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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] und gab dem Kapitän den Auftrag, die beste Waare von dort zurückzubringen. Er nahm Weizen ein und glaubte so den ihm gewordenen Befehl am treulichsten erfüllt zu haben. Als aber bei seiner Rückkehr die Frau hörte, was er geladen, gerieth sie in grossen Zorn, fragte ihn, auf welcher Seite er den Weizen ins Schiff geschafft habe. Auf seine Antwort: "Am Backbord", befahl sie, er möge ihn nur am Steuerbord wieder ausladen und ins Meer werfen. Er that es; aber kaum war es geschehen, so entstand eine so gewaltige Sandbank, dass der Hafen geschlossen wurde, die Schiffahrt aufhörte und man bald "Stavoren in Stavoren suchen" musste. Nur die Erinnerung früherer Glanzzeit erhielt sich im Munde des Volks, und noch Jahrhunderte hindurch wuchsen auf der Sandbank alle Sommer Aehren von schönem Aussehen, aber ohne Körner. (Reinsberg VI, 48.)

*1196 Es sind Kinder von Ypern.

Der Spitzname der Bewohner von Ypern, der einen gutgemeinten Ursprung hat. Wilhelm von Dampierre, Sohn der Margarethe von Konstantinopel, der mit ihr gemeinschaftlich Flandern regierte, war 1249 mit Ludwig IX. von Frankreich nach Aegypten gezogen und dort in Gefangenschaft gerathen. Ypern, das damals über 200000 Einwohner und einen überaus blühenden Handel trieb, erwirkte dem Fürsten die Freiheit und empfing ihn bei seiner Rückkehr äusserst glänzend. Bei dem Festmahl, das ihm gegeben wurde, fragte er seine Mutter, wer ihr die Mittel zu seinem Loskauf verschafft habe. "Unsere Kinder von Ypern", antwortete sie, "haben uns diesen Beweis von Liebe gegeben." Sie sprachen nun auch von den Bürgern Yperns nur als von ihren lieben Kindern. Die Bezeichnung ging in den Volkmund und wurde Spitzname. (Reinsberg VI, 49.)

*1197 Es sind Kinder wie die Bilder, (aber) Gesichter wie die Affen. (Ostpreuss.)

*1198 Es sind wol Kinder Einer Mutter, aber nicht Einer Art. (Lit.)

*1199 Es wissen auch die kinder auff der gassen dauon zu singen. - Franck, II, 15b.

*1200 Es wissens die kinder auff der gassen. - Agricola I, 165; Eyering, II.

Es ist aller Welt bekannt.

Dän.: Det vide börn paa gaden at tale om. (Prov. dan., 87.)

Frz.: Les enfants en parlent dans les rues.

Holl.: Dat weten de kinderen op de straat wel. (Harrebomee, I, 401b.)

Lat.: Lippis et tonsoribus notum. (Seybold, 280.)

*1201 Getogen und geboren bremer Kind. - Reinsberg V, 78.

Wie man einen echten Bremer nennt.

*1202 Gein Kind off Kücken. - Stürenburg, 350a.

Nicht Kind noch Kegel.

*1203 Hätte jedes Kind seinen rechten Namen, so hiessest du nicht Peter Götz.

*1204 He hat nich Kind un Kegel. (Altmark.) - Danneil, 100.

Man sagt dort auch: He hat nich Hind nich Kind.

*1205 He hebbt mehr Kinner als Koi. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4097.

*1206 He hört mit tom Kinde. (Holst.) - Schütze, I, 133.

Bezieht sich auf einen Vorgang, der bei der früher stattfindenden Kirchenbusse unehelich Geschwängerter vorkam. Der Schwängerer und die Geschwängerte mussten nämlich vor den Altar knien und vom Geistlichen eine Strafrede entgegennehmen. Einmal sollten nach der Predigt zwei solche Personen "Bot sitten" (Busse sitzen) und dann eine Taufe erfolgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung gehe vor sich, setzte sich zu den Busssitzern wie sie aufs Knie am Altar und sagte: "Ik hör mit tom Kinde." Diese Rede wurde sprichwörtlich und wird angewandt, wenn jemand behauptet, Theil an einer Sache (Mahl, Erbschaft, Gewinn u. s. w.) zu haben.

