Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] tragende Jüden, d. i. die Kaufleuth, die treiben mehr wucher als die Jüden selbst; die beschnittenen Jüden. - Dionys. Melander, S. 2; Wett und Zeit, V, 92, 81; Zinkgref, III, 113. 38 Es stirbt ein Jude, wenn zwei über Kreuz pissen. - Frischbier2, 1823. 39 Fluddrige (zerlumpte) Juden haben das meiste Geld. (Westf.) 40 Frisch getaufte Juden nnd neugebackene Barone erkennt man am Tone. 41 Getaufter Jud' thut selten gut. (Bedburg.) - Boebel, 146. Der Neugrieche fürchtet besonders bankrotte Juden; er sagt: Ein bankrotter Jude durchsieht seine alten Rechnungen. Der Czeche aber sagt: Mit dem getauften Juden nur wieder ins Wasser. (Reinsberg V, 36.) 42 Getaufter Jude, beschnittener Christ. - Graf, 488, 55; Körte, 3205 u. 3986; Braun, I, 1681; Reinsberg V, 36; Simrock, 5263. Aehnlich russisch Altmann VI, 401. - Wiewol die meisten Judenbekehrungen nichts als täuschender Namenwechsel sind, so werden doch die Missionsbestrebungen mit viel Kosten, grossem Aufwand von frommen Redensarten und einem von dem obigen Sprichworte angezeigten Erfolge fortgesetzt. Jemand nannte einen getauften Juden ein leeres Blatt zwischen dem Alten und Neuen Testament. Es gibt nur eine erfolgreiche Missionarin, die überzeugende Macht der Wahrheit. Wenn das Christenthum diese auf seiner Seite hat, sind alle andern überflüssig; fehlt jene, schädlich. - Ein mainzer Prälat, ein getaufter Jude, hinterliess vor einigen Jahrhunderten seinen Erben eine goldene Katze mit einer goldenen Maus, mit folgender Aufschrift: "So wenig diese Katze diese Maus frisst, so wenig wird ein Jud' ein guter Christ." Böhm.: Zid krteny, vlk rkroceny, to je nepritel smireny. (Celakovsky, 236.) Poln.: Miecz zkowany, wilk chowany, przyjaciel jednany, zyd chrzezony - nie pewny. (Celakovsky, 236.) 43 Haust du meinen Juden, so hau' ich deinen Juden. - Graf, 530, 358. Vgl. dabei die Geschichte in Hebel's Schatzkästlein: "Die zwei Postillione" und Büchmann, 8. Aufl., S. 72. 44 In einem Juden stecken drei Christen und in einem Yankee drei Juden. 45 Jöden un Ministen1 bedregt alle Christen. (Ostfries.) - Frommann, VI, 284, 745; Bueren, 737. 1)Ministen, Menisten, Mennoniten, Mennonisten. (Stürenburg, 148.) - Wenn die Russen genau unterrichtet sind, lassen sie sich aber auch, falls es sonst jemand vermag, wieder betrügen: Betrüge den Juden, sagen sie, so küsst er dich; küsse den Juden, so betrügt er dich. (Reinsberg V, 31.) 46 Jöden und Ministen sünd de Düfel sein Christen. (Ostfries.) - Hauskalender, III. 47 Jud' bleibt Jud' und wenn er auch Sporen an den Stiefeln trägt. - Gutzkow, Ritter vom Geist, I, 120. 48 Jud' und Kauwertz (Judenchristen) findet man allerwärts. - Nass. Schulbl., XIV, 5. 49 Jud' und Tatar ist einerlei Waar'. (Lit.) - Reinsberg V, 29. 50 Jud' und Weib sind Ein Leib. Sie haben in ihrem Charakter grosse Aehnlichkeiten, worüber sich wol Bogumil, Goltz in seiner Naturgeschichte der Frauen am treffendsten ausgesprochen hat. Es heisst dort z. B.: "Die Juden und die Weiber sind furchtsam und widerspenstig, spröde und zähe, sanft und heftig, leidenschaftlich und doch nicht brutal, barmherzig und egoistisch, geld- und gewinnsüchtig; sie sind knauserig und verschwenden gleichwol mit Prahlerei; sie sind leicht erschöpft und noch leichter restaurirt; sie zeigen sich ausdauernd