Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
während des Prozesses sprach eins vom andern das möglichst schlechte. Was der Mann sagen konnte, mußte freilich, da es das allgemeine Gerücht bestä- tigte, die Dame um die Achtung der ehrbaren Welt bringen, aber sie hatte Geld, gab Dejeuners, Soupees, gieng mit noch mehrerer Pracht in die großen Assem- blees, und wußte an gewisse Damen vom ersten Range mit feiner Art geschmackvolle Geschenke zu machen. Durch alles dies erhielt sie sich doch in Ansehen, man fand, daß es eine ungemein einneh- mende und gute Frau wäre, der auch wohl ihr böser Mann und seine Buhlschaft, die Gastwirthinn, zu viel übels nachsagte. Baron Treff war zu der Zeit auch noch in bril- lanten Umständen, und also ebenfalls gegen die Ge- ringachtung des großen Publikums gesichert, aber gewisse Herren des Gouvernements und der Polizei durften ihre Ohren nicht länger verstopft halten, da die gnädige Frau als einen Hauptgrund, warum sie nicht länger bei ihm bleiben könnte, das verbothene Spiel angab, welches er mit allen Künsten trieb. Diese Stimme erregte mehrere, Väter, Mütter, Eheweiber begannen zu sprechen, und aus dem allen erfolgte, daß dem Herrn Baron nicht nur das Spiel bei schwerer Strafe untersagt ward, sondern auch der Gastwirth Johann Jacob Schnitzer förmlich aufs
waͤhrend des Prozeſſes ſprach eins vom andern das moͤglichſt ſchlechte. Was der Mann ſagen konnte, mußte freilich, da es das allgemeine Geruͤcht beſtaͤ- tigte, die Dame um die Achtung der ehrbaren Welt bringen, aber ſie hatte Geld, gab Dejeuners, Soupees, gieng mit noch mehrerer Pracht in die großen Aſſem- blees, und wußte an gewiſſe Damen vom erſten Range mit feiner Art geſchmackvolle Geſchenke zu machen. Durch alles dies erhielt ſie ſich doch in Anſehen, man fand, daß es eine ungemein einneh- mende und gute Frau waͤre, der auch wohl ihr boͤſer Mann und ſeine Buhlſchaft, die Gaſtwirthinn, zu viel uͤbels nachſagte. Baron Treff war zu der Zeit auch noch in bril- lanten Umſtaͤnden, und alſo ebenfalls gegen die Ge- ringachtung des großen Publikums geſichert, aber gewiſſe Herren des Gouvernements und der Polizei durften ihre Ohren nicht laͤnger verſtopft halten, da die gnaͤdige Frau als einen Hauptgrund, warum ſie nicht laͤnger bei ihm bleiben koͤnnte, das verbothene Spiel angab, welches er mit allen Kuͤnſten trieb. Dieſe Stimme erregte mehrere, Vaͤter, Muͤtter, Eheweiber begannen zu ſprechen, und aus dem allen erfolgte, daß dem Herrn Baron nicht nur das Spiel bei ſchwerer Strafe unterſagt ward, ſondern auch der Gaſtwirth Johann Jacob Schnitzer foͤrmlich aufs
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waͤhrend des Prozeſſes ſprach eins vom andern das
moͤglichſt ſchlechte. Was der Mann ſagen konnte,
mußte freilich, da es das allgemeine Geruͤcht beſtaͤ-
tigte, die Dame um die Achtung der ehrbaren Welt
bringen, aber ſie hatte Geld, gab Dejeuners, Soupees,
gieng mit noch mehrerer Pracht in die großen Aſſem-
blees, und wußte an gewiſſe Damen vom erſten
Range mit feiner Art geſchmackvolle Geſchenke zu
machen. Durch alles dies erhielt ſie ſich doch in
Anſehen, man fand, daß es eine ungemein einneh-
mende und gute Frau waͤre, der auch wohl ihr
boͤſer Mann und ſeine Buhlſchaft, die Gaſtwirthinn,
zu viel uͤbels nachſagte.
Baron Treff war zu der Zeit auch noch in bril-
lanten Umſtaͤnden, und alſo ebenfalls gegen die Ge-
ringachtung des großen Publikums geſichert, aber
gewiſſe Herren des Gouvernements und der Polizei
durften ihre Ohren nicht laͤnger verſtopft halten, da
die gnaͤdige Frau als einen Hauptgrund, warum ſie
nicht laͤnger bei ihm bleiben koͤnnte, das verbothene
Spiel angab, welches er mit allen Kuͤnſten trieb.
Dieſe Stimme erregte mehrere, Vaͤter, Muͤtter,
Eheweiber begannen zu ſprechen, und aus dem allen
erfolgte, daß dem Herrn Baron nicht nur das Spiel
bei ſchwerer Strafe unterſagt ward, ſondern auch
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