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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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107 Wahrer Glaub ist so wenig ohn gute Werck als die Sonne ohne Licht vnd fewer ohne Hitze. - Petri, I, 88.

Die Schwierigkeit besteht blos darin, festzustellen, welcher Glaube der wahre ist, da jeder den seinigen als den wahren und rechten bezeichnet. Die Perser folgen den Lehren des Propheten Ali und nennen die Osmanen Ketzer; diese geben jenen diesen Titel zurück. An vielen Orten Persiens pflegte man jährlich dem Volke die Wahrheit der Lehren des Ali zu veranschaulichen. Man erwählte zwei Ochsen, einen grossen starken, der den Namen Ali erhielt, und einen kleinen und schwachen, den man Osman hiess. Diese mussten miteinander kämpfen, und sobald der Ali, was jedesmal geschah, den Osman überwunden, erhob das Volk ein Freudengeschrei: "Ali besiegt den Osman, seine Lehre ist die wahre."

108 Was der glaub thut, das kan die vernunfft nicht. - Lehmann, 799, 25.

109 Was der Glaube getrennt, soll die Liebe vereinigen.

110 Was der Glaube verwundet, muss die Liebe heilen.

111 Was glauben vnd zusag hellt, dem helt gott wider. - Henisch, 1710, 19.

112 Was im Glauben geschicht, das ist alles gut. - Petri, I, 90.

113 Was im Glauben geschieht, ist gut, sagte der Küster, und trank den sauern Kirchenwein.

114 Was nicht aus dem glauben gehet, das ist sünd. - Henisch, 1635, 1; Petri, I, 91.

115 Weil man glauben helt, so stehets vnd gehets recht inn der Welt. - Henisch, 1435, 8.

116 Wenn der Glaube in die Hand kommt, gefällt der Rath.

117 Wenn man durch den Glauben den Karren geschmieret hat, so geht das Fuhrwerk fort. - Luther's Werke, Isl. 356a.

118 Wer den Glauben hat, der badet sobald ausser der Badstuben als drinnen. - Petri, II, 691.

119 Wer den Glauben verleugnet, ist ärger als ein Heide.

Vgl. die Schriften: Isis von Radenhausen (Hamburg 1864) und H. Techow, Die moderne Bildung und die christliche Kirche (Hamburg 1865). - Die Perser sagen von einem solchen: er ist der Hölle würdig. (Reinsberg II, 2.)

120 Wer den Glauben1 verloren hat, der hat nichts weiter zu verlieren.

1) Hier in dem Sinne von Credit, öffentlichem Vertrauen, Ehre, gutem Namen.

Frz.: Celui qui a perdu la foi, n'a, plus que perdre. (Kritzinger, 321a.)

It.: Chi perde la fede, non ha piu altro da perdere. (Pazzaglia, 272, 1.)

Lat.: Fidem qui perdit, perdere ultra nil potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1145; Fischer, 93, 38; Seybold, 182.)

121 Wer Glauben hat an Gott, der kommt in keine Noth.

Es kommt doch auch sehr viel darauf an, wie dieser Glaube ist. Der Schuhmacher Lakington sprang zum Fenster hinaus, weil er fest überzeugt war, die lieben Engelein würden ihn sanft zur Erde tragen. Als er aber ein Bein brach, rief er entrüstet aus: "Der Herr hat nicht wohl an mir gethan, ich werde nicht mehr so viel auf ihn trauen." (Mystagogos, S. 315.)

It.: A chi crede Dio provede. (Pazzaglia, 74, 3.)

122 Wer Glauben hat, kann so gut auf dem Ofen backen wie drin. - Reinsberg II, 2.

123 Wer keinen Glauben hat, kann keinen Glauben predigen.

Aehnlicher Ansicht sind die Sardinier. (Reinsberg II, 2.)

124 Wer nicht glauben hellt, wird auch widerumb betrogen. - Henisch, 1638, 1; Petri, II, 740.

Lat.: Qui violare fidem solet, et violetur eidem. (Binder II, 2823; Gartner, 80.)

125 Wer seinen Glauben nicht will verlieren, der hüte sich vorm Disputiren.

126 Wer sich mit dem Glauben an Gottes Wort hängt, der bleibt ewig. - Petri, I, 109.

127 Wie der glaub ist, also ist auch der Gott. - Henisch, 1635, 47; Petri, II, 787.

Die Vorstellung von Gott entspricht stets der Bildungsstufe des betreffenden Volks oder Menschen.

