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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Mhd.: Habenn di kinder recht zcu einem guthe szo habenn si ouch recht zcu dem guthe wu er gelegin. (Michelsen, 28, 6.)

356 Haskemöh, mein leve Kind, wat is't 'n Eilandsleven. - Bueren, 637; Kern, 119.

Unter den Eilanden sind hier die ostfriesischen und oldenburgischen Inseln gemeint, die für ihre Bewohner die Welt sind, und wenig festländische Vergnügungen bieten.

357 Hastu kind, so zeuge (ziehe) sie. - Franck, II, 8b; Eiselein, 374.

Die Erziehung der Kinder geht allem andern vor.

Frz.: Faut nourrir les enfans cette annee et differer a carder les laines jusques a l'autre. (Prov. en basque.)

358 Hastu Kinder, so zeuch sie; nimbst du ein weib, so warte jr. - Lehmann, II, 261, 7; Petri, II, 373; Henisch, 233, 11.

Die Russen: Hast du verstanden, Kinder zu zeugen, so verstehe auch, sie zu belehren. Und die Czechen: Nicht blos Kinder zeugen, sondern auch leiten. (Reinsberg VII, 60.)

359 Hat das Kind auch eine Platte auf dem Kopfe? frug eines Bauern Frau, als man sagte: Ei, ei, wie ist das Kind dem Vater so ähnlich. - Klosterspiegel, 31, 15; Eiselein, 372.

360 Hat ein jedes Kind seinen rechten Namen, so heist du nicht Peter götz. - Henisch, 1717, 35; Eiselein, 386; Simrock, 5584; Körte, 3290.

Frz.: Le bon oiseau se fait de lui-meme. (Gaal, 377.)

361 Hätte jedes Kind den rechten Namen, dies Mädchen hiesse Pater Joseph. - Klosterspiegel, 36, 10.

362 Hätte jedes Kind eine Platte, das einen Pfaff (Mönch) zum Vater hat, so fehlt's an Perrüken in Land und Stadt.

363 Heimerzogen kindt ist bei leuten ein rindt. - Egenolff, 81b; Eiselein, 374; Körte, 3387.

364 Hetten Kinder kein anstoss, so wüchsen sie wol eins Baums gross. - Lehmann, 169, 17; Petri, II, 379; Henisch, 223, 11.

Lat.: Saepe lupi modica fit cibus undique causa. (Sutor, 593.)

365 Ich bin ein gerieben Kind, sagte Pfiff, ich kann multipliciren, wo lauter Nullen sind.

366 Ich habe meine Kinder geschlagen, beichtete der Mann, und sie gehörten dem Pater Guardian. - Klosterspiegel, 31, 17.

367 Ich hoa wull schuen a Kind gehobt, oawer a ganz numpern klenes, sagte die Magd zum Pfarrer, als er sie fragte, ob sie noch Jungfrau sei.

368 Ich verlasse meinen Kindern die ganze Welt. - Meisner, 63.

D. h. nichts.

369 Ihr macht das Kind, aber nicht sein Herz. (Afrika.)

370 Ist das Kind nicht getauft, so erbt es nicht. - Graf, 210, 196.

Infolge des Einflusses, den die Priester auf das deutsche Recht übten, galt ein ungetaufter Mensch für erbunfähig. Während im ursprünglichen deutschen Rechte die Erbfähigkeit an das Blut geknüpft war, wurde sie nun von der Kirche vom Wasser abhängig gemacht. (S. Heide 4.) Das Sprichwort ist aus dem dänischen Rechte entlehnt. (Vgl. Homeyer, Grundriss, 80a.)

371 Ist das Kind satt, so hungert die Amme. - Altmann V, 461.

372 Je lewer Kind, je echärper Roo. - Schwerin, 3; Danneil, 277; ostfriesisch bei Frommann, VI, 280, 730; Bueren, 705; Hauskalender, I.

373 Je lieber kind, je schärpffer (grösser) rut. - Agricola I, 649; Egenolff, 75b u. 250a; Eyering, III, 81; Franck, I, 26; Petri, II, 393; Gruter, I, 75b; Luther's Tischr., 209b; Luther, 458; Fischer, Psalter, 173, 3; Latendorf II, 18; Schottel, 1138a; Sutor, 677; Gaal, 1004; Sailer, 263; Eiselein, 372; Steiger, 368; Venedey, 104; Ramann, II. Pred., I, 244; Simrock, 5593; Körte, 3369 u. 413; Braun, I, 1834; Reinsberg I, 178.

