Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.der Mann mit dem Pferde nicht übern Zaun kommen/ bat derowegen diesen/ daß er ihm das Pferd ein wenig halten möchte/ das geschahe. Wie nun der Mann über den Zaun gestiegen war/ und ins Holtz gieng/ unterdessen holte der Schüler sein Päcklein wieder/ satzte sich auffs Pferd/ und ritte also nach dem Paradiß zu/ der Mann kam wieder/ war sein Pferd auch loß worden/ die Frau sprach: Wo hei gy ju Pferd laten? Antwort. Ey/ ick sah dat de Gades-Mann mit dem Paken nicht fort kamen kunte/ drum gaff ick em dat Pferd mit/ (durffte nicht sagen/ daß er auch betrogen were.) 1. Diese Bauers - Frau ist eine einfältige Frau gewesen/ heut zu Tage dürffte man dergleichen schwerlich antreffen. 2. Narren muß man die Kolben lausen/ hat dieser Schüler gedacht/ und ist ihm eben so groß nicht zu verargen gewesen/ weil man ihm das Geld und Pferd an praesentiret/ daß er beydes zu sich genommen. 119. Kinder sind dem Kräutlein Sardonia zu vergleichen der Mann mit dem Pferde nicht übern Zaun kommen/ bat derowegen diesen/ daß er ihm das Pferd ein wenig halten möchte/ das geschahe. Wie nun der Mann über den Zaun gestiegen war/ und ins Holtz gieng/ unterdessen holte der Schüler sein Päcklein wieder/ satzte sich auffs Pferd/ und ritte also nach dem Paradiß zu/ der Mann kam wieder/ war sein Pferd auch loß worden/ die Frau sprach: Wo hei gy ju Pferd laten? Antwort. Ey/ ick sah dat de Gades-Mann mit dem Paken nicht fort kamen kunte/ drum gaff ick em dat Pferd mit/ (durffte nicht sagen/ daß er auch betrogen were.) 1. Diese Bauers - Frau ist eine einfältige Frau gewesen/ heut zu Tage dürffte man dergleichen schwerlich antreffen. 2. Narren muß man die Kolben lausen/ hat dieser Schüler gedacht/ und ist ihm eben so groß nicht zu verargen gewesen/ weil man ihm das Geld und Pferd an praesentiret/ daß er beydes zu sich genommen. 119. Kinder sind dem Kräutlein Sardonia zu vergleichen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0288" n="268"/> der Mann mit dem Pferde nicht übern Zaun kommen/ bat derowegen diesen/ daß er ihm das Pferd ein wenig halten möchte/ das geschahe. Wie nun der Mann über den Zaun gestiegen war/ und ins Holtz gieng/ unterdessen holte der Schüler sein Päcklein wieder/ satzte sich auffs Pferd/ und ritte also nach dem Paradiß zu/ der Mann kam wieder/ war sein Pferd auch loß worden/ die Frau sprach: Wo hei gy ju Pferd laten? Antwort. Ey/ ick sah dat de Gades-Mann mit dem Paken nicht fort kamen kunte/ drum gaff ick em dat Pferd mit/ (durffte nicht sagen/ daß er auch betrogen were.)</p> <p>1. Diese Bauers - Frau ist eine einfältige Frau gewesen/ heut zu Tage dürffte man dergleichen schwerlich antreffen.</p> <p>2. Narren muß man die Kolben lausen/ hat dieser Schüler gedacht/ und ist ihm eben so groß nicht zu verargen gewesen/ weil man ihm das Geld und Pferd an praesentiret/ daß er beydes zu sich genommen.</p> <p>119.</p> <p>Kinder sind dem Kräutlein Sardonia zu vergleichen</p> </div> </body> </text> </TEI> [268/0288]
der Mann mit dem Pferde nicht übern Zaun kommen/ bat derowegen diesen/ daß er ihm das Pferd ein wenig halten möchte/ das geschahe. Wie nun der Mann über den Zaun gestiegen war/ und ins Holtz gieng/ unterdessen holte der Schüler sein Päcklein wieder/ satzte sich auffs Pferd/ und ritte also nach dem Paradiß zu/ der Mann kam wieder/ war sein Pferd auch loß worden/ die Frau sprach: Wo hei gy ju Pferd laten? Antwort. Ey/ ick sah dat de Gades-Mann mit dem Paken nicht fort kamen kunte/ drum gaff ick em dat Pferd mit/ (durffte nicht sagen/ daß er auch betrogen were.)
1. Diese Bauers - Frau ist eine einfältige Frau gewesen/ heut zu Tage dürffte man dergleichen schwerlich antreffen.
2. Narren muß man die Kolben lausen/ hat dieser Schüler gedacht/ und ist ihm eben so groß nicht zu verargen gewesen/ weil man ihm das Geld und Pferd an praesentiret/ daß er beydes zu sich genommen.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/288>, abgerufen am 16.07.2024. |