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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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227 Ein Herr, kein Herr; zwei Herren, ein Herr. - Pistor., I, 46; Volkmar, 365, 401; Eisenhart, VII, 5; Graf, 522, 270; Eiselein, 301; Simrock, 4620.

Bezieht sich auf Gebiete, die mehr als Einem Herrn gemeinschaftlich angehören, in denen also die auszuübenden Landeshoheitsrechte nicht von einem allein ausgeübt, gültige Beschlüsse vielmehr nur in Gemeinschaft erlassen werden können. Wenn in einer solchen Herrschaft ein Herr eine Verordnung ohne Einwilligung des andern oder der übrigen erlässt, so ist es so gut, als hätte sie kein Herr erlassen, weil sie von keiner Verbindlichkeit ist, die sie erst erhält, wenn sie von den Gesammtherren ausgeht.

Holl.: Een heer, geen heer; twee beeren, een heer. (Pistor., I, 60.)

228 Ein Herr mit zwei Gesinden wird schlecht gepflegt, und ein Haus mit zwei Weibern selten rein gefegt.

229 Ein Herr muss in seinem Hause auch Schmeiss und Binckkacheln haben. - Luther's Tischr. (Frankfurt 1571), 28b.

230 Ein Herr muss kein Tewrung in worten machen. - Lehmann, 369, 72.

Er muss dem Diener freundlich sagen, wie die Sache gethan werden soll.

231 Ein Herr muss sehen und nicht sehen (oder: muss auch durch die Finger sehen können).

Er soll nicht alles beachten, jede Kleinigkeit rügen, soll grossmüthig sein.

Böhm.: Velky pan ne vseho si vsima. (Celakovsky, 323.)

Poln.: Wielkiemu panu nie wszystko trzeba baczyc. (Celakovsky, 323.)

232 Ein Herr muss sein der letzte ins Bett und der erste wieder heraus.

Frz.: Dernier couche, premier debout doit etre chaque maeitre partout. (Cahier, 999.)

233 Ein Herr muss seinem Diener die Haar nicht zu lang lassen wachsen, sondern zu gepürender zeit wissen abzuschneiden. - Lehmann, 369, 72.

It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. (Gaal, 667.)

Lat.: Familiarius dominus fatuum servum nutrit. (Gaal, 667.)

234 Ein Herr muss wissen, dass kein Diener ohne Fehler ist.

235 Ein Herr ohne Diener, ein Fürst ohne Land, ein Edelmann ohne Bauern und ein Vater ohne Kind vier arme Gesellen sind.

Böhm.: Pan bez sluhy, knize bez zeme, otce bez detstva, zeman bez kmetstva. (Celakovsky, 324.)

Poln.: Pan bez slugi, ksiaze bez ziemie, ojciec bez dzieci, ziemianin bez kmieci. (Celakovsky, 324.)

236 Ein Herr ohne land ist ein Fass ohne Wein. - Lehmann, 674, 182.

237 Ein Herr ohne Land ist ein (grosser) Titul ohne Buch. - Opel, 381.

Dän.: Herre uden land er fadet uden viin. (Bohn I, 374); (Prov. dan., 280.)

238 Ein Herr ohne Land ist eine Faust ohne Hand.

Frz.: Maeitre indolent, valet insolent. (Cahier, 992.)

239 Ein Herr ohne reputation ist wie ein Pfaw ohne schwantz. - Lehmann, 380, 7.

240 Ein Herr sol Gott vnd seinen Vnterthanen dienen. - Petri, II, 197.

241 Ein Herr soll ein Zug vnd ein feder haben; was gesagt vnd geschriben ist, soll gesagt vnd geschrieben bleiben. - Lehmann, 927, 12.

242 Ein Herr soll nicht missfallen haben am rath, der mit jhme nicht zustimbt, sonst verderbt er allen rath. - Lehmann, 667, 120.

243 Ein Herr tregt selbst auch ein Menschen Hembt. - Lehmann, 368, 71.

Hat auch seine Fehler.

244 Ein Herr vnd Edelmann sol für dem sechzigsten Jahr seines alters nicht wissen, das er ein seel hab, sonst kan er nicht reich werden. - Petri, III, 5.

