Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 972 Wenn man die Kinder nur zum Ausshalten zeucht, so dienen sie nicht wol zum Hausshalten. - Petri, II, 664. 973 Wenn man ein Kind in den Spiegel sehen lässt, so sieht es in der Folge Gespenster. - Struve, II, 37. Aberglaube. Die Gespensterfurcht und das Gespenstersehen haben eine andere Quelle: furchteinflössende Wärterinnen und abergläubische Grossmütter. 974 Wenn man ein Kind lange ungetauft liegen lässt, bekommt es grosse Augen. - Struve, II, 35. Ein Aberglaube, für den sich wol kaum ein vernünftiger Grund auffinden lassen dürfte. Im Gegentheil wäre es gut, wenn die Einrichtung getroffen würde, dass im Winter gar nicht getauft oder die Taufe zu Hause verrichtet würde, um den vielen nicht zu vermeidenden. Erkältungen der kleinen, erst wenig Tage alten und an Luftwechsel noch gar nicht gewöhnten Kindlein zu begegnen. Ein grosser Theil der Erblindungen haben in der frühen Taufe ihren Grund. Gelegentlich einer Debatte in der ersten Kammer Sachsens wurde nachgewiesen, dass von 192 Blinden 94 dadurch erblindet seien, dass sie als Kinder nach der Taufe Augenentzündungen bekommen. Klein in seinem Lehrbuch zum Unterricht der Blinden sagt: "Die meisten derer, die für blindgeboren gelten, sind es durch, unvorsichtige und fehlerhafte Behandlung der Augen in der ersten Zeit ihres Lebens geworden." 975 Wenn man ein Kind streicht mit der Ruth', lässt's seine Schalkheit und thut gut. Lat.: Ni castigetur petulans mox clunis habetur. - Verberibus tactus probus est, virgaque coactus. (Sutor, 589.) 976 Wenn man Kinder ausschickt, kommen Kinder zurück. Holl.: Die kinderen uitzendt, krijgt kinderen-antwoord. (Harrebomee, I, 402b.) 977 Wenn man Kinder nicht ehe lieben soll, sie verdientens denn, so müssten sie wol verderben. - Henisch, 698, 11. 978 Wenn man Kindern jren Willen lest (thut), so weinen (schreien) sie nicht. - Pein, II, 663; Eyering, I, 680; Simrock, 5600; Körte, 3377 n. 4215; Lohrengel, I, 770; Reinsberg VII, 79. Die Spanier: Kindern und Dienern muss man schön thun, wenn man sich an ihnen freuen will. Die Esten: Wenn das Kind erlangt, warum es weint, so weint es nicht mehr. (Reinsberg VII, 79.) Dän.: Lad (naar) barnet have (faaer) sin villie, da (saa) graeder det ikke. (Prov. dan., 48; Bohn I, 383.) Engl.: The devil himself is good, when he is pleased. (Körte, 3377.) 979 Wenn me de Kender öhren Well düht, dann kreiten se neit. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 55; hochdeutsch bei Latendorf II, 29. Holl.: Als men het kind zijnen wil geeft, krijt het niet. (Harrebomee, I, 401a.) 980 Wenn 's satte Kind nicht essen mag, hat auch der Honig keinen Geschmack. - Eiselein, 372. 981 Wenn sattes Kind nicht essen mag, so hat ihm Honig bittern Schmack. - Lohrengel, I, 775. 982 Wenn's den Kindern gut geht, denken sie nicht an die Aeltern. Frz.: Joyeuse vie pere et mere oublie. (Bohn I, 28.) 983 Wenn 't Kind dod is, so is de Vadderschap aut. (Ostfries.) - Bueren, 1254; Kern, 221; Hauskalender, II. 984 Wenn 't Kind dod is, wurd de Pütt to makt. (Ostfries.) - Hauskalender, II. 985 Wenn 't Kind edoft is, sau wilt alle Lüe Vader sein. - Schambach, II, 479. Wenn das Kind getauft ist, da fehlt es nicht an Leuten, die versichern, sie hätten eine Gevatterstelle übernommen. Ist Gefahr oder Noth vorüber, dann erklärt jeder seine Bereitwilligkeit zu dienen. 986 Wenn 't Kind in'n Brunnen fall'n is, denn wä(r)t'r todeckt. (Altmark.) - Danneil, 275. 987 Wenn 't kind kerstend1 is, wil ider vadder wesen. - Lübben. 