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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *553 Der hat seinen Kopf für sich.

Erinnert an die Anekdote von Friedrich dem Grossen im Wachsfigurencabinet und dem Gardisten.

*554 Der hat wol den Kopf im Sack. (Nürtingen.)

*555 Der is vun Kopp bis Fuss nix werth. - Tendlau, 402.

*556 Der Kopf brennt (raucht) ihm.

Zur Bezeichnung hoch gesteigerter Lebenswärme infolge innerer Aufregung. Nicht blos die körperliche Thätigkeit der Muskeln, sondern auch die geistige Thätigkeit des Gehirns, die Anstrengung des Denkens erhöht den Verbrennungsprocess, die organische Wärme, wie die Messungen von Davy dargethan. Aber schon lange, ehe man solche Messungen angestellt hatte, sagte, wen ein lebhaftes Nachdenken anhaltend beschäftigt hatte: Der Kopf brennt (raucht) mir. Das Denken ist mit einer erhöhten Thätigkeit des Gehirns, mit einem vermehrten Stoffwechsel, mit einer gesteigerten Wärmebildung verbunden. (L. Büchner, Ueber Wärme und Leben.)

Holl.: Het hoofd rookt mij daarvan. (Harrebomee I, 326b.)

*557 Der Kopf geht ihm mit Grundeis herum. (Ostpreuss.) - Frischbier, 239; Frischbier2, 2126.

Von einem Menschen, der viel Sorge im Kopf hat. (Bock, Idiot. pruss.)

*588 Der Kopf hat ihm lange nicht wehe gethan.

Wenn jemand etwas Gefährliches vor hat, oder nach Prügeln ringt.

*559 Der Kopf ist hin, den Hut hat er noch in Händen.

Die Schande wird geheilt, aber mit einer Narbe.

*560 Der Kopf steht ihm nicht auf der rechten Stelle.

"Scheint es doch, als wenn ihm der Kopf nicht auf der rechten Stelle stände, dazu sühet er sauer, ich weiss nicht, wass ich ihm vor ein Hünel muss ertretten haben." (Keller, 142a.)

*561 Der Kopf steht ihm nicht darauf.

Hat keine Lust dazu.

Frz.: Il n'a pas envie. (Starschedel, 421.)

*562 Der Kopf steht ihm nicht recht.

Er ist übler Laune.

Frz.: Il n'est pas bien dispose. (Starschedel, 421.)

Holl.: Het hoofd loopt hem om. - Het hoofd staat altijd niet regt uit. (Harrebomee, I, 326b.)

*563 Der Kopf wird nicht gleich heruntergehen.

*564 Der Kopff, der wil jhm glasset wern. - Eyering, I, 503.

*565 Der mag mit dem Kopfe in den Sack kriechen und mit dem Arsche sehen, wenn's Tag wird.

Diese Redensart wurde in der Oberlausitz auf einen jungen dummen Klugsprecher angewendet.

*566 Dess geht m'r im Kopf 'rum. - Sartorius, 10.

Dieser Gedanke beschäftigt mich vor allen.

*567 Dess kann i nit aus 'n Kopf 'nausbreng'. - Sartorius, 170.

Von diesem Gedanken kann ich nicht frei werden.

*568 Die Köpfe zusammenstecken.

Vertraulich miteinander sprechen.

Frz.: Causer bec a bec. (Kritzinger, 65a.)

*569 Die Köpfe zusammenstossen.

Lat.: Capita conferunt.

*570 Diesem Kopfe thut ein Schröpfkopf noth.

Lat.: Caput hoc ventosa cucurbita quaerit. (Juvenal.) (Philippi, I, 73.)

*571 Doa woass ma nit, Kopf oder Oasch. (Steiermark.)

Man weiss nicht, wie man daran ist.

*572 Du hast e anschläg'ge Kopp, dei mot nau Rauschbeck1 ön e Fleschkorw. - Frischbier2, 2135.

1) Rauschbach, Dorf zwischen Heiligenbeil und Mehlsack.

*573 Du hast einen Kopf wie der passauer Tölpel. (Rott-Thal.)

*574 Du hest 'n anschläch'schen Kopp, fällst du van de Trepp, verfehlst du ken Stuff. (Pommern.)

*575 E Kopp wie e Rath(sherr). - Tendlau, 47.

So klug, so scharfsinnig.