Die Russen: Wen man liebt, den schlägt man auch. Wer straft, der liebt auch. Die Türken: Wer seine Töchter nicht schlägt, wird es an seinen Knien fühlen.

[Spaltenumbruch] In Mailand: Wer den Stock spart, hasst die Söhne. Wer seine Sprösslinge liebt, schont sie nicht vor der Peitsche. Der gute Vater findet den Stock. Wer den Kindern wohl will, straft sie gut. Die Venetier: Der Vater, welcher gut ist, wendet den Stock an. Die alten Römer: Der Vater züchtigt den Sohn, welchen er liebt. (Reinsberg VII, 82.)

Mhd.: Je lieber kint, je groezer pesen. - Je zerter kint, ie groezer rout. (Wolkenstein.) - Wie lieber kint, ye scherffer rout. (Muscatblut.) - Liebem kinde ist guot ein reis. (Marner.) - Ze liebem kinde gehoerent beseme groze. (Labers.) (Zingerle, 81 u. 198.)

Dän.: Jo kier ere barn, jo skarpere riis. (Prov. dan., 48; Bohn I, 382.)

Frz.: Qui aime bien, chatie bien. (Leroux, I, 141.)

Holl.: Hoe liever kind, hoe scherper roede. (Harrebomee, I, 405b.)

Lat.: Diligit hic natum virga qui corrigit illum. (Binder II, 792.) - Non amat hic puerum, qui raro castigat (corrigit) illum (istum). (Binder I, 1147; II, 2125; Philippi, II, 31; Gartner, 37; Seybold, 361; Eiselein, 372.) - Pater filium, quem amat, castigat. (Gaal, 1004.) - Qui parcit virgae, odit filium. (Philippi, II, 135.) - Quo quis Deo charior, eo flagellis proximior. - Sit licet in natos facies austera parentum, aequa tamen semper mens est et amica voluntas. (Mant.) (Philippi, II, 31, 135 u. 192.)

Ung.: A' ki fiat szereti, nem kimelli ostorat töle. (Gaal, 1004.)

374 Je, mehr Kinder, desto mehr Vaterunser, je mehr Vaterunser, desto mehr Brot. - Frischbier, 398; Frischbier2, 1997; Hennig, 122 u. 145.

375 Je mehr Kinder, je mehr glück vnd heilige engel. - Henisch, 895, 62.

376 Je mehr Kinder, je mehr Glücks. - Luther's Tischr., 412b; Heuseler, 467; Petri, II, 394; Eiselein, 375; Simrock, 5615; Reinsberg I, 170; VII, 6.

377 Je mehr man ein Kind beklagt, je mehr weint es. - Reinsberg VII, 83.

Dän.: Jo mere mand ynker barnet, jo mere det graeder. (Prov. dan., 568.)

378 Je schöner Kind, je grösser Liebe.

379 Jedem Kinde gefällt seine Butterbemme am besten. - Luther.

380 Jedes Kind behält seines Vaters Recht. - Graf, 57, 205.

Dass das Kind, dessen in rechter Ehe lebende Aeltern vollfrei waren oder nur verschiedenen Graden des Adels angehörten, dem Rechte des Vaters angehörte, war unzweifelhaft; das obige Sprichwort spricht aber den Satz aus, dass jedes Kind ohne Rücksicht auf dessen Echtheit und Freiheit dem Geburtsstande des Vaters folge, eine Rechtsansicht, die nicht zu allgemeiner Geltung gelangt ist. (S. Kind.)

Mhd.: Ein ieglich kint beheldet sines vater recht. (Wackernagel, 16, 13.)

381 Jedes (neugeborene) Kind bringt sein Glück mit.

Auf Amrum: Arka Biarn brangt sin Lok mä. (Haupt, VIII, 369, 308.)

Holl.: Elk kind brengt duizend gulden mede. (Harrebomee, I, 403a.)

