Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Herold. 1 Die Herolde gehen voran, die Maladen folgen hintennach. "Grosse Geister eilen der Zeit stets voraus und sitzen immer schon oben auf der Wetterfahne des Thurmes, wo sie sich lustig im Winde drehen, während die Schnecke des gewöhnlichen Menschengeistes noch am Fusse herumkriecht und die erste Stufe nicht finden kann." (Mises, Schutzmittel für die Cholera, Leipzig 1832.) 2 Herolde und Parcivalen schreien die Ritter aus, kommen aber in kein Turnei. (S. Glocke 27.) - Eiselein, 301. Herr. 1 Ain Herr, der zu lugen lust hat, dess diener seind alle gottloss. - Agricola II, 221. 2 Alle sind Herren, wer ist Sklave? 3 Alles kamme unsem leiwen Heren alleine anvertruggen, awwer kein jung Meaken un kein draug Hög. (Westf.) Alles kann man unserm lieben Herrn allein anvertrauen, aber kein jung Mädchen nnd kein trocknes Heu. 4 Als der Herr die Hacke schuf, schuf er auch den Stiel. 5 Alss der Herr auffm Esel geritten, ist er davon nicht besudelt worden, das der Esel sein natürliches werck gethan. - Lehmann, 741, 41. 6 Alt Herrn han auch erstlich Kindsbrey gessen. - Eyering, I, 157. 7 An geschmerten Her lätt fuive grade sinnen. (Sauerland.) 8 Annere Heerens settet annere Suulen. - Lyra, 192; Simrock, 4667a. 9 Arm Herr, arm Ehr'. Dän.: Höibaaren, fattig herre, er liden i aere (haeder). (Prov. dan., 12 u. 305.) 10 Arme Herrn schinden sehr. - Gruter, III, 6. Dän.: Arme herrer skinde meest. (Prov. dan., 284.) 11 Auch junge Herrn gedenken zu Hofe gern. 12 Auf einen grossen Herrn und ein altes Geländer muss man sich nicht stützen. 13 Auf Herren nicht baw, noch gutem Wetter traw; das Wetter nicht bestehet vnd herren Gunst vergehet. - Petri, II, 25. 14 Auf Herren sollst du nicht stark bauen, noch schönem Wetter viel vertrauen. 15 Auff grosser herren feindschafft ist nicht leichtlich ein Krieg anzufahen. - Petri, II, 25. 16 Aus grosser Herren Seckel ist gut Häuser bauen. 17 Bä de greissen Hären ässt em uch noch ropekächen. - Schuster, 294. 18 Bald d' Herra emol e Soppa mit enand g'gessa heod, sönd alsama glich. (Appenzel.) - Tobler. Sobald die neugewählten Herren in die Luft der alten kommen, so athmen sie die gleiche aus; sie sind so herrisch wie jene. 19 Bei bösen (zornigen, heftigen) Herren ist viel zu lernen. Böhm.: Kdo s pany pobyva, v rozum prospiva. (Celakovsky, 323.) Holl.: Bij moeijelijke heeren valt veel te leeren. (Harrebomee, I, 294.) 20 Bei grossen Herren ist gut reich werden. - Blum, 760; Körte, 2790. 21 Bei grossen Herren muss alles und nichts aus Einer Schüssel essen. - Parömiakon, 975. Der Hochgestellte soll alles haben, wissen, können u. s. w. und nichts aus sich machen, d. h. dabei bescheiden und anspruchslos sein. 22 Bei grossen Herren muss man fünf gerade sein lassen. - Eiselein, 303; Simrock, 4648. Lat.: Indigna digna habenda sunt, herus quae facit. (Plautus.) (Eiselein, 303; Binder II, 1495.) 23 Bei grossen Herren sol man sich wärmen, aber nicht lange. - Petri, II, 43. 24 Bei grossen Herren soll man nur sagen, was sie fragen. Dän.: Hos store berrer skal man ei tale uden til spurgt. (Prov. dan., 284.) 25 Bei grossen Herren soll man wenig (und süsse) Worte machen. Dän.: Om store herrer skal man tale vel, eller tie stille. (Prov. dan., 533.) [Spaltenumbruch] Frz.: A grand Seigneurs, peu de paroles. (Lendroy, 1156; Cahier, 1616; Leroux, II, 76.) Holl.: Met groote heeren zal men geene lange morgenspraak houden. (Harrebomee, I, 205.) It.: Co' gran signori bisogna usar poche parole. (Pazzaglia, 264, 15.) 26 Bei grossen Herren träuft immer etwas ab. Karl V. soll zwar gesagt haben: "Wie der Mond am schwächsten sei, so er am nechsten bei der Sonnen stehet; also gehe es auch etlichen, welche die nechsten bei grossen Herrn wären, und doch ehe verarmten dann reich würden." (Zinkgref, I, 79.) 27 Bei grosser Herren Händeln müssen die Bauern Haare lassen. Lat.: Quiquid delirant reges plectuntur Achivi. (Horaz.) (Binder II, 2837.) 