Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 2 Den Gläubigen bezahlt Gott die Schulden. Man behauptet ohnehin, mit oder ohne Grund, sie ständen nicht in dem Rufe, sie selbst zu bezahlen. 3 Den Gläubigen fehlt nichts als der (rechte, wahre) Glaube. Frz.: Ne crois jamais en toi la foi da Christ avoir. (Leroux, I, 21.) 4 Der Glaubigen vnglück ist jhr glück. - Henisch, 1666, 42; Petri, I, 16. 5 Dess Glaubigen Vatter Vnser vnd haisse Thränen sind wohl zu fürchten. - Henisch, 1296, 9; Petri, I, 22; Sailer, 228. 6 Die Gläubigen muss man fern vom Kloster suchen. - Altmann V, 97. 7 Die Gläubigen stolziren mit dem Glauben nicht. Holl.: De geloovigen gelooven niet, dat zij gelooven. (Harrebomee, I, 225.) 8 Die Gleubigen behüt Gott. - Petri, I, 24. 9 Die Gleubigen bekommen erst was eigens, wenn sie einschlafen. - Petri, I, 24. 10 Die Gleubigen bestehen, die Gottlosen vergehen. - Petri, I, 24. 11 Die Gleubigen sterben nicht, jhr Zeit hat auch im Todt kein End. - Petri, I, 24. 12 Wenn der Gleubige seuffzen gehet, so hüte sich Teuffel vnd Welt. - Petri, II, 852. Gläubiger. 1 Dem Gläubiger ist der Schuldner immer willkommen, wenn er Geld bringt. Die Russen: Der Schuldner darf die Rubel einer nackten Gläubigerin in den Schos zählen. (Altmann VI, 470.) 2 Dem Gläubiger wird der Schuldner an die Halfter gegeben. - Pistor., V, 81; Simrock, 3678. 3 Der Gleubiger ist mit dem Schuldiger zu hauss. - Petri, II, 90. 4 Die Gläubiger haben ein besser Gedächtniss als die Schuldner. - Schlechta, 222. Diesen scheint es oft ganz zu fehlen. Graf d'Orsay sagte sogar: "Wenn man mich fragt, wen ich am liebsten befriedigen möchte, meinen Gaumen oder meine Gläubiger, so werde ich unbedenklich sagen: meinen Gaumen, denn dieser geht mich sehr viel, die Gläubiger gehen mich gar nichts an." Frz.: Au crediteur mieulx souvient, que au debteur de son argent. (Bovill, III, 47.) - Le creancier a meilleure memoire que le debiteur. (Cahier, 510.) Lat.: Apud creditorem maior quam apud debitorem debiti memoria. (Bovill, III, 47.) 5 Eines Gläubigers Vorlauf soll dem andern nicht schaden. - Pistor., III, 42. 6 Gläubiger gehen vor den nächsten Freunden in den Kauf. - Graf, 115, 279. "De Borger gaen vor den negesten fründen in den koep." (von Wicht, Ostfries. Landrecht, Aurich 1746, II, 261.) Die Ansprüche des Pfandgläubigers gehen denen der nächsten Freunde und Verwandten vor. Liegende Güter durften in der Regel nicht in fremde Hände kommen. War aber im Drange der Noth ein Gut all Pfand gegeben, so ging der Gläubiger den Erben vor. Das sächsische Landrecht bestimmte anders. (S. Eigen 9.) 7 Gläubiger sind Tagewähler. 8 Wer sich seine Gläubiger dienen lässt, nimmt ungerechte Zinsen. Glei. Buten glei (glatt) binnen, o wei. (Holst.) - Schütze, II, 38; Deecke, 3. Von allem Bettelstaat, der von aussen gleisst. Gleich. 1 Ale wenig wir einander gleich sehen vnder augen, so wenig auch im sinn. - Henisch, 1654, 46. 2 Dat is so lik as de Weg na Bremen. 