Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.DIe Welt ist gesitt wie jener Wolffs Magen zu Syracusis der Philoxenus, welcher Mutter allein auff ein Sitz einen sehr grossen Fisch Polypum biß auff den Kopff aufgerieben hatte/ welcher ihm so gedeyete/ daß er Todtkranck wurde/ und als er vermerckte/ daß er die Erde darüber keuen muste/ trotzig sprach: Afferte reliquum Polypi, ut satur ad inferos descendam, gebt mir das übergelassene auch folgend her/ damit ich satt hinunter fahre: Also weil mancher siehet/ daß man ihm nichts von gerichten mit in die Erde giebet/ will er vorher/ desto mehr sich anfüllen/ solt ers gleich in der Höllen erst verdauen/ was er hier gefressen hat. Vieler ihr Wunsch ist/ und das achteten sie vor ihre grosse Ehre / wann sie solche Sauffhelden seyn könten/ wie Marcus Cicero, der auff einen Hub/ sechs Kannen/ oder wie Novellius Torquatus, der auff einen Satz neun Kannen Weins zu sich nehmen können. Vieler ihre Freude wers/ wann sie das unglückselige Glück haben/ und jmmerdar leben könten wie Proculus der unzüchtige Mensch/ welcher sich berühmen dürffen/ daß er in 15. Tagen hundert / im Kriege gefangene/ Sarmatische Jungfrauen beschwängert gehabt. Pfuideß stinckenden Ruhms/ der mehr schweigens als redens werth gewesen were/ O der Viehischen ja Höllischen Brunst! DIe Welt ist gesitt wie jener Wolffs Magen zu Syracusis der Philoxenus, welcher Mutter allein auff ein Sitz einen sehr grossen Fisch Polypum biß auff den Kopff aufgerieben hatte/ welcher ihm so gedeyete/ daß er Todtkranck wurde/ und als er vermerckte/ daß er die Erde darüber keuen muste/ trotzig sprach: Afferte reliquum Polypi, ut satur ad inferos descendam, gebt mir das übergelassene auch folgend her/ damit ich satt hinunter fahre: Also weil mancher siehet/ daß man ihm nichts von gerichten mit in die Erde giebet/ will er vorher/ desto mehr sich anfüllen/ solt ers gleich in der Höllen erst verdauen/ was er hier gefressen hat. Vieler ihr Wunsch ist/ und das achteten sie vor ihre grosse Ehre / wann sie solche Sauffhelden seyn könten/ wie Marcus Cicero, der auff einen Hub/ sechs Kannen/ oder wie Novellius Torquatus, der auff einen Satz neun Kannen Weins zu sich nehmen können. Vieler ihre Freude wers/ wann sie das unglückselige Glück haben/ und jmmerdar leben könten wie Proculus der unzüchtige Mensch/ welcher sich berühmen dürffen/ daß er in 15. Tagen hundert / im Kriege gefangene/ Sarmatische Jungfrauen beschwängert gehabt. Pfuideß stinckenden Ruhms/ der mehr schweigens als redens werth gewesen were/ O der Viehischen ja Höllischen Brunst! <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0322" n="302"/> <p>DIe Welt ist gesitt wie jener Wolffs Magen zu Syracusis der Philoxenus, welcher Mutter allein auff ein Sitz einen sehr grossen Fisch Polypum biß auff den Kopff aufgerieben hatte/ welcher ihm so gedeyete/ daß er Todtkranck wurde/ und als er vermerckte/ daß er die Erde darüber keuen muste/ trotzig sprach: Afferte reliquum Polypi, ut satur ad inferos descendam, gebt mir das übergelassene auch folgend her/ damit ich satt hinunter fahre: Also weil mancher siehet/ daß man ihm nichts von gerichten mit in die Erde giebet/ will er vorher/ desto mehr sich anfüllen/ solt ers gleich in der Höllen erst verdauen/ was er hier gefressen hat. Vieler ihr Wunsch ist/ und das achteten sie vor ihre grosse Ehre / wann sie solche Sauffhelden seyn könten/ wie Marcus Cicero, der auff einen Hub/ sechs Kannen/ oder wie Novellius Torquatus, der auff einen Satz neun Kannen Weins zu sich nehmen können. Vieler ihre Freude wers/ wann sie das unglückselige Glück haben/ und jmmerdar leben könten wie Proculus der unzüchtige Mensch/ welcher sich berühmen dürffen/ daß er in 15. Tagen hundert / im Kriege gefangene/ Sarmatische Jungfrauen beschwängert gehabt. Pfuideß stinckenden Ruhms/ der mehr schweigens als redens werth gewesen were/ O der Viehischen ja Höllischen Brunst!</p> </div> </body> </text> </TEI> [302/0322]
DIe Welt ist gesitt wie jener Wolffs Magen zu Syracusis der Philoxenus, welcher Mutter allein auff ein Sitz einen sehr grossen Fisch Polypum biß auff den Kopff aufgerieben hatte/ welcher ihm so gedeyete/ daß er Todtkranck wurde/ und als er vermerckte/ daß er die Erde darüber keuen muste/ trotzig sprach: Afferte reliquum Polypi, ut satur ad inferos descendam, gebt mir das übergelassene auch folgend her/ damit ich satt hinunter fahre: Also weil mancher siehet/ daß man ihm nichts von gerichten mit in die Erde giebet/ will er vorher/ desto mehr sich anfüllen/ solt ers gleich in der Höllen erst verdauen/ was er hier gefressen hat. Vieler ihr Wunsch ist/ und das achteten sie vor ihre grosse Ehre / wann sie solche Sauffhelden seyn könten/ wie Marcus Cicero, der auff einen Hub/ sechs Kannen/ oder wie Novellius Torquatus, der auff einen Satz neun Kannen Weins zu sich nehmen können. Vieler ihre Freude wers/ wann sie das unglückselige Glück haben/ und jmmerdar leben könten wie Proculus der unzüchtige Mensch/ welcher sich berühmen dürffen/ daß er in 15. Tagen hundert / im Kriege gefangene/ Sarmatische Jungfrauen beschwängert gehabt. Pfuideß stinckenden Ruhms/ der mehr schweigens als redens werth gewesen were/ O der Viehischen ja Höllischen Brunst!
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/322>, abgerufen am 16.07.2024. |