Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.1. Viel rühmen sich der Laster/ ist aber gar ein schlechter Ruhm. Es were besser sie lebeten also/ daß sie sich der Tugend rühmen könten. 2. Christen solten sich dieser Welt nicht gleich stellen/ denn ob sie gleich in der Welt sind/ so sind sie doch nicht von der Welt. Darumb soll es mit ihnen heissen: Sursum corda, empor mit den Hertzen: Trachtet nach dem/ das droben ist. 140. Eine Wirthin ist nicht zu bereden/ daß sie ihren häßlichen Mann hasse. DZobel ein Käyserlicher Legat gedenckt/ daß er mit einem jungen Fürsten gen Augspurg kommen/ da sey im Hause ein wunderschöne Wirthin gewesen/ welche einen sehr greulichen heßlichen Mann anzusehen gehabt/ der junge Fürst beklagt sie/ daß so ein schön Mensch mit einem heßlichen Manne ihre Zeis verzehren solte/ und fraget sie darauff/ wie ihr damals gewosen/ als sie gehenrathet / und wiewol ihr sein wird/ wann sie mit einem schönern in Freuden leben solte. Denn was könte bey diesem vor Lust und Freude seyn? hat ihr darauff etliche 1. Viel rühmen sich der Laster/ ist aber gar ein schlechter Ruhm. Es were besser sie lebeten also/ daß sie sich der Tugend rühmen könten. 2. Christen solten sich dieser Welt nicht gleich stellen/ denn ob sie gleich in der Welt sind/ so sind sie doch nicht von der Welt. Darumb soll es mit ihnen heissen: Sursum corda, empor mit den Hertzen: Trachtet nach dem/ das droben ist. 140. Eine Wirthin ist nicht zu bereden/ daß sie ihren häßlichen Mann hasse. DZobel ein Käyserlicher Legat gedenckt/ daß er mit einem jungen Fürsten gen Augspurg kommen/ da sey im Hause ein wunderschöne Wirthin gewesen/ welche einen sehr greulichen heßlichen Mann anzusehen gehabt/ der junge Fürst beklagt sie/ daß so ein schön Mensch mit einem heßlichen Manne ihre Zeis verzehren solte/ und fraget sie darauff/ wie ihr damals gewosen/ als sie gehenrathet / und wiewol ihr sein wird/ wann sie mit einem schönern in Freuden leben solte. Denn was könte bey diesem vor Lust und Freude seyn? hat ihr darauff etliche <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0323" n="303"/> <p>1. Viel rühmen sich der Laster/ ist aber gar ein schlechter Ruhm. Es were besser sie lebeten also/ daß sie sich der Tugend rühmen könten.</p> <p>2. Christen solten sich dieser Welt nicht gleich stellen/ denn ob sie gleich in der Welt sind/ so sind sie doch nicht von der Welt. Darumb soll es mit ihnen heissen: Sursum corda, empor mit den Hertzen: Trachtet nach dem/ das droben ist.</p> <p>140.</p> <p>Eine Wirthin ist nicht zu bereden/ daß sie ihren häßlichen Mann hasse.</p> <p>DZobel ein Käyserlicher Legat gedenckt/ daß er mit einem jungen Fürsten gen Augspurg kommen/ da sey im Hause ein wunderschöne Wirthin gewesen/ welche einen sehr greulichen heßlichen Mann anzusehen gehabt/ der junge Fürst beklagt sie/ daß so ein schön Mensch mit einem heßlichen Manne ihre Zeis verzehren solte/ und fraget sie darauff/ wie ihr damals gewosen/ als sie gehenrathet / und wiewol ihr sein wird/ wann sie mit einem schönern in Freuden leben solte. Denn was könte bey diesem vor Lust und Freude seyn? hat ihr darauff etliche </p> </div> </body> </text> </TEI> [303/0323]
1. Viel rühmen sich der Laster/ ist aber gar ein schlechter Ruhm. Es were besser sie lebeten also/ daß sie sich der Tugend rühmen könten.
2. Christen solten sich dieser Welt nicht gleich stellen/ denn ob sie gleich in der Welt sind/ so sind sie doch nicht von der Welt. Darumb soll es mit ihnen heissen: Sursum corda, empor mit den Hertzen: Trachtet nach dem/ das droben ist.
140.
Eine Wirthin ist nicht zu bereden/ daß sie ihren häßlichen Mann hasse.
DZobel ein Käyserlicher Legat gedenckt/ daß er mit einem jungen Fürsten gen Augspurg kommen/ da sey im Hause ein wunderschöne Wirthin gewesen/ welche einen sehr greulichen heßlichen Mann anzusehen gehabt/ der junge Fürst beklagt sie/ daß so ein schön Mensch mit einem heßlichen Manne ihre Zeis verzehren solte/ und fraget sie darauff/ wie ihr damals gewosen/ als sie gehenrathet / und wiewol ihr sein wird/ wann sie mit einem schönern in Freuden leben solte. Denn was könte bey diesem vor Lust und Freude seyn? hat ihr darauff etliche
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