28 Bei Herren muss man sanftmüthig reden, geduldig hören und bedachtsam antworten. - Schottel, 1117b. 29 Besser beim Herrn als beim Herrlein. Kleinrussisch: Die Herren sind nicht so schlimm, wie die Herrlein. Böhm.: Lepsi pan nez panek. - Nejsou tak zli pani, jako panata (pankove). (Celakovsky, 326.) 30 Besser den schlimmen Herrn ertragen, als zu einem schlimmern gehen. Span.: Mal amo has de guardar, por miedo de empeorar. (Cahier, 3212.) 31 Besser des Herrn Schläge (Streiche) als des Knechts Küsse. Die Russen: Des Herrn Keulenschläge sind gelinder als des Knechts Handstreiche. (Altmann, VI, 479.) 32 Besser die grossen Herren Lügen straffen, denn vmb jhren Willen die Wahrheit schweigen. - Petri, II, 35. 33 Besser ein Herr vber ein klein Ländlein, als ein grosser König vber gar nichts. - Gruter, III, 9. Von den Vorzügen und dem hohen Werthe der Freiheit und Selbständigkeit. 34 Besser ein kleiner Herr als ein grosser Knecht. - Simrock, 4606; Körte, 2810; Reinsberg III, 126. Um denselben Gedanken auszudrücken, sagen die Engländer: Besser der Kopf eines Esels, als der Schwanz eines Pferdes; die Franzosen: Besser Eidechsenkopf als Drachenschwanz. Die Holländer: Besser der Kopf einer Ratte, als der Schwanz eines Löwen. Die Italiener: Besser Hechtkopf als Stierschwanz. Besser Katzenkopf als Löwenschwanz. Die Araber: Besser Hundskopf als Löwenschwanz. Die Hebräer: Sei lieber bei den Füchsen das Haupt als bei den Löwen der Schwanz. Die Piemontesen: Besser Herr eines Testan (11/2, Lire) als Diener einer Million. Die Venetier: Besser Herr einer Handschaufel als Diener eines Schiffes. (Reinsberg III, 126.) 35 Besser ein mager Herr, denn ein fetter Knecht. - Petri, II, 36; Henisch, 1078, 49. 36 Besser einem Herrn dienen als einem Herrlein. Böhm.: Mam-li se koriti krapu, tedy radeji skorni. (Celakovsky, 96.) 37 Besser einem Herrn dienen, der ein Gut, als einem, der blos einen Hut. Dän.: Bedre at tiene den herre som vil saelge en herregaard, end den som vil kiöbe to. (Prov. dan., 282.) 38 Besser Herr als Knecht. - Petri, II, 37. 39 Besser Herr in eigener Hütte als Sklave im Palast. - Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 242. 40 Besser ist, der Herren gelt, denn sein eigen verzehren. - Henisch, 322, 11. 41 Besser klein ein Herr, als gross ein Knecht. - Braun, I, 1315. 42 Besser sich zu Herren stellen, als sich mit den Bauern quälen. "Besser sei, sich halten zum Herrn, das man genies ihrs Guts und ehren, denn das man sich mit Bawrenhudel und an ihrem mistwagen sudel." (Froschm., K.) 43 Besser was der Herr will, als was er befiehlt. Oft würde das Gegentheil dessen geschehen, was der Herr beabsichtigt, wenn seine Anordnungen buchstäblich ausgeführt würden; der verständige Diener sucht das zu thun, was der Herr eigentlich gethan haben will. Dän.: Untertiden giör tieneren ikke hvad herren befaler, men hvad herren vil. (Prov. dan., 283.) 44 Besser zwei stolze Herren als ein stolzer Knecht. Der Zaun ist stolzer als der Garten, sagen die Letten; und die Russen: Der Golf ist stolzer als das Meer. (Reinsberg III, 121.) 45 Bey grossen Herren kan man grosses versehen. - Herberger, I, 241.
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Herold. 1 Die Herolde gehen voran, die Maladen folgen hintennach. „Grosse Geister eilen der Zeit stets voraus und sitzen immer schon oben auf der Wetterfahne des Thurmes, wo sie sich lustig im Winde drehen, während die Schnecke des gewöhnlichen Menschengeistes noch am Fusse herumkriecht und die erste Stufe nicht finden kann.“ (Mises, Schutzmittel für die Cholera, Leipzig 1832.) 2 Herolde und Parcivalen schreien die Ritter aus, kommen aber in kein Turnei. (S. Glocke 27.) – Eiselein, 301. Herr. 1 Ain Herr, der zu lugen lust hat, dess diener seind alle gottloss. – Agricola II, 221. 2 Alle sind Herren, wer ist Sklave? 3 Alles kamme unsem leiwen Heren alleine anvertruggen, awwer kein jung Méaken un kein draug Hög. (Westf.) 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Herold.