*576 Eem deit de Kopp nig meer wee. (Holst.)

Von Verstorbenen

*577 Een'n Kopf brächa. - Sartorius, 170.

Jemandes Eigensinn oder Halsstarrigkeit unterdrücken.

*578 Ein eiserner Kop. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Um ein vorzügliches Gedächtniss zu bezeichnen.

*579 Ein Kopf ohne Hirn.

Lat.: Corpus sine pectore. (Sutor, 925.)

*580 Einem auff dem Kopff dantzen. - Chemnitius, I, 460; Theatrum Diabolorum, 477d.

[Spaltenumbruch] *581 Einem auff dem Kopff sitzen. - Heshusius, I, CCCLXXXIa; Herberger, I, 864.

*582 Einem auff den Kopff steigen. - Herberger, II, 397.

*583 Einem den Kopf bieten. - Grimm, V, 1753, 3b.

Sich ihm zur Wehr stellen. Von solchen Thieren entlehnt, die mit ihren Hörnern Widerstand leisten.

*584 Einem den Kopf gross machen. - Jer. Gotthelf, Jakob, II, 232.

Ihn durch Versprechungen u. dgl. aufblähen.

*585 Einem den Kopf mit ungebrannter Asche zwagen.

*586 Einem den Kopf so weich schlagen als den Bauch.

Frz.: Mettre a quelqu'un la tete a la compote. (Kritzinger, 161a.)

*587 Einem den Kopf streicheln. (Altröm.)

Von Schmeichlern.

*588 Einem den Kopf verkeilen.

Ihm etwas in den Kopf setzen.

*589 Einem den Kopf voll dudeln. (Schles.) - Berndt, 28.

*590 Einem den Kopf vor die Füsse legen. - Sartorius, 170.

Für enthaupten, welche Redensart in der Geschichte der Bauernkriege gewöhnlich ist.

Holl.: Hij legt hem het hoofd voor de voeten. (Harrbomee, I, 327b.)

*591 Einem den Kopf warm machen.

Ihn ungeduldig, zornig machen.

Frz.: Echauffer la bile a quelqu'un. (Kritzinger, 71a.)

*592 Einem den Kopf waschen. (S. Gebet 81, Lauge, Levit und Text.) - Körte, 3499e; Lohrengel, II, 188; Parömiakon, 1160 u. 1463; Braun, I, 1948; für Franken: Frommann, VI, 319, 232.

Ihm derbe Verweise geben. In Pommern: Enen den Kopp waschen. (Dähnert, 249b.) - Den Nonnen musste die Oberin siebenmal im Jahre die Köpfe waschen, wobei wahrscheinlich auch andere Dinge zur Sprache gekommen sein mögen, daher die Redensart. Wahrscheinlich ist aber das Geschäft morgens besorgt worden, da, wie die Italiener behaupten, das Kopfwaschen des Abends sehr schädlich sein soll. - "Als Gott der Welt mit der allgemeinen Sündflut den Kopf so hart gewaschen." (Parömiakon, 1047 u. 1942.)

Frz.: Donner le bal (une danse). - Faire la sauce. - Faire une mercuriale. - Frotter les oreilles. (Masson, 219.) - Il en a eu sur les ongles. - Laver la tete a quelqu'un. (Starschedel, 421.) - Laver la tete sans savon. - On lui a chante sa gamme. - Relever de sentinelle. - Remonter la tete.

It.: Chi tosta vuol morire lavisi il capo la sera, e vada presto a dormire. (Pazzaglia, 223, 7.)

*593 Einem den Kopf zurechtrücken (-setzen). - Körte, 3499d; Braun, I, 1949.

Ihn mit Ernst auf vernünftigere Gedanken bringen. Diese Redensart schreibt sich wahrscheinlich von der sonstigen, man möchte fast sagen, tollen Gewohnheit der Hebammen her, neugeborenen Kindern die weichen Köpfchen nach Belieben zu drücken und also zu formen oder zu rücken. Weiss man nun, wie sehr die Kraft und die Thätigkeit des Geistes von der Gestalt des Kopfes, d. i. des Gehirns, abhängt, so fragt es sich erstens, ob der knechtische Sinn der Vorzeit nicht zunächst in den den Kopf zurechtrückenden Händen jener Hebammen gelegen habe, der liberale Sinn unserer Zeit aber nicht in der Befreiung von jenen Händen liege; es fragt sich ferner, welche ganz andere Gestalt die politische Welt jetzt noch haben würde, wenn die ehemaligen Hebammen in ihrer Kopfrichtkunst nicht gestört worden wären, und endlich ob der unruhige Geist unserer Zeit nicht bald beruhigt werden könnte, wenn man den Hebammen wieder gestattete, den neugeborenen Kindern liberaler Aeltern beizeiten den Kopf zurechtzurücken.