*1207 Ich bin in der kleinen Kinder Zunft, die keine Zeen haben. - Eyering, III, 58.

*1208 Ich habe nur ein Kind, die andern sind Mädchen. - Frischbier2, 1996.

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie viel Kinder jemand habe.

*1209 Jedes Kind versteht's (weiss es).

Lat.: Hoc discunt omnes ante Alpha et Beta puellae. (Juvenal.) (Seybold, 217.)

*1210 Ken Kind, ken Hund.

"Ja, wenn wir nur wüssten, für wen die zusammenscharrten, ken Kind, ken Hund." (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1840, S. 12.)

*1211 Kennte jedes Kind seinen Vater, wo wolltest du deinen finden?

*1212 Kinder in die Welt setzen.

*1213 Kinder, singt, de Oge breke. - Frischbier, 400; Frischbier2, 2010.

[Spaltenumbruch] *1214 Kreg sist ä Kind von Plunne. - Lohrengel, II, 366.

Sie kriegte sonst ein Kind von Lumpen, es würde etwas Ausserordentliches geschehen; z. B. wenn jemand seine Neugierde, Sehnsucht nicht befriedigen kann. Der Harzer sagt dann auch wol: Es schtusstne es Harz ob (es stosst ihm das Herz ab).

*1215 Lehr' dine Kinder Kahle (Kohlen) kaue. - Frischbier, 454.

Bekümmere dich einzig um deine Angelegenheiten.

*1216 Man hat das Kind mit dem Bad aussgeschütt. - Lehmann, 934, 82.

*1217 Man kan dem Kinde keinen Namen geben. - Schottel, 1117a.

*1218 Man kann Kinder damit ausgeben (ausstatten). - Tendlau, 197, 490 u. 798.

So gut, so kostbar ist etwas.

*1219 Man kennt seine Kinder.

"Man kennt schon deine Kinder." (Keller, 158a.)

*1220 Man könnte Kinder mit ihm (damit) fürchten machen.

Lat.: Tenedius homo. - Vapula papyria. (Philippi, II, 216 u. 241.)

*1221 Man möcht' ein Kind von Lumpen gebären. - Eiselein, 373.

*1222 Meine Kinder wachsen wie auf Hefen. (Posen.)

*1223 Meinen, man schöpfe die Kinder aus dem Brunnen.

Mit Familie und Hausrath. In Schlesien: Se hoan Kind und Kegel mite genommen. (Gomolcke, 891.)

Holl.: Zij zijn weg met bed en bulster. (Harrebomee, I, 35.)

*1224 Men hät den Keng de Ben noch net gesenn. (Bedburg.)

*1225 Mit Kind und Kegel. - Für Würzburg: Sartorius, 168.

*1226 Mu cha Chind o net in es Bockhoren zwinge. (Obersimmenthal.)

*1227 Nun gibt's keine Kinder mehr.

Beim Kartenspiel, wenn man keine Stiche mehr abgeben will.

*1228 'S Chind is Chloster träge. (Luzern.)

*1229 'S Chind sieht Engeli. - Steiger, Sitten, I, 62.

Wenn es bei geschlossenen Augen lächelt, im Schlaf oder bei Gehirnreizung.

*1230 'S Kind im Mutterleib erfriert.

*1231 'S Kind muss än Name ha'n. - Lohrengel, II, 271.

*1232 Sall dat Kind kenen Namen hebben? (Holst.) - Schütze, III, 133.

So fragt man jemand, der undeutlich spricht oder beim Spiel zu lange zaudert, ehe er a tout macht.

*1233 Se hebbt nich Kind noch Küken. - Eichwald, 1014; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 8.

*1234 Seine Kinder verheirathen, ehe sie geboren sind. - Altmann VI, 512.

*1235 Seinen Kindern auf der Bank sitzen.

Von ihnen ernährt werden.

*1236 Sich lieb Kind machen. - Kirchhofer, 32.

Sich bei andern einzuschmeicheln suchen.

