Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 193 Haus und Hof sind gefreit. - Graf, 497, 84.

Jedem gewährt sein Haus eine sichere Zuflucht, ebenso den Seinigen und jedem, der hineinflieht. (S. 338.)

Mhd.: Hus und hoff ist gefrygt. (Grimm, Weisth., I, 355.)

194 Haus verloren, Schmaus verloren. - Parömiakon, 1249.

195 Häuser haben das Fähnlein auf dem Dache, aber Jungfrauen unter dem Dache.

196 Häuser sind fahrend Gut gegen die Freunde, liegend Gut gegen den Herrn. - Graf, 64, 4.

Dies Sprichwort bezieht sich auf den Todfall oder das Besthaupt (s. Fall 6), eine Abgabe an den Schutzherrn, die nur aus fahrender Habe oder beweglichem Gut entrichtet werden durfte, wovon Häuser ausgenommen waren, da sie in jener Zeit wirklich, wie die Zelte der Nomadenvölker, für bewegliche Güter galten. Wenn es einem Mann im Dorf nicht mehr gefiel, nahm er sein Haus und zog fort in ein anderes; die Freunde, d. h. die Erben, konnten es nach seinem Tode wie jede andere Fahrhabe verkaufen. Nur dem Herrn gegenüber galt es als liegend Gut, sodass er es nicht als Besthaupt. Todfall, Kormut u. s. w. beanspruchen konnte.

Mhd.: Aber sprechen sye daz huser farend gut is gegen den fründen vnd ligend gut ist gegen den herren. (Grimm, Weisth., I, 4.)

197 Häuser und Titel sind wohlfeil. - Frischbier2, 1520.

198 Hauss vnd güter erben wir von Eltern, ein vernünfftig weib kompt vom Herrn. - Petri, II, 374; Henisch, 908, 56.

199 Heil dem Hause, welches getrocknetes Fleisch besitzt. (Lomb.)

Hochschätzung bejahrter Personen, ihr Nutzen und Segen.

200 Hett ich ein Hauss für vngemach, das liess ich nimmer ohne dach. - Petri, II, 378; Henisch, 631, 27.

201 Heut ist unserm Hause Heil widerfahren, rief die Priorin, als der Abt bei ihr eingezogen. - Eiselein, 293; Klosterspiegel, 30, 22.

202 Heute bin ich nicht zu Haus, sagte der Teufel, ich muss einen Pfaffen holen.

203 Hier in'n Hus is grote Noth, hier hungert dei Maus in't Brotschapp dod. (Mecklenburg.) - Raabe, 184.

204 Hier ist das Haus zur Sonnen; wer kein Geld hat, geh' zum Bronnen. - Hertz, 52.

Inschrift an einem Gasthause in Schwaben.

205 Hinger 'em Haus macht me 'em Golo der Garus. - Schild, 46, 24.

Dieser Spruch ist aus dem Volksschauspiel Die unschuldige Genoveva, das im Jahre 1804 aufgeführt wurde.

206 Hohe Häuser, kalter Bartsch. (Lit.)

Nicht selten fehlt es denen am Nothwendigsten, z. B. ordentlichem Essen, die mit äusserer Einrichtung prahlen. Bartsch ist ein litauisches Nationalgericht aus gesäuerten Runkelrüben.

207 Hohe Häuser sind gewöhnlich unter dem Dache leer. - Eiselein, 290; Simrock, 4432.

Spott auf ungewöhnlich lange Menschen, von denen man wissen will, dass die Natur sie in der Regel nicht mit hervorragenden Geistesgaben ausgestattet habe. Lehmann (939, 10) erzählt: "Ein Fürst hatte vnter zweyen Personen, die er zu Räthen wolt annehmen, die wahl, vnd erwehlt den kürtzten vnd sagt: >Hohe Häuser seynd gemeinglich vnterm Tach lehr.<"

Dän.: Höje huuse ere gemeenligen tomme inden i. (Prov. dan., 305.)

It.: Le case grandi speese volte dal mezzo in su non s' habitano. (Pazzaglia, 50, 7.)

Lat.: Homo longus raro sapiens. (Binder II, 1323; Lehmann, 939, 11; Eiselein, 290.)

208 Hohe Häuser trifft der Blitz am ersten. - Parömiakon, 1906.

209 Hüüs' en at nian Müüsen. (Amrum.) - Haupt, VIII, 371, 341.

Häuser bauen lassen ist kein Mäusefangen.

210 Ich bau' ein Haus für mich, gefällt's dir nicht, bau' eins für dich. - Sutor, 169.

Lat.: Tecum habita. (Sutor, 169.)

211 Ich bin aus einem durchlauchtigen Hause, sagte jener, mein Vater hatte wenig Schindeln auf dem Dache und wenig Breter am Giebel.

Aehnlich sagte auch Papst Sixtus V., der Sohn eines armen Bauern, in der Mark Ancona, in dessen Hause die Sonne überall durchscheinen konnte. (Einfälle, 421.)