Frz.: Ramener, ranger quelqu'un a la raison. - Remonter la tete a quelqu'un. (Starschedel, 21.)

*594 Einem den Kopff für den Arsch legen. - Luther's Tischr., 419a; Simplic., I, 337.

Frz.: Mettre la tete entre les jambes. (Kritzinger, 677b.)

*595 Einem einen Kopf aufsetzen, den man an den Ohren erkennen wird.

Ihn einen Esel heissen.

*596 Einem etwas an den Kopf werfen.

Unverlangt anbieten, hingeben. "Ein verlaufenes Fräulein, das sich ihm an den Kopf geworfen." (Lessing, I, 593.) "In dieser Gärung schlich mir Daja nach und warf mir ihr Geheimniss an den Kopf." (Lessing, II, 339.)

*597 Einem etwas auf den Kopf schuld geben.

Geradezu, ohne alle Umschweife.

*598 Einem etwas auf den Kopf zusagen.

Geradezu, gerade ins Gesicht, keck und mit aller Bestimmtheit.

[Spaltenumbruch] *553 Der hat seinen Kopf für sich.

Erinnert an die Anekdote von Friedrich dem Grossen im Wachsfigurencabinet und dem Gardisten.

*554 Der hat wol den Kopf im Sack. (Nürtingen.)

*555 Der is vun Kopp bis Fuss nix werth.Tendlau, 402.

*556 Der Kopf brennt (raucht) ihm.

Zur Bezeichnung hoch gesteigerter Lebenswärme infolge innerer Aufregung. Nicht blos die körperliche Thätigkeit der Muskeln, sondern auch die geistige Thätigkeit des Gehirns, die Anstrengung des Denkens erhöht den Verbrennungsprocess, die organische Wärme, wie die Messungen von Davy dargethan. Aber schon lange, ehe man solche Messungen angestellt hatte, sagte, wen ein lebhaftes Nachdenken anhaltend beschäftigt hatte: Der Kopf brennt (raucht) mir. Das Denken ist mit einer erhöhten Thätigkeit des Gehirns, mit einem vermehrten Stoffwechsel, mit einer gesteigerten Wärmebildung verbunden. (L. Büchner, Ueber Wärme und Leben.)

Holl.: Het hoofd rookt mij daarvan. (Harrebomée I, 326b.)

*557 Der Kopf geht ihm mit Grundeis herum. (Ostpreuss.) – Frischbier, 239; Frischbier2, 2126.

Von einem Menschen, der viel Sorge im Kopf hat. (Bock, Idiot. pruss.)

*588 Der Kopf hat ihm lange nicht wehe gethan.

Wenn jemand etwas Gefährliches vor hat, oder nach Prügeln ringt.

*559 Der Kopf ist hin, den Hut hat er noch in Händen.

Die Schande wird geheilt, aber mit einer Narbe.

*560 Der Kopf steht ihm nicht auf der rechten Stelle.

„Scheint es doch, als wenn ihm der Kopf nicht auf der rechten Stelle stände, dazu sühet er sauer, ich weiss nicht, wass ich ihm vor ein Hünel muss ertretten haben.“ (Keller, 142a.)

*561 Der Kopf steht ihm nicht darauf.

Hat keine Lust dazu.

Frz.: Il n'a pas envie. (Starschedel, 421.)

*562 Der Kopf steht ihm nicht recht.

Er ist übler Laune.

Frz.: Il n'est pas bien disposé. (Starschedel, 421.)

Holl.: Het hoofd loopt hem om. – Het hoofd staat altijd niet regt uit. (Harrebomée, I, 326b.)

*563 Der Kopf wird nicht gleich heruntergehen.

*564 Der Kopff, der wil jhm glasset wern.Eyering, I, 503.

*565 Der mag mit dem Kopfe in den Sack kriechen und mit dem Arsche sehen, wenn's Tag wird.