245 Ein Herr von Stroh (von Heu oder von Butter) frisst einen Vasallen von Stahl und Eisen. - Wurzbach II, 175; Winckler, III, 96.

Damit charakterisirt das Volksurtheil das Herrenthum in der Ausübung seiner Oberherrlichkeit.

Frz.: Un seigneur de paille, feurre ou beurre mange un vassal d'acier. (Cahier, 1614; Bohn I, 62.)


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246 Ein jeder Herr ist Kaiser in seinem Lande. - Eisenhart, 632; Pistor., VII, 30; Hillebrand, 241; Hertius, II, 3; Volkmar, 365, 400; Graf, 487, 51; Eiselein, 357; Sailer, 254; Simrock, 4663.

Dies Sprichwort ist nach Hertius schon im 13. Jahrhundert bekannt gewesen. Es handelt von der Landeshoheit der Reichsstände, welche alle die Rechte, die zur Regierung von Land und Leuten erfordert werden, nicht im Namen des Kaisers, sondern in ihrem eigenen ausübten und also hierin souveränen Fürsten gleich waren, die niemand als Gott und das Schwert über sich erkennen. Daher sagte man von ihnen, dass ein jeder Herr in seinem Lande Kaiser sei.

247 Ein jeder Herr ist Papst in seinem Lande. - Eisenhart, 649; Hillebrand, 244; Hertius, II, 2; Simrock, 4664.

Von dem Rechte der Fürsten in Religionssachen. Nach einigen sind die Kirchen- und Religionssachen dem Papste als Statthalter Christi und sichtbarem Oberhaupte der Kirche, nach andern den Concilien und nach einer dritten Ansicht den weltlichen Regenten unterworfen. Zur letztern Meinung bekennt sich das Sprichwort, welches schon vor der von Luther unternommenen Kirchenverbesserung bekannt gewesen ist.

248 Ein jeder ist ein Herr seines guts. - Petri II, 201.

249 Ein jeder ist Herr in seinem Hauss. - Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 37.

250 Ein keifender Herr macht einen trägen Knecht.

Die Russen: Ein scheltender Herr macht einen rauflustigen Diener. (Altmann VI, 396.)

251 Ein linden Herr vberwehret einen eichenen (eisernen) Knecht. - Petri, II, 212; Graf, 31; Simrock, 4599.

Wortspiel mit Linden (Lindenholz) und gelinden, milden.

252 Ein newer Herr, ein new Gebot. - Petri, II, 217; Henisch, 1392, 62.

253 Ein rechter Herr soll sein der Guten Schutz und der bösen Trutz.

Böhm.: Pan ma byti stit dobrym, a zlym kladivo. (Celakovsky, 323.)

254 Ein schlechter Herr der nicht weiss, wie einem Knechte zu Muthe ist.

255 Ein schlechter Herr, der seinen Knecht fürchten muss.

256 Ein stroherner Herr frisst (verdaut) zehn Bauern von Eisen.

Frz.: Un seigneur de paille mange (combat) un vassal d'acier. (Bohn I, 62; Leroux, II, 787.)

257 Ein und zwei Herren kein Herr, drei Herren - Ein Herr. - Pistor., I, 46; Graf, 522, 271.

"Die gewöhnliche Form der Staatsverwaltung", heisst es bei Graf (525), "ist in Deutschland die Herrschaft eines einzigen". Ausnahmsweise gab es jedoch eine Reihe von sogenannten Mitherren oder Ganerben, meist nur in kleinern Ländern, welche zugleich und ungetheilt die Landeshoheit ausübten. Solchenfalls konnte einer ohne den andern rechtswirksam kein Herrscherrecht bethätigen; erst die Ganerben miteinander stellten den Landesherrn vor, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. (S. 227.)

258 Ein weiser Herr richt ein ordentlich Regiment an. - Petri, II, 235.

259 Ein weiser Herre liebt viel Freund und engen Rath.

260 Einem grossen Herrn muss man ein wenig auf den Dienst warten. - Herberger, I, 2, 486.

261 Einem guten (verständigen) Herrn ist gut dienen.

Dän.: Er godt at tiene en fornuftig herre. (Prov. dan., 549.)

262 Einem schlimmen Herrn entläuft man, und zum Teufel kommt man.

Frz.: Pour quitter un mauvais maeitre, on en prend souvent un pire. (Cahier, 995.)