*1237 Sie gait schwer zu Kind. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. sie hat schwere Niederkünfte, uneigentlich von Schwierigkeiten in einem Geschäft.

*1238 Sie schonen weder Kind noch Rind. - Eiselein, 372.

*1239 Syni Ching luege zu anger Lüte Pfeister us. (Solothurn.) - Schild, 74, 200.

Er hat uneheliche Kinder.

*1240 'T is Kinder Teid to Bedd, Wesselohm kummt mit de Sandpüt (Sandbeutel). - Kern, 173.

Wenn die kleinen Kinder schläfrig werden.

*1241 Von kinds bein auff. - Tappius, 156b.

Lat.: A teneris unguiculis. (Erasm., 6; Tappius, 156b.)

*1242 Vor dem ist das Kind im Mutterleibe nicht sicher. - Tendlau, 299.

*1243 Wart', es ist noch ein Kind zu taufen. - Eiselein, 372; Simrock, 102a.

*1244 Was is mich das mit dich, mein Kind. (Stettin.)

"Ungemein häufig und vielseitig angewandte Redensart, ganz oder halb scherzhafter Verwunderung, Warnung, Besorgniss. Wie das plattdeutsche mei, dei Accusativ und Dativ ist, so hat der Volksdialekt der pommerschen Städte, besonders Stettins, für beide Fälle nur: mich, dich. Die obige selbständig auftretende

[Spaltenumbruch] und gab dem Kapitän den Auftrag, die beste Waare von dort zurückzubringen. Er nahm Weizen ein und glaubte so den ihm gewordenen Befehl am treulichsten erfüllt zu haben. Als aber bei seiner Rückkehr die Frau hörte, was er geladen, gerieth sie in grossen Zorn, fragte ihn, auf welcher Seite er den Weizen ins Schiff geschafft habe. Auf seine Antwort: „Am Backbord“, befahl sie, er möge ihn nur am Steuerbord wieder ausladen und ins Meer werfen. Er that es; aber kaum war es geschehen, so entstand eine so gewaltige Sandbank, dass der Hafen geschlossen wurde, die Schiffahrt aufhörte und man bald „Stavoren in Stavoren suchen“ musste. Nur die Erinnerung früherer Glanzzeit erhielt sich im Munde des Volks, und noch Jahrhunderte hindurch wuchsen auf der Sandbank alle Sommer Aehren von schönem Aussehen, aber ohne Körner. (Reinsberg VI, 48.)

*1196 Es sind Kinder von Ypern.

Der Spitzname der Bewohner von Ypern, der einen gutgemeinten Ursprung hat. Wilhelm von Dampierre, Sohn der Margarethe von Konstantinopel, der mit ihr gemeinschaftlich Flandern regierte, war 1249 mit Ludwig IX. von Frankreich nach Aegypten gezogen und dort in Gefangenschaft gerathen. Ypern, das damals über 200000 Einwohner und einen überaus blühenden Handel trieb, erwirkte dem Fürsten die Freiheit und empfing ihn bei seiner Rückkehr äusserst glänzend. Bei dem Festmahl, das ihm gegeben wurde, fragte er seine Mutter, wer ihr die Mittel zu seinem Loskauf verschafft habe. „Unsere Kinder von Ypern“, antwortete sie, „haben uns diesen Beweis von Liebe gegeben.“ Sie sprachen nun auch von den Bürgern Yperns nur als von ihren lieben Kindern. Die Bezeichnung ging in den Volkmund und wurde Spitzname. (Reinsberg VI, 49.)

*1197 Es sind Kinder wie die Bilder, (aber) Gesichter wie die Affen. (Ostpreuss.)

*1198 Es sind wol Kinder Einer Mutter, aber nicht Einer Art. (Lit.)

*1199 Es wissen auch die kinder auff der gassen dauon zu singen.Franck, II, 15b.

*1200 Es wissens die kinder auff der gassen.Agricola I, 165; Eyering, II.

Es ist aller Welt bekannt.

Dän.: Det vide børn paa gaden at tale om. (Prov. dan., 87.)

Frz.: Les enfants en parlent dans les rues.

Holl.: Dat weten de kinderen op de straat wel. (Harrebomée, I, 401b.)

