Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] zerreissen, gebildetes Diminutiv. Sinn: Wie Kleider Leute machen, d. i. ihnen in den Augen anderer mehr Werth und Geltung verschaffen, so sind auch die (kleinen) Löcher in den Kleidern gleichsam Läuse, d. h. dasjenige, was sie verunziert und entstellt. 135 Kleider aus, Kleider an, essen, trinken, schlafen gahn ist die Arbeit, so die Orden1 ha'n. - Henisch, 949, 30; Petri, II, 422; Pistor., X, 63; Reinsberg V, 60; Hesekiel, 10; Bilderbeck's Deutscher Reichsstaat, II, 34. 1) Die Deutsche Romanzeitung (III, 40, 314) sagt dafür weniger allgemein: Deutschherren, deutsche Ritter; noch allgemeiner dagegen heisst es auch: die grossen Herren. 136 Kleider ehren den Mann nicht, aber der Mann ehrt das Kleid. - Müller, 31, 8. Ganz entgegengesetzt sagt der Italiener: I vestimenti fanno onore. Ung.: Penz emberseg, ruha tisztesseg. 137 Kleider machen den (einen) Mann. - Petri, II, 422; Lehmann, II, 313, 35; Gaal, 1018. Dän.: Klederne skaber manden, enten til held eller uheld. (Prov. dan., 348.) Holl.: Het kleed maakt den boer gezien. (Harrebomee, I, 412a.) 138 Kleider machen Ehre. 139 Kleider machen keinen Doctor. Der Professor H. Busch glaubte zu bemerken, dass ihn die Leute in seinen alltäglichen Kleidern über die Achseln ansahen. Er nahm daher seine Feiertagskleidung und ging so auf den Markt. Sogleich zog man den Hut vor ihm ab. Da er wieder in seine Stube kam, warf er die Kleider von sich und sprang mit beiden Füssen darauf. "Bist du denn der Dr. Busch, rief er, oder bin ich es?" (Einfälle, 67.) 140 Kleider machen Leut. - Agricola II, 144; Lehmann, 424, 30; Eyering, III, 144; Hollenberg, III, 8; Gaal, 1018; Beyer, II, 334; Hermann, I, 18; Pisansky, 165; Ramann, Unterr., I, 8; Günther, 49; Schulze, 52; Siebenkees, 232; Steiger, 456; Struve, II, 35; Mayer, I, 214; Körte, 3419; Eiselein, 380; Simrock, 5720; Venedey, 140; Lohrengel, I, 442; Goldschmidt, 143; Reinsberg III, 67; Neue Monatsschrift (Jauer 1802), S. 151; für Waldeck: Curtze, 328, 161 u. 364, 611. Dies Sprichwort ist nicht blos eine satirische Bemerkung, es enthält auch eine moralische Wahrheit; wie das Gesicht, ist auch der Anzug gewissermassen der Spiegel der Seele. Auch hat die Kleidertracht wirklich Einfluss auf den Menschen und auf das Schicksal der Staaten. In der Zeit der Perrüken, der Reifröcke, langen Schösse und Schnabelschuhe hätte kein Mensch an Reformen und Revolutionen gedacht. Ein grosser Beweis, wie stark die Kleidung auf den innern Menschen wirkt, ist die Leichtigkeit, mit der man ganzen Regimentern der ungleichartigsten Menschen oft die grössten Dummheiten in den Kopf setzen kann. Man gehe in ein Bier- oder Kaffeehaus und versuche das Nämliche mit den einfältigsten Spiessbürgern und sehe, ob es gelingen werde. Böhm.:Saty delaji lidi a hadry (kloci) vsi. (Celakovsky, 288.) Holl.: De kleederen maken den man. (Bohn I, 305.) It.: Gli uomini fanno la roba, e non la roba gli uomini. - Vesti una colonna e par una donna. (Gaal, 659 u. 1018.) Lat.: Causidicum vendit purpura. (Schamelius, II, 52.) - Habitus virum indicat. (Binder II, 462 u. 1272; Buchler, 61.) - Vir bene vestitus vir creditur esse peritus. (Binder II, 3554; Philippi, II, 252.) Span.: Del habito se juzga la persona. 