263 Einem zornigen Herrn soll man entweichen. - Petri, II, 179.

264 Eines Herrn ärgster Feind ist ein Knecht, der's übel meint.

Dän.: En herre har ingen större fiende end sin tienere, som skilles fra hannem med uvillie. (Prov. dan., 281.)

265 En Här äs seinjes Amtes Knecht. - Schuster, 718.

266 Enn jungen Herr, en olen Bettler. (Rendsburg.)

Junger Herr, alter Bettler.

Dän.: Ung herre, gammel trygler. (Prov. dan., 281.)

267 Es haben auch grosser Herren Kinder anklebische Hände. - Petri, II, 249.

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227 Ein Herr, kein Herr; zwei Herren, ein Herr.Pistor., I, 46; Volkmar, 365, 401; Eisenhart, VII, 5; Graf, 522, 270; Eiselein, 301; Simrock, 4620.

Bezieht sich auf Gebiete, die mehr als Einem Herrn gemeinschaftlich angehören, in denen also die auszuübenden Landeshoheitsrechte nicht von einem allein ausgeübt, gültige Beschlüsse vielmehr nur in Gemeinschaft erlassen werden können. Wenn in einer solchen Herrschaft ein Herr eine Verordnung ohne Einwilligung des andern oder der übrigen erlässt, so ist es so gut, als hätte sie kein Herr erlassen, weil sie von keiner Verbindlichkeit ist, die sie erst erhält, wenn sie von den Gesammtherren ausgeht.

Holl.: Een heer, geen heer; twee beeren, een heer. (Pistor., I, 60.)

228 Ein Herr mit zwei Gesinden wird schlecht gepflegt, und ein Haus mit zwei Weibern selten rein gefegt.

229 Ein Herr muss in seinem Hause auch Schmeiss und Binckkacheln haben.Luther's Tischr. (Frankfurt 1571), 28b.

230 Ein Herr muss kein Tewrung in worten machen.Lehmann, 369, 72.

Er muss dem Diener freundlich sagen, wie die Sache gethan werden soll.

231 Ein Herr muss sehen und nicht sehen (oder: muss auch durch die Finger sehen können).

Er soll nicht alles beachten, jede Kleinigkeit rügen, soll grossmüthig sein.

Böhm.: Velký pán ne všeho si všimá. (Čelakovsky, 323.)

Poln.: Wielkiemu panu nie wszystko trzeba baczyć. (Čelakovsky, 323.)

232 Ein Herr muss sein der letzte ins Bett und der erste wieder heraus.

Frz.: Dernier couché, premier debout doit être chaque maître partout. (Cahier, 999.)

233 Ein Herr muss seinem Diener die Haar nicht zu lang lassen wachsen, sondern zu gepürender zeit wissen abzuschneiden.Lehmann, 369, 72.

It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. (Gaal, 667.)

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Böhm.: Pán bez sluhy, kniže bez zemĕ, otce bez dĕtstva, zeman bez kmetstva. (Čelakovsky, 324.)

Poln.: Pan bez sługi, książę bez ziemie, ojciec bez dzieci, ziemianin bez kmieci. (Čelakovsky, 324.)

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237 Ein Herr ohne Land ist ein (grosser) Titul ohne Buch.Opel, 381.

Dän.: Herre uden land er fadet uden viin. (Bohn I, 374); (Prov. dan., 280.)

238 Ein Herr ohne Land ist eine Faust ohne Hand.

Frz.: Maître indolent, valet insolent. (Cahier, 992.)

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241 Ein Herr soll ein Zug vnd ein feder haben; was gesagt vnd geschriben ist, soll gesagt vnd geschrieben bleiben.Lehmann, 927, 12.

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243 Ein Herr tregt selbst auch ein Menschen Hembt.Lehmann, 368, 71.

Hat auch seine Fehler.

244 Ein Herr vnd Edelmann sol für dem sechzigsten Jahr seines alters nicht wissen, das er ein seel hab, sonst kan er nicht reich werden.Petri, III, 5.

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Frz.: Un seigneur de paille, feurre ou beurre mange un vassal d'acier. (Cahier, 1614; Bohn I, 62.)


