Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]

198 Wir haben nichts gegessen, warum sollten wir trinken! - Burckhardt, 342.

Wenn man sagen will, dass zu irgendeiner Handlung kein Grund vorhanden sei, weil die Morgenländer meist nur nach dem Essen trinken, wodurch sie sich nur um so mehr dadurch erquicken.

199 Wir wollten gern mit essen, aber nicht gern mit dreschen. - Henisch, 950; Eiselein, 154.

200 Wo ich ass vnnd nicht tranck, dem wusst ich gar keinen Danck. - Lehmann, II, 887, 447; Simrock, 1497.

201 Wo man ett, da gah ran, wo man Geld tellt, da gah van. (Mecklenburg.)

202 Wo man isst und trinkt, muss man keck sein.

Frz.: Qui a honte de manger, a honte de vivre.

It.: A tavola non bisogna aver vergogna.

Lat.: Verecundari neminem aput mensam decet.

203 Wo man jsset, da gehe hinzu (wie die Deutschen), wo man Gelt zehlet, da gehe von (wie die Welschen). - Tappius, 192a; Gruter, I, 87; Agricola I, 694; Henisch, 950; Egenolff, 264a; Petri, II, 812; Blum, 629; Sailer, 278; Kirchhofer, 251.

Eine Regel ist in der Gastfreundschaft, die an dere in der Ehrlichkeit der Deutschen begründet.

204 Wo man jsset, da soll man zugehen, wo man rahtschlagt, da soll man von gehn, biss man beruffen werde. - Henisch, 950; Petri, II, 812.

205 Wo man jsset, soll man zulauffen, wo man arbeit, soll man sich daruon machen. - Henisch, 950.

206 Wo man schlecht isst, da will man gut trinken.

Frz.: A petit manger, bien boire. (Lendroy, 153.)

207 Wo mehrere essen, isst einer mit. - Blum, 630.

Etwas bleibt immer übrig; und wäre dies auch nicht, so wird ja gern jeder einen Bissen weniger geniessen, um einen Hungrigen zu speisen.

208 Wo sechs essen, da jsset auch (noch) einer. - Lehmann, II, 884, 335; Gruter, III, 117; Agricola I, 694; Henisch, 950; Simrock, 2197; Eiselein, 155; Kirchhofer, 251.

209 Wo zween essen, die halten den dritten frey. - Henisch, 950; Petri, II, 818.

210 Zu viel essen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. (S. Fressen.)

211 Zu vil essen thut dem Leib vbel (vngemach). - Henisch, 949; Petri, II, 828.

Lat.: E magna coena stomacho fit maxima poena. (Binder II, 903; Lehmann, 191, 18.)

212 Zugleich essen vnd reden ist gfährlich. - Henisch, 950; Petri, II, 823.

*213 Da isst man nichts als Schnitz. - Schweiz.

*214 Dei üst mät der foafhärniger Gafel. (Siebenbürg.-sächsisch.) - Frommann, V, 177, 209.

Mit der fünfhömigen Gabel, d. i. mit den Fingern.

*215 E ässt, wä är siwen. (Siebenbürg.-sächsisch.) - Frommann, V, 177, 199.

Isst soviel wie ihrer Sieben.

*216 E ässt wä en Drescher. (Siebenbürg.-sächsisch.) - Frommann, V, 177, 198.

*217 Eeten wat man mag, un lieden wat dervör hört. (Holst.)

Wahlspruch der Gernesser, die sich nicht an die Folgen des Zuviels kehren.

*218 Eetn asn Smid.

*219 Er ässe es gern, wenn er's nicht bezahlen dürfte.

*220 Er gibt gern zu essen, aber nur seinen Schweinen. - Simrock, 9390.

*221 Er hat essen sehen.

Frz.: Cet homme a deine par coeur. (Lendroy, 455.)

*222 Er isst allein, wie der Henker.

*223 Er isst alles durcheinander wie der Hallauer. (Schweiz.) - Kirchhofer, 92.

*224 Er isst, dass das Fell die Knochen nicht verliert. (Lit.)

Für Essen haben die Franzosen die Redensarten: Jouer des orgues de Turquie. Jouer des dents. (Leroux, I, 200.)

*225 Er isst gegen Mag und Schnack.

Gegen Neigung und Lust.

*226 Er isst keine Schuhnägel.

*227 Er isst keinen Bissen, und will auch nicht, dass die andern davon essen.