128 Wie der glaub vnd das hertz also die Werck. - Henisch, 1635, 48; Petri, II, 788.


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129 Wie der Glaube des Menschen, so ist sein Gott. - Eiselein, 240.

130 Wie der Glaube, so das Opfer.

131 Wilt du den glauben haben recht, so bleib bey Gottes Worte schlecht. - Henisch, 1635, 50.

132 Wo der glaub die hertzen trennet, da kan die Ehelieb nicht wol gantz bleiben. - Henisch, 1638, 18.

133 Wo der Glaub nicht recht ist, da ist auch kein gut Werck. - Henisch, 1634, 62.

134 Wo der Glaube nicht ist, da ist den Wercken der Kopff ab. - Henisch, 1635, 56; Petri, II, 114.

135 Wo der Glaube recht ist, da folget auch die That. - Luther, Kirchenpostille.

136 Wo du deinen (jemand seinen) Glauben gelassen hast, da musst du (muss er) ihn wieder suchen. - Hillebrand, 74, 101; Eisenhart, 849; Reyscher, V, 199; Hertius, 1, 18; Steiger, 473; Pistor., V, 70; Runde, 199; Simrock, 3676; Graf, 110, 272; Körte, 2175; Braun, I, 828.

Derjenige, welcher jemand mit gutem Willen etwas geliehen hat, kann es nur von diesem wiederfordern und nicht von einem dritten, in dessen Gewalt es gekommen ist. Die Vindicationsbefugnisse des römischen Rechts waren weit ausgedehnter. Bei den Römern konnte der erste Eigenthümer sein Eigenthum, wo und wann er es fand, von jedem Besitzer zurückfordern, ohne Rücksicht darauf, ob er rechtmässig dazu gelangt war, sobald ihm das Eigenthum ohne seinen Willen entwendet worden. (S. Hand.)

137 Wo Glaub ist, mus auch lachen sein. - Luther's Tischreden, 159b.

Unter den Widerwärtigkeiten soll die Heiterkeit des Gemüths nicht erliegen.

138 Wo Glaube (Credit) fehlt und Geld, da geht's (steht's) traurig in der Welt.

139 Wo Globe un Tautruen henfällt, da fällt alles hen. (Hannover.)

140 Wo weder Glauben an Himmel und Hölle, da zieht der Teufel alle Gefälle. - Simrock, 3669; Körte, 2179; Reinsberg II, 2; Braun, I, 834.

141 Zween Glauben vertragen sich nicht wohl in einem Bette. - Petri, II, 829; Henisch, 342.

Das Bedenkliche gemischter Ehen.

Holl.: Twee gelooven op een peul, is een te veel. (Harrebomee, I, 225.)

142 Zum Glauben müssen die Werke kommen, wenn's soll frommen.

*143 Dazu gehört ein starker Glaube.

*144 Den Glauben in der Hand haben. - Frischbier2, 1288.

*145 Den Glauben in die Hand nehmen (geben, kriegen). - Schottel, 1117a.

*146 Den langen Glauben mit einem beten (treiben). - Eiselein, 240; Braun, I, 508; Wurzbach II, 142.

So sagt man im südwestlichen Deutschland von einem Gespräch oder einer Unterhaltung u. s. w., wenn die Sache nicht von der Stelle rücken will. Der lange Glaube lautet aber: Wann ist der Pempemperleinstag? Wenn die Eulen bocken. - Wann bocken die Eulen? Am Pempemperleinstag. Dies wird einigemal nach Belieben wiederholt. Nach andern ist unter dem langen Glauben der Glaube gemeint, über den keine Rechenschaft gegeben wird, der vom Köhler dem Teufel vorgebetete (Köhler-)Glaube. Der Teufel fragte den Köhler, was er glaube. "Was die Kirche glaubt", erwiderte er. Und als der Teufel neugierig weiter fragte, was die Kirche glaube, antwortete der Köhler: "Was ich glaube." Gegen diesen geistreichen Glaubenscirkel vermag weder der Teufel, noch - die Philosophie etwas.

*147 Der Glaube wird ihm wol in die Hände kommen. - Körte, 2184; Braun, I, 831.

*148 Einen bei seinem Glauben lassen.

Einen seinen eigenen Ansichten überlassen.