141 Kleider machen leut, lumpen machen leuss. - Franck, II, 20a; Gruter, I, 53; Lehmann, II, 313, 36; Eiselein, 381; Braun, I, 1868. Der ausserordentliche Einfluss der Kleider auf das Urtheil der Leute ist bei allen Völkern sprichwörtlich anerkannt. Die Venetier behaupten: Auch ein Besen kann angezogen gut aussehen. Eine Säule kleide an, schöne Dame scheint sie dann. Kleid' einen Baum, er scheint ein Christ. Kleid' einen Pfahl, er scheint ein Cardinal. Die Toscaner: Kleid' eine Säule, sie scheint eine Fräule. Kleide ein Rohr, so stellt es eine grosse Dame vor. Sogar afrikanische Neger sagen: Kleid ist Mensch. (Reinsberg III, 67.) Die Bergamasken: Kleide einen Klotz, es scheint ein schöner (junger) Mann. Kleide einen Besen, so scheint er eine schöne Dame. Die Franzosen: Putz' einen Strauch, er scheint ein Baron. Die Esten: Lege Schmuck um einen Baumstubbe, so ist sie schön. (Reinsberg I, 48.) 142 Kleider machen Leute, Pfaffen machen Bräute. Seit Rabener's (IV, 2) bekannter satirischer Behandlung dieses Sprichworts ist es in ähnlicher humoristischer Weise von Friedrich in dessen Satirischen Schriften, von Saphir, ferner von Dr. Lindner in den Humoristischen Abenden behandelt worden. Die Betrachtung des letztern findet sich auch in dem Humoristischkomischen Witz- und Caricaturen-Pfennigmagazin (Leipzig, 1. Lfg., S. 43-56). [Spaltenumbruch] 143 Kleider machen Leute, Schuhe den Soldaten. 144 Kleider mit Tressen und nichts zu essen. Die Basken: Hannchen hat ihr Kleid von feinem Tuch, aber ihre Mahlzeit sind Bohnen, ihre Suppe ist mager und schmuzig wie Spülwasser. (Reinsberg I, 155.) 145 Kleider müssen getragen sein, es kommen sonst die schaben (Motten) drein. - Lehmann, 425, 50; Petri, II, 208; Körte, 3428; Braun, I, 1869. 146 Kleider, red vnd Gang entdecken des Menschen gemüth. - Lehmann, 917, 12. 147 Kleider seind kalt, aber sie empfangen die Werm von dem, der sie tregt. - Lehmann, 123, 27. "Vnd durch die empfangene Wärm erhalten sie den Leib; also ist ein Diener als ein Kleid seines Herrn, so jhm der Herr die werm, hitz vnnd krafft gibt, go kann er dess Herrn wesen, standt vnnd Reputation alss ein schön vnnd gut Kleidt wieder erwermen vnderhalten." 148 Kleider sind der Mann, wer sie hat, der leg sie an. - Petri, II, 422. 149 Kleider sind die Leute. - Theatrum Diabolorum, 405b. 150 Kleider und lange Kutten machen keinen Mönch fromm. 151 Kleider und Sitten verändern sich oft. Dän.: Kleder og saeder forandres ofte. (Prov. dan., 347.) 152 Kleider verdammen nit, machen auch nit selig. - Lehmann, 423, 9. Dän.: Kleder fordömmer eller salig giör ingen. (Prov. dan., 347.) 153 Kleider vnd Leuth gehen zugleich ins Alter. - Lehmann, 425, 53. 154 Kleider vnd Sitten seind wandelbar, gehen ab vnd kommen wieder. - Lehmann, 178, 56. 155 Kleider zieren d' Leut' und d' Lumpen ziegen (ziehen) Läus'. (Nürtingen.) 156 Kleider zieren einen Mann; wer sie hat, der zieh' sie an. Engl.: Fair feathers make fair fowls. (Gaal, 1078.) Frz.: La belle plume fait le bel oiseau. (Kritzinger, 544a.) - Si l'habit ne fait pas l'homme, du moins il le pare. (Cahier, 843.) It.: I panni rifanno le stanghe. - I vestimenti fanno onore. (Gaal, 1018.) Ung.: Penz emberseg, ruha tisztesseg. (Gaal, 1018.) 157 Kleyder, die lang seyn, hindern am Leib, Reichthumb aber an der Seele. - Lehmann, II, 313, 38. 