und doch abspringend, confus und scharf unterscheidend, oberflächlich und scrupulös, zerstreut und keinen Augenblick ihre Interessen vergessend, concentrirt und doch zerfahren, mutterwitzig und unwissend, phantastisch und trivial, eigensinnig und schweigsam, eigenartig und gleichwol über denselben natürlichen Leisten des Geschlechts und der Rasse geschlagen. Sie sind talentvoll, praktisch, anstellig, in allen Sätteln gerecht und gleichwol pfuscherhaft durch und durch u. s. w." 51 Juden, Fuet und Pfaffen machen manchen Affen. "Der Jud mit dem Gesuch (hohen Zinsen), der Pfaffe mit dem Buch, die Fuet unterm Tuch das wird verfit manig Schuch." (Eiselein, 350.) 52 Juden muss man mit Juden überzeugen. - Graf, 457, 512. Um durch Zeugen einen Juden zu überweisen, musste unter den Zeugen wenigstens Ein Jude sein. Mhd.: Ein judenn mues man mit judenn überzeugen. (Maurer, I, 172.) [Spaltenumbruch] 53 Jüden, Schotten vnd bös Gelt findet man in aller Welt. - Fischer, Psalter, 352, 4. 54 Juden seid ihr, Juden bleibt ihr. - Graf, 488, 54. Es würde daher besser sein, die Judenmissionen cultivirten einen Theil der afrikanischen Wüste.) Mhd.: Joden sy gy, Joden blyve gy. (Westphalen, III, 79.) 55 Juden sitzen in der Fürsten Friede. - Graf, 488, 53. Den sie durch ein hohes Schutzgeld erkaufen mussten. 56 Juden und beladene Wagen gehen nicht gern übers Eis. Holl.: De kiuderen Abrahams durven zich niet ligt op zwak ijs wagen. (Harrebomee, I, 401b.) 57 Juden und Edelleute halten zusammen. - Eiselein, 350; Simrock, 5268; Körte, 3198. Nämlich jede Körperschaft unter sich; daher auch der Bessere sich des Schlimmen gemeiniglich gegen andere Stände annimmt. So ergriff z. B. beim Sturze des französischen Adels der bessere deutsche dessen Partei oft schwärmerisch. 58 Juden und Flöhe sind die ungeduldigsten Geschöpfe auf Erden. - Welt und Zeit, V, 365, 296. 59 Juden und Juristen sind bitterböse Christen. 60 Juden und Krämersleut' sind des Teufels seine Freud' (oder: dienen dem Teufel zu aller Zeit). Die Engländer sagen: Ein englischer Krämer, ein Jude, ein Basler, eine alte Nonne, ein Hofschranz und ein Affe sind des Teufels Sakramente. (Reinsberg V, 7.) 61 Kein Jude kann weiter Gewer sein, als sein Haus reicht. - Graf, 261, 225. Wer von einem Juden kaufte, musste voraussetzen, es könne gestohlenes Gut sein und ohne Entschädigung für ihn vom rechtmässigen Besitzer in Anspruch genommen werden. Jeder andere Verkäufer musste den Erwerb nachweisen, den Vorbesitzer nennen und Gewer leisten; nur für die Juden fand ehedem eine Ausnahme statt; sie hatten das besondere Vorrecht, auch auf gestohlenes Gut Geld zu leihen und im gegebenen Falle dem Eigenthümer die Herausgabe des Pfandes verweigern zu dürfen. Kaufte ein Christ ein solches Pfand, so war er natürlich nie sicher, dass ihm die Sache "entwert" wurde. Mhd.: Keynu Jude verrer geweren mag keynes kauffes wen also verre sein haus wendet. (Thüngen, 72, 352.) 62 Keines Juden Eid geht über einen Christenmann. - Graf, 457, 511. Die Fähigkeit, ein gerichtliches Zeugniss eidlich abzulegen, war im Mittelalter sehr beschränkt und von vielen Umständen abhängig, wie dies durch eine Anzahl von Sprichwörtern für einzelne Fälle dargethan wird. Zur Erklärung des obigen ist zu bemerken (vgl. Graf, 464), dass Juden und Heiden rechtlos waren und gegen einen Christen kein Zeugniss ablegen konnten. Von den Juden glaubte man, dass sie sich jährlich am Versöhnungsfeste von allen auf Christen bezüglichen Eiden lossprechen liessen. (Vgl. Graf, 457, 512.) (S. Gast 82 u. 101.) Mhd.: Deheines juden eid get gegen einen Kristen. (Wackernagel, 206, 214.) 