Diese Redensart wurde in der Oberlausitz auf einen jungen dummen Klugsprecher angewendet.

*566 Dess geht m'r im Kopf 'rum.Sartorius, 10.

Dieser Gedanke beschäftigt mich vor allen.

*567 Dess kann i nit aus 'n Kopf 'nausbreng'.Sartorius, 170.

Von diesem Gedanken kann ich nicht frei werden.

*568 Die Köpfe zusammenstecken.

Vertraulich miteinander sprechen.

Frz.: Causer bec à bec. (Kritzinger, 65a.)

*569 Die Köpfe zusammenstossen.

Lat.: Capita conferunt.

*570 Diesem Kopfe thut ein Schröpfkopf noth.

Lat.: Caput hoc ventosa cucurbita quaerit. (Juvenal.) (Philippi, I, 73.)

*571 Doa woass ma nit, Kopf oder Oasch. (Steiermark.)

Man weiss nicht, wie man daran ist.

*572 Du hast e anschläg'ge Kopp, dei mot nau Rûschbeck1 ön e Flêschkorw.Frischbier2, 2135.

1) Rauschbach, Dorf zwischen Heiligenbeil und Mehlsack.

*573 Du hast einen Kopf wie der passauer Tölpel. (Rott-Thal.)

*574 Du hest 'n anschläch'schen Kopp, fällst du van de Trepp, verfehlst du kên Stuff. (Pommern.)

*575 E Kopp wie e Rath(sherr).Tendlau, 47.

So klug, so scharfsinnig.

*576 Eem deit de Kopp nig meer wee. (Holst.)

Von Verstorbenen

*577 Een'n Kopf brächa.Sartorius, 170.

Jemandes Eigensinn oder Halsstarrigkeit unterdrücken.

*578 Ein eiserner Kop. (Jüd.-deutsch. Brody.)

Um ein vorzügliches Gedächtniss zu bezeichnen.

*579 Ein Kopf ohne Hirn.

Lat.: Corpus sine pectore. (Sutor, 925.)

*580 Einem auff dem Kopff dantzen.Chemnitius, I, 460; Theatrum Diabolorum, 477d.

[Spaltenumbruch] *581 Einem auff dem Kopff sitzen.Heshusius, I, CCCLXXXIa; Herberger, I, 864.

*582 Einem auff den Kopff steigen.Herberger, II, 397.

*583 Einem den Kopf bieten.Grimm, V, 1753, 3b.

Sich ihm zur Wehr stellen. Von solchen Thieren entlehnt, die mit ihren Hörnern Widerstand leisten.

*584 Einem den Kopf gross machen.Jer. Gotthelf, Jakob, II, 232.

Ihn durch Versprechungen u. dgl. aufblähen.

*585 Einem den Kopf mit ungebrannter Asche zwagen.

*586 Einem den Kopf so weich schlagen als den Bauch.

Frz.: Mettre à quelqu'un la tête à la compôte. (Kritzinger, 161a.)

*587 Einem den Kopf streicheln. (Altröm.)

Von Schmeichlern.

*588 Einem den Kopf verkeilen.

Ihm etwas in den Kopf setzen.

*589 Einem den Kopf voll dudeln. (Schles.) – Berndt, 28.

*590 Einem den Kopf vor die Füsse legen.Sartorius, 170.

Für enthaupten, welche Redensart in der Geschichte der Bauernkriege gewöhnlich ist.

Holl.: Hij legt hem het hoofd voor de voeten. (Harrbomée, I, 327b.)

*591 Einem den Kopf warm machen.

Ihn ungeduldig, zornig machen.

Frz.: Échauffer la bile à quelqu'un. (Kritzinger, 71a.)

*592 Einem den Kopf waschen. (S. Gebet 81, Lauge, Levit und Text.) – Körte, 3499e; Lohrengel, II, 188; Parömiakon, 1160 u. 1463; Braun, I, 1948; für Franken: Frommann, VI, 319, 232.

Ihm derbe Verweise geben. In Pommern: Enen den Kopp waschen. (Dähnert, 249b.) – Den Nonnen musste die Oberin siebenmal im Jahre die Köpfe waschen, wobei wahrscheinlich auch andere Dinge zur Sprache gekommen sein mögen, daher die Redensart. Wahrscheinlich ist aber das Geschäft morgens besorgt worden, da, wie die Italiener behaupten, das Kopfwaschen des Abends sehr schädlich sein soll. – „Als Gott der Welt mit der allgemeinen Sündflut den Kopf so hart gewaschen.“ (Parömiakon, 1047 u. 1942.)

