Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.burg geplaget hatte/ und sprach: Als ich Anno 1521. von Worms abreisete/ und bey Eisenach gefangen ward/ und auff den Schloß Wartenburg in Pathmo saß/ da war ich fern von Leuten in einer Stuben/ und konte niemads zu mir kommen/ denn zween Edle Knaben/ so mir des Tages zweymahls Essen und Trincken brachten. Nun hatten sie mir einen Sack voll Haselnüsse gekaufft/ die ich zu Zeiten aß/ und hatte denselbigen in einem Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu Vette gieng/ zog mich in der Stuben aus/ thet das Licht auch aus/ und gieng in die Kammer/ legte mich ins Bette/ da kömpt mirs über die Haselnüß/ hebet an/ und gnitzet eine nach der andern an die Balcken mächtig hart/ rumpelt mir am Bette / aber ich fraget nichts darnach. Wie ich nun ein wenig einschlieff/ da hebets an der Treppen ein solch gepolter an/ als würffe man Fesser die Treppen hinab / so ich doch wol wuste/ daß die Treppe mit Ketten und Eisen wol verwahret/ daß niemandts hinauff konte/ noch fielen so viel Fasse hinunter/ ich stehe auff / gehe auff die Treppe/ wil sehen was da sey/ da burg geplaget hatte/ und sprach: Als ich Anno 1521. von Worms abreisete/ und bey Eisenach gefangen ward/ und auff den Schloß Wartenburg in Pathmo saß/ da war ich fern von Leuten in einer Stuben/ und konte niemads zu mir kommen/ denn zween Edle Knaben/ so mir des Tages zweymahls Essen und Trincken brachten. Nun hatten sie mir einen Sack voll Haselnüsse gekaufft/ die ich zu Zeiten aß/ und hatte denselbigen in einem Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu Vette gieng/ zog mich in der Stuben aus/ thet das Licht auch aus/ und gieng in die Kammer/ legte mich ins Bette/ da kömpt mirs über die Haselnüß/ hebet an/ und gnitzet eine nach der andern an die Balcken mächtig hart/ rumpelt mir am Bette / aber ich fraget nichts darnach. Wie ich nun ein wenig einschlieff/ da hebets an der Treppen ein solch gepolter an/ als würffe man Fesser die Treppen hinab / so ich doch wol wuste/ daß die Treppe mit Ketten und Eisen wol verwahret/ daß niemandts hinauff konte/ noch fielen so viel Fasse hinunter/ ich stehe auff / gehe auff die Treppe/ wil sehen was da sey/ da <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0190" n="170"/> burg geplaget hatte/ und sprach: Als ich Anno 1521. von Worms abreisete/ und bey Eisenach gefangen ward/ und auff den Schloß Wartenburg in Pathmo saß/ da war ich fern von Leuten in einer Stuben/ und konte niemads zu mir kommen/ denn zween Edle Knaben/ so mir des Tages zweymahls Essen und Trincken brachten. Nun hatten sie mir einen Sack voll Haselnüsse gekaufft/ die ich zu Zeiten aß/ und hatte denselbigen in einem Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu Vette gieng/ zog mich in der Stuben aus/ thet das Licht auch aus/ und gieng in die Kammer/ legte mich ins Bette/ da kömpt mirs über die Haselnüß/ hebet an/ und gnitzet eine nach der andern an die Balcken mächtig hart/ rumpelt mir am Bette / aber ich fraget nichts darnach. Wie ich nun ein wenig einschlieff/ da hebets an der Treppen ein solch gepolter an/ als würffe man Fesser die Treppen hinab / so ich doch wol wuste/ daß die Treppe mit Ketten und Eisen wol verwahret/ daß niemandts hinauff konte/ noch fielen so viel Fasse hinunter/ ich stehe auff / gehe auff die Treppe/ wil sehen was da sey/ da </p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0190]
burg geplaget hatte/ und sprach: Als ich Anno 1521. von Worms abreisete/ und bey Eisenach gefangen ward/ und auff den Schloß Wartenburg in Pathmo saß/ da war ich fern von Leuten in einer Stuben/ und konte niemads zu mir kommen/ denn zween Edle Knaben/ so mir des Tages zweymahls Essen und Trincken brachten. Nun hatten sie mir einen Sack voll Haselnüsse gekaufft/ die ich zu Zeiten aß/ und hatte denselbigen in einem Kasten verschlossen. Als ich des Nachts zu Vette gieng/ zog mich in der Stuben aus/ thet das Licht auch aus/ und gieng in die Kammer/ legte mich ins Bette/ da kömpt mirs über die Haselnüß/ hebet an/ und gnitzet eine nach der andern an die Balcken mächtig hart/ rumpelt mir am Bette / aber ich fraget nichts darnach. Wie ich nun ein wenig einschlieff/ da hebets an der Treppen ein solch gepolter an/ als würffe man Fesser die Treppen hinab / so ich doch wol wuste/ daß die Treppe mit Ketten und Eisen wol verwahret/ daß niemandts hinauff konte/ noch fielen so viel Fasse hinunter/ ich stehe auff / gehe auff die Treppe/ wil sehen was da sey/ da
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/190>, abgerufen am 16.02.2025. |