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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 189 Ein armes Kind spielt ebenso vergnügt mit Rechenpfennigen als ein reiches mit Dukaten.

190 Ein dummes Kind ist so viel als zwei kluge.

191 Ein eigensinnig Kind ist ein böses Kind.

Dän.: Egen villie giör ondt barn. (Prov. dan., 138.)

192 Ein einig Kind geht mehr zu Herzen, als wenn man sieben Kinder hat.

Sieben gehen sehr über den Beutel und den Brotschrank.

Mhd.: Es is ein alt gesprochen wort: Ein einic kint ze herzen gat baz danneda man siben hat. (Liedersaal.) (Zingerle, 80.)

193 Ein einig Kind gereth selten. - Henisch, 1506, 33.

194 Ein from Kind ist der Eltern Preiss. - Petri, II, 186.

195 Ein from Kind kent seinen Vatter. - Henisch, 1253, 28; Petri, II, 486.

"Ein rechts Kind seinen Vater kennt, ein Bankert jn im zweiffel nennt." (Eyering, II, 167.)

196 Ein from Kind strafft sich selbst. - Petri, II, 186; Henisch, 1253, 29.

197 Ein gebrand Kind fürchtet das Fewer. - Mathesy, 191b.

Holl.: Een gebrand kind vreest het vuur. (Bohn I, 313.)

198 Ein geschlagen Kind weint seinen Schmerz bald aus.

Dän.: Det barn er ilde slaget, der ikke maae graede. (Prov. dan., 46.)

199 Ein grindig Kind fürchtet den Kamm.

200 Ein grindig Kind lässt sich nicht gern kämmen.

Dän.: Skurved barn vil ey gierne kaemmes. (Prov. dan., 47.)

201 Ein gut erzogen Kind ist eine Rechnung ohne Probe. - Sailer, 264; Simrock, 5590; Reinsberg VII, 74.

202 Ein gut geartet Kind zieht sich allein.

Die Finnen: Ein gutes Kind bringt selbst die Ruthe, ein schlechtes verbessert sich nicht durch die Ruthe. (Bertram, 56.)

Dän.: Det skal vaere et godt barn der aver sig selv. (Prov. dan., 41.)

203 Ein gut gezogen Kind muss reden und schweigen können.

Dän.: Vel tugtet barn taler ey af sig selv, eller tier tilspurdt. (Prov. dan., 47.)

204 Ein gut Kind das erröthet bald.

Dän.: Blyg barn rödmer snart. - Rödme er dyds farve. (Prov. dan., 77.)

205 Ein gut Kind soll man züchtigen, dass es nicht böse, und ein böses, dass es besser wird.

Dän.: Man skal raevse godt barn at det ikke bliver ondt, og ondt barn at det ikke bliver vaerre. (Bohn I, 389.)

206 Ein gutes Kind singt gute Lieder.

Dän.: Godt barn quaeder gierne godt viise. (Prov. dan., 48.)

207 Ein Haufen Kinder und ein Korb mit Eiern ist zerbrechliche (abgängliche) Waare.

Holl.: Een hoop kinderen is een korf met eijeren. (Harrebomee, I, 402b.)

208 Ein hauffen Kinder vnd ein hauffen Ameysseneyer vergehen bald. - Lehmann, 116, 44.

209 Ein heymgezogen kindt ist bey den leuten wie ein rind. - Agricola I, 134; Egenolff, 81b; Theatrum Diabolorum, 398a; Petri, II, 196; Gruter, I, 47; Latendorf II, 13; Siebenkees, 252; Blum, 500; Struve, I, 6.

