Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] vom Papst erbeten hatte, zusammengesetzt wurden, zeigte es sich, dass der Heilige, der den Namen Sanct-Ovidius erhielt, zwei rechte Beine hatte. Es wurden ihm daher Bischofskleider und Pantoffeln angelegt. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 108.) In der Auvergne hatte ein Herr seinen Hund Ganelon, der sein Kind in der Wiege gegen eine eingedrungene Schlange geschützt, ein Denkmal setzen lassen. In einem spätern Jahrhundert schrieb man dem Wasser des nicht weit davon befindlichen Brunnens eine heilsame Kraft zu, und da man nicht wusste, dass Ganelon ein Hund gewesen, erbaute man dem heiligen Ganelon eine Kapelle. (Ebd. 106.) Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit dem heiligen Eselinus in Basel. (Ebd. 177.) Eine obrigkeitliche Untersuchung zeigte, dass die angeblich unverweslichen Leiber des heiligen Adalarius und Eobanus von Holz waren. (Ebd. 109.)

84 Man kann den Heiligen dienen, aber man wird davon nicht heilig.

Die Russen sagen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann IV.)

85 Man kann nicht einen Heiligen anrufen wie den andern.

Die Russen: Die Heiligen werden verschieden geehrt. (Altmann V, 88.)

86 Man muss auch einem Heiligen nicht zu viel trauen.

87 Man muss auch einen Heiligen nicht zu sehr loben.

Lob und Tadel müssen ihre Grenze nicht überschreiten.

88 Man muss den Heiligen nicht vor dem Feste feiern.

Sich nicht zu früh freuen.

89 Man muss die Heiligen feiern, wenn sie fallen.

Holl.: Men moet de heiligen vieren, gelijk ze zijn. (Harrebomee, I, 298.)

90 Man muss einem Heiligen dienen mit dem, das ihn mag versöhnen, sagte das Mägdlein zur Mutter, als der Mönch Lei ihm gewesen. - Klosterspiegel, 66, 23.

91 Man ruft die Heiligen an, bis sie gezeichnet han.

Span.: Rogar al santo hasta pasar del trance. (Bohn I, 254.)

92 Man wird auf einmal kein Heiliger, aber auch kein Satan.

Holl.: Men wordt niet op eens een heilige, even min een booswicht. (Harrebomee, I, 298.)

93 Mit den Heiligen ist nicht gut scherzen, sie zeichnen gerne. - Petri, II, 274; Schade, III, 151, 30-31.

94 Mit den Heiligen wirst du heilig, lehrtest du mich, liebe Mutter, so hab' ich der Nonn' ein Kind gemacht. (S. Fromme, der, 82.) - Klosterspiegel, 30, 23; Eiselein, 294.

95 Nahe Heilige zeichnen nicht. - Petri, II, 485.

Es ist das Eigenthümliche der Wunder, dass sie immer in der Ferne geschehen, wie es auch leichter ist, zehn Wunder vertheidigen, als ein einziges thun. (S. 30.)

96 Neue Heilige werfen die alten ins Gerümpel.

In Italien: Die neuen Heiligen schieben die alten beiseite. (Reinsberg III, 119.)

97 Nicht jede Heilige ist eine Mutter Gottes. - Altmann V, 104.

98 Nicht jeder Heilige wird in einen silbernen Sarg gelegt.

99 Niemand ist aller Heyligen Knecht. - Lehmann, II, 433, 61; Simrock, 4496.

100 Rufe die Heiligen an und greif zum Pfluge.

Alex. Duval (Der Menschenfeind, übersetzt durch L. von Alvensleben, Leipzig 1832) behauptet: Wären die Bretagner weniger erpicht auf Gebete, Predigten und Wunder, so würden sie weniger träge sein; und die Zeit, welche sie dem Dienste der heiligen Jungfrau weihen, würden sie mit mehr Nutzen der Bebauung des Bodens widmen.

Span.: A Dios rogando, y con el mazo dando. (Cahier, 3790.)

101 'S ist noni aller Heigen aben. (Luzern.)

102 Schweigende Heilige reden nicht, sie rächen sich aber.

103 Unter, die Heil igen versetzt werden, kostet Geld, unter die Guten zu kommen - Schweiss.

"Als sich jemand wunderte, daes Saint-Francois de Salles unter die Heiligen versetzt worden sei, da er ein starker Spieler, ja ein falscher Spieler gewesen sei, erwiderte der Erzbischof: >Was er gewann, war für die Armen.<" (Breslauer Erzähler. 1803, S. 252.)

