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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Katzenglaube.

* Das ist Katzenglaube. - Heyl, 156.

D. i. ein falscher Glaube (Superstition). "Es sagen auch etliche, wenn man das Brot von Bettlern kauft und den hünern gibt, davon sollen sie sehr legen, aber ich halts vor einen katzenglauben." (Coler, Hausblätter, 1640, S. 374.)


Katzengold.

* Uch det Kazngauld glänzt. - Schuster, 1084.


Katzenhaar.

*1 Katt'nhaar dartwusken hack'n. - Eichwald, 969.

*2 Katzenhaare dreinwerfen.

Unfriede, Zwist stiften, eine Unannehmlichkeit bereiten.


Katzenhaus.

Im Katzenhause muss man keine Milch suchen.


Katzenhirn.

* Er hat Katzenhirn gegessen. - Körte, 3295a.

Verwirrter Kopf.


Katzenjagd.

* Se mutt up alle Kattenjagden mit wes'n. - Eichwald, 960.


Katzenjäger.

* Es ist ein Katzenjäger.

Holl.: Het is en oude katsjager. (Harrebomee, I, 386a.)


Katzenjammer.

*1 Das ist ein wahrer Katzenjammer.

*2 Das ist moralischer Katzenjammer.

Jenes Unbehagen, das einem verkehrten Handeln folgt und dem physischen Katzenjammer entspricht. (Vgl. Grimm, V, 296.) "Von jeher war Schubart der Held des moralischen Katzenjammers gewesen." (D. F. Strauss, Schubart's Leben, 1849, I, 361.)

*3 Er hat den Katzenjammer.

Auch "besoffenes, graues Elend" genannt. Leidet an den Folgen der Trunkenheit oder irgendeines andern Genusses, Unternehmens u. s. w. (Vgl. Kuhn's Zeitschrift, I, 2.) Ein Correspondent der Kölnischen Zeitung machte nach dem Jubelfest der Universität Bonn im August 1868 Mittheilungen über den dort in allen Formen hervorgetretenen Katzenjammer. Der "Jubiläumskater", wie er ihn nannte und dem er seine Studien gewidmet, hatte sich in allen Varietäten, vom gemeinen Hauskater, zum gestreiften Wollkater, bis zum "grauen Elend" hinauf offenbart. Nach seiner Beobachtung zeigt jede der vier Facultäten ein anderes Verhalten zum Katzenjammer. Der Philosoph stützt den Kopf in die Hand und tröstet sich schliesslich über seinen Kater mit der Idee von dem notwendigen Zusammenhange von Ursache und Wirkung; der Jurist kommt endlich auf den Gedanken, dass es doch auch ein Recht gebe, welches mit uns geboren werde, während der Arzt als entschiedener Realist sofort nach der Büchse greift, die Natron bicarbonicum enthält; der mit einem Kater behaftete Theolog aber schlägt an seine Brust und ruft aus: Pater peccavi. - In Würzburg: Katzajammer. Sartorius (67) bemerkt: "Richtiger vielleicht Kotzenjammer, das Uebelbefinden am Morgen nach Ausschweifungen, besonders im Trinken, in der vorigen Nacht, wobei sich meistens Erbrechen, Kotzen oder Neigung dazu einfindet." - "Die Völker werden ihren Katzenjammer ausschlafen und frisch ermannt sich erheben." (Westdeutsche Zeitung, 1849, 52.)


Katzenkauer.

Katzenkauer ist schlechte Musik.


Katzenkind.

1 Katzen Kinder lassen das mausen nicht. - Lehmann, 541, 73.

2 Katzenkinder mausen gern. - Petri, II, 414; Waldis, I, 50, 48; Schottel, 1133b; Gaal, 992; Körte, 3319; Reinsberg II, 58.

Frz.: Qui naquit chat court apres les souris.

Holl.: Cattenkinder musen gheern. (Tunn., 8, 15; Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1868, Nr. 197.) - Kattenkinderen vangen graag muizen. (Harrebomee, I, 385a.)

3 Katzenkindt lernet wol mausen. - Hauer, Miij; Gruter, III, 57; Lehmann, II, 316, 14; Latendorf II, 43; Sailer, 149; Winckler, I, 12; Simrock, 5464.