[Spaltenumbruch] 212 Ich bin heut nicht zu Haus, sagte der Teufel, es wird ein Pfaff begraben.

213 Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.

Dieser Ausspruch aus Josua 24, 15, ist, seit denselben Friedrich Wilhelm IV. von Preussen in seiner Thronrede vor dem Vereinigten Landtage anwandte, sprichwörtlich geworden.

214 Ik bau mein Haus, as 't mi gefällt. (Altmark.) - Danneil, 277.

Ich führe die Sache nach meinen Wünschen aus.

215 Im eigenen Haus kann man nimmer ein und aus.

Dän.: Naar alting er frest, er hiemme best. (Prov. dan., 198.)

Holl.: Een mach wael te late tot sijns self huus comen. (Tunn., 12, 20.)

Lat.: Sepe domum propriam vir invenit undique clausam. (Fallersleben, 339.)

216 Im eigenen Hause ist jeder König.

Die Aegypter haben, um zu sagen: Hier sind wir Herren, hier hat uns niemand was zu sagen oder niemand hat darein zu reden, das Sprichwort: Unser ist das Haus und unser das Gespräch. (Burckhardt, 70.) In Island: Jeder ist Herr in seinem Hause. In Venetien: Alle sind Herren in ihrem Hause. Der Pole: Jeder Hausherr ist zu Hause Herr. Der Franzose: Der Köhler ist Herr daheim. (Reinsberg III, 110.)

Böhm.: Doma jak chces u lidi jak prislusi. - Doma jak ch ci, u lidi jak kazi. - Hospodar hazdy domu sveho pan. - Hospodar v domu jak Adam v raji. - Tvuj dum tva vule. - Ve svem dome kazdy jest panem. (Celakovsky, 374.)

Kroat.: Moja hiza moja volja. (Celakovsky, 374.)

Span.: Mientra en mi casa me estoy, rey me soy. (Bohn I, 232.)

217 Im eigenen Hause trocken Brot ist besser als Braten in einem fremden.

It.: E meglio pan ed aglio in casa nostra, che lesso ed arrosto in casa d'altri. (Gaal, 454.)

218 Im engen Hause bat man 's grösste Herz.

219 Im faulen Hause fallen die Balken von selbst heraus.

220 Im Haus ein frommes Weib, gesunde Nahrung in den Leib darf keinen Zeitvertreib.

Weder um auswärts sich zu zerstreuen, wegen xantippischer Auftritte, noch wegen Langeweile bei Unfähigkeit zu arbeiten.

221 Im Hause der reichen Frau gebietet Herr Käte. (S. Frau 23.)

222 Im Hause des Faulen ist immer Feiertag.

223 Im Hause des Fiedlers muss jeder tanzen.

Frz.: En la maison du menetrier chacun est danseur. (Bohn I, 17.)

224 Im Hause des Gehängten muss man nicht von Stricken reden. - Winckler, VIII, 2; Simrock, 4557; Lohrengel, I, 385; Braun, I, 1176.

Nicht Fehler und Gebrechen erwähnen in Gegenwart derer, die daran leiden. Die Tataren sagen: Im Hause des Gepfählten darf man sogar nicht von Gartenstäben reden. Die Letten: Im Hause des Kahlen sprich nicht vom Haar. (Reinsberg IV, 53.)

Frz.: Il ne faut pas parler de corde dans la maison d'un pendu. (Cahier, 450; Lendroy, 1185; Bohn I, 24.)

It.: Non parlar di corde in casa dell' impiccato. (Pazzaglia, 181, 4.) - Non ricordar il capestro in casa dell' impiccato. (Bohn I, 114.)

Port.: Em casa do ladrao, nao lembrar baraco. (Bohm I, 276.)

Span.: En casa del ahorcado no se ha de mentar la soga. (Bohn I, 221.)

225 Im Hause Durst und keinen Schluck, und auf der Strasse in vollem Schmuck.

Böhm.: Venku jako ruze, a domu hola nouze. (Celakovsky, 98.)

Holl.: Na patu ruzica, a na domu tuzica, (Celakovsky, 98.)

226 Im Hause eines Diebes ist es schlimm zu stehlen.

It.: E mal rubare a casa de' ladri. (Bohn I, 96.) - In casa de ladro e nu mal rubbare. (Pazzaglia, 183, 8.)

227 Im Hauss biss höfflich vnd tüchtig, auff der Gassen Ehrsamb vnd züchtig, auff dem Feld frisch vnd manlich, in der Kirchen andächtig vnd inniglich, vber Tisch gütig vnnd mild, im Bett freundlich, anmütig vnnd nicht wild. - Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 31.

In den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik (1867, Bd. 2, Hft.5, S. 264) hat Fr. Latendorf folgende wenig von der vorstehenden Fassung abweichende Lesart des Spruchs mitgetheilt: "Im hause bisz höflich vnd düchtig, auff der gassen ehrsam vnd züchtig, auff dem

[Spaltenumbruch] 193 Haus und Hof sind gefreit.Graf, 497, 84.