[Spaltenumbruch]

*228 Er isst mit den Kaninchen durch das Gitter.

Lebt in Dürftigkeit, ist sehr mager.

*229 Er isst mit Sanct-Johann in der Wüste.

*230 Er isst selbst. (Trier.)

Von Personen grosser Wohlbeleibtheit.

*231 Er isst und seufzt. - Burckhardt, 750.

Von denen, welche bei der besten Gesundheit und in den glücklichsten Umständen über Kränklichkeit klagen und mit ihrem Lose unzufrieden sind.

*232 Er isst und spöttelt über das, was er isst. - Burckhardt, 780.

Macht den Wirth lächerlich, anstatt ihm zu danken.

*233 Er isst was da ist, und nimmt andern den Platz. - Burckhardt, 760.

Von einem gemeinen Menschen, welcher Ansprüche geltend macht, die nur einem hohen Range gebühren. Das Sprichwort meint einen gefrässigen und sich breit machenden Menschen.

*234 Er isst, was er findet.

Er ist nicht wählerisch, macht keine Umstände.

Frz.: A la fortune du pot. (Lendroy, 775.)

*235 Er isst wie ein (Scheun-)Drescher.

Wir haben für die verschiedenen Berufsarten ausser obigem noch andere Redensarten, z. B.: Trinken wie ein Bürstenbinder, laufen wie ein Schneider u. s. w., und es würden gewerbliche Uebergriffe und dadurch Veranlassungen zu den scharfsinnigsten und geistreichsten Grenzprocessen auf dem Zunftgebiet entstehen, wenn ein Schuster wollte trinken wie ein Bürstenbinder, ein Bürstenbinder laufen wie ein Schneider, ein Schneider lauschen wie ein Häftlimacher, ein Kärrner schwitzen wie ein Magister und ein Präceptor fluchen wie ein Kärrner, oder ein Drescher lügen wie ein Zahnbrecher, wenn ein Kaufmann seine Kunden leimen, ein Zimmermann seinen Beleidiger versohlen, ein Bäcker einen Fleischergang machen und ein Fleischer Schliff backen wollte.

Dän.: Han aeder som en taersker. (Prov. dan., 11.)

*236 Er isst wie ein Rohrspatz. (Salzburg.)

Sehr wenig.

*237 Er isst wie ein Vögelein. - Kirchhofer, 301.

*238 Er isst wie ne Drescher und schisst wie ne Hund. (Luzern.)

Ein Däne sagt von seiner Frau: Sie isst eine gute Portion, denn sie isst soviel wie ich und du und noch drei andere.

*239 Er jsset weder Fleisch noch Fisch. - Eyering, II, 544.

*240 Er muss essen, was er selbst abgeschnitten hat.

Die Folgen seiner Handlungsweise tragen.

*241 Er sieht niemandt so gern essen, als sein eigen Maul. - Henisch, 946.

*242 Er sihet gern essen in ander leut heuser. - Franck, II, 100b; Henisch, 948; Sutor, 31; Eiselein, 154.

Vom Kargen, Geizigen, Ungastlichen.

*243 Er will nicht essen, weil ihn der Arsch reut.

Holl.: Hij darft niet eten, uit vrees, dat hij k ..... zou. (Harrebomee, I, 409.)

*244 Et't smakelk(?). - Eichwald, 455.

*245 Hä esst, es bann e gehange soll war. (Henneberg.)

*246 He ätt gern, wat bei den Ribben steuht. (Lippe.)

D. h. derbe Kost.

*247 He et sein Körneken grone.

Frz.: Manger son ble en vert (herbe).

*248 He ett as ennen Plakeheuer1. (Meurs.)

1) Rasenhauer.

*249 He ietet, dat he swettet, un arbett, dat he früset (friert). (Iserlohn.) - Firmenich, III, 188, 94.

*250 He kann eten, wo et bi kakt is. (Holst.) - Schütze, I, 293.

Er kann essen, wobei es gekocht ist, nämlich Holz, Torf, sagt der Holsteiner zu einem, der in den Speisen wählerisch ist.

*251 Hei ietet, as wann 'e der Geld mit verdeinende. (Westf.)

*252 Ich muss og a moal assen, doss 's nich immer eiber's Trinken geit. (Schles.) - Frommann, III, 415, 592.

*253 Idj üüs an Dicker. (Amrum in Nordfriesland.) - Haupt, VIII, 357.