Wenn aber die Menschen mausen, so heisst das so viel wie stehlen.

Lat.: Catorum nati sunt mures prendere nati. (Gaal, 992; Loci comm., 140; Neander, 43; Fallersleben, 143.)

Ung.: A' macskafi örömest egeresz. - Rokanak roka a' fia. (Gaal, 992.)


Katzenkopf.

*1 Du Katzenkopf.

Schimpfwort. (Vgl. Grimm, V, 297.) "Unsereiner ist auch kein Katzenkopf." (Lessing, I, 393.)

*2 Einem einen Katzenkopf aufsetzen.

"Du vnd die deinen setzen iederman katzenköpff vnd eselsköpff vff." - "Mein Luther, wie gefelt dir nun dein murmaw vnd katzenkopf?" (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, IV, 955 u. 967.)

[Spaltenumbruch] *3 Einem einen Katzenkopf geben.

Einem eine Ohrfeige, ein Kopfstück geben. (Grimm, V, 297.)

*4 Einen Katzenkopf aus ihm machen. - Murner, Vom luth. Narren.

"Da bedachten wir ein fund daneben ein katzenkopff vss im zu machen." (Kloster, X, 145.)

*5 Er hot einen Katzenkopf. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. i. ein schlechtes Gedächtniss.

*6 Sein Katzenkopf gefällt ihm nicht. - Murner, Ob der König von Engelland.

Es ist ihm unangenehm, seine Unwissenheit verrathen oder sich lächerlich gemacht zu haben.


Katzenkoth.

Katzenkoth gedeiht nicht.


Katzenkrieg.

* Einen Katzenkrieg führen.

Mit jemand in Händeln liegen. "Der Katzenkrieg hat nun ein Ende." (Der lutherische Katzenkrieg von der Ubiquität; Grimm, V, 298.)


Katzenküsser.

* Er ist ein Katzenküsser. (Schweiz.) - Kirchhofer, 89; Eiselein, 369.

Als Schimpfname der reformirten Berner von den katholischen Nachbarn gebraucht. Von einer religiösen Sekte, die sich in alter Zeit zu Bern gebildet und häufige Versammlungen in Privatwohnungen gehalten und von der man, wie eine alte Chronik berichtet, gesagt, sie hätten das Zeichen, wer in der Sekte wäre, küsste die Katzen in dem Hause. Man wollte die Partei ausrotten; als man aber mit dem Tödten anfing, fand man, dass mehr Anhänger waren, als man vermuthet hatte, und man musste davon abstehen. Der Name selber wurde aber zum Sprichwort, den Bernern ein sehr unleidiges. (Vgl. Bosshart's Chronik.) Ursprünglich wol Schimpfwort für Ketzer überhaupt, denn man gab ihnen schon im 12. Jahrhundert schuld, eine ihrer Ceremonien sei das Küssen der Katzen im Hintern, wie dem Teufel gehuldigt wurde. Die Katze ist des Teufels Thier. Ketzer wurden aber schon früh mit Katzen in Verbindung gebracht. (Vgl. Grimm, V, 298.)


Katzenlatein.

Hott's Katzenlatein un ken Enn'n. (Mecklenburg.) - Schiller, III, 6b.

Wenn des Unsinns zu viel wird.


Katzenleben.

* Sie (er) hat ein Katzenleben. - Körte, 3319d.

Man meint damit ein sehr zähes. Vielleicht trifft dies bei den wilden Katzen zu; bei den Hauskatzen habe ich in einer langen Reihe von Jahren bemerkt, dass ihre Gesundheit sehr empfindlich und der Tod leicht erfolgt.


Katzenliebe.

Katzenliebe fängt mit Schnurren (Spinnen, Kosen) an und hört mit Kratzen (Beissen) auf.

Span.: Los amores del gato, rinnendo entrau. (Cahier, 3202.)


Katzenmeister.

* Es ist ein Katzenmeister.

"Das gehe sein Weg; ist genug, dass man sehe wie die Katzenmeister und Mörder so fleissig in der Schrift sind." (Luther's Werke, V, 138.)


Katzenmelker.

* Es ist ein Katzenmelker.

