Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 97 Der Herr ist nicht mehr hier, er ist auferstanden, schrieb der Dieb ans Sakramenthäuschen, worin der Pfaff seinen Schatz bewahrt.

Ein Priester hatte sein Geld, um es recht sicher zu haben, im Sakramenthäuschen verborgen und darauf geschrieben: Der Herr ist an diesem Orte (Dominus est in isto loco). Ein Dieb stahl den Schatz und schrieb darüber: Surrexit, non est hic.

98 Der Herr ist wie der Knecht. - Sutor, 563; Graf, 524, 315; Wagenfuhr, 55, V.

Lat.: Scilicet in vulgus manant exempla regentum. (Sutor, 563.)

99 Der Herr kann seinen Mann nicht niedern. - Graf, 558, 48.

Gehört dem Lehnrechte an. Musste der Lehnsherr heimfällige Lehen auch wieder ausgeben (s. 111), so war er doch befugt, seine Rechte, sammt dem Gute, worauf sie ruhen, an einen andern zu übertragen, sodass das bisherige persönliche Band aufgelöst und der neue Erwerber verpflichtet wird, in dieses einzutreten; nur darf durch solche Veräusserung das standesrechtliche Verhältniss nicht verletzt werden. Der Lehnsmann braucht sich die Veräusserung an einen Ungenossen (dem Geburtsstand nach tiefer Stehenden), oder die Umwandlung in ein Burglehen (s. Kammerlehen) nicht gefallen zu lassen, kann sich jedoch der Veräusserung an einen höhern Herrn nicht widersetzen.

Mhd.: Die herr en mach niet vernedern sinen man. (Holl. Sachsenspiegel, 111, 96.)

100 Der Herr1 kommt nie gepfändet zu Hofe. - Graf, 50, 170.

1) D. h. der freie Eigenthümer. Gepfändet konnte nur der in einem Hörigkeitsverhältniss Stehende werden, der dem Grundherrn den Zins nicht entrichtete.

101 Der Herr kommt und sieht, wenn nicht heute doch morgen.

Dän.: Vor herre kommer nok, om han end ikke kommer til hest. (Bohn I, 403.)

102 Der Herr mag schlaffen biss zu mittag. - Eyering, I, 482.

103 Der Herr muss das Haus ehren (zieren), nicht das Haus den Herrn.

It.: Il padrone ha da esser l'honor della casa, e non la casa l'honor del padrone. (Pazzaglia, 258, 3.)

104 Der Herr muss selber sein der Knecht, will ers im Hause finden (haben) recht. - Petri, II, 356; Gruter, III, 17; Lehmann, 373, 145; Lehmann, II, 79, 82; Froschm., XVIIIb; Luther, 405; Gaal, 1405; Seybold, 401; Körte, 2889.

Engl.: If a man will have his business well done, he must do it himself. (Gaal, 1405.)

It.: Chi non sa fare, non sa commandare.

Lat.: In quaque servus unus est herus domo.

105 Der Herr muss vorauf. - Riehl, Gesellschaft, S. 355.

106 Der Herr nicht zu Hause, niemand zu Hause. - Simrock, 4616; Körte, 2813; Braun, I, 1317.

107 Der Herr regiert das Land und die Höflinge den Herrn.

Dän.: Herren regierer over undersaatterne, men hyklerne undertiden over herren. (Prov. dan., 283.)

108 Der Herr siehet das Herz an. - 1 Sam. 16, 7; Schulze, 16.

109 Der Herr sieht mit Einem Auge mehr als der Knecht mit vieren. - Winckler, XIV, 25; Braun, I, 1319; Körte, 2888; Reinsberg III, 35.

Frz.: L'oeil du fermier vaut fumier.

110 Der Herr soll sein von Linden, der Knecht von Eichen. - Sutor, 895; Eiselein, 301; Simrock, 4598.

Lat.: Populus saepe magis voluntatem, quam rationem ducem sequitur. (Sutor, 895.)

111 Der Herr soll sich mit Lehen nicht bereichern. - Graf, 558, 44.

Dies lehnrechtliche Sprichwort sagt, dass der Lehnsherr heimfällige Lehen immer wieder ausgeben müsse und die Belehnung aus Rücksicht auf seine Bereicherung nicht verweigern dürfe.

Niederd.: Den Heer zul sich met dat leen niet rycken. (Kamptz, II, 473, 1; Lünig, II, 1048.)

112 Der Herr taugt keinen Deut, der sich vor seinem Knechte scheut.

D. i. fürchtet.

Lat.: Minus est quam servus, dominus, qui servos timet. (Philippi, I, 250.)