63 Man darff keiner Jüden mehr, es sind andere, die wuchern können. - Petri, II, 444. Juden und Wucherer sind im Sprachgebrauch des Volks fast gleichbedeutend, und dennoch sind die Juden durch die christliche Obrigkeit einer frühern vielgerühmten Zeit förmlich zu den Wucherern gemacht worden, als welche sie später verrufen sind. Die Juden waren rechtlos; sie genossen blos Schutzrechte seitens des Kaisers, die sie sehr theuer bezahlen mussten, wodurch sie die Melkkühe des Reichs wurden. Um ihnen viel auspressen zu können, mussten sie erst viel besitzen. Um den Judenschutz recht einträglich zu machen, verlieh man ihnen besondere Rechte, namentlich hinsichtlich der Faustpfänder und des Zinsennehmens, die sie in einer Weise benutzten, dass 60-70 Procent nicht ungewöhnlich schien. (Vgl. Bodmann, 716 und Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 626.) So wurden Wucherer und Jude gleichbedeutend, und ein christlicher Pfandleiher hiess zum Unterschiede "getaufter Jude". (Vgl. Westenrieder, II, 36.) Mit ihrem Reichthum wuchs aber auch der Hass des Volks gegen sie, die "schnöden, stinkenden Gottesverächter" (vgl. Lichner, 113, 191), der selbst am Galgen die Juden noch nicht als gleichberechtigt mit den Christen anerkannte. Sie erhielten ausserhalb des christlichen Galgens einen eigenen Balken, und wurden, einen Hut mit heissem Pech auf dem Kopfe, zwischen zwei wüthenden Hunden aufgeknüpft. Hut und Hund fielen nur dann weg, wenn sie in der Todesstunde Christen wurden. (Grimm, Rechtsalt., 685; Siebenkees, Materialien zur nürnbergischen Geschichte, Altdorf, II, 592; Tenzler, Laienspiegel, Augsburg 1509, S. 119.) 64 Man kann lewer (lieber) säm Jüd'n watt schulli (schuldig) sin as en Barn. (Rendsburg.)
[Spaltenumbruch] tragende Jüden, d. i. die Kaufleuth, die treiben mehr wucher als die Jüden selbst; die beschnittenen Jüden. – Dionys. Melander, S. 2; Wett und Zeit, V, 92, 81; Zinkgref, III, 113. 38 Es stirbt ein Jude, wenn zwei über Kreuz pissen. – Frischbier2, 1823. 39 Fluddrige (zerlumpte) Juden haben das meiste Geld. (Westf.) 40 Frisch getaufte Juden nnd neugebackene Barone erkennt man am Tone. 41 Getaufter Jud' thut selten gut. (Bedburg.) – Boebel, 146. Der Neugrieche fürchtet besonders bankrotte Juden; er sagt: Ein bankrotter Jude durchsieht seine alten Rechnungen. Der Czeche aber sagt: Mit dem getauften Juden nur wieder ins Wasser. (Reinsberg V, 36.) 42 Getaufter Jude, beschnittener Christ. – Graf, 488, 55; Körte, 3205 u. 3986; Braun, I, 1681; Reinsberg V, 36; Simrock, 5263. Aehnlich russisch Altmann VI, 401. – Wiewol die meisten Judenbekehrungen nichts als täuschender Namenwechsel sind, so werden doch die Missionsbestrebungen mit viel Kosten, grossem Aufwand von frommen Redensarten und einem von dem obigen Sprichworte angezeigten Erfolge fortgesetzt. Jemand nannte einen getauften Juden ein leeres Blatt zwischen dem Alten und Neuen Testament. Es gibt nur eine erfolgreiche Missionarin, die überzeugende Macht der Wahrheit. Wenn das Christenthum diese auf seiner Seite hat, sind alle andern überflüssig; fehlt jene, schädlich. – Ein mainzer Prälat, ein getaufter Jude, hinterliess vor einigen Jahrhunderten seinen Erben eine goldene Katze mit einer goldenen Maus, mit folgender Aufschrift: „So wenig diese Katze diese Maus frisst, so wenig wird ein Jud' ein guter Christ.