Spottname für einen, der die Katze immer um und bei sich hat. Vielleicht Katzenmalkerer, da das hätschelnde Herumtragen u. s. w. junger Katzen in Schlesien, auch in Thüringen malkern heisst. (Vgl. Grimm, V, 298.)


Katzenmesse.

* Einem die Katzenmesse singen.

Ihm unfreundlich begegnen, ihm eine Art Katzenmusik bringen. (Vgl. Grimm, V, 298.)


Katzenmilch.

* Er hat Katzenmilch getrunken, ist mit Katzenmilch gefüttert. (Schles.)

Von solchen gebraucht, in deren Ehrlichkeit man Zweifel setzt; häufig auf Müller angewandt.


Katzenmusik.

* Es ist eine Katzenmusik.

Schlechte, absichtlich ohrzerreissende Spottmusik, durch welche jemand in der Form eines Ständchens Misfallen bezeigt, Hohn angethan wird. (Vgl. Grimm, V, 298.) Eine andere Art Katzenmusik ist oder war die durch das Katzenklavier erzeugte. Es war dies ein von Landgraf Karl von Hessen (regierte 1677-1730) erfundenes Instrument. Vierzehn Katzen verschiedener Grösse und verschiedenen Alters wurden in einen Kasten so eingesperrt, dass jede abgesondert sass und den Schwanz heraussteckte. Wenn das Klavier gespielt wurde, so stachen die spitzigen Tasten in die Schwänze der verschiedenen alten und jungen, grossen und kleinen Katzen ein, und das mannichfache Geschrei

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Katzenglaube.

* Das ist Katzenglaube.Heyl, 156.

D. i. ein falscher Glaube (Superstition). „Es sagen auch etliche, wenn man das Brot von Bettlern kauft und den hünern gibt, davon sollen sie sehr legen, aber ich halts vor einen katzenglauben.“ (Coler, Hausblätter, 1640, S. 374.)


Katzengold.

* Uch det Kazngûld glänzt.Schuster, 1084.


Katzenhaar.

*1 Katt'nhaar dartwusken hack'n.Eichwald, 969.

*2 Katzenhaare dreinwerfen.

Unfriede, Zwist stiften, eine Unannehmlichkeit bereiten.


Katzenhaus.

Im Katzenhause muss man keine Milch suchen.


Katzenhirn.

* Er hat Katzenhirn gegessen.Körte, 3295a.

Verwirrter Kopf.


Katzenjagd.

* Se mutt up alle Kattenjagden mit wes'n.Eichwald, 960.


Katzenjäger.

* Es ist ein Katzenjäger.

Holl.: Het is en oude katsjager. (Harrebomée, I, 386a.)


Katzenjammer.

*1 Das ist ein wahrer Katzenjammer.

*2 Das ist moralischer Katzenjammer.

Jenes Unbehagen, das einem verkehrten Handeln folgt und dem physischen Katzenjammer entspricht. (Vgl. Grimm, V, 296.) „Von jeher war Schubart der Held des moralischen Katzenjammers gewesen.“ (D. F. Strauss, Schubart's Leben, 1849, I, 361.)

*3 Er hat den Katzenjammer.

Auch „besoffenes, graues Elend“ genannt. Leidet an den Folgen der Trunkenheit oder irgendeines andern Genusses, Unternehmens u. s. w. (Vgl. Kuhn's Zeitschrift, I, 2.) Ein Correspondent der Kölnischen Zeitung machte nach dem Jubelfest der Universität Bonn im August 1868 Mittheilungen über den dort in allen Formen hervorgetretenen Katzenjammer. Der „Jubiläumskater“, wie er ihn nannte und dem er seine Studien gewidmet, hatte sich in allen Varietäten, vom gemeinen Hauskater, zum gestreiften Wollkater, bis zum „grauen Elend“ hinauf offenbart. Nach seiner Beobachtung zeigt jede der vier Facultäten ein anderes Verhalten zum Katzenjammer. Der Philosoph stützt den Kopf in die Hand und tröstet sich schliesslich über seinen Kater mit der Idee von dem notwendigen Zusammenhange von Ursache und Wirkung; der Jurist kommt endlich auf den Gedanken, dass es doch auch ein Recht gebe, welches mit uns geboren werde, während der Arzt als entschiedener Realist sofort nach der Büchse greift, die Natron bicarbonicum enthält; der mit einem Kater behaftete Theolog aber schlägt an seine Brust und ruft aus: Pater peccavi. – In Würzburg: Katzajammer. Sartorius (67) bemerkt: „Richtiger vielleicht Kotzenjammer, das Uebelbefinden am Morgen nach Ausschweifungen, besonders im Trinken, in der vorigen Nacht, wobei sich meistens Erbrechen, Kotzen oder Neigung dazu einfindet.“ – „Die Völker werden ihren Katzenjammer ausschlafen und frisch ermannt sich erheben.“ (Westdeutsche Zeitung, 1849, 52.)