113 Der Herr versprach mir einen Pelz, doch auch sein Wort ist warm (erwärmt). (Tat.)

114 Der Herren Arbeit seind Sorg und Wachen; ist bisweilen so richtig wie eine Strehne Garns, den die Mäuss zernaget. - Sutor, 410.

[Spaltenumbruch] 115 Der Herren aug tüngt den acker wohl. - Gruter, I, 19.

116 Der Herren Beispiel ist seiner Leute (Diener, Knechte, Unterthanen) Spiegel.

Dän.: Herrernes Exempel er undersaatternes speyl. (Prov. dan., 285.)

117 Der Herren beste Schatzkammern sind die Unterthanen.

Dän.: Herrens penge ligge tit bedre i under-saatternes punge, end i hans skat-kammer. (Prov. dan., 283.)

118 Der herren bitten ist gebieten. - Agricola I, 182; Egenolff, 28b; Petri, II, 92; Lehmann, 66, 19 u. 380, 9; Latendorf II, 8; Sutor, 225; Sailer, 71.

Böhm.: Co pan prosi, to byti musi. - Co pan prosi ves musi. - Panska prosba rozkazu horsi. (Celakovsky, 324.)

Dän.: Herrebön er Herrebud. (Bohn I, 374.)

Lat.: Salus civitatis in legibus est. (Sutor, 225.)

Poln.: Panska prosba gorsza niz rozkazanie. (Celakovsky, 324.)

Span.: Ruego de grande fuerza es que te hace. (Bohn I, 254.)

119 Der Herren Freetag ist der Armen Wehtag.

Der Herren Freudtag ist der Armen Leidtag.

Dän.: Herrens vellyst er tit de armes graad. (Prov. dan., 284.)

120 Der Herren fuss machet das pferdt faist. - Gruter, I, 19.

121 Der Herren gebot macht das gesetz. - Henisch, 1393, 6.

Lat.: Quicquid regi placet, legis vim habet. (Henisch, 1393, 7.)

122 Der Herren gebot vnd ein irdener Topff wehren offt beide gleich lang. - Petri, II, 92; Henisch, 1393, 4.

123 Der herren gueter sind nicht der, die sie verdienen, sonder den man sie gand. - Agricola I, 267; Lehmann, II, 63, 121; Eiselein, 617; Simrock, 10836.

124 Der Herren Hand reicht auch ins ferne Land.

125 Der Herren Hand reicht weit im Land.

Holl.: Des heeren hand is zoo groot (oder: reikt zoo ver) als 't land. (Harrebomee, I, 294.)

126 Der Herren hitziger Muth kühlet armer Leut Blut. - Petri, II, 117.

127 Der Herren Hunde werden (auch) zu Herren.

128 Der Herren ist gut müssig gehn, sie schertzen nicht lang. - Petri, II, 92.

129 Der Herren, Jungfrawen vnd junger Gesellen Wort sollen kurz, bedächtig vnd gewiss seyn. - Petri, II, 377.

130 Der Herren lust ist armer Gesellen vnlust. - Henisch, 1555, 65.

Engl.: Masters amuse themselves, servants die.

131 Der Herren Sachen sind Sorgen und Wachen. - Eiselein, 303; Simrock, 4635.

132 Der Herrn schaiss stinckt nicht; het es ein armer than, so wers sünd. - Gruter, I, 15; Wurzbach II, 112.

133 Der Herren Schwänze sind ihre Räth, Diener und Hofgesind, die sich nach ihnen ziehen.

134 Der Herren sünd, der bauren buss. - Franck, II, 36b; Eyering, I, 484 u. 503; Gruter, I, 15; Henisch, 213, 15; Latendorf II, 9; Binder II, 2837; Sutor, 178; Lehmann, 841, 15; Graf, 523, 289; Wurzbach II, 177; Sailer, 246; Simrock, 4608; Körte, 2796; Braun, I, 1310; Philippi, II, 127.

Wirkung der Fehler der Grossen.

Holl.: Der heeren zonde, der boeren boete. (Harrebomee, I, 294.)

Lat.: Canis peccatum suis dependet. (Sutor, 178.) - Inferior horret, quidquid peccat superior.

135 Der Herren Sünden müssen die Bauern beweinen. - Winckler, VII, 53.

136 Der Herren Thorheit ist der Unterthanen Strafe.

137 Der Herren thun stinckt nicht, thet es ein armer, so were es sünd. - Petri, II, 93.

Die Abschwächung der ursprünglich derbern Form ist eine Eigenthümlichkeit der Petri'schen Sammlung und hat, wie ich vermuthe in der amtlichen Stellung des Herausgebers (Pastor in Braunschweig) ihren Grund. Die ältere Lesart findet sich bei Gruter, I, 15.