*149 Er bringt keinen neuen Glauben auf. - Mayer, I, 84.

*150 Er hat einen guten Glauben. - Kirchhofer, 155.

*151 Er hat mir den Glauben in die Hand gethan.

Er hat mich thatsächlich überzeugt.

*152 Er ist aus dem Glauben ins Vaterunser gekommen.

Er besass Vertrauen, jetzt denkt man seiner in der siebenten Bitte.


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107 Wahrer Glaub ist so wenig ohn gute Werck als die Sonne ohne Licht vnd fewer ohne Hitze.Petri, I, 88.

Die Schwierigkeit besteht blos darin, festzustellen, welcher Glaube der wahre ist, da jeder den seinigen als den wahren und rechten bezeichnet. Die Perser folgen den Lehren des Propheten Ali und nennen die Osmanen Ketzer; diese geben jenen diesen Titel zurück. An vielen Orten Persiens pflegte man jährlich dem Volke die Wahrheit der Lehren des Ali zu veranschaulichen. Man erwählte zwei Ochsen, einen grossen starken, der den Namen Ali erhielt, und einen kleinen und schwachen, den man Osman hiess. Diese mussten miteinander kämpfen, und sobald der Ali, was jedesmal geschah, den Osman überwunden, erhob das Volk ein Freudengeschrei: „Ali besiegt den Osman, seine Lehre ist die wahre.“

108 Was der glaub thut, das kan die vernunfft nicht.Lehmann, 799, 25.

109 Was der Glaube getrennt, soll die Liebe vereinigen.

110 Was der Glaube verwundet, muss die Liebe heilen.

111 Was glauben vnd zusag hellt, dem helt gott wider.Henisch, 1710, 19.

112 Was im Glauben geschicht, das ist alles gut.Petri, I, 90.

113 Was im Glauben geschieht, ist gut, sagte der Küster, und trank den sauern Kirchenwein.

114 Was nicht aus dem glauben gehet, das ist sünd.Henisch, 1635, 1; Petri, I, 91.

115 Weil man glauben helt, so stehets vnd gehets recht inn der Welt.Henisch, 1435, 8.

116 Wenn der Glaube in die Hand kommt, gefällt der Rath.

117 Wenn man durch den Glauben den Karren geschmieret hat, so geht das Fuhrwerk fort.Luther's Werke, Isl. 356a.

118 Wer den Glauben hat, der badet sobald ausser der Badstuben als drinnen.Petri, II, 691.

119 Wer den Glauben verleugnet, ist ärger als ein Heide.

Vgl. die Schriften: Isis von Radenhausen (Hamburg 1864) und H. Techow, Die moderne Bildung und die christliche Kirche (Hamburg 1865). – Die Perser sagen von einem solchen: er ist der Hölle würdig. (Reinsberg II, 2.)

120 Wer den Glauben1 verloren hat, der hat nichts weiter zu verlieren.

1) Hier in dem Sinne von Credit, öffentlichem Vertrauen, Ehre, gutem Namen.

Frz.: Celui qui a perdu la foi, n'a, plus que perdre. (Kritzinger, 321a.)

It.: Chi perde la fede, non hà piu altro da perdere. (Pazzaglia, 272, 1.)

Lat.: Fidem qui perdit, perdere ultra nil potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1145; Fischer, 93, 38; Seybold, 182.)

121 Wer Glauben hat an Gott, der kommt in keine Noth.

Es kommt doch auch sehr viel darauf an, wie dieser Glaube ist. Der Schuhmacher Lakington sprang zum Fenster hinaus, weil er fest überzeugt war, die lieben Engelein würden ihn sanft zur Erde tragen. Als er aber ein Bein brach, rief er entrüstet aus: „Der Herr hat nicht wohl an mir gethan, ich werde nicht mehr so viel auf ihn trauen.“ (Mystagogos, S. 315.)

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122 Wer Glauben hat, kann so gut auf dem Ofen backen wie drin.Reinsberg II, 2.

123 Wer keinen Glauben hat, kann keinen Glauben predigen.

Aehnlicher Ansicht sind die Sardinier. (Reinsberg II, 2.)

124 Wer nicht glauben hellt, wird auch widerumb betrogen.Henisch, 1638, 1; Petri, II, 740.

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125 Wer seinen Glauben nicht will verlieren, der hüte sich vorm Disputiren.

