Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.Engel/ giebet hinter der Thür gute Nacht/ und reiset davon. Zum vierdten kommen sie zu einem Kraut-Junckern und Marterhansen/ der kan nichts als fluchen und schelten/ der fragt nichts nach ihnen/ beut ihnen auch keinen bissen Brodt/ keinen Trunck/ wollen sie nicht auf der Strassen liegen/ so müssen sie im Miststall verlieb nehmen. Des Morgens dancket der Engel diesem Schnautzhansen gantz freundlich abe/ und schencket ihm den Becher/ welchen er voriges Tages gestohlen hatte. Zum fünften/ kommen sie zu einem reichen Manne/ der that ihnen alles gutes/ und weil sie eines unbekanten Weges ziehen wolten/ giebt er ihnen sein einges Söhnlein mit/ daß es ihnen die rechte Strasse zeige/ da nun das liebe Kind sie auff die Landstrasse gebracht hatte/ da ergreiff es der Engel mit dem Kopffe/ verdrehet ihn das Genicke/ und erwürgts und wirffts in eine Gruben. Da kan sich der gute Mann nicht mehr halten/ sondern erzürnet sich/ und spricht: Ey du bist kein Engel/ du bist der leidige Teuffel/ du Mörder/ du Dieb/ wer hat mich mit dir besalbet: Ich wil nicht mehr mit dir wandern/ du kehrest alles umb/ troll dich in Abgrund der Höllen. Da spricht der Engel: Bistu nicht der Mann/ der Gott so offt gebeten hat/ er wolle ihm seine Gerichte offenbahren? Ey das seyn nicht Gottes Gerichte (spricht der fromme Mann) du bist ein Mörder/ du bist Engel/ giebet hinter der Thür gute Nacht/ und reiset davon. Zum vierdten kommen sie zu einem Kraut-Junckern und Marterhansen/ der kan nichts als fluchen und schelten/ der fragt nichts nach ihnen/ beut ihnen auch keinen bissen Brodt/ keinen Trunck/ wollen sie nicht auf der Strassen liegen/ so müssen sie im Miststall verlieb nehmen. Des Morgens dancket der Engel diesem Schnautzhansen gantz freundlich abe/ und schencket ihm den Becher/ welchen er voriges Tages gestohlen hatte. Zum fünften/ kommen sie zu einem reichen Manne/ der that ihnen alles gutes/ und weil sie eines unbekanten Weges ziehen wolten/ giebt er ihnen sein einges Söhnlein mit/ daß es ihnen die rechte Strasse zeige/ da nun das liebe Kind sie auff die Landstrasse gebracht hatte/ da ergreiff es der Engel mit dem Kopffe/ verdrehet ihn das Genicke/ und erwürgts und wirffts in eine Gruben. Da kan sich der gute Mann nicht mehr halten/ sondern erzürnet sich/ und spricht: Ey du bist kein Engel/ du bist der leidige Teuffel/ du Mörder/ du Dieb/ wer hat mich mit dir besalbet: Ich wil nicht mehr mit dir wandern/ du kehrest alles umb/ troll dich in Abgrund der Höllen. Da spricht der Engel: Bistu nicht der Mann/ der Gott so offt gebeten hat/ er wolle ihm seine Gerichte offenbahren? Ey das seyn nicht Gottes Gerichte (spricht der fromme Mann) du bist ein Mörder/ du bist <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0125" n="105"/> Engel/ giebet hinter der Thür gute Nacht/ und reiset davon. Zum vierdten kommen sie zu einem Kraut-Junckern und Marterhansen/ der kan nichts als fluchen und schelten/ der fragt nichts nach ihnen/ beut ihnen auch keinen bissen Brodt/ keinen Trunck/ wollen sie nicht auf der Strassen liegen/ so müssen sie im Miststall verlieb nehmen. Des Morgens dancket der Engel diesem Schnautzhansen gantz freundlich abe/ und schencket ihm den Becher/ welchen er voriges Tages gestohlen hatte. Zum fünften/ kommen sie zu einem reichen Manne/ der that ihnen alles gutes/ und weil sie eines unbekanten Weges ziehen wolten/ giebt er ihnen sein einges Söhnlein mit/ daß es ihnen die rechte Strasse zeige/ da nun das liebe Kind sie auff die Landstrasse gebracht hatte/ da ergreiff es der Engel mit dem Kopffe/ verdrehet ihn das Genicke/ und erwürgts und wirffts in eine Gruben. Da kan sich der gute Mann nicht mehr halten/ sondern erzürnet sich/ und spricht: Ey du bist kein Engel/ du bist der leidige Teuffel/ du Mörder/ du Dieb/ wer hat mich mit dir besalbet: Ich wil nicht mehr mit dir wandern/ du kehrest alles umb/ troll dich in Abgrund der Höllen. Da spricht der Engel: Bistu nicht der Mann/ der Gott so offt gebeten hat/ er wolle ihm seine Gerichte offenbahren? Ey das seyn nicht Gottes Gerichte (spricht der fromme Mann) du bist ein Mörder/ du bist </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0125]
Engel/ giebet hinter der Thür gute Nacht/ und reiset davon. Zum vierdten kommen sie zu einem Kraut-Junckern und Marterhansen/ der kan nichts als fluchen und schelten/ der fragt nichts nach ihnen/ beut ihnen auch keinen bissen Brodt/ keinen Trunck/ wollen sie nicht auf der Strassen liegen/ so müssen sie im Miststall verlieb nehmen. Des Morgens dancket der Engel diesem Schnautzhansen gantz freundlich abe/ und schencket ihm den Becher/ welchen er voriges Tages gestohlen hatte. Zum fünften/ kommen sie zu einem reichen Manne/ der that ihnen alles gutes/ und weil sie eines unbekanten Weges ziehen wolten/ giebt er ihnen sein einges Söhnlein mit/ daß es ihnen die rechte Strasse zeige/ da nun das liebe Kind sie auff die Landstrasse gebracht hatte/ da ergreiff es der Engel mit dem Kopffe/ verdrehet ihn das Genicke/ und erwürgts und wirffts in eine Gruben. Da kan sich der gute Mann nicht mehr halten/ sondern erzürnet sich/ und spricht: Ey du bist kein Engel/ du bist der leidige Teuffel/ du Mörder/ du Dieb/ wer hat mich mit dir besalbet: Ich wil nicht mehr mit dir wandern/ du kehrest alles umb/ troll dich in Abgrund der Höllen. Da spricht der Engel: Bistu nicht der Mann/ der Gott so offt gebeten hat/ er wolle ihm seine Gerichte offenbahren? Ey das seyn nicht Gottes Gerichte (spricht der fromme Mann) du bist ein Mörder/ du bist
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/125>, abgerufen am 16.02.2025. |