1 Die Herolde gehen voran, die Maladen folgen hintennach.
„Grosse Geister eilen der Zeit stets voraus und sitzen immer schon oben auf der Wetterfahne des Thurmes, wo sie sich lustig im Winde drehen, während die Schnecke des gewöhnlichen Menschengeistes noch am Fusse herumkriecht und die erste Stufe nicht finden kann.“ (Mises, Schutzmittel für die Cholera, Leipzig 1832.)
2 Herolde und Parcivalen schreien die Ritter aus, kommen aber in kein Turnei. (S. Glocke 27.) – Eiselein, 301.
Herr.
1 Ain Herr, der zu lugen lust hat, dess diener seind alle gottloss. – Agricola II, 221.
2 Alle sind Herren, wer ist Sklave?
3 Alles kamme unsem leiwen Heren alleine anvertruggen, awwer kein jung Méaken un kein draug Hög. (Westf.)
Alles kann man unserm lieben Herrn allein anvertrauen, aber kein jung Mädchen nnd kein trocknes Heu.
4 Als der Herr die Hacke schuf, schuf er auch den Stiel.
5 Alss der Herr auffm Esel geritten, ist er davon nicht besudelt worden, das der Esel sein natürliches werck gethan. – Lehmann, 741, 41.
6 Alt Herrn han auch erstlich Kindsbrey gessen. – Eyering, I, 157.
7 An geschmêrten Hêr lätt fuive grade sinnen. (Sauerland.)
8 Annere Heerens settet annere Suulen. – Lyra, 192; Simrock, 4667a.
9 Arm Herr, arm Ehr'.
Dän.: Høibaaren, fattig herre, er liden i ære (hæder). (Prov. dan., 12 u. 305.)
10 Arme Herrn schinden sehr. – Gruter, III, 6.
Dän.: Arme herrer skinde meest. (Prov. dan., 284.)
11 Auch junge Herrn gedenken zu Hofe gern.
12 Auf einen grossen Herrn und ein altes Geländer muss man sich nicht stützen.
13 Auf Herren nicht baw, noch gutem Wetter traw; das Wetter nicht bestehet vnd herren Gunst vergehet. – Petri, II, 25.
14 Auf Herren sollst du nicht stark bauen, noch schönem Wetter viel vertrauen.
15 Auff grosser herren feindschafft ist nicht leichtlich ein Krieg anzufahen. – Petri, II, 25.
16 Aus grosser Herren Seckel ist gut Häuser bauen.
17 Bä de grîssen Hären ässt em uch nôch ropekächen. – Schuster, 294.
18 Bald d' Herra emol e Soppa mit enand g'gessa heod, sönd alsama glich. (Appenzel.) – Tobler.
Sobald die neugewählten Herren in die Luft der alten kommen, so athmen sie die gleiche aus; sie sind so herrisch wie jene.
19 Bei bösen (zornigen, heftigen) Herren ist viel zu lernen.
Böhm.: Kdo s pány pobývá, v rozum prospívá. (Čelakovsky, 323.)
Holl.: Bij moeijelijke heeren valt veel te leeren. (Harrebomée, I, 294.)
20 Bei grossen Herren ist gut reich werden. – Blum, 760; Körte, 2790.
21 Bei grossen Herren muss alles und nichts aus Einer Schüssel essen. – Parömiakon, 975.
Der Hochgestellte soll alles haben, wissen, können u. s. w. und nichts aus sich machen, d. h. dabei bescheiden und anspruchslos sein.
22 Bei grossen Herren muss man fünf gerade sein lassen. – Eiselein, 303; Simrock, 4648.
Lat.: Indigna digna habenda sunt, herus quae facit. (Plautus.) (Eiselein, 303; Binder II, 1495.)
23 Bei grossen Herren sol man sich wärmen, aber nicht lange. – Petri, II, 43.
24 Bei grossen Herren soll man nur sagen, was sie fragen.
Dän.: Hos store berrer skal man ei tale uden til spurgt. (Prov. dan., 284.)
25 Bei grossen Herren soll man wenig (und süsse) Worte machen.
Dän.: Om store herrer skal man tale vel, eller tie stille. (Prov. dan., 533.)
Frz.: A grand Seigneurs, peu de paroles. (Lendroy, 1156; Cahier, 1616; Leroux, II, 76.)