382 Jedes Kind erbt für sein Theil und für sein Haupt. - Graf, 216, 224; Mohr, 167, 1.

383 Jedes Kind ist seines Vatters. - Lehmann, 42, 30; Eiselein, 373; Simrock, 5579; Graf, 163, 122; Reinsberg VII, 26.

384 Jedes Kind sich sehnet, wie's die Mutter hat gewöhnet.

385 Jedes Kind weiss, dass eine Sau ein Schwein ist.

Holl.: Een kind zou merken, dat een kalf een beest is. (Harrebomee, I, 402b.)

386 Junge Kinder bleiben bei alten Gnaden. - Graf, 155, 118.

Unter "Gnaden" werden die Vortheile verstanden, die den Frauen zum Schutze ihres Vermögens ausser den bestimmten Rechten, wie des Pfandrechts am Vermögen ihres Mannes, in den verschiedenen Rechtsbüchern zugesichert werden und deren eine grosse Anzahl sind, als: Leibgedinge oder Leibzucht, Witthum, Morgengabe, Musstheil, Eingeschneitel, Haubenbandsgerechtigkeit, Gnadenjahr u. s. w. Die Glosse zum Sachsenspiegel nennt diese Vorrechte "Gnaden". Dem Manne helfen diese Vorrechte nichts; nur den Kindern werden sie zuweilen eingeräumt, und darauf bezieh sich das obige Sprichwort.

Mhd.: Jungen kinder sullen beleiben bei alten genaden. (Auer, 294, 100.)

387 Junge Kinder haben das essen lieb. - Henisch, 949, 29; Petri, II, 402.

[Spaltenumbruch] Mhd.: Habenn di kinder recht zcu einem guthe szo habenn si ouch recht zcu dem guthe wu er gelegin. (Michelsen, 28, 6.)

356 Hâskemöh, mîn leve Kind, wat is't 'n Eilandsleven.Bueren, 637; Kern, 119.

Unter den Eilanden sind hier die ostfriesischen und oldenburgischen Inseln gemeint, die für ihre Bewohner die Welt sind, und wenig festländische Vergnügungen bieten.

357 Hastu kind, so zeuge (ziehe) sie.Franck, II, 8b; Eiselein, 374.

Die Erziehung der Kinder geht allem andern vor.

Frz.: Faut nourrir les enfans cette année et différer à carder les laines jusques à l'autre. (Prov. en basque.)

358 Hastu Kinder, so zeuch sie; nimbst du ein weib, so warte jr.Lehmann, II, 261, 7; Petri, II, 373; Henisch, 233, 11.

Die Russen: Hast du verstanden, Kinder zu zeugen, so verstehe auch, sie zu belehren. Und die Czechen: Nicht blos Kinder zeugen, sondern auch leiten. (Reinsberg VII, 60.)

359 Hat das Kind auch eine Platte auf dem Kopfe? frug eines Bauern Frau, als man sagte: Ei, ei, wie ist das Kind dem Vater so ähnlich.Klosterspiegel, 31, 15; Eiselein, 372.

360 Hat ein jedes Kind seinen rechten Namen, so heist du nicht Peter götz.Henisch, 1717, 35; Eiselein, 386; Simrock, 5584; Körte, 3290.

Frz.: Le bon oiseau se fait de lui-même. (Gaal, 377.)

361 Hätte jedes Kind den rechten Namen, dies Mädchen hiesse Pater Joseph.Klosterspiegel, 36, 10.

362 Hätte jedes Kind eine Platte, das einen Pfaff (Mönch) zum Vater hat, so fehlt's an Perrüken in Land und Stadt.

363 Heimerzogen kindt ist bei leuten ein rindt.Egenolff, 81b; Eiselein, 374; Körte, 3387.

364 Hetten Kinder kein anstoss, so wüchsen sie wol eins Baums gross.Lehmann, 169, 17; Petri, II, 379; Henisch, 223, 11.

Lat.: Saepe lupi modica fit cibus undique causa. (Sutor, 593.)

365 Ich bin ein gerieben Kind, sagte Pfiff, ich kann multipliciren, wo lauter Nullen sind.

366 Ich habe meine Kinder geschlagen, beichtete der Mann, und sie gehörten dem Pater Guardian.Klosterspiegel, 31, 17.

367 Ich hoa wull schuen a Kind gehobt, oawer a ganz numpern klenes, sagte die Magd zum Pfarrer, als er sie fragte, ob sie noch Jungfrau sei.