Essen wie ein Deicher.

*254 Ik idj me a gertten an skitj me a letjen. (Insel Amrum in Nordfriesland.) - Haupt, VIII, 354, 57.

Ich esse mit den Grossen und scheisse mit den Kleinen.

*255 Mer zwa esse ach kan greine Bohne meh mer' nanner. (Nassau.) - Kehrein, VI, 30.

[Spaltenumbruch]

198 Wir haben nichts gegessen, warum sollten wir trinken!Burckhardt, 342.

Wenn man sagen will, dass zu irgendeiner Handlung kein Grund vorhanden sei, weil die Morgenländer meist nur nach dem Essen trinken, wodurch sie sich nur um so mehr dadurch erquicken.

199 Wir wollten gern mit essen, aber nicht gern mit dreschen.Henisch, 950; Eiselein, 154.

200 Wo ich ass vnnd nicht tranck, dem wusst ich gar keinen Danck.Lehmann, II, 887, 447; Simrock, 1497.

201 Wo man ett, da gah ran, wo man Geld tellt, da gah van. (Mecklenburg.)

202 Wo man isst und trinkt, muss man keck sein.

Frz.: Qui a honte de manger, a honte de vivre.

It.: A tavola non bisogna aver vergogna.

Lat.: Verecundari neminem aput mensam decet.

203 Wo man jsset, da gehe hinzu (wie die Deutschen), wo man Gelt zehlet, da gehe von (wie die Welschen).Tappius, 192a; Gruter, I, 87; Agricola I, 694; Henisch, 950; Egenolff, 264a; Petri, II, 812; Blum, 629; Sailer, 278; Kirchhofer, 251.

Eine Regel ist in der Gastfreundschaft, die an dere in der Ehrlichkeit der Deutschen begründet.

204 Wo man jsset, da soll man zugehen, wo man rahtschlagt, da soll man von gehn, biss man beruffen werde.Henisch, 950; Petri, II, 812.

205 Wo man jsset, soll man zulauffen, wo man arbeit, soll man sich daruon machen.Henisch, 950.

206 Wo man schlecht isst, da will man gut trinken.

Frz.: A petit manger, bien boire. (Lendroy, 153.)

207 Wo mehrere essen, isst einer mit.Blum, 630.

Etwas bleibt immer übrig; und wäre dies auch nicht, so wird ja gern jeder einen Bissen weniger geniessen, um einen Hungrigen zu speisen.

208 Wo sechs essen, da jsset auch (noch) einer.Lehmann, II, 884, 335; Gruter, III, 117; Agricola I, 694; Henisch, 950; Simrock, 2197; Eiselein, 155; Kirchhofer, 251.

209 Wo zween essen, die halten den dritten frey.Henisch, 950; Petri, II, 818.

210 Zu viel essen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. (S. Fressen.)

211 Zu vil essen thut dem Leib vbel (vngemach).Henisch, 949; Petri, II, 828.

Lat.: E magna coena stomacho fit maxima poena. (Binder II, 903; Lehmann, 191, 18.)

212 Zugleich essen vnd reden ist gfährlich.Henisch, 950; Petri, II, 823.

*213 Da isst man nichts als Schnitz.Schweiz.

*214 Dî üst mät der foafhärniger Gafel. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 209.

Mit der fünfhömigen Gabel, d. i. mit den Fingern.

*215 E ässt, wä är siwen. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 199.

Isst soviel wie ihrer Sieben.

*216 E ässt wä en Drêscher. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 198.

*217 Eeten wat man mag, un lieden wat dervör hört. (Holst.)

Wahlspruch der Gernesser, die sich nicht an die Folgen des Zuviels kehren.

*218 Eetn asn Smid.

*219 Er ässe es gern, wenn er's nicht bezahlen dürfte.

*220 Er gibt gern zu essen, aber nur seinen Schweinen.Simrock, 9390.

*221 Er hat essen sehen.

Frz.: Cet homme a dîné par coeur. (Lendroy, 455.)

*222 Er isst allein, wie der Henker.

*223 Er isst alles durcheinander wie der Hallauer. (Schweiz.) – Kirchhofer, 92.

*224 Er isst, dass das Fell die Knochen nicht verliert. (Lit.)

Für Essen haben die Franzosen die Redensarten: Jouer des orgues de Turquie. Jouer des dents. (Leroux, I, 200.)