Frz.: Donner le bal (une danse). – Faire la sauce. – Faire une mercuriale. – Frotter les oreilles. (Masson, 219.) – Il en a eu sur les ongles. – Laver la tête à quelqu'un. (Starschedel, 421.) – Laver la tête sans savon. – On lui a chanté sa gamme. – Relever de sentinelle. – Remonter la tête.

It.: Chi tosta vuol morire lavisi il capo la sera, e vada presto a dormire. (Pazzaglia, 223, 7.)

*593 Einem den Kopf zurechtrücken (-setzen).Körte, 3499d; Braun, I, 1949.

Ihn mit Ernst auf vernünftigere Gedanken bringen. Diese Redensart schreibt sich wahrscheinlich von der sonstigen, man möchte fast sagen, tollen Gewohnheit der Hebammen her, neugeborenen Kindern die weichen Köpfchen nach Belieben zu drücken und also zu formen oder zu rücken. Weiss man nun, wie sehr die Kraft und die Thätigkeit des Geistes von der Gestalt des Kopfes, d. i. des Gehirns, abhängt, so fragt es sich erstens, ob der knechtische Sinn der Vorzeit nicht zunächst in den den Kopf zurechtrückenden Händen jener Hebammen gelegen habe, der liberale Sinn unserer Zeit aber nicht in der Befreiung von jenen Händen liege; es fragt sich ferner, welche ganz andere Gestalt die politische Welt jetzt noch haben würde, wenn die ehemaligen Hebammen in ihrer Kopfrichtkunst nicht gestört worden wären, und endlich ob der unruhige Geist unserer Zeit nicht bald beruhigt werden könnte, wenn man den Hebammen wieder gestattete, den neugeborenen Kindern liberaler Aeltern beizeiten den Kopf zurechtzurücken.

Frz.: Ramener, ranger quelqu'un à la raison. – Remonter la tête à quelqu'un. (Starschedel, 21.)

*594 Einem den Kopff für den Arsch legen.Luther's Tischr., 419a; Simplic., I, 337.

Frz.: Mettre la tête entre les jambes. (Kritzinger, 677b.)

*595 Einem einen Kopf aufsetzen, den man an den Ohren erkennen wird.

Ihn einen Esel heissen.

*596 Einem etwas an den Kopf werfen.

Unverlangt anbieten, hingeben. „Ein verlaufenes Fräulein, das sich ihm an den Kopf geworfen.“ (Lessing, I, 593.) „In dieser Gärung schlich mir Daja nach und warf mir ihr Geheimniss an den Kopf.“ (Lessing, II, 339.)

*597 Einem etwas auf den Kopf schuld geben.

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*598 Einem etwas auf den Kopf zusagen.

Geradezu, gerade ins Gesicht, keck und mit aller Bestimmtheit.

