Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.bey sich selbst: Ich habe offt gehört/ daß die Deutschen an Muth und Tapfferkeit alle andere Nationen übertreffen/ und ward also ingleichem in einem Augenblick mit Venus-Pfeilen getroffen (denn die Liebe überwind/ und verläst alles in der gantzen Welt /) und dacht bey sich selbst/ Ach Gott! wenn dich dieser zu einer Liebhaberin in Ehren außerwehlte/ du woltest alsbald deine Mutter und Vatterland verlassen und wo er dich hinführte/ ihm gerne folgen/ denn da ist doch eins jeden Menschen Heymat/ da ihn gelust zu leben. Ließ sich doch die schöne Helena gutwillig gefangen nehmen/ und ward vom Peride mit ihrem Willen weggeführet. Nicht lange nach diesem offenbahrten sie einander ihre heimliche innerliche verwundte Hertzen-Gedancken durch schreiben/ auff solches sprach die Jungfrau zu ihrer Magd/ gehe hin und sage ihm/ daß ich ihn lieb habe/ denn ich weiß nicht/ mit was Flammen ich gebrennet werde/ Ach ich hoffe nicht/ daß hertzliche Liebe wird der Zucht zu wieder seyn. Auff solches kamen sie etlich mahl zusammen [doch in rechrer Jungfräulicher Keuschheit) Vnd als er nun einmahl zu ihr zukommen verhindert ward/ sprach er für grosser Angst: Ach hat doch die Schönheit ihrer Gestalt all meinen Fleiß und Arbeit überwunden/ sie hat mir auch weggenommen den natürlichen Schlaff und die Speise/ ist sie mir in meinem Hertzen so verwand/ als bey sich selbst: Ich habe offt gehört/ daß die Deutschen an Muth und Tapfferkeit alle andere Nationen übertreffen/ und ward also ingleichem in einem Augenblick mit Venus-Pfeilen getroffen (denn die Liebe überwind/ und verläst alles in der gantzen Welt /) und dacht bey sich selbst/ Ach Gott! wenn dich dieser zu einer Liebhaberin in Ehren außerwehlte/ du woltest alsbald deine Mutter und Vatterland verlassen und wo er dich hinführte/ ihm gerne folgen/ denn da ist doch eins jeden Menschen Heymat/ da ihn gelust zu leben. Ließ sich doch die schöne Helena gutwillig gefangen nehmen/ und ward vom Peride mit ihrem Willen weggeführet. Nicht lange nach diesem offenbahrten sie einander ihre heimliche innerliche verwundte Hertzen-Gedancken durch schreiben/ auff solches sprach die Jungfrau zu ihrer Magd/ gehe hin und sage ihm/ daß ich ihn lieb habe/ denn ich weiß nicht/ mit was Flammen ich gebrennet werde/ Ach ich hoffe nicht/ daß hertzliche Liebe wird der Zucht zu wieder seyn. Auff solches kamen sie etlich mahl zusammen [doch in rechrer Jungfräulicher Keuschheit) Vnd als er nun einmahl zu ihr zukommen verhindert ward/ sprach er für grosser Angst: Ach hat doch die Schönheit ihrer Gestalt all meinen Fleiß und Arbeit überwunden/ sie hat mir auch weggenommen den natürlichen Schlaff und die Speise/ ist sie mir in meinem Hertzen so verwand/ als <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0801" n="781"/> bey sich selbst: Ich habe offt gehört/ daß die Deutschen an Muth und Tapfferkeit alle andere Nationen übertreffen/ und ward also ingleichem in einem Augenblick mit Venus-Pfeilen getroffen (denn die Liebe überwind/ und verläst alles in der gantzen Welt /) und dacht bey sich selbst/ Ach Gott! wenn dich dieser zu einer Liebhaberin in Ehren außerwehlte/ du woltest alsbald deine Mutter und Vatterland verlassen und wo er dich hinführte/ ihm gerne folgen/ denn da ist doch eins jeden Menschen Heymat/ da ihn gelust zu leben. Ließ sich doch die schöne Helena gutwillig gefangen nehmen/ und ward vom Peride mit ihrem Willen weggeführet. Nicht lange nach diesem offenbahrten sie einander ihre heimliche innerliche verwundte Hertzen-Gedancken durch schreiben/ auff solches sprach die Jungfrau zu ihrer Magd/ gehe hin und sage ihm/ daß ich ihn lieb habe/ denn ich weiß nicht/ mit was Flammen ich gebrennet werde/ Ach ich hoffe nicht/ daß hertzliche Liebe wird der Zucht zu wieder seyn. Auff solches kamen sie etlich mahl zusammen [doch in rechrer Jungfräulicher Keuschheit) Vnd als er nun einmahl zu ihr zukommen verhindert ward/ sprach er für grosser Angst: Ach hat doch die Schönheit ihrer Gestalt all meinen Fleiß und Arbeit überwunden/ sie hat mir auch weggenommen den natürlichen Schlaff und die Speise/ ist sie mir in meinem Hertzen so verwand/ als </p> </div> </body> </text> </TEI> [781/0801]
bey sich selbst: Ich habe offt gehört/ daß die Deutschen an Muth und Tapfferkeit alle andere Nationen übertreffen/ und ward also ingleichem in einem Augenblick mit Venus-Pfeilen getroffen (denn die Liebe überwind/ und verläst alles in der gantzen Welt /) und dacht bey sich selbst/ Ach Gott! wenn dich dieser zu einer Liebhaberin in Ehren außerwehlte/ du woltest alsbald deine Mutter und Vatterland verlassen und wo er dich hinführte/ ihm gerne folgen/ denn da ist doch eins jeden Menschen Heymat/ da ihn gelust zu leben. Ließ sich doch die schöne Helena gutwillig gefangen nehmen/ und ward vom Peride mit ihrem Willen weggeführet. Nicht lange nach diesem offenbahrten sie einander ihre heimliche innerliche verwundte Hertzen-Gedancken durch schreiben/ auff solches sprach die Jungfrau zu ihrer Magd/ gehe hin und sage ihm/ daß ich ihn lieb habe/ denn ich weiß nicht/ mit was Flammen ich gebrennet werde/ Ach ich hoffe nicht/ daß hertzliche Liebe wird der Zucht zu wieder seyn. Auff solches kamen sie etlich mahl zusammen [doch in rechrer Jungfräulicher Keuschheit) Vnd als er nun einmahl zu ihr zukommen verhindert ward/ sprach er für grosser Angst: Ach hat doch die Schönheit ihrer Gestalt all meinen Fleiß und Arbeit überwunden/ sie hat mir auch weggenommen den natürlichen Schlaff und die Speise/ ist sie mir in meinem Hertzen so verwand/ als
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/801>, abgerufen am 16.07.2024. |