"Da steh' ich als ein ander Rind, und bin ein heimgezogen Kind." Sehr leicht wird ein Kind im älterlichen Hause verzogen. An sich hat eine einsame Erziehung Nachtheil fürs ganze Leben eines Menschen. In dem engen Kreise bleibt auch der Kreis der Einsichten und Begriffe beschränkt. Furchtsamkeit, Unbehülflichkeit u. s. w. sind Folgen davon. Bei den Isländern hatten der Dummdreiste und der Ungereiste Einen Namen. Beide hiessen Heimskr (Heimlinge) und es ward bei ihnen Sprichwort: Heimskt er heimalit barn, d. h. Kinder, die blos zu Hause erzogen werden, sind dumm. - "Man hat ein heime gezogen kint ze hove dicke für ein rint." Freidank in der zweiten Ausgabe der Bescheidenheit; da sie jedoch nur in einer einzigen Handschrift, im Liederbuch der Hätzlerin, vorkommen soll, so bestreitet Franz Pfeifer die Echtheit der Stelle aus dem Grunde, weil "Rind" ein unhöfischer Ausdruck sei, den Freidank nicht gebraucht haben könne. (Vgl. Europa den Artikel: Unhöfische Worte, Leipzig 1867, Nr. 32, Sp. 1006.) Für heimgezogen (einheimisches) Kind, ist in der Stettiner Chronik von Liebeborn das Wort "Einzögling" gebraucht. "Es sind nun fast 17 Jahre, der E. E. A. W. G. (Ew. Edlen, Achtbaren, Wohlweisen, Grossgünstigen) auch als yhren Einzögling vnnd Bürgers Sohn zu diesen Sekretariat dienstordentlich revociret und bestetiget."

[Spaltenumbruch] (Friedeb., II, Vorrede.) Schon das dabeistehende "Bürgers Sohn" bezeugt, wie Fr. Hasenow bemerkt, dass "Einzögling" nicht, wie man vermuthen könnte, einen aus der Fremde Eingezogenen, Eingewanderten bedeutet, sondern im Gegentheil ein "heimgezogen Kind". "Dieweil ein heimgezogen Kind bleibt unverstendig als ein Rind." (Froschm., Hibb.)

Holl.: Een onbezocht kind blijft een wild rind. (Harrebomee, I, 403a.)

Lat.: Aedibus eductus patriis, habitusque licenter, quos vitulo mores esse videmus habet. (Philippi, I, 11; Seybold, 12.) - Odi puerulos praecoci sapientia. (Sutor, 600.)

210 Ein hübsches Kind und ein guter Wein, die können wol beieinander sein. - Hesekiel, Ein Graf von Königsmarck (Berlin 1860), II, 206.

211 Ein jedes Kind bringt sein glück mit, wenns geboren wirdt, vnd nimpts weg, wenn es stirbt. - Henisch, 1661, 42.

212 Ein Kind an der Bost litt den grössten Dost. (Waldeck.) - Curtze, 317, 44.

213 Ein Kind - Angstkind. - Schambach, II, 116.

Bei einen einzigen Kinde sind die Aeltern stets um das Leben desselben in Sorge. "Es ist ein alt gesprochen Wort: Ein einzig Kind zu Herzen geht bass, dann da man sieben hat." Die Esten sagen: Mehr ein Kindchen als keins. Und ein hebräisches Sprichwort in Bezug auf viele Kinder fragt: Hast du sechzig Kinder erzeugt, die bei deinen Lebzeiten sterben, wozu sind sie nütze? Nimm eine Frau und erzeuge mit ihr einen Sohn, der besser als die sechzig ist. (Reinsberg VII, 7.)

Holl.: Een kind hart pijn, vele kinderen hoofd pijn. (Harrebomee, I, 402b.)

214 Ein Kind - Angstkind, twei Kinner - Spielkinner. (Büren.) - Firmenich, I, 26; hochdeutsch bei Simrock, 5609; Körte, 3364; Reinsberg VII, 6.

215 Ein Kind aus gutem Haus bringt die halbe Schule (Bildung) mit heraus.

Frz.: Enfant de bonne ville est demy escripvain. (Leroux, I, 140.)

216 Ein Kind, das eine Stiefmutter bekommt, bekommt auch einen Stiefvater.

Dän.: Det barn der faaer stivmoder faaer ogsaa stivfader. (Bohn I, 357.)

217 Ein Kind, das erzogen ist mit Wein, die Sonne, die scheint am Morgen fein, und eine Frau, die spricht Latein, werden nicht von langer Dauer sein.