1) Kerstenen = döpen, taufen; carsteln, auch kasten, d. i. christeln; Kasten für Carsten = Christian. (Richey, 111.) - Wenn das Kind getauft ist, will jeder Gevatter stehen, d. i. wenn es zu spät ist, bietet jeder Hülfe an. 988 Wenn 't Kind kristet (getauft) is, well jiedereine (ein jeder) woel Vadder stoahn. (Büren.) [Spaltenumbruch] 989 Wenn 't Kind verdrunken (versopen) is, schall de Sod1 dämpt worden. - Bueren, 1155; Stürenburg, 249a; Kern, 220. 1) Gewöhnlicher Pütte = Brunnen, altfriesisch sath, sad, bairisch sod, von seden, sieden = aufquellen, aufwallen. 990 Wenn 't Kind verdrunken is, well man 't Putt decken. - Woeste, 72, 69. 991 Wenn 't Kind versopen is, denn werd de Brunnen tauelegt. - Schambach, II, 480. 992 Wer an seinen Kind will Freude han, muss sie nicht verwildern lan. Holl.: Wie aan zijn kind of knecht wil lust en vreugde zien, die moet nooit volle gunst nand een of d' ander bien. (Harrebomee, I, 407.) 993 Wer das Kind bei der Hand fasst, greift der Mutter ans Herz. Man macht sich die Mutter leicht geneigt, wenn man ihr Kind freundlich behandelt. Böhm.: Dite za raku, matku za srdce. (Celakovsky, 400.) Dän.: Hvo der tager barnet ved haanden tager moderen ved hjertet. (Bohn I, 377.) Holl.: Wie het kind bij de hand neemt, krijgt de moeder bij het harte. (Harrebomee, I, 407b.) Poln.: Dziecie za reke matke za serce. (Celakovsky, 400; Wurzbach I, 240, 142.) 994 Wer das Kind eine Mähre schilt, schlägt den Vater hinters Ohr. 995 Wer dem Kinde die Hand reicht, gewinnt das Herz der Mutter. 996 Wer dem Kinde die Nase wischt, küsst der Mutter den Backen. - Simrock, 5628; Körte, 3362; Braun, I, 1827; Reinsberg VII, 42. 997 Wer den Kindern auf alle Fragen antwortet, curirt sie durch Aderlassen. 998 Wer die Kinder lobt, den lieben sie. Frz.: Enfant aime moult qui beau l'appelle. (Leroux, I, 140.) 999 Wer ein eintzig Kind hat, der macht gemeinlich ein Narren auss jhm, gleich wie einer, der ein eintzig Schwein hat, der mest es desto besser. - Lehmann, 170, 37. Lat.: Intempestive qui docet, ille nocet. (Philippi, I, 204.) 1000 Wer ein fremdes Kind erzieht, nährt eine Schlange in seinem Busen. Holl.: Die een vreemd kind aan zijne borst neemt, vindt eene adder in zijnen boezen. (Harrebomee, I, 402a.) 1001 Wer ein säugendes Kind hat, der hat eine sinkende Frau. - Simrock, 5605; Reinsberg I, 176; VII, 40. 1002 Wer einem ein Kind zur ehe gibt (bringt), der gönnt jhm auch das gut. - Henisch, 802, 14; Petri, II, 699; Graf, 164, 140. Der Mann, welcher eine Person zur Ehe nimmt, die Kinder aus frühern Verhältnissen besitzt, hat Anspruch auf das Gut, das von deren Vater zu deren Erziehung gewährt worden ist oder gesetzlich gewährt werden soll. 1003 Wer einem sein Kind zur Ehe gibt, der ist jhm nicht feindt. - Petri, II, 700; Henisch, 1054, 26. 1004 Wer eines Kind zur eben begert, der ist sein Feind nicht. - Petri, II, 705. 1005 Wer fromme Kinder hat, dancke Gott, der sie gegeben vnd fromm wachsen vnd geraten lassen. - Lehmann, 170, 30. 1006 Wer keine Kinder hat, hat keine Kindersorge. Die Basken: Wenn das Maulthier keine Fohlen trägt, ist es auch frei von den Sorgen, welche die Thiere plagen, die welche haben. (Reinsberg VII, 47.) 1007 Wer keine Kinder hat, weiss nicht, was Liebe ist. - Reinsberg VII, 4. 1008 Wer Kinder fragt um Rath und eine (alte) Witwe freit, dem passt das Narrenkleid. Holl.: Vraag geene hulp van een kind, en trouw geene weduwe. (Harrebomee, I, 407a.) 1009 Wer Kinder hat, braucht nicht für Kinderschuhe zu sorgen. 1010 Wer Kinder hat, braucht viel am Morgen; wer keine hat, ist auch nicht frei von Sorgen. 1011 Wer Kinder hat, der hat auch Sorge. - Reinsberg VII, 47. It.: Chi ha figliuoli, ha duoli. (Pazzaglia, 132, 1.) 1012 Wer Kinder hat, der muss sie ernehren. - Petri, II, 729.