*225 Er isst gegen Mag und Schnack.

Gegen Neigung und Lust.

*226 Er isst keine Schuhnägel.

*227 Er isst keinen Bissen, und will auch nicht, dass die andern davon essen.


[Spaltenumbruch]

*228 Er isst mit den Kaninchen durch das Gitter.

Lebt in Dürftigkeit, ist sehr mager.

*229 Er isst mit Sanct-Johann in der Wüste.

*230 Er isst selbst. (Trier.)

Von Personen grosser Wohlbeleibtheit.

*231 Er isst und seufzt.Burckhardt, 750.

Von denen, welche bei der besten Gesundheit und in den glücklichsten Umständen über Kränklichkeit klagen und mit ihrem Lose unzufrieden sind.

*232 Er isst und spöttelt über das, was er isst.Burckhardt, 780.

Macht den Wirth lächerlich, anstatt ihm zu danken.

*233 Er isst was da ist, und nimmt andern den Platz.Burckhardt, 760.

Von einem gemeinen Menschen, welcher Ansprüche geltend macht, die nur einem hohen Range gebühren. Das Sprichwort meint einen gefrässigen und sich breit machenden Menschen.

*234 Er isst, was er findet.

Er ist nicht wählerisch, macht keine Umstände.

Frz.: A la fortune du pot. (Lendroy, 775.)

*235 Er isst wie ein (Scheun-)Drescher.

Wir haben für die verschiedenen Berufsarten ausser obigem noch andere Redensarten, z. B.: Trinken wie ein Bürstenbinder, laufen wie ein Schneider u. s. w., und es würden gewerbliche Uebergriffe und dadurch Veranlassungen zu den scharfsinnigsten und geistreichsten Grenzprocessen auf dem Zunftgebiet entstehen, wenn ein Schuster wollte trinken wie ein Bürstenbinder, ein Bürstenbinder laufen wie ein Schneider, ein Schneider lauschen wie ein Häftlimacher, ein Kärrner schwitzen wie ein Magister und ein Präceptor fluchen wie ein Kärrner, oder ein Drescher lügen wie ein Zahnbrecher, wenn ein Kaufmann seine Kunden leimen, ein Zimmermann seinen Beleidiger versohlen, ein Bäcker einen Fleischergang machen und ein Fleischer Schliff backen wollte.

Dän.: Han æder som en tærsker. (Prov. dan., 11.)

*236 Er isst wie ein Rohrspatz. (Salzburg.)

Sehr wenig.

*237 Er isst wie ein Vögelein.Kirchhofer, 301.

*238 Er isst wie ne Drescher und schisst wie ne Hund. (Luzern.)

Ein Däne sagt von seiner Frau: Sie isst eine gute Portion, denn sie isst soviel wie ich und du und noch drei andere.

*239 Er jsset weder Fleisch noch Fisch.Eyering, II, 544.

*240 Er muss essen, was er selbst abgeschnitten hat.

Die Folgen seiner Handlungsweise tragen.

*241 Er sieht niemandt so gern essen, als sein eigen Maul.Henisch, 946.

*242 Er sihet gern essen in ander leut heuser.Franck, II, 100b; Henisch, 948; Sutor, 31; Eiselein, 154.

Vom Kargen, Geizigen, Ungastlichen.

*243 Er will nicht essen, weil ihn der Arsch reut.

Holl.: Hij darft niet eten, uit vrees, dat hij k ..... zou. (Harrebomée, I, 409.)

*244 Et't smakelk(?).Eichwald, 455.

*245 Hä esst, es bann e gehange soll war. (Henneberg.)

*246 He ätt gêrn, wat bî den Ribben steuht. (Lippe.)

D. h. derbe Kost.

*247 He êt sîn Körneken grone.

Frz.: Manger son blé en vert (herbe).

*248 He ett as ennen Plakeheuer1. (Meurs.)

1) Rasenhauer.

*249 He ietet, dat he swettet, un arbett, dat he früset (friert). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 94.

*250 He kann êten, wo et bi kâkt is. (Holst.) – Schütze, I, 293.

Er kann essen, wobei es gekocht ist, nämlich Holz, Torf, sagt der Holsteiner zu einem, der in den Speisen wählerisch ist.

*251 Hei ietet, as wann 'e der Geld mit verdeinende. (Westf.)

*252 Ich muss og a moal assen, doss 's nich immer îber's Trinken gît. (Schles.) – Frommann, III, 415, 592.