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[[762]/0768] *553 Der hat seinen Kopf für sich. Erinnert an die Anekdote von Friedrich dem Grossen im Wachsfigurencabinet und dem Gardisten. *554 Der hat wol den Kopf im Sack. (Nürtingen.) *555 Der is vun Kopp bis Fuss nix werth. – Tendlau, 402. *556 Der Kopf brennt (raucht) ihm. Zur Bezeichnung hoch gesteigerter Lebenswärme infolge innerer Aufregung. Nicht blos die körperliche Thätigkeit der Muskeln, sondern auch die geistige Thätigkeit des Gehirns, die Anstrengung des Denkens erhöht den Verbrennungsprocess, die organische Wärme, wie die Messungen von Davy dargethan. Aber schon lange, ehe man solche Messungen angestellt hatte, sagte, wen ein lebhaftes Nachdenken anhaltend beschäftigt hatte: Der Kopf brennt (raucht) mir. Das Denken ist mit einer erhöhten Thätigkeit des Gehirns, mit einem vermehrten Stoffwechsel, mit einer gesteigerten Wärmebildung verbunden. (L. Büchner, Ueber Wärme und Leben.) Holl.: Het hoofd rookt mij daarvan. (Harrebomée I, 326b.) *557 Der Kopf geht ihm mit Grundeis herum. (Ostpreuss.) – Frischbier, 239; Frischbier2, 2126. Von einem Menschen, der viel Sorge im Kopf hat. (Bock, Idiot. pruss.) *588 Der Kopf hat ihm lange nicht wehe gethan. Wenn jemand etwas Gefährliches vor hat, oder nach Prügeln ringt. *559 Der Kopf ist hin, den Hut hat er noch in Händen. Die Schande wird geheilt, aber mit einer Narbe. *560 Der Kopf steht ihm nicht auf der rechten Stelle. „Scheint es doch, als wenn ihm der Kopf nicht auf der rechten Stelle stände, dazu sühet er sauer, ich weiss nicht, wass ich ihm vor ein Hünel muss ertretten haben.“ (Keller, 142a.) *561 Der Kopf steht ihm nicht darauf. Hat keine Lust dazu. Frz.: Il n'a pas envie. (Starschedel, 421.) *562 Der Kopf steht ihm nicht recht. Er ist übler Laune. Frz.: Il n'est pas bien disposé. (Starschedel, 421.) Holl.: Het hoofd loopt hem om. – Het hoofd staat altijd niet regt uit. (Harrebomée, I, 326b.) *563 Der Kopf wird nicht gleich heruntergehen. *564 Der Kopff, der wil jhm glasset wern. – Eyering, I, 503. *565 Der mag mit dem Kopfe in den Sack kriechen und mit dem Arsche sehen, wenn's Tag wird. Diese Redensart wurde in der Oberlausitz auf einen jungen dummen Klugsprecher angewendet. *566 Dess geht m'r im Kopf 'rum. – Sartorius, 10. Dieser Gedanke beschäftigt mich vor allen. *567 Dess kann i nit aus 'n Kopf 'nausbreng'. – Sartorius, 170. Von diesem Gedanken kann ich nicht frei werden. *568 Die Köpfe zusammenstecken. Vertraulich miteinander sprechen. Frz.: Causer bec à bec. (Kritzinger, 65a.) *569 Die Köpfe zusammenstossen. Lat.: Capita conferunt. *570 Diesem Kopfe thut ein Schröpfkopf noth. Lat.: Caput hoc ventosa cucurbita quaerit. (Juvenal.) (Philippi, I, 73.) *571 Doa woass ma nit, Kopf oder Oasch. (Steiermark.) Man weiss nicht, wie man daran ist. *572 Du hast e anschläg'ge Kopp, dei mot nau Rûschbeck1 ön e Flêschkorw. – Frischbier2, 2135. 1) Rauschbach, Dorf zwischen Heiligenbeil und Mehlsack. *573 Du hast einen Kopf wie der passauer Tölpel. (Rott-Thal.) *574 Du hest 'n anschläch'schen Kopp, fällst du van de Trepp, verfehlst du kên Stuff. (Pommern.) *575 E Kopp wie e Rath(sherr). – Tendlau, 47. So klug, so scharfsinnig. *576 Eem deit de Kopp nig meer wee. (Holst.) Von Verstorbenen *577 Een'n Kopf brächa. – Sartorius, 170. Jemandes Eigensinn oder Halsstarrigkeit unterdrücken. *578 Ein eiserner Kop. (Jüd.