158 Kleyder fressen die schaben (Motten), Sorg die hertzen vnd den neidthart sein eygen neid. - Franck, I, 82b; Egenolff, 341b; Gruter, I, 53; Lehmann, 718, 3; Petri, II, 422; Sailer, 92; Simrock, 5725; Lohrengel, I, 441; Körte, 3424; Braun, I, 1871. 159 Kostbare Kleider bedecken oft einen hungrigen Bauch. - Winckler, XI, 45. Böhm.: Na brichu hedvabi susti, a bricho pisti. (Celakovsky, 98.) Lat.: Alae Thessalorum. (Seybold, 16.) 160 Köstliche kleider erfordern viel gelts vnd tragen nichts ein. - Lehmann, 425, 48. Sie erregen nicht einmal die Achtung verständiger Menschen, eher das Gegentheil. Dän.: Megen pragt giör foragt. - Pragt i klaeder, mindst haeder. (Prov. dan., 458.) 161 Lang kleyder, kurtzer mut. - Franck, I, 81b; Egenolff, 340b. Holl.: Lange kleeren, korte zinnen. (Harrebomee, I, 412b.) 162 Lange Kleider, kurzen Verstand haben die Weiber bei uns zu Land. - Pistor., VIII, 62. Lat.: Foemina praelongis amicit sua corpora pannis, sub quibus assuevit mens latitare brevis. - Sub longis tunicis brevis est animus mulieris. Lit.: Moterisskes ilgas Rubas, trumpas Umas. 163 Lange Kleider schützen wohl. Holl.: Lange kleeren dekken wel. ( Harrebomee, I, 412b.) 164 Lange kleyder, kurtzer synn. - Agricola I, 203; Egenolff, 116b; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Sailer, 80; Schottel, 1132a; Simrock, 5732; Körte, 3427. Wankelmüthigkeit ist ein Hauptzug im weiblichen Charakter. Lat.: Varium et mutabile semper foemina. (Virgil.) (Philippi, II, 241.) 165 Lank Kleder, kurz Sän; däk Schädel, näst drän. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 832.
[Spaltenumbruch] zerreissen, gebildetes Diminutiv. Sinn: Wie Kleider Leute machen, d. i. ihnen in den Augen anderer mehr Werth und Geltung verschaffen, so sind auch die (kleinen) Löcher in den Kleidern gleichsam Läuse, d. h. dasjenige, was sie verunziert und entstellt. 135 Kleider aus, Kleider an, essen, trinken, schlafen gahn ist die Arbeit, so die Orden1 ha'n. – Henisch, 949, 30; Petri, II, 422; Pistor., X, 63; Reinsberg V, 60; Hesekiel, 10; Bilderbeck's Deutscher Reichsstaat, II, 34. 1) Die Deutsche Romanzeitung (III, 40, 314) sagt dafür weniger allgemein: Deutschherren, deutsche Ritter; noch allgemeiner dagegen heisst es auch: die grossen Herren. 136 Kleider ehren den Mann nicht, aber der Mann ehrt das Kleid. – Müller, 31, 8. Ganz entgegengesetzt sagt der Italiener: I vestimenti fanno onore. Ung.: Pénz emberség, ruha tisztesség. 137 Kleider machen den (einen) Mann. – Petri, II, 422; Lehmann, II, 313, 35; Gaal, 1018. Dän.: Klederne skaber manden, enten til held eller uheld. (Prov. dan., 348.) Holl.: Het kleed maakt den boer gezien. (Harrebomée, I, 412a.) 138 Kleider machen Ehre. 139 Kleider machen keinen Doctor. Der Professor H. Busch glaubte zu bemerken, dass ihn die Leute in seinen alltäglichen Kleidern über die Achseln ansahen. Er nahm daher seine Feiertagskleidung und ging so auf den Markt. Sogleich zog man den Hut vor ihm ab. Da er wieder in seine Stube kam, warf er die Kleider von sich und sprang mit beiden Füssen darauf. „Bist du denn der Dr. Busch, rief er, oder bin ich es?“ (Einfälle, 67.) 