126 Wer sich mit dem Glauben an Gottes Wort hängt, der bleibt ewig.Petri, I, 109.

127 Wie der glaub ist, also ist auch der Gott.Henisch, 1635, 47; Petri, II, 787.

Die Vorstellung von Gott entspricht stets der Bildungsstufe des betreffenden Volks oder Menschen.

128 Wie der glaub vnd das hertz also die Werck.Henisch, 1635, 48; Petri, II, 788.


[Spaltenumbruch]

129 Wie der Glaube des Menschen, so ist sein Gott.Eiselein, 240.

130 Wie der Glaube, so das Opfer.

131 Wilt du den glauben haben recht, so bleib bey Gottes Worte schlecht.Henisch, 1635, 50.

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134 Wo der Glaube nicht ist, da ist den Wercken der Kopff ab.Henisch, 1635, 56; Petri, II, 114.

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136 Wo du deinen (jemand seinen) Glauben gelassen hast, da musst du (muss er) ihn wieder suchen.Hillebrand, 74, 101; Eisenhart, 849; Reyscher, V, 199; Hertius, 1, 18; Steiger, 473; Pistor., V, 70; Runde, 199; Simrock, 3676; Graf, 110, 272; Körte, 2175; Braun, I, 828.

Derjenige, welcher jemand mit gutem Willen etwas geliehen hat, kann es nur von diesem wiederfordern und nicht von einem dritten, in dessen Gewalt es gekommen ist. Die Vindicationsbefugnisse des römischen Rechts waren weit ausgedehnter. Bei den Römern konnte der erste Eigenthümer sein Eigenthum, wo und wann er es fand, von jedem Besitzer zurückfordern, ohne Rücksicht darauf, ob er rechtmässig dazu gelangt war, sobald ihm das Eigenthum ohne seinen Willen entwendet worden. (S. Hand.)

137 Wo Glaub ist, mus auch lachen sein.Luther's Tischreden, 159b.

Unter den Widerwärtigkeiten soll die Heiterkeit des Gemüths nicht erliegen.

138 Wo Glaube (Credit) fehlt und Geld, da geht's (steht's) traurig in der Welt.

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Das Bedenkliche gemischter Ehen.

Holl.: Twee gelooven op één peul, is een te veel. (Harrebomée, I, 225.)

142 Zum Glauben müssen die Werke kommen, wenn's soll frommen.

*143 Dazu gehört ein starker Glaube.

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*145 Den Glauben in die Hand nehmen (geben, kriegen).Schottel, 1117a.

*146 Den langen Glauben mit einem beten (treiben).Eiselein, 240; Braun, I, 508; Wurzbach II, 142.

So sagt man im südwestlichen Deutschland von einem Gespräch oder einer Unterhaltung u. s. w., wenn die Sache nicht von der Stelle rücken will. Der lange Glaube lautet aber: Wann ist der Pempemperleinstag? Wenn die Eulen bocken. – Wann bocken die Eulen? Am Pempemperleinstag. Dies wird einigemal nach Belieben wiederholt. Nach andern ist unter dem langen Glauben der Glaube gemeint, über den keine Rechenschaft gegeben wird, der vom Köhler dem Teufel vorgebetete (Köhler-)Glaube. Der Teufel fragte den Köhler, was er glaube. „Was die Kirche glaubt“, erwiderte er. Und als der Teufel neugierig weiter fragte, was die Kirche glaube, antwortete der Köhler: „Was ich glaube.“ Gegen diesen geistreichen Glaubenscirkel vermag weder der Teufel, noch – die Philosophie etwas.

*147 Der Glaube wird ihm wol in die Hände kommen.Körte, 2184; Braun, I, 831.

*148 Einen bei seinem Glauben lassen.

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*149 Er bringt keinen neuen Glauben auf.Mayer, I, 84.

*150 Er hat einen guten Glauben.Kirchhofer, 155.