“ Böhm.: Zid křtĕný, vlk rkrocený, to je nepřítel smířený. (Čelakovsky, 236.) Poln.: Miecz zkowany, wilk chowany, przyjaciel jednany, żyd chrzezony – nie pewny. (Čelakovsky, 236.) 43 Haust du meinen Juden, so hau' ich deinen Juden. – Graf, 530, 358. Vgl. dabei die Geschichte in Hebel's Schatzkästlein: „Die zwei Postillione“ und Büchmann, 8. Aufl., S. 72. 44 In einem Juden stecken drei Christen und in einem Yankee drei Juden. 45 Jöden un Ministen1 bedregt alle Christen. (Ostfries.) – Frommann, VI, 284, 745; Bueren, 737. 1)Ministen, Menisten, Mennoniten, Mennonisten. (Stürenburg, 148.) – Wenn die Russen genau unterrichtet sind, lassen sie sich aber auch, falls es sonst jemand vermag, wieder betrügen: Betrüge den Juden, sagen sie, so küsst er dich; küsse den Juden, so betrügt er dich. (Reinsberg V, 31.) 46 Jöden und Ministen sünd de Düfel sîn Christen. (Ostfries.) – Hauskalender, III. 47 Jud' bleibt Jud' und wenn er auch Sporen an den Stiefeln trägt. – Gutzkow, Ritter vom Geist, I, 120. 48 Jud' und Kauwertz (Judenchristen) findet man allerwärts. – Nass. Schulbl., XIV, 5. 49 Jud' und Tatar ist einerlei Waar'. (Lit.) – Reinsberg V, 29. 50 Jud' und Weib sind Ein Leib. Sie haben in ihrem Charakter grosse Aehnlichkeiten, worüber sich wol Bogumil, Goltz in seiner Naturgeschichte der Frauen am treffendsten ausgesprochen hat. Es heisst dort z. B.: „Die Juden und die Weiber sind furchtsam und widerspenstig, spröde und zähe, sanft und heftig, leidenschaftlich und doch nicht brutal, barmherzig und egoistisch, geld- und gewinnsüchtig; sie sind knauserig und verschwenden gleichwol mit Prahlerei; sie sind leicht erschöpft und noch leichter restaurirt; sie zeigen sich ausdauernd und doch abspringend, confus und scharf unterscheidend, oberflächlich und scrupulös, zerstreut und keinen Augenblick ihre Interessen vergessend, concentrirt und doch zerfahren, mutterwitzig und unwissend, phantastisch und trivial, eigensinnig und schweigsam, eigenartig und gleichwol über denselben natürlichen Leisten des Geschlechts und der Rasse geschlagen. 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Wer von einem Juden kaufte, musste voraussetzen, es könne gestohlenes Gut sein und ohne Entschädigung für ihn vom rechtmässigen Besitzer in Anspruch genommen werden. Jeder andere Verkäufer musste den Erwerb nachweisen, den Vorbesitzer nennen und Gewer leisten; nur für die Juden fand ehedem eine Ausnahme statt; sie hatten das besondere Vorrecht, auch auf gestohlenes Gut Geld zu leihen und im gegebenen Falle dem Eigenthümer die Herausgabe des Pfandes verweigern zu dürfen. Kaufte ein Christ ein solches Pfand, so war er natürlich nie sicher, dass ihm die Sache „entwert“ wurde. Mhd.: Keynu Jude verrer geweren mag keynes kauffes wen also verre sein haus wendet. (Thüngen, 72, 352.) 