[Spaltenumbruch] 104 Vier Heyligen ehrt man durch die Welt: Symonem, den Geistlichen, Judam, den Weltlichen, Venerem vnnd Bachum, die beide. - Gruter, III, 89; Lehmann, II, 800, 78.

105 Vnter stummen vnd gemalten Heiligen ist wenig Vnterschied. - Petri, II, 564.

106 Vnzeitige Heilige werden bald wurmstichig vnd fallen von einem weichen Winde vnter den baum. - Petri, II, 849.

Man kann einer Zeit, einem Volke längst überlebte Einrichtungen gewaltsam aufdrängen, aber sie können sich auf die Dauer nicht halten; der erste frische Luftzug bringt sie zu Fall.

107 Wann ain newer haylge kompt, so vergisst man des alten. - Agricola II, 166; Sailer, 170; Simrock, 4504; Reinsberg III, 119.

Port.: Pelos Santos novos esquecem os velhos. (Bohn I, 291.)

108 Was wissen die Heiligen vom Kaviar. (S. Bauer 280, 281 u. 287-289.)

Frz.: Que scavent les saints des tapis ou de pains d'espice? (Leroux, I, 28.)

109 Weil die Heiligen keine Kranckheit mehr heylen, die Leute wieder die Aertzte suchen. - Zinkgref, I, 228.

110 Wem die Heiligen hold sind, der mag leise beten. - Simrock, 4501.

111 Wem die Heiligen wohl wollen, der wird bald erhört.

112 Wenn alle Heiligen ihre Kerze haben, sitzt Maria im Dunkel.

Holl.: Als al de heiligen hun waslicht hebben, zit Maria in het donker. (Harrebomee, I, 297.)

113 Wenn die Heiligen das Wetter verderben, machen es die Todten wieder gut. (Oberitalien.) - Orakel, 877.

Wenn am 1. Nov. (Allerheiligen) das Wetter sich unfreundlich gestaltet, so soll es am 2. Nov. (Allerseelen) wieder schön werden.

114 Wenn die Heiligen das Wetter verdorben vorfinden, so bringen sie's in Ordnung; wenn sie's gut finden, in Unordnung. - Orakel, 878.

115 Wenn die Heiligen Geld austheilten, würde es viel Wallfahrer geben.

Die Russen: Könnte sich jeder Geld aus dem Bergkloster holen, würde auch der Faule dorthin eine Wallfahrt machen. (Altmann VI, 472.)

116 Wenn die Heiligen verhungert sind, legt man ihre Leichen in silberne Särge. - Altmann V, 104.

So verfährt man in Russland mit den Heiligen. In Deutschland setzt man denen, die man im Leben hat darben oder elendiglich umkommen lassen, nach ihrem Tode ein Denkmal. Ländlich, sittlich.

117 Wenn es an grossen Heiligen fehlt, muss man den kleinen opfern.

Man muss sich mit kleinen Heiligen begnügen, wenn der grosse fehlt. (Altmann VI, 487.)

118 Wenn man auch den Heiligen dient, satt wird man nicht davon.

Poln.: Przez swietych do nieba, przez dobrych ludzi do chleba. (Oberschlesien. Lompa, 27 u. 500.)

119 Wenn sich der Heilige einen Substituten wählt, wird er vergessen.

120 Wer alle Heiligen feiern will, kommt zu einem bösen (schlechten) Ziel. - Sutor, 579.

Man hat allmählich die Anzahl der zu feiernden Heiligen im Kalender beschränkt. Es kommt alles einmal aus der Mode, auch die Heiligen, deren freilich so viel sind, dass sie im Kalender nicht Platz haben und daher in Masse am Allerheiligentage ihre Huldigung empfangen.

Lat.: Qui vult servare Sanctorum singula festa, non poterit clare cum codice scire digesta. (Gaal, 437; Sutor, 579.)

121 Wer allen Heiligen (dem Volke) dient, der dient niemand.

122 Wer allen Heiligen (der Gemeinde) dient, der hat viele Herren und wenig Lohn. - Braun, I, 1233.

Holl.: Die alle heiligen dient, heeft veel heeren en weinig loon. (Harrebomee, I, 297.)