Jedem gewährt sein Haus eine sichere Zuflucht, ebenso den Seinigen und jedem, der hineinflieht. (S. 338.)

Mhd.: Hus und hoff ist gefrygt. (Grimm, Weisth., I, 355.)

194 Haus verloren, Schmaus verloren.Parömiakon, 1249.

195 Häuser haben das Fähnlein auf dem Dache, aber Jungfrauen unter dem Dache.

196 Häuser sind fahrend Gut gegen die Freunde, liegend Gut gegen den Herrn.Graf, 64, 4.

Dies Sprichwort bezieht sich auf den Todfall oder das Besthaupt (s. Fall 6), eine Abgabe an den Schutzherrn, die nur aus fahrender Habe oder beweglichem Gut entrichtet werden durfte, wovon Häuser ausgenommen waren, da sie in jener Zeit wirklich, wie die Zelte der Nomadenvölker, für bewegliche Güter galten. Wenn es einem Mann im Dorf nicht mehr gefiel, nahm er sein Haus und zog fort in ein anderes; die Freunde, d. h. die Erben, konnten es nach seinem Tode wie jede andere Fahrhabe verkaufen. Nur dem Herrn gegenüber galt es als liegend Gut, sodass er es nicht als Besthaupt. Todfall, Kormut u. s. w. beanspruchen konnte.

Mhd.: Aber sprechen sye daz huser farend gut is gegen den fründen vnd ligend gut ist gegen den herren. (Grimm, Weisth., I, 4.)

197 Häuser und Titel sind wohlfeil.Frischbier2, 1520.

198 Hauss vnd güter erben wir von Eltern, ein vernünfftig weib kompt vom Herrn.Petri, II, 374; Henisch, 908, 56.

199 Heil dem Hause, welches getrocknetes Fleisch besitzt. (Lomb.)

Hochschätzung bejahrter Personen, ihr Nutzen und Segen.

200 Hett ich ein Hauss für vngemach, das liess ich nimmer ohne dach.Petri, II, 378; Henisch, 631, 27.

201 Heut ist unserm Hause Heil widerfahren, rief die Priorin, als der Abt bei ihr eingezogen.Eiselein, 293; Klosterspiegel, 30, 22.

202 Heute bin ich nicht zu Haus, sagte der Teufel, ich muss einen Pfaffen holen.

203 Hier in'n Hus is grôte Noth, hier hungert dei Mûs in't Brotschapp dôd. (Mecklenburg.) – Raabe, 184.

204 Hier ist das Haus zur Sonnen; wer kein Geld hat, geh' zum Bronnen.Hertz, 52.

Inschrift an einem Gasthause in Schwaben.

205 Hinger 'em Haus macht me 'em Golo der Garus.Schild, 46, 24.

Dieser Spruch ist aus dem Volksschauspiel Die unschuldige Genoveva, das im Jahre 1804 aufgeführt wurde.

206 Hohe Häuser, kalter Bartsch. (Lit.)

Nicht selten fehlt es denen am Nothwendigsten, z. B. ordentlichem Essen, die mit äusserer Einrichtung prahlen. Bartsch ist ein litauisches Nationalgericht aus gesäuerten Runkelrüben.

207 Hohe Häuser sind gewöhnlich unter dem Dache leer.Eiselein, 290; Simrock, 4432.

Spott auf ungewöhnlich lange Menschen, von denen man wissen will, dass die Natur sie in der Regel nicht mit hervorragenden Geistesgaben ausgestattet habe. Lehmann (939, 10) erzählt: „Ein Fürst hatte vnter zweyen Personen, die er zu Räthen wolt annehmen, die wahl, vnd erwehlt den kürtzten vnd sagt: ›Hohe Häuser seynd gemeinglich vnterm Tach lehr.‹“

Dän.: Høje huuse ere gemeenligen tomme inden i. (Prov. dan., 305.)

It.: Le case grandi speese volte dal mezzo in sù non s' habitano. (Pazzaglia, 50, 7.)

Lat.: Homo longus raro sapiens. (Binder II, 1323; Lehmann, 939, 11; Eiselein, 290.)

208 Hohe Häuser trifft der Blitz am ersten.Parömiakon, 1906.

209 Hüüs' en at nian Müüsen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 371, 341.

Häuser bauen lassen ist kein Mäusefangen.

210 Ich bau' ein Haus für mich, gefällt's dir nicht, bau' eins für dich.Sutor, 169.

Lat.: Tecum habita. (Sutor, 169.)

211 Ich bin aus einem durchlauchtigen Hause, sagte jener, mein Vater hatte wenig Schindeln auf dem Dache und wenig Breter am Giebel.

Aehnlich sagte auch Papst Sixtus V., der Sohn eines armen Bauern, in der Mark Ancona, in dessen Hause die Sonne überall durchscheinen konnte. (Einfälle, 421.)