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246 Ein jeder Herr ist Kaiser in seinem Lande.Eisenhart, 632; Pistor., VII, 30; Hillebrand, 241; Hertius, II, 3; Volkmar, 365, 400; Graf, 487, 51; Eiselein, 357; Sailer, 254; Simrock, 4663.

Dies Sprichwort ist nach Hertius schon im 13. Jahrhundert bekannt gewesen. Es handelt von der Landeshoheit der Reichsstände, welche alle die Rechte, die zur Regierung von Land und Leuten erfordert werden, nicht im Namen des Kaisers, sondern in ihrem eigenen ausübten und also hierin souveränen Fürsten gleich waren, die niemand als Gott und das Schwert über sich erkennen. Daher sagte man von ihnen, dass ein jeder Herr in seinem Lande Kaiser sei.

247 Ein jeder Herr ist Papst in seinem Lande.Eisenhart, 649; Hillebrand, 244; Hertius, II, 2; Simrock, 4664.

Von dem Rechte der Fürsten in Religionssachen. Nach einigen sind die Kirchen- und Religionssachen dem Papste als Statthalter Christi und sichtbarem Oberhaupte der Kirche, nach andern den Concilien und nach einer dritten Ansicht den weltlichen Regenten unterworfen. Zur letztern Meinung bekennt sich das Sprichwort, welches schon vor der von Luther unternommenen Kirchenverbesserung bekannt gewesen ist.

248 Ein jeder ist ein Herr seines guts.Petri II, 201.

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Die Russen: Ein scheltender Herr macht einen rauflustigen Diener. (Altmann VI, 396.)

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Wortspiel mit Linden (Lindenholz) und gelinden, milden.

252 Ein newer Herr, ein new Gebot.Petri, II, 217; Henisch, 1392, 62.

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254 Ein schlechter Herr der nicht weiss, wie einem Knechte zu Muthe ist.

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Frz.: Un seigneur de paille mange (combat) un vassal d'acier. (Bohn I, 62; Leroux, II, 787.)

257 Ein und zwei Herren kein Herr, drei Herren – Ein Herr.Pistor., I, 46; Graf, 522, 271.

„Die gewöhnliche Form der Staatsverwaltung“, heisst es bei Graf (525), „ist in Deutschland die Herrschaft eines einzigen“. Ausnahmsweise gab es jedoch eine Reihe von sogenannten Mitherren oder Ganerben, meist nur in kleinern Ländern, welche zugleich und ungetheilt die Landeshoheit ausübten. Solchenfalls konnte einer ohne den andern rechtswirksam kein Herrscherrecht bethätigen; erst die Ganerben miteinander stellten den Landesherrn vor, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. (S. 227.)

258 Ein weiser Herr richt ein ordentlich Regiment an.Petri, II, 235.

259 Ein weiser Herre liebt viel Freund und engen Rath.

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261 Einem guten (verständigen) Herrn ist gut dienen.

Dän.: Er godt at tiene en fornuftig herre. (Prov. dan., 549.)

262 Einem schlimmen Herrn entläuft man, und zum Teufel kommt man.

Frz.: Pour quitter un mauvais maître, on en prend souvent un pire. (Cahier, 995.)

263 Einem zornigen Herrn soll man entweichen.Petri, II, 179.

264 Eines Herrn ärgster Feind ist ein Knecht, der's übel meint.

Dän.: En herre har ingen større fiende end sin tienere, som skilles fra hannem med uvillie. (Prov. dan., 281.)