Lat.: Lippis et tonsoribus notum. (Seybold, 280.)

*1201 Getogen und geboren bremer Kind.Reinsberg V, 78.

Wie man einen echten Bremer nennt.

*1202 Gîn Kind off Kücken.Stürenburg, 350a.

Nicht Kind noch Kegel.

*1203 Hätte jedes Kind seinen rechten Namen, so hiessest du nicht Peter Götz.

*1204 Hê hat nich Kind un Kegel. (Altmark.) – Danneil, 100.

Man sagt dort auch: He hat nich Hind nich Kind.

*1205 He hebbt mehr Kinner als Koi. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097.

*1206 He hört mit tom Kinde. (Holst.) – Schütze, I, 133.

Bezieht sich auf einen Vorgang, der bei der früher stattfindenden Kirchenbusse unehelich Geschwängerter vorkam. Der Schwängerer und die Geschwängerte mussten nämlich vor den Altar knien und vom Geistlichen eine Strafrede entgegennehmen. Einmal sollten nach der Predigt zwei solche Personen „Bôt sitten“ (Busse sitzen) und dann eine Taufe erfolgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung gehe vor sich, setzte sich zu den Busssitzern wie sie aufs Knie am Altar und sagte: „Ik hör mit tom Kinde.“ Diese Rede wurde sprichwörtlich und wird angewandt, wenn jemand behauptet, Theil an einer Sache (Mahl, Erbschaft, Gewinn u. s. w.) zu haben.

*1207 Ich bin in der kleinen Kinder Zunft, die keine Zeen haben.Eyering, III, 58.

*1208 Ich habe nur ein Kind, die andern sind Mädchen.Frischbier2, 1996.

Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie viel Kinder jemand habe.

*1209 Jedes Kind versteht's (weiss es).

Lat.: Hoc discunt omnes ante Alpha et Beta puellae. (Juvenal.) (Seybold, 217.)

*1210 Kên Kind, kên Hund.

„Ja, wenn wir nur wüssten, für wen die zusammenscharrten, kên Kind, kên Hund.“ (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1840, S. 12.)

*1211 Kennte jedes Kind seinen Vater, wo wolltest du deinen finden?

*1212 Kinder in die Welt setzen.

*1213 Kinder, singt, de Oge brêke.Frischbier, 400; Frischbier2, 2010.

[Spaltenumbruch] *1214 Krêg sist ä Kind von Plunne.Lohrengel, II, 366.

Sie kriegte sonst ein Kind von Lumpen, es würde etwas Ausserordentliches geschehen; z. B. wenn jemand seine Neugierde, Sehnsucht nicht befriedigen kann. Der Harzer sagt dann auch wol: Es schtusstne es Hârz ob (es stosst ihm das Herz ab).

*1215 Lehr' dine Kinder Kahle (Kohlen) kaue.Frischbier, 454.

Bekümmere dich einzig um deine Angelegenheiten.

*1216 Man hat das Kind mit dem Bad aussgeschütt.Lehmann, 934, 82.

*1217 Man kan dem Kinde keinen Namen geben.Schottel, 1117a.

*1218 Man kann Kinder damit ausgeben (ausstatten).Tendlau, 197, 490 u. 798.

So gut, so kostbar ist etwas.

*1219 Man kennt seine Kinder.

„Man kennt schon deine Kinder.“ (Keller, 158a.)

*1220 Man könnte Kinder mit ihm (damit) fürchten machen.

Lat.: Tenedius homo. – Vapula papyria. (Philippi, II, 216 u. 241.)

*1221 Man möcht' ein Kind von Lumpen gebären.Eiselein, 373.

*1222 Meine Kinder wachsen wie auf Hefen. (Posen.)

*1223 Meinen, man schöpfe die Kinder aus dem Brunnen.

Mit Familie und Hausrath. In Schlesien: Se hoan Kind und Kegel mite genommen. (Gomolcke, 891.)

Holl.: Zij zijn weg met bed en bulster. (Harrebomée, I, 35.)

*1224 Men hät den Keng de Bên noch net gesenn. (Bedburg.)

