Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

nes in einem momento geschehen / denn er gebrauchet zur Schöpffung die Menschen/ als ein Mittel/ und durch dieselbige/ wirckt er allein/ und nicht durch den Teuffel. Darumb so müssens gestohlene Kinder seyn/ wie denn der Teuffel wol Kinder stehlen kan/ wie man denn biß weilen wol Kinder in Sechswochen verleuret/ oder müssen Supposititii seyn/ Wechsel-Kinder/ die denn die Sachsen nennen Kiel-Kröpff.

Wechselbälge und Kiel-Kröpffe/ leget der Sathan an der rechten Kinder statt / damit die Leute geplaget werden Etliche Mägde reisset er offtmals ins Wasser / schwengert sie/ und behelt sie bey ihm/ biß sie des Kindes genesen/ und leget darnach dieselben Kinder in die Wiegen/ nimbt die rechten Kinder draus/ und führet sie weg. Aber solche Wechselbälge sollen/ wie man saget/ über 18. oder 19. Jahr nicht leben.

Anno 1541. hat D. Luther dieser Historien auch über Tisch gedacht/ und daß er den Fürsten von Anhald gerathen hette/ man solte den Wechselbalck/ oder den Kielkropff/ (welches man darumb so heist/ daß es stets kielt im Kropff) erfäuffen. Da ward er gefraget/ warumb er solches gerathen hette? Antwortet er darauff/ daß er gäntzlich dafür hielte/ daß solche Wechsel Kinder nur stück Fleisch/ ein massa Carnis seyn/ da kein Seel innen ist/ denn solches könne der Teuffel wol machen/ wie er

nes in einem momento geschehen / denn er gebrauchet zur Schöpffung die Menschen/ als ein Mittel/ und durch dieselbige/ wirckt er allein/ und nicht durch den Teuffel. Darumb so müssens gestohlene Kinder seyn/ wie denn der Teuffel wol Kinder stehlen kan/ wie man denn biß weilen wol Kinder in Sechswochen verleuret/ oder müssen Supposititii seyn/ Wechsel-Kinder/ die denn die Sachsen nennen Kiel-Kröpff.

Wechselbälge und Kiel-Kröpffe/ leget der Sathan an der rechten Kinder statt / damit die Leute geplaget werden Etliche Mägde reisset er offtmals ins Wasser / schwengert sie/ und behelt sie bey ihm/ biß sie des Kindes genesen/ und leget darnach dieselben Kinder in die Wiegen/ nimbt die rechten Kinder draus/ und führet sie weg. Aber solche Wechselbälge sollen/ wie man saget/ über 18. oder 19. Jahr nicht leben.

Anno 1541. hat D. Luther dieser Historien auch über Tisch gedacht/ und daß er den Fürsten von Anhald gerathen hette/ man solte den Wechselbalck/ oder den Kielkropff/ (welches man darumb so heist/ daß es stets kielt im Kropff) erfäuffen. Da ward er gefraget/ warumb er solches gerathen hette? Antwortet er darauff/ daß er gäntzlich dafür hielte/ daß solche Wechsel Kinder nur stück Fleisch/ ein massa Carnis seyn/ da kein Seel innen ist/ denn solches könne der Teuffel wol machen/ wie er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0330" n="310"/>
nes in einem momento geschehen /                      denn er gebrauchet zur Schöpffung die Menschen/ als ein Mittel/ und durch                      dieselbige/ wirckt er allein/ und nicht durch den Teuffel. Darumb so müssens                      gestohlene Kinder seyn/ wie denn der Teuffel wol Kinder stehlen kan/ wie man                      denn biß weilen wol Kinder in Sechswochen verleuret/ oder müssen Supposititii                      seyn/ Wechsel-Kinder/ die denn die Sachsen nennen Kiel-Kröpff.</p>
        <p>Wechselbälge und Kiel-Kröpffe/ leget der Sathan an der rechten Kinder statt /                      damit die Leute geplaget werden Etliche Mägde reisset er offtmals ins Wasser /                      schwengert sie/ und behelt sie bey ihm/ biß sie des Kindes genesen/ und leget                      darnach dieselben Kinder in die Wiegen/ nimbt die rechten Kinder draus/ und                      führet sie weg. Aber solche Wechselbälge sollen/ wie man saget/ über 18. oder                      19. Jahr nicht leben.</p>
        <p>Anno 1541. hat D. Luther dieser Historien auch über Tisch gedacht/ und daß er                      den Fürsten von Anhald gerathen hette/ man solte den Wechselbalck/ oder den                      Kielkropff/ (welches man darumb so heist/ daß es stets kielt im Kropff)                      erfäuffen. Da ward er gefraget/ warumb er solches gerathen hette? Antwortet er                      darauff/ daß er gäntzlich dafür hielte/ daß solche Wechsel Kinder nur stück                      Fleisch/ ein massa Carnis seyn/ da kein Seel innen ist/ denn solches könne                      der Teuffel wol machen/ wie er
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0330] nes in einem momento geschehen / denn er gebrauchet zur Schöpffung die Menschen/ als ein Mittel/ und durch dieselbige/ wirckt er allein/ und nicht durch den Teuffel. Darumb so müssens gestohlene Kinder seyn/ wie denn der Teuffel wol Kinder stehlen kan/ wie man denn biß weilen wol Kinder in Sechswochen verleuret/ oder müssen Supposititii seyn/ Wechsel-Kinder/ die denn die Sachsen nennen Kiel-Kröpff. Wechselbälge und Kiel-Kröpffe/ leget der Sathan an der rechten Kinder statt / damit die Leute geplaget werden Etliche Mägde reisset er offtmals ins Wasser / schwengert sie/ und behelt sie bey ihm/ biß sie des Kindes genesen/ und leget darnach dieselben Kinder in die Wiegen/ nimbt die rechten Kinder draus/ und führet sie weg. Aber solche Wechselbälge sollen/ wie man saget/ über 18. oder 19. Jahr nicht leben. Anno 1541. hat D. Luther dieser Historien auch über Tisch gedacht/ und daß er den Fürsten von Anhald gerathen hette/ man solte den Wechselbalck/ oder den Kielkropff/ (welches man darumb so heist/ daß es stets kielt im Kropff) erfäuffen. Da ward er gefraget/ warumb er solches gerathen hette? Antwortet er darauff/ daß er gäntzlich dafür hielte/ daß solche Wechsel Kinder nur stück Fleisch/ ein massa Carnis seyn/ da kein Seel innen ist/ denn solches könne der Teuffel wol machen/ wie er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/330
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/330>, abgerufen am 19.05.2024.