*253 Idj üüs an Dicker. (Amrum in Nordfriesland.) – Haupt, VIII, 357.

Essen wie ein Deicher.

*254 Ik idj me a gertten an skitj me a letjen. (Insel Amrum in Nordfriesland.) – Haupt, VIII, 354, 57.

Ich esse mit den Grossen und scheisse mit den Kleinen.

*255 Mer zwa esse âch kân grîne Bohne meh mer' nanner. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <pb facs="#f0477" n="[449]"/>
          <cb n="897"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">198 Wir haben nichts gegessen, warum sollten wir trinken!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 342.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn man sagen will, dass zu irgendeiner Handlung kein Grund vorhanden sei, weil die Morgenländer meist nur nach dem Essen trinken, wodurch sie sich nur um so mehr dadurch erquicken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">199 Wir wollten gern mit essen, aber nicht gern mit dreschen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 950; Eiselein, 154.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">200 Wo ich ass vnnd nicht tranck, dem wusst ich gar keinen Danck.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 887, 447; Simrock, 1497.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">201 Wo man ett, da gah ran, wo man Geld tellt, da gah van.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">202 Wo man isst und trinkt, muss man keck sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui a honte de manger, a honte de vivre.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A tavola non bisogna aver vergogna.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Verecundari neminem aput mensam decet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">203 Wo man jsset, da gehe hinzu (wie die Deutschen), wo man Gelt zehlet, da gehe von (wie die Welschen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 192<hi rendition="#sup">a</hi>; Gruter, I, 87; Agricola I, 694; Henisch, 950; Egenolff, 264<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, II, 812; Blum, 629; Sailer, 278; Kirchhofer, 251.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Regel ist in der Gastfreundschaft, die an dere in der Ehrlichkeit der Deutschen begründet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">204 Wo man jsset, da soll man zugehen, wo man rahtschlagt, da soll man von gehn, biss man beruffen werde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 950; Petri, II, 812.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">205 Wo man jsset, soll man zulauffen, wo man arbeit, soll man sich daruon machen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 950.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">206 Wo man schlecht isst, da will man gut trinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A petit manger, bien boire. (<hi rendition="#i">Lendroy, 153.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">207 Wo mehrere essen, isst einer mit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 630.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Etwas bleibt immer übrig; und wäre dies auch nicht, so wird ja gern jeder einen Bissen weniger geniessen, um einen Hungrigen zu speisen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">208 Wo sechs essen, da jsset auch (noch) einer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 884, 335; Gruter, III, 117; Agricola I, 694; Henisch, 950; Simrock, 2197; Eiselein, 155; Kirchhofer, 251.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">209 Wo zween essen, die halten den dritten frey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 950; Petri, II, 818.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">210 Zu viel essen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. (S.  Fressen.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">211 Zu vil essen thut dem Leib vbel (vngemach).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 949; Petri, II, 828.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: E magna coena stomacho fit maxima poena. (<hi rendition="#i">Binder II, 903; Lehmann, 191, 18.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">212 Zugleich essen vnd reden ist gfährlich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 950; Petri, II, 823.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*213 Da isst man nichts als Schnitz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*214 Dî üst mät der foafhärniger Gafel.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächsisch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 177, 209.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit der fünfhömigen Gabel, d. i. mit den Fingern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*215 E ässt, wä är siwen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächsisch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 177, 199.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Isst soviel wie ihrer Sieben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*216 E ässt wä en Drêscher.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächsisch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 177, 198.