138 Der Herren will quia sic placuit ist vieler ding vrsach. - Lehmann, 856, 28.

[Spaltenumbruch] 97 Der Herr ist nicht mehr hier, er ist auferstanden, schrieb der Dieb ans Sakramenthäuschen, worin der Pfaff seinen Schatz bewahrt.

Ein Priester hatte sein Geld, um es recht sicher zu haben, im Sakramenthäuschen verborgen und darauf geschrieben: Der Herr ist an diesem Orte (Dominus est in isto loco). Ein Dieb stahl den Schatz und schrieb darüber: Surrexit, non est hic.

98 Der Herr ist wie der Knecht.Sutor, 563; Graf, 524, 315; Wagenfuhr, 55, V.

Lat.: Scilicet in vulgus manant exempla regentum. (Sutor, 563.)

99 Der Herr kann seinen Mann nicht niedern.Graf, 558, 48.

Gehört dem Lehnrechte an. Musste der Lehnsherr heimfällige Lehen auch wieder ausgeben (s. 111), so war er doch befugt, seine Rechte, sammt dem Gute, worauf sie ruhen, an einen andern zu übertragen, sodass das bisherige persönliche Band aufgelöst und der neue Erwerber verpflichtet wird, in dieses einzutreten; nur darf durch solche Veräusserung das standesrechtliche Verhältniss nicht verletzt werden. Der Lehnsmann braucht sich die Veräusserung an einen Ungenossen (dem Geburtsstand nach tiefer Stehenden), oder die Umwandlung in ein Burglehen (s. Kammerlehen) nicht gefallen zu lassen, kann sich jedoch der Veräusserung an einen höhern Herrn nicht widersetzen.

Mhd.: Die herr en mach niet vernedern sinen man. (Holl. Sachsenspiegel, 111, 96.)

100 Der Herr1 kommt nie gepfändet zu Hofe.Graf, 50, 170.

1) D. h. der freie Eigenthümer. Gepfändet konnte nur der in einem Hörigkeitsverhältniss Stehende werden, der dem Grundherrn den Zins nicht entrichtete.

101 Der Herr kommt und sieht, wenn nicht heute doch morgen.

Dän.: Vor herre kommer nok, om han end ikke kommer til hest. (Bohn I, 403.)

102 Der Herr mag schlaffen biss zu mittag.Eyering, I, 482.

103 Der Herr muss das Haus ehren (zieren), nicht das Haus den Herrn.

It.: Il padrone hà da esser l'honor della casa, e non la casa l'honor del padrone. (Pazzaglia, 258, 3.)

104 Der Herr muss selber sein der Knecht, will ers im Hause finden (haben) recht.Petri, II, 356; Gruter, III, 17; Lehmann, 373, 145; Lehmann, II, 79, 82; Froschm., XVIIIb; Luther, 405; Gaal, 1405; Seybold, 401; Körte, 2889.

Engl.: If a man will have his business well done, he must do it himself. (Gaal, 1405.)

It.: Chi non sa fare, non sa commandare.

Lat.: In quaque servus unus est herus domo.

105 Der Herr muss vorauf.Riehl, Gesellschaft, S. 355.

106 Der Herr nicht zu Hause, niemand zu Hause.Simrock, 4616; Körte, 2813; Braun, I, 1317.

107 Der Herr regiert das Land und die Höflinge den Herrn.

Dän.: Herren regierer over undersaatterne, men hyklerne undertiden over herren. (Prov. dan., 283.)

108 Der Herr siehet das Herz an.1 Sam. 16, 7; Schulze, 16.

109 Der Herr sieht mit Einem Auge mehr als der Knecht mit vieren.Winckler, XIV, 25; Braun, I, 1319; Körte, 2888; Reinsberg III, 35.

Frz.: L'oeil du fermier vaut fumier.

110 Der Herr soll sein von Linden, der Knecht von Eichen.Sutor, 895; Eiselein, 301; Simrock, 4598.

Lat.: Populus saepe magis voluntatem, quam rationem ducem sequitur. (Sutor, 895.)

111 Der Herr soll sich mit Lehen nicht bereichern.Graf, 558, 44.

Dies lehnrechtliche Sprichwort sagt, dass der Lehnsherr heimfällige Lehen immer wieder ausgeben müsse und die Belehnung aus Rücksicht auf seine Bereicherung nicht verweigern dürfe.

Niederd.: Den Heer zul sich met dat leen niet rycken. (Kamptz, II, 473, 1; Lünig, II, 1048.)

112 Der Herr taugt keinen Deut, der sich vor seinem Knechte scheut.

D. i. fürchtet.

Lat.: Minus est quam servus, dominus, qui servos timet. (Philippi, I, 250.)