62 Keines Juden Eid geht über einen Christenmann. – Graf, 457, 511. Die Fähigkeit, ein gerichtliches Zeugniss eidlich abzulegen, war im Mittelalter sehr beschränkt und von vielen Umständen abhängig, wie dies durch eine Anzahl von Sprichwörtern für einzelne Fälle dargethan wird. Zur Erklärung des obigen ist zu bemerken (vgl. Graf, 464), dass Juden und Heiden rechtlos waren und gegen einen Christen kein Zeugniss ablegen konnten. Von den Juden glaubte man, dass sie sich jährlich am Versöhnungsfeste von allen auf Christen bezüglichen Eiden lossprechen liessen. (Vgl. Graf, 457, 512.) (S. Gast 82 u. 101.) Mhd.: Deheines juden eid gêt gegen einen Kristen. (Wackernagel, 206, 214.) 63 Man darff keiner Jüden mehr, es sind andere, die wuchern können. – Petri, II, 444. Juden und Wucherer sind im Sprachgebrauch des Volks fast gleichbedeutend, und dennoch sind die Juden durch die christliche Obrigkeit einer frühern vielgerühmten Zeit förmlich zu den Wucherern gemacht worden, als welche sie später verrufen sind. Die Juden waren rechtlos; sie genossen blos Schutzrechte seitens des Kaisers, die sie sehr theuer bezahlen mussten, wodurch sie die Melkkühe des Reichs wurden. Um ihnen viel auspressen zu können, mussten sie erst viel besitzen. 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(<hi rendition="#i">Grimm, Rechtsalt., 685; Siebenkees, Materialien zur nürnbergischen Geschichte, Altdorf, II, 592; Tenzler, Laienspiegel, Augsburg 1509, S. 119.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">64 Man kann lewer (lieber) säm Jüd'n watt schulli (schuldig) sin as en Barn.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[518]/0524]
tragende Jüden, d. i. die Kaufleuth, die treiben mehr wucher als die Jüden selbst; die beschnittenen Jüden. – Dionys. Melander, S. 2; Wett und Zeit, V, 92, 81; Zinkgref, III, 113.
38 Es stirbt ein Jude, wenn zwei über Kreuz pissen. – Frischbier2, 1823.
39 Fluddrige (zerlumpte) Juden haben das meiste Geld. (Westf.)
40 Frisch getaufte Juden nnd neugebackene Barone erkennt man am Tone.
41 Getaufter Jud' thut selten gut. (Bedburg.) – Boebel, 146.
Der Neugrieche fürchtet besonders bankrotte Juden; er sagt: Ein bankrotter Jude durchsieht seine alten Rechnungen. Der Czeche aber sagt: Mit dem getauften Juden nur wieder ins Wasser. (Reinsberg V, 36.)
42 Getaufter Jude, beschnittener Christ. – Graf, 488, 55; Körte, 3205 u. 3986; Braun, I, 1681; Reinsberg V, 36; Simrock, 5263.
Aehnlich russisch Altmann VI, 401. – Wiewol die meisten Judenbekehrungen nichts als täuschender Namenwechsel sind, so werden doch die Missionsbestrebungen mit viel Kosten, grossem Aufwand von frommen Redensarten und einem von dem obigen Sprichworte angezeigten Erfolge fortgesetzt. Jemand nannte einen getauften Juden ein leeres Blatt zwischen dem Alten und Neuen Testament. Es gibt nur eine erfolgreiche Missionarin, die überzeugende Macht der Wahrheit. Wenn das Christenthum diese auf seiner Seite hat, sind alle andern überflüssig; fehlt jene, schädlich. – Ein mainzer Prälat, ein getaufter Jude, hinterliess vor einigen Jahrhunderten seinen Erben eine goldene Katze mit einer goldenen Maus, mit folgender Aufschrift: „So wenig diese Katze diese Maus frisst, so wenig wird ein Jud' ein guter Christ.“
Böhm.: Zid křtĕný, vlk rkrocený, to je nepřítel smířený. (Čelakovsky, 236.)
Poln.: Miecz zkowany, wilk chowany, przyjaciel jednany, żyd chrzezony – nie pewny. (Čelakovsky, 236.)
43 Haust du meinen Juden, so hau' ich deinen Juden. – Graf, 530, 358. Vgl. dabei die Geschichte in Hebel's Schatzkästlein: „Die zwei Postillione“ und Büchmann, 8. Aufl., S. 72.