[Spaltenumbruch] 212 Ich bin heut nicht zu Haus, sagte der Teufel, es wird ein Pfaff begraben.

213 Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.

Dieser Ausspruch aus Josua 24, 15, ist, seit denselben Friedrich Wilhelm IV. von Preussen in seiner Thronrede vor dem Vereinigten Landtage anwandte, sprichwörtlich geworden.

214 Ik bû mîn Hûs, as 't mi gefällt. (Altmark.) – Danneil, 277.

Ich führe die Sache nach meinen Wünschen aus.

215 Im eigenen Haus kann man nimmer ein und aus.

Dän.: Naar alting er frest, er hiemme best. (Prov. dan., 198.)

Holl.: Een mach wael te late tot sijns self huus comen. (Tunn., 12, 20.)

Lat.: Sepe domum propriam vir invenit undique clausam. (Fallersleben, 339.)

216 Im eigenen Hause ist jeder König.

Die Aegypter haben, um zu sagen: Hier sind wir Herren, hier hat uns niemand was zu sagen oder niemand hat darein zu reden, das Sprichwort: Unser ist das Haus und unser das Gespräch. (Burckhardt, 70.) In Island: Jeder ist Herr in seinem Hause. In Venetien: Alle sind Herren in ihrem Hause. Der Pole: Jeder Hausherr ist zu Hause Herr. Der Franzose: Der Köhler ist Herr daheim. (Reinsberg III, 110.)

Böhm.: Doma jak chceš u lidí jak přislusí. – Doma jak ch či, u lídi jak kází. – Hospodář haždý domu svého pan. – Hospodář v domu jak Adam v ráji. – Tvůj dům tvá vůle. – Ve svém domĕ každý jest pánem. (Čelakovsky, 374.)

Kroat.: Moja hiža moja volja. (Čelakovsky, 374.)

Span.: Mientra en mi casa me estoy, rey me soy. (Bohn I, 232.)

217 Im eigenen Hause trocken Brot ist besser als Braten in einem fremden.

It.: E meglio pan ed aglio in casa nostra, che lesso ed arrosto in casa d'altri. (Gaal, 454.)

218 Im engen Hause bat man 's grösste Herz.

219 Im faulen Hause fallen die Balken von selbst heraus.

220 Im Haus ein frommes Weib, gesunde Nahrung in den Leib darf keinen Zeitvertreib.

Weder um auswärts sich zu zerstreuen, wegen xantippischer Auftritte, noch wegen Langeweile bei Unfähigkeit zu arbeiten.

221 Im Hause der reichen Frau gebietet Herr Käte. (S. Frau 23.)

222 Im Hause des Faulen ist immer Feiertag.

223 Im Hause des Fiedlers muss jeder tanzen.

Frz.: En la maison du ménétrier chacun est danseur. (Bohn I, 17.)

224 Im Hause des Gehängten muss man nicht von Stricken reden.Winckler, VIII, 2; Simrock, 4557; Lohrengel, I, 385; Braun, I, 1176.

Nicht Fehler und Gebrechen erwähnen in Gegenwart derer, die daran leiden. Die Tataren sagen: Im Hause des Gepfählten darf man sogar nicht von Gartenstäben reden. Die Letten: Im Hause des Kahlen sprich nicht vom Haar. (Reinsberg IV, 53.)

Frz.: Il ne faut pas parler de corde dans la maison d'un pendu. (Cahier, 450; Lendroy, 1185; Bohn I, 24.)

It.: Non parlar di corde in casa dell' impiccato. (Pazzaglia, 181, 4.) – Non ricordar il capestro in casa dell' impiccato. (Bohn I, 114.)

Port.: Em casa do ladrão, não lembrar baraço. (Bohm I, 276.)

Span.: En casa del ahorcado no se ha de mentar la soga. (Bohn I, 221.)

225 Im Hause Durst und keinen Schluck, und auf der Strasse in vollem Schmuck.

Böhm.: Venku jako růže, a domu holá nouze. (Čelakovsky, 98.)

Holl.: Na patu ružica, a na domu tužica, (Čelakovsky, 98.)

226 Im Hause eines Diebes ist es schlimm zu stehlen.

It.: E mal rubare a casa de' ladri. (Bohn I, 96.) – In casa de ladro è nu mal rubbare. (Pazzaglia, 183, 8.)

227 Im Hauss biss höfflich vnd tüchtig, auff der Gassen Ehrsamb vnd züchtig, auff dem Feld frisch vnd manlich, in der Kirchen andächtig vnd inniglich, vber Tisch gütig vnnd mild, im Bett freundlich, anmütig vnnd nicht wild.Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 31.