113 Der Herr versprach mir einen Pelz, doch auch sein Wort ist warm (erwärmt). (Tat.)

114 Der Herren Arbeit seind Sorg und Wachen; ist bisweilen so richtig wie eine Strehne Garns, den die Mäuss zernaget.Sutor, 410.

[Spaltenumbruch] 115 Der Herren aug tüngt den acker wohl.Gruter, I, 19.

116 Der Herren Beispiel ist seiner Leute (Diener, Knechte, Unterthanen) Spiegel.

Dän.: Herrernes Exempel er undersaatternes speyl. (Prov. dan., 285.)

117 Der Herren beste Schatzkammern sind die Unterthanen.

Dän.: Herrens penge ligge tit bedre i under-saatternes punge, end i hans skat-kammer. (Prov. dan., 283.)

118 Der herren bitten ist gebieten.Agricola I, 182; Egenolff, 28b; Petri, II, 92; Lehmann, 66, 19 u. 380, 9; Latendorf II, 8; Sutor, 225; Sailer, 71.

Böhm.: Co pán prosí, to býti musí. – Co pán prosí ves musí. – Panská prosba rozkazu horši. (Čelakovsky, 324.)

Dän.: Herrebøn er Herrebud. (Bohn I, 374.)

Lat.: Salus civitatis in legibus est. (Sutor, 225.)

Poln.: Pánska prośba gorsza niż rozkazanie. (Čelakovsky, 324.)

Span.: Ruego de grande fuerza es que te hace. (Bohn I, 254.)

119 Der Herren Freetag ist der Armen Wehtag.

Der Herren Freudtag ist der Armen Leidtag.

Dän.: Herrens vellyst er tit de armes graad. (Prov. dan., 284.)

120 Der Herren fuss machet das pferdt faist.Gruter, I, 19.

121 Der Herren gebot macht das gesetz.Henisch, 1393, 6.

Lat.: Quicquid regi placet, legis vim habet. (Henisch, 1393, 7.)

122 Der Herren gebot vnd ein irdener Topff wehren offt beide gleich lang.Petri, II, 92; Henisch, 1393, 4.

123 Der herren gueter sind nicht der, die sie verdienen, sonder den man sie gand.Agricola I, 267; Lehmann, II, 63, 121; Eiselein, 617; Simrock, 10836.

124 Der Herren Hand reicht auch ins ferne Land.

125 Der Herren Hand reicht weit im Land.

Holl.: Des heeren hand is zoo groot (oder: reikt zoo ver) als 't land. (Harrebomée, I, 294.)

126 Der Herren hitziger Muth kühlet armer Leut Blut.Petri, II, 117.

127 Der Herren Hunde werden (auch) zu Herren.

128 Der Herren ist gut müssig gehn, sie schertzen nicht lang.Petri, II, 92.

129 Der Herren, Jungfrawen vnd junger Gesellen Wort sollen kurz, bedächtig vnd gewiss seyn.Petri, II, 377.

130 Der Herren lust ist armer Gesellen vnlust.Henisch, 1555, 65.

Engl.: Masters amuse themselves, servants die.

131 Der Herren Sachen sind Sorgen und Wachen.Eiselein, 303; Simrock, 4635.

132 Der Herrn schaiss stinckt nicht; het es ein armer than, so wers sünd.Gruter, I, 15; Wurzbach II, 112.

133 Der Herren Schwänze sind ihre Räth, Diener und Hofgesind, die sich nach ihnen ziehen.

134 Der Herren sünd, der bauren buss.Franck, II, 36b; Eyering, I, 484 u. 503; Gruter, I, 15; Henisch, 213, 15; Latendorf II, 9; Binder II, 2837; Sutor, 178; Lehmann, 841, 15; Graf, 523, 289; Wurzbach II, 177; Sailer, 246; Simrock, 4608; Körte, 2796; Braun, I, 1310; Philippi, II, 127.

Wirkung der Fehler der Grossen.

Holl.: Der heeren zonde, der boeren boete. (Harrebomée, I, 294.)

Lat.: Canis peccatum suis dependet. (Sutor, 178.) – Inferior horret, quidquid peccat superior.

135 Der Herren Sünden müssen die Bauern beweinen.Winckler, VII, 53.

136 Der Herren Thorheit ist der Unterthanen Strafe.

137 Der Herren thun stinckt nicht, thet es ein armer, so were es sünd.Petri, II, 93.

Die Abschwächung der ursprünglich derbern Form ist eine Eigenthümlichkeit der Petri'schen Sammlung und hat, wie ich vermuthe in der amtlichen Stellung des Herausgebers (Pastor in Braunschweig) ihren Grund. Die ältere Lesart findet sich bei Gruter, I, 15.

