Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

noch böse Wort jhren Willen in seinen zugeben/ können bewogen werden. Als deßwegen ihr aber mit Gewalt zugesetzet worden/ hat sie sich oben zum Fenster hinab gestürtzt / vermeynend/ dadurch die Ehr/ mit verliehrung ihres Lebens zu erhalten. Ob sie aber sich wol tödtlich durch solchen fall verletzet/ so ist sie doch beym Leben blieben/ und hat sie der Tyrann aufheben/ verbinden und heylen/ folgends vor sich fordern/ und von seinen Dienern anbinden lassen/ und also seines Willens mit jhr gepflogen. Darüber sie sich nachgehends so hoch bekümmert/ daß sie den Stein von ihres Mannes Grab auffgehaben/ sich zu ihm niedergelegt/ den Stein auff sich niederfallen lassen/ der sie erschlagen/ und also sich selbst bey ihrem Ehemann begraben.

1. Gleichwie an dieser Frauen die Keuschheit zu loben/ und auch dieses ihr zu unsterblichen Lobe aufgezeichnet worden/ Also ist

2. Hingegen die unzüchtig und mehr als Viehische Begierde an dem Tyrannen zu schelten/ ist ihm auch solch sein böses beginnen zu ewiger Schande auffs Pappier bracht worden. Alle unzüchtige mögen sich an diesem Exempel bespiegeln und endern.

noch böse Wort jhren Willen in seinen zugeben/ können bewogen werden. Als deßwegen ihr aber mit Gewalt zugesetzet worden/ hat sie sich oben zum Fenster hinab gestürtzt / vermeynend/ dadurch die Ehr/ mit verliehrung ihres Lebens zu erhalten. Ob sie aber sich wol tödtlich durch solchen fall verletzet/ so ist sie doch beym Leben blieben/ und hat sie der Tyrann aufheben/ verbinden und heylen/ folgends vor sich fordern/ und von seinen Dienern anbinden lassen/ und also seines Willens mit jhr gepflogen. Darüber sie sich nachgehends so hoch bekümmert/ daß sie den Stein von ihres Mannes Grab auffgehaben/ sich zu ihm niedergelegt/ den Stein auff sich niederfallen lassen/ der sie erschlagen/ und also sich selbst bey ihrem Ehemann begraben.

1. Gleichwie an dieser Frauen die Keuschheit zu loben/ und auch dieses ihr zu unsterblichen Lobe aufgezeichnet worden/ Also ist

2. Hingegen die unzüchtig und mehr als Viehische Begierde an dem Tyrannen zu schelten/ ist ihm auch solch sein böses beginnen zu ewiger Schande auffs Pappier bracht worden. Alle unzüchtige mögen sich an diesem Exempel bespiegeln und endern.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0455" n="435"/>
noch böse Wort jhren                      Willen in seinen zugeben/ können bewogen werden. Als deßwegen ihr aber mit                      Gewalt zugesetzet worden/ hat sie sich oben zum Fenster hinab gestürtzt /                      vermeynend/ dadurch die Ehr/ mit verliehrung ihres Lebens zu erhalten. Ob sie                      aber sich wol tödtlich durch solchen fall verletzet/ so ist sie doch beym Leben                      blieben/ und hat sie der Tyrann aufheben/ verbinden und heylen/ folgends vor                      sich fordern/ und von seinen Dienern anbinden lassen/ und also seines Willens                      mit jhr gepflogen. Darüber sie sich nachgehends so hoch bekümmert/ daß sie den                      Stein von ihres Mannes Grab auffgehaben/ sich zu ihm niedergelegt/ den Stein                      auff sich niederfallen lassen/ der sie erschlagen/ und also sich selbst bey                      ihrem Ehemann begraben.</p>
        <p>1. Gleichwie an dieser Frauen die Keuschheit zu loben/ und auch dieses ihr zu                      unsterblichen Lobe aufgezeichnet worden/ Also ist</p>
        <p>2. Hingegen die unzüchtig und mehr als Viehische Begierde an dem Tyrannen zu                      schelten/ ist ihm auch solch sein böses beginnen zu ewiger Schande auffs                      Pappier bracht worden. Alle unzüchtige mögen sich an diesem Exempel bespiegeln                      und endern.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0455] noch böse Wort jhren Willen in seinen zugeben/ können bewogen werden. Als deßwegen ihr aber mit Gewalt zugesetzet worden/ hat sie sich oben zum Fenster hinab gestürtzt / vermeynend/ dadurch die Ehr/ mit verliehrung ihres Lebens zu erhalten. Ob sie aber sich wol tödtlich durch solchen fall verletzet/ so ist sie doch beym Leben blieben/ und hat sie der Tyrann aufheben/ verbinden und heylen/ folgends vor sich fordern/ und von seinen Dienern anbinden lassen/ und also seines Willens mit jhr gepflogen. Darüber sie sich nachgehends so hoch bekümmert/ daß sie den Stein von ihres Mannes Grab auffgehaben/ sich zu ihm niedergelegt/ den Stein auff sich niederfallen lassen/ der sie erschlagen/ und also sich selbst bey ihrem Ehemann begraben. 1. Gleichwie an dieser Frauen die Keuschheit zu loben/ und auch dieses ihr zu unsterblichen Lobe aufgezeichnet worden/ Also ist 2. Hingegen die unzüchtig und mehr als Viehische Begierde an dem Tyrannen zu schelten/ ist ihm auch solch sein böses beginnen zu ewiger Schande auffs Pappier bracht worden. Alle unzüchtige mögen sich an diesem Exempel bespiegeln und endern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/455
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/455>, abgerufen am 22.11.2024.