Holl.: Met groote heeren zal men geene lange morgenspraak houden. (Harrebomée, I, 205.)
It.: Co' gran signori bisogna usar poche parole. (Pazzaglia, 264, 15.)
26 Bei grossen Herren träuft immer etwas ab.
Karl V. soll zwar gesagt haben: „Wie der Mond am schwächsten sei, so er am nechsten bei der Sonnen stehet; also gehe es auch etlichen, welche die nechsten bei grossen Herrn wären, und doch ehe verarmten dann reich würden.“ (Zinkgref, I, 79.)
27 Bei grosser Herren Händeln müssen die Bauern Haare lassen.
Lat.: Quiquid delirant reges plectuntur Achivi. (Horaz.) (Binder II, 2837.)
28 Bei Herren muss man sanftmüthig reden, geduldig hören und bedachtsam antworten. – Schottel, 1117b.
29 Besser beim Herrn als beim Herrlein.
Kleinrussisch: Die Herren sind nicht so schlimm, wie die Herrlein.
Böhm.: Lepši pán než pánek. – Nejsou tak zlí páni, jako paňata (pánkové). (Čelakovsky, 326.)
30 Besser den schlimmen Herrn ertragen, als zu einem schlimmern gehen.
Span.: Mal amo has de guardar, por miedo de empeorar. (Cahier, 3212.)
31 Besser des Herrn Schläge (Streiche) als des Knechts Küsse.
Die Russen: Des Herrn Keulenschläge sind gelinder als des Knechts Handstreiche. (Altmann, VI, 479.)
32 Besser die grossen Herren Lügen straffen, denn vmb jhren Willen die Wahrheit schweigen. – Petri, II, 35.
33 Besser ein Herr vber ein klein Ländlein, als ein grosser König vber gar nichts. – Gruter, III, 9.
Von den Vorzügen und dem hohen Werthe der Freiheit und Selbständigkeit.
34 Besser ein kleiner Herr als ein grosser Knecht. – Simrock, 4606; Körte, 2810; Reinsberg III, 126.
Um denselben Gedanken auszudrücken, sagen die Engländer: Besser der Kopf eines Esels, als der Schwanz eines Pferdes; die Franzosen: Besser Eidechsenkopf als Drachenschwanz. Die Holländer: Besser der Kopf einer Ratte, als der Schwanz eines Löwen. Die Italiener: Besser Hechtkopf als Stierschwanz. Besser Katzenkopf als Löwenschwanz. Die Araber: Besser Hundskopf als Löwenschwanz. Die Hebräer: Sei lieber bei den Füchsen das Haupt als bei den Löwen der Schwanz. Die Piemontesen: Besser Herr eines Testan (11/2, Lire) als Diener einer Million. Die Venetier: Besser Herr einer Handschaufel als Diener eines Schiffes. (Reinsberg III, 126.)
35 Besser ein mager Herr, denn ein fetter Knecht. – Petri, II, 36; Henisch, 1078, 49.
36 Besser einem Herrn dienen als einem Herrlein.
Böhm.: Mám-li se kořiti křápu, tedy radĕji škorni. (Čelakovsky, 96.)
37 Besser einem Herrn dienen, der ein Gut, als einem, der blos einen Hut.
Dän.: Bedre at tiene den herre som vil sælge en herregaard, end den som vil kiøbe to. (Prov. dan., 282.)
38 Besser Herr als Knecht. – Petri, II, 37.
39 Besser Herr in eigener Hütte als Sklave im Palast. – Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 242.
40 Besser ist, der Herren gelt, denn sein eigen verzehren. – Henisch, 322, 11.
41 Besser klein ein Herr, als gross ein Knecht. – Braun, I, 1315.
42 Besser sich zu Herren stellen, als sich mit den Bauern quälen.
„Besser sei, sich halten zum Herrn, das man genies ihrs Guts und ehren, denn das man sich mit Bawrenhudel und an ihrem mistwagen sudel.“ (Froschm., K.)
43 Besser was der Herr will, als was er befiehlt.
Oft würde das Gegentheil dessen geschehen, was der Herr beabsichtigt, wenn seine Anordnungen buchstäblich ausgeführt würden; der verständige Diener sucht das zu thun, was der Herr eigentlich gethan haben will.
Dän.: Untertiden giør tieneren ikke hvad herren befaler, men hvad herren vil. (Prov. dan., 283.)
44 Besser zwei stolze Herren als ein stolzer Knecht.
Der Zaun ist stolzer als der Garten, sagen die Letten; und die Russen: Der Golf ist stolzer als das Meer. (Reinsberg III, 121.)
45 Bey grossen Herren kan man grosses versehen. – Herberger, I, 241.
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