44 In einem Juden stecken drei Christen und in einem Yankee drei Juden.
45 Jöden un Ministen1 bedregt alle Christen. (Ostfries.) – Frommann, VI, 284, 745; Bueren, 737.
1)Ministen, Menisten, Mennoniten, Mennonisten. (Stürenburg, 148.) – Wenn die Russen genau unterrichtet sind, lassen sie sich aber auch, falls es sonst jemand vermag, wieder betrügen: Betrüge den Juden, sagen sie, so küsst er dich; küsse den Juden, so betrügt er dich. (Reinsberg V, 31.)
46 Jöden und Ministen sünd de Düfel sîn Christen. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
47 Jud' bleibt Jud' und wenn er auch Sporen an den Stiefeln trägt. – Gutzkow, Ritter vom Geist, I, 120.
48 Jud' und Kauwertz (Judenchristen) findet man allerwärts. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
49 Jud' und Tatar ist einerlei Waar'. (Lit.) – Reinsberg V, 29.
50 Jud' und Weib sind Ein Leib.
Sie haben in ihrem Charakter grosse Aehnlichkeiten, worüber sich wol Bogumil, Goltz in seiner Naturgeschichte der Frauen am treffendsten ausgesprochen hat. Es heisst dort z. B.: „Die Juden und die Weiber sind furchtsam und widerspenstig, spröde und zähe, sanft und heftig, leidenschaftlich und doch nicht brutal, barmherzig und egoistisch, geld- und gewinnsüchtig; sie sind knauserig und verschwenden gleichwol mit Prahlerei; sie sind leicht erschöpft und noch leichter restaurirt; sie zeigen sich ausdauernd und doch abspringend, confus und scharf unterscheidend, oberflächlich und scrupulös, zerstreut und keinen Augenblick ihre Interessen vergessend, concentrirt und doch zerfahren, mutterwitzig und unwissend, phantastisch und trivial, eigensinnig und schweigsam, eigenartig und gleichwol über denselben natürlichen Leisten des Geschlechts und der Rasse geschlagen. Sie sind talentvoll, praktisch, anstellig, in allen Sätteln gerecht und gleichwol pfuscherhaft durch und durch u. s. w.“
51 Juden, Fuet und Pfaffen machen manchen Affen.
„Der Jud mit dem Gesuch (hohen Zinsen), der Pfaffe mit dem Buch, die Fuet unterm Tuch das wird verfit manig Schuch.“ (Eiselein, 350.)
52 Juden muss man mit Juden überzeugen. – Graf, 457, 512.
Um durch Zeugen einen Juden zu überweisen, musste unter den Zeugen wenigstens Ein Jude sein.
Mhd.: Ein judenn mues man mit judenn überzeugen. (Maurer, I, 172.)
53 Jüden, Schotten vnd bös Gelt findet man in aller Welt. – Fischer, Psalter, 352, 4.
54 Juden seid ihr, Juden bleibt ihr. – Graf, 488, 54.
Es würde daher besser sein, die Judenmissionen cultivirten einen Theil der afrikanischen Wüste.)
Mhd.: Joden sy gy, Joden blyve gy. (Westphalen, III, 79.)
55 Juden sitzen in der Fürsten Friede. – Graf, 488, 53.
Den sie durch ein hohes Schutzgeld erkaufen mussten.
56 Juden und beladene Wagen gehen nicht gern übers Eis.
Holl.: De kiuderen Abrahams durven zich niet ligt op zwak ijs wagen. (Harrebomée, I, 401b.)
57 Juden und Edelleute halten zusammen. – Eiselein, 350; Simrock, 5268; Körte, 3198.
Nämlich jede Körperschaft unter sich; daher auch der Bessere sich des Schlimmen gemeiniglich gegen andere Stände annimmt. So ergriff z. B. beim Sturze des französischen Adels der bessere deutsche dessen Partei oft schwärmerisch.
58 Juden und Flöhe sind die ungeduldigsten Geschöpfe auf Erden. – Welt und Zeit, V, 365, 296.
59 Juden und Juristen sind bitterböse Christen.
60 Juden und Krämersleut' sind des Teufels seine Freud' (oder: dienen dem Teufel zu aller Zeit).
Die Engländer sagen: Ein englischer Krämer, ein Jude, ein Basler, eine alte Nonne, ein Hofschranz und ein Affe sind des Teufels Sakramente. (Reinsberg V, 7.)
