Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.wieder heyrate/ da er doch ein fromm/ ehrentugendreiches Ehegemahl gehabt/ die er billig betrauren solte/ weil sie ihm alle eheliche Liebe und Treu bewiesen hätte? O! sprach er/ nimmet unser HErre GOtt/ so näme ich auch/ wer sie gar groß in der Welt nütze gewesen/ GOtt hätte jhr noch wol länger das Leben fristen können. Pomarius gedencket auch eines leichtferdigen Vogels/ welcher seine Kinder und andere von weinen abzulassen vermahnet habe/ mit solchen Worten: Ich mein ein grosser Jammer mag das wohl seyn/ wann einer vor ein alt Brumeisen/ die wol kiefeln kan/ eine junge schöne und frische überkommet. 1. Solche leichtgefinnete Leute giebt es nicht allein unter Männern/ sondern auch unter Weibern. Ich meine man dürffte nicht viel umbsuchen/ so würde man dieses gleichen mehr finden. 2. Wer ein ehrliches Gemüht hat/ und seinen Ehegatten treulich meinet/ kan ihn so bald nicht vergessen/ und auß dem Sinne schlagen. wieder heyrate/ da er doch ein fromm/ ehrentugendreiches Ehegemahl gehabt/ die er billig betrauren solte/ weil sie ihm alle eheliche Liebe und Treu bewiesen hätte? O! sprach er/ nimmet unser HErre GOtt/ so näme ich auch/ wer sie gar groß in der Welt nütze gewesen/ GOtt hätte jhr noch wol länger das Leben fristen können. Pomarius gedencket auch eines leichtferdigen Vogels/ welcher seine Kinder und andere von weinen abzulassen vermahnet habe/ mit solchen Worten: Ich mein ein grosser Jammer mag das wohl seyn/ wann einer vor ein alt Brumeisen/ die wol kiefeln kan/ eine junge schöne und frische überkommet. 1. Solche leichtgefinnete Leute giebt es nicht allein unter Männern/ sondern auch unter Weibern. Ich meine man dürffte nicht viel umbsuchen/ so würde man dieses gleichen mehr finden. 2. Wer ein ehrliches Gemüht hat/ und seinen Ehegatten treulich meinet/ kan ihn so bald nicht vergessen/ und auß dem Sinne schlagen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0741" n="721"/> wieder heyrate/ da er doch ein fromm/ ehrentugendreiches Ehegemahl gehabt/ die er billig betrauren solte/ weil sie ihm alle eheliche Liebe und Treu bewiesen hätte? O! sprach er/ nimmet unser HErre GOtt/ so näme ich auch/ wer sie gar groß in der Welt nütze gewesen/ GOtt hätte jhr noch wol länger das Leben fristen können.</p> <p>Pomarius gedencket auch eines leichtferdigen Vogels/ welcher seine Kinder und andere von weinen abzulassen vermahnet habe/ mit solchen Worten: Ich mein ein grosser Jammer mag das wohl seyn/ wann einer vor ein alt Brumeisen/ die wol kiefeln kan/ eine junge schöne und frische überkommet.</p> <p>1. Solche leichtgefinnete Leute giebt es nicht allein unter Männern/ sondern auch unter Weibern. Ich meine man dürffte nicht viel umbsuchen/ so würde man dieses gleichen mehr finden.</p> <p>2. Wer ein ehrliches Gemüht hat/ und seinen Ehegatten treulich meinet/ kan ihn so bald nicht vergessen/ und auß dem Sinne schlagen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [721/0741]
wieder heyrate/ da er doch ein fromm/ ehrentugendreiches Ehegemahl gehabt/ die er billig betrauren solte/ weil sie ihm alle eheliche Liebe und Treu bewiesen hätte? O! sprach er/ nimmet unser HErre GOtt/ so näme ich auch/ wer sie gar groß in der Welt nütze gewesen/ GOtt hätte jhr noch wol länger das Leben fristen können.
Pomarius gedencket auch eines leichtferdigen Vogels/ welcher seine Kinder und andere von weinen abzulassen vermahnet habe/ mit solchen Worten: Ich mein ein grosser Jammer mag das wohl seyn/ wann einer vor ein alt Brumeisen/ die wol kiefeln kan/ eine junge schöne und frische überkommet.
1. Solche leichtgefinnete Leute giebt es nicht allein unter Männern/ sondern auch unter Weibern. Ich meine man dürffte nicht viel umbsuchen/ so würde man dieses gleichen mehr finden.
2. Wer ein ehrliches Gemüht hat/ und seinen Ehegatten treulich meinet/ kan ihn so bald nicht vergessen/ und auß dem Sinne schlagen.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/741>, abgerufen am 01.07.2024. |