*1225 Mit Kind und Kegel. – Für Würzburg: Sartorius, 168.

*1226 Mu cha Chind o net in es Bockhoren zwinge. (Obersimmenthal.)

*1227 Nun gibt's keine Kinder mehr.

Beim Kartenspiel, wenn man keine Stiche mehr abgeben will.

*1228 'S Chind is Chloster träge. (Luzern.)

*1229 'S Chind sieht Engeli.Steiger, Sitten, I, 62.

Wenn es bei geschlossenen Augen lächelt, im Schlaf oder bei Gehirnreizung.

*1230 'S Kind im Mutterleib erfriert.

*1231 'S Kind muss än Name ha'n.Lohrengel, II, 271.

*1232 Sall dat Kind kênen Namen hebben? (Holst.) – Schütze, III, 133.

So fragt man jemand, der undeutlich spricht oder beim Spiel zu lange zaudert, ehe er à tout macht.

*1233 Se hebbt nich Kind noch Küken.Eichwald, 1014; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 8.

*1234 Seine Kinder verheirathen, ehe sie geboren sind.Altmann VI, 512.

*1235 Seinen Kindern auf der Bank sitzen.

Von ihnen ernährt werden.

*1236 Sich lieb Kind machen.Kirchhofer, 32.

Sich bei andern einzuschmeicheln suchen.

*1237 Sie gait schwer zu Kind. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. h. sie hat schwere Niederkünfte, uneigentlich von Schwierigkeiten in einem Geschäft.

*1238 Sie schonen weder Kind noch Rind.Eiselein, 372.

*1239 Syni Ching luege zu anger Lüte Pfeister us. (Solothurn.) – Schild, 74, 200.

Er hat uneheliche Kinder.

*1240 'T is Kinder Tîd to Bedd, Wesselohm kummt mit de Sandpüt (Sandbeutel).Kern, 173.

Wenn die kleinen Kinder schläfrig werden.

*1241 Von kinds bein auff.Tappius, 156b.

Lat.: A teneris unguiculis. (Erasm., 6; Tappius, 156b.)

*1242 Vor dem ist das Kind im Mutterleibe nicht sicher.Tendlau, 299.

*1243 Wart', es ist noch ein Kind zu taufen.Eiselein, 372; Simrock, 102a.

*1244 Was is mich das mit dich, mein Kind. (Stettin.)

„Ungemein häufig und vielseitig angewandte Redensart, ganz oder halb scherzhafter Verwunderung, Warnung, Besorgniss. Wie das plattdeutsche mî, dî Accusativ und Dativ ist, so hat der Volksdialekt der pommerschen Städte, besonders Stettins, für beide Fälle nur: mich, dich. Die obige selbständig auftretende