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*217 Eeten wat man mag, un lieden wat dervör hört.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wahlspruch der Gernesser, die sich nicht an die Folgen des Zuviels kehren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*218 Eetn asn Smid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*219 Er ässe es gern, wenn er's nicht bezahlen dürfte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*220 Er gibt gern zu essen, aber nur seinen Schweinen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 9390.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*221 Er hat essen sehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cet homme a dîné par coeur. (<hi rendition="#i">Lendroy, 455.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*222 Er isst allein, wie der Henker.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*223 Er isst alles durcheinander wie der Hallauer.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*224 Er isst, dass das Fell die Knochen nicht verliert.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Für Essen haben die Franzosen die Redensarten: Jouer des orgues de Turquie. Jouer des dents. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*225 Er isst gegen Mag und Schnack.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gegen Neigung und Lust.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*226 Er isst keine Schuhnägel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*227 Er isst keinen Bissen, und will auch nicht, dass die andern davon essen.</hi> </p><lb/>
          <cb n="898"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*228 Er isst mit den Kaninchen durch das Gitter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Lebt in Dürftigkeit, ist sehr mager.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*229 Er isst mit Sanct-Johann in der Wüste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*230 Er isst selbst.</hi> (<hi rendition="#i">Trier.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Personen grosser Wohlbeleibtheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*231 Er isst und seufzt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 750.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, welche bei der besten Gesundheit und in den glücklichsten Umständen über Kränklichkeit klagen und mit ihrem Lose unzufrieden sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*232 Er isst und spöttelt über das, was er isst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 780.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Macht den Wirth lächerlich, anstatt ihm zu danken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*233 Er isst was da ist, und nimmt andern den Platz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 760.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem gemeinen Menschen, welcher Ansprüche geltend macht, die nur einem hohen Range gebühren. Das Sprichwort meint einen gefrässigen und sich breit machenden Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*234 Er isst, was er findet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist nicht wählerisch, macht keine Umstände.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A la fortune du pot. (<hi rendition="#i">Lendroy, 775.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*235 Er isst wie ein (Scheun-)Drescher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wir haben für die verschiedenen Berufsarten ausser obigem noch andere Redensarten, z. B.: Trinken wie ein Bürstenbinder, laufen wie ein Schneider u. s. w., und es würden gewerbliche Uebergriffe und dadurch Veranlassungen zu den scharfsinnigsten und geistreichsten Grenzprocessen auf dem Zunftgebiet entstehen, wenn ein Schuster wollte trinken wie ein Bürstenbinder, ein Bürstenbinder laufen wie ein Schneider, ein Schneider lauschen wie ein Häftlimacher, ein Kärrner schwitzen wie ein Magister und ein Präceptor fluchen wie ein Kärrner, oder ein Drescher lügen wie ein Zahnbrecher, wenn ein Kaufmann seine Kunden leimen, ein Zimmermann seinen Beleidiger versohlen, ein Bäcker einen Fleischergang machen und ein Fleischer Schliff backen wollte.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Han æder som en tærsker. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*236 Er isst wie ein Rohrspatz.</hi> (<hi rendition="#i">Salzburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr wenig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*237 Er isst wie ein Vögelein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 301.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*238 Er isst wie ne Drescher und schisst wie ne Hund.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Däne sagt von seiner Frau: Sie isst eine gute Portion, denn sie isst soviel wie ich und du und noch drei andere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*239 Er jsset weder Fleisch noch Fisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 544.