Holl.: Een kind, dat met wijn wordt opgevoed, eene vrouw, die Latijn spreekt, en eene zon, die te vroeg schijnt, maken zelden eene goede rekenning. (Harrebomee, I, 402b.)

218 Ein Kind, das geschlagen, muss wol weinen und klagen.

219 Ein Kind, das kein Leben empfangen, mag kein Erbe sein. - Graf, 210, 192.

Um erbfähig zu sein, musste nachgewiesen werden, dass das Kind nach seiner Geburt, wirklich, wenn auch nur einen Moment gelebt habe. "Lebt das Kind nur so lange, dass es die vier Wände beschreit, dass es der Nachbar bezeuge, so ist sein Leben genugsam dargethan." (Kraut, Vorles., S. 19.)

Fries.: Aen kynt dat ne lyff ontfiengen haet, dat mei nen erun wessa. (Hettema, XXX, 10, 232.)

220 Ein Kind, das nicht beliebt, ist überall im Wege.

Frz.: Enfant de teste ne trouve-on jamais beau. - Enfant hay ne locra ja bel. (Leroux, I, 140.)

221 Ein Kind, das nicht spielt, und dem nicht wackelt der Mund, ist nicht gesund.

Gesunde Kinder spielen gern und haben stets Appetit.

Holl.: Jonge kinders moeten spelen, of van pijn en ziekte kwelen. (Harrebomee, I, 405b.)

222 Ein Kind, das seine Mutter verachtet, hat einen stinkenden Athem. - Sailer, 265.

Die afrikanischen Neger sagen: Wenn ein Kind seinen Aeltern nicht gehorcht, wird's ungesalzene Speise essen. (Reinsberg VII, 68.) (S. Aeltern 37, 38 u. 40.)

223 Ein Kind, das sich einmal (das Maul) verbrannt hat, bläst auch die kalte Suppe.

Slov.: Opek dete ludina hladno piha.

224 Ein Kind fürchtet sich vor einem Wort, das andere nicht vor Schlägen. (Lit.)

225 Ein Kind gedeiht nicht wie das andere.

Dän.: Hvert barn er ikke sin davre liig. (Prov. dan., 46.)

226 Ein Kind hat nicht den Verstand der alten Leute.

Holl.: Van een kind kan men geen mans wijsheid hebben. (Harrebomee, I, 407a.)

[Spaltenumbruch] 189 Ein armes Kind spielt ebenso vergnügt mit Rechenpfennigen als ein reiches mit Dukaten.

190 Ein dummes Kind ist so viel als zwei kluge.

191 Ein eigensinnig Kind ist ein böses Kind.

Dän.: Egen villie giør ondt barn. (Prov. dan., 138.)

192 Ein einig Kind geht mehr zu Herzen, als wenn man sieben Kinder hat.

Sieben gehen sehr über den Beutel und den Brotschrank.

Mhd.: Es is ein alt gesprochen wort: Ein einic kint ze herzen gât baz dannedâ man siben hat. (Liedersaal.) (Zingerle, 80.)

193 Ein einig Kind gereth selten.Henisch, 1506, 33.

194 Ein from Kind ist der Eltern Preiss.Petri, II, 186.

195 Ein from Kind kent seinen Vatter.Henisch, 1253, 28; Petri, II, 486.

„Ein rechts Kind seinen Vater kennt, ein Bankert jn im zweiffel nennt.“ (Eyering, II, 167.)

196 Ein from Kind strafft sich selbst.Petri, II, 186; Henisch, 1253, 29.

197 Ein gebrand Kind fürchtet das Fewer.Mathesy, 191b.

Holl.: Een gebrand kind vreest het vuur. (Bohn I, 313.)

198 Ein geschlagen Kind weint seinen Schmerz bald aus.

Dän.: Det barn er ilde slaget, der ikke maae græde. (Prov. dan., 46.)

199 Ein grindig Kind fürchtet den Kamm.

200 Ein grindig Kind lässt sich nicht gern kämmen.

Dän.: Skurved barn vil ey gierne kæmmes. (Prov. dan., 47.)