140 Kleider machen Leut. – Agricola II, 144; Lehmann, 424, 30; Eyering, III, 144; Hollenberg, III, 8; Gaal, 1018; Beyer, II, 334; Hermann, I, 18; Pisansky, 165; Ramann, Unterr., I, 8; Günther, 49; Schulze, 52; Siebenkees, 232; Steiger, 456; Struve, II, 35; Mayer, I, 214; Körte, 3419; Eiselein, 380; Simrock, 5720; Venedey, 140; Lohrengel, I, 442; Goldschmidt, 143; Reinsberg III, 67; Neue Monatsschrift (Jauer 1802), S. 151; für Waldeck: Curtze, 328, 161 u. 364, 611. Dies Sprichwort ist nicht blos eine satirische Bemerkung, es enthält auch eine moralische Wahrheit; wie das Gesicht, ist auch der Anzug gewissermassen der Spiegel der Seele. Auch hat die Kleidertracht wirklich Einfluss auf den Menschen und auf das Schicksal der Staaten. In der Zeit der Perrüken, der Reifröcke, langen Schösse und Schnabelschuhe hätte kein Mensch an Reformen und Revolutionen gedacht. Ein grosser Beweis, wie stark die Kleidung auf den innern Menschen wirkt, ist die Leichtigkeit, mit der man ganzen Regimentern der ungleichartigsten Menschen oft die grössten Dummheiten in den Kopf setzen kann. Man gehe in ein Bier- oder Kaffeehaus und versuche das Nämliche mit den einfältigsten Spiessbürgern und sehe, ob es gelingen werde. Böhm.:Šaty dĕlaji lidi a hadry (kloci) vši. (Čelakovsky, 288.) Holl.: De kleederen maken den man. (Bohn I, 305.) It.: Gli uomini fanno la roba, e non la roba gli uomini. – Vesti una colonna e par una donna. (Gaal, 659 u. 1018.) Lat.: Causidicum vendit purpura. (Schamelius, II, 52.) – Habitus virum indicat. (Binder II, 462 u. 1272; Buchler, 61.) – Vir bene vestitus vir creditur esse peritus. (Binder II, 3554; Philippi, II, 252.) Span.: Del hábito se juzga la persona. 141 Kleider machen leut, lumpen machen leuss. – Franck, II, 20a; Gruter, I, 53; Lehmann, II, 313, 36; Eiselein, 381; Braun, I, 1868. Der ausserordentliche Einfluss der Kleider auf das Urtheil der Leute ist bei allen Völkern sprichwörtlich anerkannt. Die Venetier behaupten: Auch ein Besen kann angezogen gut aussehen. Eine Säule kleide an, schöne Dame scheint sie dann. Kleid' einen Baum, er scheint ein Christ. Kleid' einen Pfahl, er scheint ein Cardinal. Die Toscaner: Kleid' eine Säule, sie scheint eine Fräule. Kleide ein Rohr, so stellt es eine grosse Dame vor. Sogar afrikanische Neger sagen: Kleid ist Mensch. (Reinsberg III, 67.) Die Bergamasken: Kleide einen Klotz, es scheint ein schöner (junger) Mann. Kleide einen Besen, so scheint er eine schöne Dame. Die Franzosen: Putz' einen Strauch, er scheint ein Baron. Die Esten: Lege Schmuck um einen Baumstubbe, so ist sie schön. (Reinsberg I, 48.) 142 Kleider machen Leute, Pfaffen machen Bräute. Seit Rabener's (IV, 2) bekannter satirischer Behandlung dieses Sprichworts ist es in ähnlicher humoristischer Weise von Friedrich in dessen Satirischen Schriften, von Saphir, ferner von Dr. Lindner in den Humoristischen Abenden behandelt worden. Die Betrachtung des letztern findet sich auch in dem Humoristischkomischen Witz- und Caricaturen-Pfennigmagazin (Leipzig, 1. Lfg., S. 43-56). [Spaltenumbruch] 143 Kleider machen Leute, Schuhe den Soldaten. 144 Kleider mit Tressen und nichts zu essen. Die Basken: Hannchen hat ihr Kleid von feinem Tuch, aber ihre Mahlzeit sind Bohnen, ihre Suppe ist mager und schmuzig wie Spülwasser. (Reinsberg I, 155.) 145 Kleider müssen getragen sein, es kommen sonst die schaben (Motten) drein. – Lehmann, 425, 50; Petri, II, 208; Körte, 3428; Braun, I, 1869. 