Katzenkauer.

Katzenkauer ist schlechte Musik.


Katzenkind.

1 Katzen Kinder lassen das mausen nicht.Lehmann, 541, 73.

2 Katzenkinder mausen gern.Petri, II, 414; Waldis, I, 50, 48; Schottel, 1133b; Gaal, 992; Körte, 3319; Reinsberg II, 58.

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Wenn aber die Menschen mausen, so heisst das so viel wie stehlen.

Lat.: Catorum nati sunt mures prendere nati. (Gaal, 992; Loci comm., 140; Neander, 43; Fallersleben, 143.)

Ung.: A' macskafi örömest egerész. – Rokának róka a' fia. (Gaal, 992.)


Katzenkopf.

*1 Du Katzenkopf.

Schimpfwort. (Vgl. Grimm, V, 297.) „Unsereiner ist auch kein Katzenkopf.“ (Lessing, I, 393.)

*2 Einem einen Katzenkopf aufsetzen.

„Du vnd die deinen setzen iederman katzenköpff vnd eselsköpff vff.“ – „Mein Luther, wie gefelt dir nun dein murmaw vnd katzenkopf?“ (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, IV, 955 u. 967.)

[Spaltenumbruch] *3 Einem einen Katzenkopf geben.

Einem eine Ohrfeige, ein Kopfstück geben. (Grimm, V, 297.)

*4 Einen Katzenkopf aus ihm machen.Murner, Vom luth. Narren.

„Da bedachten wir ein fund daneben ein katzenkopff vss im zu machen.“ (Kloster, X, 145.)

*5 Er hot einen Katzenkopf. (Jüd.-deutsch. Brody.)

D. i. ein schlechtes Gedächtniss.

*6 Sein Katzenkopf gefällt ihm nicht.Murner, Ob der König von Engelland.

Es ist ihm unangenehm, seine Unwissenheit verrathen oder sich lächerlich gemacht zu haben.


Katzenkoth.

Katzenkoth gedeiht nicht.


Katzenkrieg.

* Einen Katzenkrieg führen.

Mit jemand in Händeln liegen. „Der Katzenkrieg hat nun ein Ende.“ (Der lutherische Katzenkrieg von der Ubiquität; Grimm, V, 298.)


Katzenküsser.

* Er ist ein Katzenküsser. (Schweiz.) – Kirchhofer, 89; Eiselein, 369.

Als Schimpfname der reformirten Berner von den katholischen Nachbarn gebraucht. Von einer religiösen Sekte, die sich in alter Zeit zu Bern gebildet und häufige Versammlungen in Privatwohnungen gehalten und von der man, wie eine alte Chronik berichtet, gesagt, sie hätten das Zeichen, wer in der Sekte wäre, küsste die Katzen in dem Hause. Man wollte die Partei ausrotten; als man aber mit dem Tödten anfing, fand man, dass mehr Anhänger waren, als man vermuthet hatte, und man musste davon abstehen. Der Name selber wurde aber zum Sprichwort, den Bernern ein sehr unleidiges. (Vgl. Bosshart's Chronik.) Ursprünglich wol Schimpfwort für Ketzer überhaupt, denn man gab ihnen schon im 12. Jahrhundert schuld, eine ihrer Ceremonien sei das Küssen der Katzen im Hintern, wie dem Teufel gehuldigt wurde. Die Katze ist des Teufels Thier. Ketzer wurden aber schon früh mit Katzen in Verbindung gebracht. (Vgl. Grimm, V, 298.)