201 Ein gut erzogen Kind ist eine Rechnung ohne Probe.Sailer, 264; Simrock, 5590; Reinsberg VII, 74.

202 Ein gut geartet Kind zieht sich allein.

Die Finnen: Ein gutes Kind bringt selbst die Ruthe, ein schlechtes verbessert sich nicht durch die Ruthe. (Bertram, 56.)

Dän.: Det skal være et godt barn der aver sig selv. (Prov. dan., 41.)

203 Ein gut gezogen Kind muss reden und schweigen können.

Dän.: Vel tugtet barn taler ey af sig selv, eller tier tilspurdt. (Prov. dan., 47.)

204 Ein gut Kind das erröthet bald.

Dän.: Blyg barn rødmer snart. – Rødme er dyds farve. (Prov. dan., 77.)

205 Ein gut Kind soll man züchtigen, dass es nicht böse, und ein böses, dass es besser wird.

Dän.: Man skal rævse godt barn at det ikke bliver ondt, og ondt barn at det ikke bliver værre. (Bohn I, 389.)

206 Ein gutes Kind singt gute Lieder.

Dän.: Godt barn quæder gierne godt viise. (Prov. dan., 48.)

207 Ein Haufen Kinder und ein Korb mit Eiern ist zerbrechliche (abgängliche) Waare.

Holl.: Een hoop kinderen is een korf met eijeren. (Harrebomée, I, 402b.)

208 Ein hauffen Kinder vnd ein hauffen Ameysseneyer vergehen bald.Lehmann, 116, 44.

209 Ein heymgezogen kindt ist bey den leuten wie ein rind.Agricola I, 134; Egenolff, 81b; Theatrum Diabolorum, 398a; Petri, II, 196; Gruter, I, 47; Latendorf II, 13; Siebenkees, 252; Blum, 500; Struve, I, 6.

„Da steh' ich als ein ander Rind, und bin ein heimgezogen Kind.“ Sehr leicht wird ein Kind im älterlichen Hause verzogen. An sich hat eine einsame Erziehung Nachtheil fürs ganze Leben eines Menschen. In dem engen Kreise bleibt auch der Kreis der Einsichten und Begriffe beschränkt. Furchtsamkeit, Unbehülflichkeit u. s. w. sind Folgen davon. Bei den Isländern hatten der Dummdreiste und der Ungereiste Einen Namen. Beide hiessen Heimskr (Heimlinge) und es ward bei ihnen Sprichwort: Heimskt er heimalit barn, d. h. Kinder, die blos zu Hause erzogen werden, sind dumm. – „Man hat ein heime gezogen kint ze hove dicke für ein rint.“ Freidank in der zweiten Ausgabe der Bescheidenheit; da sie jedoch nur in einer einzigen Handschrift, im Liederbuch der Hätzlerin, vorkommen soll, so bestreitet Franz Pfeifer die Echtheit der Stelle aus dem Grunde, weil „Rind“ ein unhöfischer Ausdruck sei, den Freidank nicht gebraucht haben könne. (Vgl. Europa den Artikel: Unhöfische Worte, Leipzig 1867, Nr. 32, Sp. 1006.) Für heimgezogen (einheimisches) Kind, ist in der Stettiner Chronik von Liebeborn das Wort „Einzögling“ gebraucht. „Es sind nun fast 17 Jahre, der E. E. A. W. G. (Ew. Edlen, Achtbaren, Wohlweisen, Grossgünstigen) auch als yhren Einzögling vnnd Bürgers Sohn zu diesen Sekretariat dienstordentlich revociret und bestetiget.“

[Spaltenumbruch] (Friedeb., II, Vorrede.) Schon das dabeistehende „Bürgers Sohn“ bezeugt, wie Fr. Hasenow bemerkt, dass „Einzögling“ nicht, wie man vermuthen könnte, einen aus der Fremde Eingezogenen, Eingewanderten bedeutet, sondern im Gegentheil ein „heimgezogen Kind“. „Dieweil ein heimgezogen Kind bleibt unverstendig als ein Rind.“ (Froschm., Hibb.)

Holl.: Een onbezocht kind blijft een wild rind. (Harrebomée, I, 403a.)