265 En Här äs seinjes Amtes Knecht.Schuster, 718.

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[[273]/0279] 227 Ein Herr, kein Herr; zwei Herren, ein Herr. – Pistor., I, 46; Volkmar, 365, 401; Eisenhart, VII, 5; Graf, 522, 270; Eiselein, 301; Simrock, 4620. Bezieht sich auf Gebiete, die mehr als Einem Herrn gemeinschaftlich angehören, in denen also die auszuübenden Landeshoheitsrechte nicht von einem allein ausgeübt, gültige Beschlüsse vielmehr nur in Gemeinschaft erlassen werden können. Wenn in einer solchen Herrschaft ein Herr eine Verordnung ohne Einwilligung des andern oder der übrigen erlässt, so ist es so gut, als hätte sie kein Herr erlassen, weil sie von keiner Verbindlichkeit ist, die sie erst erhält, wenn sie von den Gesammtherren ausgeht. Holl.: Een heer, geen heer; twee beeren, een heer. (Pistor., I, 60.) 228 Ein Herr mit zwei Gesinden wird schlecht gepflegt, und ein Haus mit zwei Weibern selten rein gefegt. 229 Ein Herr muss in seinem Hause auch Schmeiss und Binckkacheln haben. – Luther's Tischr. (Frankfurt 1571), 28b. 230 Ein Herr muss kein Tewrung in worten machen. – Lehmann, 369, 72. Er muss dem Diener freundlich sagen, wie die Sache gethan werden soll. 231 Ein Herr muss sehen und nicht sehen (oder: muss auch durch die Finger sehen können). Er soll nicht alles beachten, jede Kleinigkeit rügen, soll grossmüthig sein. Böhm.: Velký pán ne všeho si všimá. (Čelakovsky, 323.) Poln.: Wielkiemu panu nie wszystko trzeba baczyć. (Čelakovsky, 323.) 232 Ein Herr muss sein der letzte ins Bett und der erste wieder heraus. Frz.: Dernier couché, premier debout doit être chaque maître partout. (Cahier, 999.) 233 Ein Herr muss seinem Diener die Haar nicht zu lang lassen wachsen, sondern zu gepürender zeit wissen abzuschneiden. – Lehmann, 369, 72. It.: Il padrone indulgente fa il servo negligente. (Gaal, 667.) Lat.: Familiarius dominus fatuum servum nutrit. (Gaal, 667.) 234 Ein Herr muss wissen, dass kein Diener ohne Fehler ist. 235 Ein Herr ohne Diener, ein Fürst ohne Land, ein Edelmann ohne Bauern und ein Vater ohne Kind vier arme Gesellen sind. Böhm.: Pán bez sluhy, kniže bez zemĕ, otce bez dĕtstva, zeman bez kmetstva. (Čelakovsky, 324.) Poln.: Pan bez sługi, książę bez ziemie, ojciec bez dzieci, ziemianin bez kmieci. (Čelakovsky, 324.) 236 Ein Herr ohne land ist ein Fass ohne Wein. – Lehmann, 674, 182. 237 Ein Herr ohne Land ist ein (grosser) Titul ohne Buch. – Opel, 381. Dän.: Herre uden land er fadet uden viin. (Bohn I, 374); (Prov. dan., 280.) 238 Ein Herr ohne Land ist eine Faust ohne Hand. Frz.: Maître indolent, valet insolent. (Cahier, 992.) 239 Ein Herr ohne reputation ist wie ein Pfaw ohne schwantz. – Lehmann, 380, 7. 240 Ein Herr sol Gott vnd seinen Vnterthanen dienen. – Petri, II, 197. 241 Ein Herr soll ein Zug vnd ein feder haben; was gesagt vnd geschriben ist, soll gesagt vnd geschrieben bleiben. – Lehmann, 927, 12. 242 Ein Herr soll nicht missfallen haben am rath, der mit jhme nicht zustimbt, sonst verderbt er allen rath. – Lehmann, 667, 120. 243 Ein Herr tregt selbst auch ein Menschen Hembt. – Lehmann, 368, 71. Hat auch seine Fehler. 244 Ein Herr vnd Edelmann sol für dem sechzigsten Jahr seines alters nicht wissen, das er ein seel hab, sonst kan er nicht reich werden. – Petri, III, 5. 245 Ein Herr von Stroh (von Heu oder von Butter) frisst einen Vasallen von Stahl und Eisen. – Wurzbach II, 175; Winckler, III, 96. Damit charakterisirt das Volksurtheil das Herrenthum in der Ausübung seiner Oberherrlichkeit. Frz.: Un seigneur de paille, feurre ou beurre mange un vassal d'acier. (Cahier, 1614; Bohn I, 62.) 