Katzenlatein.

Hott's Katzenlatîn un kên Enn'n. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b.

Wenn des Unsinns zu viel wird.


Katzenleben.

* Sie (er) hat ein Katzenleben.Körte, 3319d.

Man meint damit ein sehr zähes. Vielleicht trifft dies bei den wilden Katzen zu; bei den Hauskatzen habe ich in einer langen Reihe von Jahren bemerkt, dass ihre Gesundheit sehr empfindlich und der Tod leicht erfolgt.


Katzenliebe.

Katzenliebe fängt mit Schnurren (Spinnen, Kosen) an und hört mit Kratzen (Beissen) auf.

Span.: Los amores del gato, riñendo entrau. (Cahier, 3202.)


Katzenmeister.

* Es ist ein Katzenmeister.

„Das gehe sein Weg; ist genug, dass man sehe wie die Katzenmeister und Mörder so fleissig in der Schrift sind.“ (Luther's Werke, V, 138.)


Katzenmelker.

* Es ist ein Katzenmelker.

Spottname für einen, der die Katze immer um und bei sich hat. Vielleicht Katzenmalkerer, da das hätschelnde Herumtragen u. s. w. junger Katzen in Schlesien, auch in Thüringen malkern heisst. (Vgl. Grimm, V, 298.)


Katzenmesse.

* Einem die Katzenmesse singen.

Ihm unfreundlich begegnen, ihm eine Art Katzenmusik bringen. (Vgl. Grimm, V, 298.)


Katzenmilch.

* Er hat Katzenmilch getrunken, ist mit Katzenmilch gefüttert. (Schles.)

Von solchen gebraucht, in deren Ehrlichkeit man Zweifel setzt; häufig auf Müller angewandt.


Katzenmusik.

* Es ist eine Katzenmusik.

Schlechte, absichtlich ohrzerreissende Spottmusik, durch welche jemand in der Form eines Ständchens Misfallen bezeigt, Hohn angethan wird. (Vgl. Grimm, V, 298.) Eine andere Art Katzenmusik ist oder war die durch das Katzenklavier erzeugte. Es war dies ein von Landgraf Karl von Hessen (regierte 1677-1730) erfundenes Instrument. Vierzehn Katzen verschiedener Grösse und verschiedenen Alters wurden in einen Kasten so eingesperrt, dass jede abgesondert sass und den Schwanz heraussteckte. Wenn das Klavier gespielt wurde, so stachen die spitzigen Tasten in die Schwänze der verschiedenen alten und jungen, grossen und kleinen Katzen ein, und das mannichfache Geschrei