[Spaltenumbruch] 972 Wenn man die Kinder nur zum Ausshalten zeucht, so dienen sie nicht wol zum Hausshalten. – Petri, II, 664. 973 Wenn man ein Kind in den Spiegel sehen lässt, so sieht es in der Folge Gespenster. – Struve, II, 37. Aberglaube. Die Gespensterfurcht und das Gespenstersehen haben eine andere Quelle: furchteinflössende Wärterinnen und abergläubische Grossmütter. 974 Wenn man ein Kind lange ungetauft liegen lässt, bekommt es grosse Augen. – Struve, II, 35. Ein Aberglaube, für den sich wol kaum ein vernünftiger Grund auffinden lassen dürfte. Im Gegentheil wäre es gut, wenn die Einrichtung getroffen würde, dass im Winter gar nicht getauft oder die Taufe zu Hause verrichtet würde, um den vielen nicht zu vermeidenden. Erkältungen der kleinen, erst wenig Tage alten und an Luftwechsel noch gar nicht gewöhnten Kindlein zu begegnen. Ein grosser Theil der Erblindungen haben in der frühen Taufe ihren Grund. Gelegentlich einer Debatte in der ersten Kammer Sachsens wurde nachgewiesen, dass von 192 Blinden 94 dadurch erblindet seien, dass sie als Kinder nach der Taufe Augenentzündungen bekommen. Klein in seinem Lehrbuch zum Unterricht der Blinden sagt: „Die meisten derer, die für blindgeboren gelten, sind es durch, unvorsichtige und fehlerhafte Behandlung der Augen in der ersten Zeit ihres Lebens geworden.“ 975 Wenn man ein Kind streicht mit der Ruth', lässt's seine Schalkheit und thut gut. Lat.: Ni castigetur petulans mox clunis habetur. – Verberibus tactus probus est, virgaque coactus. (Sutor, 589.) 976 Wenn man Kinder ausschickt, kommen Kinder zurück. Holl.: Die kinderen uitzendt, krijgt kinderen-antwoord. 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(Harrebomée, I, 401a.) 980 Wenn 's satte Kind nicht essen mag, hat auch der Honig keinen Geschmack. – Eiselein, 372. 981 Wenn sattes Kind nicht essen mag, so hat ihm Honig bittern Schmack. – Lohrengel, I, 775. 982 Wenn's den Kindern gut geht, denken sie nicht an die Aeltern. Frz.: Joyeuse vie père et mère oublie. (Bohn I, 28.) 983 Wenn 't Kind dôd is, so is de Vadderschap ût. (Ostfries.) – Bueren, 1254; Kern, 221; Hauskalender, II. 984 Wenn 't Kind dôd is, wurd de Pütt to mâkt. (Ostfries.) – Hauskalender, II. 985 Wenn 't Kind edoft is, sau wilt alle Lüe Vader sîn. – Schambach, II, 479. Wenn das Kind getauft ist, da fehlt es nicht an Leuten, die versichern, sie hätten eine Gevatterstelle übernommen. Ist Gefahr oder Noth vorüber, dann erklärt jeder seine Bereitwilligkeit zu dienen. 986 Wenn 't Kind in'n Brunnen fall'n is, denn wä(r)t'r todeckt. 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972 Wenn man die Kinder nur zum Ausshalten zeucht, so dienen sie nicht wol zum Hausshalten. – Petri, II, 664.
973 Wenn man ein Kind in den Spiegel sehen lässt, so sieht es in der Folge Gespenster. – Struve, II, 37.
Aberglaube. Die Gespensterfurcht und das Gespenstersehen haben eine andere Quelle: furchteinflössende Wärterinnen und abergläubische Grossmütter.