3 Du siehst ihm gleich wie der Apostel Paulus dem Kehrusbub. - Kirchhofer, 336. 4 Ein jeder ist gleich, wie er lebt. - Petri, II, 201. 5 Enem jeden gleik un recht, dann kreigt de Düwel nix. 6 Es gehet nicht alles gleich her. - Petri, II, 246. 7 Es gilt gleich, der Vatter (Vetter) oder Herr Patter (Peter), wie jener Frawen bey Nacht. - Lehmann, 327, 33; Klosterspiegel, 41, 3; Hoefer, 305. 8 Es gilt gleich, ob man's erschleicht oder erläuft. [Spaltenumbruch] 9 Es gilt gleich, wer in die Stube hofirt und wer's ausfegt. - Eiselein, 294. 10 Es gilt mir gleich, ob mich eine Hure lobt oder ein Schelm schilt. - Eisenhart, 524; Pistor., VII, 2; Sailer, 252; Simrock, 5141; Eiselein, 336. Dies Sprichwort hat seinen Ursprung noch in jener Zeit, in der man alle Beleidigungen rächen zu müssen glaubte, und den, der eine Beschimpfung, ohne hinlängliche Genugthuung zu fordern, auf sich sitzen liess, aus jeder Gesellschaft und Zunft verstiess. Man sah indess darauf, ob der Urheber einer ehrenrührigen Rede von unbescholtenem Wandel sei oder nicht. In Beziehung auf den letztern Fall gibt das Sprichwort die Lehre, dass man von ehrlosen Leuten weder gelobt noch geschimpft werden könne und daher auch bei dergleichen Fällen jeder Rache oder Genugthuungsforderung überhoben sei. Lat.: Non moror, an laudet me turpis, an improbet osor; laus est magna malis displicuisse viris. (Gaal, 1492; Eiselein, 336.) 11 Es gilt nicht gleich, wessen die Mutter war. 12 Es ist gleich, im Finstern oder ohne Licht. Engl.: It is as good to be in the dark, as without light. (Gaal, 947.) 13 Es ist gleich, mit beiden Beinen im Stock1 oder mit einem. (Niederlausitz.) 1) Unter Stock ist das ehemals in Deutschland üblich gewesene Strafwerkzeug gemeint, in welchem Füsse und Hände zwischen starken Bretern oder Balken festgehalten wurden. 14 Es ist gleich, ob man von der Katze gebissen wird oder vom Kater. - Graf, 49. Von der Kirche geknechtet und tyrannisirt oder vom Staate. Frz.: Autant vaut etre mordu d'un chien que d'une chienne. (Bohn I, 7.) 15 Es ist ihm gleich, wessen Haus brennt, wenn er sich nur wärmen kann. Holl.: Hem is 't evenveel, wiens huis er brandt, als hij zich maar bij de kolen warmt. (Harrebomee, I, 341.) 16 Es ist mir gleich, es ist eine Reiche oder eine Arme, wenn sie nur Geld hat. - Simrock, 474. 17 Es ist nicht allzeit gleich, wess Mutter das war. - Henisch, 1646, 6; Petri, II, 273. 18 Es ist nicht gleich, ob das Pferd frisst oder scheisst, sagte Pachter Feldkümmel von Dippelskirchen. 19 Es kan nicht allezeyt gleich seyn. - Agricola I, 460. 20 Es seindt nit alle die gleich, die mit dem keyser reiten. - Franck, I, 82b; Henisch, 1646, 13; Pistor., VI, 39; Parömiakon, 2914. 21 Es sieht sich so gleich wie ein Ei dem andern. Lat.: Non tam similis aquae. (Plautus.) - Non tam lac lacti simile. (Plautus.) - Non tam ovo ovum simile. (Cicero.) (Binder II, 2243; Philippi, II, 45.) 