Quelle für die Sprichwörter angeben, sondern sich darauf beschränken, am Ende eine Anzahl Schriften zu nennen, die der Verfasser benutzt zu haben versichert, und in denen man, wenn man neugierig ist, das betreffende Sprichwort heraussuchen, vielleicht auch, wenn man besonderes Glück hat, finden kann; so habe ich sie doch nicht nur in meinem Quellenverzeichniss aufgeführt, ich habe auch bei vielen Sprichwörtern darauf verwiesen, weil es sich für einen grossen Theil des Volks nicht sowol um Kenntniss der Quelle als darum handelt, die Theilnahme am Sprichwörtlichen anzuregen. Darin habe ich den Werth dieser Schriften, die ich als Volksbücher betrachte, erblickt.

Jetzt kam aber Freih. von Reinsberg auf den unglücklichen Gedanken, ein grosses Sprichwörterwerk zu schaffen, über das er sich gar nicht klar geworden zu sein scheint. Mag er sich nun dieselbe Aufgabe

1 „Nur Eine Stimme“, sagt Dr. H. Schramm in Paul Lindau's Gegenwart (Berlin vom 19. Oct. 1872, Nr. 39), der durch seine vielseitige Bildung zu einem Urtheil um so eher berufene Herausgeber des Moniteur des Dates, als er mir ebenfalls völlig fremd das Deutsche Sprichwörter-Lexikon von seinem Erscheinen an kritisch und unterstützend begleitet hat, „ist mir allerdings begegnet, die sich entblödet, dem auf jeder Spalte das Gepräge einer vierzigjährigen mühevollen Arbeit, eine eisernen Fleisses tragenden Werke den wissenschaftlichen Werth abzusprechen. Hier sind nur zwei Fälle möglich: entweder ist die gesammte deutsche Kritik blind, oder diese einzige Stimme ist nicht sachlichen Motiven gefolgt.“
2 Die Presse (Wien vom 11. Juli 1872, Beilage zu 188) sagt: „Mehrere dieser Bände weisen eine solche Aehnlichkeit miteinander auf, dass man sie blos als verschiedene Zubereitungsformen derselben Sache betrachten muss. Wer einmal einen Blick in ein Kochbuch gethan hat, weiss, in wie viel verschiedenen Formen z. B. Kartoffeln zubereitet werden können. Das Siamesenpaar hat eine allen Völkern der Erde angehörige Anzahl Sprichwörter in einen Kessel gethan, sie durcheinander gerüttelt, und es ist so das Sprichwort als Humorist herausgekommen. Während dieser Band gedruckt wurde, ward der Kessel aufs neue umgerührt, und es kam das Sprichwort als Praktikus heraus u. s. f.''
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[XII/0010] Wiederholungen, keine Irrthümer und Druckfehler vorkommen, der macht Anforderungen, die theils nie, theils erst viel später am Orte sein werden. Wer sich z. B. daran stösst, dass zuweilen fremde Sprichwörter nicht als Belegstelle in Notenform, sondern mit fortlaufender Zahl im Text stehen, der beweist blos, dass er kein Verständniss für eine Arbeit wie diese und die Aufgabe hat, die sie sich gestellt. Ich habe nun seit dem Anfange der dreissiger Jahre Sprichwörter gesammelt, sie später geordnet, seit dem Jahre 1862 hat der Druck begonnen, während dessen das Schöpfen aus den beiden Quellen von einer grossen Anzahl unterstützender Freunde, die auch etwas von Wissenschaft verstehen, fortgesetzt worden ist und fortgesetzt wird. Das allgemeine Urtheil, mit Ausnahme Einer Stimme 1, war, von einzelnen Ausstellungen abgesehen, die meist begründet waren, ein anerkennendes, zum Theil freudige Ueberraschung ausdrückend. Diese einzige Stimme ist der Freih. von Reinsberg-Düringsfeld, der sich mit seiner Feder auf das Sprichwörterfeld begeben hat und es dort nicht dem öffentlichen Urtheil überlässt, den Werth seiner Arbeit mit dem anderer zu vergleichen. Diesem Auftreten gegenüber wird es erlaubt sein, seine Leistungen näher anzusehen und seine Befähigung zu Arbeiten auf diesem Felde zu prüfen. Freih. von Reinsberg betont bei jedem Anlass den Besitz seiner vielen Sprachen, den auch ich als ein vorzügliches Hülfsmittel zu Arbeiten auf diesem Gebiete erachte; doch reicht derselbe allein nicht aus. Nirgends thut es der Besitz eines Dinges an sich, sondern die richtige Anwendung desselben. Es kann jemand mit Einem Thaler mehr ausrichten als ein anderer mit zehn. Freih. von Reinsberg ist seit 1845 in der Welt umhergezogen, hat in Italien, in der Schweiz, in Dalmatien, Belgien, Frankreich, Böhmen und, wissen die Götter, wo sonst noch gelebt. (Vgl. Brockhaus' Conversations-Lexikon, 11. Aufl., V, 595.) Da hat er denn das Leben des