In den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik (1867, Bd. 2, Hft.5, S. 264) hat Fr. Latendorf folgende wenig von der vorstehenden Fassung abweichende Lesart des Spruchs mitgetheilt: „Im hause bisz höflich vnd düchtig, auff der gassen ehrsam vnd züchtig, auff dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0209" n="[203]"/><cb n="405"/>
193 Haus und Hof sind gefreit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 497, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jedem gewährt sein Haus eine sichere Zuflucht, ebenso den Seinigen und jedem, der hineinflieht. (S. 338.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Hus und hoff ist gefrygt. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., I, 355.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">194 Haus verloren, Schmaus verloren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1249.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">195 Häuser haben das Fähnlein auf dem Dache, aber Jungfrauen unter dem Dache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">196 Häuser sind fahrend Gut gegen die Freunde, liegend Gut gegen den Herrn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 64, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort bezieht sich auf den Todfall oder das Besthaupt (s.  Fall 6), eine Abgabe an den Schutzherrn, die nur aus fahrender Habe oder beweglichem Gut entrichtet werden durfte, wovon Häuser ausgenommen waren, da sie in jener Zeit wirklich, wie die Zelte der Nomadenvölker, für bewegliche Güter galten. Wenn es einem Mann im Dorf nicht mehr gefiel, nahm er sein Haus und zog fort in ein anderes; die Freunde, d. h. die Erben, konnten es nach seinem Tode wie jede andere Fahrhabe verkaufen. Nur dem Herrn gegenüber galt es als liegend Gut, sodass er es nicht als Besthaupt. Todfall, Kormut u. s. w. beanspruchen konnte.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Aber sprechen sye daz huser farend gut is gegen den fründen vnd ligend gut ist gegen den herren. (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., I, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">197 Häuser und Titel sind wohlfeil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1520.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">198 Hauss vnd güter erben wir von Eltern, ein vernünfftig weib kompt vom Herrn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 374; Henisch, 908, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">199 Heil dem Hause, welches getrocknetes Fleisch besitzt.</hi> (<hi rendition="#i">Lomb.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Hochschätzung bejahrter Personen, ihr Nutzen und Segen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">200 Hett ich ein Hauss für vngemach, das liess ich nimmer ohne dach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 378; Henisch, 631, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">201 Heut ist unserm Hause Heil widerfahren, rief die Priorin, als der Abt bei ihr eingezogen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 293; Klosterspiegel, 30, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">202 Heute bin ich nicht zu Haus, sagte der Teufel, ich muss einen Pfaffen holen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">203 Hier in'n Hus is grôte Noth, hier hungert dei Mûs in't Brotschapp dôd.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Raabe, 184.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">204 Hier ist das Haus zur Sonnen; wer kein Geld hat, geh' zum Bronnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hertz, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Inschrift an einem Gasthause in Schwaben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">205 Hinger 'em Haus macht me 'em Golo der Garus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 46, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser Spruch ist aus dem Volksschauspiel <hi rendition="#i">Die unschuldige Genoveva,</hi> das im Jahre 1804 aufgeführt wurde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">206 Hohe Häuser, kalter Bartsch.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht selten fehlt es denen am Nothwendigsten, z. B. ordentlichem Essen, die mit äusserer Einrichtung prahlen. Bartsch ist ein litauisches Nationalgericht aus gesäuerten Runkelrüben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">207 Hohe Häuser sind gewöhnlich unter dem Dache leer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 290; Simrock, 4432.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spott auf ungewöhnlich lange Menschen, von denen man wissen will, dass die Natur sie in der Regel nicht mit hervorragenden Geistesgaben ausgestattet habe. <hi rendition="#i">Lehmann (939, 10)</hi> erzählt: &#x201E;Ein Fürst hatte vnter zweyen Personen, die er zu Räthen wolt annehmen, die wahl, vnd erwehlt den kürtzten vnd sagt: &#x203A;Hohe Häuser seynd gemeinglich vnterm Tach lehr.&#x2039;&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Høje huuse ere gemeenligen tomme inden i. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 305.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Le case grandi speese volte dal mezzo in sù non s' habitano. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 50, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homo longus raro sapiens. (<hi rendition="#i">Binder II, 1323; Lehmann, 939, 11; Eiselein, 290.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">208 Hohe Häuser trifft der Blitz am ersten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1906.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">209 Hüüs' en at nian Müüsen.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 371, 341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Häuser bauen lassen ist kein Mäusefangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">210 Ich bau' ein Haus für mich, gefällt's dir nicht, bau' eins für dich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 169.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Tecum habita. (<hi rendition="#i">Sutor, 169.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">211 Ich bin aus einem durchlauchtigen Hause, sagte jener, mein Vater hatte wenig Schindeln auf dem Dache und wenig Breter am Giebel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aehnlich sagte auch Papst Sixtus V., der Sohn eines armen Bauern, in der Mark Ancona, in dessen Hause die Sonne überall durchscheinen konnte. (<hi rendition="#i">Einfälle, 421.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="406"/>
212 Ich bin heut nicht zu Haus, sagte der Teufel, es wird ein Pfaff begraben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">213 Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser Ausspruch aus <hi rendition="#i">Josua 24, 15,</hi> ist, seit denselben Friedrich Wilhelm IV. von Preussen in seiner Thronrede vor dem Vereinigten Landtage anwandte, sprichwörtlich geworden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">214 Ik bû mîn Hûs, as 't mi gefällt.</hi> (<hi rendition="#i">Altmark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Danneil, 277.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich führe die Sache nach meinen Wünschen aus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">215 Im eigenen Haus kann man nimmer ein und aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Naar alting er frest, er hiemme best. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 198.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een mach wael te late tot sijns self huus comen. (<hi rendition="#i">Tunn., 12, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sepe domum propriam vir invenit undique clausam. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 339.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">216 Im eigenen Hause ist jeder König.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Aegypter haben, um zu sagen: Hier sind wir Herren, hier hat uns niemand was zu sagen oder niemand hat darein zu reden, das Sprichwort: Unser ist das Haus und unser das Gespräch. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 70.</hi>) In Island: Jeder ist Herr in seinem Hause. In Venetien: Alle sind Herren in ihrem Hause. Der Pole: Jeder Hausherr ist zu Hause Herr. Der Franzose: Der Köhler ist Herr daheim. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 110.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Doma jak chce&#x0161; u lidí jak p&#x0159;islusí. &#x2013; Doma jak ch &#x010D;i, u lídi jak kází. &#x2013; Hospodá&#x0159; ha&#x017E;dý domu svého pan. &#x2013; Hospodá&#x0159; v domu jak Adam v ráji. &#x2013; Tv&#x016F;j d&#x016F;m tvá v&#x016F;le. &#x2013; Ve svém dom&#x0115; ka&#x017E;dý jest pánem. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 374.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Moja hi&#x017E;a moja volja. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 374.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mientra en mi casa me estoy, rey me soy. (<hi rendition="#i">Bohn I, 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">217 Im eigenen Hause trocken Brot ist besser als Braten in einem fremden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: E meglio pan ed aglio in casa nostra, che lesso ed arrosto in casa d'altri. (<hi rendition="#i">Gaal, 454.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">218 Im engen Hause bat man 's grösste Herz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">219 Im faulen Hause fallen die Balken von selbst heraus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">220 Im Haus ein frommes Weib, gesunde Nahrung in den Leib darf keinen Zeitvertreib.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weder um auswärts sich zu zerstreuen, wegen xantippischer Auftritte, noch wegen Langeweile bei Unfähigkeit zu arbeiten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">221 Im Hause der reichen Frau gebietet Herr Käte.</hi> (S.  Frau 23.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">222 Im Hause des Faulen ist immer Feiertag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">223 Im Hause des Fiedlers muss jeder tanzen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: En la maison du ménétrier chacun est danseur. (<hi rendition="#i">Bohn I, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">224 Im Hause des Gehängten muss man nicht von Stricken reden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, VIII, 2; Simrock, 4557; Lohrengel, I, 385; Braun, I, 1176.