22 Es sind nicht alle gleich, die mit dem Papste reiten. - Graf, 536, 17. So wenig wie die es sind, die mit dem Kaiser reiten; es gliedert sich vielmehr auch die himmlische Ritterschaft in unterschiedliche Ordnungen, wiewol sich der Stifter des Christenthums, als die Frage an ihn gerichtet wurde, wer der Grösste sein werde im Himmelreich, nicht gerade für einen solchen Instanzenzug ausgesprochen zu haben scheint. (S. Erzdiakon.) 23 Gib allen gleich, dachte der Beichtiger und ging alle Nacht zu einer andern. - Klosterspiegel, 29, 16. 24 Gib gleich vnd gleich zusammen eben, wenn du wilt Leuth zusammen geben. - Henisch, 1646, 15. 25 Glaich ond glaich gesellt sich gean, asbi1 da Täubel men Kölan2. (Ungar. Bergland.) - Schröer. 1) Als wie. 2) Mit den Köhlern. 26 Gleich bei gleich, Hans Dummert zu faul Grete, 's Paar 'n Thaler. Holl.: Gelijk bij gelijk, Jan bij Lijs (oder: Jut bij Jennefeem), het paar een dubbeltje. (Harrebomee, I, 224.) 27 Gleich bei gleich zieht gut. Dän.: Lige brödre giöre bedst leg. (Bohn I, 384.) 28 Gleich bey gleich macht guten Frieden. - Henisch, 1646, 18; Lehmann, 147, 102 u. 328, 41; Petri, II, 339; Simrock, 3689; Körte, 2186. Holl.: Ghelijc bi ghelijc maket vele vreden. (Tunn., 14, 13.) Lat.: Dum similis simili sociatur, pax datur illi. (Fallersleben, 374.) 29 Gleich einem wie dem andern. - Gruter, III, 44. [Spaltenumbruch] 2 Den Gläubigen bezahlt Gott die Schulden. Man behauptet ohnehin, mit oder ohne Grund, sie ständen nicht in dem Rufe, sie selbst zu bezahlen. 3 Den Gläubigen fehlt nichts als der (rechte, wahre) Glaube. Frz.: Ne crois jamais en toi la foi da Christ avoir. (Leroux, I, 21.) 4 Der Glaubigen vnglück ist jhr glück. – Henisch, 1666, 42; Petri, I, 16. 5 Dess Glaubigen Vatter Vnser vnd haisse Thränen sind wohl zu fürchten. – Henisch, 1296, 9; Petri, I, 22; Sailer, 228. 6 Die Gläubigen muss man fern vom Kloster suchen. – Altmann V, 97. 7 Die Gläubigen stolziren mit dem Glauben nicht. Holl.: De geloovigen gelooven niet, dat zij gelooven. 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2 Den Gläubigen bezahlt Gott die Schulden.
Man behauptet ohnehin, mit oder ohne Grund, sie ständen nicht in dem Rufe, sie selbst zu bezahlen.
3 Den Gläubigen fehlt nichts als der (rechte, wahre) Glaube.
Frz.: Ne crois jamais en toi la foi da Christ avoir. (Leroux, I, 21.)
4 Der Glaubigen vnglück ist jhr glück. – Henisch, 1666, 42; Petri, I, 16.
5 Dess Glaubigen Vatter Vnser vnd haisse Thränen sind wohl zu fürchten. – Henisch, 1296, 9; Petri, I, 22; Sailer, 228.
6 Die Gläubigen muss man fern vom Kloster suchen. – Altmann V, 97.
7 Die Gläubigen stolziren mit dem Glauben nicht.
Holl.: De geloovigen gelooven niet, dat zij gelooven. (Harrebomée, I, 225.)
8 Die Gleubigen behüt Gott. – Petri, I, 24.
9 Die Gleubigen bekommen erst was eigens, wenn sie einschlafen. – Petri, I, 24.
10 Die Gleubigen bestehen, die Gottlosen vergehen. – Petri, I, 24.
11 Die Gleubigen sterben nicht, jhr Zeit hat auch im Todt kein End. – Petri, I, 24.
12 Wenn der Gleubige seuffzen gehet, so hüte sich Teuffel vnd Welt. – Petri, II, 852.
Gläubiger.