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[[663]/0669] und gab dem Kapitän den Auftrag, die beste Waare von dort zurückzubringen. Er nahm Weizen ein und glaubte so den ihm gewordenen Befehl am treulichsten erfüllt zu haben. Als aber bei seiner Rückkehr die Frau hörte, was er geladen, gerieth sie in grossen Zorn, fragte ihn, auf welcher Seite er den Weizen ins Schiff geschafft habe. Auf seine Antwort: „Am Backbord“, befahl sie, er möge ihn nur am Steuerbord wieder ausladen und ins Meer werfen. Er that es; aber kaum war es geschehen, so entstand eine so gewaltige Sandbank, dass der Hafen geschlossen wurde, die Schiffahrt aufhörte und man bald „Stavoren in Stavoren suchen“ musste. Nur die Erinnerung früherer Glanzzeit erhielt sich im Munde des Volks, und noch Jahrhunderte hindurch wuchsen auf der Sandbank alle Sommer Aehren von schönem Aussehen, aber ohne Körner. (Reinsberg VI, 48.) *1196 Es sind Kinder von Ypern. Der Spitzname der Bewohner von Ypern, der einen gutgemeinten Ursprung hat. Wilhelm von Dampierre, Sohn der Margarethe von Konstantinopel, der mit ihr gemeinschaftlich Flandern regierte, war 1249 mit Ludwig IX. von Frankreich nach Aegypten gezogen und dort in Gefangenschaft gerathen. Ypern, das damals über 200000 Einwohner und einen überaus blühenden Handel trieb, erwirkte dem Fürsten die Freiheit und empfing ihn bei seiner Rückkehr äusserst glänzend. Bei dem Festmahl, das ihm gegeben wurde, fragte er seine Mutter, wer ihr die Mittel zu seinem Loskauf verschafft habe. „Unsere Kinder von Ypern“, antwortete sie, „haben uns diesen Beweis von Liebe gegeben.“ Sie sprachen nun auch von den Bürgern Yperns nur als von ihren lieben Kindern. Die Bezeichnung ging in den Volkmund und wurde Spitzname. (Reinsberg VI, 49.) *1197 Es sind Kinder wie die Bilder, (aber) Gesichter wie die Affen. (Ostpreuss.) *1198 Es sind wol Kinder Einer Mutter, aber nicht Einer Art. (Lit.) *1199 Es wissen auch die kinder auff der gassen dauon zu singen. – Franck, II, 15b. *1200 Es wissens die kinder auff der gassen. – Agricola I, 165; Eyering, II. Es ist aller Welt bekannt. Dän.: Det vide børn paa gaden at tale om. (Prov. dan., 87.) Frz.: Les enfants en parlent dans les rues. Holl.: Dat weten de kinderen op de straat wel. (Harrebomée, I, 401b.) Lat.: Lippis et tonsoribus notum. (Seybold, 280.) *1201 Getogen und geboren bremer Kind. – Reinsberg V, 78. Wie man einen echten Bremer nennt. *1202 Gîn Kind off Kücken. – Stürenburg, 350a. Nicht Kind noch Kegel. *1203 Hätte jedes Kind seinen rechten Namen, so hiessest du nicht Peter Götz. *1204 Hê hat nich Kind un Kegel. (Altmark.) – Danneil, 100. Man sagt dort auch: He hat nich Hind nich Kind. *1205 He hebbt mehr Kinner als Koi. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097. *1206 He hört mit tom Kinde. (Holst.) – Schütze, I, 133. Bezieht sich auf einen Vorgang, der bei der früher stattfindenden Kirchenbusse unehelich Geschwängerter vorkam. Der Schwängerer und die Geschwängerte mussten nämlich vor den Altar knien und vom Geistlichen eine Strafrede entgegennehmen. Einmal sollten nach der Predigt zwei solche Personen „Bôt sitten“ (Busse sitzen) und dann eine Taufe erfolgen. Einer der Gevattern, welcher meinte, die Taufhandlung gehe vor sich, setzte sich zu den Busssitzern wie sie aufs Knie am Altar und sagte: „Ik hör mit tom Kinde.“ Diese Rede wurde sprichwörtlich und wird angewandt, wenn jemand behauptet, Theil an einer Sache (Mahl, Erbschaft, Gewinn u. s. w.) zu haben. *1207 Ich bin in der kleinen Kinder Zunft, die keine Zeen haben. – Eyering, III, 58. *1208 Ich habe nur ein Kind, die andern sind Mädchen. – Frischbier2, 1996. Scherzhafte Antwort auf die Frage, wie viel Kinder jemand habe. *1209 Jedes Kind versteht's (weiss es). Lat.: Hoc discunt omnes ante Alpha et Beta puellae. (Juvenal.) (Seybold, 217.) *1210 Kên Kind, kên Hund. „Ja, wenn wir nur wüssten, für wen die zusammenscharrten, kên Kind, kên Hund.