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht Fehler und Gebrechen erwähnen in Gegenwart derer, die daran leiden. Die Tataren sagen: Im Hause des Gepfählten darf man sogar nicht von Gartenstäben reden. Die Letten: Im Hause des Kahlen sprich nicht vom Haar. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 53.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il ne faut pas parler de corde dans la maison d'un pendu. (<hi rendition="#i">Cahier, 450; Lendroy, 1185; Bohn I, 24.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Non parlar di corde in casa dell' impiccato. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 181, 4.</hi>) &#x2013; Non ricordar il capestro in casa dell' impiccato. (<hi rendition="#i">Bohn I, 114.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Em casa do ladrão, não lembrar baraço. (<hi rendition="#i">Bohm I, 276.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: En casa del ahorcado no se ha de mentar la soga. (<hi rendition="#i">Bohn I, 221.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">225 Im Hause Durst und keinen Schluck, und auf der Strasse in vollem Schmuck.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Venku jako r&#x016F;&#x017E;e, a domu holá nouze. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 98.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Na patu ru&#x017E;ica, a na domu tu&#x017E;ica, (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 98.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">226 Im Hause eines Diebes ist es schlimm zu stehlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: E mal rubare a casa de' ladri. (<hi rendition="#i">Bohn I, 96.</hi>) &#x2013; In casa de ladro è nu mal rubbare. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 183, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">227 Im Hauss biss höfflich vnd tüchtig, auff der Gassen Ehrsamb vnd züchtig, auff dem Feld frisch vnd manlich, in der Kirchen andächtig vnd inniglich, vber Tisch gütig vnnd mild, im Bett freundlich, anmütig vnnd nicht wild.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In den <hi rendition="#i">Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik (1867, Bd. 2, Hft.5, S. 264)</hi> hat <hi rendition="#i">Fr. Latendorf</hi> folgende wenig von der vorstehenden Fassung abweichende Lesart des Spruchs mitgetheilt: &#x201E;Im hause bisz höflich vnd düchtig, auff der gassen ehrsam vnd züchtig, auff dem
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[203]/0209] 193 Haus und Hof sind gefreit. – Graf, 497, 84. Jedem gewährt sein Haus eine sichere Zuflucht, ebenso den Seinigen und jedem, der hineinflieht. (S. 338.) Mhd.: Hus und hoff ist gefrygt. (Grimm, Weisth., I, 355.) 194 Haus verloren, Schmaus verloren. – Parömiakon, 1249. 195 Häuser haben das Fähnlein auf dem Dache, aber Jungfrauen unter dem Dache. 196 Häuser sind fahrend Gut gegen die Freunde, liegend Gut gegen den Herrn. – Graf, 64, 4. Dies Sprichwort bezieht sich auf den Todfall oder das Besthaupt (s. Fall 6), eine Abgabe an den Schutzherrn, die nur aus fahrender Habe oder beweglichem Gut entrichtet werden durfte, wovon Häuser ausgenommen waren, da sie in jener Zeit wirklich, wie die Zelte der Nomadenvölker, für bewegliche Güter galten. Wenn es einem Mann im Dorf nicht mehr gefiel, nahm er sein Haus und zog fort in ein anderes; die Freunde, d. h. die Erben, konnten es nach seinem Tode wie jede andere Fahrhabe verkaufen. Nur dem Herrn gegenüber galt es als liegend Gut, sodass er es nicht als Besthaupt. Todfall, Kormut u. s. w. beanspruchen konnte. Mhd.: Aber sprechen sye daz huser farend gut is gegen den fründen vnd ligend gut ist gegen den herren. (Grimm, Weisth., I, 4.) 197 Häuser und Titel sind wohlfeil. – Frischbier2, 1520. 198 Hauss vnd güter erben wir von Eltern, ein vernünfftig weib kompt vom Herrn. – Petri, II, 374; Henisch, 908, 56. 199 Heil dem Hause, welches getrocknetes Fleisch besitzt. (Lomb.) Hochschätzung bejahrter Personen, ihr Nutzen und Segen. 200 Hett ich ein Hauss für vngemach, das liess ich nimmer ohne dach. – Petri, II, 378; Henisch, 631, 27. 201 Heut ist unserm Hause Heil widerfahren, rief die Priorin, als der Abt bei ihr eingezogen. – Eiselein, 293; Klosterspiegel, 30, 22. 202 Heute bin ich nicht zu Haus, sagte der Teufel, ich muss einen Pfaffen holen. 203 Hier in'n Hus is grôte Noth, hier hungert dei Mûs in't Brotschapp dôd. (Mecklenburg.) – Raabe, 184. 204 Hier ist das Haus zur Sonnen; wer kein Geld hat, geh' zum Bronnen. – Hertz, 52. Inschrift an einem Gasthause in Schwaben. 205 Hinger 'em Haus macht me 'em Golo der Garus. – Schild, 46, 24. Dieser Spruch ist aus dem Volksschauspiel Die unschuldige Genoveva, das im Jahre 1804 aufgeführt wurde. 206 Hohe Häuser, kalter Bartsch. (Lit.) Nicht selten fehlt es denen am Nothwendigsten, z. B. ordentlichem Essen, die mit äusserer Einrichtung prahlen. Bartsch ist ein litauisches Nationalgericht aus gesäuerten Runkelrüben. 