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[[851]/0879] 107 Wahrer Glaub ist so wenig ohn gute Werck als die Sonne ohne Licht vnd fewer ohne Hitze. – Petri, I, 88. Die Schwierigkeit besteht blos darin, festzustellen, welcher Glaube der wahre ist, da jeder den seinigen als den wahren und rechten bezeichnet. Die Perser folgen den Lehren des Propheten Ali und nennen die Osmanen Ketzer; diese geben jenen diesen Titel zurück. An vielen Orten Persiens pflegte man jährlich dem Volke die Wahrheit der Lehren des Ali zu veranschaulichen. Man erwählte zwei Ochsen, einen grossen starken, der den Namen Ali erhielt, und einen kleinen und schwachen, den man Osman hiess. Diese mussten miteinander kämpfen, und sobald der Ali, was jedesmal geschah, den Osman überwunden, erhob das Volk ein Freudengeschrei: „Ali besiegt den Osman, seine Lehre ist die wahre.“ 108 Was der glaub thut, das kan die vernunfft nicht. – Lehmann, 799, 25. 109 Was der Glaube getrennt, soll die Liebe vereinigen. 110 Was der Glaube verwundet, muss die Liebe heilen. 111 Was glauben vnd zusag hellt, dem helt gott wider. – Henisch, 1710, 19. 112 Was im Glauben geschicht, das ist alles gut. – Petri, I, 90. 113 Was im Glauben geschieht, ist gut, sagte der Küster, und trank den sauern Kirchenwein. 114 Was nicht aus dem glauben gehet, das ist sünd. – Henisch, 1635, 1; Petri, I, 91. 115 Weil man glauben helt, so stehets vnd gehets recht inn der Welt. – Henisch, 1435, 8. 116 Wenn der Glaube in die Hand kommt, gefällt der Rath. 117 Wenn man durch den Glauben den Karren geschmieret hat, so geht das Fuhrwerk fort. – Luther's Werke, Isl. 356a. 118 Wer den Glauben hat, der badet sobald ausser der Badstuben als drinnen. – Petri, II, 691. 119 Wer den Glauben verleugnet, ist ärger als ein Heide. Vgl. die Schriften: Isis von Radenhausen (Hamburg 1864) und H. Techow, Die moderne Bildung und die christliche Kirche (Hamburg 1865). – Die Perser sagen von einem solchen: er ist der Hölle würdig. (Reinsberg II, 2.) 120 Wer den Glauben1 verloren hat, der hat nichts weiter zu verlieren. 1) Hier in dem Sinne von Credit, öffentlichem Vertrauen, Ehre, gutem Namen. Frz.: Celui qui a perdu la foi, n'a, plus que perdre. (Kritzinger, 321a.) It.: Chi perde la fede, non hà piu altro da perdere. (Pazzaglia, 272, 1.) Lat.: Fidem qui perdit, perdere ultra nil potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1145; Fischer, 93, 38; Seybold, 182.) 121 Wer Glauben hat an Gott, der kommt in keine Noth. Es kommt doch auch sehr viel darauf an, wie dieser Glaube ist. Der Schuhmacher Lakington sprang zum Fenster hinaus, weil er fest überzeugt war, die lieben Engelein würden ihn sanft zur Erde tragen. Als er aber ein Bein brach, rief er entrüstet aus: „Der Herr hat nicht wohl an mir gethan, ich werde nicht mehr so viel auf ihn trauen.“ (Mystagogos, S. 315.) It.: A chi crede Dio provede. (Pazzaglia, 74, 3.) 122 Wer Glauben hat, kann so gut auf dem Ofen backen wie drin. – Reinsberg II, 2. 123 Wer keinen Glauben hat, kann keinen Glauben predigen. Aehnlicher Ansicht sind die Sardinier. (Reinsberg II, 2.) 124 Wer nicht glauben hellt, wird auch widerumb betrogen. – Henisch, 1638, 1; Petri, II, 740. Lat.: Qui violare fidem solet, et violetur eidem. (Binder II, 2823; Gartner, 80.) 125 Wer seinen Glauben nicht will verlieren, der hüte sich vorm Disputiren. 126 Wer sich mit dem Glauben an Gottes Wort hängt, der bleibt ewig. – Petri, I, 109. 127 Wie der glaub ist, also ist auch der Gott. – Henisch, 1635, 47; Petri, II, 787. Die Vorstellung von Gott entspricht stets der Bildungsstufe des betreffenden Volks oder Menschen. 128 Wie der glaub vnd das hertz also die Werck. – Henisch, 1635, 48; Petri, II, 788. 