Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.der armen Leute Nutz und frommen gereiche/ und darinnen den H. Geist mit zu Rath ziehen: Anderer Regenten Exempel ihnen vor Augen stellen/ wol/ und mit langwürigen/ reiffen / Rath/ beobachten/ was/ wie/ warumb/ mit wem sie etwas anfangen/ und mit was Mittel sie selbiges vo/ führen wollen? Auch sollen sie nicht allein auff das gegenwertige/ sondern auch auf das Zukünfftige sehen/ und keine gute Gelegenheit lassen vorbey gehen; sich auch nach der Zeit des Orts/ und der Person Gelegenhiet und Zustand/ Christlich richten und schicken: Nicht einem jeden/ nicht leichtlich/ nicht zu viel glauben; auch ihren Rath und Meynung nicht einem jeden offenbahren. Sehen/ und nicht sehen/ hören/ und nicht hören / und nicht alle zugefügte Vnbilligkeiten zu Boltzen dreiben/ sondern der Zeit / deß Orts/ und anderer Vmbständen/ sich klüglich erinnern. Vnd ist ein solch dissimuliren Christlich/ weil es zum Zweck hat die Christliche Gedult/ die Ehre Gottes/ Friede und Ruhe deß Gewissens und der Vnterthanen. Redligkeit / und Auffrichtigkeit ist weyland der alten Zierde gewesen: Daher sie die redliche Teutschen genennet worden sind; heisset in Latein Sinceritas, welcher Tugend sich die Herren/ von Jugend auff/ gegen Freund und Feinden/ befleissen sollen. Es wird ferners von den Regenten erfordert/ daß sie sich Christtreulich und Mit- der armen Leute Nutz und frommen gereiche/ und darinnen den H. Geist mit zu Rath ziehen: Anderer Regenten Exempel ihnen vor Augen stellen/ wol/ und mit langwürigen/ reiffen / Rath/ beobachten/ was/ wie/ warumb/ mit wem sie etwas anfangen/ und mit was Mittel sie selbiges vo/ führen wollen? Auch sollen sie nicht allein auff das gegenwertige/ sondern auch auf das Zukünfftige sehen/ und keine gute Gelegenheit lassen vorbey gehen; sich auch nach der Zeit des Orts/ und der Person Gelegenhiet und Zustand/ Christlich richten und schicken: Nicht einem jeden/ nicht leichtlich/ nicht zu viel glauben; auch ihren Rath und Meynung nicht einem jeden offenbahren. Sehen/ und nicht sehen/ hören/ und nicht hören / und nicht alle zugefügte Vnbilligkeiten zu Boltzen dreiben/ sondern der Zeit / deß Orts/ und anderer Vmbständen/ sich klüglich erinnern. Vnd ist ein solch dissimuliren Christlich/ weil es zum Zweck hat die Christliche Gedult/ die Ehre Gottes/ Friede und Ruhe deß Gewissens und der Vnterthanen. Redligkeit / und Auffrichtigkeit ist weyland der alten Zierde gewesen: Daher sie die redliche Teutschen genennet worden sind; heisset in Latein Sinceritas, welcher Tugend sich die Herren/ von Jugend auff/ gegen Freund und Feinden/ befleissen sollen. Es wird ferners von den Regenten erfordert/ daß sie sich Christtreulich und Mit- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0582" n="562"/> der armen Leute Nutz und frommen gereiche/ und darinnen den H. Geist mit zu Rath ziehen: Anderer Regenten Exempel ihnen vor Augen stellen/ wol/ und mit langwürigen/ reiffen / Rath/ beobachten/ was/ wie/ warumb/ mit wem sie etwas anfangen/ und mit was Mittel sie selbiges vo/ führen wollen? Auch sollen sie nicht allein auff das gegenwertige/ sondern auch auf das Zukünfftige sehen/ und keine gute Gelegenheit lassen vorbey gehen; sich auch nach der Zeit des Orts/ und der Person Gelegenhiet und Zustand/ Christlich richten und schicken: Nicht einem jeden/ nicht leichtlich/ nicht zu viel glauben; auch ihren Rath und Meynung nicht einem jeden offenbahren. Sehen/ und nicht sehen/ hören/ und nicht hören / und nicht alle zugefügte Vnbilligkeiten zu Boltzen dreiben/ sondern der Zeit / deß Orts/ und anderer Vmbständen/ sich klüglich erinnern. Vnd ist ein solch dissimuliren Christlich/ weil es zum Zweck hat die Christliche Gedult/ die Ehre Gottes/ Friede und Ruhe deß Gewissens und der Vnterthanen. Redligkeit / und Auffrichtigkeit ist weyland der alten Zierde gewesen: Daher sie die redliche Teutschen genennet worden sind; heisset in Latein Sinceritas, welcher Tugend sich die Herren/ von Jugend auff/ gegen Freund und Feinden/ befleissen sollen. Es wird ferners von den Regenten erfordert/ daß sie sich Christtreulich und Mit- </p> </div> </body> </text> </TEI> [562/0582]
der armen Leute Nutz und frommen gereiche/ und darinnen den H. Geist mit zu Rath ziehen: Anderer Regenten Exempel ihnen vor Augen stellen/ wol/ und mit langwürigen/ reiffen / Rath/ beobachten/ was/ wie/ warumb/ mit wem sie etwas anfangen/ und mit was Mittel sie selbiges vo/ führen wollen? Auch sollen sie nicht allein auff das gegenwertige/ sondern auch auf das Zukünfftige sehen/ und keine gute Gelegenheit lassen vorbey gehen; sich auch nach der Zeit des Orts/ und der Person Gelegenhiet und Zustand/ Christlich richten und schicken: Nicht einem jeden/ nicht leichtlich/ nicht zu viel glauben; auch ihren Rath und Meynung nicht einem jeden offenbahren. Sehen/ und nicht sehen/ hören/ und nicht hören / und nicht alle zugefügte Vnbilligkeiten zu Boltzen dreiben/ sondern der Zeit / deß Orts/ und anderer Vmbständen/ sich klüglich erinnern. Vnd ist ein solch dissimuliren Christlich/ weil es zum Zweck hat die Christliche Gedult/ die Ehre Gottes/ Friede und Ruhe deß Gewissens und der Vnterthanen. Redligkeit / und Auffrichtigkeit ist weyland der alten Zierde gewesen: Daher sie die redliche Teutschen genennet worden sind; heisset in Latein Sinceritas, welcher Tugend sich die Herren/ von Jugend auff/ gegen Freund und Feinden/ befleissen sollen. Es wird ferners von den Regenten erfordert/ daß sie sich Christtreulich und Mit-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/582>, abgerufen am 01.07.2024. |