Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Der Juncker kam zu der Frau / die fragte ihn wie ihm wiederfahren? Ja/ sagte er/ ihr solt da gewesen seyn / so solt ihr erfahren haben/ daß ich einen getreuen Knecht habe. 1. Weiber List ist groß/ und sie sind gar betrüglich. 2. Darumb hat der weise Mann wol gesagt: Traue auch der nicht/ die in deinen Armen schläfft. 29. Einem Elephanten wird von einem Knecht sein Futter bezwacket. IN Syrien hatte ein fürnehmer Herr einen Elephanten: Dem der Diener/ von der bestimpten Maaß Gersten/ allezeit die Helffte abstohle. Als aber einsten der Herr dabey war/ und der Diener das Maaß den Elephanten voll gab/ sahe der Elephant den Herrn unbeweglich an/ fraß/ von der Gersten/ mehr nicht/ als ihm vorher war gegeben worden/ stieß das andere mit seinem Rüssel hinweg/ und ließ es unberühret: Daß sein Herr daraus den vorgegangenen Betrug gnugsam ermessen konte. Auff so unvermuthete weise kan GOTT das Böse kundbar machen. Derowegen keiner dencken solle: Sein Unrecht Der Juncker kam zu der Frau / die fragte ihn wie ihm wiederfahren? Ja/ sagte er/ ihr solt da gewesen seyn / so solt ihr erfahren haben/ daß ich einen getreuen Knecht habe. 1. Weiber List ist groß/ und sie sind gar betrüglich. 2. Darumb hat der weise Mann wol gesagt: Traue auch der nicht/ die in deinen Armen schläfft. 29. Einem Elephanten wird võ einem Knecht sein Futter bezwacket. IN Syrien hatte ein fürnehmer Herr einen Elephanten: Dem der Diener/ von der bestimpten Maaß Gersten/ allezeit die Helffte abstohle. Als aber einsten der Herr dabey war/ und der Diener das Maaß den Elephanten voll gab/ sahe der Elephant den Herrn unbeweglich an/ fraß/ von der Gersten/ mehr nicht/ als ihm vorher war gegeben worden/ stieß das andere mit seinem Rüssel hinweg/ und ließ es unberühret: Daß sein Herr daraus den vorgegangenen Betrug gnugsam ermessen konte. Auff so unvermuthete weise kan GOTT das Böse kundbar machen. Derowegen keiner dencken solle: Sein Unrecht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0099" n="79"/> Der Juncker kam zu der Frau / die fragte ihn wie ihm wiederfahren? Ja/ sagte er/ ihr solt da gewesen seyn / so solt ihr erfahren haben/ daß ich einen getreuen Knecht habe.</p> <p>1. Weiber List ist groß/ und sie sind gar betrüglich.</p> <p>2. Darumb hat der weise Mann wol gesagt: Traue auch der nicht/ die in deinen Armen schläfft.</p> <p>29.</p> <p>Einem Elephanten wird võ einem Knecht sein Futter bezwacket.</p> <p>IN Syrien hatte ein fürnehmer Herr einen Elephanten: Dem der Diener/ von der bestimpten Maaß Gersten/ allezeit die Helffte abstohle. Als aber einsten der Herr dabey war/ und der Diener das Maaß den Elephanten voll gab/ sahe der Elephant den Herrn unbeweglich an/ fraß/ von der Gersten/ mehr nicht/ als ihm vorher war gegeben worden/ stieß das andere mit seinem Rüssel hinweg/ und ließ es unberühret: Daß sein Herr daraus den vorgegangenen Betrug gnugsam ermessen konte. Auff so unvermuthete weise kan GOTT das Böse kundbar machen. Derowegen keiner dencken solle: Sein Unrecht </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0099]
Der Juncker kam zu der Frau / die fragte ihn wie ihm wiederfahren? Ja/ sagte er/ ihr solt da gewesen seyn / so solt ihr erfahren haben/ daß ich einen getreuen Knecht habe.
1. Weiber List ist groß/ und sie sind gar betrüglich.
2. Darumb hat der weise Mann wol gesagt: Traue auch der nicht/ die in deinen Armen schläfft.
29.
Einem Elephanten wird võ einem Knecht sein Futter bezwacket.
IN Syrien hatte ein fürnehmer Herr einen Elephanten: Dem der Diener/ von der bestimpten Maaß Gersten/ allezeit die Helffte abstohle. Als aber einsten der Herr dabey war/ und der Diener das Maaß den Elephanten voll gab/ sahe der Elephant den Herrn unbeweglich an/ fraß/ von der Gersten/ mehr nicht/ als ihm vorher war gegeben worden/ stieß das andere mit seinem Rüssel hinweg/ und ließ es unberühret: Daß sein Herr daraus den vorgegangenen Betrug gnugsam ermessen konte. Auff so unvermuthete weise kan GOTT das Böse kundbar machen. Derowegen keiner dencken solle: Sein Unrecht
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