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[[606]/0612] Katzenglaube. * Das ist Katzenglaube. – Heyl, 156. D. i. ein falscher Glaube (Superstition). „Es sagen auch etliche, wenn man das Brot von Bettlern kauft und den hünern gibt, davon sollen sie sehr legen, aber ich halts vor einen katzenglauben.“ (Coler, Hausblätter, 1640, S. 374.) Katzengold. * Uch det Kazngûld glänzt. – Schuster, 1084. Katzenhaar. *1 Katt'nhaar dartwusken hack'n. – Eichwald, 969. *2 Katzenhaare dreinwerfen. Unfriede, Zwist stiften, eine Unannehmlichkeit bereiten. Katzenhaus. Im Katzenhause muss man keine Milch suchen. Katzenhirn. * Er hat Katzenhirn gegessen. – Körte, 3295a. Verwirrter Kopf. Katzenjagd. * Se mutt up alle Kattenjagden mit wes'n. – Eichwald, 960. Katzenjäger. * Es ist ein Katzenjäger. Holl.: Het is en oude katsjager. (Harrebomée, I, 386a.) Katzenjammer. *1 Das ist ein wahrer Katzenjammer. *2 Das ist moralischer Katzenjammer. Jenes Unbehagen, das einem verkehrten Handeln folgt und dem physischen Katzenjammer entspricht. (Vgl. Grimm, V, 296.) „Von jeher war Schubart der Held des moralischen Katzenjammers gewesen.“ (D. F. Strauss, Schubart's Leben, 1849, I, 361.) *3 Er hat den Katzenjammer. Auch „besoffenes, graues Elend“ genannt. Leidet an den Folgen der Trunkenheit oder irgendeines andern Genusses, Unternehmens u. s. w. (Vgl. Kuhn's Zeitschrift, I, 2.) Ein Correspondent der Kölnischen Zeitung machte nach dem Jubelfest der Universität Bonn im August 1868 Mittheilungen über den dort in allen Formen hervorgetretenen Katzenjammer. Der „Jubiläumskater“, wie er ihn nannte und dem er seine Studien gewidmet, hatte sich in allen Varietäten, vom gemeinen Hauskater, zum gestreiften Wollkater, bis zum „grauen Elend“ hinauf offenbart. Nach seiner Beobachtung zeigt jede der vier Facultäten ein anderes Verhalten zum Katzenjammer. Der Philosoph stützt den Kopf in die Hand und tröstet sich schliesslich über seinen Kater mit der Idee von dem notwendigen Zusammenhange von Ursache und Wirkung; der Jurist kommt endlich auf den Gedanken, dass es doch auch ein Recht gebe, welches mit uns geboren werde, während der Arzt als entschiedener Realist sofort nach der Büchse greift, die Natron bicarbonicum enthält; der mit einem Kater behaftete Theolog aber schlägt an seine Brust und ruft aus: Pater peccavi. – In Würzburg: Katzajammer. Sartorius (67) bemerkt: „Richtiger vielleicht Kotzenjammer, das Uebelbefinden am Morgen nach Ausschweifungen, besonders im Trinken, in der vorigen Nacht, wobei sich meistens Erbrechen, Kotzen oder Neigung dazu einfindet.“ – „Die Völker werden ihren Katzenjammer ausschlafen und frisch ermannt sich erheben.“ (Westdeutsche Zeitung, 1849, 52.) Katzenkauer. Katzenkauer ist schlechte Musik. Katzenkind. 1 Katzen Kinder lassen das mausen nicht. – Lehmann, 541, 73. 2 Katzenkinder mausen gern. – Petri, II, 414; Waldis, I, 50, 48; Schottel, 1133b; Gaal, 992; Körte, 3319; Reinsberg II, 58. Frz.: Qui naquit chat court après les souris. Holl.: Cattenkinder musen gheern. (Tunn., 8, 15; Niederschlesische Zeitung, Görlitz 1868, Nr. 197.) – Kattenkinderen vangen graag muizen. (Harrebomée, I, 385a.) 3 Katzenkindt lernet wol mausen. – Hauer, Miij; Gruter, III, 57; Lehmann, II, 316, 14; Latendorf II, 43; Sailer, 149; Winckler, I, 12; Simrock, 5464. Wenn aber die Menschen mausen, so heisst das so viel wie stehlen. Lat.: Catorum nati sunt mures prendere nati. (Gaal, 992; Loci comm., 140; Neander, 43; Fallersleben, 143.) Ung.: A' macskafi örömest egerész. – Rokának róka a' fia. (Gaal, 992.) Katzenkopf. *1 Du Katzenkopf. Schimpfwort. (Vgl. Grimm, V, 297.) „Unsereiner ist auch kein Katzenkopf.“ (Lessing, I, 393.) *2 Einem einen Katzenkopf aufsetzen. „Du vnd die deinen setzen iederman katzenköpff vnd eselsköpff vff.“ – „Mein Luther, wie gefelt dir nun dein murmaw vnd katzenkopf?