Lat.: Aedibus eductus patriis, habitusque licenter, quos vitulo mores esse videmus habet. (Philippi, I, 11; Seybold, 12.) – Odi puerulos praecoci sapientia. (Sutor, 600.)

210 Ein hübsches Kind und ein guter Wein, die können wol beieinander sein.Hesekiel, Ein Graf von Königsmarck (Berlin 1860), II, 206.

211 Ein jedes Kind bringt sein glück mit, wenns geboren wirdt, vnd nimpts weg, wenn es stirbt.Henisch, 1661, 42.

212 Ein Kind an der Bost litt den grössten Dost. (Waldeck.) – Curtze, 317, 44.

213 Ein Kind – Angstkind.Schambach, II, 116.

Bei einen einzigen Kinde sind die Aeltern stets um das Leben desselben in Sorge. „Es ist ein alt gesprochen Wort: Ein einzig Kind zu Herzen geht bass, dann da man sieben hat.“ Die Esten sagen: Mehr ein Kindchen als keins. Und ein hebräisches Sprichwort in Bezug auf viele Kinder fragt: Hast du sechzig Kinder erzeugt, die bei deinen Lebzeiten sterben, wozu sind sie nütze? Nimm eine Frau und erzeuge mit ihr einen Sohn, der besser als die sechzig ist. (Reinsberg VII, 7.)

Holl.: Eén kind hart pijn, vele kinderen hoofd pijn. (Harrebomée, I, 402b.)

214 Ein Kind – Angstkind, twei Kinner – Spielkinner. (Büren.) – Firmenich, I, 26; hochdeutsch bei Simrock, 5609; Körte, 3364; Reinsberg VII, 6.

215 Ein Kind aus gutem Haus bringt die halbe Schule (Bildung) mit heraus.

Frz.: Enfant de bonne ville est demy escripvain. (Leroux, I, 140.)

216 Ein Kind, das eine Stiefmutter bekommt, bekommt auch einen Stiefvater.

Dän.: Det barn der faaer stivmoder faaer ogsaa stivfader. (Bohn I, 357.)

217 Ein Kind, das erzogen ist mit Wein, die Sonne, die scheint am Morgen fein, und eine Frau, die spricht Latein, werden nicht von langer Dauer sein.

Holl.: Een kind, dat met wijn wordt opgevoed, eene vrouw, die Latijn spreekt, en eene zon, die te vroeg schijnt, maken zelden eene goede rekenning. (Harrebomée, I, 402b.)

218 Ein Kind, das geschlagen, muss wol weinen und klagen.

219 Ein Kind, das kein Leben empfangen, mag kein Erbe sein.Graf, 210, 192.

Um erbfähig zu sein, musste nachgewiesen werden, dass das Kind nach seiner Geburt, wirklich, wenn auch nur einen Moment gelebt habe. „Lebt das Kind nur so lange, dass es die vier Wände beschreit, dass es der Nachbar bezeuge, so ist sein Leben genugsam dargethan.“ (Kraut, Vorles., S. 19.)

Fries.: Aen kynt dat ne lyff ontfiengen haet, dat mei nen erun wessa. (Hettema, XXX, 10, 232.)

220 Ein Kind, das nicht beliebt, ist überall im Wege.

Frz.: Enfant dé testé ne trouve-on jamais beau. – Enfant hay ne locra ja bel. (Leroux, I, 140.)

221 Ein Kind, das nicht spielt, und dem nicht wackelt der Mund, ist nicht gesund.

Gesunde Kinder spielen gern und haben stets Appetit.

Holl.: Jonge kinders moeten spelen, of van pijn en ziekte kwelen. (Harrebomée, I, 405b.)

222 Ein Kind, das seine Mutter verachtet, hat einen stinkenden Athem.Sailer, 265.

Die afrikanischen Neger sagen: Wenn ein Kind seinen Aeltern nicht gehorcht, wird's ungesalzene Speise essen. (Reinsberg VII, 68.) (S. Aeltern 37, 38 u. 40.)