123 Wer allzeit mit den Heiligen gehet, der hat gut frölich singen. - Petri, II, 680.

124 Wer bei Heiligen will werden rein, macht leeren Seckel und müde Bein'. - Eiselein, 295.

[Spaltenumbruch] vom Papst erbeten hatte, zusammengesetzt wurden, zeigte es sich, dass der Heilige, der den Namen Sanct-Ovidius erhielt, zwei rechte Beine hatte. Es wurden ihm daher Bischofskleider und Pantoffeln angelegt. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 108.) In der Auvergne hatte ein Herr seinen Hund Ganelon, der sein Kind in der Wiege gegen eine eingedrungene Schlange geschützt, ein Denkmal setzen lassen. In einem spätern Jahrhundert schrieb man dem Wasser des nicht weit davon befindlichen Brunnens eine heilsame Kraft zu, und da man nicht wusste, dass Ganelon ein Hund gewesen, erbaute man dem heiligen Ganelon eine Kapelle. (Ebd. 106.) Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit dem heiligen Eselinus in Basel. (Ebd. 177.) Eine obrigkeitliche Untersuchung zeigte, dass die angeblich unverweslichen Leiber des heiligen Adalarius und Eobanus von Holz waren. (Ebd. 109.)

84 Man kann den Heiligen dienen, aber man wird davon nicht heilig.

Die Russen sagen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann IV.)

85 Man kann nicht einen Heiligen anrufen wie den andern.

Die Russen: Die Heiligen werden verschieden geehrt. (Altmann V, 88.)

86 Man muss auch einem Heiligen nicht zu viel trauen.

87 Man muss auch einen Heiligen nicht zu sehr loben.

Lob und Tadel müssen ihre Grenze nicht überschreiten.

88 Man muss den Heiligen nicht vor dem Feste feiern.

Sich nicht zu früh freuen.

89 Man muss die Heiligen feiern, wenn sie fallen.

Holl.: Men moet de heiligen vieren, gelijk ze zijn. (Harrebomée, I, 298.)

90 Man muss einem Heiligen dienen mit dem, das ihn mag versöhnen, sagte das Mägdlein zur Mutter, als der Mönch Lei ihm gewesen.Klosterspiegel, 66, 23.

91 Man ruft die Heiligen an, bis sie gezeichnet han.

Span.: Rogar al santo hasta pasar del trance. (Bohn I, 254.)

92 Man wird auf einmal kein Heiliger, aber auch kein Satan.

Holl.: Men wordt niet op eens een heilige, even min een booswicht. (Harrebomée, I, 298.)

93 Mit den Heiligen ist nicht gut scherzen, sie zeichnen gerne.Petri, II, 274; Schade, III, 151, 30-31.

94 Mit den Heiligen wirst du heilig, lehrtest du mich, liebe Mutter, so hab' ich der Nonn' ein Kind gemacht. (S. Fromme, der, 82.) – Klosterspiegel, 30, 23; Eiselein, 294.

95 Nahe Heilige zeichnen nicht.Petri, II, 485.

Es ist das Eigenthümliche der Wunder, dass sie immer in der Ferne geschehen, wie es auch leichter ist, zehn Wunder vertheidigen, als ein einziges thun. (S. 30.)

96 Neue Heilige werfen die alten ins Gerümpel.

In Italien: Die neuen Heiligen schieben die alten beiseite. (Reinsberg III, 119.)

97 Nicht jede Heilige ist eine Mutter Gottes.Altmann V, 104.

98 Nicht jeder Heilige wird in einen silbernen Sarg gelegt.

99 Niemand ist aller Heyligen Knecht.Lehmann, II, 433, 61; Simrock, 4496.

100 Rufe die Heiligen an und greif zum Pfluge.

Alex. Duval (Der Menschenfeind, übersetzt durch L. von Alvensleben, Leipzig 1832) behauptet: Wären die Bretagner weniger erpicht auf Gebete, Predigten und Wunder, so würden sie weniger träge sein; und die Zeit, welche sie dem Dienste der heiligen Jungfrau weihen, würden sie mit mehr Nutzen der Bebauung des Bodens widmen.

Span.: A Dios rogando, y con el mazo dando. (Cahier, 3790.)

101 'S ist noni aller Heigen aben. (Luzern.)

102 Schweigende Heilige reden nicht, sie rächen sich aber.

103 Unter, die Heil igen versetzt werden, kostet Geld, unter die Guten zu kommen – Schweiss.

„Als sich jemand wunderte, daes Saint-François de Salles unter díe Heiligen versetzt worden sei, da er ein starker Spieler, ja ein falscher Spieler gewesen sei, erwiderte der Erzbischof: ›Was er gewann, war für die Armen.‹“ (Breslauer Erzähler. 1803, S. 252.)