138 Der Herren will quia sic placuit ist vieler ding vrsach.Lehmann, 856, 28.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0276" n="[270]"/><cb n="539"/>
97 Der Herr ist nicht mehr hier, er ist auferstanden, schrieb der Dieb ans Sakramenthäuschen, worin der Pfaff seinen Schatz bewahrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Priester hatte sein Geld, um es recht sicher zu haben, im Sakramenthäuschen verborgen und darauf geschrieben: Der Herr ist an diesem Orte (Dominus est in isto loco). Ein Dieb stahl den Schatz und schrieb darüber: Surrexit, non est hic.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">98 Der Herr ist wie der Knecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 563; Graf, 524, 315; Wagenfuhr, 55, V.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Scilicet in vulgus manant exempla regentum. (<hi rendition="#i">Sutor, 563.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">99 Der Herr kann seinen Mann nicht niedern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 558, 48.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehört dem Lehnrechte an. Musste der Lehnsherr heimfällige Lehen auch wieder ausgeben (s. 111), so war er doch befugt, seine Rechte, sammt dem Gute, worauf sie ruhen, an einen andern zu übertragen, sodass das bisherige persönliche Band aufgelöst und der neue Erwerber verpflichtet wird, in dieses einzutreten; nur darf durch solche Veräusserung das standesrechtliche Verhältniss nicht verletzt werden. Der Lehnsmann braucht sich die Veräusserung an einen Ungenossen (dem Geburtsstand nach tiefer Stehenden), oder die Umwandlung in ein Burglehen (s.  Kammerlehen) nicht gefallen zu lassen, kann sich jedoch der Veräusserung an einen höhern Herrn nicht widersetzen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die herr en mach niet vernedern sinen man. (<hi rendition="#i">Holl. Sachsenspiegel, 111, 96.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">100 Der Herr<hi rendition="#sup">1</hi> kommt nie gepfändet zu Hofe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 50, 170.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) D. h. der freie Eigenthümer. Gepfändet konnte nur der in einem Hörigkeitsverhältniss Stehende werden, der dem Grundherrn den Zins nicht entrichtete.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">101 Der Herr kommt und sieht, wenn nicht heute doch morgen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Vor herre kommer nok, om han end ikke kommer til hest. (<hi rendition="#i">Bohn I, 403.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">102 Der Herr mag schlaffen biss zu mittag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 482.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">103 Der Herr muss das Haus ehren (zieren), nicht das Haus den Herrn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il padrone hà da esser l'honor della casa, e non la casa l'honor del padrone. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 258, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">104 Der Herr muss selber sein der Knecht, will ers im Hause finden (haben) recht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 356; Gruter, III, 17; Lehmann, 373, 145; Lehmann, II, 79, 82; Froschm., XVIII<hi rendition="#sup">b</hi>; Luther, 405; Gaal, 1405; Seybold, 401; Körte, 2889.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: If a man will have his business well done, he must do it himself. (<hi rendition="#i">Gaal, 1405.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non sa fare, non sa commandare.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In quaque servus unus est herus domo.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">105 Der Herr muss vorauf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Riehl, Gesellschaft, S. 355.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">106 Der Herr nicht zu Hause, niemand zu Hause.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 4616; Körte, 2813; Braun, I, 1317.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">107 Der Herr regiert das Land und die Höflinge den Herrn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Herren regierer over undersaatterne, men hyklerne undertiden over herren. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">108 Der Herr siehet das Herz an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">1 Sam. 16, 7; Schulze, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">109 Der Herr sieht mit Einem Auge mehr als der Knecht mit vieren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XIV, 25; Braun, I, 1319; Körte, 2888; Reinsberg III, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: L'oeil du fermier vaut fumier.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">110 Der Herr soll sein von Linden, der Knecht von Eichen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 895; Eiselein, 301; Simrock, 4598.