974 Wenn man ein Kind lange ungetauft liegen lässt, bekommt es grosse Augen. – Struve, II, 35.
Ein Aberglaube, für den sich wol kaum ein vernünftiger Grund auffinden lassen dürfte. Im Gegentheil wäre es gut, wenn die Einrichtung getroffen würde, dass im Winter gar nicht getauft oder die Taufe zu Hause verrichtet würde, um den vielen nicht zu vermeidenden. Erkältungen der kleinen, erst wenig Tage alten und an Luftwechsel noch gar nicht gewöhnten Kindlein zu begegnen. Ein grosser Theil der Erblindungen haben in der frühen Taufe ihren Grund. Gelegentlich einer Debatte in der ersten Kammer Sachsens wurde nachgewiesen, dass von 192 Blinden 94 dadurch erblindet seien, dass sie als Kinder nach der Taufe Augenentzündungen bekommen. Klein in seinem Lehrbuch zum Unterricht der Blinden sagt: „Die meisten derer, die für blindgeboren gelten, sind es durch, unvorsichtige und fehlerhafte Behandlung der Augen in der ersten Zeit ihres Lebens geworden.“
975 Wenn man ein Kind streicht mit der Ruth', lässt's seine Schalkheit und thut gut.
Lat.: Ni castigetur petulans mox clunis habetur. – Verberibus tactus probus est, virgaque coactus. (Sutor, 589.)
976 Wenn man Kinder ausschickt, kommen Kinder zurück.
Holl.: Die kinderen uitzendt, krijgt kinderen-antwoord. (Harrebomée, I, 402b.)
977 Wenn man Kinder nicht ehe lieben soll, sie verdientens denn, so müssten sie wol verderben. – Henisch, 698, 11.
978 Wenn man Kindern jren Willen lest (thut), so weinen (schreien) sie nicht. – Pein, II, 663; Eyering, I, 680; Simrock, 5600; Körte, 3377 n. 4215; Lohrengel, I, 770; Reinsberg VII, 79.
Die Spanier: Kindern und Dienern muss man schön thun, wenn man sich an ihnen freuen will. Die Esten: Wenn das Kind erlangt, warum es weint, so weint es nicht mehr. (Reinsberg VII, 79.)
Dän.: Lad (naar) barnet have (faaer) sin villie, da (saa) græder det ikke. (Prov. dan., 48; Bohn I, 383.)
Engl.: The devil himself is good, when he is pleased. (Körte, 3377.)
979 Wenn me de Kender öhren Well düht, dann krîten se nît. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 55; hochdeutsch bei Latendorf II, 29.
Holl.: Als men het kind zijnen wil geeft, krijt het niet. (Harrebomée, I, 401a.)
980 Wenn 's satte Kind nicht essen mag, hat auch der Honig keinen Geschmack. – Eiselein, 372.
981 Wenn sattes Kind nicht essen mag, so hat ihm Honig bittern Schmack. – Lohrengel, I, 775.
982 Wenn's den Kindern gut geht, denken sie nicht an die Aeltern.
Frz.: Joyeuse vie père et mère oublie. (Bohn I, 28.)
983 Wenn 't Kind dôd is, so is de Vadderschap ût. (Ostfries.) – Bueren, 1254; Kern, 221; Hauskalender, II.
984 Wenn 't Kind dôd is, wurd de Pütt to mâkt. (Ostfries.) – Hauskalender, II.
985 Wenn 't Kind edoft is, sau wilt alle Lüe Vader sîn. – Schambach, II, 479.
Wenn das Kind getauft ist, da fehlt es nicht an Leuten, die versichern, sie hätten eine Gevatterstelle übernommen. Ist Gefahr oder Noth vorüber, dann erklärt jeder seine Bereitwilligkeit zu dienen.
986 Wenn 't Kind in'n Brunnen fall'n is, denn wä(r)t'r todeckt. (Altmark.) – Danneil, 275.
987 Wenn 't kind kerstend1 is, wil ider vadder wesen. – Lübben.
1) Kerstenen = döpen, taufen; carsteln, auch kasten, d. i. christeln; Kasten für Carsten = Christian. (Richey, 111.) – Wenn das Kind getauft ist, will jeder Gevatter stehen, d. i. wenn es zu spät ist, bietet jeder Hülfe an.
988 Wenn 't Kind kristet (getauft) is, well jiedereine (ein jeder) woel Vadder stoahn. (Büren.)
989 Wenn 't Kind verdrunken (versopen) is, schall de Sôd1 dämpt worden. – Bueren, 1155; Stürenburg, 249a; Kern, 220.
1) Gewöhnlicher Pütte = Brunnen, altfriesisch sath, sad, bairisch sod, von seden, sieden = aufquellen, aufwallen.
