Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.363. Wie die Mahlerden Tod mahlen. DIe Mahler und andere Künstler mahlen den Vnmenschen den Tod auff folgende weise: Ohne Ohren/ damit er die Bittenden nicht höre/ ohne Augen/ damit er nicht zur Barmhertzigkeit bewegt werde/ ohne Stirn und Backen/ damit er nicht könne Schamroth werden/ ohne Zung und Lefftzen/ daß einer kein Trost-Wort von ihm zu gewarten habe/ ohne Fleisch/ dz er kein eintzige menschliche Neigung in sich hab. Nur allein das Geäder und Gebein bleiben noch über/ das ist Bogen und Pfeil/ die elende Menschen damit zu treffen Vnd wann sich diß Meerwunder einmal starck gebraucht hat/ so hat er gewißlich dazumal kein Trutz gespart/ sondern die gantze Welt gebraucht/ als er Christum den Sohn GOttes/ den Anfänger alles Lebens dahin gerissen/ darob dann die Felsen zersprungen/ der Erd-Boden erschüttert/ die Sterne verfinstert worden/ die Sonnen erbleicht/ die Engel getrauret. Ach hat denn nicht der Tod mit dem Leben alles Lebens ein grausames Spiel gewagt? 1. Ist fein abgebildet und wohl erkläret. 2. Denn sey wer du wilst/ bistu ein Mensch/ so läst sich der Tod von dir nicht erbitten/ noch auff einigerley weise zur Barmhertzigkeit bewegen. 363. Wie die Mahlerden Tod mahlen. DIe Mahler und andere Künstler mahlen den Vnmenschen den Tod auff folgende weise: Ohne Ohren/ damit er die Bittenden nicht höre/ ohne Augen/ damit er nicht zur Barmhertzigkeit bewegt werde/ ohne Stirn und Backen/ damit er nicht könne Schamroth werden/ ohne Zung und Lefftzen/ daß einer kein Trost-Wort von ihm zu gewarten habe/ ohne Fleisch/ dz er kein eintzige menschliche Neigung in sich hab. Nur allein das Geäder und Gebein bleiben noch über/ das ist Bogen und Pfeil/ die elende Menschen damit zu treffen Vnd wann sich diß Meerwunder einmal starck gebraucht hat/ so hat er gewißlich dazumal kein Trutz gespart/ sondern die gantze Welt gebraucht/ als er Christum den Sohn GOttes/ den Anfänger alles Lebens dahin gerissen/ darob dann die Felsen zersprungen/ der Erd-Boden erschüttert/ die Sterne verfinstert wordẽ/ die Sonnen erbleicht/ die Engel getrauret. Ach hat denn nicht der Tod mit dem Leben alles Lebens ein grausames Spiel gewagt? 1. Ist fein abgebildet und wohl erkläret. 2. Denn sey wer du wilst/ bistu ein Mensch/ so läst sich der Tod von dir nicht erbitten/ noch auff einigerley weise zur Barmhertzigkeit bewegen. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0723" n="703"/> <p>363.</p> <p>Wie die Mahlerden Tod mahlen.</p> <p>DIe Mahler und andere Künstler mahlen den Vnmenschen den Tod auff folgende weise: Ohne Ohren/ damit er die Bittenden nicht höre/ ohne Augen/ damit er nicht zur Barmhertzigkeit bewegt werde/ ohne Stirn und Backen/ damit er nicht könne Schamroth werden/ ohne Zung und Lefftzen/ daß einer kein Trost-Wort von ihm zu gewarten habe/ ohne Fleisch/ dz er kein eintzige menschliche Neigung in sich hab. Nur allein das Geäder und Gebein bleiben noch über/ das ist Bogen und Pfeil/ die elende Menschen damit zu treffen Vnd wann sich diß Meerwunder einmal starck gebraucht hat/ so hat er gewißlich dazumal kein Trutz gespart/ sondern die gantze Welt gebraucht/ als er Christum den Sohn GOttes/ den Anfänger alles Lebens dahin gerissen/ darob dann die Felsen zersprungen/ der Erd-Boden erschüttert/ die Sterne verfinstert wordẽ/ die Sonnen erbleicht/ die Engel getrauret. Ach hat denn nicht der Tod mit dem Leben alles Lebens ein grausames Spiel gewagt?</p> <p>1. Ist fein abgebildet und wohl erkläret.</p> <p>2. Denn sey wer du wilst/ bistu ein Mensch/ so läst sich der Tod von dir nicht erbitten/ noch auff einigerley weise zur Barmhertzigkeit bewegen.</p> </div> <div> </div> </body> </text> </TEI> [703/0723]
363.
Wie die Mahlerden Tod mahlen.
DIe Mahler und andere Künstler mahlen den Vnmenschen den Tod auff folgende weise: Ohne Ohren/ damit er die Bittenden nicht höre/ ohne Augen/ damit er nicht zur Barmhertzigkeit bewegt werde/ ohne Stirn und Backen/ damit er nicht könne Schamroth werden/ ohne Zung und Lefftzen/ daß einer kein Trost-Wort von ihm zu gewarten habe/ ohne Fleisch/ dz er kein eintzige menschliche Neigung in sich hab. Nur allein das Geäder und Gebein bleiben noch über/ das ist Bogen und Pfeil/ die elende Menschen damit zu treffen Vnd wann sich diß Meerwunder einmal starck gebraucht hat/ so hat er gewißlich dazumal kein Trutz gespart/ sondern die gantze Welt gebraucht/ als er Christum den Sohn GOttes/ den Anfänger alles Lebens dahin gerissen/ darob dann die Felsen zersprungen/ der Erd-Boden erschüttert/ die Sterne verfinstert wordẽ/ die Sonnen erbleicht/ die Engel getrauret. Ach hat denn nicht der Tod mit dem Leben alles Lebens ein grausames Spiel gewagt?
1. Ist fein abgebildet und wohl erkläret.
2. Denn sey wer du wilst/ bistu ein Mensch/ so läst sich der Tod von dir nicht erbitten/ noch auff einigerley weise zur Barmhertzigkeit bewegen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/723 |
Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/723>, abgerufen am 16.07.2024. |