129 Wie der Glaube des Menschen, so ist sein Gott. – Eiselein, 240. 130 Wie der Glaube, so das Opfer. 131 Wilt du den glauben haben recht, so bleib bey Gottes Worte schlecht. – Henisch, 1635, 50. 132 Wo der glaub die hertzen trennet, da kan die Ehelieb nicht wol gantz bleiben. – Henisch, 1638, 18. 133 Wo der Glaub nicht recht ist, da ist auch kein gut Werck. – Henisch, 1634, 62. 134 Wo der Glaube nicht ist, da ist den Wercken der Kopff ab. – Henisch, 1635, 56; Petri, II, 114. 135 Wo der Glaube recht ist, da folget auch die That. – Luther, Kirchenpostille. 136 Wo du deinen (jemand seinen) Glauben gelassen hast, da musst du (muss er) ihn wieder suchen. – Hillebrand, 74, 101; Eisenhart, 849; Reyscher, V, 199; Hertius, 1, 18; Steiger, 473; Pistor., V, 70; Runde, 199; Simrock, 3676; Graf, 110, 272; Körte, 2175; Braun, I, 828. Derjenige, welcher jemand mit gutem Willen etwas geliehen hat, kann es nur von diesem wiederfordern und nicht von einem dritten, in dessen Gewalt es gekommen ist. Die Vindicationsbefugnisse des römischen Rechts waren weit ausgedehnter. Bei den Römern konnte der erste Eigenthümer sein Eigenthum, wo und wann er es fand, von jedem Besitzer zurückfordern, ohne Rücksicht darauf, ob er rechtmässig dazu gelangt war, sobald ihm das Eigenthum ohne seinen Willen entwendet worden. (S. Hand.) 137 Wo Glaub ist, mus auch lachen sein. – Luther's Tischreden, 159b. Unter den Widerwärtigkeiten soll die Heiterkeit des Gemüths nicht erliegen. 138 Wo Glaube (Credit) fehlt und Geld, da geht's (steht's) traurig in der Welt. 139 Wo Glôbe un Tautruen henfällt, da fällt alles hen. (Hannover.) 140 Wo weder Glauben an Himmel und Hölle, da zieht der Teufel alle Gefälle. – Simrock, 3669; Körte, 2179; Reinsberg II, 2; Braun, I, 834. 141 Zween Glauben vertragen sich nicht wohl in einem Bette. – Petri, II, 829; Henisch, 342. Das Bedenkliche gemischter Ehen. Holl.: Twee gelooven op één peul, is een te veel. (Harrebomée, I, 225.) 142 Zum Glauben müssen die Werke kommen, wenn's soll frommen. *143 Dazu gehört ein starker Glaube. *144 Den Glauben in der Hand haben. – Frischbier2, 1288. *145 Den Glauben in die Hand nehmen (geben, kriegen). – Schottel, 1117a. *146 Den langen Glauben mit einem beten (treiben). – Eiselein, 240; Braun, I, 508; Wurzbach II, 142. So sagt man im südwestlichen Deutschland von einem Gespräch oder einer Unterhaltung u. s. w., wenn die Sache nicht von der Stelle rücken will. Der lange Glaube lautet aber: Wann ist der Pempemperleinstag? Wenn die Eulen bocken. – Wann bocken die Eulen? Am Pempemperleinstag. Dies wird einigemal nach Belieben wiederholt. Nach andern ist unter dem langen Glauben der Glaube gemeint, über den keine Rechenschaft gegeben wird, der vom Köhler dem Teufel vorgebetete (Köhler-)Glaube. Der Teufel fragte den Köhler, was er glaube. „Was die Kirche glaubt“, erwiderte er. Und als der Teufel neugierig weiter fragte, was die Kirche glaube, antwortete der Köhler: „Was ich glaube.“ Gegen diesen geistreichen Glaubenscirkel vermag weder der Teufel, noch – die Philosophie etwas. *147 Der Glaube wird ihm wol in die Hände kommen. – Körte, 2184; Braun, I, 831. *148 Einen bei seinem Glauben lassen. Einen seinen eigenen Ansichten überlassen. *149 Er bringt keinen neuen Glauben auf. – Mayer, I, 84. *150 Er hat einen guten Glauben. – Kirchhofer, 155. *151 Er hat mir den Glauben in die Hand gethan. Er hat mich thatsächlich überzeugt. *152 Er ist aus dem Glauben ins Vaterunser gekommen. Er besass Vertrauen, jetzt denkt man seiner in der siebenten Bitte.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [851]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/879>, abgerufen am 22.07.2024.