“ (C. Mücke, Schuster Müller, Berlin 1840, S. 12.) *1211 Kennte jedes Kind seinen Vater, wo wolltest du deinen finden? *1212 Kinder in die Welt setzen. *1213 Kinder, singt, de Oge brêke. – Frischbier, 400; Frischbier2, 2010. *1214 Krêg sist ä Kind von Plunne. – Lohrengel, II, 366. Sie kriegte sonst ein Kind von Lumpen, es würde etwas Ausserordentliches geschehen; z. B. wenn jemand seine Neugierde, Sehnsucht nicht befriedigen kann. Der Harzer sagt dann auch wol: Es schtusstne es Hârz ob (es stosst ihm das Herz ab). *1215 Lehr' dine Kinder Kahle (Kohlen) kaue. – Frischbier, 454. Bekümmere dich einzig um deine Angelegenheiten. *1216 Man hat das Kind mit dem Bad aussgeschütt. – Lehmann, 934, 82. *1217 Man kan dem Kinde keinen Namen geben. – Schottel, 1117a. *1218 Man kann Kinder damit ausgeben (ausstatten). – Tendlau, 197, 490 u. 798. So gut, so kostbar ist etwas. *1219 Man kennt seine Kinder. „Man kennt schon deine Kinder.“ (Keller, 158a.) *1220 Man könnte Kinder mit ihm (damit) fürchten machen. Lat.: Tenedius homo. – Vapula papyria. (Philippi, II, 216 u. 241.) *1221 Man möcht' ein Kind von Lumpen gebären. – Eiselein, 373. *1222 Meine Kinder wachsen wie auf Hefen. (Posen.) *1223 Meinen, man schöpfe die Kinder aus dem Brunnen. Mit Familie und Hausrath. In Schlesien: Se hoan Kind und Kegel mite genommen. (Gomolcke, 891.) Holl.: Zij zijn weg met bed en bulster. (Harrebomée, I, 35.) *1224 Men hät den Keng de Bên noch net gesenn. (Bedburg.) *1225 Mit Kind und Kegel. – Für Würzburg: Sartorius, 168. *1226 Mu cha Chind o net in es Bockhoren zwinge. (Obersimmenthal.) *1227 Nun gibt's keine Kinder mehr. Beim Kartenspiel, wenn man keine Stiche mehr abgeben will. *1228 'S Chind is Chloster träge. (Luzern.) *1229 'S Chind sieht Engeli. – Steiger, Sitten, I, 62. Wenn es bei geschlossenen Augen lächelt, im Schlaf oder bei Gehirnreizung. *1230 'S Kind im Mutterleib erfriert. *1231 'S Kind muss än Name ha'n. – Lohrengel, II, 271. *1232 Sall dat Kind kênen Namen hebben? (Holst.) – Schütze, III, 133. So fragt man jemand, der undeutlich spricht oder beim Spiel zu lange zaudert, ehe er à tout macht. *1233 Se hebbt nich Kind noch Küken. – Eichwald, 1014; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 8. *1234 Seine Kinder verheirathen, ehe sie geboren sind. – Altmann VI, 512. *1235 Seinen Kindern auf der Bank sitzen. Von ihnen ernährt werden. *1236 Sich lieb Kind machen. – Kirchhofer, 32. Sich bei andern einzuschmeicheln suchen. *1237 Sie gait schwer zu Kind. (Jüd.-deutsch. Brody.) D. h. sie hat schwere Niederkünfte, uneigentlich von Schwierigkeiten in einem Geschäft. *1238 Sie schonen weder Kind noch Rind. – Eiselein, 372. *1239 Syni Ching luege zu anger Lüte Pfeister us. (Solothurn.) – Schild, 74, 200. Er hat uneheliche Kinder. *1240 'T is Kinder Tîd to Bedd, Wesselohm kummt mit de Sandpüt (Sandbeutel). – Kern, 173. Wenn die kleinen Kinder schläfrig werden. *1241 Von kinds bein auff. – Tappius, 156b. Lat.: A teneris unguiculis. (Erasm., 6; Tappius, 156b.) *1242 Vor dem ist das Kind im Mutterleibe nicht sicher. – Tendlau, 299. *1243 Wart', es ist noch ein Kind zu taufen. – Eiselein, 372; Simrock, 102a. *1244 Was is mich das mit dich, mein Kind. (Stettin.) „Ungemein häufig und vielseitig angewandte Redensart, ganz oder halb scherzhafter Verwunderung, Warnung, Besorgniss. Wie das plattdeutsche mî, dî Accusativ und Dativ ist, so hat der Volksdialekt der pommerschen Städte, besonders Stettins, für beide Fälle nur: mich, dich. Die obige selbständig auftretende

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [663]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/669>, abgerufen am 29.06.2024.