146 Kleider, red vnd Gang entdecken des Menschen gemüth. – Lehmann, 917, 12. 147 Kleider seind kalt, aber sie empfangen die Werm von dem, der sie tregt. – Lehmann, 123, 27. „Vnd durch die empfangene Wärm erhalten sie den Leib; also ist ein Diener als ein Kleid seines Herrn, so jhm der Herr die werm, hitz vnnd krafft gibt, go kann er dess Herrn wesen, standt vnnd Reputation alss ein schön vnnd gut Kleidt wieder erwermen vnderhalten.“ 148 Kleider sind der Mann, wer sie hat, der leg sie an. – Petri, II, 422. 149 Kleider sind die Leute. – Theatrum Diabolorum, 405b. 150 Kleider und lange Kutten machen keinen Mönch fromm. 151 Kleider und Sitten verändern sich oft. Dän.: Kleder og sæder forandres ofte. (Prov. dan., 347.) 152 Kleider verdammen nit, machen auch nit selig. – Lehmann, 423, 9. 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(Harrebomée, I, 412b.) 162 Lange Kleider, kurzen Verstand haben die Weiber bei uns zu Land. – Pistor., VIII, 62. Lat.: Foemina praelongis amicit sua corpora pannis, sub quibus assuevit mens latitare brevis. – Sub longis tunicis brevis est animus mulieris. Lit.: Moterisskês ilgas Rubas, trumpas Umas. 163 Lange Kleider schützen wohl. Holl.: Lange kleêren dekken wel. ( Harrebomée, I, 412b.) 164 Lange kleyder, kurtzer synn. – Agricola I, 203; Egenolff, 116b; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Sailer, 80; Schottel, 1132a; Simrock, 5732; Körte, 3427. Wankelmüthigkeit ist ein Hauptzug im weiblichen Charakter. Lat.: Varium et mutabile semper foemina. (Virgil.) (Philippi, II, 241.) 165 Lank Klêder, kurz Sän; däk Schädel, näst drän. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 832.
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zerreissen, gebildetes Diminutiv. Sinn: Wie Kleider Leute machen, d. i. ihnen in den Augen anderer mehr Werth und Geltung verschaffen, so sind auch die (kleinen) Löcher in den Kleidern gleichsam Läuse, d. h. dasjenige, was sie verunziert und entstellt.
135 Kleider aus, Kleider an, essen, trinken, schlafen gahn ist die Arbeit, so die Orden1 ha'n. – Henisch, 949, 30; Petri, II, 422; Pistor., X, 63; Reinsberg V, 60; Hesekiel, 10; Bilderbeck's Deutscher Reichsstaat, II, 34.
1) Die Deutsche Romanzeitung (III, 40, 314) sagt dafür weniger allgemein: Deutschherren, deutsche Ritter; noch allgemeiner dagegen heisst es auch: die grossen Herren.
136 Kleider ehren den Mann nicht, aber der Mann ehrt das Kleid. – Müller, 31, 8.
Ganz entgegengesetzt sagt der Italiener: I vestimenti fanno onore.
Ung.: Pénz emberség, ruha tisztesség.
137 Kleider machen den (einen) Mann. – Petri, II, 422; Lehmann, II, 313, 35; Gaal, 1018.
Dän.: Klederne skaber manden, enten til held eller uheld. (Prov. dan., 348.)
Holl.: Het kleed maakt den boer gezien. (Harrebomée, I, 412a.)
138 Kleider machen Ehre.
139 Kleider machen keinen Doctor.
Der Professor H. Busch glaubte zu bemerken, dass ihn die Leute in seinen alltäglichen Kleidern über die Achseln ansahen. Er nahm daher seine Feiertagskleidung und ging so auf den Markt. Sogleich zog man den Hut vor ihm ab. Da er wieder in seine Stube kam, warf er die Kleider von sich und sprang mit beiden Füssen darauf. „Bist du denn der Dr. Busch, rief er, oder bin ich es?“ (Einfälle, 67.)