368 Ich verlasse meinen Kindern die ganze Welt.Meisner, 63.

D. h. nichts.

369 Ihr macht das Kind, aber nicht sein Herz. (Afrika.)

370 Ist das Kind nicht getauft, so erbt es nicht.Graf, 210, 196.

Infolge des Einflusses, den die Priester auf das deutsche Recht übten, galt ein ungetaufter Mensch für erbunfähig. Während im ursprünglichen deutschen Rechte die Erbfähigkeit an das Blut geknüpft war, wurde sie nun von der Kirche vom Wasser abhängig gemacht. (S. Heide 4.) Das Sprichwort ist aus dem dänischen Rechte entlehnt. (Vgl. Homeyer, Grundriss, 80a.)

371 Ist das Kind satt, so hungert die Amme.Altmann V, 461.

372 Je lewer Kind, je echärper Roo.Schwerin, 3; Danneil, 277; ostfriesisch bei Frommann, VI, 280, 730; Bueren, 705; Hauskalender, I.

373 Je lieber kind, je schärpffer (grösser) rut.Agricola I, 649; Egenolff, 75b u. 250a; Eyering, III, 81; Franck, I, 26; Petri, II, 393; Gruter, I, 75b; Luther's Tischr., 209b; Luther, 458; Fischer, Psalter, 173, 3; Latendorf II, 18; Schottel, 1138a; Sutor, 677; Gaal, 1004; Sailer, 263; Eiselein, 372; Steiger, 368; Venedey, 104; Ramann, II. Pred., I, 244; Simrock, 5593; Körte, 3369 u. 413; Braun, I, 1834; Reinsberg I, 178.

Die Russen: Wen man liebt, den schlägt man auch. Wer straft, der liebt auch. Die Türken: Wer seine Töchter nicht schlägt, wird es an seinen Knien fühlen.

[Spaltenumbruch] In Mailand: Wer den Stock spart, hasst die Söhne. Wer seine Sprösslinge liebt, schont sie nicht vor der Peitsche. Der gute Vater findet den Stock. Wer den Kindern wohl will, straft sie gut. Die Venetier: Der Vater, welcher gut ist, wendet den Stock an. Die alten Römer: Der Vater züchtigt den Sohn, welchen er liebt. (Reinsberg VII, 82.)

Mhd.: Je lieber kint, je groezer pesen. – Je zerter kint, ie groezer rout. (Wolkenstein.) – Wie lieber kint, ye scherffer rout. (Muscatblut.) – Liebem kinde ist guot ein rîs. (Marner.) – Ze liebem kinde gehoerent beseme groze. (Labers.) (Zingerle, 81 u. 198.)

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Frz.: Qui aime bien, châtie bien. (Leroux, I, 141.)

Holl.: Hoe liever kind, hoe scherper roede. (Harrebomée, I, 405b.)

Lat.: Diligit hic natum virga qui corrigit illum. (Binder II, 792.) – Non amat hic puerum, qui raro castigat (corrigit) illum (istum). (Binder I, 1147; II, 2125; Philippi, II, 31; Gartner, 37; Seybold, 361; Eiselein, 372.) – Pater filium, quem amat, castigat. (Gaal, 1004.) – Qui parcit virgae, odit filium. (Philippi, II, 135.) – Quo quis Deo charior, eo flagellis proximior. – Sit licet in natos facies austera parentum, aequa tamen semper mens est et amica voluntas. (Mant.) (Philippi, II, 31, 135 u. 192.)

Ung.: A' ki fiát szereti, nem kimélli ostorát töle. (Gaal, 1004.)

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375 Je mehr Kinder, je mehr glück vnd heilige engel.Henisch, 895, 62.

376 Je mehr Kinder, je mehr Glücks.Luther's Tischr., 412b; Heuseler, 467; Petri, II, 394; Eiselein, 375; Simrock, 5615; Reinsberg I, 170; VII, 6.

377 Je mehr man ein Kind beklagt, je mehr weint es.Reinsberg VII, 83.

Dän.: Jo mere mand ynker barnet, jo mere det græder. (Prov. dan., 568.)