[Spaltenumbruch] 104 Vier Heyligen ehrt man durch die Welt: Symonem, den Geistlichen, Judam, den Weltlichen, Venerem vnnd Bachum, die beide.Gruter, III, 89; Lehmann, II, 800, 78.

105 Vnter stummen vnd gemalten Heiligen ist wenig Vnterschied.Petri, II, 564.

106 Vnzeitige Heilige werden bald wurmstichig vnd fallen von einem weichen Winde vnter den baum.Petri, II, 849.

Man kann einer Zeit, einem Volke längst überlebte Einrichtungen gewaltsam aufdrängen, aber sie können sich auf die Dauer nicht halten; der erste frische Luftzug bringt sie zu Fall.

107 Wann ain newer haylge kompt, so vergisst man des alten.Agricola II, 166; Sailer, 170; Simrock, 4504; Reinsberg III, 119.

Port.: Pelos Santos novos esquecem os velhos. (Bohn I, 291.)

108 Was wissen die Heiligen vom Kaviar. (S. Bauer 280, 281 u. 287-289.)

Frz.: Que sçavent les saints des tapis ou de pains d'espice? (Leroux, I, 28.)

109 Weil die Heiligen keine Kranckheit mehr heylen, die Leute wieder die Aertzte suchen.Zinkgref, I, 228.

110 Wem die Heiligen hold sind, der mag leise beten.Simrock, 4501.

111 Wem die Heiligen wohl wollen, der wird bald erhört.

112 Wenn alle Heiligen ihre Kerze haben, sitzt Maria im Dunkel.

Holl.: Als al de heiligen hun waslicht hebben, zit Maria in het donker. (Harrebomée, I, 297.)

113 Wenn die Heiligen das Wetter verderben, machen es die Todten wieder gut. (Oberitalien.) – Orakel, 877.

Wenn am 1. Nov. (Allerheiligen) das Wetter sich unfreundlich gestaltet, so soll es am 2. Nov. (Allerseelen) wieder schön werden.

114 Wenn die Heiligen das Wetter verdorben vorfinden, so bringen sie's in Ordnung; wenn sie's gut finden, in Unordnung.Orakel, 878.

115 Wenn die Heiligen Geld austheilten, würde es viel Wallfahrer geben.

Die Russen: Könnte sich jeder Geld aus dem Bergkloster holen, würde auch der Faule dorthin eine Wallfahrt machen. (Altmann VI, 472.)

116 Wenn die Heiligen verhungert sind, legt man ihre Leichen in silberne Särge.Altmann V, 104.

So verfährt man in Russland mit den Heiligen. In Deutschland setzt man denen, die man im Leben hat darben oder elendiglich umkommen lassen, nach ihrem Tode ein Denkmal. Ländlich, sittlich.

117 Wenn es an grossen Heiligen fehlt, muss man den kleinen opfern.

Man muss sich mit kleinen Heiligen begnügen, wenn der grosse fehlt. (Altmann VI, 487.)

118 Wenn man auch den Heiligen dient, satt wird man nicht davon.

Poln.: Przez świętych do nieba, przez dobrych ludzi do chleba. (Oberschlesien. Lompa, 27 u. 500.)

119 Wenn sich der Heilige einen Substituten wählt, wird er vergessen.

120 Wer alle Heiligen feiern will, kommt zu einem bösen (schlechten) Ziel.Sutor, 579.

Man hat allmählich die Anzahl der zu feiernden Heiligen im Kalender beschränkt. Es kommt alles einmal aus der Mode, auch die Heiligen, deren freilich so viel sind, dass sie im Kalender nicht Platz haben und daher in Masse am Allerheiligentage ihre Huldigung empfangen.

Lat.: Qui vult servare Sanctorum singula festa, non poterit clare cum codice scire digesta. (Gaal, 437; Sutor, 579.)

121 Wer allen Heiligen (dem Volke) dient, der dient niemand.

122 Wer allen Heiligen (der Gemeinde) dient, der hat viele Herren und wenig Lohn.Braun, I, 1233.

Holl.: Die alle heiligen dient, heeft veel heeren en weinig loon. (Harrebomée, I, 297.)