140 Kleider machen Leut. – Agricola II, 144; Lehmann, 424, 30; Eyering, III, 144; Hollenberg, III, 8; Gaal, 1018; Beyer, II, 334; Hermann, I, 18; Pisansky, 165; Ramann, Unterr., I, 8; Günther, 49; Schulze, 52; Siebenkees, 232; Steiger, 456; Struve, II, 35; Mayer, I, 214; Körte, 3419; Eiselein, 380; Simrock, 5720; Venedey, 140; Lohrengel, I, 442; Goldschmidt, 143; Reinsberg III, 67; Neue Monatsschrift (Jauer 1802), S. 151; für Waldeck: Curtze, 328, 161 u. 364, 611.
Dies Sprichwort ist nicht blos eine satirische Bemerkung, es enthält auch eine moralische Wahrheit; wie das Gesicht, ist auch der Anzug gewissermassen der Spiegel der Seele. Auch hat die Kleidertracht wirklich Einfluss auf den Menschen und auf das Schicksal der Staaten. In der Zeit der Perrüken, der Reifröcke, langen Schösse und Schnabelschuhe hätte kein Mensch an Reformen und Revolutionen gedacht. Ein grosser Beweis, wie stark die Kleidung auf den innern Menschen wirkt, ist die Leichtigkeit, mit der man ganzen Regimentern der ungleichartigsten Menschen oft die grössten Dummheiten in den Kopf setzen kann. Man gehe in ein Bier- oder Kaffeehaus und versuche das Nämliche mit den einfältigsten Spiessbürgern und sehe, ob es gelingen werde.
Böhm.:Šaty dĕlaji lidi a hadry (kloci) vši. (Čelakovsky, 288.)
Holl.: De kleederen maken den man. (Bohn I, 305.)
It.: Gli uomini fanno la roba, e non la roba gli uomini. – Vesti una colonna e par una donna. (Gaal, 659 u. 1018.)
Lat.: Causidicum vendit purpura. (Schamelius, II, 52.) – Habitus virum indicat. (Binder II, 462 u. 1272; Buchler, 61.) – Vir bene vestitus vir creditur esse peritus. (Binder II, 3554; Philippi, II, 252.)
Span.: Del hábito se juzga la persona.
141 Kleider machen leut, lumpen machen leuss. – Franck, II, 20a; Gruter, I, 53; Lehmann, II, 313, 36; Eiselein, 381; Braun, I, 1868.
Der ausserordentliche Einfluss der Kleider auf das Urtheil der Leute ist bei allen Völkern sprichwörtlich anerkannt. Die Venetier behaupten: Auch ein Besen kann angezogen gut aussehen. Eine Säule kleide an, schöne Dame scheint sie dann. Kleid' einen Baum, er scheint ein Christ. Kleid' einen Pfahl, er scheint ein Cardinal. Die Toscaner: Kleid' eine Säule, sie scheint eine Fräule. Kleide ein Rohr, so stellt es eine grosse Dame vor. Sogar afrikanische Neger sagen: Kleid ist Mensch. (Reinsberg III, 67.) Die Bergamasken: Kleide einen Klotz, es scheint ein schöner (junger) Mann. Kleide einen Besen, so scheint er eine schöne Dame. Die Franzosen: Putz' einen Strauch, er scheint ein Baron. Die Esten: Lege Schmuck um einen Baumstubbe, so ist sie schön. (Reinsberg I, 48.)
142 Kleider machen Leute, Pfaffen machen Bräute.
Seit Rabener's (IV, 2) bekannter satirischer Behandlung dieses Sprichworts ist es in ähnlicher humoristischer Weise von Friedrich in dessen Satirischen Schriften, von Saphir, ferner von Dr. Lindner in den Humoristischen Abenden behandelt worden. Die Betrachtung des letztern findet sich auch in dem Humoristischkomischen Witz- und Caricaturen-Pfennigmagazin (Leipzig, 1. Lfg., S. 43-56).
143 Kleider machen Leute, Schuhe den Soldaten.
144 Kleider mit Tressen und nichts zu essen.
Die Basken: Hannchen hat ihr Kleid von feinem Tuch, aber ihre Mahlzeit sind Bohnen, ihre Suppe ist mager und schmuzig wie Spülwasser. (Reinsberg I, 155.)
145 Kleider müssen getragen sein, es kommen sonst die schaben (Motten) drein. – Lehmann, 425, 50; Petri, II, 208; Körte, 3428; Braun, I, 1869.