378 Je schöner Kind, je grösser Liebe.

379 Jedem Kinde gefällt seine Butterbemme am besten.Luther.

380 Jedes Kind behält seines Vaters Recht.Graf, 57, 205.

Dass das Kind, dessen in rechter Ehe lebende Aeltern vollfrei waren oder nur verschiedenen Graden des Adels angehörten, dem Rechte des Vaters angehörte, war unzweifelhaft; das obige Sprichwort spricht aber den Satz aus, dass jedes Kind ohne Rücksicht auf dessen Echtheit und Freiheit dem Geburtsstande des Vaters folge, eine Rechtsansicht, die nicht zu allgemeiner Geltung gelangt ist. (S. Kind.)

Mhd.: Ein ieglich kint beheldet sines vater recht. (Wackernagel, 16, 13.)

381 Jedes (neugeborene) Kind bringt sein Glück mit.

Auf Amrum: Arka Biarn brangt sin Lok mä. (Haupt, VIII, 369, 308.)

Holl.: Elk kind brengt duizend gulden mede. (Harrebomée, I, 403a.)

382 Jedes Kind erbt für sein Theil und für sein Haupt.Graf, 216, 224; Mohr, 167, 1.

383 Jedes Kind ist seines Vatters.Lehmann, 42, 30; Eiselein, 373; Simrock, 5579; Graf, 163, 122; Reinsberg VII, 26.

384 Jedes Kind sich sehnet, wie's die Mutter hat gewöhnet.

385 Jedes Kind weiss, dass eine Sau ein Schwein ist.

Holl.: Een kind zou merken, dat een kalf een beest is. (Harrebomée, I, 402b.)

386 Junge Kinder bleiben bei alten Gnaden.Graf, 155, 118.

Unter „Gnaden“ werden die Vortheile verstanden, die den Frauen zum Schutze ihres Vermögens ausser den bestimmten Rechten, wie des Pfandrechts am Vermögen ihres Mannes, in den verschiedenen Rechtsbüchern zugesichert werden und deren eine grosse Anzahl sind, als: Leibgedinge oder Leibzucht, Witthum, Morgengabe, Musstheil, Eingeschneitel, Haubenbandsgerechtigkeit, Gnadenjahr u. s. w. Die Glosse zum Sachsenspiegel nennt diese Vorrechte „Gnaden“. Dem Manne helfen diese Vorrechte nichts; nur den Kindern werden sie zuweilen eingeräumt, und darauf bezieh sich das obige Sprichwort.

Mhd.: Jungen kinder sullen beleiben bei alten genaden. (Auer, 294, 100.)