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Populus saepe magis voluntatem, quam rationem ducem sequitur. (<hi rendition="#i">Sutor, 895.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">111 Der Herr soll sich mit Lehen nicht bereichern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 558, 44.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies lehnrechtliche Sprichwort sagt, dass der Lehnsherr heimfällige Lehen immer wieder ausgeben müsse und die Belehnung aus Rücksicht auf seine Bereicherung nicht verweigern dürfe.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Niederd.</hi>: Den Heer zul sich met dat leen niet rycken. (<hi rendition="#i">Kamptz, II, 473, 1; Lünig, II, 1048.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">112 Der Herr taugt keinen Deut, der sich vor seinem Knechte scheut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. fürchtet.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Minus est quam servus, dominus, qui servos timet. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 250.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">113 Der Herr versprach mir einen Pelz, doch auch sein Wort ist warm (erwärmt).</hi> (<hi rendition="#i">Tat.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">114 Der Herren Arbeit seind Sorg und Wachen; ist bisweilen so richtig wie eine Strehne Garns, den die Mäuss zernaget.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 410.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="540"/>
115 Der Herren aug tüngt den acker wohl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">116 Der Herren Beispiel ist seiner Leute (Diener, Knechte, Unterthanen) Spiegel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Herrernes Exempel er undersaatternes speyl. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 285.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">117 Der Herren beste Schatzkammern sind die Unterthanen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Herrens penge ligge tit bedre i under-saatternes punge, end i hans skat-kammer. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">118 Der herren bitten ist gebieten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 182; Egenolff, 28<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 92; Lehmann, 66, 19 u. 380, 9; Latendorf II, 8; Sutor, 225; Sailer, 71.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Co pán prosí, to býti musí. &#x2013; Co pán prosí ves musí. &#x2013; Panská prosba rozkazu hor&#x0161;i. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 324.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Herrebøn er Herrebud. (<hi rendition="#i">Bohn I, 374.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Salus civitatis in legibus est. (<hi rendition="#i">Sutor, 225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Pánska pro&#x015B;ba gorsza ni&#x017C; rozkazanie. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 324.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Ruego de grande fuerza es que te hace. (<hi rendition="#i">Bohn I, 254.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">119 Der Herren Freetag ist der Armen Wehtag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Herren Freudtag ist der Armen Leidtag.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Herrens vellyst er tit de armes graad. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 284.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">120 Der Herren fuss machet das pferdt faist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">121 Der Herren gebot macht das gesetz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1393, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quicquid regi placet, legis vim habet. (<hi rendition="#i">Henisch, 1393, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Der Herren gebot vnd ein irdener Topff wehren offt beide gleich lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 92; Henisch, 1393, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">123 Der herren gueter sind nicht der, die sie verdienen, sonder den man sie gand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 267; Lehmann, II, 63, 121; Eiselein, 617; Simrock, 10836.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">124 Der Herren Hand reicht auch ins ferne Land.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">125 Der Herren Hand reicht weit im Land.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Des heeren hand is zoo groot (oder: reikt zoo ver) als 't land. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 294.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">126 Der Herren hitziger Muth kühlet armer Leut Blut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">127 Der Herren Hunde werden (auch) zu Herren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">128 Der Herren ist gut müssig gehn, sie schertzen nicht lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">129 Der Herren, Jungfrawen vnd junger Gesellen Wort sollen kurz, bedächtig vnd gewiss seyn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 377.