207 Hohe Häuser sind gewöhnlich unter dem Dache leer. – Eiselein, 290; Simrock, 4432. Spott auf ungewöhnlich lange Menschen, von denen man wissen will, dass die Natur sie in der Regel nicht mit hervorragenden Geistesgaben ausgestattet habe. Lehmann (939, 10) erzählt: „Ein Fürst hatte vnter zweyen Personen, die er zu Räthen wolt annehmen, die wahl, vnd erwehlt den kürtzten vnd sagt: ›Hohe Häuser seynd gemeinglich vnterm Tach lehr.‹“ Dän.: Høje huuse ere gemeenligen tomme inden i. (Prov. dan., 305.) It.: Le case grandi speese volte dal mezzo in sù non s' habitano. (Pazzaglia, 50, 7.) Lat.: Homo longus raro sapiens. (Binder II, 1323; Lehmann, 939, 11; Eiselein, 290.) 208 Hohe Häuser trifft der Blitz am ersten. – Parömiakon, 1906. 209 Hüüs' en at nian Müüsen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 371, 341. Häuser bauen lassen ist kein Mäusefangen. 210 Ich bau' ein Haus für mich, gefällt's dir nicht, bau' eins für dich. – Sutor, 169. Lat.: Tecum habita. (Sutor, 169.) 211 Ich bin aus einem durchlauchtigen Hause, sagte jener, mein Vater hatte wenig Schindeln auf dem Dache und wenig Breter am Giebel. Aehnlich sagte auch Papst Sixtus V., der Sohn eines armen Bauern, in der Mark Ancona, in dessen Hause die Sonne überall durchscheinen konnte. (Einfälle, 421.) 212 Ich bin heut nicht zu Haus, sagte der Teufel, es wird ein Pfaff begraben. 213 Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Dieser Ausspruch aus Josua 24, 15, ist, seit denselben Friedrich Wilhelm IV. von Preussen in seiner Thronrede vor dem Vereinigten Landtage anwandte, sprichwörtlich geworden. 214 Ik bû mîn Hûs, as 't mi gefällt. (Altmark.) – Danneil, 277. Ich führe die Sache nach meinen Wünschen aus. 215 Im eigenen Haus kann man nimmer ein und aus. Dän.: Naar alting er frest, er hiemme best. (Prov. dan., 198.) Holl.: Een mach wael te late tot sijns self huus comen. (Tunn., 12, 20.) Lat.: Sepe domum propriam vir invenit undique clausam. (Fallersleben, 339.) 216 Im eigenen Hause ist jeder König. Die Aegypter haben, um zu sagen: Hier sind wir Herren, hier hat uns niemand was zu sagen oder niemand hat darein zu reden, das Sprichwort: Unser ist das Haus und unser das Gespräch. (Burckhardt, 70.) In Island: Jeder ist Herr in seinem Hause. In Venetien: Alle sind Herren in ihrem Hause. Der Pole: Jeder Hausherr ist zu Hause Herr. Der Franzose: Der Köhler ist Herr daheim. (Reinsberg III, 110.) Böhm.: Doma jak chceš u lidí jak přislusí. – Doma jak ch či, u lídi jak kází. – Hospodář haždý domu svého pan. – Hospodář v domu jak Adam v ráji. – Tvůj dům tvá vůle. – Ve svém domĕ každý jest pánem. (Čelakovsky, 374.) Kroat.: Moja hiža moja volja. (Čelakovsky, 374.) Span.: Mientra en mi casa me estoy, rey me soy. (Bohn I, 232.) 217 Im eigenen Hause trocken Brot ist besser als Braten in einem fremden. It.: E meglio pan ed aglio in casa nostra, che lesso ed arrosto in casa d'altri. (Gaal, 454.) 218 Im engen Hause bat man 's grösste Herz. 219 Im faulen Hause fallen die Balken von selbst heraus. 220 Im Haus ein frommes Weib, gesunde Nahrung in den Leib darf keinen Zeitvertreib. Weder um auswärts sich zu zerstreuen, wegen xantippischer Auftritte, noch wegen Langeweile bei Unfähigkeit zu arbeiten. 221 Im Hause der reichen Frau gebietet Herr Käte. (S. Frau 23.) 222 Im Hause des Faulen ist immer Feiertag. 223 Im Hause des Fiedlers muss jeder tanzen. Frz.: En la maison du ménétrier chacun est danseur. (Bohn I, 17.) 224 Im Hause des Gehängten muss man nicht von Stricken reden. – Winckler, VIII, 2; Simrock, 4557; Lohrengel, I, 385; Braun, I, 1176. Nicht Fehler und Gebrechen erwähnen in Gegenwart derer, die daran leiden. Die Tataren sagen: Im Hause des Gepfählten darf man sogar nicht von Gartenstäben reden. Die Letten: Im Hause des Kahlen sprich nicht vom Haar. (Reinsberg IV, 53.) Frz.: Il ne faut pas parler de corde dans la maison d'un pendu. (Cahier, 450; Lendroy, 1185; Bohn I, 24.) It.: Non parlar di corde in casa dell' impiccato. (Pazzaglia, 181, 4.) – Non ricordar il capestro in casa dell' impiccato. (Bohn I, 114.) Port.: Em casa do ladrão, não lembrar baraço. (Bohm I, 276.) Span.: En casa del ahorcado no se ha de mentar la soga. (Bohn I, 221.) 225 Im Hause Durst und keinen Schluck, und auf der Strasse in vollem Schmuck. Böhm.: Venku jako růže, a domu holá nouze. (Čelakovsky, 98.) Holl.: Na patu ružica, a na domu tužica, (Čelakovsky, 98.) 226 Im Hause eines Diebes ist es schlimm zu stehlen. It.: E mal rubare a casa de' ladri. (Bohn I, 96.) – In casa de ladro è nu mal rubbare. (Pazzaglia, 183, 8.) 227 Im Hauss biss höfflich vnd tüchtig, auff der Gassen Ehrsamb vnd züchtig, auff dem Feld frisch vnd manlich, in der Kirchen andächtig vnd inniglich, vber Tisch gütig vnnd mild, im Bett freundlich, anmütig vnnd nicht wild. – Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 31. In den Neuen Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik (1867, Bd. 2, Hft.5, S. 264) hat Fr. Latendorf folgende wenig von der vorstehenden Fassung abweichende Lesart des Spruchs mitgetheilt: „Im hause bisz höflich vnd düchtig, auff der gassen ehrsam vnd züchtig, auff dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/209
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [203]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/209>, abgerufen am 26.06.2024.