123 Wer allzeit mit den Heiligen gehet, der hat gut frölich singen.Petri, II, 680.

124 Wer bei Heiligen will werden rein, macht leeren Seckel und müde Bein'.Eiselein, 295.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0240" n="[234]"/><cb n="467"/>
vom Papst erbeten hatte, zusammengesetzt wurden, zeigte es sich, dass der Heilige, der den Namen Sanct-Ovidius erhielt, zwei rechte Beine hatte. Es wurden ihm daher Bischofskleider und Pantoffeln angelegt. (<hi rendition="#i">Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 108.</hi>) In der Auvergne hatte ein Herr seinen Hund Ganelon, der sein Kind in der Wiege gegen eine eingedrungene Schlange geschützt, ein Denkmal setzen lassen. In einem spätern Jahrhundert schrieb man dem Wasser des nicht weit davon befindlichen Brunnens eine heilsame Kraft zu, und da man nicht wusste, dass Ganelon ein Hund gewesen, erbaute man dem heiligen Ganelon eine Kapelle. (Ebd. 106.) Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit dem heiligen Eselinus in Basel. (Ebd. 177.) Eine obrigkeitliche Untersuchung zeigte, dass die angeblich unverweslichen Leiber des heiligen Adalarius und Eobanus von Holz waren. (Ebd. 109.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">84 Man kann den Heiligen dienen, aber man wird davon nicht heilig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (<hi rendition="#i">Altmann IV.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">85 Man kann nicht einen Heiligen anrufen wie den andern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Heiligen werden verschieden geehrt. (<hi rendition="#i">Altmann V, 88.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">86 Man muss auch einem Heiligen nicht zu viel trauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">87 Man muss auch einen Heiligen nicht zu sehr loben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Lob und Tadel müssen ihre Grenze nicht überschreiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">88 Man muss den Heiligen nicht vor dem Feste feiern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich nicht zu früh freuen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">89 Man muss die Heiligen feiern, wenn sie fallen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet de heiligen vieren, gelijk ze zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">90 Man muss einem Heiligen dienen mit dem, das ihn mag versöhnen, sagte das Mägdlein zur Mutter, als der Mönch Lei ihm gewesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 66, 23.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">91 Man ruft die Heiligen an, bis sie gezeichnet han.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Rogar al santo hasta pasar del trance. (<hi rendition="#i">Bohn I, 254.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">92 Man wird auf einmal kein Heiliger, aber auch kein Satan.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men wordt niet op eens een heilige, even min een booswicht. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 298.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">93 Mit den Heiligen ist nicht gut scherzen, sie zeichnen gerne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 274; Schade, III, 151, 30-31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">94 Mit den Heiligen wirst du heilig, lehrtest du mich, liebe Mutter, so hab' ich der Nonn' ein Kind gemacht.</hi> (S.  Fromme, der, 82.) &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 30, 23; Eiselein, 294.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">95 Nahe Heilige zeichnen nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 485.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist das Eigenthümliche der Wunder, dass sie immer in der Ferne geschehen, wie es auch leichter ist, zehn Wunder vertheidigen, als ein einziges thun. (S. 30.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">96 Neue Heilige werfen die alten ins Gerümpel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Italien: Die neuen Heiligen schieben die alten beiseite. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 119.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">97 Nicht jede Heilige ist eine Mutter Gottes.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">98 Nicht jeder Heilige wird in einen silbernen Sarg gelegt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">99 Niemand ist aller Heyligen Knecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 433, 61; Simrock, 4496.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">100 Rufe die Heiligen an und greif zum Pfluge.