146 Kleider, red vnd Gang entdecken des Menschen gemüth. – Lehmann, 917, 12.
147 Kleider seind kalt, aber sie empfangen die Werm von dem, der sie tregt. – Lehmann, 123, 27.
„Vnd durch die empfangene Wärm erhalten sie den Leib; also ist ein Diener als ein Kleid seines Herrn, so jhm der Herr die werm, hitz vnnd krafft gibt, go kann er dess Herrn wesen, standt vnnd Reputation alss ein schön vnnd gut Kleidt wieder erwermen vnderhalten.“
148 Kleider sind der Mann, wer sie hat, der leg sie an. – Petri, II, 422.
149 Kleider sind die Leute. – Theatrum Diabolorum, 405b.
150 Kleider und lange Kutten machen keinen Mönch fromm.
151 Kleider und Sitten verändern sich oft.
Dän.: Kleder og sæder forandres ofte. (Prov. dan., 347.)
152 Kleider verdammen nit, machen auch nit selig. – Lehmann, 423, 9.
Dän.: Kleder fordømmer eller salig giør ingen. (Prov. dan., 347.)
153 Kleider vnd Leuth gehen zugleich ins Alter. – Lehmann, 425, 53.
154 Kleider vnd Sitten seind wandelbar, gehen ab vnd kommen wieder. – Lehmann, 178, 56.
155 Kleider zieren d' Leut' und d' Lumpen ziegen (ziehen) Läus'. (Nürtingen.)
156 Kleider zieren einen Mann; wer sie hat, der zieh' sie an.
Engl.: Fair feathers make fair fowls. (Gaal, 1078.)
Frz.: La belle plume fait le bel oiseau. (Kritzinger, 544a.) – Si l'habit ne fait pas l'homme, du moins il le pare. (Cahier, 843.)
It.: I panni rifanno le stanghe. – I vestimenti fanno onore. (Gaal, 1018.)
Ung.: Pénz emberség, ruha tisztesség. (Gaal, 1018.)
157 Kleyder, die lang seyn, hindern am Leib, Reichthumb aber an der Seele. – Lehmann, II, 313, 38.
158 Kleyder fressen die schaben (Motten), Sorg die hertzen vnd den neidthart sein eygen neid. – Franck, I, 82b; Egenolff, 341b; Gruter, I, 53; Lehmann, 718, 3; Petri, II, 422; Sailer, 92; Simrock, 5725; Lohrengel, I, 441; Körte, 3424; Braun, I, 1871.
159 Kostbare Kleider bedecken oft einen hungrigen Bauch. – Winckler, XI, 45.
Böhm.: Na břichu hedvábi šustí, a břicho piští. (Čelakovsky, 98.)
Lat.: Alae Thessalorum. (Seybold, 16.)
160 Köstliche kleider erfordern viel gelts vnd tragen nichts ein. – Lehmann, 425, 48.
Sie erregen nicht einmal die Achtung verständiger Menschen, eher das Gegentheil.
Dän.: Megen pragt giør foragt. – Pragt i klæder, mindst hæder. (Prov. dan., 458.)
161 Lang kleyder, kurtzer mut. – Franck, I, 81b; Egenolff, 340b.
Holl.: Lange kleêren, korte zinnen. (Harrebomée, I, 412b.)
162 Lange Kleider, kurzen Verstand haben die Weiber bei uns zu Land. – Pistor., VIII, 62.
Lat.: Foemina praelongis amicit sua corpora pannis, sub quibus assuevit mens latitare brevis. – Sub longis tunicis brevis est animus mulieris.
Lit.: Moterisskês ilgas Rubas, trumpas Umas.
163 Lange Kleider schützen wohl.
Holl.: Lange kleêren dekken wel. ( Harrebomée, I, 412b.)
164 Lange kleyder, kurtzer synn. – Agricola I, 203; Egenolff, 116b; Gruter, I, 54; Petri, II, 431; Sailer, 80; Schottel, 1132a; Simrock, 5732; Körte, 3427.
Wankelmüthigkeit ist ein Hauptzug im weiblichen Charakter.
Lat.: Varium et mutabile semper foemina. (Virgil.) (Philippi, II, 241.)
165 Lank Klêder, kurz Sän; däk Schädel, näst drän. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 832.
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