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[[644]/0650] Mhd.: Habenn di kinder recht zcu einem guthe szo habenn si ouch recht zcu dem guthe wu er gelegin. (Michelsen, 28, 6.) 356 Hâskemöh, mîn leve Kind, wat is't 'n Eilandsleven. – Bueren, 637; Kern, 119. Unter den Eilanden sind hier die ostfriesischen und oldenburgischen Inseln gemeint, die für ihre Bewohner die Welt sind, und wenig festländische Vergnügungen bieten. 357 Hastu kind, so zeuge (ziehe) sie. – Franck, II, 8b; Eiselein, 374. Die Erziehung der Kinder geht allem andern vor. Frz.: Faut nourrir les enfans cette année et différer à carder les laines jusques à l'autre. (Prov. en basque.) 358 Hastu Kinder, so zeuch sie; nimbst du ein weib, so warte jr. – Lehmann, II, 261, 7; Petri, II, 373; Henisch, 233, 11. Die Russen: Hast du verstanden, Kinder zu zeugen, so verstehe auch, sie zu belehren. Und die Czechen: Nicht blos Kinder zeugen, sondern auch leiten. (Reinsberg VII, 60.) 359 Hat das Kind auch eine Platte auf dem Kopfe? frug eines Bauern Frau, als man sagte: Ei, ei, wie ist das Kind dem Vater so ähnlich. – Klosterspiegel, 31, 15; Eiselein, 372. 360 Hat ein jedes Kind seinen rechten Namen, so heist du nicht Peter götz. – Henisch, 1717, 35; Eiselein, 386; Simrock, 5584; Körte, 3290. Frz.: Le bon oiseau se fait de lui-même. (Gaal, 377.) 361 Hätte jedes Kind den rechten Namen, dies Mädchen hiesse Pater Joseph. – Klosterspiegel, 36, 10. 362 Hätte jedes Kind eine Platte, das einen Pfaff (Mönch) zum Vater hat, so fehlt's an Perrüken in Land und Stadt. 363 Heimerzogen kindt ist bei leuten ein rindt. – Egenolff, 81b; Eiselein, 374; Körte, 3387. 364 Hetten Kinder kein anstoss, so wüchsen sie wol eins Baums gross. – Lehmann, 169, 17; Petri, II, 379; Henisch, 223, 11. Lat.: Saepe lupi modica fit cibus undique causa. (Sutor, 593.) 365 Ich bin ein gerieben Kind, sagte Pfiff, ich kann multipliciren, wo lauter Nullen sind. 366 Ich habe meine Kinder geschlagen, beichtete der Mann, und sie gehörten dem Pater Guardian. – Klosterspiegel, 31, 17. 367 Ich hoa wull schuen a Kind gehobt, oawer a ganz numpern klenes, sagte die Magd zum Pfarrer, als er sie fragte, ob sie noch Jungfrau sei. 368 Ich verlasse meinen Kindern die ganze Welt. – Meisner, 63. D. h. nichts. 369 Ihr macht das Kind, aber nicht sein Herz. (Afrika.) 370 Ist das Kind nicht getauft, so erbt es nicht. – Graf, 210, 196. Infolge des Einflusses, den die Priester auf das deutsche Recht übten, galt ein ungetaufter Mensch für erbunfähig. Während im ursprünglichen deutschen Rechte die Erbfähigkeit an das Blut geknüpft war, wurde sie nun von der Kirche vom Wasser abhängig gemacht. (S. Heide 4.) Das Sprichwort ist aus dem dänischen Rechte entlehnt. (Vgl. Homeyer, Grundriss, 80a.) 371 Ist das Kind satt, so hungert die Amme. – Altmann V, 461. 372 Je lewer Kind, je echärper Roo. – Schwerin, 3; Danneil, 277; ostfriesisch bei Frommann, VI, 280, 730; Bueren, 705; Hauskalender, I. 373 Je lieber kind, je schärpffer (grösser) rut. – Agricola I, 649; Egenolff, 75b u. 250a; Eyering, III, 81; Franck, I, 26; Petri, II, 393; Gruter, I, 75b; Luther's Tischr., 209b; Luther, 458; Fischer, Psalter, 173, 3; Latendorf II, 18; Schottel, 1138a; Sutor, 677; Gaal, 1004; Sailer, 263; Eiselein, 372; Steiger, 368; Venedey, 104; Ramann, II. Pred., I, 244; Simrock, 5593; Körte, 3369 u. 413; Braun, I, 1834; Reinsberg I, 178. Die Russen: Wen man liebt, den schlägt man auch. Wer straft, der liebt auch. Die Türken: Wer seine Töchter nicht schlägt, wird es an seinen Knien fühlen. In Mailand: Wer den Stock spart, hasst die Söhne. Wer seine Sprösslinge liebt, schont sie nicht vor der Peitsche. Der gute Vater findet den Stock. Wer den Kindern wohl will, straft sie gut. Die Venetier: Der Vater, welcher gut ist, wendet den Stock