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">130 Der Herren lust ist armer Gesellen vnlust.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1555, 65.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Masters amuse themselves, servants die.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">131 Der Herren Sachen sind Sorgen und Wachen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 303; Simrock, 4635.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">132 Der Herrn schaiss stinckt nicht; het es ein armer than, so wers sünd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, I, 15; Wurzbach II, 112.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">133 Der Herren Schwänze sind ihre Räth, Diener und Hofgesind, die sich nach ihnen ziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">134 Der Herren sünd, der bauren buss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 36<hi rendition="#sup">b</hi>; Eyering, I, 484 u. 503; Gruter, I, 15; Henisch, 213, 15; Latendorf II, 9; Binder II, 2837; Sutor, 178; Lehmann, 841, 15; Graf, 523, 289; Wurzbach II, 177; Sailer, 246; Simrock, 4608; Körte, 2796; Braun, I, 1310; Philippi, II, 127.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wirkung der Fehler der Grossen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Der heeren zonde, der boeren boete. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 294.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Canis peccatum suis dependet. (<hi rendition="#i">Sutor, 178.</hi>) &#x2013; Inferior horret, quidquid peccat superior.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">135 Der Herren Sünden müssen die Bauern beweinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VII, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">136 Der Herren Thorheit ist der Unterthanen Strafe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">137 Der Herren thun stinckt nicht, thet es ein armer, so were es sünd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 93.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Abschwächung der ursprünglich derbern Form ist eine Eigenthümlichkeit der Petri'schen Sammlung und hat, wie ich vermuthe in der amtlichen Stellung des Herausgebers (Pastor in Braunschweig) ihren Grund. Die ältere Lesart findet sich bei <hi rendition="#i">Gruter, I,</hi> 15.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">138 Der Herren will quia sic placuit ist vieler ding vrsach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 856, 28.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[270]/0276] 97 Der Herr ist nicht mehr hier, er ist auferstanden, schrieb der Dieb ans Sakramenthäuschen, worin der Pfaff seinen Schatz bewahrt. Ein Priester hatte sein Geld, um es recht sicher zu haben, im Sakramenthäuschen verborgen und darauf geschrieben: Der Herr ist an diesem Orte (Dominus est in isto loco). Ein Dieb stahl den Schatz und schrieb darüber: Surrexit, non est hic. 98 Der Herr ist wie der Knecht. – Sutor, 563; Graf, 524, 315; Wagenfuhr, 55, V. Lat.: Scilicet in vulgus manant exempla regentum. (Sutor, 563.) 99 Der Herr kann seinen Mann nicht niedern. – Graf, 558, 48. Gehört dem Lehnrechte an. Musste der Lehnsherr heimfällige Lehen auch wieder ausgeben (s. 111), so war er doch befugt, seine Rechte, sammt dem Gute, worauf sie ruhen, an einen andern zu übertragen, sodass das bisherige persönliche Band aufgelöst und der neue Erwerber verpflichtet wird, in dieses einzutreten; nur darf durch solche Veräusserung das standesrechtliche Verhältniss nicht verletzt werden. Der Lehnsmann braucht sich die Veräusserung an einen Ungenossen (dem Geburtsstand nach tiefer Stehenden), oder die Umwandlung in ein Burglehen (s. Kammerlehen) nicht gefallen zu lassen, kann sich jedoch der Veräusserung an einen höhern Herrn nicht widersetzen. Mhd.: Die herr en mach niet vernedern sinen man. (Holl. Sachsenspiegel, 111, 96.) 100 Der Herr1 kommt nie gepfändet zu Hofe. – Graf, 50, 170. 1) D. h. der freie Eigenthümer. Gepfändet konnte nur der in einem Hörigkeitsverhältniss Stehende werden, der dem Grundherrn den Zins nicht entrichtete. 101 Der Herr kommt und sieht, wenn nicht heute doch morgen. Dän.: Vor herre kommer nok, om han end ikke kommer til hest. (Bohn I, 403.) 102 Der Herr mag schlaffen biss zu mittag. – Eyering, I, 482. 103 Der Herr muss das Haus ehren (zieren), nicht das Haus den Herrn. It.: Il padrone hà da esser l'honor della casa, e non la casa l'honor del padrone. (Pazzaglia, 258, 3.) 104 Der Herr muss selber sein der Knecht, will ers im Hause finden (haben) recht. – Petri, II, 356; Gruter, III, 17; Lehmann, 373, 145; Lehmann, II, 79, 82; Froschm., XVIIIb; Luther, 405; Gaal, 1405; Seybold, 401; Körte, 2889. Engl.: If a man will have his business well done, he must do it himself. (Gaal, 1405.) It.: Chi non sa fare, non sa commandare. Lat.: In quaque servus unus est herus domo. 105 Der Herr muss vorauf. – Riehl, Gesellschaft, S. 355. 