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*240 Er muss essen, was er selbst abgeschnitten hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Folgen seiner Handlungsweise tragen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*241 Er sieht niemandt so gern essen, als sein eigen Maul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 946.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*242 Er sihet gern essen in ander leut heuser.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 100<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 948; Sutor, 31; Eiselein, 154.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Kargen, Geizigen, Ungastlichen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*243 Er will nicht essen, weil ihn der Arsch reut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij darft niet eten, uit vrees, dat hij k ..... zou. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 409.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*244 Et't smakelk(?).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 455.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*245 Hä esst, es bann e gehange soll war.</hi> (<hi rendition="#i">Henneberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*246 He ätt gêrn, wat bî den Ribben steuht.</hi> (<hi rendition="#i">Lippe.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. derbe Kost.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*247 He êt sîn Körneken grone.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Manger son blé en vert (herbe).</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*248 He ett as ennen Plakeheuer<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Rasenhauer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*249 He ietet, dat he swettet, un arbett, dat he früset (friert).</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 188, 94.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*250 He kann êten, wo et bi kâkt is.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, I, 293.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er kann essen, wobei es gekocht ist, nämlich Holz, Torf, sagt der Holsteiner zu einem, der in den Speisen wählerisch ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*251 Hei ietet, as wann 'e der Geld mit verdeinende.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*252 Ich muss og a moal assen, doss 's nich immer îber's Trinken gît.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 415, 592.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*253 Idj üüs an Dicker.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum in Nordfriesland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 357.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Essen wie ein Deicher.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*254 Ik idj me a gertten an skitj me a letjen.</hi> (<hi rendition="#i">Insel Amrum in Nordfriesland.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 354, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ich esse mit den Grossen und scheisse mit den Kleinen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*255 Mer zwa esse âch kân grîne Bohne meh mer' nanner.</hi> (<hi rendition="#i">Nassau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kehrein, VI, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[449]/0477] 198 Wir haben nichts gegessen, warum sollten wir trinken! – Burckhardt, 342. Wenn man sagen will, dass zu irgendeiner Handlung kein Grund vorhanden sei, weil die Morgenländer meist nur nach dem Essen trinken, wodurch sie sich nur um so mehr dadurch erquicken. 199 Wir wollten gern mit essen, aber nicht gern mit dreschen. – Henisch, 950; Eiselein, 154. 200 Wo ich ass vnnd nicht tranck, dem wusst ich gar keinen Danck. – Lehmann, II, 887, 447; Simrock, 1497. 201 Wo man ett, da gah ran, wo man Geld tellt, da gah van. (Mecklenburg.) 202 Wo man isst und trinkt, muss man keck sein. Frz.: Qui a honte de manger, a honte de vivre. It.: A tavola non bisogna aver vergogna. Lat.: Verecundari neminem aput mensam decet. 203 Wo man jsset, da gehe hinzu (wie die Deutschen), wo man Gelt zehlet, da gehe von (wie die Welschen). – Tappius, 192a; Gruter, I, 87; Agricola I, 694; Henisch, 950; Egenolff, 264a; Petri, II, 812; Blum, 629; Sailer, 278; Kirchhofer, 251. Eine Regel ist in der Gastfreundschaft, die an dere in der Ehrlichkeit der Deutschen begründet. 204 Wo man jsset, da soll man zugehen, wo man rahtschlagt, da soll man von gehn, biss man beruffen werde. – Henisch, 950; Petri, II, 812. 205 Wo man jsset, soll man zulauffen, wo man arbeit, soll man sich daruon machen. – Henisch, 950. 206 Wo man schlecht isst, da will man gut trinken. Frz.: A petit manger, bien boire. (Lendroy, 153.) 207 Wo mehrere essen, isst einer mit. – Blum, 630. Etwas bleibt immer übrig; und wäre dies auch nicht, so wird ja gern jeder einen Bissen weniger geniessen, um einen Hungrigen zu speisen. 208 Wo sechs essen, da jsset auch (noch) einer. – Lehmann, II, 884, 335; Gruter, III, 117; Agricola I, 694; Henisch, 950; Simrock, 2197; Eiselein, 155; Kirchhofer, 251. 209 Wo zween essen, die halten den dritten frey. – Henisch, 950; Petri, II, 818. 210 Zu viel essen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. (S. Fressen.) 