an. Die alten Römer: Der Vater züchtigt den Sohn, welchen er liebt. (Reinsberg VII, 82.) Mhd.: Je lieber kint, je groezer pesen. – Je zerter kint, ie groezer rout. (Wolkenstein.) – Wie lieber kint, ye scherffer rout. (Muscatblut.) – Liebem kinde ist guot ein rîs. (Marner.) – Ze liebem kinde gehoerent beseme groze. (Labers.) (Zingerle, 81 u. 198.) Dän.: Jo kier ere barn, jo skarpere riis. (Prov. dan., 48; Bohn I, 382.) Frz.: Qui aime bien, châtie bien. (Leroux, I, 141.) Holl.: Hoe liever kind, hoe scherper roede. (Harrebomée, I, 405b.) Lat.: Diligit hic natum virga qui corrigit illum. (Binder II, 792.) – Non amat hic puerum, qui raro castigat (corrigit) illum (istum). (Binder I, 1147; II, 2125; Philippi, II, 31; Gartner, 37; Seybold, 361; Eiselein, 372.) – Pater filium, quem amat, castigat. (Gaal, 1004.) – Qui parcit virgae, odit filium. (Philippi, II, 135.) – Quo quis Deo charior, eo flagellis proximior. – Sit licet in natos facies austera parentum, aequa tamen semper mens est et amica voluntas. (Mant.) (Philippi, II, 31, 135 u. 192.) Ung.: A' ki fiát szereti, nem kimélli ostorát töle. (Gaal, 1004.) 374 Je, mehr Kinder, desto mehr Vaterunser, je mehr Vaterunser, desto mehr Brot. – Frischbier, 398; Frischbier2, 1997; Hennig, 122 u. 145. 375 Je mehr Kinder, je mehr glück vnd heilige engel. – Henisch, 895, 62. 376 Je mehr Kinder, je mehr Glücks. – Luther's Tischr., 412b; Heuseler, 467; Petri, II, 394; Eiselein, 375; Simrock, 5615; Reinsberg I, 170; VII, 6. 377 Je mehr man ein Kind beklagt, je mehr weint es. – Reinsberg VII, 83. Dän.: Jo mere mand ynker barnet, jo mere det græder. (Prov. dan., 568.) 378 Je schöner Kind, je grösser Liebe. 379 Jedem Kinde gefällt seine Butterbemme am besten. – Luther. 380 Jedes Kind behält seines Vaters Recht. – Graf, 57, 205. Dass das Kind, dessen in rechter Ehe lebende Aeltern vollfrei waren oder nur verschiedenen Graden des Adels angehörten, dem Rechte des Vaters angehörte, war unzweifelhaft; das obige Sprichwort spricht aber den Satz aus, dass jedes Kind ohne Rücksicht auf dessen Echtheit und Freiheit dem Geburtsstande des Vaters folge, eine Rechtsansicht, die nicht zu allgemeiner Geltung gelangt ist. (S. Kind.) Mhd.: Ein ieglich kint beheldet sines vater recht. (Wackernagel, 16, 13.) 381 Jedes (neugeborene) Kind bringt sein Glück mit. Auf Amrum: Arka Biarn brangt sin Lok mä. (Haupt, VIII, 369, 308.) Holl.: Elk kind brengt duizend gulden mede. (Harrebomée, I, 403a.) 382 Jedes Kind erbt für sein Theil und für sein Haupt. – Graf, 216, 224; Mohr, 167, 1. 383 Jedes Kind ist seines Vatters. – Lehmann, 42, 30; Eiselein, 373; Simrock, 5579; Graf, 163, 122; Reinsberg VII, 26. 384 Jedes Kind sich sehnet, wie's die Mutter hat gewöhnet. 385 Jedes Kind weiss, dass eine Sau ein Schwein ist. Holl.: Een kind zou merken, dat een kalf een beest is. (Harrebomée, I, 402b.) 386 Junge Kinder bleiben bei alten Gnaden. – Graf, 155, 118. Unter „Gnaden“ werden die Vortheile verstanden, die den Frauen zum Schutze ihres Vermögens ausser den bestimmten Rechten, wie des Pfandrechts am Vermögen ihres Mannes, in den verschiedenen Rechtsbüchern zugesichert werden und deren eine grosse Anzahl sind, als: Leibgedinge oder Leibzucht, Witthum, Morgengabe, Musstheil, Eingeschneitel, Haubenbandsgerechtigkeit, Gnadenjahr u. s. w. Die Glosse zum Sachsenspiegel nennt diese Vorrechte „Gnaden“. Dem Manne helfen diese Vorrechte nichts; nur den Kindern werden sie zuweilen eingeräumt, und darauf bezieh sich das obige Sprichwort. Mhd.: Jungen kinder sullen beleiben bei alten genaden. (Auer, 294, 100.) 387 Junge Kinder haben das essen lieb. – Henisch, 949, 29; Petri, II, 402.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [644]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/650>, abgerufen am 01.07.2024.