-deutsch. Brody.) Um ein vorzügliches Gedächtniss zu bezeichnen. *579 Ein Kopf ohne Hirn. Lat.: Corpus sine pectore. (Sutor, 925.) *580 Einem auff dem Kopff dantzen. – Chemnitius, I, 460; Theatrum Diabolorum, 477d. *581 Einem auff dem Kopff sitzen. – Heshusius, I, CCCLXXXIa; Herberger, I, 864. *582 Einem auff den Kopff steigen. – Herberger, II, 397. *583 Einem den Kopf bieten. – Grimm, V, 1753, 3b. Sich ihm zur Wehr stellen. Von solchen Thieren entlehnt, die mit ihren Hörnern Widerstand leisten. *584 Einem den Kopf gross machen. – Jer. Gotthelf, Jakob, II, 232. Ihn durch Versprechungen u. dgl. aufblähen. *585 Einem den Kopf mit ungebrannter Asche zwagen. *586 Einem den Kopf so weich schlagen als den Bauch. Frz.: Mettre à quelqu'un la tête à la compôte. (Kritzinger, 161a.) *587 Einem den Kopf streicheln. (Altröm.) Von Schmeichlern. *588 Einem den Kopf verkeilen. Ihm etwas in den Kopf setzen. *589 Einem den Kopf voll dudeln. (Schles.) – Berndt, 28. *590 Einem den Kopf vor die Füsse legen. – Sartorius, 170. Für enthaupten, welche Redensart in der Geschichte der Bauernkriege gewöhnlich ist. Holl.: Hij legt hem het hoofd voor de voeten. (Harrbomée, I, 327b.) *591 Einem den Kopf warm machen. Ihn ungeduldig, zornig machen. Frz.: Échauffer la bile à quelqu'un. (Kritzinger, 71a.) *592 Einem den Kopf waschen. (S. Gebet 81, Lauge, Levit und Text.) – Körte, 3499e; Lohrengel, II, 188; Parömiakon, 1160 u. 1463; Braun, I, 1948; für Franken: Frommann, VI, 319, 232. Ihm derbe Verweise geben. In Pommern: Enen den Kopp waschen. (Dähnert, 249b.) – Den Nonnen musste die Oberin siebenmal im Jahre die Köpfe waschen, wobei wahrscheinlich auch andere Dinge zur Sprache gekommen sein mögen, daher die Redensart. Wahrscheinlich ist aber das Geschäft morgens besorgt worden, da, wie die Italiener behaupten, das Kopfwaschen des Abends sehr schädlich sein soll. – „Als Gott der Welt mit der allgemeinen Sündflut den Kopf so hart gewaschen.“ (Parömiakon, 1047 u. 1942.) Frz.: Donner le bal (une danse). – Faire la sauce. – Faire une mercuriale. – Frotter les oreilles. (Masson, 219.) – Il en a eu sur les ongles. – Laver la tête à quelqu'un. (Starschedel, 421.) – Laver la tête sans savon. – On lui a chanté sa gamme. – Relever de sentinelle. – Remonter la tête. It.: Chi tosta vuol morire lavisi il capo la sera, e vada presto a dormire. (Pazzaglia, 223, 7.) *593 Einem den Kopf zurechtrücken (-setzen). – Körte, 3499d; Braun, I, 1949. Ihn mit Ernst auf vernünftigere Gedanken bringen. Diese Redensart schreibt sich wahrscheinlich von der sonstigen, man möchte fast sagen, tollen Gewohnheit der Hebammen her, neugeborenen Kindern die weichen Köpfchen nach Belieben zu drücken und also zu formen oder zu rücken. Weiss man nun, wie sehr die Kraft und die Thätigkeit des Geistes von der Gestalt des Kopfes, d. i. des Gehirns, abhängt, so fragt es sich erstens, ob der knechtische Sinn der Vorzeit nicht zunächst in den den Kopf zurechtrückenden Händen jener Hebammen gelegen habe, der liberale Sinn unserer Zeit aber nicht in der Befreiung von jenen Händen liege; es fragt sich ferner, welche ganz andere Gestalt die politische Welt jetzt noch haben würde, wenn die ehemaligen Hebammen in ihrer Kopfrichtkunst nicht gestört worden wären, und endlich ob der unruhige Geist unserer Zeit nicht bald beruhigt werden könnte, wenn man den Hebammen wieder gestattete, den neugeborenen Kindern liberaler Aeltern beizeiten den Kopf zurechtzurücken. Frz.: Ramener, ranger quelqu'un à la raison. – Remonter la tête à quelqu'un. (Starschedel, 21.) *594 Einem den Kopff für den Arsch legen. – Luther's Tischr., 419a; Simplic., I, 337. Frz.: Mettre la tête entre les jambes. (Kritzinger, 677b.) *595 Einem einen Kopf aufsetzen, den man an den Ohren erkennen wird. Ihn einen Esel heissen. *596 Einem etwas an den Kopf werfen. Unverlangt anbieten, hingeben. „Ein verlaufenes Fräulein, das sich ihm an den Kopf geworfen.“ (Lessing, I, 593.) „In dieser Gärung schlich mir Daja nach und warf mir ihr Geheimniss an den Kopf.“ (Lessing, II, 339.) *597 Einem etwas auf den Kopf schuld geben. Geradezu, ohne alle Umschweife. *598 Einem etwas auf den Kopf zusagen. Geradezu, gerade ins Gesicht, keck und mit aller Bestimmtheit.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [762]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/768>, abgerufen am 29.06.2024.