Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.bracht und bestattet werden können: Es hatte sich aber begeben / daß derselbe kurtz vor seinem Absterben das Weib/ als es für dem Bette gestanden und bitterlich geweinet/ getröstet und gesagt hatte: Mein liebes Weib / gib dich zu Frieden/ sorge nicht für deine Kinder/ Gott hat einem jeden tausend Gülden beygeleget: Sie haben an Gott einen reichen Pfleger und sind wol versorgt: Diese Wort verstunde niemand/ sondern wurden geachtet/ als ob sie der Mann aus Schwachheit deß Haupts/ und als ein Sterbender aus Abwitz geredet. Was geschicht aber? Nach beschickter Leiche/ schiessen etliche fromme Leut- und Priester-Freunde zusammen/ und verehren der armen Mutter und jhren Kindern eine milde Almosen/ davon sie ein weiß Krämlein anfänget/ handelt auffrichtig und ehrlich/ betet mit den Kindern fleissig/ und helt sie zu Gottes-Furcht und allen Christlichen Tugenden: Kriegt einen Zuschlag von guten Leuten/ daß ihr jederman gerne abkäufft/ und in wenig Jahren so viel mit GOtt und guten Gewissen/ wuchert und gewinnet/ daß sie ihre Wäyßlein ehrlich fortbringet / und ihnen noch ein reichliches einsamlet und zu rück leget. 1. Gott verläst die Seinen nicht/ sondern weiß sie wol zuernehren/ wol dem nur / der Ihm vertrauet und ehrlich und auffrichtig handelt. bracht und bestattet werden können: Es hatte sich aber begeben / daß derselbe kurtz vor seinem Absterben das Weib/ als es für dem Bette gestanden und bitterlich geweinet/ getröstet und gesagt hatte: Mein liebes Weib / gib dich zu Frieden/ sorge nicht für deine Kinder/ Gott hat einem jeden tausend Gülden beygeleget: Sie haben an Gott einen reichen Pfleger und sind wol versorgt: Diese Wort verstunde niemand/ sondern wurden geachtet/ als ob sie der Mann aus Schwachheit deß Haupts/ und als ein Sterbender aus Abwitz geredet. Was geschicht aber? Nach beschickter Leiche/ schiessen etliche fromme Leut- und Priester-Freunde zusammen/ und verehren der armen Mutter und jhren Kindern eine milde Almosen/ davon sie ein weiß Krämlein anfänget/ handelt auffrichtig und ehrlich/ betet mit den Kindern fleissig/ und helt sie zu Gottes-Furcht und allen Christlichen Tugenden: Kriegt einen Zuschlag von guten Leuten/ daß ihr jederman gerne abkäufft/ und in wenig Jahren so viel mit GOtt und guten Gewissen/ wuchert und gewinnet/ daß sie ihre Wäyßlein ehrlich fortbringet / und ihnen noch ein reichliches einsamlet und zu rück leget. 1. Gott verläst die Seinen nicht/ sondern weiß sie wol zuernehren/ wol dem nur / der Ihm vertrauet und ehrlich und auffrichtig handelt. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0212" n="192"/> bracht und bestattet werden können: Es hatte sich aber begeben / daß derselbe kurtz vor seinem Absterben das Weib/ als es für dem Bette gestanden und bitterlich geweinet/ getröstet und gesagt hatte: Mein liebes Weib / gib dich zu Frieden/ sorge nicht für deine Kinder/ Gott hat einem jeden tausend Gülden beygeleget: Sie haben an Gott einen reichen Pfleger und sind wol versorgt: Diese Wort verstunde niemand/ sondern wurden geachtet/ als ob sie der Mann aus Schwachheit deß Haupts/ und als ein Sterbender aus Abwitz geredet. Was geschicht aber? Nach beschickter Leiche/ schiessen etliche fromme Leut- und Priester-Freunde zusammen/ und verehren der armen Mutter und jhren Kindern eine milde Almosen/ davon sie ein weiß Krämlein anfänget/ handelt auffrichtig und ehrlich/ betet mit den Kindern fleissig/ und helt sie zu Gottes-Furcht und allen Christlichen Tugenden: Kriegt einen Zuschlag von guten Leuten/ daß ihr jederman gerne abkäufft/ und in wenig Jahren so viel mit GOtt und guten Gewissen/ wuchert und gewinnet/ daß sie ihre Wäyßlein ehrlich fortbringet / und ihnen noch ein reichliches einsamlet und zu rück leget.</p> <p>1. Gott verläst die Seinen nicht/ sondern weiß sie wol zuernehren/ wol dem nur / der Ihm vertrauet und ehrlich und auffrichtig handelt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0212]
bracht und bestattet werden können: Es hatte sich aber begeben / daß derselbe kurtz vor seinem Absterben das Weib/ als es für dem Bette gestanden und bitterlich geweinet/ getröstet und gesagt hatte: Mein liebes Weib / gib dich zu Frieden/ sorge nicht für deine Kinder/ Gott hat einem jeden tausend Gülden beygeleget: Sie haben an Gott einen reichen Pfleger und sind wol versorgt: Diese Wort verstunde niemand/ sondern wurden geachtet/ als ob sie der Mann aus Schwachheit deß Haupts/ und als ein Sterbender aus Abwitz geredet. Was geschicht aber? Nach beschickter Leiche/ schiessen etliche fromme Leut- und Priester-Freunde zusammen/ und verehren der armen Mutter und jhren Kindern eine milde Almosen/ davon sie ein weiß Krämlein anfänget/ handelt auffrichtig und ehrlich/ betet mit den Kindern fleissig/ und helt sie zu Gottes-Furcht und allen Christlichen Tugenden: Kriegt einen Zuschlag von guten Leuten/ daß ihr jederman gerne abkäufft/ und in wenig Jahren so viel mit GOtt und guten Gewissen/ wuchert und gewinnet/ daß sie ihre Wäyßlein ehrlich fortbringet / und ihnen noch ein reichliches einsamlet und zu rück leget.
1. Gott verläst die Seinen nicht/ sondern weiß sie wol zuernehren/ wol dem nur / der Ihm vertrauet und ehrlich und auffrichtig handelt.
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/212>, abgerufen am 16.07.2024. |