61 Kein Jude kann weiter Gewer sein, als sein Haus reicht. – Graf, 261, 225.
Wer von einem Juden kaufte, musste voraussetzen, es könne gestohlenes Gut sein und ohne Entschädigung für ihn vom rechtmässigen Besitzer in Anspruch genommen werden. Jeder andere Verkäufer musste den Erwerb nachweisen, den Vorbesitzer nennen und Gewer leisten; nur für die Juden fand ehedem eine Ausnahme statt; sie hatten das besondere Vorrecht, auch auf gestohlenes Gut Geld zu leihen und im gegebenen Falle dem Eigenthümer die Herausgabe des Pfandes verweigern zu dürfen. Kaufte ein Christ ein solches Pfand, so war er natürlich nie sicher, dass ihm die Sache „entwert“ wurde.
Mhd.: Keynu Jude verrer geweren mag keynes kauffes wen also verre sein haus wendet. (Thüngen, 72, 352.)
62 Keines Juden Eid geht über einen Christenmann. – Graf, 457, 511.
Die Fähigkeit, ein gerichtliches Zeugniss eidlich abzulegen, war im Mittelalter sehr beschränkt und von vielen Umständen abhängig, wie dies durch eine Anzahl von Sprichwörtern für einzelne Fälle dargethan wird. Zur Erklärung des obigen ist zu bemerken (vgl. Graf, 464), dass Juden und Heiden rechtlos waren und gegen einen Christen kein Zeugniss ablegen konnten. Von den Juden glaubte man, dass sie sich jährlich am Versöhnungsfeste von allen auf Christen bezüglichen Eiden lossprechen liessen. (Vgl. Graf, 457, 512.) (S. Gast 82 u. 101.)
Mhd.: Deheines juden eid gêt gegen einen Kristen. (Wackernagel, 206, 214.)
63 Man darff keiner Jüden mehr, es sind andere, die wuchern können. – Petri, II, 444.
Juden und Wucherer sind im Sprachgebrauch des Volks fast gleichbedeutend, und dennoch sind die Juden durch die christliche Obrigkeit einer frühern vielgerühmten Zeit förmlich zu den Wucherern gemacht worden, als welche sie später verrufen sind. Die Juden waren rechtlos; sie genossen blos Schutzrechte seitens des Kaisers, die sie sehr theuer bezahlen mussten, wodurch sie die Melkkühe des Reichs wurden. Um ihnen viel auspressen zu können, mussten sie erst viel besitzen. Um den Judenschutz recht einträglich zu machen, verlieh man ihnen besondere Rechte, namentlich hinsichtlich der Faustpfänder und des Zinsennehmens, die sie in einer Weise benutzten, dass 60-70 Procent nicht ungewöhnlich schien. (Vgl. Bodmann, 716 und Mittermaier, Deutsches Privatrecht, Landshut 1837, II, 626.) So wurden Wucherer und Jude gleichbedeutend, und ein christlicher Pfandleiher hiess zum Unterschiede „getaufter Jude“. (Vgl. Westenrieder, II, 36.) Mit ihrem Reichthum wuchs aber auch der Hass des Volks gegen sie, die „schnöden, stinkenden Gottesverächter“ (vgl. Lichner, 113, 191), der selbst am Galgen die Juden noch nicht als gleichberechtigt mit den Christen anerkannte. Sie erhielten ausserhalb des christlichen Galgens einen eigenen Balken, und wurden, einen Hut mit heissem Pech auf dem Kopfe, zwischen zwei wüthenden Hunden aufgeknüpft. Hut und Hund fielen nur dann weg, wenn sie in der Todesstunde Christen wurden. (Grimm, Rechtsalt., 685; Siebenkees, Materialien zur nürnbergischen Geschichte, Altdorf, II, 592; Tenzler, Laienspiegel, Augsburg 1509, S. 119.)
64 Man kann lewer (lieber) säm Jüd'n watt schulli (schuldig) sin as en Barn. (Rendsburg.)
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