1 Dem Gläubiger ist der Schuldner immer willkommen, wenn er Geld bringt.
Die Russen: Der Schuldner darf die Rubel einer nackten Gläubigerin in den Schos zählen. (Altmann VI, 470.)
2 Dem Gläubiger wird der Schuldner an die Halfter gegeben. – Pistor., V, 81; Simrock, 3678.
3 Der Gleubiger ist mit dem Schuldiger zu hauss. – Petri, II, 90.
4 Die Gläubiger haben ein besser Gedächtniss als die Schuldner. – Schlechta, 222.
Diesen scheint es oft ganz zu fehlen. Graf d'Orsay sagte sogar: „Wenn man mich fragt, wen ich am liebsten befriedigen möchte, meinen Gaumen oder meine Gläubiger, so werde ich unbedenklich sagen: meinen Gaumen, denn dieser geht mich sehr viel, die Gläubiger gehen mich gar nichts an.“
Frz.: Au crediteur mieulx souvient, que au debteur de son argent. (Bovill, III, 47.) – Le créancier a meilleure mémoire que le débiteur. (Cahier, 510.)
Lat.: Apud creditorem maior quam apud debitorem debiti memoria. (Bovill, III, 47.)
5 Eines Gläubigers Vorlauf soll dem andern nicht schaden. – Pistor., III, 42.
6 Gläubiger gehen vor den nächsten Freunden in den Kauf. – Graf, 115, 279.
„De Borger gaen vor den negesten fründen in den koep.“ (von Wicht, Ostfries. Landrecht, Aurich 1746, II, 261.) Die Ansprüche des Pfandgläubigers gehen denen der nächsten Freunde und Verwandten vor. Liegende Güter durften in der Regel nicht in fremde Hände kommen. War aber im Drange der Noth ein Gut all Pfand gegeben, so ging der Gläubiger den Erben vor. Das sächsische Landrecht bestimmte anders. (S. Eigen 9.)
7 Gläubiger sind Tagewähler.
8 Wer sich seine Gläubiger dienen lässt, nimmt ungerechte Zinsen.
Glei.
Buten glei (glatt) binnen, o wei. (Holst.) – Schütze, II, 38; Deecke, 3.
Von allem Bettelstaat, der von aussen gleisst.
Gleich.
1 Ale wenig wir einander gleich sehen vnder augen, so wenig auch im sinn. – Henisch, 1654, 46.
2 Dat is so lik as de Weg na Bremen.
3 Du siehst ihm gleich wie der Apostel Paulus dem Kehrusbub. – Kirchhofer, 336.
4 Ein jeder ist gleich, wie er lebt. – Petri, II, 201.
5 Enem jeden glîk un recht, dann krîgt de Düwel nix.
6 Es gehet nicht alles gleich her. – Petri, II, 246.
7 Es gilt gleich, der Vatter (Vetter) oder Herr Patter (Peter), wie jener Frawen bey Nacht. – Lehmann, 327, 33; Klosterspiegel, 41, 3; Hoefer, 305.
8 Es gilt gleich, ob man's erschleicht oder erläuft.
9 Es gilt gleich, wer in die Stube hofirt und wer's ausfegt. – Eiselein, 294.
10 Es gilt mir gleich, ob mich eine Hure lobt oder ein Schelm schilt. – Eisenhart, 524; Pistor., VII, 2; Sailer, 252; Simrock, 5141; Eiselein, 336.
Dies Sprichwort hat seinen Ursprung noch in jener Zeit, in der man alle Beleidigungen rächen zu müssen glaubte, und den, der eine Beschimpfung, ohne hinlängliche Genugthuung zu fordern, auf sich sitzen liess, aus jeder Gesellschaft und Zunft verstiess. Man sah indess darauf, ob der Urheber einer ehrenrührigen Rede von unbescholtenem Wandel sei oder nicht. In Beziehung auf den letztern Fall gibt das Sprichwort die Lehre, dass man von ehrlosen Leuten weder gelobt noch geschimpft werden könne und daher auch bei dergleichen Fällen jeder Rache oder Genugthuungsforderung überhoben sei.