211 Zu vil essen thut dem Leib vbel (vngemach). – Henisch, 949; Petri, II, 828. Lat.: E magna coena stomacho fit maxima poena. (Binder II, 903; Lehmann, 191, 18.) 212 Zugleich essen vnd reden ist gfährlich. – Henisch, 950; Petri, II, 823. *213 Da isst man nichts als Schnitz. – Schweiz. *214 Dî üst mät der foafhärniger Gafel. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 209. Mit der fünfhömigen Gabel, d. i. mit den Fingern. *215 E ässt, wä är siwen. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 199. Isst soviel wie ihrer Sieben. *216 E ässt wä en Drêscher. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 198. *217 Eeten wat man mag, un lieden wat dervör hört. (Holst.) Wahlspruch der Gernesser, die sich nicht an die Folgen des Zuviels kehren. *218 Eetn asn Smid. *219 Er ässe es gern, wenn er's nicht bezahlen dürfte. *220 Er gibt gern zu essen, aber nur seinen Schweinen. – Simrock, 9390. *221 Er hat essen sehen. Frz.: Cet homme a dîné par coeur. (Lendroy, 455.) *222 Er isst allein, wie der Henker. *223 Er isst alles durcheinander wie der Hallauer. (Schweiz.) – Kirchhofer, 92. *224 Er isst, dass das Fell die Knochen nicht verliert. (Lit.) Für Essen haben die Franzosen die Redensarten: Jouer des orgues de Turquie. Jouer des dents. (Leroux, I, 200.) *225 Er isst gegen Mag und Schnack. Gegen Neigung und Lust. *226 Er isst keine Schuhnägel. *227 Er isst keinen Bissen, und will auch nicht, dass die andern davon essen. *228 Er isst mit den Kaninchen durch das Gitter. Lebt in Dürftigkeit, ist sehr mager. *229 Er isst mit Sanct-Johann in der Wüste. *230 Er isst selbst. (Trier.) Von Personen grosser Wohlbeleibtheit. *231 Er isst und seufzt. – Burckhardt, 750. Von denen, welche bei der besten Gesundheit und in den glücklichsten Umständen über Kränklichkeit klagen und mit ihrem Lose unzufrieden sind. *232 Er isst und spöttelt über das, was er isst. – Burckhardt, 780. Macht den Wirth lächerlich, anstatt ihm zu danken. *233 Er isst was da ist, und nimmt andern den Platz. – Burckhardt, 760. Von einem gemeinen Menschen, welcher Ansprüche geltend macht, die nur einem hohen Range gebühren. Das Sprichwort meint einen gefrässigen und sich breit machenden Menschen. *234 Er isst, was er findet. Er ist nicht wählerisch, macht keine Umstände. Frz.: A la fortune du pot. (Lendroy, 775.) *235 Er isst wie ein (Scheun-)Drescher. Wir haben für die verschiedenen Berufsarten ausser obigem noch andere Redensarten, z. B.: Trinken wie ein Bürstenbinder, laufen wie ein Schneider u. s. w., und es würden gewerbliche Uebergriffe und dadurch Veranlassungen zu den scharfsinnigsten und geistreichsten Grenzprocessen auf dem Zunftgebiet entstehen, wenn ein Schuster wollte trinken wie ein Bürstenbinder, ein Bürstenbinder laufen wie ein Schneider, ein Schneider lauschen wie ein Häftlimacher, ein Kärrner schwitzen wie ein Magister und ein Präceptor fluchen wie ein Kärrner, oder ein Drescher lügen wie ein Zahnbrecher, wenn ein Kaufmann seine Kunden leimen, ein Zimmermann seinen Beleidiger versohlen, ein Bäcker einen Fleischergang machen und ein Fleischer Schliff backen wollte. Dän.: Han æder som en tærsker. (Prov. dan., 11.) *236 Er isst wie ein Rohrspatz. (Salzburg.) Sehr wenig. *237 Er isst wie ein Vögelein. – Kirchhofer, 301. *238 Er isst wie ne Drescher und schisst wie ne Hund. (Luzern.) Ein Däne sagt von seiner Frau: Sie isst eine gute Portion, denn sie isst soviel wie ich und du und noch drei andere. *239 Er jsset weder Fleisch noch Fisch. – Eyering, II, 544. *240 Er muss essen, was er selbst abgeschnitten hat. Die Folgen seiner Handlungsweise tragen. *241 Er sieht niemandt so gern essen, als sein eigen Maul. – Henisch, 946. *242 Er sihet gern essen in ander leut heuser. – Franck, II, 100b; Henisch, 948; Sutor, 31; Eiselein, 154. Vom Kargen, Geizigen, Ungastlichen. *243 Er will nicht essen, weil ihn der Arsch reut. Holl.: Hij darft niet eten, uit vrees, dat hij k ..... zou. (Harrebomée, I, 409.) *244 Et't smakelk(?). – Eichwald, 455. *245 Hä esst, es bann e gehange soll war. (Henneberg.) *246 He ätt gêrn, wat bî den Ribben steuht. (Lippe.) D. h. derbe Kost. *247 He êt sîn Körneken grone. Frz.: Manger son blé en vert (herbe). *248 He ett as ennen Plakeheuer1. (Meurs.) 1) Rasenhauer. *249 He ietet, dat he swettet, un arbett, dat he früset (friert). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 94. *250 He kann êten, wo et bi kâkt is. (Holst.) – Schütze, I, 293. Er kann essen, wobei es gekocht ist, nämlich Holz, Torf, sagt der Holsteiner zu einem, der in den Speisen wählerisch ist. *251 Hei ietet, as wann 'e der Geld mit verdeinende. (Westf.) *252 Ich muss og a moal assen, doss 's nich immer îber's Trinken gît. (Schles.) – Frommann, III, 415, 592. *253 Idj üüs an Dicker. (Amrum in Nordfriesland.) – Haupt, VIII, 357. Essen wie ein Deicher. *254 Ik idj me a gertten an skitj me a letjen. (Insel Amrum in Nordfriesland.) – Haupt, VIII, 354, 57. Ich esse mit den Grossen und scheisse mit den Kleinen. *255 Mer zwa esse âch kân grîne Bohne meh mer' nanner. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/477
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [449]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/477>, abgerufen am 02.07.2024.