Volks, seine Sitten und Gebräuche gesehen und mit Hülfe von Büchern, die er aus den Bibliotheken herausgelangt hat, beschrieben. Ich habe diese Arbeiten, wo ich sie gefunden, wie alles, was mir seit vierzig Jahren und länger auf meinem Felde begegnet ist, beachtet, und darauf, wo es mir geeignet schien, verwiesen, da ich das Verfahren der Biene befolge, welche sich aus allen Blumen das herauszieht, was sie für ihren Zweck bedarf, ungleich dem Freih. von Reinsberg, der aus dem „reichen Material“, was mir für mein Werk zugegangen ist, für seinen Zweck nichts gebrauchen kann, womit er sich selbst, wie ich meine, kein geringes Armuthszeugniss ausstellt. In den das Volksleben, Sitten und Gebräuche einzelner Gegenden und Landstrecken schildernden, zum Theil in Zeitschriften zerstreuten Aufsätzen, theils in besondern Schriften erschienenen Arbeiten ist die Feder des Freih. von Reinsberg an ihrem Platz. Ich habe schon früher bemerkt, dass es sich lohnen würde, die einzelnen Aufsätze gesammelt erscheinen zu lassen. Um das Jahr 1861 lebte er in Prag, wo die Idee seiner volksfasslichen Sprichwörterbücher in einer wahrscheinlich blos auf dem Wege des Spiritualismus zu erklärenden Ideenassociation entstanden zu sein scheint, über die man in Wurzbach's Glimpf und Schimpf (Wien 1864, S. 8 fg.) Andeutungen finden wird. Es erschienen nun kurz nacheinander eine Reihe von Sprichwörterbüchern, deren Titel im Quellenverzeichniss zum ersten Bande des Deutschen Sprichwörter-Lexikon (S. XLI) angegeben sind, das eine aus der männlichen, das andere aus der weiblichen Feder des Schriftstellerpaars, wenigstens auf dem Titel, wenn auch in der Bearbeitung eine Verschiedenheit durchaus nicht zu entdecken ist. Auch der Inhalt der einzelnen Bücher (Das Sprichwort als Philosoph, Das Sprichwort als Praktikus, Das Sprichwort als Humorist) ist schwer zu unterscheiden. 2 Obgleich alle diese Bücher darin übereinkommen, dass sie keine Quelle für die Sprichwörter angeben, sondern sich darauf beschränken, am Ende eine Anzahl Schriften zu nennen, die der Verfasser benutzt zu haben versichert, und in denen man, wenn man neugierig ist, das betreffende Sprichwort heraussuchen, vielleicht auch, wenn man besonderes Glück hat, finden kann; so habe ich sie doch nicht nur in meinem Quellenverzeichniss aufgeführt, ich habe auch bei vielen Sprichwörtern darauf verwiesen, weil es sich für einen grossen Theil des Volks nicht sowol um Kenntniss der Quelle als darum handelt, die Theilnahme am Sprichwörtlichen anzuregen. Darin habe ich den Werth dieser Schriften, die ich als Volksbücher betrachte, erblickt. Jetzt kam aber Freih. von Reinsberg auf den unglücklichen Gedanken, ein grosses Sprichwörterwerk zu schaffen, über das er sich gar nicht klar geworden zu sein scheint. Mag er sich nun dieselbe Aufgabe 1 „Nur Eine Stimme“, sagt Dr. H. Schramm in Paul Lindau's Gegenwart (Berlin vom 19. Oct. 1872, Nr. 39), der durch seine vielseitige Bildung zu einem Urtheil um so eher berufene Herausgeber des Moniteur des Dates, als er mir ebenfalls völlig fremd das Deutsche Sprichwörter-Lexikon von seinem Erscheinen an kritisch und unterstützend begleitet hat, „ist mir allerdings begegnet, die sich entblödet, dem auf jeder Spalte das Gepräge einer vierzigjährigen mühevollen Arbeit, eine eisernen Fleisses tragenden Werke den wissenschaftlichen Werth abzusprechen. Hier sind nur zwei Fälle möglich: entweder ist die gesammte deutsche Kritik blind, oder diese einzige Stimme ist nicht sachlichen Motiven gefolgt.“ 2 Die Presse (Wien vom 11. Juli 1872, Beilage zu 188) sagt: „Mehrere dieser Bände weisen eine solche Aehnlichkeit miteinander auf, dass man sie blos als verschiedene Zubereitungsformen derselben Sache betrachten muss. Wer einmal einen Blick in ein Kochbuch gethan hat, weiss, in wie viel verschiedenen Formen z. B. Kartoffeln zubereitet werden können. Das Siamesenpaar hat eine allen Völkern der Erde angehörige Anzahl Sprichwörter in einen Kessel gethan, sie durcheinander gerüttelt, und es ist so das Sprichwort als Humorist herausgekommen. Während dieser Band gedruckt wurde, ward der Kessel aufs neue umgerührt, und es kam das Sprichwort als Praktikus heraus u. s. f.''

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/10>, abgerufen am 24.11.2024.