106 Der Herr nicht zu Hause, niemand zu Hause. – Simrock, 4616; Körte, 2813; Braun, I, 1317. 107 Der Herr regiert das Land und die Höflinge den Herrn. Dän.: Herren regierer over undersaatterne, men hyklerne undertiden over herren. (Prov. dan., 283.) 108 Der Herr siehet das Herz an. – 1 Sam. 16, 7; Schulze, 16. 109 Der Herr sieht mit Einem Auge mehr als der Knecht mit vieren. – Winckler, XIV, 25; Braun, I, 1319; Körte, 2888; Reinsberg III, 35. Frz.: L'oeil du fermier vaut fumier. 110 Der Herr soll sein von Linden, der Knecht von Eichen. – Sutor, 895; Eiselein, 301; Simrock, 4598. Lat.: Populus saepe magis voluntatem, quam rationem ducem sequitur. (Sutor, 895.) 111 Der Herr soll sich mit Lehen nicht bereichern. – Graf, 558, 44. Dies lehnrechtliche Sprichwort sagt, dass der Lehnsherr heimfällige Lehen immer wieder ausgeben müsse und die Belehnung aus Rücksicht auf seine Bereicherung nicht verweigern dürfe. Niederd.: Den Heer zul sich met dat leen niet rycken. (Kamptz, II, 473, 1; Lünig, II, 1048.) 112 Der Herr taugt keinen Deut, der sich vor seinem Knechte scheut. D. i. fürchtet. Lat.: Minus est quam servus, dominus, qui servos timet. (Philippi, I, 250.) 113 Der Herr versprach mir einen Pelz, doch auch sein Wort ist warm (erwärmt). (Tat.) 114 Der Herren Arbeit seind Sorg und Wachen; ist bisweilen so richtig wie eine Strehne Garns, den die Mäuss zernaget. – Sutor, 410. 115 Der Herren aug tüngt den acker wohl. – Gruter, I, 19. 116 Der Herren Beispiel ist seiner Leute (Diener, Knechte, Unterthanen) Spiegel. Dän.: Herrernes Exempel er undersaatternes speyl. (Prov. dan., 285.) 117 Der Herren beste Schatzkammern sind die Unterthanen. Dän.: Herrens penge ligge tit bedre i under-saatternes punge, end i hans skat-kammer. (Prov. dan., 283.) 118 Der herren bitten ist gebieten. – Agricola I, 182; Egenolff, 28b; Petri, II, 92; Lehmann, 66, 19 u. 380, 9; Latendorf II, 8; Sutor, 225; Sailer, 71. Böhm.: Co pán prosí, to býti musí. – Co pán prosí ves musí. – Panská prosba rozkazu horši. (Čelakovsky, 324.) Dän.: Herrebøn er Herrebud. (Bohn I, 374.) Lat.: Salus civitatis in legibus est. (Sutor, 225.) Poln.: Pánska prośba gorsza niż rozkazanie. (Čelakovsky, 324.) Span.: Ruego de grande fuerza es que te hace. (Bohn I, 254.) 119 Der Herren Freetag ist der Armen Wehtag. Der Herren Freudtag ist der Armen Leidtag. Dän.: Herrens vellyst er tit de armes graad. (Prov. dan., 284.) 120 Der Herren fuss machet das pferdt faist. – Gruter, I, 19. 121 Der Herren gebot macht das gesetz. – Henisch, 1393, 6. Lat.: Quicquid regi placet, legis vim habet. (Henisch, 1393, 7.) 122 Der Herren gebot vnd ein irdener Topff wehren offt beide gleich lang. – Petri, II, 92; Henisch, 1393, 4. 123 Der herren gueter sind nicht der, die sie verdienen, sonder den man sie gand. – Agricola I, 267; Lehmann, II, 63, 121; Eiselein, 617; Simrock, 10836. 124 Der Herren Hand reicht auch ins ferne Land. 125 Der Herren Hand reicht weit im Land. Holl.: Des heeren hand is zoo groot (oder: reikt zoo ver) als 't land. (Harrebomée, I, 294.) 126 Der Herren hitziger Muth kühlet armer Leut Blut. – Petri, II, 117. 127 Der Herren Hunde werden (auch) zu Herren. 128 Der Herren ist gut müssig gehn, sie schertzen nicht lang. – Petri, II, 92. 129 Der Herren, Jungfrawen vnd junger Gesellen Wort sollen kurz, bedächtig vnd gewiss seyn. – Petri, II, 377. 130 Der Herren lust ist armer Gesellen vnlust. – Henisch, 1555, 65. Engl.: Masters amuse themselves, servants die. 131 Der Herren Sachen sind Sorgen und Wachen. – Eiselein, 303; Simrock, 4635. 132 Der Herrn schaiss stinckt nicht; het es ein armer than, so wers sünd. – Gruter, I, 15; Wurzbach II, 112. 133 Der Herren Schwänze sind ihre Räth, Diener und Hofgesind, die sich nach ihnen ziehen. 134 Der Herren sünd, der bauren buss. – Franck, II, 36b; Eyering, I, 484 u. 503; Gruter, I, 15; Henisch, 213, 15; Latendorf II, 9; Binder II, 2837; Sutor, 178; Lehmann, 841, 15; Graf, 523, 289; Wurzbach II, 177; Sailer, 246; Simrock, 4608; Körte, 2796; Braun, I, 1310; Philippi, II, 127. Wirkung der Fehler der Grossen. Holl.: Der heeren zonde, der boeren boete. (Harrebomée, I, 294.) Lat.: Canis peccatum suis dependet. (Sutor, 178.) – Inferior horret, quidquid peccat superior. 135 Der Herren Sünden müssen die Bauern beweinen. – Winckler, VII, 53. 136 Der Herren Thorheit ist der Unterthanen Strafe. 137 Der Herren thun stinckt nicht, thet es ein armer, so were es sünd. – Petri, II, 93. Die Abschwächung der ursprünglich derbern Form ist eine Eigenthümlichkeit der Petri'schen Sammlung und hat, wie ich vermuthe in der amtlichen Stellung des Herausgebers (Pastor in Braunschweig) ihren Grund. Die ältere Lesart findet sich bei Gruter, I, 15. 138 Der Herren will quia sic placuit ist vieler ding vrsach. – Lehmann, 856, 28.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/276
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [270]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/276>, abgerufen am 24.11.2024.