“ (Murner, Vom luth. Narren, in Kloster, IV, 955 u. 967.) *3 Einem einen Katzenkopf geben. Einem eine Ohrfeige, ein Kopfstück geben. (Grimm, V, 297.) *4 Einen Katzenkopf aus ihm machen. – Murner, Vom luth. Narren. „Da bedachten wir ein fund daneben ein katzenkopff vss im zu machen.“ (Kloster, X, 145.) *5 Er hot einen Katzenkopf. (Jüd.-deutsch. Brody.) D. i. ein schlechtes Gedächtniss. *6 Sein Katzenkopf gefällt ihm nicht. – Murner, Ob der König von Engelland. Es ist ihm unangenehm, seine Unwissenheit verrathen oder sich lächerlich gemacht zu haben. Katzenkoth. Katzenkoth gedeiht nicht. Katzenkrieg. * Einen Katzenkrieg führen. Mit jemand in Händeln liegen. „Der Katzenkrieg hat nun ein Ende.“ (Der lutherische Katzenkrieg von der Ubiquität; Grimm, V, 298.) Katzenküsser. * Er ist ein Katzenküsser. (Schweiz.) – Kirchhofer, 89; Eiselein, 369. Als Schimpfname der reformirten Berner von den katholischen Nachbarn gebraucht. Von einer religiösen Sekte, die sich in alter Zeit zu Bern gebildet und häufige Versammlungen in Privatwohnungen gehalten und von der man, wie eine alte Chronik berichtet, gesagt, sie hätten das Zeichen, wer in der Sekte wäre, küsste die Katzen in dem Hause. Man wollte die Partei ausrotten; als man aber mit dem Tödten anfing, fand man, dass mehr Anhänger waren, als man vermuthet hatte, und man musste davon abstehen. Der Name selber wurde aber zum Sprichwort, den Bernern ein sehr unleidiges. (Vgl. Bosshart's Chronik.) Ursprünglich wol Schimpfwort für Ketzer überhaupt, denn man gab ihnen schon im 12. Jahrhundert schuld, eine ihrer Ceremonien sei das Küssen der Katzen im Hintern, wie dem Teufel gehuldigt wurde. Die Katze ist des Teufels Thier. Ketzer wurden aber schon früh mit Katzen in Verbindung gebracht. (Vgl. Grimm, V, 298.) Katzenlatein. Hott's Katzenlatîn un kên Enn'n. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 6b. Wenn des Unsinns zu viel wird. Katzenleben. * Sie (er) hat ein Katzenleben. – Körte, 3319d. Man meint damit ein sehr zähes. Vielleicht trifft dies bei den wilden Katzen zu; bei den Hauskatzen habe ich in einer langen Reihe von Jahren bemerkt, dass ihre Gesundheit sehr empfindlich und der Tod leicht erfolgt. Katzenliebe. Katzenliebe fängt mit Schnurren (Spinnen, Kosen) an und hört mit Kratzen (Beissen) auf. Span.: Los amores del gato, riñendo entrau. (Cahier, 3202.) Katzenmeister. * Es ist ein Katzenmeister. „Das gehe sein Weg; ist genug, dass man sehe wie die Katzenmeister und Mörder so fleissig in der Schrift sind.“ (Luther's Werke, V, 138.) Katzenmelker. * Es ist ein Katzenmelker. Spottname für einen, der die Katze immer um und bei sich hat. Vielleicht Katzenmalkerer, da das hätschelnde Herumtragen u. s. w. junger Katzen in Schlesien, auch in Thüringen malkern heisst. (Vgl. Grimm, V, 298.) Katzenmesse. * Einem die Katzenmesse singen. Ihm unfreundlich begegnen, ihm eine Art Katzenmusik bringen. (Vgl. Grimm, V, 298.) Katzenmilch. * Er hat Katzenmilch getrunken, ist mit Katzenmilch gefüttert. (Schles.) Von solchen gebraucht, in deren Ehrlichkeit man Zweifel setzt; häufig auf Müller angewandt. Katzenmusik. * Es ist eine Katzenmusik. Schlechte, absichtlich ohrzerreissende Spottmusik, durch welche jemand in der Form eines Ständchens Misfallen bezeigt, Hohn angethan wird. (Vgl. Grimm, V, 298.) Eine andere Art Katzenmusik ist oder war die durch das Katzenklavier erzeugte. Es war dies ein von Landgraf Karl von Hessen (regierte 1677-1730) erfundenes Instrument. Vierzehn Katzen verschiedener Grösse und verschiedenen Alters wurden in einen Kasten so eingesperrt, dass jede abgesondert sass und den Schwanz heraussteckte. Wenn das Klavier gespielt wurde, so stachen die spitzigen Tasten in die Schwänze der verschiedenen alten und jungen, grossen und kleinen Katzen ein, und das mannichfache Geschrei

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [606]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/612>, abgerufen am 24.11.2024.