223 Ein Kind, das sich einmal (das Maul) verbrannt hat, bläst auch die kalte Suppe.

Slov.: Opek dete ludina hladno piha.

224 Ein Kind fürchtet sich vor einem Wort, das andere nicht vor Schlägen. (Lit.)

225 Ein Kind gedeiht nicht wie das andere.

Dän.: Hvert barn er ikke sin davre liig. (Prov. dan., 46.)

226 Ein Kind hat nicht den Verstand der alten Leute.

Holl.: Van een kind kan men geen mans wijsheid hebben. (Harrebomée, I, 407a.)

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[[640]/0646] 189 Ein armes Kind spielt ebenso vergnügt mit Rechenpfennigen als ein reiches mit Dukaten. 190 Ein dummes Kind ist so viel als zwei kluge. 191 Ein eigensinnig Kind ist ein böses Kind. Dän.: Egen villie giør ondt barn. (Prov. dan., 138.) 192 Ein einig Kind geht mehr zu Herzen, als wenn man sieben Kinder hat. Sieben gehen sehr über den Beutel und den Brotschrank. Mhd.: Es is ein alt gesprochen wort: Ein einic kint ze herzen gât baz dannedâ man siben hat. (Liedersaal.) (Zingerle, 80.) 193 Ein einig Kind gereth selten. – Henisch, 1506, 33. 194 Ein from Kind ist der Eltern Preiss. – Petri, II, 186. 195 Ein from Kind kent seinen Vatter. – Henisch, 1253, 28; Petri, II, 486. „Ein rechts Kind seinen Vater kennt, ein Bankert jn im zweiffel nennt.“ (Eyering, II, 167.) 196 Ein from Kind strafft sich selbst. – Petri, II, 186; Henisch, 1253, 29. 197 Ein gebrand Kind fürchtet das Fewer. – Mathesy, 191b. Holl.: Een gebrand kind vreest het vuur. 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Furchtsamkeit, Unbehülflichkeit u. s. w. sind Folgen davon. Bei den Isländern hatten der Dummdreiste und der Ungereiste Einen Namen. Beide hiessen Heimskr (Heimlinge) und es ward bei ihnen Sprichwort: Heimskt er heimalit barn, d. h. Kinder, die blos zu Hause erzogen werden, sind dumm. – „Man hat ein heime gezogen kint ze hove dicke für ein rint.“ Freidank in der zweiten Ausgabe der Bescheidenheit; da sie jedoch nur in einer einzigen Handschrift, im Liederbuch der Hätzlerin, vorkommen soll, so bestreitet Franz Pfeifer die Echtheit der Stelle aus dem Grunde, weil „Rind“ ein unhöfischer Ausdruck sei, den Freidank nicht gebraucht haben könne. (Vgl. Europa den Artikel: Unhöfische Worte, Leipzig 1867, Nr. 32, Sp. 1006.) Für heimgezogen (einheimisches) Kind, ist in der Stettiner Chronik von Liebeborn das Wort „Einzögling“ gebraucht. „Es sind nun fast 17 Jahre, der E. E. A. W. G. (Ew. Edlen, Achtbaren, Wohlweisen, Grossgünstigen) auch als yhren Einzögling vnnd Bürgers Sohn zu diesen Sekretariat dienstordentlich revociret und bestetiget.“ (Friedeb., II, Vorrede.) Schon das dabeistehende „Bürgers Sohn“ bezeugt, wie Fr. Hasenow bemerkt, dass „Einzögling“ nicht, wie man vermuthen könnte, einen aus der Fremde Eingezogenen, Eingewanderten bedeutet, sondern im Gegentheil ein „heimgezogen Kind“. „Dieweil ein heimgezogen Kind bleibt unverstendig als ein Rind.“ (Froschm., Hibb.) Holl.: Een onbezocht kind blijft een wild rind. (Harrebomée, I, 403a.) Lat.: Aedibus eductus patriis, habitusque licenter, quos vitulo mores esse videmus habet. (Philippi, I, 11; Seybold, 12.) – Odi puerulos praecoci sapientia. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [640]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/646>, abgerufen am 01.07.2024.