Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

zwantzig tausend Jahr/ so wär es etwas gewest/ und hette deine ungeschickte Red ein wenig ein Färblein gehabt. Aber/ eben diese 20. tausend Jahr/ (wann ich schon noch so lang leben könte) was seynd sie doch gegen der gantzen unendlichen Ewigkeit? Mein/ was seynds? Etwas kleines und kurtzes; ein Pünctlein/ ein Augenblick/ Nichts. Derohalben / meine Frau/ so will ich die Gefängnüß und alles Ubel/ So noch über mich soll gehen/ lieber mein Leben lang erdulden/ als daß ich soll an der seligen Ewigkeit/ den wenigsten Schaden leiden.

1. Dieses ist ein Christlicher und Gewissenhaffter Mann gewesen/ zu wünschen were/ daß nicht nur allein alle Menschen/ sondern auch vornehmlich Fürstliche und grosser Herren Räthe also gesinnet wehren/ so würde es in manchem Lande besser stehen.

2. Aber wie pflegt es an manchen Fürsten Hoff zugehen? Nach den Worten Michae: Was der Fürst will/ das spricht der Richter/ daß er ihm wieder einen Dienst thun soll. Die Gewaltigen rathen nach ihren Muthwillen/ Schaden zuthun/ und drehens/ wie sie wollen. Der beste unter ihnen ist/ wie ein Dorne/ und der Redligst/ wie ein Hecke. Aber wenn der Tag deiner

zwantzig tausend Jahr/ so wär es etwas gewest/ und hette deine ungeschickte Red ein wenig ein Färblein gehabt. Aber/ eben diese 20. tausend Jahr/ (wann ich schon noch so lang leben könte) was seynd sie doch gegen der gantzen unendlichen Ewigkeit? Mein/ was seynds? Etwas kleines und kurtzes; ein Pünctlein/ ein Augenblick/ Nichts. Derohalben / meine Frau/ so will ich die Gefängnüß und alles Ubel/ So noch über mich soll gehen/ lieber mein Leben lang erdulden/ als daß ich soll an der seligen Ewigkeit/ den wenigsten Schaden leiden.

1. Dieses ist ein Christlicher und Gewissenhaffter Mann gewesen/ zu wünschen were/ daß nicht nur allein alle Menschen/ sondern auch vornehmlich Fürstliche und grosser Herren Räthe also gesinnet wehren/ so würde es in manchem Lande besser stehen.

2. Aber wie pflegt es an manchen Fürsten Hoff zugehen? Nach den Worten Michae: Was der Fürst will/ das spricht der Richter/ daß er ihm wieder einen Dienst thun soll. Die Gewaltigen rathen nach ihren Muthwillen/ Schaden zuthun/ und drehens/ wie sie wollen. Der beste unter ihnen ist/ wie ein Dorne/ und der Redligst/ wie ein Hecke. Aber wenn der Tag deiner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0593" n="573"/>
zwantzig tausend Jahr/ so wär es                      etwas gewest/ und hette deine ungeschickte Red ein wenig ein Färblein gehabt.                      Aber/ eben diese 20. tausend Jahr/ (wann ich schon noch so lang leben könte)                      was seynd sie doch gegen der gantzen unendlichen Ewigkeit? Mein/ was seynds?                      Etwas kleines und kurtzes; ein Pünctlein/ ein Augenblick/ Nichts. Derohalben /                      meine Frau/ so will ich die Gefängnüß und alles Ubel/ So noch über mich soll                      gehen/ lieber mein Leben lang erdulden/ als daß ich soll an der seligen                      Ewigkeit/ den wenigsten Schaden leiden.</p>
        <p>1. Dieses ist ein Christlicher und Gewissenhaffter Mann gewesen/ zu wünschen                      were/ daß nicht nur allein alle Menschen/ sondern auch vornehmlich Fürstliche                      und grosser Herren Räthe also gesinnet wehren/ so würde es in manchem Lande                      besser stehen.</p>
        <p>2. Aber wie pflegt es an manchen Fürsten Hoff zugehen? Nach den Worten Michae:                      Was der Fürst will/ das spricht der Richter/ daß er ihm wieder einen Dienst                      thun soll. Die Gewaltigen rathen nach ihren Muthwillen/ Schaden zuthun/ und                      drehens/ wie sie wollen. Der beste unter ihnen ist/ wie ein Dorne/ und der                      Redligst/ wie ein Hecke. Aber wenn der Tag deiner
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[573/0593] zwantzig tausend Jahr/ so wär es etwas gewest/ und hette deine ungeschickte Red ein wenig ein Färblein gehabt. Aber/ eben diese 20. tausend Jahr/ (wann ich schon noch so lang leben könte) was seynd sie doch gegen der gantzen unendlichen Ewigkeit? Mein/ was seynds? Etwas kleines und kurtzes; ein Pünctlein/ ein Augenblick/ Nichts. Derohalben / meine Frau/ so will ich die Gefängnüß und alles Ubel/ So noch über mich soll gehen/ lieber mein Leben lang erdulden/ als daß ich soll an der seligen Ewigkeit/ den wenigsten Schaden leiden. 1. Dieses ist ein Christlicher und Gewissenhaffter Mann gewesen/ zu wünschen were/ daß nicht nur allein alle Menschen/ sondern auch vornehmlich Fürstliche und grosser Herren Räthe also gesinnet wehren/ so würde es in manchem Lande besser stehen. 2. Aber wie pflegt es an manchen Fürsten Hoff zugehen? Nach den Worten Michae: Was der Fürst will/ das spricht der Richter/ daß er ihm wieder einen Dienst thun soll. Die Gewaltigen rathen nach ihren Muthwillen/ Schaden zuthun/ und drehens/ wie sie wollen. Der beste unter ihnen ist/ wie ein Dorne/ und der Redligst/ wie ein Hecke. Aber wenn der Tag deiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/593
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/593>, abgerufen am 22.11.2024.