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Alex. Duval</hi> (Der Menschenfeind, übersetzt durch L. von Alvensleben, Leipzig 1832) behauptet: Wären die Bretagner weniger erpicht auf Gebete, Predigten und Wunder, so würden sie weniger träge sein; und die Zeit, welche sie dem Dienste der heiligen Jungfrau weihen, würden sie mit mehr Nutzen der Bebauung des Bodens widmen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: A Dios rogando, y con el mazo dando. (<hi rendition="#i">Cahier, 3790.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">101 'S ist noni aller Heigen aben.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">102 Schweigende Heilige reden nicht, sie rächen sich aber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">103 Unter, die Heil igen versetzt werden, kostet Geld, unter die Guten zu kommen &#x2013; Schweiss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Als sich jemand wunderte, daes Saint-François de Salles unter díe Heiligen versetzt worden sei, da er ein starker Spieler, ja ein falscher Spieler gewesen sei, erwiderte der Erzbischof: &#x203A;Was er gewann, war für die Armen.&#x2039;&#x201C; (<hi rendition="#i">Breslauer Erzähler. 1803, S. 252.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="468"/>
104 Vier Heyligen ehrt man durch die Welt: Symonem, den Geistlichen, Judam, den Weltlichen, Venerem vnnd Bachum, die beide.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 89; Lehmann, II, 800, 78.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">105 Vnter stummen vnd gemalten Heiligen ist wenig Vnterschied.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 564.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">106 Vnzeitige Heilige werden bald wurmstichig vnd fallen von einem weichen Winde vnter den baum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 849.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man kann einer Zeit, einem Volke längst überlebte Einrichtungen gewaltsam aufdrängen, aber sie können sich auf die Dauer nicht halten; der erste frische Luftzug bringt sie zu Fall.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">107 Wann ain newer haylge kompt, so vergisst man des alten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 166; Sailer, 170; Simrock, 4504; Reinsberg III, 119.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Pelos Santos novos esquecem os velhos. (<hi rendition="#i">Bohn I, 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">108 Was wissen die Heiligen vom Kaviar.</hi> (S. Bauer  280,  281 u.  287-289.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Que sçavent les saints des tapis ou de pains d'espice? (<hi rendition="#i">Leroux, I, 28.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">109 Weil die Heiligen keine Kranckheit mehr heylen, die Leute wieder die Aertzte suchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zinkgref, I, 228.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">110 Wem die Heiligen hold sind, der mag leise beten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 4501.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">111 Wem die Heiligen wohl wollen, der wird bald erhört.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">112 Wenn alle Heiligen ihre Kerze haben, sitzt Maria im Dunkel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als al de heiligen hun waslicht hebben, zit Maria in het donker. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 297.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">113 Wenn die Heiligen das Wetter verderben, machen es die Todten wieder gut.</hi> (<hi rendition="#i">Oberitalien.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 877.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn am 1. Nov. (Allerheiligen) das Wetter sich unfreundlich gestaltet, so soll es am 2. Nov. (Allerseelen) wieder schön werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">114 Wenn die Heiligen das Wetter verdorben vorfinden, so bringen sie's in Ordnung; wenn sie's gut finden, in Unordnung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 878.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">115 Wenn die Heiligen Geld austheilten, würde es viel Wallfahrer geben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Könnte sich jeder Geld aus dem Bergkloster holen, würde auch der Faule dorthin eine Wallfahrt machen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 472.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">116 Wenn die Heiligen verhungert sind, legt man ihre Leichen in silberne Särge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V, 104.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So verfährt man in Russland mit den Heiligen. In Deutschland setzt man denen, die man im Leben hat darben oder elendiglich umkommen lassen, nach ihrem Tode ein Denkmal. Ländlich, sittlich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">117 Wenn es an grossen Heiligen fehlt, muss man den kleinen opfern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man muss sich mit kleinen Heiligen begnügen, wenn der grosse fehlt. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 487.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">118 Wenn man auch den Heiligen dient, satt wird man nicht davon.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Przez &#x015B;wi&#x0119;tych do nieba, przez dobrych ludzi do chleba. (<hi rendition="#i">Oberschlesien. Lompa, 27 u. 500.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">119 Wenn sich der Heilige einen Substituten wählt, wird er vergessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">120 Wer alle Heiligen feiern will, kommt zu einem bösen (schlechten) Ziel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 579.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hat allmählich die Anzahl der zu feiernden Heiligen im Kalender beschränkt. Es kommt alles einmal aus der Mode, auch die Heiligen, deren freilich so viel sind, dass sie im Kalender nicht Platz haben und daher in Masse am Allerheiligentage ihre Huldigung empfangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui vult servare Sanctorum singula festa, non poterit clare cum codice scire digesta. (<hi rendition="#i">Gaal, 437; Sutor, 579.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">121 Wer allen Heiligen (dem Volke) dient, der dient niemand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">122 Wer allen Heiligen (der Gemeinde) dient, der hat viele Herren und wenig Lohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 1233.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die alle heiligen dient, heeft veel heeren en weinig loon. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 297.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">123 Wer allzeit mit den Heiligen gehet, der hat gut frölich singen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 680.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">124 Wer bei Heiligen will werden rein, macht leeren Seckel und müde Bein'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 295.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[234]/0240] vom Papst erbeten hatte, zusammengesetzt wurden, zeigte es sich, dass der Heilige, der den Namen Sanct-Ovidius erhielt, zwei rechte Beine hatte. Es wurden ihm daher Bischofskleider und Pantoffeln angelegt. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 108.) In der Auvergne hatte ein Herr seinen Hund Ganelon, der sein Kind in der Wiege gegen eine eingedrungene Schlange geschützt, ein Denkmal setzen lassen. In einem spätern Jahrhundert schrieb man dem Wasser des nicht weit davon befindlichen Brunnens eine heilsame Kraft zu, und da man nicht wusste, dass Ganelon ein Hund gewesen, erbaute man dem heiligen Ganelon eine Kapelle. (Ebd. 106.) Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit dem heiligen Eselinus in Basel. (Ebd. 177.) Eine obrigkeitliche Untersuchung zeigte, dass die angeblich unverweslichen Leiber des heiligen Adalarius und Eobanus von Holz waren. (Ebd. 109.) 84 Man kann den Heiligen dienen, aber man wird davon nicht heilig. Die Russen sagen: Der Heiligen Plätze vererben sich leichter als ihre Heiligkeit. (Altmann IV.) 85 Man kann nicht einen Heiligen anrufen wie den andern. Die Russen: Die Heiligen werden verschieden geehrt. (Altmann V, 88.) 86 Man muss auch einem Heiligen nicht zu viel trauen. 87 Man muss auch einen Heiligen nicht zu sehr loben. Lob und Tadel müssen ihre Grenze nicht überschreiten. 88 Man muss den Heiligen nicht vor dem Feste feiern. Sich nicht zu früh freuen. 89 Man muss die Heiligen feiern, wenn sie fallen. Holl.: Men moet de heiligen vieren, gelijk ze zijn. (Harrebomée, I, 298.) 90 Man muss einem Heiligen dienen mit dem, das ihn mag versöhnen, sagte das Mägdlein zur Mutter, als der Mönch Lei ihm gewesen. – Klosterspiegel, 66, 23. 91 Man ruft die Heiligen an, bis sie gezeichnet han. Span.: Rogar al santo hasta pasar del trance. (Bohn I, 254.) 92 Man wird auf einmal kein Heiliger, aber auch kein Satan. Holl.: Men wordt niet op eens een heilige, even min een booswicht. (Harrebomée, I, 298.) 93 Mit den Heiligen ist nicht gut scherzen, sie zeichnen gerne. – Petri, II, 274; Schade, III, 151, 30-31. 94 Mit den Heiligen wirst du heilig, lehrtest du mich, liebe Mutter, so hab' ich der Nonn' ein Kind gemacht. (S. Fromme, der, 82.) – Klosterspiegel, 30, 23; Eiselein, 294. 95 Nahe Heilige zeichnen nicht. – Petri, II, 485. Es ist das Eigenthümliche der Wunder, dass sie immer in der Ferne geschehen, wie es auch leichter ist, zehn Wunder vertheidigen, als ein einziges thun. (S. 30.) 96 Neue Heilige werfen die alten ins Gerümpel. In Italien: Die neuen Heiligen schieben die alten beiseite. (Reinsberg III, 119.) 