Lat.: Non moror, an laudet me turpis, an improbet osor; laus est magna malis displicuisse viris. (Gaal, 1492; Eiselein, 336.)
11 Es gilt nicht gleich, wessen die Mutter war.
12 Es ist gleich, im Finstern oder ohne Licht.
Engl.: It is as good to be in the dark, as without light. (Gaal, 947.)
13 Es ist gleich, mit beiden Beinen im Stock1 oder mit einem. (Nìederlausitz.)
1) Unter Stock ist das ehemals in Deutschland üblich gewesene Strafwerkzeug gemeint, in welchem Füsse und Hände zwischen starken Bretern oder Balken festgehalten wurden.
14 Es ist gleich, ob man von der Katze gebissen wird oder vom Kater. – Graf, 49.
Von der Kirche geknechtet und tyrannisirt oder vom Staate.
Frz.: Autant vaut être mordu d'un chien que d'une chienne. (Bohn I, 7.)
15 Es ist ihm gleich, wessen Haus brennt, wenn er sich nur wärmen kann.
Holl.: Hem is 't evenveel, wiens huis er brandt, als hij zich maar bij de kolen warmt. (Harrebomée, I, 341.)
16 Es ist mir gleich, es ist eine Reiche oder eine Arme, wenn sie nur Geld hat. – Simrock, 474.
17 Es ist nicht allzeit gleich, wess Mutter das war. – Henisch, 1646, 6; Petri, II, 273.
18 Es ist nicht gleich, ob das Pferd frisst oder scheisst, sagte Pachter Feldkümmel von Dippelskirchen.
19 Es kan nicht allezeyt gleich seyn. – Agricola I, 460.
20 Es seindt nit alle die gleich, die mit dem keyser reiten. – Franck, I, 82b; Henisch, 1646, 13; Pistor., VI, 39; Parömiakon, 2914.
21 Es sieht sich so gleich wie ein Ei dem andern.
Lat.: Non tam similis aquae. (Plautus.) – Non tam lac lacti simile. (Plautus.) – Non tam ovo ovum simile. (Cicero.) (Binder II, 2243; Philippi, II, 45.)
22 Es sind nicht alle gleich, die mit dem Papste reiten. – Graf, 536, 17.
So wenig wie die es sind, die mit dem Kaiser reiten; es gliedert sich vielmehr auch die himmlische Ritterschaft in unterschiedliche Ordnungen, wiewol sich der Stifter des Christenthums, als die Frage an ihn gerichtet wurde, wer der Grösste sein werde im Himmelreich, nicht gerade für einen solchen Instanzenzug ausgesprochen zu haben scheint. (S. Erzdiakon.)
23 Gib allen gleich, dachte der Beichtiger und ging alle Nacht zu einer andern. – Klosterspiegel, 29, 16.
24 Gib gleich vnd gleich zusammen eben, wenn du wilt Leuth zusammen geben. – Henisch, 1646, 15.
25 Glaich ond glaich gesellt sich gean, asbi1 da Täubel mên Kölan2. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
1) Als wie.
2) Mit den Köhlern.
26 Gleich bei gleich, Hans Dummert zu faul Grete, 's Paar 'n Thaler.
Holl.: Gelijk bij gelijk, Jan bij Lijs (oder: Jut bij Jennefeem), het paar een dubbeltje. (Harrebomée, I, 224.)
27 Gleich bei gleich zieht gut.
Dän.: Lige brødre giøre bedst leg. (Bohn I, 384.)
28 Gleich bey gleich macht guten Frieden. – Henisch, 1646, 18; Lehmann, 147, 102 u. 328, 41; Petri, II, 339; Simrock, 3689; Körte, 2186.
Holl.: Ghelijc bi ghelijc maket vele vreden. (Tunn., 14, 13.)
Lat.: Dum similis simili sociatur, pax datur illi. (Fallersleben, 374.)
29 Gleich einem wie dem andern. – Gruter, III, 44.
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