246 Ein jeder Herr ist Kaiser in seinem Lande. – Eisenhart, 632; Pistor., VII, 30; Hillebrand, 241; Hertius, II, 3; Volkmar, 365, 400; Graf, 487, 51; Eiselein, 357; Sailer, 254; Simrock, 4663. Dies Sprichwort ist nach Hertius schon im 13. Jahrhundert bekannt gewesen. Es handelt von der Landeshoheit der Reichsstände, welche alle die Rechte, die zur Regierung von Land und Leuten erfordert werden, nicht im Namen des Kaisers, sondern in ihrem eigenen ausübten und also hierin souveränen Fürsten gleich waren, die niemand als Gott und das Schwert über sich erkennen. Daher sagte man von ihnen, dass ein jeder Herr in seinem Lande Kaiser sei. 247 Ein jeder Herr ist Papst in seinem Lande. – Eisenhart, 649; Hillebrand, 244; Hertius, II, 2; Simrock, 4664. Von dem Rechte der Fürsten in Religionssachen. Nach einigen sind die Kirchen- und Religionssachen dem Papste als Statthalter Christi und sichtbarem Oberhaupte der Kirche, nach andern den Concilien und nach einer dritten Ansicht den weltlichen Regenten unterworfen. Zur letztern Meinung bekennt sich das Sprichwort, welches schon vor der von Luther unternommenen Kirchenverbesserung bekannt gewesen ist. 248 Ein jeder ist ein Herr seines guts. – Petri II, 201. 249 Ein jeder ist Herr in seinem Hauss. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 37. 250 Ein keifender Herr macht einen trägen Knecht. Die Russen: Ein scheltender Herr macht einen rauflustigen Diener. (Altmann VI, 396.) 251 Ein linden Herr vberwehret einen eichenen (eisernen) Knecht. – Petri, II, 212; Graf, 31; Simrock, 4599. Wortspiel mit Linden (Lindenholz) und gelinden, milden. 252 Ein newer Herr, ein new Gebot. – Petri, II, 217; Henisch, 1392, 62. 253 Ein rechter Herr soll sein der Guten Schutz und der bösen Trutz. Böhm.: Pán má býti štít dobrým, a zlým kladivo. (Čelakovsky, 323.) 254 Ein schlechter Herr der nicht weiss, wie einem Knechte zu Muthe ist. 255 Ein schlechter Herr, der seinen Knecht fürchten muss. 256 Ein stroherner Herr frisst (verdaut) zehn Bauern von Eisen. Frz.: Un seigneur de paille mange (combat) un vassal d'acier. (Bohn I, 62; Leroux, II, 787.) 257 Ein und zwei Herren kein Herr, drei Herren – Ein Herr. – Pistor., I, 46; Graf, 522, 271. „Die gewöhnliche Form der Staatsverwaltung“, heisst es bei Graf (525), „ist in Deutschland die Herrschaft eines einzigen“. Ausnahmsweise gab es jedoch eine Reihe von sogenannten Mitherren oder Ganerben, meist nur in kleinern Ländern, welche zugleich und ungetheilt die Landeshoheit ausübten. Solchenfalls konnte einer ohne den andern rechtswirksam kein Herrscherrecht bethätigen; erst die Ganerben miteinander stellten den Landesherrn vor, worauf sich das obige Sprichwort bezieht. (S. 227.) 258 Ein weiser Herr richt ein ordentlich Regiment an. – Petri, II, 235. 259 Ein weiser Herre liebt viel Freund und engen Rath. 260 Einem grossen Herrn muss man ein wenig auf den Dienst warten. – Herberger, I, 2, 486. 261 Einem guten (verständigen) Herrn ist gut dienen. Dän.: Er godt at tiene en fornuftig herre. (Prov. dan., 549.) 262 Einem schlimmen Herrn entläuft man, und zum Teufel kommt man. Frz.: Pour quitter un mauvais maître, on en prend souvent un pire. (Cahier, 995.) 263 Einem zornigen Herrn soll man entweichen. – Petri, II, 179. 264 Eines Herrn ärgster Feind ist ein Knecht, der's übel meint. Dän.: En herre har ingen større fiende end sin tienere, som skilles fra hannem med uvillie. (Prov. dan., 281.) 265 En Här äs seinjes Amtes Knecht. – Schuster, 718. 266 Enn jungen Herr, en olen Bettler. (Rendsburg.) Junger Herr, alter Bettler. Dän.: Ung herre, gammel trygler. (Prov. dan., 281.) 267 Es haben auch grosser Herren Kinder anklebische Hände. – Petri, II, 249.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/279>, abgerufen am 24.11.2024.