990 Wenn 't Kind verdrunken is, well man 't Putt decken. – Woeste, 72, 69.
991 Wenn 't Kind versôpen is, denn werd de Brunnen tauelegt. – Schambach, II, 480.
992 Wer an seinen Kind will Freude han, muss sie nicht verwildern lan.
Holl.: Wie aan zijn kind of knecht wil lust en vreugde zien, die moet nooit volle gunst nand een of d' ander bien. (Harrebomée, I, 407.)
993 Wer das Kind bei der Hand fasst, greift der Mutter ans Herz.
Man macht sich die Mutter leicht geneigt, wenn man ihr Kind freundlich behandelt.
Böhm.: Dítĕ za raku, matku za srdce. (Čelakovsky, 400.)
Dän.: Hvo der tager barnet ved haanden tager moderen ved hjertet. (Bohn I, 377.)
Holl.: Wie het kind bij de hand neemt, krijgt de moeder bij het harte. (Harrebomée, I, 407b.)
Poln.: Dziecię za rękę matkę za serce. (Čelakovsky, 400; Wurzbach I, 240, 142.)
994 Wer das Kind eine Mähre schilt, schlägt den Vater hinters Ohr.
995 Wer dem Kinde die Hand reicht, gewinnt das Herz der Mutter.
996 Wer dem Kinde die Nase wischt, küsst der Mutter den Backen. – Simrock, 5628; Körte, 3362; Braun, I, 1827; Reinsberg VII, 42.
997 Wer den Kindern auf alle Fragen antwortet, curirt sie durch Aderlassen.
998 Wer die Kinder lobt, den lieben sie.
Frz.: Enfant aime moult qui beau l'appelle. (Leroux, I, 140.)
999 Wer ein eintzig Kind hat, der macht gemeinlich ein Narren auss jhm, gleich wie einer, der ein eintzig Schwein hat, der mest es desto besser. – Lehmann, 170, 37.
Lat.: Intempestive qui docet, ille nocet. (Philippi, I, 204.)
1000 Wer ein fremdes Kind erzieht, nährt eine Schlange in seinem Busen.
Holl.: Die een vreemd kind aan zijne borst neemt, vindt eene adder in zijnen boezen. (Harrebomée, I, 402a.)
1001 Wer ein säugendes Kind hat, der hat eine sinkende Frau. – Simrock, 5605; Reinsberg I, 176; VII, 40.
1002 Wer einem ein Kind zur ehe gibt (bringt), der gönnt jhm auch das gut. – Henisch, 802, 14; Petri, II, 699; Graf, 164, 140.
Der Mann, welcher eine Person zur Ehe nimmt, die Kinder aus frühern Verhältnissen besitzt, hat Anspruch auf das Gut, das von deren Vater zu deren Erziehung gewährt worden ist oder gesetzlich gewährt werden soll.
1003 Wer einem sein Kind zur Ehe gibt, der ist jhm nicht feindt. – Petri, II, 700; Henisch, 1054, 26.
1004 Wer eines Kind zur eben begert, der ist sein Feind nicht. – Petri, II, 705.
1005 Wer fromme Kinder hat, dancke Gott, der sie gegeben vnd fromm wachsen vnd geraten lassen. – Lehmann, 170, 30.
1006 Wer keine Kinder hat, hat keine Kindersorge.
Die Basken: Wenn das Maulthier keine Fohlen trägt, ist es auch frei von den Sorgen, welche die Thiere plagen, die welche haben. (Reinsberg VII, 47.)
1007 Wer keine Kinder hat, weiss nicht, was Liebe ist. – Reinsberg VII, 4.
1008 Wer Kinder fragt um Rath und eine (alte) Witwe freit, dem passt das Narrenkleid.
Holl.: Vraag geene hulp van een kind, en trouw geene weduwe. (Harrebomée, I, 407a.)
1009 Wer Kinder hat, braucht nicht für Kinderschuhe zu sorgen.
1010 Wer Kinder hat, braucht viel am Morgen; wer keine hat, ist auch nicht frei von Sorgen.
1011 Wer Kinder hat, der hat auch Sorge. – Reinsberg VII, 47.
It.: Chi hà figliuoli, ha duoli. (Pazzaglia, 132, 1.)
1012 Wer Kinder hat, der muss sie ernehren. – Petri, II, 729.
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