97 Nicht jede Heilige ist eine Mutter Gottes. – Altmann V, 104. 98 Nicht jeder Heilige wird in einen silbernen Sarg gelegt. 99 Niemand ist aller Heyligen Knecht. – Lehmann, II, 433, 61; Simrock, 4496. 100 Rufe die Heiligen an und greif zum Pfluge. Alex. Duval (Der Menschenfeind, übersetzt durch L. von Alvensleben, Leipzig 1832) behauptet: Wären die Bretagner weniger erpicht auf Gebete, Predigten und Wunder, so würden sie weniger träge sein; und die Zeit, welche sie dem Dienste der heiligen Jungfrau weihen, würden sie mit mehr Nutzen der Bebauung des Bodens widmen. Span.: A Dios rogando, y con el mazo dando. (Cahier, 3790.) 101 'S ist noni aller Heigen aben. (Luzern.) 102 Schweigende Heilige reden nicht, sie rächen sich aber. 103 Unter, die Heil igen versetzt werden, kostet Geld, unter die Guten zu kommen – Schweiss. „Als sich jemand wunderte, daes Saint-François de Salles unter díe Heiligen versetzt worden sei, da er ein starker Spieler, ja ein falscher Spieler gewesen sei, erwiderte der Erzbischof: ›Was er gewann, war für die Armen.‹“ (Breslauer Erzähler. 1803, S. 252.) 104 Vier Heyligen ehrt man durch die Welt: Symonem, den Geistlichen, Judam, den Weltlichen, Venerem vnnd Bachum, die beide. – Gruter, III, 89; Lehmann, II, 800, 78. 105 Vnter stummen vnd gemalten Heiligen ist wenig Vnterschied. – Petri, II, 564. 106 Vnzeitige Heilige werden bald wurmstichig vnd fallen von einem weichen Winde vnter den baum. – Petri, II, 849. Man kann einer Zeit, einem Volke längst überlebte Einrichtungen gewaltsam aufdrängen, aber sie können sich auf die Dauer nicht halten; der erste frische Luftzug bringt sie zu Fall. 107 Wann ain newer haylge kompt, so vergisst man des alten. – Agricola II, 166; Sailer, 170; Simrock, 4504; Reinsberg III, 119. Port.: Pelos Santos novos esquecem os velhos. (Bohn I, 291.) 108 Was wissen die Heiligen vom Kaviar. (S. Bauer 280, 281 u. 287-289.) Frz.: Que sçavent les saints des tapis ou de pains d'espice? (Leroux, I, 28.) 109 Weil die Heiligen keine Kranckheit mehr heylen, die Leute wieder die Aertzte suchen. – Zinkgref, I, 228. 110 Wem die Heiligen hold sind, der mag leise beten. – Simrock, 4501. 111 Wem die Heiligen wohl wollen, der wird bald erhört. 112 Wenn alle Heiligen ihre Kerze haben, sitzt Maria im Dunkel. Holl.: Als al de heiligen hun waslicht hebben, zit Maria in het donker. (Harrebomée, I, 297.) 113 Wenn die Heiligen das Wetter verderben, machen es die Todten wieder gut. (Oberitalien.) – Orakel, 877. Wenn am 1. Nov. (Allerheiligen) das Wetter sich unfreundlich gestaltet, so soll es am 2. Nov. (Allerseelen) wieder schön werden. 114 Wenn die Heiligen das Wetter verdorben vorfinden, so bringen sie's in Ordnung; wenn sie's gut finden, in Unordnung. – Orakel, 878. 115 Wenn die Heiligen Geld austheilten, würde es viel Wallfahrer geben. Die Russen: Könnte sich jeder Geld aus dem Bergkloster holen, würde auch der Faule dorthin eine Wallfahrt machen. (Altmann VI, 472.) 116 Wenn die Heiligen verhungert sind, legt man ihre Leichen in silberne Särge. – Altmann V, 104. So verfährt man in Russland mit den Heiligen. In Deutschland setzt man denen, die man im Leben hat darben oder elendiglich umkommen lassen, nach ihrem Tode ein Denkmal. Ländlich, sittlich. 117 Wenn es an grossen Heiligen fehlt, muss man den kleinen opfern. Man muss sich mit kleinen Heiligen begnügen, wenn der grosse fehlt. (Altmann VI, 487.) 118 Wenn man auch den Heiligen dient, satt wird man nicht davon. Poln.: Przez świętych do nieba, przez dobrych ludzi do chleba. (Oberschlesien. Lompa, 27 u. 500.) 119 Wenn sich der Heilige einen Substituten wählt, wird er vergessen. 120 Wer alle Heiligen feiern will, kommt zu einem bösen (schlechten) Ziel. – Sutor, 579. Man hat allmählich die Anzahl der zu feiernden Heiligen im Kalender beschränkt. Es kommt alles einmal aus der Mode, auch die Heiligen, deren freilich so viel sind, dass sie im Kalender nicht Platz haben und daher in Masse am Allerheiligentage ihre Huldigung empfangen. Lat.: Qui vult servare Sanctorum singula festa, non poterit clare cum codice scire digesta. (Gaal, 437; Sutor, 579.) 121 Wer allen Heiligen (dem Volke) dient, der dient niemand. 122 Wer allen Heiligen (der Gemeinde) dient, der hat viele Herren und wenig Lohn. – Braun, I, 1233. Holl.: Die alle heiligen dient, heeft veel heeren en weinig loon. (Harrebomée, I, 297.) 123 Wer allzeit mit den Heiligen gehet, der hat gut frölich singen. – Petri, II, 680. 124 Wer bei Heiligen will werden rein, macht leeren Seckel und müde Bein'. – Eiselein, 295.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/240
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [234]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/240>, abgerufen am 04.12.2024.