Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.254. Herrn Johann Löwenklauens Historia von 2. liebhabenden Personen. HErr Johann Löwenklau gedencket zweyer liebhabenden Personen/ zu Constantinopel / welche ans Türckischen Käysers Hofe gewesen/ und ihre Verbündnüß vom Käyser haben erlangen sollen/ der fragte beyde Personen/ ob sie dann auch ein ander beständig und hertzlich liebhaben? Sie sagen beyde ja/ da saget er ihnen zu / daß er sie wolle zusammen lassen/ wofern ein jedes ihm wolle fünff Finger und fünff Zehen lassen ablösen/ damit er sehe/ ob die Liebe auch von Hertzen gehe / da erbeut sich als bald der Jüngling Er wolte ihm sieben Finger und alle zehen Zehen ablösen lassen/ damit seine Jungfrau mit desto gnädiger Straffe hindurch käme/ und nur drey Finger verlieren dürffe/ die Türckische Jungfrau erbeut sich in gleichen für jhrem Liebhaber alle Glieder zu lassen/ damit die Verliehrung seiner Gliedmaß ihm nicht an seinem Dienst möchte verhinderlich seyn. Der Türckische/ Käyser Solyman nimbt solches an/ läst sie zusammen/ und frölich Beylager halten/ und die Liebe einander erzeigen gantzer drey Wochen / nachmale aber sie beyde wieder vor sich fordern/ und fraget/ ob sie einander auch noch so lieb haben/ als 254. Herrn Johann Löwenklauens Historia von 2. liebhabenden Personen. HErr Johann Löwenklau gedencket zweyer liebhabenden Personen/ zu Constantinopel / welche ans Türckischen Käysers Hofe gewesen/ und ihre Verbündnüß vom Käyser haben erlangen sollen/ der fragte beyde Personen/ ob sie dann auch ein ander beständig und hertzlich liebhaben? Sie sagen beyde ja/ da saget er ihnen zu / daß er sie wolle zusammen lassen/ wofern ein jedes ihm wolle fünff Finger und fünff Zehen lassen ablösen/ damit er sehe/ ob die Liebe auch von Hertzen gehe / da erbeut sich als bald der Jüngling Er wolte ihm sieben Finger und alle zehen Zehen ablösen lassen/ damit seine Jungfrau mit desto gnädiger Straffe hindurch käme/ und nur drey Finger verlieren dürffe/ die Türckische Jungfrau erbeut sich in gleichen für jhrem Liebhaber alle Glieder zu lassen/ damit die Verliehrung seiner Gliedmaß ihm nicht an seinem Dienst möchte verhinderlich seyn. Der Türckische/ Käyser Solyman nimbt solches an/ läst sie zusammen/ und frölich Beylager halten/ und die Liebe einander erzeigen gantzer drey Wochen / nachmale aber sie beyde wieder vor sich fordern/ und fraget/ ob sie einander auch noch so lieb haben/ als <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0521" n="501"/> <p>254. Herrn Johann Löwenklauens Historia von 2. liebhabenden Personen.</p> <p>HErr Johann Löwenklau gedencket zweyer liebhabenden Personen/ zu Constantinopel / welche ans Türckischen Käysers Hofe gewesen/ und ihre Verbündnüß vom Käyser haben erlangen sollen/ der fragte beyde Personen/ ob sie dann auch ein ander beständig und hertzlich liebhaben? Sie sagen beyde ja/ da saget er ihnen zu / daß er sie wolle zusammen lassen/ wofern ein jedes ihm wolle fünff Finger und fünff Zehen lassen ablösen/ damit er sehe/ ob die Liebe auch von Hertzen gehe / da erbeut sich als bald der Jüngling Er wolte ihm sieben Finger und alle zehen Zehen ablösen lassen/ damit seine Jungfrau mit desto gnädiger Straffe hindurch käme/ und nur drey Finger verlieren dürffe/ die Türckische Jungfrau erbeut sich in gleichen für jhrem Liebhaber alle Glieder zu lassen/ damit die Verliehrung seiner Gliedmaß ihm nicht an seinem Dienst möchte verhinderlich seyn. Der Türckische/ Käyser Solyman nimbt solches an/ läst sie zusammen/ und frölich Beylager halten/ und die Liebe einander erzeigen gantzer drey Wochen / nachmale aber sie beyde wieder vor sich fordern/ und fraget/ ob sie einander auch noch so lieb haben/ als </p> </div> </body> </text> </TEI> [501/0521]
254. Herrn Johann Löwenklauens Historia von 2. liebhabenden Personen.
HErr Johann Löwenklau gedencket zweyer liebhabenden Personen/ zu Constantinopel / welche ans Türckischen Käysers Hofe gewesen/ und ihre Verbündnüß vom Käyser haben erlangen sollen/ der fragte beyde Personen/ ob sie dann auch ein ander beständig und hertzlich liebhaben? Sie sagen beyde ja/ da saget er ihnen zu / daß er sie wolle zusammen lassen/ wofern ein jedes ihm wolle fünff Finger und fünff Zehen lassen ablösen/ damit er sehe/ ob die Liebe auch von Hertzen gehe / da erbeut sich als bald der Jüngling Er wolte ihm sieben Finger und alle zehen Zehen ablösen lassen/ damit seine Jungfrau mit desto gnädiger Straffe hindurch käme/ und nur drey Finger verlieren dürffe/ die Türckische Jungfrau erbeut sich in gleichen für jhrem Liebhaber alle Glieder zu lassen/ damit die Verliehrung seiner Gliedmaß ihm nicht an seinem Dienst möchte verhinderlich seyn. Der Türckische/ Käyser Solyman nimbt solches an/ läst sie zusammen/ und frölich Beylager halten/ und die Liebe einander erzeigen gantzer drey Wochen / nachmale aber sie beyde wieder vor sich fordern/ und fraget/ ob sie einander auch noch so lieb haben/ als
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/521>, abgerufen am 03.07.2024. |